Diese verbreitete Auffassung erklärt sich vor allem aus dem Bedürfnis der Gesellschaftswissenschaften nach systematischen Erklärungen und einfachen Ableitungen. Dabei zeigt eine genauere Untersuchung der historischen Zusammenhänge, daß die Entwicklung komplizierter war und jedenfalls nicht einem simplen Ursache-Wirkung-Schema folgte.
Der »rote Mai« stand am Ende einer etwa zehn Jahre dauernden, turbulenten, manchmal an den Rand des Bürgerkriegs führenden Entwicklung. Begonnen hatte alles mit der Algerienkrise und dem Kollaps der Vierten Republik, und der Amtsantritt de Gaulles hatte sowenig wie die Gründung der Fünften Republik zu einer tatsächlichen Beruhigung der Lage geführt. Neben einer radikalen Linken, die seit »Befreiung« und »Säuberung« eine sehr starke Position besaß, entstand eine radikale antigaullistische oder »nationalistische« Fraktion, deren Anhänger zum Teil zu den Verlierern von 1945, vor allem aber zu denjenigen gehörten, die sich nicht mit dem Verlust des empire abfinden wollten. Damals bildete sich im Milieu der französischen Gymnasiasten und Studenten eine »Szene« aus, die Verbindung zu diesem Flügel der Rechten hatte, aber eigene organisatorische Ansätze ausbildete. Die waren oft kurzlebig und jedenfalls instabil, führten aber doch zur Entstehung von zwei deutlicher getrennten Strömungen: die »Ideologen« um die Zeitschrift Cahiers Universitaires, dann Europe Action und die »Militanten« des Mouvement Occident. Letztere zeigte eine auffällige Neigung zur »direkten Aktion«, und im Quartier Latin kam es ab 1964/65 regelmäßig zu Scharmützeln zwischen »Kommandos« von Occident auf der einen, Anhängern der KP oder kleinerer trotzkistischer Gruppen auf der anderen Seite. Die zunehmende Radikalisierung hatte schließlich das Verbot der Gruppierung am 1. November 1968 zur Folge.
Was den Mouvement Occident von der Gruppe um Europe Action vor allem unterschied, war das theoretische Desinteresse auf der einen, das theoretische Interesse auf der anderen Seite. Schon die Gründung der Zeitschrift durch Dominique Venner und dann die Mitarbeit Alain de Benoists waren ein Signal für die Distanz gegenüber dem landläufigen Nationalismus: Man war für Europa und gegen den französischen Etatismus, für Griechenland und die alten Götter und gegen die abendländische und die katholische Tradition. Zwar hielt der Kreis um Europe Action anfangs an der Vorstellung fest, Theorie und Praxis zu verknüpfen, aber nach dem Scheitern der Präsidentschaftskampagne für den Rechtspopulisten Tixier-Vignancour, 1965, vollzog Benoist den letzten Schritt weg von den alten Loyalitäten. Nach der Einstellung von Europe Action und der Trennung von Venner gründete er mit einer kleinen Gruppe von Gesinnungsgenossen die Zeitschrift Nouvelle Ecole, deren Titel schon die Ausrichtung andeutete: eine »neue Schule« im Sinne einer Denkgemeinschaft, die sich ausdrücklich an den Prinzipien kritischer Rationalität ausrichten sollte, um eine moderne rechte Weltanschauung zu begründen. Benoist hat im Rückblick darauf hingewiesen, daß er damals eine »positivistische Phase« durchlaufen habe, die Rede der klassischen Rechten von den »ewigen Gesetzen«, auf die man letztlich vertrauen dürfe, für anachronistisch hielt und versuchen wollte, zu einem »Nullpunkt« zurückzukehren, um die viertausendjährige europäische Überlieferung aufzunehmen, ohne einem der verbreiteten ideologischen Vorurteile zu folgen.
Es ist hier nicht der Ort, der weiteren Entwicklung nachzugehen, die vor allem im Januar 1969 zur Bildung des GRECE als organisatorischem Kern führte. Entscheidend ist allerdings, daß die Zielsetzung immer eine konsequent metapolitische blieb, was zwangsläufig zu wachsender Distanz gegenüber der »Alten Rechten« führte, die Benoist denn auch bis heute als »sogenannten Rechten« apostrophiert. Dahinter stand die Überzeugung, daß man der Linken und dem Liberalismus nur begegnen konnte, indem man sie auf ihrem eigenen Feld – der Kultur – bekämpfte und besiegte. Zehn Jahre schien dieser Weg bemerkenswert erfolgreich, dann kam der »Sommer der Nouvelle Droite«
Sezession-Gespräch mit Alain de Benoist
Sezession: Den Sommer 1979 hat das französische Magazin Le Nouvel Observateur den »Sommer der Nouvelle Droite« genannt. Könnten Sie kurz erklären, wie es dazu kam?
de Benoist: Mit Artikeln im Wochenblatt Le Nouvel Observateur (»Die neuen Kleider der Nouvelle Droite«) und in der Tageszeitung Le Monde (»Die Nouvelle Droite nimmt den Betrieb auf«) begann im Juni 1979 eine konzertierte Kampagne. Sie griff bald um sich wie ein Lauffeuer. Den ganzen Sommer lang erschienen ständig neue Artikel, insgesamt mehr als tausend. Dann folgten Aufsätze, Bücher, Radio- und Fernsehsendungen und so weiter. Aus dieser Zeit stammt die Gewohnheit, mit dem Begriff »Nouvelle Droite« eine Denkschule zu bezeichnen, die bereits seit elf Jahren existierte und zuvor niemals auf den Gedanken gekommen wäre, sich selber so zu nennen.
Die Entstehung dieser Denkschule läßt sich auf Februar 1968 datieren, als – einige Monate vor den Ereignissen im Mai – die erste Ausgabe der Zeitschrift Nouvelle Ecole erschien. Ein Jahr danach wurde der Verband GRECE gegründet (Groupement de recherche et d’études pour la civilisation européenne), dem sich eine Anzahl von Sympathisanten und Lesern anschloß, zumeist Studenten. 1972 erfolgte dann die Gründung der Zeitschrift Eléments, zunächst als internes Verbandsorgan für GRECE-Mitglieder. Daraus wurde aber bald ein Magazin unabhängigen Denkens, das im Kioskverkauf erhältlich war und sich an eine sehr viel breitere Leserschaft wandte als die Nouvelle Ecole. Es fanden zahlreiche Tagungen, Treffen und Vorträge statt, die vornehmlich von den Regional- und Zentralsektionen des GRECE organisiert wurden. Zusätzlich zu den Zeitschriften entstand ein Verlag, so daß zahlreiche Bücher veröffentlicht werden konnten. Ich selber knüpfte Freundschaften mit vielen Akademikern, Philosophen, Intellektuellen, darunter Thierry Maulnier, Arthur Koestler, Louis Rougier, Georges Dumézil, um nur einige zu nennen. Die »Nouvelle Droite« war 1979 also nicht wirklich neu, aber durch die damalige Kampagne wurde sie auch denjenigen ein Begriff, die zuvor noch nie etwas von ihr gehört hatten.
Sezession: Es war ein kurzer Sommer, und die Nouvelle Droite wurde zum Opfer einer nicht nur französischen, sondern europäischen Pressekampagne. Vielleicht handelt es sich überhaupt um das erste Beispiel für ein so koordiniertes Vorgehen gegen eine mißliebige Ideenströmung. Was war die Ursache dieser Vehemenz, Ihrer Meinung nach?
de Benoist: Diese Frage ist heute immer noch schwierig zu beantworten. Das vorrangige Ziel bestand zweifelsohne darin, das weitere Vordringen unseres Gedankengutes zu behindern. Solange die »Nouvelle Droite« mit intellektuellen Zeitschriften, deren Auflage bei ein paar tausend Exemplaren lag, nur ein begrenztes Publikum erreichte, war niemand beunruhigt. Jedoch hatten einige ihrer Vertreter, darunter auch ich, uns sehr früh dem Journalismus zugewandt und begonnen, Schlüsselpositionen bei »großen« Zeitungen zu besetzen. Ich selber war seit 1970 regelmäßiger Mitarbeiter der Wochenzeitung Valeurs actuelles, die seinerzeit von Raymond Bourgine geleitet wurde. Richtig ins Rollen kam die Sache, als Louis Pauwels, ein sehr bekannter Schriftsteller und Journalist, der mir bereits Ende der sechziger Jahre seine aktive Unterstützung bekundet hatte, eine Wochenendbeilage zur Tageszeitung Le Figaro ins Leben rief. Aus dieser Beilage, die unter dem Titel »Figaro-Dimanche« erstmals im Oktober 1977 erschien, wurde im Mai 1978 ein richtiges, sehr üppig aufgemachtes Magazin namens Le Figaro-Magazine. Pauwels hatte die Verantwortung für die inhaltliche Gestaltung dieses Magazins größtenteils Mitgliedern der Nouvelle Droite anvertraut, die es natürlich als Plattform zur Verbreitung der eigenen Standpunkte benutzten. Noch im selben Jahr wurde mein Buch Vu de droite mit dem Großen Essaypreis der Académie française ausgezeichnet. Le Figaro-Magazine, das damals sehr gut gemacht war, erreichte dank des Talents der beteiligten Journalisten schnell eine Auflage von fast einer Million. Erstmals in der französischen Geschichte verfügte eine nonkonforme Denkschule über derartige Mittel, ihr Ideengut öffentlich zu machen. Aus Sicht ihrer Gegner ergab sich daraus die Notwendigkeit, sie möglichst zum Schweigen zu bringen.
Zweifellos ist dies nicht der einzige Faktor. Manche der Angriffe gegen Louis Pauwels wegen seiner Verbindungen zur Nouvelle Droite richteten sich vermutlich indirekt auch gegen den Figaro-Inhaber Robert Hersant, dem vorgeworfen wurde, ein regelrechtes Presse-Imperium geschaffen zu haben (man nannte ihn den »papivore«, den Papierfresser), aber auch gegen den damaligen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing, für den Pauwels gewisse freundschaftliche Gefühle hegte – nicht zufällig war er auf dem Titelblatt der ersten Ausgabe von Le Figaro-Magazine abgebildet.
Sezession: Wie schätzen Sie heute, im Rückblick, den Vorstoß zwischen 1968 und 1979 ein?
de Benoist: Von 1968 bis 1979 entwickelte die Nouvelle Droite sich ziemlich regelmäßig, nach einem sozusagen methodischen Schema. Die Kampagne von 1979 hat ihr zweifellos schwer zugesetzt. Persönlich habe ich viel daraus gelernt: Damals habe ich zum ersten Mal gewissermaßen von innen die Entwicklung einer derart breit angelegten Pressekampagne miterlebt. Das Interessante ist, daß der Nouvelle Droite seitens ihrer Gegner hauptsächlich ihr »Denken« vorgeworfen wurde, also ihre Eigenschaft als intellektuelle und kulturelle Bewegung. Damals ging man allgemein davon aus, daß die Rechte aus der Perspektive der Theorie nicht mehr relevant sei: »Linksintellektueller« galt als Pleonasmus, »Rechtsintellektueller« als Oxymoron. So veröffentlichten Mona Ozouf und Jean-Paul Enthoven beispielsweise am 2. Juli 1979 in Le Nouvel Observateur einen Artikel zur Nouvelle Doite unter dem Titel »Wenn die Rechte denkt …« Wenn es allerdings darum ging, die Inhalte dieses Denkens zu benennen, wurden selbstverständlich die wildesten Hypothesen in die Welt gesetzt.
Man sollte sich hier aber vor anachronistischen Vergleichen hüten. Von einigen Randerscheinungen abgesehen handelte es sich bei der Kampagne gegen die Nouvelle Droite im Sommer 1979 nicht um einen Ausdruck des »Antifaschismus« in jenem Wortsinn, wie er heute in Deutschland gebräuchlich ist. (Zumal damals der Front National längst noch nicht die politische Bedeutung hatte, die ihm später zukam.) Hätte es sich so verhalten, hätte man zweifellos einen anderen Namen als »Nouvelle Droite« gewählt. Denn dieser Begriff ist eher neutral und hat an sich nichts Diffamierendes. Er mißfiel uns aber, weil er einen allzu deutlichen politischen Beiklang hatte, der mir unangemessen erschien zur Bezeichnung einer Denkströmung, die sich niemals als tages- oder parteipolitischer Akteur verstehen wollte. Aber die Presse hätte sich eindeutig Schlimmeres einfallen lassen können. Mehrfache Versuche unsererseits, die Alternative »Nouvelle Culture« zu etablieren – auch dies ein recht mißverständliches Etikett –, blieben ohne großen Erfolg. Persönlich habe ich mich bemüht, dem ersten Wort (»Nouvelle«) stärkeres Gewicht zu verleihen als dem zweiten (»Droite«). Uns ging es nämlich darum, uns in aller Deutlichkeit von der »alten Rechten« zu distanzieren. Aber selbstverständlich gab es seit der Entstehung des Begriffs mancherlei Bemühungen zu beweisen, daß die »Nouvelle Droite« nicht neu sei (»Neue Rechte oder alles beim alten?« fragte René Rémond in einem Artikel, der am 20. Juli 1979 in Le Monde erschien) – oder aber, daß sie nicht rechts ist!
Sezession: Welche Folgen hatte konkret die Verdrängung aus der bürgerlichen Presse und der Öffentlichkeit?
de Benoist: Zunächst muß man die Frage nach dem Erfolg oder Mißerfolg der Kampagne von 1979 stellen. Die Antwort fällt zwangsläufig zwiespältig aus. Einerseits hat diese Kampagne der Nouvelle Droite eine außerordentliche Bekanntheit verschafft. Wenn man im heutigen Zeitalter etwas oder jemanden ins Gerede bringt – und sei es auch, daß man noch so schlecht über ihn redet –, verschafft man ihm damit eine öffentliche Wirkung, die ihm unweigerlich zunutze kommt. Tödlich ist im Grunde nur das Schweigen (daher das deutsche Verb »totschweigen«, für das es leider im Französischen keine genaue Entsprechung gibt). Dank jener Kampagne wurde ich in zahlreiche Fernsehsendungen eingeladen, meine Bücher konnten bei größeren Verlagen erscheinen, ich arbeitete etwa zehn Jahre lang bei France-Culture mit, dem wichtigsten Kultursender im öffentlich-rechtlichen Radio. Andererseits hatte die Kampagne eine recht unerwartete und unerwünschte negative Wirkung. Sie brachte der Nouvelle Droite den Zulauf einer ganzen Reihe von Menschen, die dort nichts zu suchen hatten, entweder weil sie ihre Ideen nicht wirklich teilten oder weil sie sich ein falsches Bild von ihren Absichten machten. Um zu ihrem eigentlichen, natürlichen Publikum zurückzufinden, mußte die Nouvelle Droite eine Selektion in ihren eigenen Reihen vornehmen.
Ab 1981 sorgten Louis Pauwels’ jähe Bekehrung zum Liberalismus (und zum Christentum) und der immer stärker werdende Druck, den die Werbeagenturen auf Robert Hersant ausübten, dafür, daß die Journalisten der Nouvelle Droite der Reihe nach beim Figaro-Magazine ausschieden. Zweifellos hätten wir dies vermeiden können, indem wir unsere Standpunkte abgemildert hätten, aber genau dies weigerte ich mich zu tun. Also hat die Nouvelle Droite ihren Kurs weiterverfolgt und sich wieder auf ihre eigenen Aktivitäten konzentriert, insbesondere auf ihre eigenen Veröffentlichungen. Zugleich hat sie dabei die zahlreichen Beziehungen intensiviert, die man bereits auf europäischer Ebene geknüpft hatte, vor allem in Italien, Spanien, Deutschland, Flandern und anderswo.
Sezession: Gab es so etwas wie langfristige Erfolge im »Kulturkrieg«?
de Benoist: Auch hier kann die Antwort nur zwiespältig ausfallen. Sicherlich ist es uns nicht gelungen, den Lauf der Dinge oder die Entwicklung der Welt zu ändern, ja nicht einmal die bedeutenden Entscheidungsträger unserer Zeit dauerhaft zu beeinflussen! Dafür glaube ich behaupten zu können, daß die theoretischen Auseinandersetzungen, die wir angestoßen haben, eine Menge zum Kampf um die Ideen beigetragen haben – und auch weiterhin beitragen –, der sowohl in Frankreich wie im Ausland geführt wird: um die deutsche Konservative Revolution (die den Franzosen vor allem dank der Nouvelle Droite überhaupt ein Begriff ist), um den Themenkomplex Identität und Verwurzelung, um geopolitische Überlegungen, um Regionalismus und europäischen Föderalismus, um US-kritische Positionierungen, um eine Absage an marktwirtschaftliche Werte, Utilitarismus und als axiomatisch gesetzten Eigennutz und so weiter. Man müßte all dies aber natürlich im einzelnen untersuchen.
Sezession: Sie lehnen den Begriff »Neue Rechte« als Selbstbezeichnung heute ab. Wenn es dabei nicht nur um ein Spiel mit Worten geht: In welcher Hinsicht haben Sie Ihre Positionen seit 1979 so geändert, daß sie nicht mehr »rechts« sind?
de Benoist: Dabei handelt es sich keineswegs um ein Spiel mit Worten, sondern vielmehr um die Weigerung, Worte zu benutzen, die ausgedient und kaum noch etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. Die Unterscheidung zwischen Links und Rechts ist mit der Moderne aufgekommen, im postmodernen Zeitalter spielt sie keine Rolle mehr. Im Laufe der vergangenen zweihundert Jahre hat sie dazu gedient, Anordnungen oder Polarisierungen des öffentlichen Raums zu beschreiben, die heute jegliche Relevanz verloren haben. Anders ausgedrückt, gab es historisch allzu viele verschiedene Formen der Rechten wie der Linken, als daß man sich heute als »rechts« oder »links« bezeichnen könnte, ohne sich Mißverständnissen auszusetzen. Wer sich »rechts« nennt, kann heute Demokrat oder Antidemokrat sein, Atlantiker oder Anti-Amerikaner, überzeugter Europäer oder Anti-Europäer, Liberaler oder Antiliberaler, für oder gegen den Kapitalismus, Revolutionär oder Konterrevolutionär, Universalist oder Feind jedes politischen Universalismus und so weiter.
Überdies muß man sich des historischen Moments bewußt sein, in dem man lebt. Sich 1968 als »rechts« zu bezeichnen, hieß zuvorderst gegen die intellektuelle Hegemonie der extremen Linken zu protestieren, die damals besonders stark ausgeprägt war. Heutzutage haben wir vor allem eine liberale Hegemonie, was die Lage nicht verbessert hat. Stärker noch als die »linken« sind es »rechte« Regierungen, die die Globalisierung, die Abschaffung von Grenzen, die Vernichtung von Volkskulturen und angestammten Lebensweisen, die Beherrschung der Welt durch die Logik des Kapitals und die Macht des Geldes vorantreiben. Je liberaler die Rechte wird, desto mehr stimme ich mit dem kritischen Denken der Linken überein. Das hindert mich nicht daran, den meisten der Grundsätze zuzustimmen, die Karlheinz Weißmann in seinem Konservativen Minimum aufführt. Aber dazu brauche ich nicht unter einem politischen Banner zu kämpfen. Konkrete Inhalte interessieren mich mehr als abstrakte Behältnisse.
Toni Roidl
Einerseits hat sich das politische Koordinatensystem seit Ende der 1980er Jahre so verschoben, dass es manchmal unmöglich ist, Anschauungen anhand der Kategorien »links« bzw. »rechts« zu verorten. Andererseits braucht man aber ein »Banner«, wie Benoist es nennt, um darum Anhänger zu scharen und ihnen eine Identifikationsmöglichkeit bieten zu können.