Schwarzweiß

Nein, nicht die preußischen Farben sind gemeint, sondern eine zunehmend polarisierte Politik.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

Klei­nes Ada­gio vorweg:

Deutsch­land wirkt sediert. Alt, aber hoch­tech­ni­siert bringt sich die Bevöl­ke­rung so durch. Die grö­ße­ren Städ­te schei­nen noch leben­dig, die Dör­fer in der Flä­che schla­fen kul­tu­rel­ler Ago­nie ent­ge­gen. Rund­um der pene­tran­te Sing­sang der Phra­sen vorm Hin­ter­grund demo­gra­fi­schen Verdämmerns.

Nur nichts ändern, sonst reißt gefähr­lich was ein. Volks­auf­stän­de? Lie­ber mit den flot­ten Schein­im­pul­sen leben, die vom sym­pa­thi­schen Habeck kom­men, der Jugend zuschau­en, die sich, end­zeit­fi­xiert, auf den Asphalt klebt, und sich irgend­wie per­plex zu all den Initia­ti­ven ver­hal­ten, deren Pro­pa­gan­da mitt­ler­wei­le mao­is­ti­sches For­mat erreicht.

Poli­tisch kul­mi­niert es, offi­zi­ell jedenfalls:

Wir sind so welt­of­fen, viel­fäl­tig, divers, tole­rant, regen­bo­gen­bunt, gegen Rechts ja sowie­so, also anti­ras­sis­tisch, anti­ko­lo­nia­lis­tisch, anti­im­pe­ria­lis­tisch, anti­na­tio­na­lis­tisch, dabei der­art demo­kra­tisch, daß man die selbst­er­klärt demo­kra­ti­schen Par­tei­en nur noch in Stil­fra­gen schwach nuan­ciert von­ein­an­der unter­schei­den kann; wir sind auf­ge­weckt („woke“) wie noch nie, daher trotz Über­al­te­rung cou­ra­giert und enorm krea­tiv, ein Start-up-Land sozu­sa­gen, ein Mus­ter für die Welt, mit der wir im „Fair­trade“ ver­bun­den sind.

So wie die alle Men­schen­rech­te bre­chen­de kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Chi­nas (unser wich­ti­ger außen­wirt­schaft­li­cher Part­ner) den Kapi­ta­lis­mus für die Durch­set­zung ihre glo­ba­len Zie­le domes­ti­zier­te, über­wölb­ten wir die Rest­ba­sis Markt­wirt­schaft mit einem sozia­lis­ti­schen Him­mel, von dem beschirmt nun end­lich doch noch alles gut wird.

So wie alle schlim­me Schuld aus dunk­ler Geschich­te bald abge­tra­gen ist, wenn wir erst mit all den Umbe­nen­nun­gen und Umwer­tun­gen durch sind, die Spra­che gegen­dert und unser Geschlecht frei zu wäh­len ist und über­haupt eine all­um­fas­sen­de Gerech­tig­keit wal­tet, für die wir end­lich, end­lich den Schlüs­sel haben, den die bis­her so bedau­erns­wert unrei­fe Mensch­heit in all den fürch­ter­li­chen Jahr­hun­dert­tau­sen­den bis­her nicht fand. (Wes­halb eigent­lich nicht?)

Jetzt end­lich schlie­ßen wir nach kata­stro­pha­ler Vor­ge­schich­te die Tür zur Zukunft auf, und sie­he, da wird’s gleich licht!

Bedingt aber nicht die­ser Mensch­heits­be­frei­ungs­op­ti­mis­mus qua­si dia­lek­tisch genau jene Dys­to­pie, die unse­re Welt-Anschau­ung spür­bar durch­wirkt? Was die links­so­zia­lis­ti­schen und ultra­grü­nen Befrei­er sich wün­schen, kol­li­diert in den Augen poli­ti­scher Häre­ti­ker so kraß mit den Rea­li­en die­ser Welt, ihrer Geschich­te und über­haupt der Anthro­po­lo­gie, daß eben dar­in, in die­ser Dif­fe­renz, das Unheim­li­che liegt.

Wie erklärt es sich, daß jene Ideo­lo­gen, die eine fina­le Befrei­ung ver­hie­ßen, sogar zu ihrer eige­nen Erschüt­te­rung bis­her unaus­weich­lich Alp­traum­wel­ten schu­fen? Wann immer von Tole­ranz und Viel­falt die Rede ist, fra­ge man sich, für wen das über­haupt noch gilt: Aus­schließ­lich für die eige­nen Par­tei­gän­ger und Bünd­nis­part­ner, dar­über hin­aus ledig­lich in Geschlech­ter- und eini­gen Ernäh­rungs­fra­gen, poli­tisch jedoch weni­ger denn je.

Deutsch­land ist gespal­ten wie seit Jahr­zehn­ten nicht mehr. Wer noch poli­tisch denkt oder min­des­tens fühlt, läßt sich genau einem der bei­den Lager zuord­nen: ent­we­der der regie­rungs­ver­ord­ne­ten Regen­bo­gen-Viel­falt-Pseu­do­to­le­ranz-Glück­se­lig­keit oder dem immer facet­ten­rei­che­ren Spek­trum der Kri­tik von intel­lek­tu­ell-nach­denk­lich bis zornig-laut.

Die Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung defi­niert Tota­li­ta­ris­mus als poli­ti­schen Extre­mis­mus, der zur Herr­schaft gekom­men ist. Tota­li­tä­re Regime und Bewe­gun­gen sei­en her­me­tisch abge­schlos­se­ne “Welt­an­schau­un­gen” – und ratio­na­ler Kri­tik nicht zugänglich.

Nun ist Deutsch­land gegen­wär­tig kein tota­li­tä­rer Staat, aber die Pro­pa­gan­da­be­hör­den und ihre gleich­ge­stimm­ten Sen­der ver­mit­teln apo­dik­tisch Welt­an­schau­ungs­po­si­tio­nen, die ganz im Sin­ne der bpb-Defi­ni­ti­on ratio­na­ler Kri­tik immer weni­ger zugäng­lich sein wollen.

Ech­te Dis­kur­se feh­len. Miß­fällt eine Auf­fas­sung, gilt sie dem Estab­lish­ment nicht ein­fach als oppo­si­tio­nell, son­dern sogleich als „ekel­er­re­gend“, weil man sich offen­bar vor Oppo­si­ti­on bereits ekelt. Ekel ist an sich kei­ne poli­ti­sche Kate­go­rie, son­dern wird im unmit­tel­bar phy­si­schen Sin­ne ver­spürt, nicht gegen­über einem Feind, ob nun hos­tis oder ini­mi­cus (s. Carl Schmitt), son­dern gegen­über dem Abartigen.

So wie Deutsch­land in sei­nen dik­ta­to­ri­schen Aus­for­mun­gen beson­ders rigo­ros ver­fuhr, ver­fährt es gleich­falls als demo­kra­ti­scher Staat extrem: Ein sol­ches Aus­schluß­den­ken gegen­über oppo­si­tio­nel­len Kräf­ten wie in Deutsch­land dürf­te in Groß­bri­tan­ni­en, Frank­reich, den Nie­der­lan­den und Ita­li­en sicher nicht mög­lich sein.

Zen­sur und Berufs­ver­bot wer­den nach und nach wie­der ein­ge­führt. Sie mögen den Buch­sta­ben der Grund­rech­te und Geset­ze nach nicht rech­tens sein, aber solan­ge sie von Betrof­fe­nen nicht ein­ge­klagt wer­den, zieht die Exe­ku­ti­ve ihre Maß­nah­men durch, indem sie die­se als erfor­der­li­che „Null Toleranz!“-Politik darstellt.

Wer sich weh­ren will, braucht Geld und Zeit und muß bei­na­he wie im Vor­märz des vor­letz­ten Jahr­hun­derts oder wie in dik­ta­to­ri­schen Zei­ten sei­nen Kar­rie­re- und Wohl­stands­ver­lust hin­zu­neh­men bereit sein und ris­kant leben wollen.

Die Ber­li­ner Repu­blik ist genau das nicht, was sie immer­fort vor­gibt zu sein. Sie ist eben nach innen nicht dis­kurs­wil­lig, nicht viel­fäl­tig und schon gar nicht tolerant.

Sie ist es im Sin­ne der von ihr beschwo­re­nen (Welt-)Offenheit ledig­lich gegen­über der enge­ren eige­nen Anhän­ger­schaft, also dort, wo Tole­ranz der all­sei­ti­gen Über­ein­stim­mung wegen sich erüb­rigt, oder sie mag es nach außen sein, näm­lich in vor­aus­ei­len­der Bereit­schaft, Welt­sor­ge und Weltelend auf­zu­neh­men, um damit gemäß der ihr zum Wesen gewor­de­nen Kom­plex­be­la­den­heit das zu kom­pen­sie­ren, was ihre neu­ro­ti­sche Ana­mne­se ausmacht:

Schuld zu emp­fin­den, die eben gera­de durch den fort­lau­fen­den und immer ritua­li­sier­ter aus­ge­führ­ten Kom­pen­sa­ti­ons­ver­such neu ins gesell­schaft­li­che Bewußt­sein rückt – dabei unkla­rer emp­fun­den und mitt­ler­wei­le eher ein Phan­tom­schmerz, der nicht vergeht.

Nur ste­hen die für das Bedürf­nis per­ma­nen­ter Schuld­kom­pen­sa­ti­on maß­geb­li­chen Funk­tio­nä­re und Appa­rat­schiks wie stets selbst nicht in Pflicht und Haf­tung. Sie set­zen für die­se Poli­tik die von ande­ren erwirt­schaf­te­ten Mit­tel ein, um damit sich selbst in ihrer Herr­schaft ideo­lo­gisch zu legitimieren.

„Tole­ranz“ wird, als Staf­fa­ge, also nach außen geübt, etwa gegen­über einst frem­den Kul­tu­ren, ins­be­son­de­re gegen­über dem Islam und sei­nen isla­mis­ti­schen Varianten.

Nach innen hat nur­mehr eine Maß­ga­be Gel­tung: Gegen rechts! Wobei unter „rechts“ mehr und mehr alles sub­su­miert wird, was spür­bar oppo­niert, was also einen kul­ti­viert geführ­ten und dring­lich not­wen­di­gen Dis­kurs kri­tisch bele­ben wür­de, aber per se als stö­rend, ja – sie­he oben – als ekel­er­re­gend emp­fun­den wird, weil ein­zig allein Bereit­schaft zur Gleich­schal­tung erwünscht ist und exe­ku­tiv direkt ein­ge­for­dert wird – para­do­xer­wei­se wie­der­um unter den Leit­be­grif­fen Tole­ranz und Vielfalt.

Man fol­ge daher nicht den Phra­sen. Man sehe sich aus dem Abseits, in das man sich sowie­so gestellt fin­det, viel­mehr die Funk­ti­ons­trä­ger der Repu­blik an, ein­schließ­lich der gesam­ten staats­tra­gen­den Abgeordnetenschaft.

Man ver­ge­gen­wär­ti­ge sich deren gleich­lau­ten­den Text, deren Men­ta­li­tät und Lebens­art, deren Sym­bo­le, Feti­sche und Wort­hüls­e­rei­en, man ver­ges­se nicht, wer den deka­den­ten Luxus die­ser Figu­ren bezahlt und wie selbst­ge­wiß und selbst­ge­recht sie ihn für sich gerecht­fer­tigt fin­den; dann erkennt man, wer wes­halb und mit wel­chem Ziel regiert, ganz im Sin­ne der Selbst­ver­wal­tung eige­ner Inter­es­sen und Lebensauffassungen.

Herr­schaft ist immer noch Herr­schaft, Her­ren sind immer noch Her­ren, auch wenn es nomi­nell demo­kra­tisch abläuft und die neu­en Her­ren viel Wert auf eine hip­pe und intel­lek­tu­el­le Cool­neß nach Habeck-Zuschnitt legen. Dies trifft eben­so auf die Her­ren Damen wie Baer­bock, Roth und Göring-Eckardt zu. All die Real­sa­ti­re um Gen­der-Sprach­ver­ren­kung u. ä. ist ledig­lich eine Ober­flä­che, hin­ter der sich ganz nor­mal das eis­kal­te Macht­kal­kül der der­zei­ti­gen Hege­mo­nen ver­birgt. Daß die­se Ober­flä­che, die­ser Phä­no­typ Men­schen mit Tra­di­ti­ons­be­wußt­sein lächer­lich erscheint, heißt nicht, daß die Inter­es­sen und die Ziel­stel­lun­gen der der­zeit Mäch­ti­gen selbst lächer­lich sind.

Was für eine Ambivalenz:

Einer­seits ist alar­mie­rend vom Welt­ende die Rede, vom dro­hen­den Kli­ma­tod, der anbrau­sen­den Sint­flut abge­schmol­ze­nen Eises und von all den fie­sen Indus­trie­ga­sen in der Atmo­sphä­re; ande­rer­seits sind sich die staat­lich pro­te­gier­ten jun­gen Gar­den so sicher wie nie, daß die Welt kli­ma­tisch wie poli­tisch sogleich wie von Zau­ber­hand geret­tet wür­de, wären nur alle end­lich radi­ka­l­öko­lo­gisch, mit­hin „eher links“ zusammengespannt.

Dabei ist es vor allem der Inter­es­sen­kom­pro­miß, ja die Inter­es­sen­kon­gru­enz zwi­schen Glo­bal­ka­pi­ta­lis­mus und grü­nen Welt­ret­tern, über die es nach­zu­den­ken lohnt, und zwar in Ein­be­zie­hung der Kon­sum­be­dürf­nis­se des moder­nen urba­nen Neu-Bür­ger­tums, das sich die Atti­tü­de gibt, „eher links“ zu sein. Frü­he­re Geg­ner sind (Unfrei­wil­lig?) Kom­pli­zen, so wie die Anti­fa zur gehät­schel­ten Staats­ju­gend avan­cier­te. Merkt sie’s selbst überhaupt?

Und: Setz­te frü­her Kano­nen­boot­po­li­tik glo­ba­le Inter­es­sen durch, so geschieht dies gegen­wär­tig mit einem for­cier­ten Mora­lis­mus, was nicht heißt, daß der nicht bereit wäre, Kano­nen­boo­te und Artil­le­rie ein­zu­set­zen. Das Ber­li­ner Kabi­nett steht längst dafür.

Allein auf die Umer­zie­hung kommt es an, so ver­kün­det die links­po­li­ti­sche Schrumpf­form der Auf­klä­rung. Wären wir nur end­lich so ori­en­tiert wie Habeck-Baer­bock-Roth oder min­des­tens so ober­leh­rer­haft klar wie die viel­spra­chig sou­ve­rä­ne Frau von der Ley­en, die euro­päi­sche Ver­laut­ba­rungs­rhe­to­ri­ke­rin schlecht­hin, dann wür­den wir geret­tet und wüß­ten tie­fen Durch­blick mit edler Moral zu ver­bin­den, anstatt wei­ter unein­sich­tig und ethisch ver­kom­men zu wan­deln im fins­te­ren Tal.

Wie nur her­aus­fin­den aus der fort­schrei­ten­den kol­lek­ti­ven Zwangs­ver­ein­nah­mung? Zu klä­ren, wie man hin­ein­ge­riet, hilft nicht, denn Men­schen ent­wi­ckeln eben­so wie Gesell­schaf­ten immer­fort Kon­struk­tio­nen, in denen sie sich geschützt und gebor­gen füh­len, oft genug fern der Wirk­lich­keit, oft genug die Illu­si­on der völ­li­gen Erret­tung hier erhof­fend und den dro­hen­den Orkus­stur­zes dort befürch­tend. Zudem dür­fen sich die Füh­rer immer auf die Träg­heit der Geführ­ten ver­las­sen. Solan­ge pri­vat das meis­te stimmt, also die Ver­sor­gung gesi­chert ist, fol­gen die Massen.

Weil es so bit­ter ist, rea­lis­tisch zu sein, wird der Rea­lis­mus indi­vi­du­ell wie poli­tisch mög­lichst zuguns­ten eines ange­neh­mer emp­fun­de­nen Als-ob ver­mie­den. Die schöns­ten selbst­er­fül­len­den Pro­phe­zei­un­gen las­sen sich tat­sa­chen­fern ent­wer­fen. Man muß dabei nur fest im Glau­ben sein. Und dem Kind, das den pein­li­chen Kai­ser ein­fach nur nackt sieht, den Mund verbieten.

Aus der Ver­rannt­heit befreit kei­ne kol­lek­ti­ve Psy­cho­the­ra­pie. Poli­tik ist nicht the­ra­pier­bar. Selbst mit ihren ver­meint­lich bes­ten Vor­sät­zen folgt sie macht­ori­en­tiert Inter­es­sen und weiß sich dafür die Mit­tel zu verschaffen.

Das ein­zi­ge, was auf Ver­än­de­run­gen hof­fen läßt, sind Schock­ereig­nis­se, die sich kei­ner wün­schen mag, die aber not­wen­dig sind, damit über­haupt mal der Blick gewen­det wür­de. Wird’s nicht zer­schla­gen, blei­ben wir im Witt­gen­stein­schen Flie­gen­glas gefan­gen, jenem Gefäß, das wir selbst in unse­rem Den­ken, Füh­len und Seh­nen ent­war­fen oder das die Poli­tik uns mal so oder so ent­wirft und in das hin­ein wir ihr folgen.

Des­we­gen ist der Gesamt­kom­plex Ukrai­ne­krieg-Putin-Gas­not­stand so pro­duk­tiv. Das ist nicht zynisch gemeint. Die „Gesell­schaft“, ins­be­son­de­re ihre Vari­an­te in Gestalt der so links­grün wie hedo­nis­tisch ori­en­tier­ten Ber­li­ner Repu­blik, ist nur in unmit­tel­ba­rer, in kras­ser Kon­fron­ta­ti­on lern­fä­hig, indem ihr bei­spiels­wei­se auf­fal­len müßte:

Wes­halb ver­teu­felt sie in Gestalt Ruß­lands oder Putins das neue Reich des Bösen, erwar­tet aber in wür­de­lo­ser Angst von ihm die Siche­rung der Ener­gie- und Lebens­grund­la­ge? Was für ein Auf­at­men doch, als der Rus­se am Don­ners­tag nach der Pipe­line-War­tung wie­der das Gas aufdrehte.

Eigen­ar­tig: Ber­lin baut sich täp­pisch als Kriegs­geg­ner Ruß­lands auf, nimmt also den Tod rus­si­scher Sol­da­ten nicht nur in Kauf, son­dern wünscht ihn kraft Auf­rüs­tung der Ukrai­ne, mosert aber, der Kriegs­geg­ner erfül­le sei­ne Ver­trä­ge nicht. Erst wenn die Lei­tung dicht ist, wer­den die wich­ti­gen Fra­gen gestellt und wird ein längst not­wen­di­ger Dis­kurs im Klar­text geführt wer­den, und zwar weit über das Ukrai­ne-Pro­blem hin­aus. Erst die Not lehrt anti­zy­klisch denken.

Klar, zunächst set­zen vorm Hin­ter­grund die­ser pro­vo­zie­rend selbst­krän­ken­den Augen­fäl­lig­keit Abwehr­re­fle­xe ein, indem laut von letzt­gül­ti­ger Läu­te­rung gespro­chen wird:

Wir ändern das ja gera­de, wir sor­gen für alter­na­ti­ve Ener­gie­trä­ger, für Unab­hän­gig­keit von Ruß­land, für Wär­me­pum­pen, grü­nen Was­ser­stoff, Elek­tro-Fahr­zeu­ge, weni­ger Emis­sio­nen ja sowie­so; nur für die­sen einen dro­hen­den Win­ter noch wol­len wir letzt­ma­lig dar­um bit­ten dür­fen, daß vom dop­pelt schlim­men rus­si­schen Erd­gas – a) als Putin-Gas, b) als fos­si­lem Kli­ma­kil­ler – die Stu­ben und Büros durch­ge­wärmt sein mögen, auf daß wir auf­at­mend ab nächs­tem Jahr auf dem rech­ten Wege unter­wegs sein und nie, nie mehr fehl­ge­hen werden.

Nie mehr, belehrt und geläu­tert für alle Zeit! Der Mann am Gas­hahn wird durch die Geschich­te gerich­tet wer­den, wäh­rend wir unter der Regen­bo­gen­fah­ne mal wie­der einer auf­ge­hen­den Son­ne des wirt­schaft­lich, öko­lo­gisch, poli­tisch und vor allem mora­lisch All­gu­ten ent­ge­gen­zie­hen und alle Welt begeis­tert sich ein­zu­rei­hen bereit ist, selbst Inder, Chi­ne­sen und Ira­ner eben­so wie irgend­wann end­lich, end­lich die vom Fluch befrei­ten und demo­kra­tisch durch­ge­läu­ter­ten Russen.

Escha­to­lo­gie und Gno­sis fan­den sich kaum je so deut­lich ins Poli­ti­sche gewen­det wie gegen­wär­tig. Bis­her stan­den wir noch unter der Regent­schaft des Demi­ur­gen, der uns wie die Welt aus Min­der­wer­ti­gem bil­de­te. Aber es obwal­tet, so ver­heißt man uns, schon spür­bar ein gött­li­ches, ins Poli­ti­sche zu wen­den­des Pneu­ma, das sich zu unse­rer wie über­haupt zur Erlö­sung der Welt durch­set­zen wird.

Nur die Ein­ge­weih­ten in Ber­lin, in Brüs­sel und vor allem in der „Zivil­ge­sell­schaft“, also all die zum Bür­ger­fest des Bun­des­prä­si­den­ten gela­de­nen Anstän­di­gen, erken­nen und erspü­ren das bereits, ver­ste­hen die Zei­chen zu deu­ten und ret­ten sich auf die Sei­te des Guten, wäh­rend sich die Expo­nen­ten des Bösen, also die Rech­ten, die Puti­nis­ten, die Trum­pis­ten, die Schwurb­ler und Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker, die Natio­na­lis­ten, Impe­ria­lis­ten, Neo­ko­lo­nia­lis­ten, also die welt­an­schau­lich ver­krüp­pel­ten Heer­scha­ren des Bösen, gera­de jetzt, unmit­tel­bar vorm Arm­ag­ge­don der vom Kanz­ler aus­ge­ru­fe­nen „Zei­ten­wen­de“ noch ein­mal auf­rüs­ten, um dann end­lich für alle Zeit als ver­wor­fen gebannt und ver­senkt zu werden.

Bevor das Gute final siegt, so die Pro­pa­gan­da der voll besetz­ten Zen­tra­len für poli­ti­sche Bil­dung, muß der Gute selbst den Dua­lis­mus noch ein­mal aus­hal­ten, aber gleich­falls cou­ra­giert wie „Fei­ne Sah­ne Fisch­fi­let“ dage­gen kämp­fen, denn: „Wir sind mehr!“

Der hohe Ton der Ber­li­ner Admi­nis­tra­ti­on kor­re­spon­diert sehr gut mit den Akti­vis­ten von Vor­pom­mern bis Con­ne­witz. Daß jene es nicht pro­ble­ma­tisch fin­den, ist weni­ger erstaun­lich als es die­sen gar nicht als frag­wür­dig oder unfrei­wil­lig komisch auf­stößt, wenn sie qua­si offi­zi­ell als neue Staats­ju­gend gel­ten und direkt über Stif­tun­gen und Ver­ei­ne sub­ven­tio­niert werden.

Nein, man muß das nicht ins Lächer­li­che zie­hen, inso­fern der Wil­le von Stein­mei­er bis „Fei­ne Sah­ne Fisch­fi­let“ ja gut sein mag, nur bedarf es gegen­wär­tig mehr denn je des skep­ti­schen Nach­den­kens oder min­des­tens eines gesun­den Men­schen­ver­stan­des, der, so Scho­pen­hau­er, fast jeden Grad von Bil­dung zu erset­zen ver­mag, wäh­rend kein Grad von Bil­dung – vor­zugs­wei­se poli­ti­sche, möch­te man ein­flech­ten – den gesun­den Men­schen­ver­stand ver­zicht­bar macht.

Die immer­fort beschwo­re­nen Gefah­ren für die Demo­kra­tie gehen mit­nich­ten vom klei­nen kon­ser­va­ti­ven oder rech­ten Lager aus, das über­aus dia­log­be­reit ist, son­dern von der Exe­ku­ti­ve, die ihre Kri­ti­ker nicht ein­fach als Geg­ner erkennt, son­dern ihnen Attri­bu­te des Kri­mi­nel­len, Kran­ken und Per­ver­sen zuschreibt. Der trä­ge Appa­rat des öffent­li­chen Diens­tes, satt ver­sorgt und über­aus zufrie­den, trägt die Kam­pa­gnen völ­lig kri­tik­los mit, ins­be­son­de­re die gesam­te Lehrerschaft.

So oft man kann, suche man das Gespräch mit jenen, die wirk­lich zu arbei­ten haben, um zu über­le­ben, also mit dem Hand­wer­ker, der Gebäu­de­rei­ni­ge­rin und sogar mit dem Leh­rer, wenn man ihm ver­si­chert, er möge getrost frei spre­chen. Die Büros der sich ver­wal­ten­den Ver­wal­tung und der kli­en­tel­ver­sor­gen­den Poli­tik mei­de man.

Heino Bosselmann

Heino Bosselmann studierte in Leipzig Deutsch, Geschichte und Philosophie für das Lehramt an Gymnasien.

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Kommentare (61)

Ausguck

1. August 2022 22:56

"den die bisher so bedauernswert unreife Menschheit in all den fürchterlichen Jahrhunderttausenden bisher nicht fand. (Weshalb eigentlich nicht?)"

Na, ganz einfach: Man muß lediglich das hoffnungsfrohe Wort "bisher" entfernen, um die Antwort auf die Frage zu finden: Die Menschheit ist und bleibt unreif. Jedenfalls im Sinne einer fruchtbaren Erkenntnisfindung. Ob es daran liegt, daß nicht genug Äpfel vom entsprechenden Baum gegessen wurden, oder an der Unzulänglickeit unserer selbstsüchtigen Gene, kann hier - aus bekannten Gründen - schlecht diskutiert werden.

Franz Bettinger

1. August 2022 23:25

@Schwarzweiß-Malerei. Dazu passt, was ich @Imagine, wäre der @BK-Strang nicht schon geschlossen gewesen, gern geantwortet hätte: Sie schreiben, es sei "ein Zeichen von Intelligenz, eine klare begriffliche Differenzierung von Begriffen vornehmen zu können“. Stimmt. Nur tun Sie das nicht. Sie sind - bisher - noch jeder Definitions-Aufforderung von mir zum Begriff Rechts ausgewichen; so auch in Ihrem letzten Kommentar. Sie definieren und begründen gerade nicht, was Rechts ist; sagen allenfalls, unter Rechts werde traditionell eben dies und das (Nazi, kapitalistisch...) verstanden. Analog: „Egal, ob's Hexen gibt; die Allgemeinheit glaubt halt dran; Scheiterhaufen sind Folklore, basta.“ Nein, nicht egal. Nein, wir sollten uns nicht damit abfinden. Wir müssen das ändern! Und das geht eigentlich leicht. Ich erlebe es ständig, meine Wirkung auf andere: den Wortwechsel, Perspektiven-Wechsel, Gesinnungs-Wandel. Es fehlt den Verbildeten die kindliche Unbefangenheit, mit der man Kernthemen anzugehen hat. 

Franz Bettinger

1. August 2022 23:35

D wirkt auf mich nicht sediert. D ist geknebelt! Die Große Schuld, in der wir uns suhlen, liegt nicht im Einzelnen, sie hat Namen: Merkel, Fischer, Roth, Schwab, Lauterscheiß ... . Konkrete Namen! Was wollen Sie in einem KZ wie dem heutigen D groß ausrichten? Buß-Gottesdienste für die schuldigen Insassen abhalten? Selbstkritik fordern? Ich hasse dieses Flagellantentum. Ganz anderes wäre nötig. 

Laurenz

2. August 2022 00:44

(1)

Eschatologie und Gnosis fanden sich kaum je so deutlich ins Politische gewendet wie gegenwärtig.

Schon eine gewagte, aber schwer zu widerlegende Behauptung. Sagen wir, seit der französischen Revolution gilt das für die säkularen Europäer. Historisch, also seitdem die Franken anfingen, katholisch zu zentralisieren, ist dem nicht so. In jeder Kathedrale, Kirche oder Kapelle findet man die von Ihnen zitierte Divergenz zwischen Höllenqual & Heidenspaß. Da sitzt ein spartanischer Stoiker, wie Sie, HB, mal fett zwischen den Stühlen.

Als ich 2004 das Kiewer Höhlen- oder Heiliges Mariä-Himmelfahrt-Kloster besuchte, bewunderte ich im Eingangsbereich zu den Höhlen ein Mosaik des Jüngsten Gerichts. Da hatte man bei den zur Hölle Verurteilten, doch tatsächlich Solschenizyn mit eingearbeitet.

Man mag dem wilhelminischen wie nationalsozialistischen Deutschland auch eine gewisse politische Realitätsferne attestieren können. Aber alle damaligen Protagonisten wußten in etwa, was Maschinen, Waffen, Flugzeuge, Armeen, Ausbildungsgrad zu leisten vermögen. Das wissen die heutigen politischen Protagonisten, vor allem die Frauen (alles kompetenzlose Fehlbesetzungen), in keiner Weise. 

Laurenz

2. August 2022 01:37

(2)

https://youtu.be/yCUuh5bINwM

Hier etwas ÖRR-Kultur: https://youtu.be/djv76sAV9EE oder besser  https://youtu.be/wGRMjJHaNmU

Man hat also auch nicht die geringste Idee, wie denn der Bayern-Sprung (Fregatte Bayern) ins südchinesische Meer tatsächlich einzuordnen ist. Die Bayern ist natürlich schon seit Februar wieder zuhause. Die Reporter der ARD in Südostasien, wieder eine Frau, ist zudem zu blöd, den damaligen Kommandanten der Bayern, Tilo Kalski, mit Seinem entsprechenden Rang, Herr Fregattenkapitän, anzusprechen.  https://youtu.be/o2fsAojsZtY

China ist unser wichtigster Handelspartner & selbst Gerhard Schröder wäre weit davon entfernt, Xi Jinping als lupenreinen Demokraten zu klassifizieren. Gestern erst kloppte sich Bärbock mit ihrem türkischen Kollegen  https://www.handelsblatt.com/politik/international/diplomatie-baerbock-in-der-tuerkei-scharfe-worte-auf-offener-buehne/28560338.html

Gotlandfahrer

2. August 2022 02:02

1/4

Für die Aussage ist der Text meiner Auffassung nach zu lang.  Herr Bosselmann kann überzeugender schreiben, so mein Eindruck.  Gut, wenn Deutschland sediert wirkt, dann bleibt das nicht ohne Auswirkung auf SiN-Artikel (und Kommentare).  Unter Nutzung von Hochtechnologie versuche ich mal, dem entgegenzuwirken:

So wie Deutschland in seinen diktatorischen Ausformungen besonders rigoros verfuhr, verfährt es gleichfalls als demokratischer Staat extrem: Ein solches Ausschlußdenken gegenüber oppositionellen Kräften wie in Deutschland dürfte in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Italien sicher nicht möglich sein.

Dem stimme ich nicht zu.  Zum einen halte ich die Gleichsetzung der Rigorositäten der beiden deutschen Diktaturen sowie unserer heutigen BRD für unstatthaft:  Die Diktatur Hitlers basierte auf einer mehr oder weniger großen Übereinkunft (die sachlich falsch gewesen sein mag) zur tatsächlichen Notwendigkeit der Existenzsicherung des deutschen Volkes durch äußere und innere Abwehr.  Es ist das einzige „Verfahren“, das man Deutschland selbst zuschreiben kann, denn es kam, gängiger Annahme gemäß, von innen, die Geschichte des Faschismus und seiner "Finanzierung" mal außenvorlassend. 

Gotlandfahrer

2. August 2022 02:04

2/4

Die Abwehr (z.B. Westdeutschlands) und Bekämpfung von Nicht-Internationalsozialisten in der DDR beruhte jedoch auf Vorgaben ihres großen Bruders, genauso wie die heutige Extremheit der deutschen Einbettung ins atlantische Korsett entspringt. 

Es ist also weder im Falle der DDR noch der BRD „Deutschland“, das „extrem“ verfährt.  Alle um mich herum, die „Hurra, es wechselt sein Geschlecht“ schreien, würden auch zu Kaisers Geburtstag ein längeres Tischgebet sprechen.  Was nicht „extrem“ sondern gottgefällig wäre, soll heißen, so extrem wie heute zu sein, ist nicht in uns angelegt, sondern Ergebnis von Deflektion.

Zum anderen gewinne ich nicht den Eindruck, dass es um die patriotischen Kräfte im genannten Ausland deutlich bessergestellt ist, es mag nicht ganz so hysterisch abgehen, aber am Ende hat sich auch dort noch nichts entscheidend bewegen können.

So wie Bienenvölker durch technische Strahlung in ihrer Kommunikation gestört und zur Selbstschädigung angeregt werden, wird der Deutsche, nicht nur er, aber vorrangig, in seiner Gemeinschaft durch die veränderte Kommunikation im Zuge der a: Fremdherrschaft und b: ihrer vervielfachten Wirkung durch Digitalisierung in Amok- und Apathiezustände moduliert.  Deutschland könnte ohne jedes Problem, wie Japan, alt und weniger an Volksmasse werden. 

Gotlandfahrer

2. August 2022 02:05

3/4

Was also Menschen, die sich in Gefangenschaft arrangiert haben, und dies ist irgendwann immer die Mehrheit, sagen, ist für die Lagebewertung und Aussicht unerheblich.  Ob Woke glauben oder nicht, dass durch weitere Befreiungsschritte endlich alles gut wird, ist unerheblich, denn selbst wenn sie es glaubten, würden sie von ihrem Prinzip irgendwann selbst gefressen. 

Das Prinzip kennt keine Zielerreichung, sondern immer nur neue Gründe für Angriff auf das Sein.  Wir haben es nicht mit einem kommunistischen Ideal zu tun - das, in sich zwar bereits bescheuert, prinzipiell aber ein Ende kannte – sondern mit einer spirituellen Ablehnung des Menschen, die erst beigibt, wenn das Menschsein beendet ist. Sie bedient sich der Präferenz der Menschen dafür, in Ruhe gelassen zu werden, soweit sie selbst keine Herrschaftsambition haben. Dann stellt man sich den Hysterikern halt nicht entgegen, so schlimm wird‘s schon nicht werden, irgendein Vernünftiger wird sich schon finden, der ihnen Einhalt gebietet. Tja, irgendwann halt nicht mehr.  Deswegen kann ich der Einschätzung, Deutschland wäre kein totalitärer Staat, nicht ohne Fußnoten zustimmen. Verglichen mit Stalins SU wird man zwar nicht nachts abgeholt, aber entscheidend ist nicht allein der Blutzoll durch ostentative Gewalt, sondern der durch unmöglich gemachtes Leben. 

Gotlandfahrer

2. August 2022 02:07

4/4

Ich weiß, mit meinem Rotweinglas in der Hand erscheint es undankbar, wenn es so klingt, als ob ich mich nach mehr Bleigehalt in der Luft sehnte, tue ich nicht, aber unverhohlener war das Morden unter Stalin und Mao allemal.  Jeder wusste, was läuft. Hier weiß es wohl kaum jemand, ich jedenfalls nicht.

Nicht einmal die Landesverteidigung wäre doch gefährdet, wenn hier nicht der Wahnsinn in die Wohnzimmer getragen würde, unabhängig von Demographie.  Keine einzige politische Entscheidung der letzten 30 Jahre hat den Deutschen gedient und jeder weiß es, kann es sich nur nicht zugeben, da diese stets mit der Bringschuld gegenüber einem höheren Wohl unantastbar gemacht wurden.  

Wer sich an den Asphalt klebt, hat vor diesem Zustand kapituliert und möchte im wahrsten Sinne des Wortes erlöst werden vom schwarzen Pech, das an ihm haftet.  Um es kurz zu machen, bleibe ich dabei: Washington muss fallen und all seine Legionäre hier müssen dadurch trocken laufen. Es mag sein, dass auch seine Gegenspieler nur Klausimausi-Jünger sind (was ich nicht glaube, aber sei’s drum) – wenn wir auf neue Karten hoffen können, dann nicht durch ein weiter so.

kikl

2. August 2022 08:14

"Totalitarismus bezeichnet eine politische Herrschaft, die die uneingeschränkte Verfügung über die Beherrschten und ihre völlige Unterwerfung unter ein politisches Ziel verlangt."

https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/18343/totalitarismus/

Die Unterwerfung erfolgte früher schlicht mit Gewalt, aber in der Gegenwart hat die Herrschaft feinere Mittel der Propaganda, psychologischen Manipulation und ständigen Überwachung (Handy, Internet, ...) ersonnen. Die uneingeschränkte Verfügung über den Körper der Untertanen ist allerdings noch nicht vollständig gelungen. Eine beachtliche Minderheit von ca. 10% der Bevölkerung hat sich nicht spritzen lassen.

Die BPB schreibt danach:

"Totalitäre Herrschaft, ...werden oft mit existenzbedrohenden (inneren oder äußeren) Gefahren begründet, wie sie zunächst vom Faschismus und vom Nationalsozialismus, nicht zuletzt auch im Sowjetkommunismus Stalins von den Herrschenden behauptet wurden."

Die existenzbedrohenden Gefahren sind das Corona-Virus, die Atomkraftwerke, der Klimawandel... Mir scheint, dass wir hier das Drehbuch der Links-Grünen Herrschaft entdeckt haben.

Abschließend schreibt die BPB:

"Insofern stellt der Totalitarismus das krasse Gegenteil des freiheitlichen Verfassungsstaates, des Prinzips einer offenen, pluralen Gesellschaft und moderner Demokratien dar."

Damit ist alles über die derzeitige Linke gesagt.

Umlautkombinat

2. August 2022 08:49

Gute Minikommentarfolge von Gotlandfahrer, speziell 3/4. Und ja, Bosselmann kann besser, v.a.D. praegnanter.

Diese vorgeblich spezielle Auspraegung des Untertanentums des Deutschen hoert man ja oft. Ganz primitiv (Schlafschafe, Michel etc.) und auch intellektuell auf jeder Stufe in speziellen unendlichen Inkarnationen. Nur sieht die Realitaet anders aus. Heute gab es einen Gastbeitrag auf achgut zu Frankreich: Thema ungeimpfte Beschaeftigte des Gesundheitswesens (uebrigens die einzige Untergruppe, die in Dtl. i.M. noch in bescheidenem Mass demonstriert) - das ist haerter als hier, dort sind sogar die Ausweichmoeglichkeiten in andere Berufe verboten. Auch in Italien gab/gibt(?) es Regeln zum Thema C, die die Deutschen uebertreffen. Und angepasst wird auch da, kein Grund immer reflexartig in Selbstgeisselung zu verfallen.

Es ist schon richtig, ohne Betrachtung des Zustandes des Hegemons ueber dem grossen Wasser bleibt jede Charakterisierung unvollstaendig. Wie auch der ueberstaatlichen Mitspieler, wobei es dahingehend auch eine Abhaengigkeit zu traditionell global agierenden weniger sichtbaren Gruppen gibt, die US-basiert sind (Rockefeller-Stiftung etc.)

RMH

2. August 2022 09:00

"So wie alle schlimme Schuld aus dunkler Geschichte bald abgetragen ist, wenn wir erst ..."

Korrekterweise ist in diesem Punkt unsere herrschende Meinung recht eindeutig, ehrlich und besagt offen, dass die "schlimme Schuld" NIE abgetragen werden kann, sondern als Axiom uns eben daraus ableitend immerwährend dazu verpflichtet ... bla, bla, bla, Rest kennen wir alle. Es gibt keine Erlösung, sondern eine Verpflichtung. Hier darf man nichts erwarten, was nie "versprochen" wurde.

Imagine

2. August 2022 09:22

1/2

@Franz Bettinger    1. August 2022 23:25
„Sie schreiben, es sei "ein Zeichen von Intelligenz, eine klare begriffliche Differenzierung von Begriffen vornehmen zu können“. Stimmt. Nur tun Sie das nicht. Sie sind - bisher - noch jeder Definitions-Aufforderung von mir zum Begriff Rechts ausgewichen; so auch in Ihrem letzten Kommentar. Sie definieren und begründen gerade nicht, was Rechts ist; sagen allenfalls, unter Rechts werde traditionell eben dies und das (Nazi, kapitalistisch...) verstanden.“

Der Witz ist doch, dass ein Begriff die Realität im Wesentlichen erfassen soll. Und die Realität ist, dass „rechts“ ein Sammelsurium darstellt, B.K. redet gern von „Mosaik“.

„Rechts“ ist zum einen eine Selbst- und zum anderen eine Fremdetikettierung.

Schaut man sich jene an, die sich als „rechts“ bezeichnen, dann findet man viele Freunde und Liebhaber von Kapitalismus uns Marktwirtschaft, viele Gläubige und autoritäre Dogmatiker, viele mit sozialdarwinistischem Menschen- und Gesellschaftsbild, viele Anti-Sozialisten und Gegner sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit, aber auch Chauvinisten, Rassisten, Faschisten, Holocaustleugner, Sympathisanten der Freikorps und Rechtsterroristen. Die meisten sind Anti-Sozialisten, einige sind für einen nationalen Sozialismus.

 

Imagine

2. August 2022 09:23

2/2

Noch konfuser sieht es bei der Fremddefinition derer aus, die vermittels ihrer Herrschaft Definitionsmacht besitzen. Da wird schnell und in beliebiger Weise eine unerwünschte Opposition als „rechts“ etikettiert, auch wenn sie von linken Demokraten und Patrioten kommt.

Es macht keinen Sinn, „rechts“ sozialphilosophisch oder soziologisch zu definieren, weil die Selbstdefinition und soziale Zuordnung und Organisation des rechten Milieus sich nicht danach richtet. So sind in der Rechtspartei AfD Gruppierungen, die gegensätzliche Ziele haben und sich feindlich bekämpfen. Noch extremer sieht es im rechten Milieu aus.

 

Laurenz

2. August 2022 10:19

@Imagine

Wie sieht es denn im linken Milieu aus?

Ich habe hier einen Artikel für Sie & andere AfD-Basher auf der SiN herausgesucht. Ich habe mit dieser freundlichen Abgeordneten schon 2x ein Bier getrunken.

https://www.gulf-insider.com/european-parliaments-member-labels-covid-vaccine-coercion-worst-crime-ever-committed-on-humanity/

@Umlautkombinat

Die Realität kuriert auch manchen Politiker, vielleicht jetzt nicht unbedingt in Deutschland. 

https://www.frankreich-webazine.de/corona-virus-massnahmen-reisen-frankreich-tipps-urlaub/

@Gotlandfahrer

Washington muß fallen.

Das hatten die Europäer bereits vor über 100 Jahren versäumt. Das kann (aktuell) nur von innen geschehen. Da muß man sich vielleicht auch noch 100 Jahre gedulden. Wer weiß das schon?

RMH

2. August 2022 10:45

Schwarz- weiß, ja - nein, sind Vereinfachungsformen. Kant ging in seinem Aufsatz "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht" davon aus, dass die Entwicklung aller Anlagen in der menschlichen Gesellschaft durch das Vorhandensein gesellschaftlicher Antagonismen erfolgt. Er sprach von einer ungeselligen Geselligkeit. Zwist kann daher als hilfreich angesehen werden, eine Unterdrückung der Antagonismen als "fortschrittsfeindlich". Kant ging dabei von einer linearen Entwicklung aus. Alte Weltbilder haben hingegen oft zyklische Vorstellungen, bei denen dann aber erstaunlicherweise die "goldenen Zeitalter" im Verhältnis zu den anderen Zeitaltern weniger Anteil am großen Kreis haben (immerhin: Bei den indischen Vorstellungen ist das sog. Kali-Yuga kürzer als das Satya-Yuga). So viel als klitzekleiner Anriss in eine weite Thematik: Was kann man daraus schließen? Die Wahrscheinlichkeit, nicht im goldenen Zeitalter zu leben, ist hoch. Die Verhinderung gesellschaftlicher Reibung erzeugt Stillstand und verhindert die Entwicklung menschlichen Potentials. Wer Erlösung durch  zwangsweise Aufhebung der Antagonismen will, greift in das Rad der Natur, der Schöpfung, der Götter (oder was er eben glaubt) ein.

Thema Gnosis in der Politik: Hier ist das mittlerweile auch schon recht alte Buch von Harald Strohm "Die Gnosis und der Nationalsozialismus" durchaus interessant, wenn naturgemäß auch keine Welterklärungswerk oder gar epochales Buch (nice to read).

Ein Fremder aus Elea

2. August 2022 11:35

Es ist wichtig zu verstehen, was Gnosis ist, weil sie nämlich tatsächlich wiederkehrt. Unser Bild der Gnosis wird von den Kathareren bestimmt, welche aber nichts mit den Gnostikern des 1. Jahrhunderts zu tun haben. Die Gnosis des 1. Jahrhunderts beruht auf dem Grundsatz, daß es im Leben nur darum ginge, sich möglichst gut zu fühlen, konkret etwa, wenigstens einen Orgasmus pro Tag zu haben. Näheres dazu bei Epiphanios von Salamis im Panarion.

Gesellschaftlich relevant heute als Blendwerk vermeintlicher Moral sind zwei Haltungen, nämlich 1. die Zurschaustellung der eigenen Zufriedenheit und 2. gelassenes Abwiegeln.

1980 spottete die Jugend noch über die großtuenden 50er "Slightly worn, but dignified and not too old for sex." und daß sich 80jährige mental wieder Kindern annähern, war jedem Kind aus eigener Anschauung klar. Heute legt sich über alles der Mantel vermeintlicher Würdigkeit, in der Wissenschaft dergestalt, daß selbst der Anspruch der Haltbarkeit der Wahrheit seinethalben aufgegeben wird: Gerade las ich einen Artikel über das Eiern der Erde, wo gesagt wurde, daß mit schmelzendem Grönlandeis die Erde immer stärkern eiern wird, aber über dem Artikel stand "Achtung: Mehr als 3 Jahre alt!", und seit 2020 hat die Erde aus irgendeinem Grund (muß mit der Konvektion des Magmas zusammenhängen) aufgehört zu eiern. Das ist das Wesen der Gegenwart, welches letztlich darin wurzelt, daß die Jugend keine Perspektive sieht und die Prätentionen des Alters deshalb hinnimmt.

Franz Bettinger

2. August 2022 11:46

@Bosselmann. So unterschiedlich können Geschmäcker sein. Ich fand Ihren Artikel in Stil und Inhalt ein Genuss. Das kann er nicht bis zum Ende durchhalten, befürchtete ich nach dem ersten Viertel. Und siehe da, es gelang. Sie haben’s geschafft. Weltklasse!

Niekisch

2. August 2022 11:55

"Der Witz ist doch, dass ein Begriff die Realität im Wesentlichen erfassen soll. Und die Realität ist, dass „rechts“ ein Sammelsurium darstellt, B.K. redet gern von „Mosaik“."

@ Imagine 2.8. 9:22: Lassen wirs doch am besten sein, "rechts" und "links" heute noch definieren zu wollen. Der Feind als einzig Übrigbleibenwollender läßt doch an seinen Fäden  a l l e   Püppchen in ihren Farben tanzen. Es muß ein positiver Begriff her, der den Gegenangriff  markiert. Wer aber will das riskieren? Es kann den Kopf kosten.

quarz

2. August 2022 11:58

1/2

"Das einzige, was auf Veränderungen hoffen läßt, sind Schockereignisse"

Zu wünschen wär’s. Die Wissenschaft liefert uns allerdings Hinweise darauf, dass ab einem bestimmten Grad der Verranntheit ein Schock kein Umdenken mehr bewirkt, sondern im Gegenteil eine Verfestigung des auf dem Holzweg befindlichen Denkens. (Zur Illustration ein Locus classicus aus der Sozialpsychologie: https://en.wikipedia.org/wiki/When_Prophecy_Fails )

Wir müssen uns demnach von der idealisierten Vorstellung verabschieden, wonach der Mensch umso mehr aus seinen Fehlern lernt, je schmerzhafter die Konsequenzen seiner Irrtümer sind. Schon im Bereich der reinen Theorie gilt ja, dass gescheiterte Paradigmen nicht durch Lernprozesse ihrer Verfechter überwunden werden, sondern dadurch, dass ihre Verfechter aussterben und junge, unbefangene Denker neue Wege gehen. Um wieviel mehr muss dies dort gelten, wo es nicht nur um Gedankengebäude geht, sondern um Entscheidungen, deren Folgen unser Alltagsleben und das unserer Nachkommen radikal verändern.

quarz

2. August 2022 11:59

2/2

In den Schuldigen glimmt wohl angesichts der schon jetzt unübersehbaren Menetekel durchaus eine böse Ahnung, dass sie dabei sind, ein epochales Verbrechen an unserer Zivilisation zu begehen. Aber auch, dass sie, wenn sie ihr Scheitern offen einbekennen würden, als Figuren in die Geschichte eingingen, die noch künftigen Generationen Anlass zur Anklage sind. Zu jämmerlich sind die Gestalten, als dass sie sich einer Metanoia stellen könnten. Zu groß ist der Irrtum und der bereits angerichtete Schaden, als dass sie ein reumütiges Einbekenntnis mannhaft zu schultern vermöchten. Deshalb werden solche Gedanken verdrängt, was das Zeug hält, und mit medialen und juristischen Stalinorgeln wird auf alle gefeuert, die sie aus der Verdrängung ans Tageslicht zerren.

Ein Fremder aus Elea

2. August 2022 12:21

quarz,

"Schon im Bereich der reinen Theorie gilt ja, dass gescheiterte Paradigmen nicht durch Lernprozesse ihrer Verfechter überwunden werden, sondern dadurch, dass ihre Verfechter aussterben und junge, unbefangene Denker neue Wege gehen."

Das ist völlig richtig, so und nur so geht es. Die relevante Frage heute ist, ob ganze Kulturen niedergehen oder nur bestimmte Millieus. Die Meisten heute sind immer noch der Ansicht, daß sie bestimmen, was gespielt wird, und daß was gespielt wird, funktioniert. Die Meisten heute sehen abbröckelnde Farbe, aber keine Risse in der Wand. Und aus diesem Reservoir müssen sich unsere Staaten erneuern, und dazu taugen Schocks, und nicht dazu, Verantwortungsträger von ihrer Unverantwortlichkeit zu überzeugen, was immer nur im Einzelfall eintreten kann, aber nie ihre ganze Klasse geschlossen betreffend, siehe etwa den Verlauf des Zweiten Weltkriegs, wiewohl immerhin gegen bestimmte Verfügungen gegen Ende des Kriegs Widerstand geleistet wurde (Giftgaslager sprengen und so weiter).

RMH

2. August 2022 12:32

"Unser Bild der Gnosis wird von den Kathareren bestimmt, welche aber nichts mit den Gnostikern des 1. Jahrhunderts zu tun haben. Die Gnosis des 1. Jahrhunderts beruht auf dem Grundsatz, daß es im Leben nur darum ginge, sich möglichst gut zu fühlen, konkret etwa, wenigstens einen Orgasmus pro Tag zu haben. Näheres dazu bei Epiphanios von Salamis im Panarion."

@Fremder aus Elea,

wer hat sie denn auf diese schräge Spur gebracht? Bei der "Gnosis" setzt man gemeinhin woanders an und die Katharer haben durchaus etwas zu tun mit den antiken Mysterien-Traditionen. Will hier keine Romane schreiben, dazu sind andere berufen, aber prüfen Sie bitte einmal Ihre Grundlagen.

Zum Thema "Gnosis" / politische Religion in der Neuzeit ist auf den von Maiordomus hier vielfach genannten Eric Voegelin unbedingt hinzuweisen.

Maiordomus

2. August 2022 12:50

@imagine. Ich kann Ihnen aber sagen, dass die ältere Rechte aus dem Umfeld der französischen Revolution und Edmund Burke, aber auch die schweizerische erzföderalistische, aber nicht libertäre Rechte mit Ihren vorgestellten Rechtsmodellen sehr wenig zu tun hat. Selber habe ich mich immer als weit rechts nicht nur vom Faschismus gesehen, hatte auch nichts mit einem bloss libertären, die Sozialnatur des Menschen nach Aristoteles leugnenden Individualismus gemein. Teilte im Grunde auch nie das Mainstream-bildende Wertegerüst der sog. Aufklärung, wiewohl ich mein Denken stets von der Tradition der Aufklärung her verstanden habe, auch z.B. der aufgeklärten, naturrechtlich orientierten Frühdemokraten von Genf, den Herausgebern von Montesquieu, etwa Burlamaqui und Barbeyrac, oder dem am längsten eingesperrten politischen Gefangenen der Schweiz, Micheli du Crest, dem grandiosen Theoretiker und Praktiker der Opposition aus dem Geiste der direkten Demokratie auf der Ebene eines Stadtstaates, 1736 in Genf via eine Puppe in effigie hingerichtet, was übrigens den zivilen Tod bedeutete. Der Verfasser der "Maximen eines Republikaners" hat als Festungshäftling die Höhe seiner Zelle über Meer um 1754 auf 8m genau berechnet, mit der Messung der Regentropfen auch die Legende von der Sintflut falsifiziert, ein lebenslang "rechtsoppositioneller" Kämpfer gegen Machtmissbrauch.  

Ein Fremder aus Elea

2. August 2022 13:29

quarz,

Sie schreiben ja nicht, welche Alternative Sie zum Schock sehen, aber ich selbst habe durchaus erwogen, was wir hier in Deutschland durch den Schock gewinnen, nämlich gar nichts, aber wenn unsere Eliten gegen besseres Wissen handeln, bleibt uns die Aufgabe der Kurskorrektur eben nicht erspart. Es gibt nicht wirklich etwas zu lernen im ersten Schritt, der ganze Wahnsinn ist vorsätzlich wahnsinnig. Und wir hier in Deutschland sind auch nachgiebig genug, jemanden, der Korrekturen vornehmen will, machen zu lassen. Es ist überflüssig, uns zu Korrekturen anzustacheln. Aber genau das geschieht, und die Anstachelung läuft weiter, bis wir uns gegen den Wahnsinn stellen. Das Programm ist international, und auf kulturelle Besonderheiten wird keine Rücksicht genommen.

Sehen Sie, ich erwarte nicht, daß sich Schimpansen in die Hochschulpolitik einmischen, um dortige Mißstände zu korrigieren. Nur jene, welche ein Interesse an etwas haben, können für es streiten. Und auf der Basis dieses Gesetzes werden wir, ob wir es wollen oder nicht, rekrutiert. Wie gesagt, im jetzigen Durchgang gewinnen wir nichts dabei, allenfalls die Erfahrung, uns einmal politisch organisiert zu haben, anstatt stets auf die Vernunft anderer zu vertrauen. Aber andere Länder, andere Sitten: Die Radaranlagen in Pearl Habour wurden ausgeschaltet, um den Japanern die Gelegenheit zu geben, den Amerikanern ihre Absichten mitzuteilen. Und was gerade mit Gender & Co. läuft ist GENAU DASSELBE.

Franz Bettinger

2. August 2022 13:59

Wie Wowereit provozierend sagte: „Ich bin schwul, und das ist gut so“, sollten wir sagen: „Ich bin rechts und das ist gut so.“ Mit diesem Statement beginnt alles. Wenn wir das nicht hinkriegen, haben wir keine Chance gegen das Lügengebäude unserer Feinde. @Imagine's Definitions-Versuch nach wären die Chinesen Rechte: kapitalistisch, führergläubig, unterwürfig, absolutistisch, nationalistisch, autoritär, dogmatisch, sozialdarwinistisch, rassistisch. Ich vernahm (von Chinesen selbst), dass whl kein Volk mehr rassistisch ist als das chinesische. Daran sieht man, was @Imagine's Definition von rechts wert ist. Nichts, da sie auch auf die USSR, Kuba und viel Linkes zutrifft. Meine (und E. Kositzas - glaube ich) Definition ist ganz simple:  Rechts = Bevorzungung und Verteidigung des Eigenen.

Eo

2. August 2022 14:03

@Niekisch    2. August 2022 11:55

@ Imagine 2.8. 9:22: Lassen wirs doch am besten sein, "rechts" und "links" heute noch definieren zu wollen

_...`)°(´ ..._

Wie wäre es denn,
wenn ma hinfort statt rechts der Einfachkeit halber unlinks sagt und sich selbst auch so versteht und ebenso dann links fürderhin nur noch unrechts nennt ...

Damit würden die Linken
flugs zu Unrechten, die, wie heute zu beobachten, nun mal nur zu gerne auf der Seite des Unrechts stehen. Auch wird so verständlich, wieso linke, also unrechte Politik, auf Dauer dazu führt, daß mehr und mehr Leute sich dafür entscheiden, Unrechtes zu tun und folglich Mißtrauen und Gewalt in der bunten Muku-Gesellschaft ständig zunehmen.

Ein Fremder aus Elea

2. August 2022 14:13

RMH,

wollen Sie, daß ich das Panarion hier zitiere? Oder was bezwecken Sie mit

Näheres dazu bei Epiphanios von Salamis im Panarion."

@Fremder aus Elea,

wer hat sie denn auf diese schräge Spur gebracht?

Ich habe allerdings Epiphanios von Salamis' Aussagen auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft, und sowohl das 2. und 3. Kapitel der Offenbarung als auch die Johannisbriefe können als tendentiell untermauernd betrachtet werden. Die beste Untermauerung allerdings sind die gnostischen Schriften selbst, also etwa das Judasevangelium, welche zwar nicht sexuelle Praktiken schildern, aber die Art und Weise, wie der Begriff Barbelo verwendet wird, ebenso wie die Offenbarungen dort eingestuft werden, macht es überdeutlich, daß es sich um eine Bewegung gehandelt hat, welche der Meinung war, daß es am besten für das Wohl der Menschen ist, wenn sie einfach nur ihr Leben zu genießen versuchen und keine politischen oder wissenschaftlichen Ambitionen hegen, und wiewohl das nicht zwangsläufig dazu führen muß, sich einzuölen und zu parfümieren, führt es doch auch heute oftmals dazu.

Franz Bettinger

2. August 2022 14:35

Es war das Buch Tristesse Droite von Kositza, das mich den Schnellrodaern näherbrachte. Da stehen ein paar tief gehende Dinge drin, z.B. (wenn ich mich recht erinnere) Kositzas Definition von Rechts: das Eigene wertschätzen und verteidigen. Das Eigene? Das sind die Eigenschaften, Eigenheiten, das Eigentum usw. Das erachte auch ich als die Grundlage jeden Rechten Seins. Das Linke tragen wir (Rechten) auch in uns; zu gewissen Zeiten kann man sich leisten, links (verschwenderisch) zu sein; zur Zeit: nicht. Heute führt Linkssein schnurstracks in die Auslöschung.

Laurenz

2. August 2022 16:55

@Ein Fremder aus Elea & RMH

Gnosis & Orthodoxie

Hier muß man RMH beipflichten, in der Tat. Vor allem laut Guy Stroumsa & Michel Tardieu in der 6. Folge (von 12) der ARTE-Doku Die Apokalypse: Die große Häresie  https://youtu.be/g9Bpa9uenvQ  werden ab ca. 00:32 die Quellen der Gnosis genau besprochen. (Es lohnt grundsätzlich die ganze oder besser alle Folgen zu sehen, was erleuchtend ist.) Stroumsa unterscheidet zuerst die jüdische Häresie von der christlichen faktisch & den unterschiedlichen, ja diametralen Umgang damit. Desweiteren bezieht er sich auf Ihren Vorwurf, den er aber nicht den Gnostikern zurechnet, sondern den genüßlich zitierenden orthodoxen Kirchenfürsten selbst. Tardieu führt direkt nach Stroumsa aus, daß die historische Orthodoxie nur durch die Kenntnis der Gnosis überhaupt nachvollziehbar wird. Schätzungsweise produzierte ARTE um die 40 Dokus in den frühen 00ern über die Geburt des Christentums, Jesus & der Islam, wie die Apokalypse. Hätte jeder unserer Hobbyschriftgelehrten die Folgen alle gesehen, wären die meisten Religionsdebatten hier abschließend beendet. Habe diese ganzen Folgen meist schon 3x gehört & schlage auch desöfteren bei Unklarheiten, die immer wieder auftreten, im Netz nach.

quarz

2. August 2022 17:02

@Fremder aus Elea

"Sie schreiben ja nicht, welche Alternative Sie zum Schock sehen"

Ich hab auch kein Geheimrezept. Aber mehr und mehr festigt sich in mir die Überzeugung, dass wir den Modus der Verparallelgesellschaftung, der uns aufgezwungen wurde, möglichst effektiv nutzen sollten. Ethnisch homgene Kleingesellschaften organisieren (und untereinander vernetzen), die durch ihren Erfolg in das rostige Staatswrack und seine Besatzung ausstrahlen und für immer mehr Leute attraktiv werden, die dessen Zerfallserscheinungen unangenehm zu spüren bekommen.

Das heißt nicht, dass wir jedes politische Engagement auf republikanischer Ebene aufgeben sollen. Aber eben nicht alles auf diese Karte setzen, sondern für Rettungsboote gesorgt haben, falls der Tanker untergeht. Sollte dieser durch eine unvorhergesehene Wendung doch noch flott zu kriegen sein, soll's mit natürlich auch recht sein. Aber meine primäre Sorge gilt dem Volk und nicht dem Staat.

Imagine

2. August 2022 18:21

1/2

Das Ziel der 68er-Linken war Systemtransformation, die Bildung einer neuen Weltgesellschaft jenseits Kapitalismus, Imperialismus und Kolonialismus. Auch jenseits des stalinistischen Sowjetkommunismus..

Diese emanzipatorische und weltbürgerliche Linke existiert als politisch aktive Bewegung nicht mehr. Sie hat in den 70er Jahren eine Totalniederlage erlitten.

Chile 1973 war das große Trauma. Die USA haben damit unmissverständlich gezeigt, dass sie in ihrem Empire jede sozialistische Regierung, auch wenn sie demokratisch gewählt wurde, mit allen Mitteln stürzen wird, auch blutig mit anschließendem faschistischem Regime. Natürlich galt das auch und besonders für das besetzte Deutschland.

Strauß sagte zu dieser Zeit sinngemäß, dass sie dafür sorgen würden, dass keiner der Systemüberwinder bis Ende des Jahrhunderts sein Maul aufmacht. So ist es dann auch passiert. Systemtransformation ist seitdem bis zum heutigen Tag kein Thema mehr in Deutschland.

Die Linken entwickelten sich zu einer systemkonformen Linken, d.h. zu einer Nicht-Linken.

Seitdem identifiziere ich mich nicht mehr mit dieser Fake-Linken, sondern sehe mich in der Tradition des humanistisch-emanzipatorischen Welt-Bürgertums, für das die sozialistische Transformation der Gesellschaft ein notwendiger und folgerichtiger Schritt auf Basis der bürgerlich-humanistischen Ideale – Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – ist.

 

Imagine

2. August 2022 18:22

2/2

Die Rechten sind hingegen von ihrer völkischen Grundstruktur anti-weltbürgerlich, anti-humanistisch und anti-freiheitlich eingestellt. Deren „Verteidigung des Eigenen“ basiert wesentlich auf kleinbürgerlich-tribalistischen Besitzstandsdenken im Stirnerschen Sinne, so wie es z.B. Hans G Helms herausgearbeitet hat. Die Rechten wollen keine freiheitliche und solidarische Weltgesellschaft, sondern sind noch völkischen Denkformen verhaftet.

Die Zeiten sind vorbei, wo Europa noch das Zentrum der Welt war, Deutschland noch eine Weltmacht und die USA die weltbeherrschende Weltmacht. Wo sich die US-Amerikaner noch als „God's Own Country“ wähnten und „The American Way Of Life“ weltbestimmend machen wollten. Trump ist mit seinem „America first“ und „Make America Great Again“ gescheitert. Die amerkanische Nation ist zutiefst gespalten.

Seltsamer Weise haben sich die deutschen Rechten mit Trump identifiziert, obwohl MAGA logischerweise bedeutete, Deutschland als Weltwirtschaftskonkurrenten kleiner zu machen und zu schaden.
 

Umlautkombinat

2. August 2022 18:35

"So oft man kann, suche man das Gespräch mit jenen, die wirklich zu arbeiten haben, um zu überleben, also mit dem Handwerker, der Gebäudereinigerin und sogar mit dem Lehrer"

Wie satisfaktionsfaehig sind solche Leute eigentlich bzgl. der fundamentalen Frage der Gnosis?

 

Niekisch

2. August 2022 18:40

"Meine (und E. Kositzas - glaube ich) Definition ist ganz simple:  Rechts = Bevorzugung und Verteidigung des Eigenen."Rechts: das Eigene wertschätzen und verteidigen. Das Eigene? Das sind die Eigenschaften, Eigenheiten, das Eigentum usw. Das erachte auch ich als die Grundlage jeden Rechten Seins. Das Linke tragen wir (Rechten) auch in uns; zu gewissen Zeiten kann man sich leisten, links (verschwenderisch) zu sein; zur Zeit: nicht.

@ FranzBettinger 2.8. 13:59 + 14:35: Stellen wir uns da nicht eine Falle? Wie geht die Bevorzugung des Eigenen angesichts der Rechtslage, die jedem deutschen Staatsbürger fremder Herkunft antidiskriminierend und  mimykrytisch genau dieses  Eigentum, Eigenschaften, Eigenheiten zugesteht? Links= verschwenderisch dürfte etwas zu kurz gegriffen sein. kurzum: Neues muß her. 

Dieter Rose

2. August 2022 18:55

@Eo

Da mache ich mir's leichter:

Die Linken sind link,

die Rechten sind recht.

Sprache hat schon noch ihren Sinn!

Niekisch

2. August 2022 18:58

"Wie wäre es denn, wenn ma hinfort statt rechts der Einfachkeit halber unlinks sagt und sich selbst auch so versteht und ebenso dann links fürderhin nur noch unrechts nennt ..."

@Eo 2.8. 14:03: mit "un" soll eine Selbstbezeichnung niemals beginnen. Imübrigen wie zu Franz Bettinger. 

"linke, also unrechte Politik" Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß auch sog. Rechte Unrecht begangen haben, begehen und wohl auch zukünftig begehen werden? 

"wir den Modus der Verparallelgesellschaftung, der uns aufgezwungen wurde, möglichst effektiv nutzen sollten. Ethnisch homgene Kleingesellschaften organisieren (und untereinander vernetzen)"

@ quarz 2.8. 17:02: Meine Rede seit mindestens 10 Jahren. Volle Zustimmung! Das Durchdenken dieser Möglichkeit schenkt uns auch die jetzt notwendigen Begriffe, Parolen sowie einen Verhaltenskodex, erarbeitet aus einem "weltanschaulichen Minimum" für Herzensdeutsche. Wir sollten es ganz einfach tun!

Ein Fremder aus Elea

2. August 2022 22:10

quarz,

organisieren müssen sich die Menschen, aber das Ziel sollte schon sein, das eigene Geschick zu bestimmen und nicht nur, sich einzuigeln. Freilich, es gibt Bedingungen, welche erst einmal eintreten müssen, auf welche erst einmal hingearbeitet werden muß, um Größeres zu erreichen.

Laurenz,

nennen Sie ein einziges gnostisches Werk aus der damaligen Zeit, welches nicht von einer bescheuerten Fixierung auf Worte gekennzeichnet ist, welche die Bescheuertheit der Kirchenväter noch um weites übertrifft, und welches die Aspirationen der Menschen nicht gleich dem Tao verhöhnt: Friede ist, wenn niemand etwas werden oder sein will.

Arte, nicht? Ne, es ist eines der vielen Wunder des Christentums, daß schon 100 Jahre nach Christus niemand mehr das Johannesevangelium verstand, und daß das das Christentum genauso wenig getötet hat, wie daß es 400 nach Christus anerkannter Teil des Römischen Reichs war, ohne es erneuern zu können. Jahrhundert nach Jahrhundert Totalversagen und trotzdem... gibt es irgendetwas, was auch nur im entferntesten dem verwandt ist? Nicht von dieser Welt und so...

Gracchus

2. August 2022 22:24

Ich empfehle zur Ergänzung die beiden Artikel von Eric Angerer zu den Grünen auf Rubikon "Die Grünen als Rammbock des Kapitals" oder so ähnlich. 

Der Artikel ist deshalb etwas lang geraten, weil er Unmögliches versucht, nämlich Konsistenz in die grüne Ideologie zu bringen. Die Frage ist ja, wie die Grünen mit derlei durchkommen. 

"Unreif" trifft sehr gut auf die gegenwärtige Gesellschaft zu. Das ist nicht mal das Problem, sondern dass man sich für reif hält und zugleich die Wege versperrt sind zu reifen.

 

Gracchus

2. August 2022 22:38

Ein Schock verhilft ja nicht zum klaren Denken, er kann ausserdem erst recht lähmen. Und es kann zu spät sein. Die Grünen oder deren Unterstützer wäre man dann immer noch nicht los.

Mir scheint auch, wenn es so etwas wie einen deutschen Charakterfehler gibt, dann den, einen Kurs nicht korrigieren zu können. 

Ich stimme daher quarz zu. 

@imagine: Das sind ja westliche Konzepte, die in weiten Teilen der Welt nicht geteilt werden. Ihr Weltbürgertum ist auf Sand gebaut. Abgesehen davon: Wenn das der nächste Entwicklungsschritt wäre, würde ja nicht daraus folgen, dass anderes verschwindet. Durch die Bildung von Nationalstaaten ist ja nicht die Familie verschwunden; die Versuche, die Familie abzuschaffen und durch staatliche Betreuung zu ersetzen, kann man schon jetzt als gescheitert ansehen, auch wenn unsere woken Deutschen das nicht wahrhaben wollen. 

 

Franz Bettinger

3. August 2022 00:52

@Niekisch: Wir (Rechten) beklagen ja gerade, dass der Staat link geworden ist, eben nicht das Eigene schätzt und schützt, sondern es an jeden Dahergelaufenen verschenkt, sich also verschwenderisch gibt, obwohl es gar nichts zu verschwenden gibt. Ansonsten haben Sie recht: Mit dem Wort verschwenderisch allein ist das Linke unzureichend definiert. Also ergänzend: 

Links: = Gleichmacherei; hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, auch nicht mit sozialer, sonst wären die Bürger der DDR, UDSSR oder Kubas glücklich gewesen. Sie wollten aber ihr Land verlassen. Die NSDAP-Nazis waren Linke. 

Rechts = Erkennen und Anerkennen (und Bejahen) von Unterschieden. Mehr Geld, mehr Leistung. Anerkennung des Leistungs-Prinzips. Rechts ist die Pflege des Eigenen. 

Klar, die Links-Rechts-Gesäßgeographie ist obsolet, sie bringt kaum Sachlichkeit in eine Debatte. Doch müssen wir uns mit diesen Totschlag-Worten rumschlagen, denn der Linke hat nur noch diese Sprachkeulen zur Verfügung, aber keinen Rest an Verstand. Also schlagen wir sie ihm um die Ohren, so dummschlau wie's ist! 

Adler und Drache

3. August 2022 02:08

Ob der Wille von Steinmeier, "Feine Sahne Fischfilet" et al. wirklich ein "guter" ist? 

Franz Bettinger

3. August 2022 07:29

@Imagine. Ach Sie mit Ihrer linken sozialistischen Welt-Gemeinschaft! Weil Sie es im Kleinen nicht hingekriegt haben, soll es endlich im Großen klappen? Sie träumen. Gleichheit, wenn ich das schon höre! Kein Grashalm ist dem anderen gleich. Gott sei Dank! Es gibt Rassen, und es gibt zwei Geschlechter, aber es gibt keine Gleichheit. Nirgends. Nicht mal zwischen eineiigen Zwillingen gibt es eine komplette Gleichheit. Das ist kulturmarxistischer Unsinn. Nicht einmal vor dem Gesetz gibt es Gleichheit. Dafür gibt's Frauen-Quoten, Rassen-Ablasse, Dummen-Boni, Trauma-Rabatte und Armuts-Rabatte bei der Recht-Sprechung: allesamt Armuts-Zeugnisse der schielenden Justitia. Nur die viel beschworene Gleichheit, die gibt es nicht. Gut so! Wie langweilig wäre die Welt!  

Imagine

3. August 2022 08:22

@Laurenz    2. August 2022 10:19
„Ich habe mit dieser freundlichen Abgeordneten schon 2x ein Bier getrunken.“

Frau Christine Anderson ist eine Ausnahmeerscheinung in der Politik und in der AfD. Sehr mutig und ehrlich. War vor einem Monat beim Corona Ausschuss [https://tinyurl.com/2utfvp5n] und hat über die Realität im EU-Parlament berichtet. Viel mutiger und offener als Wagenknecht oder Köppel es jemals waren, aber sie wird vermutlich zu keiner Talkshow eingeladen werden und auch nicht Dauergast bei BILD-TV werden.

Typischerweise macht selbst die AfD nicht mit Andersons Positionen Politik, auch für SiN wäre sie m. E. zu konfrontativ.

 

Ulrike

3. August 2022 08:45

@ zu „rechts“ und „links“:

Zitat: „Ein Rechter ist einer, der sein Weltwissen aus der Geschichte bezieht, Ein Linker bezieht es aus einer imaginierten Zukunft. Ein Rechter geht von der Frage aus, wie die Welt ist, ein Linker von der, wie sie sein soll.“ (Manfred Kleine-Hartlage „Warum ich kein Linker mehr bin“)

Mitleser2

3. August 2022 08:49

@Imagine:"Die Rechten wollen keine freiheitliche und solidarische Weltgesellschaft, ..."

Richtig, ich will keine solche "Weltgesellschaft", weil diese grenzenlose Gleichmacherei nie funktionieren kann. Das wollen uns nur gescheiterte Linke weismachen.

Imagine

3. August 2022 08:58

@Gracchus    2. August 2022 22:38
Das sind ja westliche Konzepte, die in weiten Teilen der Welt nicht geteilt werden. Ihr Weltbürgertum ist auf Sand gebaut. …Durch die Bildung von Nationalstaaten ist ja nicht die Familie verschwunden ...“

Nicht auf Sand gebaut, sondern es ist das Konzept einer intellektuellen Avantgarde für die Führungseliten in den wissenschaftlich-technisch und zivilisatorisch entwickelten Ländern.

Der Fehler der Linken ist, dass sie nicht sehen, dass die Massen ganz anders sind. Auch Marx, Luxemburg et al. haben das Entwicklungs- und Intelligenzpotential der Massen völlig überschätzt. Lenin wollte dieses Problem mit einer Organisation der Berufsrevolutionäre lösen, was dann in Diktatur und Stalinismus führte.

Die Familie mit standesamtlicher Heirat und lebenslanger Monogamie „bis der Tod sie scheidet“, wie sie noch bis zu den 60-er Jahren als Normalfamilie existierte, ist zu einem Minderheitenmodell geworden. So lange halten die Beziehungen im Regelfall nicht mehr.

Der heutige kapitalistische Staat selbst ist ein Feind der Familie. Er zwingt die Mütter ins Lohnarbeitssystem und verweigert den Familien ein kostendeckendes Kindergeld sowie einen Erziehungslohn.

Kinder sind eine enorme Belastung, nicht nur finanziell. Sogar die Rechtsprechung sieht ein Kind – selbst wenn es gesund ist – als „wirtschaftlichen Schaden“ an.

 

Der_Juergen

3. August 2022 09:02

Der Artikel hinterlässt auf mich einen zwiespältigen Eindruck: Viel Richtiges, aber auch einiges Fragwürdige. Seltsam, dass Bosselmann auf den Gedanken kommen konnte, laut der Systemideologie könne Deutschland seine "schlimme Vergangenheit" durch vorbildlich multikulturelles und antirassistisches Verhalten sühnen. Hierzu hat RMH in seinem Kommentar von 09.00 das Notwendige gesagt: Sühnen kann der von Natur verbrecherische Deutsche seine fluchwürdige Vergangenheit nach der Denkart dieser Irren nur durch sein Verschwinden.

Ich kenne - von Pol Pots Kambodscha abgesehen - in der Geschichte kein grauenvolleres System als das heute in Staaten wie der BRD, den USA und anderswo herrschende. Dieser  Hass auf das eigene Volk und seine Tradition, auf  alles Natürliche, Gesunde und Schöne, ist nicht mehr menschlich, er ist satanisch. Selbst das abscheuliche Gewaltregime in China, das sein Land in ein gigantisches Gefängnis verwandelt hat und sein Volk mit Corona-Terror bis aufs Blut quält, ist wesentlich milder zu beurteilen. Schliesslich will es sein Volk ja nicht ausrotten, und bei seiner Konfrontation mit Washington verfolgt es chinesische Interessen. Deshalb werde ich, sollte es zum Krieg im Pazifik kommen, hundertprozentig auf chinesischer Seite stehen. Schliesslich sind es nicht die Chinesen, die von drei oder elf oder dreiundsechzig Geschlechtern erzählen und Kindern auch ohne Einwilligung ihrer Eltern eine operative Geschlechtsumwandlung erlauben, um sie für immer zu Krüppeln zu machen.

Mitleser2

3. August 2022 09:41

"... Konzept einer intellektuellen Avantgarde für die Führungseliten ..."

Warum erinnert mich das irgendwie an Animal Farm?

Weiter unten schreiben Sie dann sinngemäß "die Massen sind dumm". Dann brauchen Sie doch die Diktatur, die weiß, was für die Massen gut ist. Und gleichzeitig reden Sie von Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit. Ihre Widersprüche sind grenzenlos.

Niekisch

3. August 2022 09:54

Danke, danke, danke, @ Juergen. Ihr Text erübrigt für mich eine Antwort an Franz Bettinger und Ulrike. Krampfhafte Bemühungen, am Begriff "rechts" festzuhalten, fruchten nichts mehr. Jedes insoweitige Argument löst sofort ein Gegenargument aus. Es wird langweilig. 

Es ist an der Zeit, daß wir unser uns denken, dazu brauchen wir nicht einmal fremde Systeme wie USA, Rußland oder China.

Laurenz

3. August 2022 10:34

@Imagine @L.

Frau Anderson führte in Ihrer Vergangenheit, soweit ich das beurteilen kann, schon ein ganz anderes Leben, zB 6 Jahre Mordor. Aber es gibt eben auch Menschen, die nicht an alten Zöpfen hängen bleiben, Imagine.

Und über die aktuelle politische Positionierung Frau Andersons mag ich nicht sprechen, denn das kann Sie ja Selbst tun. Ich bin nicht der Relotius.

Ich selbst kenne einige wichtigere, wie auch weniger wichtige AfD-Mitglieder, welche mit den Positionen Frau Andersons d'accord gehen. Sonst hätte man Sie ja auch nicht nominiert.

@Der_Jürgen

Finde Ihren Beitrag, zumindest in weiten Teilen doch recht gelungen. 2 Punkte mag ich anmerken. Der von Ihnen zitierte vernichtende Haß, der uns entgegenschlägt, ist alttestamentarisch & daher in der historischen Konsequenz auch neutestamentarisch. Und Chinas Corona-Staats-Terror hat im wesentlichen mit dem asiatischen Volkscharakterzug des Gesichtswahrens zu tun, den auch Maos Kulturrevolution nicht zu beseitigen vermochte. Würde es offiziell werden, daß Xi Jinping in der Corona-Frage eine Fehlentscheidung getroffen hatte, wäre er weg vom Fenster.

heinrichbrueck

3. August 2022 14:00

Schwarzweiß. 
"Polarisierte Politik" verhindert deutsches Regieren. 
Läßt man das erklärerische Diskursgesülze beiseite, bleibt eine reale Demographieentwicklung, deren praktische Endlösung totale Unterjochung bzw. Auslöschung der eigenen Art vorsieht. 
Widerstand kann deshalb diskreditiert werden, weil das große Ganze keinen (wahrheitsgemäßen) Zusammenhang zuläßt. 
"rechts" und "links" / "oben" und "unten"
Der Feind steuert das Teilstückdenken, wird die Zielrichtung beibehalten. Weiße Nationen arbeiten nicht zusammen. Sie haben keinen übergeordneten Plan, global denken zu können. Fluchtmöglichkeiten sind ausgeschlossen, der demographische Druck wird erhöht, eine Entscheidung muß getroffen werden. Die Weigerung, sich umarmen zu lassen, steht unter Rechtfertigungsdruck, wobei Fallstricke und Diskreditierung in Bereitschaft stehen. 
Die eigene weiße Welt ist unteilbar. Ein langfristiges Naturgesetz. Feindliche Umvolker interessieren sich doch nicht dafür, ob jemand rechts sein will. Ein Nichtweißer kann auch rechts wollen, aber die spirituelle Natur macht einen Strich durch die Rechnung.
Wie soll man denn die Spezialoperation sehen? Ist sie proweiß? Wird die Russische Welt gebildet? 127 Völker in Rußland (China, Indien, Dritte Welt). Wo bleiben die Russen, langfristig gesehen, und welcher Plan schützt die Demographie? Überlegenheit kann als Schwachstelle ausgenutzt werden.  

Imagine

3. August 2022 14:08

1/2

Die bürgerliche Revolution war eine Revolution gegen die feudale Ordnung.

Freiheit bedeutete, Freiheit von feudaler Abhängigkeit, Freiheit von Sklaverei und Leibeigenschaft. Recht auf Eigentum am eigenen Körper, Recht auf persönliches Eigentum. Selbstbestimmung darüber, wo und wie man leben und arbeiten will, wie man seine Existenz als freier Mensch sichert usw.

Gleichheit bedeutet Gleichheit im Recht. Was zugleich beinhaltet, dass niemand durch Abstammung Privilegien besitzt. Gleichheit beinhaltet Chancengleichheit und Fairness. So auch gleicher Lohn für gleiche Leistung, unabhängig von Abstammung, Geschlecht, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit etc.

Auf die bescheuerte Idee, dass es eine Idee von Gleichheit gebe, die beinhaltet, dass alle Mensch gleich seien, kommen nur Rechte.

Deren Hass auf und deren Fehlinterpretation von Gleichheit basieren m.E. darauf, dass sie sich – wie der Adel - als höherwertig und den anderen Menschen überlegen ansehen. So verhalten sie sich auch gegenüber Linken und Andersdenkenden, basierend auf dumm-elitärer Arroganz – wie eben der Adel.

Brüderlichkeit reduziert sich bei denen auf die „Eigenen“, also auf die Abstammungsgemeinschaft. Eine Brüderlichkeit im Sinne des christlichen Humanismus - alle Menschen sind Gottes Kinder - ist denen fremd.

Das ist der strukturelle Rassismus und Tribalismus der Rechten, der auf einen anthropologisch und zivilisatorisch zurückgeblieben Entwicklungsstand hindeutet.

Imagine

3. August 2022 14:09

2/2

Es gibt in der Gesellschaft die Tendenz zur Gleichmacherei, sowohl oben wie unten. Oben gibt es den Anspruch auf Privilegierung und Privilegien, unabhängig von Leistung. Unten gibt es den Anspruch auf Verteilungsgleichheit unabhängig von Leistung.

Bei beidem handelt es sich um anti-bürgerliche und sozialparasitäre Gleichmacherei.

Die Ablehnung von Gleichheit und sozialer Fairness gibt es beim schmarotzerhaften Adel, in der anti-sozialen und ausbeuterischen Mitte sowie beim Lumpenproletariat.

Marx war im Übrigen immer gegen Gleichmacherei.

 

Willi

3. August 2022 15:07

Noch zu den vielen Leserbriefen zum Thema was ist "rechts", Für mich ist es der Dreiklang von (1) Demokratie, (2) sozialer Marktwirtschaft und (3) Rechtsstaat. Es gehört zu den Grundproblemen der Linken, nie ein funktionierendes Wirtschaftssystem hervorgebracht zu haben und den Rechtsstaat durch politische Opportunität ersetzen zu wollen. Damit wird dann letzten Endes auch die Demokratie erledigt.

Der_Juergen

3. August 2022 18:29

@Laurenz

"Der von Ihnen zitierte vernichtende Haß, der uns entgegenschlägt, ist alttestamentarisch & daher in der historischen Konsequenz auch neutestamentarisch."

Ich hatte mir eingebildet, die Bibel relativ gut zu kennen, aber Ihre Belehrung zeigt mir, dass dem offenbar nicht so ist. Ich werde nun gleich die Schrift aufschlagen und nach den Stellen suchen, wo es heisst, dass ein Mensch sein Geschlecht frei wählen kann, dass es zwischen drei und dreiundsechzig Geschlechtern gibt, dass ein Mann einen anderen Mann und eine Frau eine andere Frau heiraten darf, dass man um des Klimas willen auf die Zeugung von Kindern verzichten sollte und dass es statthaft ist, seine Grossmutter als "alte Umweltsau" zu betiteln. 

Ein Fremder aus Elea

3. August 2022 22:58

heinrichbrueck,

"Überlegenheit kann als Schwachstelle ausgenutzt werden."

Ich denke, es gilt das folgende:

Die Hoffnung, bei der Reise nach Jerusalem als letzter übrigzubleiben, kann als Schwachstelle ausgenutzt werden.

Franz Bettinger

4. August 2022 02:23

@Imagine: Wieso sollte ein perfekter Mensch - gesund, schön, liebenswert und interessant - sich einem anderen, der all das nicht ist, nicht überlegen vorkommen? Und was ist daran falsch, sollte er all diese guten & rechten Eigen-(!) -schaften von seinen Eltern ererbt haben? Was wollen sie daran genau ändern, und wie? 

Carl Sand

4. August 2022 09:28

@der Jürgen (1)

"deshalb werde ich (...) hundertprozentig auf chinesischer Seite stehen"

Ich befürchte, dass viele Menschen, die einmal in den Abgrund geblickt haben, drei Erlösungsfantasien aufsitzen.

Die erste ist, nachdem man die Lügen entdeckt hat, ab diesem Zeitpunkt absolut gar nichts mehr zu glauben, dafür aber so gut wie jeden anderen Scheiss.

Die zweite ist der Glaube, man müsse nur den ganzen Kaninchenbau aufdecken und dann werden die Leute schon aufwachen. Nein, mein Lieber, eine Weltreligion woiderlegt man nicht mit dem Tatsachenbeweis. Und was gerade geschieht, ist das Ergebnis der Weltreligion von 1968, die erste atheistische Weltreligion überhaupt.

Und die dritte ist der Irrglaube "Der Feind meines Feindes ist mein Freund". 

China ist nicht ansatzweise diskutabel.
 

Carl Sand

4. August 2022 09:29

@derJürgen (2)

Und mal ganz ehrlich:

Wofür regen wir uns eigentlich auf?

Die Leute wünschen sich aus perversen Puritanerbedürfnissen doch geradezu herbei, dass wir untergehen. Es geht, wie ich immer wieder betone, um schlichte Insolvenzabwicklung, d.h. Abwracken. Und das will nicht nur Annalena, diesen Wunsch hat mindestens unterbewusst auch Oma Erna. Deswegen wollen diese Wohnmobilrentner doch mit ihren Kinnwindeln ewig leben - weil sie wissen und wollen, dass sie die letzten sind.

Die letzten Jahre haben mich leider gelehrt, dass die Deutschen in großer Mehrheit tatsächlich diese endsieggeilen streberhaften Stechschrittkarrikaturen sind, wie von unseren Feinden behauptet. Und für die Russen als versoffen-sentimentale Brutalinskis und die Chinesen als seelenlos grausame Ameisenmenschen gilt das gleiche.

Imagine

4. August 2022 10:18

@Franz Bettinger   4. August 2022 02:23
Wieso sollte ein perfekter Mensch - gesund, schön, liebenswert und interessant - sich einem anderen, der all das nicht ist, nicht überlegen vorkommen?“

Weil es nicht so ist, dass ein bestimmtes Milieu oder ein Stamm. Volk etc. aus „perfekten Menschen“ - gesund, schön, liebenswert und interessant – besteht und daher allen anderen Menschen überlegen ist.

Wenn eine Gruppe oder Kontext dies für sich beansprucht, dann ist dies eine Einbildung und Arroganz, die auf Ignoranz und Dummheit sowie auf Größenwahn basiert.

Eine derartige Gruppe entspricht einer selbstreferentiellen Sekte und macht sich lächerlich.

SiN ist kein Intellektuellentreff auf höchstem Niveau. Wo sind die neuen Erkenntnisse, die neuen bahnbrechenden Theorien? Da ist nichts an überlegener Kreativität und Intellektualität.

Eine Lachnummer ist es auch, wenn Individuen, die in der Wissenschaft nicht über den niedrigste Niveau, den Bachelor - ein Undergraduate-Abschluss entsprechend dem früheren Vordiplom -  hinausgekommen sind und sich für Intellektuelle halten, voll herausgeputzt zum Akademikerball gehen und meinen, intellektuelles Topniveau erreicht zu haben.

Das erinnert an Dorfkicker, die sich auf Champions League-Niveau wähnen.

Derartige Arroganz und Größenwahn sind einfach lächerlich, zudem voll krank.

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