Ausgangspunkt der Überlegungen waren die Ostverschiebung der NATO und die vom Ausland angeschobenen und unterstützten Farbrevolutionen auch in diesen beiden Ländern. Es zeigte sich im Verlauf dieser geopolitischen Analyse, wie naheliegend es sei, die zahlreichen kleineren und teils mit immer wieder anderen Grenzverläufen ausgestatteten Staaten in einem eigenen europäischen Konzept und mit einer identitätsstiftenden Rolle zu verorten.
Die Arbeitsbegriffe dafür lauten “Zwischeneuropa”, “Intermarium” und Visegrad. Im Europaheft der Sezession (Oktober 2018) standen diese Konzepte neben etlichen anderen zur Debatte. Sie sind graphisch aufbereitet hier einsehbar. Die heutige Wiedervorlage ist ein Ausschnitt daraus.
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ZWISCHENEUROPA
Aus der Erbmasse der im Ersten Weltkrieg untergegangenen Reiche waren in Ostmitteleuropa zahlreiche neue Nationalstaaten entstanden, denen spätestens nach der Konsolidierung der Sowjetunion klar wurde, daß sie allein kaum eine Überlebenschance haben würden.
Vor diesem Hintergrund erörterten Intellektuelle und Politiker verschiedene Varianten einer transnationalen Zusammenarbeit, die vom Zweiten Weltkrieg und der anschließenden kommunistischen Herrschaft hinweggefegt und erst nach Ende des Kalten Krieges und der Auflösung der Sowjetunion in einzelne Nationalstaaten wieder aktuell wurden.
Vorreiter dieses Gedankens war der polnische Marschall Piłsudski, der Polen in seinen mittelalterlichen Grenzen wiederherstellen wollte. Langfristig dachte er an die Errichtung einer slawischen Föderation, die von der Ostsee bis zum Mittelmeer (Miedzymorze, »Zwischenmeer«) reichen sollte. Diese heute unter dem Namen Intermarium fortexistierende Idee war immer von der Frontstellung gegen Deutschland im Westen und gegen Rußland im Osten geprägt.
Der Journalist und Volkswirt Giselher Wirsing (1907 – 1975) erweiterte den Gedanken und prägte 1932 den Begriff »Zwischeneuropa« für die zwischen Deutschland und der Sowjetunion liegenden Staaten. In seinem gleichnamigen Buch forderte er von Deutschland nach dem gescheiterten Ausgriff auf das Weltmeer und dem vergeblichen Bemühen um Freundschaft mit dem Westen die Wendung nach Osten.
Deutschland sollte sich mit den Völkern Zwischeneuropas näher verbinden, um eine eigenständige Wirtschaftsform auszubilden, die sowohl gegen den doktrinären Marxismus als auch den imperialistischen Kapitalismus gerichtet sein müsse. Ihm schwebte dabei eine föderalistische Struktur des deutsch-zwischeneuropäischen Raumes auf Grundlage der Nationen vor, wobei er das Vorbild der Sowjetunion nicht verleugnen wollte. Da die Staaten nur über eine Scheinsouveränität verfügten, sei dies der einzige Weg zur Selbstbehauptung.
Die heutige Renaissance der Intermarium-Konzeption hat mit Wirsing nichts zu tun und wird als Alternative zur deutsch dominierten EU propagiert, obwohl die meisten Staaten mittlerweile selbst EU-Mitglieder sind. Eine realpolitische Variante dieser Idee verbirgt sich hinter dem Zusammenschluß der sogenannten Visegrád-Staaten (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei) in einer Zollunion, die heute unter dem Dach der EU als informelles Bündnis fortbesteht
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RMH
Tja, hätte, hätte Fahrradkette ...
es gab so viele vernünftige Ideen zu Gestaltung der europäischen Beziehungen und der europäischen Räume - seit Jahrzehnten, Jahrhunderten. Jetzt sprechen einmal wieder die Waffen und Deutschland kann in Europa nach über 80 Jahren den "donkey of the century award" für die Abgabe des ersten Schusses an Russland weiterreichen.
Danke Putin, wir sind jetzt nicht mehr alleine und geben die Karte des "Tätervolks" hiermit ganz offiziell an Russland weiter (so interpretiere ich die Twitter-Äußerungen unserer Außenministerin).
Ich für meinen Teil kann auf das alles gut verzichten und hoffe und bete, dass das angestoßene Blutvergießen rasch vorbei ist. Jeder einzelne Soldat, jeder Zivilist, der aktuell stirbt, verwundet und versehrt wird, ist einer zu viel.