Ich will in diesem Beitrag den philosophischen Wurzeln der austriakischen Biopolitik auf den Grund gehen. Daraus erschließt sich für mich als Rechter, Gläubiger und Heideggerianer eine Pflicht zum Widerstand, die über instrumentelle und strategische Fragen hinausgeht.
Beginnen wir mit dem Begriff der „Biopolitik“ oder „Biomacht“, der von Michel Foucault geprägt wurde. Ab einer technisch-politischen Machbarkeitsschwelle kann ihm zufolge das Leben selbst zum Gegenstand der Planung und der Ordnung werden. Diese “biologische Modernitätsschwelle” gebiert die “Biopolitik”, die sich in vor allem in Geburtenkontrolle und staatlichem Gesundheitssystem samt Krankheitskatalog äußert.
Der französische Philosoph erkannte scharf, wie Seuchen als Katalysatoren des totalitären Liberalismus ein System der Herrschaft auf den Plan riefen, das nach der „Ausrottung der Seuche“ erhalten blieb. Überwachung und Strafe äußern sich am brutalsten in der Biopolitik, in welcher der Staat bestimmte Körper- und Gesundheitsformen normiert und rechtlich vorschreibt.
Insofern in Österreich ab dem 1.2.2022 ungeimpfte Körper offiziell gesetzwidrig sind, haben wir eine der offensten und brutalsten Erscheinungsformen moderner Biopolitik verwirklicht. Foucault beschreibt die Reaktion der Neuzeit auf Seuchen als „rigoroses Parzellieren des Raumes: Schließung der Stadt und des dazugehörigen Territoriums; Verbot des Verlassens unter Androhung des Todes; Tötung aller herumlaufenden Tiere; Aufteilung der Stadt in verschiedene Viertel.“ (Michel Foucault (1975): Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt/M, Suhrkamp Verlag 1994, S. 251)
Der Effekt erinnert uns zu Recht an den “Lockdown”: „Der Raum erstarrt zu einem Netz von undurchlässigen Zellen. Jeder ist an seinen Platz gebunden. Wer sich rührt, riskiert sein Leben: Ansteckung oder Bestrafung.“
Seuchen werden bei Foucault als Chaos, Vermischung und Verflüssigung interpretiert, gegen die der Staat und die moderne Rationalität Ordnung und Disziplin maximieren: „Die Ordnung schreibt jedem seinen Platz, jedem seinen Körper, jedem seine Krankheit und seinen Tod vor (…). Gegen die Pest, die Vermischung ist, bringt die Disziplin ihre Macht, die Analyse ist, zur Geltung.“ (S.253f.)
Foucault differenziert zwischen drei verschiedenen Seuchen, die unterschiedliche politische Reaktionssystem auf den Plan gerufen haben: Die Lepra erfordert die “Reinhaltung” der Gesellschaft und den totalen Ausschluß der Kranken. Gegen die Pest entsteht eine „in die Tiefe gehende Organisation der Überwachungen und der Kontrollen“, indem die Kranken „sorgfältig erfasst“ werden. Mit der Pest als „Probe“ entsteht „die Utopie der vollkommen regierten Stadt/Gesellschaft“. (S.254f.) Angesichts der Pocken differenziert der Staat seine Reaktion und gibt die totale Disziplinierung zugunsten “medizinischer Feldzüge” gegen Epidemien auf. Hier erleben wir die Geburt der Statistiken und der Quoten in der viralen Biopolitik.
Wie für linke Theoretiker üblich sah Foucault deren Perfektion im „Rassismus“ und im NS. Dieser Fokus macht blind für den linksliberalen Totalitarismus einer globalen Biomacht. Der geimpfte Körper wird zur gesetzlich vorgeschriebenen Norm, während der impffreie Organismus in jeder Sekunde seiner lebendigen Existenz eine Ordnungswidrigkeit begeht.
Die Gemeinschaft der Impffreien stellt zwar keine ethnische Gruppe, sehr wohl aber ein biologisches Kollektiv dar. Dieses soll durch die „Durchimpfung“ ausgemerzt werden. Während eine nationalistische Biopolitik im Extremfall zum Genozid an den ethnisch Ausgegrenzten führen kann, macht hier und heute, wie Impffreunde einwenden, nur ein „kleiner Stich“ den Unterschied.
Das ändert jedoch nichts an der exterminatorischen Festlegung: die biologische Gruppe der Impffreien muß ausgegrenzt, erfaßt, isoliert und ausgemerzt werden. Die ungeimpften Leiber müssen nach einer staatlich vorgegeben dynamischen Quote vernichtet werden, indem man sie in geimpfte transformiert. Was bedeutet das für diejenigen, die eine Impfung ablehnen?
Die Krise der Pest brachte in der frühen Neuzeit ein latentes Potential für einen Entwicklungsschub. Die “Coronapandemie” führt nun (ungeachtet der Frage, wie weit sie real oder inszeniert ist), zu einem prozessualen Quantensprung. Ich identifiziere darin die Entfaltung dessen, was Heidegger das Gestell nennt.
Der Grundvorgang der Neuzeit ist die totale Systematisierung, Erfassung und Verortung alles Seienden in der Grundstimmung des Zweifels und der Unsicherheit. Das nackte Subjekt, das sich mit Descartes zum Juror über den Seinscharakter alles anderen Seienden macht, zerstört die Welt und schafft sich ein künstliches Gehege der Gegenständlichkeit und Planbarkeit. Die Technik ist der totale Machtanstieg zur völligen Berechenbarkeit aller uns umgebenden Phänomene. Das betrifft alle quantifizierbaren Aspekte des eigenen Leibes und des Daseins, welches ebenfalls der Herrschaft der “Machenschaft” unterworfen wird.
Die Messung der Virenbruchstücke mithilfe von Millionen von täglichen PCR-Tests ist ein plastisches Exempel dafür. Am Ende steht die transhumanistische Abschaffung der Außenwelt und die Verlagerung des Lebens in ein künstliches „Metaverse“, das, nomen est omen, auch eine historische Materialisierung der westlichen Metaphysik darstellt.
Der letzte Akt der globalen “Viruspolitik” entlarvt das ganze Projekt als pure Biomacht. Es geht nicht mehr um Ansteckung sondern um „Spitalsbettenbelegung“. Der Impffreie wird nicht zum gesundheitlichen sondern zum wirtschaftlichen Schädling, der über die „Belastung“ des Gesundheitssystems indirekt andere Patienten schädigt. Der ungeimpfte Körper ist damit nichts anderes als eine Hemmung der durchrationalisierten Spaß- und Arbeitsgesellschaft, sodaß er als Wettbewerbsnachteil auch aus „Standortpatriotismus“ ausgemerzt werden muß.
Damit ist eine Tür zur totalen biologischen Kontrolle des menschlichen Lebens geöffnet. Wie die Natur schon längst eine einzige große „Tankstelle“ (Heidegger) an gespeicherter chemischer Energie darstellt, so verflüssigt man auch die menschlichen Leiber zu einer biologisch-ökonomischen Maßzahl. Verweise auf Impfpflichten in früheren Zeiten greifen nicht, da die techno-politischen Überwachung und Bestrafungsmöglichkeiten damals nicht ausreichten, um sie radikal zu exekutieren.
Hinter diesem Entwicklungsschub des Gestells steht die „Herrschaft der Vernunft“, die Sieferle so beschreibt:
Die Differenz von Norm und Wirklichkeit ist, so lautet das Programm des normativistischen Rationalismus, in der Weise zu überbrücken, daß sich die Wirklichkeit der ethischen Norm annähert. Aus dieser Forderung folgt dann das Programm einer realen Vernünftigmachung der unvernünftigen Welt: die Erziehung des Menschengeschlechts, die Ausrottung der Unvernunft, die Durchsetzung einer überlegenen Norm gegenüber einer normativ unbefriedigenden Wirklichkeit. (Rolf Peter Sieferle, Epochenwechsel, Landtverlag, Berlin, 2017, S. 191)
Das Gestell, das im Englischen oft als „positionality“ übersetzt wird, ist die absolute „Einstellbarkeit“ alles Seienden durch seine maximale mikroskopische Überwachung und Manipulierbarkeit. Die Welt wird völlig vergegenständlicht und fügt sich als plastischer Gegenstand dem Willen des Subjekts. Der populäre Begriff für diesen Vorgang lautet „Globalismus“. Die planetare Klima‑, Bevölkerungs- und Viruspolitik dienen einem gemeinsamen Ziel: der Machenschaft und dem Gestell.
Dagegen regt sich nach Sieferle in der Moderne der „Aufstand des Lebens“. Die pure Vitalität begehrt aus einem anarchischen Trieb gegen die „Systemhaftigkeit der modernen Gesellschaft“ und die Ordnung auf. (S. 207)
Hier gibt es sowohl linke als auch rechte Ausdrucksformen. Sieferle sieht den Aufstand des Lebens „in Futurismus und Gewaltverherrlichung, in Kriegserlebnis und Faschismus, in Elementen des Bolschewismus, Kosmismus, Surrealismus und Radikalismen aller Art.”
Es ist eine Revolte der Romantik, der Jugend und der Naturhaftigkeit gegen das Abstrakte, Kalte, Allgemeine und Tote. „Das Vital-Elementare wird von Ernst Jünger im Kriegserlebnis, von D. H. Lawrence in der Sexualität, von George Bataille in der Gewalt, von Tim Leary im Rauschgiftgenuß, von Hermann Hesse im einfachen Leben oder von Frantz Fanon im Kampf des Stadtguerillero gefunden.“
(S. 208)
Dieser Geist findet sich exakt auf den Coronademos, auf denen sich zur gegenseitigen Überraschung linke Hippies und rechte Aktivisten vereint sehen. Das in deutschsprachigen Ländern der Widerstand gegen die globale Biopolitik und das Gestell besonders intensiv und die Impfquote besonders gering ist, kommt nicht von ungefähr.
Der deutsche Geist, der Ausdruck der deutschen Sprache ist, weist eine tiefe Aversion gegen die Logik der abendländischen Metaphysik und des neuzeitlichen Subjektivismus auf. Völlig unbewußt, allein durch den Gebrauch deutscher Sprache reproduziert sich in deutschsprachigen Ländern womöglich ein geistiges Widerstandspotential gegen eine reduktionistische und hedonistische Erfahrung der Welt.
Spätestens mit der endgültigen Entlarvung der “Coronakrise” als Durchbruch zur totalitären Biopolitik, die Körperzustände normiert und bestimmte von ihnen für illegal erklärt, ist jeder, der in welcher Form auch immer kritisch gegen Universalismus, Fortschrittsideologie, Egalitarismus, Materialismus und „Humanismus“ eingestellt ist, vor eine Wahl gestellt:
Unterwirft er sich und fügt er seinen Körper in die Biopolitik ein, macht er sich zu einer Brücke hin zu einer neuen Gesellschaft, wird „Biotreibstoff“ für den Raketenflug in eine neue Dimension des Gestells?
Widersetzt er sich, sieht er sich dem exterminatorischen Haß gegenüber, der in der Moderne in verschiedensten Vorformen bis zu seiner heutigen linksliberal-humanistischen Endform reifte.
Der Widerstand ist vielfältig. Von Partei und Bewegung über die Gegenöffentlichkeit und Gegenkultur, reicht er bis in die Theoriebildung. Die Überwindung des neuzeitlichen Subjektivismus wird immer dringlicher, je mehr er sich im Gestell und der akuten Biomacht niederschlägt.
Der Bevölkerungsaustausch ist, auf philosophischer Ebene durchleuchtet, Ausdruck desselben rechnerischen, technokratischen, lebens- und völkerfeindlichen Geistes wie der Impfzwang. Auch der Ethnomasochismus und die antiweiße Agenda, ebenso wie die fanatische Förderung der Trans-Agenda sind, zuletzt Formen der globalistischen Biopolitik, die heterosexuelle, weiße Körper angreift und neue Normen errichten will.
Der Widerstand gegen all das ist, wenn man ihn noch als „rechts“ bezeichnen will, unter allen subkulturellen und und ideologische Oberflächenunterschieden eine gemeinsame, sehr deutsche, Sehnsucht, die Hölderlin und Heidegger, ebenso wie Klages und Nietzsche einte.
Ich nenne sie „identitär“, denn der Kampf um das Dasein muß sich heute nach dem Zugriff auf seine ethnokulturelle und geschlechtliche Identität nun gegen die transhumanistische Invasion in sein leibhaftiges Dasein zur Wehr setzen.
Lebendiger Widerstand oder Unterwerfung unter die Biomacht? Meine Entscheidung steht fest, und ein Grund dafür ist „biologisch“. Während ich das schreibe, steht die Geburt meines ersten Kindes unmittelbar bevor. Ich werde alles dafür tun, damit mein Sohn nicht in einem System aufwächst, in dem sein ungeimpfter Leib als abnormal und gesetzwidrig verfolgt wird.
Niekisch
"ungeimpfter Leib als abnormal und gesetzwidrig"
Jetzt wird es völlig verrückt - ein gesetzwidriger Leib? Wat dat denn?