Zunächst die äußeren Koordinaten: seit einer Woche gilt ein sogenannter “Lockdown für Ungeimpfte”, auf Deutsch: Ausgangssperren für noch nicht gentechnisch manipulierte Leute. Das bedeutet, daß ein Viertel der “impfbaren Bevölkerung” nur im Wohnumfeld das Lebensnotwendige im Supermarkt einkaufen darf und (getestet) zur Arbeit gehen, aber weder zu Lokalen Zutritt hat, noch zu Kino, Museen, Theater usw. Es gab ernsthaft Zeitungsmeldungen, daß der Einkauf der Ausgesperrten inhaltlich kontrolliert wird, daß sie ja nichts Unnötiges im Einkaufswagerl haben (“Ungeimpft? Dann bleibt die Dekofigur hier.”).
Meinem Mann versuchte ich gestern eine halbe Stunde lang den Unterschied von “2,5G” und “2G+” beizupulen. Kind durfte mit vollgeklebtem “Ninja-Paß” am Mittwoch, seinem zwölften Geburtstag, ins Kino. Da es morgen nochmal will mit dem Papa, müssen beide nun einen PCR-Test vorlegen: ab 12 und für Geimpfte verpflichtend. Das Theater nicht mitspielen? Thomas Wawerka erklärte mir unlängst, was “Praxeologie” sei:
“Die Wirklichkeit konstituiert sich aus dem sozialen Verhalten, und wenn alle eine Maske tragen, weil da draußen ein Killervirus umgeht, so ist das unsere Wirklichkeit, und wir haben auf Gedeih und Verderb daran teil. Wenn alle an Dämonen glauben, so ist das ebenso Wirklichkeit, wie wenn alle nicht an Dämonen glauben, unabhängig davon, ob es Dämonen gibt oder was man darunter verstehen will. Es ist letztendlich egal, ob da draußen Dämonen oder Killerviren umgehen, wir müssen uns mit der Wirklichkeit arrangieren, wie wir sie vorfinden.”
Wir wohnen mitten in einem Ausgehviertel, sodaß ich in die Kaffeehäuser hineinlinsen konnte und die Menschen dabei beobachten, wie sie sich im “neuen Normal” eingerichtet haben. Der Riß, den ich in meinem kaplaken ausgeleuchtet habe, tritt jetzt so dermaßen plastisch vor Augen, daß ich mich frage, ob ich wohl ohne es klar zu wissen auf diesen Punkt zu geschrieben habe.
Mich rissen zwei Gedanken hin und her: mal dachte ich „Das kann doch nicht wahr sein! Die sitzen da im Kaffeehaus und gehen Shoppen und es ist ihnen anscheinend völlig egal, daß da gerade so ziemlich genau das passiert, was uns die Geschichte eigentlich lehren sollte … kriegen die das nicht mit? Die müßten diese Diskriminierung doch boykottieren …“ usw., kurzum: in mir tobte der kleine social justice warrior.
Und dann wieder: „Die Propaganda hat ja auch zwei Jahre gut wirken können, die glauben jetzt wirklich, ‘frei’ zu sein. Das sind solche, die die NWO brauchen als Exoskelett, sei ihnen nicht böse und überhebe dich nicht.“ Ich muß mir diese Gelassenheit mit Mühe abringen. Meister Eckart leitet das Wort “Gelassenheit” ab von einem Menschen, der “sich gelassen” hat: “Merke wohl, daß noch nie ein Mensch in diesem Leben sich so gelassen hat, daß ihm nicht noch etwas zu lassen übriggeblieben wäre.”
Der Weihnachtsmarkt schräg gegenüber läuft so: man holt sich, sofern man (wie ein Freund von Lichtmesz sagte) “Impfarier” ist, unter Vorlage des entsprechenden Nachweises bei einem der Standler ein orangefarbenes Armband und darf damit konsumieren. Die anderen nicht. Ich sah eine Szene, wo sich ein junges Mädchen lachend eins umlegen ließ von einem Marktfahrer, der brummelte: “Is jo au wichtig, gerad am Wochenende, verstehen’S?”.
Gestern am Abend lief ich in den Stadtpark. Der Akademikerbund (ein freiheitliches Gewächs, ich hielt dort schon Vorträge vor gebildeten alten Leuten) hatte seinen Abendvortrag kurzerhand ins “Democamp” verlegt. Dies steht emblematisch für das, was gerade mit der Links-rechts-Spaltung passiert. In der Elitenkritik anläßlich der “Coronadiktatur” finden einander wildfremde Milieus zusammen. Dort hockten eingemummelte Menschen um zwei Lagerfeuer. Zelte, Versorgungszelte, wieder die mir schon vertraute Mischung: linke Engagierte (ein Wesen mit Regenbogen-Indiostrickjacke brachte mir einen Hüttenzauber-Tee), Pensionisten (Oma mit Hütchen und Schühchen, die muß gefroren haben), hochbegabte Nerds (dafür hab ich einen besonderen Riecher), echte Verrückte, ganz biedere Eltern, Sandler, ich sah auch einen Pechschwarzen und eine Chinesin. Im Baum bammelte ein grindiger rosa Stoffaffe, auf den jemand mit Filzstift geschrieben hatte “Keine Menschenversuche!”. Der Akademikerbundvorsitzende Dr. Christian Zeitz faßte die Lage zusammen und beschrieb, daß das alles nicht plötzlich gekommen ist, sondern seit mindestens 30 Jahren (ich sag: 100) vorbereitet worden ist: vom Euro über die Lissabonverträge bis zur Migrationskrise steuerten wir auf das seit zwei Jahren Turbofahrt aufnehmende Kontrollsystem zu. Er war übrigens der allererste hierzulande, von dem ich per E‑Mail-Newsletter “Coronakritisches” las im Frühjahr 202o. Der Vollmond über dem dunklen Stadtpark hatte einen farbenprächtigen Hof.
Eben gibt mein Rechner ein kratziges “plingploing” von sich:
Wir haben es wissen können. Im neuen alternativen Sender “AUF1” interviewten sie vor einiger Zeit den Kommunikationswissenschaftler Dr. Roman Braun, der vom NLP herkommt, welcher den Begriff des “pre-teachings” einführte (meines Wissens nennt man dasselbe Phänomen “predictive programming”): es wird zuerst kräftig beschworen, niemand habe die Absicht, eine Mauer zu bauen (detto einen “Lockdown” zu verhängen, Maskenpflicht, Testpflicht oder Impfpflicht einzuführen …) – in den Köpfen stellt sich Gewöhnung an die Begriffe ein, das “nicht” blendet das auf Schutz bedachte Hirn gnädig aus, sodaß dann bei Einführung der Maßnahme der “Nun-sind-sie-halt-da-Effekt” (hab ich so genannt) eintritt.
Nun ist er halt da, der Impfzwang. Keine Verschwörungstheorie mehr. Ich schrieb vor einem Jahr, daß wir und unsere Kinder womöglich in einem Jahr mit dem Rücken zur Wand stehen und nur noch “geimpft” in diesem System weiterexistieren können. Dafür, wie jeder einzelne damit jetzt umzugehen hat, kann es keine äußere politische Maßgabe mehr geben, der Widersacher nimmt Zugriff aufs Innerste eines jeden.
Morgen, am Samstag dem 20. November, findet in Wien – wieder einmal hab ich’s fußläufig – eine “Megademo” statt, zu der alles was im alternativen Spektrum Rang und Namen hat, bereits aufruft, von Xavier Naidoo bis Oliver Janich oder gar Sucharit Bhakdi heißt es: Auf nach Wien!
Österreich ist das europäische Testlabor der Eliten: die größte “Impfverweigerer”-Quote, das härteste Maßnahmenregime. Vor der Demo versammelt sich der katholische Widerstand (zum Abgleich: der Dompfarrer hat “kein Mitleid mit den Ungeimpften”, der Bischof betreibt eine “Impfstraße” im Stephansdom) zu einem Rosenkranz für Österreich und zieht dann gemeinsam zum Heldenplatz. Ich bin jeder pathetischen Selbsterregung diesbezüglich abhold. Dafür hab ich mich schon zu lange mit den Machenschaften der Herrscherkaste beschäftigt – und doch möchte ich vor Ort sein. Wahrnehmen, was mit uns passiert.
Adler und Drache
Ich bin ihnen nicht "böse". Bösesein empfinde ich als etwas Kindisches, das dem Ernst der Lage nicht angemessen ist. Ja, ich kann sie sogar "verstehen", durchaus, zumindest ansatzweise. Das ändert aber nichts daran, dass sie und ich in zwei antagonistisch aufeinander bezogenen Welten leben. Auch jene, die ich gut leiden kann, sind Gegner in diesem Spiel, das von mir nicht bestimmt, nicht ausgesucht oder angefangen wurde, und mich hat auch niemand nach meinem Einverständnis zu den Regeln befragt.
Es ist so, wie es ist. Das habe ich zur Kenntnis zu nehmen.
Schicksal.