Sozialistisch statt “demokratisch”

Mit der Ablehnung der Politik als Geschäft zum Vorteil der Falschen und als demagogisches Theater lagen die einfachen Leute stets richtig.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Der­zeit ent­wi­ckelt sich eine neu­ar­ti­ge, im Wesent­li­chen popu­lis­tisch-sozia­lis­ti­sche Vari­an­te der Poli­tik im ideell erschöpf­ten, poli­tisch ver­ein­sei­tig­ten und wegen der EZB‑, Ener­gie- und Kli­ma­po­li­tik wirt­schaft­lich nur­mehr in Schein­blü­te ste­hen­den Deutsch­land. Der Begriff des „tie­fen Staa­tes“ erweist sich hier­zu­lan­de in spe­zi­el­ler Wei­se als beson­ders zutreffend.

Sowohl im Bund als auch in Ber­lin und in Meck­len­burg-Vor­pom­mern wer­den neue sozia­lis­ti­sche Regie­run­gen antre­ten. Gesellt sich FDP dazu, ergibt sich ein Light-Ver­si­on des rot-grü­nen oder rot-roten Blocks.

Der ver­spricht gegen die ein­fachs­te Haus­halts­ma­the­ma­tik und trotz der jüngst ohne ech­te Not erfolg­ten Coro­na-Ver­schwen­dun­gen (hier illus­triert an der Vari­an­te des Lan­des Meck­len­burg-Vor­pom­mern) für die Zukunft ein­fach alles, vor allem sozi­al- und umwelt­po­li­tisch, und zwar gemäß des mitt­ler­wei­le geflü­gel­ten Wor­tes „Wha­te­ver it takes!“ Die Wirt­schafts- und Finanz­un­ter­neh­men müs­sen sich kraft Regu­lie­run­gen des Staa­tes ideo­lo­gi­schen Ziel­stel­lun­gen zuordnen.

„Dekar­bo­ni­sie­rung“, Digi­ta­li­sie­rung, Demo­gra­phie-Pro­ble­me und Sozi­al­trans­fers wer­den bei ange­streb­ter „Nach­hal­tig­keit“ der Staats­fi­nan­zen enor­me Kos­ten aus­lö­sen. Zudem wird weni­ger Ein­kom­men erwirt­schaf­tet, da mehr alte Men­schen in Ren­te gehen, als jun­ge für den Arbeits­markt hinzukommen.

Ins­be­son­de­re durch Co2-Ver­teu­fe­lung und ange­streb­te „Kli­ma­neu­tra­li­tät“ – neu­er­dings wohl eigens über­wacht von einem inqui­si­to­risch han­deln­den Kli­ma-Minis­te­ri­um – wird das gesamt­ge­sell­schaft­li­che Ein­kom­men gerin­ger. Zwar ver­spre­chen die Staats­so­zia­lis­ten, kei­ne Steu­er­erhö­hun­gen vor­zu­neh­men, aber die Sozi­al­ab­ga­ben für die Ren­ten- und Arbeits­lo­sen­ver­si­che­rung, für die Kran­ken- und Pfle­ge­ver­si­che­rung wer­den um so mehr stei­gen. Das wird nicht offen kommuniziert.

Die stär­ke­ren Belas­tun­gen gehen ein­her mit einer so nie dage­we­se­nen Durch­ideo­lo­gi­sie­rung der gesam­ten Gesell­schaft. Davon war zwar eben­so die real­so­zia­lis­ti­sche DDR gekenn­zeich­net, aller­dings mit dem Unter­schied, daß dort nie eine Mehr­heit des Lan­des der Pro­pa­gan­da der Herr­schen­den auf den Leim ging, son­dern sich zur Ein­ord­nung gezwun­gen sah – durch das „eiser­ne Band“ der Diktatur.

Damit waren wir durch die Sowjet­uni­on und die ihr die­nen­de SED gebun­den. Ob ein sol­ches Band des Zwan­ges in der Gesell­schaft auch evo­lu­tio­när, also eigen­dy­na­misch ent­ste­hen kann, wird sich wei­sen. Die Anzei­chen dafür schei­nen deut­li­cher zu werden.

Ja, man murr­te in der DDR, man ver­hielt sich oppor­tu­nis­tisch, zog sich in die Nischen zurück, die es damals sub­kul­tu­rell noch viel­fäl­ti­ger gab als heu­te, man hat­te Angst vor Ver­fol­gung, min­des­tens Bespit­ze­lung, aber man iden­ti­fi­zier­te sich in der Mas­se eben­so­we­nig mit der „Aktu­el­len Kame­ra“ wie mit den Trans­pa­ren­ten und Polit-Fes­ti­vals. Die Mehr­heit mach­te zwar mit, war aber gera­de­zu sub­ver­siv ganz scharf auf eine zwei­te Les­art zu den offi­zi­el­len Ver­laut­ba­run­gen und fand sie damals unter ande­rem in der Literatur.

Heu­te anders: Die Mehr­heit iden­ti­fi­ziert sich mit den Paro­len des links­grü­nen Estab­lish­ments. Die Schu­le bewer­tet längst wie­der staats­bür­ger­kund­lich eher das Bekennt­nis dazu als das qua­li­fi­ziert kri­ti­sche Nach­den­ken dar­über. Von einer offe­nen Gesell­schaft kann weni­ger denn je die Rede sein, viel­mehr von einer zuneh­men­den Geschlos­sen­heit, die ein­heits­front­lich links­grü­nen Maß­ga­ben folgt.

Noch nie zuvor in der deut­schen Geschich­te gab es eine Situa­ti­on, in der die ein­zi­ge kri­ti­sche Oppo­si­ti­on von rechts erfolg­te. Jetzt ist dem so. Es gibt kei­ne ande­re Ein­spruchs- und Wider­spruchs­ebe­ne mehr.

Daher die Auf­re­gung, daher die Kam­pa­gnen, die for­cier­te inlands­ge­heim­dienst­li­che Tätig­keit, daher ande­rer­seits die finan­zi­el­le Nobel­aus­stat­tung für lin­ke Ver­ei­ne, die als Beschüt­zer der Demo­kra­tie eti­ket­tiert wer­den, daher das „Demo­kra­tie­för­de­rungs­ge­setz“, dem die geschwäch­te CDU wohl letzt­ma­lig eine Absa­ge erteil­te, das aber sicher als­bald neu auf­ge­legt wird.

Dies alles nicht etwa, weil die Rech­te beson­ders vital wäre, son­dern viel­mehr, weil die Lin­ke vom Sys­tem der Mit­te als will­kom­me­ne Hilfs­trup­pe koop­tiert wur­de – zur Ver­blüf­fung der Lin­ken selbst, die das Para­dox, daß sie plötz­lich nicht nur zum Estab­lish­ment gehört, son­dern die Rich­tung bestimmt, selbst noch über­haupt nicht rea­li­siert, geschwei­ge denn pro­ble­ma­ti­siert. Rein sym­pto­ma­tisch zeigt sich dies jedoch in der Theo­rie- und intel­lek­tu­el­len Schwä­che der Lin­ken, ja, es gibt über­haupt kei­ne intel­lek­tu­ell belast­ba­re Lin­ke mehr, eben weil sie voll­kom­men dem Sys­tem gleich­ge­schal­tet ist.

Über­haupt deu­tet die pene­tran­te Beto­nung des Signi­fi­kats „Demo­kra­tie“ dar­auf hin, daß es sie so eigent­lich kaum mehr gibt; eben­so ver­hält es sich mit der Beschwö­rung der Wort­hül­sen „Tole­ranz“, „Viel­falt“ und „Streit­kul­tur“. Das alles kann so offen wie vor zwan­zig Jah­ren nicht mehr gelebt wer­den. Der Begriff des „Plu­ra­lis­mus“ scheint daher bereits weni­ger gebraucht zu werden.

Das Sys­tem ist min­des­tens im enge­ren Sin­ne kein kapi­ta­lis­ti­sches oder auch nur markt­wirt­schaft­li­ches mehr, son­dern ten­diert, ver­stärkt durch das exe­ku­ti­ve Coro­na-Manage­ment, in Rich­tung Staats­so­zia­lis­mus. Noch blieb das Eigen­tum an Pro­duk­ti­ons­mit­teln weit­ge­hend unan­ge­tas­tet, aber Über­grif­fe in die­ser Rich­tung wur­den nicht nur durch die Ber­li­ner Ent­eig­nungs­of­fen­si­ve deut­lich: Der Par­tei­en­staat selbst ist es, der sich in sei­ner adi­pö­sen Hyper­tro­phie das Land und die Wirt­schaft unterwirft.

Sei­ne Prot­ago­nis­ten sind Selbst­be­die­ner am Volks­ver­mö­gen, die sich lebens­kul­tu­rell nicht von der höfi­schen Kas­te unter­schei­den, wie sie Georg Büch­ner (1813 – 1837) in sei­nem „Hes­si­schen Land­bo­ten“ (1834) pole­misch angriff. Nur ist die Ver­elen­dung der Mas­sen heut­zu­ta­ge nicht so deut­lich wie in einem Dou­dez-Fürs­ten­tum früher.

Dazu flo­riert die Wirt­schaft dank effi­zi­en­ter und tech­no­lo­gisch durch­ge­tak­te­ter Mas­sen­pro­duk­ti­on bil­li­ger Lebens­mit­tel und Gebrauchs­ar­ti­kel noch zu gut. Sie ist in der Lage, gemäß ihrer phy­si­schen Grund­be­dürf­nis­se all jene mit­zu­ver­sor­gen, die von ech­ter „Teil­ha­be“ längst aus­ge­schlos­sen sind, weil sie weder von der Wirt­schaft noch von der Kul­tur im all­ge­mei­nen gebraucht werden.

Die­se neu­en Pro­le­ta­ri­er, ob deutsch oder „zuge­wan­dert“, wer­den sozia­lis­tisch ali­men­tiert, künf­tig mit einem „Bür­ger­geld“. Sie inter­es­sie­ren als Stimm­vieh, dür­fen vor allem nicht mit der Rech­ten sym­pa­thi­sie­ren, wer­den auf Dis­coun­ter­ni­veau ruhig­ge­hal­ten und als Ver­fü­gungs- bzw. Ver­wal­tungs­mas­se durch­ge­bracht. Eine Belich­tung ihres gesell­schaft­li­chen Bewußt­seins ver­hin­dern vor allem die ver­brau­cher­freund­li­che Ver­blö­dung repro­du­zie­ren­den „sozia­len Medien“.

Die Armen sind also weit­ge­hend zufrie­den­ge­stellt, durch prak­tisch sozia­lis­ti­sche Poli­tik von ganz oben für ganz unten. Sie sind ein Mas­sen­phä­no­men, das sich bei­spiels­wei­se in den Erhe­bun­gen zur Kin­der­ar­mut dann und wann deut­lich zeigt. Aber die­se Mas­se wird inner­halb der Gesell­schafts­po­li­tik in eine ecki­ge Klam­mer gesetzt und spielt für poli­ti­sche Pro­zes­se kaum mehr eine Rolle.

Mehr noch: Die meis­ten Armen wäh­len prag­ma­tisch die ver­ein­ten Sozia­lis­ten, weil es ihnen nützt. Den Zuwan­de­rern kommt das herr­schen­de Sys­tem eben­so ent­ge­gen, weil es für sie ver­gleichs­wei­se guten Lebens­kom­fort sichert: In Hal­le-Neu­stadt oder Anklam lebt es sich bes­ser als in Bag­dad oder Herat.

Wäh­rend die Armen zur Sta­bi­li­sie­rung der Sozi­al­trans­fers zu ihren Guns­ten also Sozi­al­de­mo­kra­ten oder Lin­ke wäh­len, füh­len sich die Life­style-Mora­lis­ten der „neu­en urba­nen Schich­ten“ durch die Grü­nen ver­tre­ten, jeden­falls so lan­ge, bis sie selbst die erhöh­te Abga­ben­last spü­ren werden.

Den Sys­te­me­ta­blier­ten nützt die qua­si­so­zia­lis­ti­sche Poli­tik der Ver­schul­dung und Ali­men­tie­rung, denn: Wer im sich mehr und mehr blä­hen­den öffent­li­chen Dienst sein gesi­cher­tes Aus­kom­men hat, wer mit über Lohn­zah­lun­gen trans­fe­rier­ten öffent­li­chen Gel­dern sein Eigen­heim in Sub­ur­bia abzahlt und das Dasein zwi­schen Car­port und Bon­sai-Gärt­chen genießt, der lebt bereits im Sozia­lis­mus und wird aus sei­ner Per­spek­ti­ve ver­nünf­ti­ger­wei­se sol­che Figu­ren wie Schwe­sig, Gif­fey, Olden­burg wäh­len, die ihrer­seits über immense Staats­aus­ga­ben direkt oder indi­rekt Wirt­schafts­un­ter­neh­men versorgen.

Man sehe sich die Ver­lin­kun­gen zu den drei lin­ken Damen an. Was einem dort an Bild und Text begeg­net, ist wir­kungs­äs­the­tisch und argu­men­ta­tiv bereits rei­ner Staats­so­zia­lis­mus in drei „lan­des­mut­ter­schaft­li­chen“ Vari­an­ten. Was hier ver­tre­ten wird, ist pure Ideo­lo­gie – ja, freund­li­chen Gesichts, klar, so wie in jeder Propaganda.

Weil es die Wäh­ler ver­ges­sen, sei es wie­der­holt: Wer in den Par­la­men­ten das Volk zu ver­tre­ten meint, leis­tet in den aller­meis­ten Fäl­len gar nichts Wert­schöp­fen­des. Ein sol­cher Reprä­sen­tant müß­te sich daher min­des­tens als Dienst­leis­ter sei­nes Wahl­krei­ses ver­ste­hen. Man prü­fe, wer das tat­säch­lich leistet.

All die tau­sen­den Effen­dis der Legis­la­ti­ve, Exe­ku­ti­ve und Judi­ka­ti­ve bil­den mit ihrem Troß in den ein­zel­nen Lan­des­haupt­städ­ten und in Ber­lin vom per­so­nel­len Umfang her jeweils die Bevöl­ke­rungs­zahl einer mitt­le­ren, rein steu­er­fi­nan­zier­ten Stadt. Die exis­tiert zwar geo­gra­phisch nicht geson­dert, aber man darf sie sich so den­ken, näm­lich exklu­siv: hohe Ein­kom­men, finan­ziert von einem selbst­re­fe­ren­ti­el­len Sys­tem, ech­ter Anstren­gung im Sin­ne des Rin­gens um Leis­tung, Pro­duk­ti­on, Bewäh­rung und Behaup­tung weit­ge­hend ent­kop­pelt, sich dabei aber um so eli­tä­rer wäh­nend. Weni­ge Idea­lis­ten dar­un­ter, aber vie­le Zyniker.

Die Kehr­sei­te der pflicht­grin­sen­den Staats­freund­lich­keit für alle und jeden sind die for­cier­ten Stabs­übun­gen gegen rechts: Berufs­ver­bots­pra­xis, gehand­habt vom Amt, also von der Exe­ku­ti­ve, neu­er­dings qua­si vor­beu­gend, ohne recht­li­che Begrün­dung, weil ja „grund­ver­ein­bart“ ist, daß Oppo­si­tio­nel­le, die es nun mal nur von rechts geben kann, im öffent­li­chen Dienst nichts zu suchen haben, Geheim­po­li­zei-Aktio­nen gegen rech­te Zen­tren, also gegen die AfD, gegen Schnell­ro­da, gegen Iden­ti­tä­re und alle Vari­an­ten von „Quer­den­kern“.

Wie in jedem sich ten­den­zi­ell zum ideo­lo­gisch Tota­li­tä­ren ent­wi­ckeln­den Staat bedarf es eines Feind­bil­des, dem Attri­bu­te des Patho­lo­gi­schen, des Volks­schäd­li­chen und unmit­tel­bar Bedroh­li­chen zuge­schrie­ben wer­den. Und die­ses Dun­kel sum­miert sich jen­seits des ver­ord­ne­ten Pla­kat­lä­chelns des Staats­so­zia­lis­mus angeb­lich im Rech­ten, gegen den folg­lich jedes Mit­tel erlaubt ist, was gegen­über der eige­nen Kli­en­tel aus­ge­schlos­sen wird, denn:

Wer sich artig zum Sys­tem bekennt, vom ali­men­tier­ten neu­en Armen bis zum durch Kre­dit­ver­pflich­tun­gen in Bot­mä­ßig­keit gezwun­ge­nen Eigen­hei­mer, der ist für die neue Volks­ge­mein­schaft der Ange­paß­ten defi­niert, der möge gern ent­we­der im Appa­rat auf­stei­gen oder sich unten eines gesi­cher­ten Mini­mums gewiß sein. Gegen die ande­ren sind die Mit­tel und Werk­zeu­ge längst noch nicht aus­ge­schöpft. Ins­be­son­de­re Zen­sur und Ver­hin­de­rung wer­den pro­por­tio­nal zu Pro­pa­gan­da wei­ter inten­si­viert werden.

Gefragt ist Anpas­sung. Sie wird von Staats wegen belohnt. Daß nament­lich die gesam­te Leh­rer­schaft, die die Bestands­ver­lus­te in Bil­dung und Erzie­hung ja kennt, die ver­fehl­te Kul­tus­po­li­tik min­des­tens pas­siv tole­riert und also funk­tio­niert, obwohl sie eine kon­ser­va­ti­ve Umsteue­rung drin­gend wün­schen müß­te, ist allein mit ihrer Ein­kom­mens­si­tua­ti­on und der Neu­ver­be­am­tun­gen jun­ger Leh­rer zu erklären.

Über­for­de­rungs- und Streß­be­las­tun­gen wer­den mit den enor­men Kran­ken­stän­den kom­pen­siert. Der ist im öffent­li­chen Dienst schon hoch, bei Leh­rern aber – nach­voll­zieh­bar wegen immer höhe­rer Belas­tun­gen bei erheb­li­cher Über­al­te­rung – am höchs­ten, an Ber­li­ner Grund- und Sekun­dar­schu­len weit über 40 Tage im Jahr, also etwa acht Arbeits­wo­chen, mit­hin zwei Wochen län­ger als die Som­mer­fe­ri­en. Leh­rer sind so kor­rum­piert wie erschöpft. Bei­des steht in indi­rek­tem Zusam­men­hang. Sie wer­den für Anpas­sung bezahlt, aber im hoch­dre­hen­den Streß des Reiz­felds Schu­le verschlissen.

Blei­ben noch die ech­ten Leis­tungs­trä­ger, deren Abga­ben die Funk­tio­nä­re und Appa­rat­schiks des „Deep Sta­te“ eben­so bezah­len wie des­sen Kli­en­te­lis­mus. Sie haben gegen­wär­tig der Kos­ten und Steu­ern wegen so um ihre Selb­stän­dig­keit bzw. um ihre Betrie­be zu rin­gen, daß ihnen für Poli­tik kaum Res­sour­cen bleiben.

Aller­dings wird sich zei­gen, inwie­fern min­des­tens die FDP die­se ver­blie­be­nen Wert­schöp­fer noch ver­tre­ten kann, nach­dem sie sich als selt­sam drit­te bzw. vier­te Kraft den links­grü­nen Staats­öko­lo­gen und Staats­so­zia­lis­ten zuge­sell­te, unter ande­rem wohl in der Hoff­nung, etwas von den sozia­lis­ti­schen und öko­lo­gi­schen Staats­auf­trä­gen müs­sen ja doch wohl Hand­wer­kern und indus­tri­el­lem Mit­tel­stand zuflie­ßen, von den die über­flüs­sig geord­ne­ten Luft­fil­ter eben­so her­ge­stellt wer­den wie all die „Inno­va­tio­nen“, die es für Digi­ta­li­sie­rung und „Kli­ma­neu­tra­li­tät“ braucht.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (28)

Laurenz

19. Oktober 2021 10:28

@HB

Ihr guter Artikel ist zu lang, 2e wären besser gewesen.

Ihre Urteile über Mehrheiten in der Bevölkerung sind in meinen Augen jeweils zu pauschal.

Die schlimmste (indirekte) "Steuererhöhung" findet bereits statt. Die Inflation läßt Staatsschulden weniger wert werden, ebenso die Geldvermögen & Einkünfte der Bürger.

Manche werden jetzt schon Ihr Kreuz oder ihr Nicht-Wählen bereuen.

URN

19. Oktober 2021 11:52

Im Gegensatz zu Laurenz kann ich mir niemanden vorstellen, der jetzt schon - oder überhaupt jemals - sein Kreuz oder Nicht-Wählen bereut. Aber vielleicht liegt das ja nur an fehlender Phantasie und Hang zum Realismus.

Gotlandfahrer

19. Oktober 2021 12:29

1/2

Danke.

„Sozialistisch / Sozialismus“ halte ich als geländeorientierten Abschreckbegriff für ungeeignet.  Erstens, weil in ihm „sozial“ dominiert und damit das Gegenteil dessen, was er ist.  Genau deswegen nutzen ihn seine Vertreter.  Die Mafia wird nicht dadurch entlarvt, dass man sie, wie sie sich, als ehrenwerte Gesellschaft bezeichnet.  Zweitens ist das Wissen um den Kern allen menschlichen Übels, der sich in der Endung „ismus“ ausdrückt, zu dünn verbreitet, um entsprechende Wirkung zu entfalten.  Drittens bleibt seine historische Evidenz dem Bewusstsein der noch nicht so lange hier Lebenden weitgehend verborgen, ja selbst den meisten Übrigen westdeutscher Provenienz, so dass auch dies, anders als in osteuropäischen Ländern, keine Warnsignale empfangen lässt.  Viertens, bei aller Abneigung gegenüber eben diesem historischen und, wesensbedingt, wie zu jeder Zeit menschenfeindlichem Sozialismus, griff dieser doch immerhin noch auf einen Restethos zurück, der sich ihn im Vergleich zu dem, was oben durch die versuchte Parallelsetzung mit ihm zu kennzeichnen versucht wird, wie eine irgendwie gerade noch erträgliche Variante der Hölle erscheinen lässt. 

Gotlandfahrer

19. Oktober 2021 12:32

2/2

Mit anderen Worten: Das, was hier verzweifelt als „Sozialismus“ zu brandmarken versucht wird, ist soviel davon, wie die AfD Nationalsozialismus ist, nämlich gar nicht.  Was hier „statt ‚demokratisch‘ “ zu benennen ist, ist wohl eher etwas, wofür noch immer ein eingängiger Begriff fehlt, da der Vorgang historisch neu und überaus komplex ist. 

Ja, wie kann man es den nennen, wenn eine Handvoll Menschen des globalen Geldadels, durch Heranbildung lokal installierter korrupter Schranzen, unter Zuhilfenahme nichtsnutziger Schläger, neuester Werkzeuge der Massenpsychologie zur Orchestrierung von sich erfolgreich wähnenden Funktionsschlaubergern, der Neuauflage uralter Schuld-Sühne-Ablass-Opfer-Riten und dem Absingen „sozialistischer“ Weltrettungsparolen, eine singulär konzentrierte materielle und immaterielle Enteignungstyrannei zugunsten eigener privater Disposition durchzieht?  Infernalismus? Kapiert ja keiner.  

Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

Niekisch

19. Oktober 2021 12:37

Es stimmt, auf die Leistungsträger kommt es an. Wer anders als sie trägt die für sie erbrachte Leistung der Leistenden erst auf der Schulter, dann im Geldbeutel, dann auf Briefkastenkonten in aller Welt? 

Der kleine asoziale Leistungserbringer muss sich sogar gefallen lassen, dass ihm sein echt gemeinter, vielleicht aus nationalem Antrieb gewachsener Sozialismus der Haltung geklaut wird und alleine für die Internationalisten jeglicher Couleur zweckentfremdet wird. 

 

Hartwig aus LG8

19. Oktober 2021 14:09

""Ja, wie kann man es den nennen, ... ""

@ Gotlandfahrer,  @HB

Vielleicht eine Variante des Feudalismus?  ... in neuem Gewande?

"Glaubt mir, sie werden uns die Atemluft besteuern!"  -  So schrieb ein User in den nuller Jahren im gelben Forum. Er schrieb von einem neuen Feudalismus und benannte auch gleich die Drahtzieher, wobei er an den üblichen Verdächtigen nicht vorbeikam.

Ich hielt das damals für viel zu weitgehend ... Heute sind wir mittendrin.

 

Elvis Pressluft

19. Oktober 2021 14:19

Das jetzige westdeutsche Prekariat (operationale Definition: Restbestand der mittleren Mittelschicht und alles „sozioökonomisch abwärts“ davon) unterliegt m.E. einem Generationenproblem. Ich bin alt genug, um einen nichtverwahrlosten öffentlichen Raum noch als Normalzustand erlebt zu haben. Ich hatte weitgehend die Wahl, Kontakt zu Ausländern zu suchen, hinzunehmen oder zu meiden. Ich erlebte noch das Konstrukt soziale Marktwirtschaft, die Drohkulisse „Hartz IV“ war unvorstellbar. Demzufolge hätte es des Verlusts des Verstands bedurft, um zu der Vorstellung zu gelangen, man könne eine linke Partei unterstützen, um den eigenen Interessen zu dienen.

All das ist – mutmaßlich auf Dauer – dahin, und man kann es nicht „virtualisieren“. Die Nachgeborenen haben in aller Regel keinen Begriff des Verlusts – was ihnen nicht anzulasten ist. Dennoch erheischt der Wahlsieg der Menschewiki spezielle Aufmerksamkeit, denn es liegt nahe, daß die wirtschaftlich Schwächsten die ersten Leidtragenden der gesellschaftlichen Selbstzerstörung sind. Mir reicht die Erklärung nicht ganz aus, wonach diese schon nichts mehr erwarten, als mit Brosamen am Leben erhalten zu werden. Wahrscheinlich bedarf es eines „Verschwörungsnarrativs“, um die Sache zu plausibilisieren …

Heino Bosselmann

19. Oktober 2021 14:33

@Hartwig aus LG8: Interessant, gerade insofern das "menschlich Verbindende" sich wesentlich im Feudalistischen bzw. im mittelalterlichen Denken spiegelt: Vertrauen und Vertraulichkeit, Akte der Treue, Vasallität, Schutz- und Trutzbündnisse, Korporationen, "Netzwerke", Schwüre und Lehen, Gewährung von Nießbrauch und Privilegien. - "Deine Freunde sind meine Freunde - und deine Feinde sind meine Feinde." Dazu komplementär wiederum all die Brüche von Schwüren, der Verrat, die Königsmorde, die Fronden und Fehden, die abgehackten Schwurfinger, die Feme. Eigentlich sind wir seelisch noch immer darin zu Hause, so sehr, daß all die Versachlichungen und Verrechtlichungen das "Informelle" letztlich nicht verhindern. So durchzieht dieses Fühlen und Denken absolut die säkulare Krawattenträger-Demokratie. Und wir ästhetisieren mindestens literarisch und filmisch ja die quasi vormoderne Mafiaethik und legen diesen "bündischen" Ritualisierungen und seinen Codes und Symbolen Klasse bei. -

Niekisch

19. Oktober 2021 14:53

"all die Versachlichungen und Verrechtlichungen das 'Informelle' letztlich nicht verhindern."

@ Heino Bosselmann 14:33: Vielleicht, weil wir uns an eine gemeinschaftliche, der Art entwachsene "Weltanschauung" gar nicht erst herangetrauen? 

Laurenz

19. Oktober 2021 15:08

@URN vs. L.

Ihr Hang zum 

"Realismus"

ist schlichte Verkennung der eigenen Fähigkeiten. Wenn dem so wäre, wie Sie schreiben, gäbe es keine Mio. von Wechselwählern. Sie haben einfach nur einen Hang zum "Unsinn", den Sie falsch interpretieren.

brueckenbauer

19. Oktober 2021 15:12

Es handelt sich technisch gesehen um einen "Sozialismus", in dem der Staat mit den großen Unternehmen harmonisch zusammenarbeitet, also um die Version, die im rechten Flügel der SPD entwickelt wurde und von den diversen faschistischen Parteien übernommen wurde.

Solche Systeme sind halt immer gut gelaufen, solange die Massen konsummäßig zufriedengestellt werden konnten. Andererseits: Schon die französischen Revolutionäre waren dämlich genug, ihr Wirtschafts- und Finanzsystem zu ruinieren, und mussten sich in einen Bonapartismus, gebunden an die Glorie imperialer Expansion, flüchten.

Jedes System hat eine oppositionelle Minderheit. Zur Zeit haben wir nur die Aufgabe, diese Minderheit als Ganzes so gut wie möglich zu schützen - da wäre aber noch viel zu tun - und die weitere Entwicklung abzuwarten.   

URN

19. Oktober 2021 17:51

Sie, Laurenz, bestätigen immer wieder am besten, was ich schon mehrfach schrieb: nicht lesen können (nicht einmal Ihren eigenen Mist). "bereuen jetzt schon...", gaben Sie von sich. Und dann schwafeln Sie von "Mio. von Wechselwählern...". Jetzt schon? Bei welchen Wahlen nach dem 26.09. haben Sie die die erfaßt, Sie generalisierender Schlaukopf?

heinrichbrueck

19. Oktober 2021 18:41

Der Great Reset muß kommen und es wird sich die Frage stellen, wer an seinem Ende die Vormachtstellung hat. Und was ist eine Opposition? Das Konzept läuft unter Propaganda, entbehrt also jedweder realen Logik.
Einem Fürstentum hätte man mit Umvolkungsministerium (Klimaministerium) kommen sollen. 
Volksvertreter sind Marketingbeamte. Die Mitbestimmungswähler akzeptieren keine Herolde, schließlich muß der Kampf für die eigene Illusionswelt aufrechterhalten bleiben. Der Systemdemokrat (Volksgemeinschaft als Phantasieprodukt) kann dieses Spiel nicht gewinnen. 
Unbewußte Selbstzensur ist die weitaus schlimmere Zensur. 

Herr K aus O

19. Oktober 2021 23:11

Also: Selbst die Schufa wird ins Ausland verkloppt. Das, was „uns“ blüht, ist kein Sozialismus, dieses komische Deutschland wird gerade verscherbelt, übrig bleibt nicht eine 2/3 Gesellschaft, sondern eine Gesellschaft, wo 80% in die Arbeitslosigkeit entlassen werden. Der Rest führt, programmiert oder bedient 3D Drucker. Die 80%, die Proles, haben dann das BGE, was ihnen den Bezug von parfürmierter Soya-Pampe (Veganes Essen) erlaubt. Wir Mitglieder der Äußeren Partei bekommen wenigsten noch Extra-Rationen.

(Ich wollte eigentlich nie in die „Äußere“, durch meinen Job ist das aber so passiert.)

Kurativ

19. Oktober 2021 23:20

Komisch. Niemals hört man etwas von einer De-Transatlantizierung

Laurenz

19. Oktober 2021 23:21

@URN @L.

"Nicht lesen können"

Sie neigen extrem zu Projektionen.

https://www.swr.de/swraktuell/spd-klausur-104.html

Die SPD stand zu diesem Zeitpunkt bei +- 15% (02/21). Innerhalb von 7 Monaten machte die SPD über 11% gut. Hier sehen Sie die aktuellen Veränderungen der Umfragewerte.

https://dawum.de/SPD/

Oder hier schon am 03.10.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1185/umfrage/sonntagsfrage-zur-bundestagswahl-zdf-politbarometer/

Und ob sich in den Umfragen schon die aktuellen Energiepreiserhöhungen niederschlagen, wage ich noch zu bezweifeln.

Sie wissen doch, URN, wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Feder liegen lassen....

Pit

20. Oktober 2021 00:58

1/2

Warum kann von linker Seite aus die Demokratie abgeschafft werden? Weil "rechts" ja nicht für Demokratie ist; "rechts" wünscht ja "Autoritarismus". Lustig: Das Totschlagsargument gegen "rechts" ist, die wollten ein anderes System. In dieser Situation schaffen sich die Linken munter ihr eigenes "anderes System", ein totalitäres globalistisches System, und niemand steht dagegen auf, denn die einzige Opposition, "rechts", findet ja Autoritarismus an sich knorke also was soll man da gegen Totalitarismus sagen? Daß dummerweie die falsche Seite gewonnen hast?

"Heute anders: Die Mehrheit identifiziert sich mit den Parolen des linksgrünen Establishments."

Warum weist niemand darauf hin, daß hier ein geniales manipulatives Meisterstück erbracht wird !? Daß es hier Kreisen gelingt, das Schaf tatsächlich das erwünschte Lied singen zu lassen, was eben anderen Systemen so nicht gelungen war, nicht dem Bolschewismus, nicht dem Nationalsozialismus? Warum versteht niemand, daß unser Gegner Höchstleister ist? Daß wir also bitter Grund haben, von ihm zu lernen, sonst werden wir ewig gegen ihn verlieren: weil er BESSER ist als wir, wie ich früher bereits schrieb !

Pit

20. Oktober 2021 01:02

2/2

"Das System ist mindestens im engeren Sinne kein kapitalistisches oder auch nur marktwirtschaftliches mehr" :

Aber das ist doch gut so, "rechts" ist doch gegen Marktwirtschaft?

An Gotlandfahrer  19. Oktober 2021 12:29 : Exzellent, vielen Dank: genau das wollte ich auch sagen: Man nenne dies nicht "Sozialismus"! Das Wort "Sozialismus" ist positiv konnotiert: Der Mensch WILL Gemeinschaft. Volksgemeinschaft...  Aber was sich da unter der Bezeichnung "Sozialismus" abspielt, hat natürlich überhaupt nichts mit Gemeinwohl zu tun, die Bezeichnung ist Lüge, es ist: Etikettenschwindel! Es ist ein ungeheures Versagen von "rechts", diesem billigen Etikettenschwindel auf den Leim zu gehen und tapfer allezeit gegen (das Wort) "Sozialismus" auszuschlagen.

Nordlicht

20. Oktober 2021 01:02

Also, "Sozialismus" ist diese von Internet-Milliardären und der Davos-Clique orchestierte Show nun wirklich nicht.

Und in den letzten 150 Jahren haben sich "Sozialisten" meiner Ansicht nach noch nie derart zum Büttel des Großkapitals machen lassen, wie das jetzt durch die "Linke" in den westlichen Ländern geschieht. Die ehemalige Stalinistin S. Wagenknecht und der ehemalige SPD-Vorsitzende Lafontaine haben das zutreffend erkannt.

(Aber wie nennt man diese Politik korrekt?)

Andreas Walter

20. Oktober 2021 01:12

Die Dinge sind so, wie sie sind, weil es sich bewährt hat. Der einzige Unterschied hinweg durch die Zeit (die Evolution) ist die Entwicklung der Intelligenz und damit auch die jeweils technischen und geistigen Möglichkeiten zur Transformation, der Bewegung und Transport (von Geist, auch kollektiver Geist, Materie und €nergie). Speicherung ist auch noch wichtig.

https://www.alamy.de/bunte-vektorgrafiken-von-cartoon-ameisen-ameisenhaufen-kolonie-konigin-soldaten-arbeiter-und-bauern-image158566354.html

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e8/Pyramid_of_Capitalist_System.jpg

Seit Ägypten hat sich daher wirklich nicht viel geändert, und wie soll es das auch. Die Intelligenz aber auch andere Talente/Eigenschafen/Fähigkeiten folgen auch beim Menschen einer "Gauß-Verteilung", egal ob im Kraal/Dorf, in einer Nation oder gesamtplanetarisch betrachtet. Gauß-Verteilung in Anführungszeichen, weil nicht alles normalverteilt ist. Es gibt in der Natur (aber auch Gesellschaft) viele Formen der Verteilungskurve, jedoch wirklich nie die oder eine Gleichverteilung (selbst Viren mutieren).

https://de.wikipedia.org/wiki/Normalverteilung

anatol broder

20. Oktober 2021 11:53

@ heinrichbrueck 18:41

bei einem great-reset-bingo würde dein kommentar gewinnen.

Monika

20. Oktober 2021 12:20

Ein wichtiger Beitrag, Herr Bosselmann. Was die Durchideologisierung der Gesellschaft betrifft, fragen Sie, ob „ein solches Band des Zwanges in der Gesellschaft auch eigendynamisch entstehen kann.“ Aber natürlich! Dieser Gedanke wird schon zur Zeit des sog. Kalten Krieges von ost- und mitteleuropäischen Dissidenten eingebracht. Václav Havel beschreibt das posttotalitäre System nicht nur „als Machtsystem einer herrschenden Gruppe, sondern als eine Art blinde Eigenbewegung des Systems“. Der moderne Mensch  hat nach ihm eine „bestimmte Veranlagung, solch ein System zu schaffen oder zu ertragen.“ Perfekt durchgeführt ist dieser Gedanke in den Romanen  des Dissidenten Russen Alexander Sinowjew (1922-2006) . Er nennt den einem sozialistischen totalitären System entsprechenden Menschen „Homo  sovieticus“ : Dieser Typus besitzt keine individuelle Verantwortung, macht Dienst nach Vorschrift, entwickelt keine Eigeninitiative, bedient sich ohne Bedenken am Volkseigentum, ist ein Mensch ohne nationale Wurzeln und Identität. 

Das graue posttotalitäre System ist also eine Karikatur des modernen Lebens überhaupt. Die Frage ist nicht die, ob sozialistisch oder demokratisch. Denn: Nur der Sozialismus ist demokratisch! Nach der Überwindung der Ost-West Spaltung kam und kommt es zur Spaltung in weiße reiche Länder und arme nicht-weiße Länder. Die armen Länder drängen nun zur Teilhabe. Um Demokratie geht es schon lange nicht mehr. Der Sozialismus siecht.

Gotlandfahrer

20. Oktober 2021 12:41

1/3

@ Andreas Walter:

Das Bild mit der Pyramide ist herrlich.  Eigentlich nichts Neues, und dennoch eingängig und hilfreich, obwohl es vermutlich von einem SINO stammt („Sozialist In Name Only“).

Ihre Aussage, die Konstanz derartiger Binnendifferenzierung menschlicher Großverbände, entlang immerzu gleicher Hierarchie fundamentaler Ora-et-labora-Grundfunktionen, beruhe auf dem Prinzip der Verteilung natürlicher Eigenschaften, die also dieser Art selbstordnungsschaffend wirken, ist so richtig wie unzureichend für die Erfassung der aktuellen Abläufe.  Denn so, wie es selbstredend stimmt, dass sich dahingehend nie etwas ändert, ändert sich immer mal wieder die Systemgrenze des sich im Inneren dann (neu) selbstordnenden Großverbands.  Durch die globale Elitenkonzentration verschmelzen „wir“ aus Sicht der Führungsfunktion zu einer weltweiten Bewirtschaftungseinheit.  Was in unserem Falle jedoch erstmals nicht nur mit der „dann immer“ stattfindenden Verschlankung (wie bei jeder Unternehmensfusion) der Entlohnungsstrukturen ab Level minus 1 einhergeht (alternativ bei synergetischem Wachstum: Lohnzuwachs, hiernach sieht es aber nicht aus, dazu gleich der berüchtigte Grund).  Sondern zusätzlich erstmals mit zwei weiteren Stressfaktoren: Erstens, der nur auf unserem westlichen Boden stattfindenden Hochgeschwindigkeitsdurchbuntung ohne jede flankierende Bewältigung auf Ebene der Betroffenen. 

Gotlandfahrer

20. Oktober 2021 12:41

2/3

Zweitens, die durch den Stand der Technik sich zunehmend ergebende Überflüssigkeit von Menschen im Wertschöpfungsprozess.  Die Grenzen des Wachstums liegen weniger in Ressourcenmangel oder Umweltkosten (ggf. auch), da die sich durch Innovation bewältigen ließen.  Sondern schlicht daran, dass für jedes in einem Verband notwendige Tauschen die Arbeitsteilung entfällt.  Zukünftig haben wenige alles Kapital und verrichten die Arbeit durch dieses automatisiert „selbst“.  Sogar Robo-Cops zur Disziplinierung und Bewachungsdrohnen existieren bereits.  Wer soll was gegen die Erzeugnisse des Kapitals noch tauschen? Kunstwerke, wie Hunter Biden?

Die bisherigen Ideen hierzu, den neuen Homo Inutilis durch Gaga-Beschäftigung, Bundestagsmandat oder sogar ganz ohne Bedingungen an diesem trotzdem teilhaben zu lassen (um im Gegenzug den finalen Sinn jeder Kapitalverwendung überhaupt erfüllen zu können: Konsum), funktionieren natürlich nur solange, wie noch echte Kaufkraft oberhalb dieser Freikartenökonomie existiert und den Kapitaleinsatz der Führungsschicht rentiert.  Deswegen die Bewegung zu rein digitalen Währungen, damit das Wenige, was noch an „fremder Ernte“ da ist, durch die dem digitalen Geld parametrisch auferlegbaren Bedingungen („Kauft nur bei…“) noch solange und schnellstmöglich in die „richtigen“ Hände fließt, bis auch diese Felder von ebenjenen Händen für sich selbst und vollautomatisch abschöpfbar sind. 

Gotlandfahrer

20. Oktober 2021 12:42

3/3

Nach allem, was wir wissen können, ist das Ende des Kugellaufes trotz der eingeschlagenen abschüssigen Bahn aber noch ergebnisoffen, denn früher konnten sich fusionierte Einheiten nach innen und außen in neue Gleichgewichte gemäß ihren Umweltbedingungen einpendeln.  Dieses Mal gibt es dann aber kein Innen und Außen mehr und das unter gänzlich andersartigen Umweltbedingungen.   Insofern haben Sie vermutlich Recht und Unrecht zu gleich: Alles bleibt, wie es immer war, und doch ändert sich diesmal alles, weil sich womöglich der Pfad von „unkonzentriert“ zu „maximal konzentriert“ dem durch die Wände der Petrischale, in der wir schwimmen, vorgegebenen Ende nähert.

Daher erst recht:

Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

Carsten Lucke

20. Oktober 2021 13:04

@ Hartwig aus LGB und andere

Vielleicht könnte man zum hervorragenden Bosselmann-Text diesen von Klonovsky hinzulesen ( https://www.klonovsky.de/2021/09/milliardaerssozialismus/ ) - beide zusammen beschreiben die heraufziehende, endgültige Katastrophe anschaulich und umfassend, wie ich finde.

Es mag zurecht auch um Bezeichnungen gehen, allein : "Feudalismus in neuem Gewande " käme mir nicht zuerst in den Sinn. Feudalismus hat Hochkultur hervorgebracht, schon die heutige Zeit kaum mehr ein schönes Gewand.

Laurenz

20. Oktober 2021 13:11

@Anatol Broder @HeinrichBrück 

"Bei einem Great-Reset-Bingo würde Dein Kommentar gewinnen."

Sitzt der Genosse Broder bei den Bingo-Moderatoren/Conférenciers, weil Er das beurteilen kann? 

heinrichbrueck

20. Oktober 2021 14:14

"Weiße reiche Länder": https://www.youtube.com/watch?v=7_DH_nw8X6c