Liebe Kinder: Ihr müßt keine Angst haben!

Von der komplizierten Katechon-Vorstellung Martin Sellners nun zum höchst banalen Ausbremsen.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

Der Sehn­sucht nach dem Auf­hal­ter des Welt­endes geht logisch die gro­ße Angst vor­aus. Ich will fol­gend so „down-to-earth“ blei­ben, wie ich es in mei­ner heu­ti­gen welt­li­chen Klein­pre­digt drei­en mei­ner Töch­ter gegen­über war. Pau­lus-Exege­se und Carl-Schmitt-Nota­te spiel­ten dabei kei­ne Rolle.

Hin­ter­grund: Auto­fahrt mit Staats­funk-Nach­rich­ten. Es ging um die zig­tau­send „Hit­ze­to­ten“ in Euro­pa, um die kom­men­de Käl­te im Win­ter, um Armut, Infla­ti­on und die Gro­ße Seu­che. 20 Mil­lio­nen Tote sei­en durch die bis­he­ri­gen Imp­fun­gen ver­hin­dert worden!

Also wie immer. Es ist ein Bad, ein Nach­rich­ten­bad. Ja, es hat etwas kur­mä­ßi­ges, aber es ist kein Heil­bad, son­dern ein Angstbad.

Nicht ganz zu Unrecht war der Berufs­zweig der „Bader“ über Jahr­hun­der­te ver­schrie­en und galt als „unehr­li­cher Beruf“. Zahl­rei­che Bader waren schlicht Kur­pfu­scher und zähl­ten unter das „Gesin­del“. Näm­lich: Sie ver­spra­chen Hei­lung, unter­hiel­ten in Wahr­heit aber schmut­zi­ge Händel.

Unse­re heu­ti­gen Angst­ba­der befeu­ern unter ande­rem das Geschäft der Letz­ten Gene­ra­ti­on und ande­rer „War­ner“, die mit ihrem vor­geb­li­chen Heil­sud ihr ganz eige­nes Süpp­chen kochen. Was ich mei­nen Töch­tern nun sag­te, war unge­fähr folgendes:

Als der Papa und ich jung waren, gal­ten der Atom­krieg und der Sau­re Regen als Schreck­ge­spens­ter. In sämt­li­chen Medi­en – damals nur Zei­tung, Fern­se­hen und Buch – wur­den unge­heu­re Sze­na­ri­en gemalt. Wir bei­de lasen damals schon sehr viel. Ich selbst war gera­de­zu para­ly­siert vom „Rosa Kanin­chen“ und sei­nen aber­dut­zen­den Buch­ge­schwis­tern. Ich habe die Gro­ße Schuld­sto­ry in vol­lem Umfang inhaliert.

Wir haben bei­de die Bücher von Gud­run Pau­se­wang (Die Wol­ke, Die letz­ten Kin­der von Sche­wen­born) gele­sen. Uns war damals völ­lig klar, daß uns frü­her oder spä­ter eine Atom­bom­be tref­fen wür­de. Es war ja unaus­weich­lich, oder? Es hat uns unge­mein beschäftigt.

Genau­so sicher war für uns, daß wir einst als Erwach­se­ne in einer Welt ohne Bäu­me leben wür­den. Die Nach­rich­ten sag­ten es ja über­deut­lich: Spä­tes­tens im 21. Jahr­hun­dert wür­den wir uns (wegen des Sau­ren Regens) baum­los durch­schla­gen müs­sen. Trau­rig, aber wahr. Wir muß­ten etwas tun! Wir bei­de, eure Eltern, tra­ten in Initia­ti­ven ein, damals, mit 16, 17 Jah­ren (dann aber rasch wie­der aus – zu indi­rekt das Ganze).

Wir hat­ten eine gro­ße Angst um unse­re Zukunft. Die­se “Gro­ße Zukunfts­angst” hat­te nicht unse­re gan­ze Gene­ra­ti­on betrof­fen, nur die „wache­ren“; heu­te sagt man woke. Wir, lie­be Kin­der, eure Eltern, waren damals, avant la lett­re „woke“ und grün.

Wir woll­ten die­sen, irgend­ei­nen unheil­vol­len Trend auf­hal­ten, aus­brem­sen, der uns näch­te­lang wach­hielt. Wir haben damals prä­mier­te „Umwelt­ge­dich­te“ ver­öf­fent­licht („Heu­te singt noch der Vogel// Doch was ist mor­gen?“; die Mama) und feder­füh­rend gegen eine neue McDo­nalds-Filia­le pro­tes­tiert (der Papa als Schülersprecher).

Das war schon rich­tig so. Aber wir haben gelernt, die Angst zu über­win­den. Abzu­wä­gen, sich frei­zu­stram­peln. Per­spek­ti­ven zu ent­wi­ckeln, sich nicht ein­span­nen zu las­sen in eine Angst-Agen­da, sich gründ­lich umzu­hö­ren – das ging näm­lich bereits ohne „Alter­na­tiv­me­di­en“-

Wer uns heu­te Ängs­te ein­jagt (und das ist wich­tig, mei­ne Kin­der, dar­um hört gut zu), der bezweckt etwas: Der will uns und euch klein­hal­ten. Der will, daß ihr erschreckt die Hand vor den Mund schlagt und ruft:

Oh! So schlimm ist es also! Bit­te, bit­te, Vater (Staat), sag uns, wie wir uns ver­hal­ten sol­len, um das Ärgs­te abzu­wen­den? – Nein!, wir wer­den frie­ren? Dürs­ten? Hun­gern? Den Hit­ze­tod ster­ben? An der Seu­che ver­re­cken? Bitt­e­bit­te tue alles, um es abzu­wen­den. Befiehl und wir fol­gen gern! Wir wer­den artig Mas­ke tra­gen, Wand­zei­tun­gen anfer­ti­gen zu Rassismus/Kolonialismus und ande­ren – mus­sen und – ismen, wir wer­den all den Armen und Unfä­hi­gen und Reni­ten­ten auf­hel­fen, die nicht so kön­nen oder wol­len wie wir. Not­falls auch gegen deren Wil­len! Bit­te befiehl, wir folgen!

Lie­be Kin­der, glaubt das nicht. Folgt nicht. Laßt euch nie klein­hal­ten. Wir tun Gutes, weil wir gut sind. Wir brau­chen über­haupt kei­ne Ermah­nung und erst recht kei­ne Trends wie „vegan“, „halal“, Gen­der­sprech, Mot­to­fähn­chen oder Haarachselwuchsphotos.

Wir pras­sen nicht, wir rasen nicht, wir ver­geu­den nicht, wir ach­ten die Klei­ne­ren und die Schwä­che­ren. Wir hüten uns instink­tiv, Müll zu pro­du­zie­ren, wir hüten uns vor jedem Über­maß. Aber damit ist dann auch gut. Wir sind wir. Wir sind Euro­pä­er und haben unse­re Stan­dards, näm­lich seit Jahr­hun­der­ten erworbene.

Das bedeu­tet unter ande­rem: Es gibt tat­säch­lich ein Leben als Per­sön­lich­keit jen­seits von Mas­se und Mode. Ban­ge machen gilt nicht, dafür sind wir viel zu stolz. Wir tan­zen weder um ein gol­de­nes Kalb noch um pseu­do­as­ke­ti­sche Gegen­göt­ter. Wer sich aus eige­nem Wil­len fest­klebt und bei Ent­kle­bung schreit, ist ein Loser. Wer über Nach­rich­ten von „Hit­ze­to­ten“ zusam­men­bricht, aber frei­wil­lig Mas­ke trägt, ist ein Doppelloser.

Lie­be Kin­der, streckt euch. Und ent­spannt euch dann! Ihr müßt dazu gar nicht laut wer­den oder offen oppo­si­tio­nell – wenn euch das nicht liegt. Laßt es ein­fach abper­len, das langt im Zwei­fels­fall. Aber macht euch nie klein. Bit­te nie.

Ellen Kositza

Ellen Kositza ist Literatur-Redakteurin und Mutter von sieben Kindern.

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Kommentare (53)

Volksdeutscher

26. Juli 2022 12:18

Ein schöner Text, und wenn das den Kidnern tatsächlich so oder so ähnlich ins Gewissen geredet wurde, dann umso mehr. Den Kindern muß die Angst genommen werden, aber auch einem jeden Erwachsenen, der mental und seelisch Hilfe bedarf, weil er verzweifelt ist. Es gibt einen schönen Spruch unter den ungarischen radikalen Rechten: "Jeder Ungar ist für jeden Ungarn verantwortlich." Wie wäre es, wenn wir dies übernehmen könnten für unser Volk (Deutschösterreicher und Schweizer Deutsche sind mitgemeint), damit er Verbreitung finde: "Jeder Deutscher ist für jeden Deutschen verantwortlich." Am besten gleich bei der nächsten Demo auf großen Molinos.

Ich befürchte aber, die meisten Eltern haben von all diesen Zusammenhängen keine Ahnung. Wohin ich auch blicke, sehe ich mental und seelisch verwahrloste Kinder und Erwachsene.

Niekisch

26. Juli 2022 12:32

"gegen eine neue McDonalds-Filiale protestiert"

Verehrte gnädige Frau, darf ich fragen, warum? Auch ich habe mal mit einem Flugblatt gegen McDonalds protestiert, um ein Zeichen gegen die Globalisierung zu setzen.

 "Wer sich aus eigenem Willen festklebt und bei Entklebung schreit, ist ein Loser."

Ein wahres Wort, weswegen wir Einkomponentenkleber vermeiden sollten.

Dieter Rose

26. Juli 2022 12:46

Streckbetrieb - auf die andere Art.

Und, Tschernobyl nicht zu vergessen!

Da musste man sich auch von der Angst zum Weitermachen durchringen. Was wäre sonst aus verschüchterten, verängstigten Kindern geworden. 

Und das war gut und richtig so. Das Ergebnis beweist es.

Maiordomus

26. Juli 2022 13:10

Auch wenn es Themen gibt, die durchaus innerhalb des "einen Prozents" von vermeintlichen (nämlich esoterischen) und wahren Fachleuten zu diskutieren wären, wie die bereits angesprochenen und kritisierten Fragestellungen um den "Katechon", bleibt dieser  neueste Aufsatz zugunsten Beharren auf dem gesunden Menschenverstand dank EKs Formulierungskunst eine wahre Wohltat. Erinnert mich an das indische Märchen von den drei Brüdern, von denen der eine einen Löwen basteln konnte, der zweite die Formel zum Einhauchen von Leben hatte und der dritte aber bloss schnell auf einen möglichst hohen Baum zu klettern vermochte zur Illustration der Rätselfrage,  welcher der drei wohl das Experiment überlebte.

Im Ernst: Publizität um eine junge Frau mit ihrem ausposaunten Bekenntnis, aus Rücksicht auf die Klimaerwärmung auf Kinder unbedingt verzichten zu wollen, steht für die Zerrüttung der innermenschheitlichen Verhältnisse und Proportionen im Rahmen eines offensichtlich im Wachstums begriffenen Verdummungsprozesses des an sog. "westlichen Werten" orientierten Teils der heutigen Weltbevölkerung. 

 

Franz Bettinger

26. Juli 2022 13:50

Der Staatsfunk behauptet also, 20 Millionen Tote seien durch die bisherigen Impfungen verhindert worden. An der Stelle hätte ich die Kinder gefragt, wie man so etwas beweisen oder widerlegen könnte. Hätten die’s gewusst? Und weiß es hier im Forum jemand? Es ist kinderleicht. Man braucht nicht Erkenntnis-Theorie studiert zu haben.

frdnkndr

26. Juli 2022 14:03

1/2

Frau Kositza,

dass das offizielle Narrativ zu beinahe einhundert Prozent auf Lügen beruht und hauptsächlich den Zweck verfolgt, Angst und Schrecken zu verbreiten - man es also tunlichst vermeiden sollte, sich davon beeindrucken zu lassen: geschenkt; zumindest für Menschen oberhalb eines gewissen Alters oder wegen mir auch IQs.

Was aber ist mit dem zwangsläufig daran gekoppelten 'Gegennarrativ', konkret den ganzen sich immer mehr und immer schneller zu Gewissheit, Wahrheit und Realität formierenden (ehemaligen 'Verschwörungs'-)Theorien, welche ebenfalls hauptsächlich Angst und Schrecken und Depression verbreiten, leider aber nicht ganz so einfach zu entkräften sind, da sie offensichtlich 'ja sind'? 

Sollte man diesen ebenfalls hauptsächlich nach dem Motto 'es ist noch immer gutgegangen' begegnen, sie also 'leugnen' oder zumindest aktiv verdrängen, auch wenn unfassbar viel dafür spricht, 'dass es so (und damit eben in vielerlei Hinsicht aussichtslos) ist'?

frdnkndr

26. Juli 2022 14:03

2/2

Sie schruben irgendwann irgendwo einmal sinngemäß, dass praktisch alle menschlichen Ängste auf fehlendem Gottvertrauen beruhen und klar, tiefer als in Gottes Hand kann man nach dieser Lesart nicht fallen.

Aber ist es wirklich 'so einfach' und was bedeutet das? Jeden Tag einfach so weitermachen, als wenn nichts wäre; das Ganze als die andere Seite derselben Angstmedaille betrachten und gut ists?

Konkret: was rieten Sie ihren Töchtern, hätten diese bspw. Angst vor totalitärer Überwachungsdiktatur etc...?

Kositza: So pauschal läßt es sich nicht sagen. Ich würde mir immer die konkrete Angst ganz genau schildern lassen. Wenn sie unkonkret und schwammig ist, muß man sie zunächst möglichst exakt benennen & sie dadurch dingfest macht. Danach gilt es, die "Selbstwirksamkeit" zu aktivieren. Was speziell und ganz genau fürchte ich? Dann würde ich diese Angst "von oben" beobachten und mir bspw. vorstellen, ein lieber Freund käme mir mit diesem Problem. Was könnte ich ihm also raten? Bspw.: "Du denkst, dein Smartphone spioniert dich aus? OK, das ist denkbar. Brauchst du das Ding wirklich? Ja, schon? Denk dir eine ultimative Situation aus, wenn du ohne Smartphone leben würdest. Ist sie wirklich nicht handhabbar?" Usw. Ich hab große Empathie für Ängste, aber ich halte sie fast allesamt für "handlebar".

Lausitzer

26. Juli 2022 14:57

Sehr schöner Text! 

Franz Bettinger

26. Juli 2022 15:29

Anekdote vom Weltuntergang, Februar 1963

„Eiszeit?“ Meine Mutter lachte. „Kinder, mir wurde 5mal der Weltuntergang garantiert. Zuerst 1929, da konnte ich gerade meine Schnürsenkel binden, sie aber nicht mehr bezahlen. Dann 1935 bei der Saarabstimmung, wo wir uns heim ins Reich wählten. 1939 wurden wir evakuiert, weil die Front an der Saar vermutet wurde, wo sie nie ankam. 1945 sowieso. Ihr wisst: Der Krieg, Hunger, Kälte. Und dann noch einmal 1955. Da lief das Saarstatut aus. Eine enorme Propaganda führte dazu, dass wir Dummköpfe wieder einmal für Deutschland votierten. Ein Witz, aber alles andere - eine eigene Olympiamannschaft, der Saar-Franken und die Unabhängigkeit des Saarlandes, die uns zu dem gemacht hätte, was Luxemburg heute ist - all das sei Teufelszeug und nicht weniger als der Weltuntergang. Das hat man uns eingeredet. Soviel zum Thema Welt-Untergang, und das sind nur die Hits gewesen. Terror von Links, von Rechts... was hat man uns alles versprochen! Euer Vater entkam aus Sibirien, ich aus Posen und knapp nur der Gewalt der Russen. Da waren wir 'Überlebende': Menschen, die die Dinge, die vielleicht noch kommen, gelassen sehen.“

Hesperiolus

26. Juli 2022 15:33

Zu Zeiten schloss hier der „Bademeister“. Ich reminisziere aber noch ganz andere Balneologen; einer erschrieb ein „Stahlbad“ für solche, „die entschlossen sind, im Leben etwas zu sein“, der andere erträumte das „Phosphorbad“ als „große Purgation“. Jeder hier kennt diese Stellen.

Kositza: Klar. Wie immer gilt: Trau, schau, wem.

frdnkndr

26. Juli 2022 15:50

@ Franz Bettinger schrieb:

'Es ist kinderleicht. Man braucht nicht Erkenntnis-Theorie studiert zu haben.'

Genau, das ist der Punkt.

Dass die geläufigen Behauptungen vielfach erstunken und erlogen sind, lässt sich mit geringem erkenntnistheoretischen Aufwand durchschauen und somit ist es einfach, die daraus ggfs. resultierenden Ängste als irrational einzustufen und abzustellen.

Kein Kind braucht Angst vor dem 'Klimawandel' zu haben - wohl aber vor den Mächten, die u.a. mittels dieser Begründung das Leben objektiv (!) und nachhaltig schädigen, auch wenn dies in einem vor Selbstwirksamkeit nur so strotzenden und durch Angriffe aller Art bereits gestählten Umfeld wie in Schnellroda noch nicht nennenswert durchschlagen mag.
 

Wie aber damit umgehen, als Kind ohne kraftgebende Familie mit eigenem Hof und widerständigem, realen Netzwerk, 'allein' in einer Großstadt, schon heute direkt konfrontiert mit 'der Zukunft' und bald noch viel mehr?

Holger

26. Juli 2022 15:51

Trotz anderer (systembedingter) Erfahrungen in meiner Kindheit und als Jugendlicher (Das nicht nur für meine Altersgruppe im Westen Deutschlands offenbar prägende "Rosa Kaninchen" und auch Gudrun Pausewangs apokalyptische Jugendbücher sagen mir nichts. Ich ahne aber die verheerende Wirkung.) hat Ellen Kositza hier in meinen Augen einen kurzen und trotzdem wichtigen Text zum entspannten Umgang der jüngeren Generationen mit den aktuellen Bedrohungen unserer Zeit verfasst. Trotz – wie auch immer verursachtem Klimawandel usw. – das Leben geht weiter. Hängen wir nicht an dem, was gestern war, sondern an dem, was immer gilt.

Gotlandfahrer

26. Juli 2022 17:21

Sehr schön!  Auf den Minimaltopos "Fürchte Dich nicht" beschränke ich mich bei meiner Tochter seit Jahren, mehr würde zZ. vom alten weißen Mann eh nicht durchdringen. 

Diese Botschaft flankiere ich hin und wieder mit dem Abspielen folgenden Liedguts:

https://www.youtube.com/watch?v=ONj9cvHCado

Was womöglich entscheidend dazu beitrug, dass ihre einzige Angst die ist, eine gute Party zu verpassen.

Mein jüngerer Sohn weiß immerhin schon, dass "Nachrichten" nur das ist, was wir glauben sollen, wobei er sich noch nicht vorstellen kann, dass Politiker Schlechtes wollen, denn "die müssen dann doch auch darunter leiden?"

Allen beiden ist immerhin aus der häuslichen Erfahrung hochbewusst, dass rein gar nichts auf der Welt "Konsens" ist.  Am Phänomen des Anzweifelns kommt somit automatisch keiner von ihnen vorbei, ohne, dass uns bisher Schlimmes passiert ist.  Angstfreier kann man also wohl kaum großwerden.  Hoffe ich.

kikl

26. Juli 2022 20:53

Das Katechon-Kapitel habe ich auch übersprungen, weil es wohl zu hoch für mich war. Auch gehe ich davon aus, dass Vater Staat uns belügt und Angst einjagt, damit wir unsere Freiheit an den Staat verkaufen, dafür dass er uns beschützt. Das alte Spiel.

Nur ist unsere "Elite" so dermaßen inkompetent und bräsig, dass sie die Katastrophe aus purer Dummheit herbeiführt. Reitschuster meldet, dass Deutschlands GasEXPORTE ungehindert weitergehen, während Putin den Hahn zudreht. Gleichzeitig erklären unsere Nachbarländern, dass sie uns wegen unseres Gasmangels im Winter nicht helfen werden. Wer soll es ihnen verübeln? ;-)

" Laut den Anfang vergangener Woche vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) veröffentlichten Zahlen hat Deutschland im Mai 2022 so viel Gas exportiert wie in kaum einem anderen Monat in diesem Jahr, und zwar genau 125.105 Terajoule (TJ). Nur im Februar lag dieser Wert mit 128.812 TJ geringfügig höher."

Gracchus

26. Juli 2022 21:01

Das sollte zu einer festen Rubrik werden. Solche Ansprachen tun auch vielen Erwachsenen gut - deshalb ja die Veröffentlichung hier -, schließlich stammt die Angst- und Panikmache ja von ihnen. Gehe nicht davon aus, dass SiN eine neue Zielgruppe erschließen will. Oder es an mitlesende VS-Mitarbeiter adressiert ist ("Keine Angst vor niemand").

Gerade gelesen, dass in Wien ein "veganisiertes" Burger King eröffnet hat! Hat GKs Aktion doch was gebracht.

Mein kritisches Gedicht:

 

Und nun singt, ihr Pimpfe,

denn morgen heissa gibt es Impfe!

Gracchus

26. Juli 2022 22:32

P. S. Ich kann mich noch an eine bei meinem Vater in den 80ern rumflutschende Kassette erinnern, auf der deutsche Liedermacher und Schlagersänger umweltbewegte Lieder sangen, konkret kann ich mich nur an Alexandra: Mein Freund, der Baum, erinnern und an Karl, der Käfer von, meine ich, Reinhard Mey. 

Das rosa Kanninchen bekam ich auch zu lesen, aber ich kann mich an die Handlung kaum erinnern; Die Wolke: dito - allenfalls vage kann ich mich an drastische Tode radioaktiv verseuchter Menschen erinnern. Ich weiß gar nicht, wie's ausgegangen ist. Vermutlich hat mir das Buch eher geschadet. 

Dagegen kann ich mich an einige Märchen erinnern, Ottfried Preußler: Hotzenplotz; viele Astrid Lindgren- und Kästner-Bücher; und an eins: Peter Pohl: Jan, mein Freund - das wollte ich immer mal wiederlesen, weil ich's damals nicht richtig verstanden hab.

Gracchus

26. Juli 2022 23:08

P. P. S. Ist es nicht oft so, dass man oft weniger den Inhalt, sondern den emotionalen Gehalt in Erinnering hat; mir ist nämlich noch Willi Fährmann eingefallen, Das Jahr der Wölfe - fand ich damals nicht leicht zu lesen, weil es einen sehr emotional mitgenommen - im doppelten Wortsinn - hat. Das wichtigste bei Jugendbüchern: Abenteuer + anschauliche Erzählweise. 

Vor kurzem habe ich erst Andre Dhotel: Das Land, in dem man nie ankommt, gelesen - irgendwie wird es als Jugendbuch gelistet, aber es können auch Erwachsene lesen. Mich hatte das neu übersetzte Bernhard, der Faulpelz derart begeistert, dass es mir egal war.

Franz Bettinger

27. Juli 2022 00:18

@Gotländer: Das Lied ist gut und super inszeniert, aber ob Rammstein heute die Angst wieder am "Schwarzen Mann“ festmachen würde, oder die Zielgruppe geändert und die wirklichen Angst-Verursacher (den tiefen Staat) dem Spott ausgesetzt hätte? Wenn ja, was würde ihnen widerfahren?

RMH

27. Juli 2022 07:11

"Karl, der Käfer von, meine ich, Reinhard Mey" - Die Combo, die das spielte, nannte sich "Gänsehaut". Ungewollt komisch war "Sonne statt Reagan" von J. Beuys (Schuster, bleib bei Deinen Leisten) und ja selbst Nenas (aktuell geshitstormed hin zur Staatsverächterin) 99 Luftballons (Nr.2 in den USA, Nr. 1 in UK) hatten eine Art pazifistischen Inhalt. Überhaupt konnte man um 1980 herum diejenigen, die nicht von der Opiat- und Drogenwelle der 70er weggespült wurden, wieder in heimeligen Teestuben mit Post-Hippie-Indien-Räucherstäbchen- Flair einfangen, wo man dann seine Depris kultivieren und am Norwegerpulli stricken konnte. Allen Voran, damals wie heute, die evangelische Kirche, die gerne Platz für die Friedens- und Sonstwas-Bewegten gab (auf das Gehippiie kam in den 80ern aber ein klitze-kleiner, fundamentalistisch, pfingstlerischer Einschlag in so manche Gemeinde - fast schon konserv.-revolutionär).

Imagine

27. Juli 2022 07:53

Es gibt irrationale Ängste und reale Ängste durch real existierende Bedrohungen.

Reale Bedrohungen sind Bedrohungen durch Kriege mit atom- und Biowaffen, real ist der Staatsterrorismus, real sind die Bedrohung durch Verarmung.

Versucht man diese zu verdrängen oder „wegzubeten“, dann führt dies zwangsläufig zur Psychopathologie.

Die Folge ist eine Zunahme psychischer Störungen und Erkrankungen sowie der Gebrauch psychotroper Substanzen wie Alkohol, Psychopharmaka und Drogen.

Schon Kinder brauchen zunehmend Psychopharmaka wie Ritalin, um im erwünschten Sinne zu funktionieren. Alkohol war schon immer eine Normaldroge. Psychopharmaka werden massenhaft konsumiert. Der Konsum von Cannabis gehört inzwischen in vielen Ländern zu Normalität und ist dort inzwischen völlig oder weitgehend entillegalisiert worden.

Zu den Realängsten kommt die mediale Angstmache, die inzwischen die Dimension von Psychoterror erreicht hat. Die meisten Menschen und insbesondere Kinder sind in einem Ausmaß psychisch krank, wie seit dem Faschismus und dem WK II nie zuvor. Angstzustände,  Depressionen, Identitätsstörungen und psychosomatische Störungen sind zu modernen Volkseuchen geworden.

Vor dieser Realität den Kopf in den Sand zu stecken, macht es nicht besser, sondern schlimmer.

Ulrike

27. Juli 2022 09:00

(1)

Die Angst zu überwinden in Bezug auf Umwelt-und-Krankheits-Schreckensszenarien geht vermutlich weniger mit „glaubt das nicht“ und „fürchte Dich nicht“ als mit „schafft Euch ein solides naturwissenschaftliches Grundwissen an und prüft die Basisdaten“.

Vielleicht in diesem Zusammenhang, da der letzte Strang mit u. a. den Bauernprotesten schon geschlossen ist, doch noch ein landwirtschaftliches Thema, um zu veranschaulichen, gegen welche Art der Datenmanipulation die deutschen Landwirte auf die Straße gehen:

Nitratkarten

 

Ulrike

27. Juli 2022 09:01

(2)

Nitratkarten

Wenn man das PDF öffnet, sieht man oben links die Karte aus dem Nitratbericht 2012 welche den Eindruck erweckt, Deutschland hätte ein flächendeckendes Problem mit nitratbelastetem Grundwasser. Diese Daten aus dem sogenannten „Belastungsnetz“ (also die jeweils höchsten Werte) wurden damals an die EU gemeldet. Diese hat Deutschland dann dazu verklagt, Maßnahmen gegen diese hohen Nitratgehalte im Grundwasser einzuleiten. So sind, vereinfacht gesagt, die Düngeverordnungen von 2018 und 2020 (Verschärfung) entstanden.

 

Nach Einsprüchen wurde das Nitratmeßnetz überarbeitet, aber es werden immer noch nur ausgewählte Daten (Karte unten links aus Nitratbericht 2020) an die EU gemeldet. So wie es aussieht, werden alle „roten und gelben“, jedoch nur ein Teil der „grünen“ Meßstellendaten gemeldet. Demgegenüber zeigt die Karte unten rechts sämtliche Nitratmeßstellen, darunter auch viele „grüne“.

 

Es gibt unbestritten viele Probleme im Bereich des Ressourcenschutzes zu lösen, aber das wird nicht möglich sein, wenn man die Beteiligten vor den Kopf stößt.

RWDS

27. Juli 2022 09:16

Das Schlusswort mag an die Kinder adressiert sein, kann so aber auch als Appell an die Nation verstanden werden.

Volksdeutscher

27. Juli 2022 09:16

"Die meisten Menschen und insbesondere Kinder sind in einem Ausmaß psychisch krank, wie seit dem Faschismus und dem WK II nie zuvor."

Mit Verlaub, aber das ist purer Unsinn, psychische Erkrankung von Kindern mit der Existenz einer Diktatur zu erklären. Und dann muß es natürlich reflexmäßig die faschistische sein.... Wo gibt es denn dafür Beweise aus der klinischen Psychologie? Sollte dies stimmen, dann müsse es auch in Bezug auf linke Diktaturen stimmen. Oder entfalten linke Diktaturen heilende Wirkung, wenn sie legitime politische Systeme beseitigen und rechte Diktaturen ablösen? Dürfen wir, wenn wir weiter folgern, die Behauptung aufstellen, daß eine bestimmte Form der psychischen Erkrankungen existiere, die allgemein mit der Entstehung eines jeden politischen Systems einhergehe? Denn demnach müsse  mit der Entstehung von Demokratien ebenfalls psychische Erkrankungen bei Kindern entstehen. Und dann warum nur bei Kindern und nicht auch bei Erwachsenen? Wie schädlich sind eigentlich die Demokratien für beide, Kinder wie Erwachsene? Wenn ich diese logische Frage- und Antwortkette überlege, komme ich zu der Erkenntnis, daß Menschen unabhängig vom gerade herrschenden politischen System von der einen psychischen Erkrankung zur nächsten dümpeln. Oder vielleich noch genauer: daß sie in Wirklichkeit in einem Möbiusband der Psychose leben.

Franz Bettinger

27. Juli 2022 09:41

Auflösung meiner unbeantwortet gebliebenen Frage: "20 Millionen Tote habe man durch die Impfungen verhindert. Wie beweist oder widerlegt man das?“

(1) Kinder-Version: Man nehme 2 Schulen mit je (sagen wir) 1000 Schülern. Eine Schule ist voll durchgekämpft, die andere ist gar nicht geimpft. Nach 1 Jahr sind in der geimpften Schule 40 gestorben, in der nicht geimpften 1, einer.  Der Direktor der Impf-Schule behauptet, 40 tote Schüler sei bedauerlich, aber ohne das Impfen wären es 300 Tote. Dass das eine Lüge ist, sieht man an der Schule der Un-Geimpften (=Kontroll-Gruppe). Nein, nicht 300, sondern nur 1 wäre gestorben (und das auch nur, weil er vor ein Auto gelaufen war). 

Franz Bettinger

27. Juli 2022 09:46

(2) Erwachsenen-Version: "20 Millionen Tote habe man durch die Impfungen verhindert. Wie beweist / widerlegt man das?“ Durch Vergleichen! Man nimmt die Sterberate der Geimpften pro 100.000 und die der Nicht Geimpften. Wenn in der Geimpften-Gruppe 40 mal mehr gestorben sind (und so war es, siehe Quelle), dann hat die Impfung massenweise getötet. Dann hat sie nicht Leben gerettet, sondern zerstört, auch wenn man die geschönten falschen offiziellen Zahlen zugrunde legt und die Klassifizierungs-Fehler beiseite lässt (dass innerhalb von 2 Wochen nach Impfung Verstorbene als Un-Geimpfte gezählt wurden). Die Dunkelziffer ist bekanntlich höher, erst recht wenn Betrugsabsicht vorliegt. Und das ist der Fall. Besonders hart getroffen sind die mittleren Altersgruppen (< 65 J), deren Corona-Risiko ohnehin nahe Null lag. Die hat man geradezu geschlachtet. (Quelle z.B. https://transition-news.org/geimpfte-in-israel-haben-eine-40-mal-hohere-mortalitat-als-ungeimpfte)  

Der_Juergen

27. Juli 2022 09:47

Einfacher, aber schöner Text. Nur: Die Bedrohungen sind sehr real, realer als das imaginäre "Waldsterben" und das imaginäre "Ozonloch", mit denen man uns damals ängstigte, wenn auch nicht so nachhaltig wie heute mit dem imaginären "menschengemachten Klimawandel" und den diversen Fake-Pandemien. Hoffen wir, dass wir alle Ende dieses Jahres noch gesund sein werden - und es uns noch möglich sein wird, auf diesem Blog solche Kommentare zu schreiben. Die Menschheitsfeinde können nicht mehr zurück. Ich glaube nicht an ihren Sieg, aber sie könnten einen Grossteil der Menschen mit sich in den Abgrund reissen.

@Off topic: Der russische Anthroposoph Gennadi Bondarew, dessen kurze Schrift über die Invasion damals auch hier zu Diskussionen führte, ist kürzlich gestorben. Er war ein bedeutender Mann und ein aufrichtiger Deutschenfreund.

Nemo Obligatur

27. Juli 2022 10:51

@ Gracchus, RMH

An das kitschig-scheußliche Lied von Karl dem Käfer kann ich mich noch erinnern. So etwas lief damals zur besten Sendezeit in der ARD. Ich denke, Gracchus meint "Es gibt keine Maikäfer mehr", das in der Tat von Reinhard Mey stammt, noch ein paar Jährchen älter ist und schon rein musikalisch mindestens zwei Klassen höher rangiert.

Beide Lieder sind übrigens zeitlich weit vor der inzwischen auch wissenschaftlich untermauerten These vom Insektensterben entstanden. Man kann also auch mit schlechter Musik visionär sein. Wobei Maikäfer schon in meiner Kindheit (wir drei müssten ja ungefähr gleich alt sein) ausgesprochen selten waren. Immerhin gab es damals ab und zu noch welche. Ich habe schon seit Jahren keinen mehr gesehen.

Suedburgunder

27. Juli 2022 11:53

@ Imagine

Wie kommen Sie darauf, die Kinder zur Zeit des Faschismus seien in besonderem Maße psychisch krank gewesen? Meine Eltern haben mir aus ihrer Erfahrung bei den Pimpfen, dem BDM und der HJ immer etwas anderes erzählt. Ausgenommen natürlich die Kriegszeit sowie Kinder von Verfolgten (Juden, Kommunisten, ...). Eine übergroße Mehrheit bildeten letztere allerdings nicht.

Gotlandfahrer

27. Juli 2022 12:34

@ Kaiser Franz Bettinger:
Ich gehöre zur schmalen Fraktion, die Lindemanns Satyr-Fassade weder 1:1 für die Abartigkeit hält, die sie darstellt, noch für lediglich entgrenzte Spielerei, die einen Markt abschöpft, sondern für psychologisch hochempfindsame Warnkunst, die sich politisch korrekt anmutender Symbole bedient (Perversion ist heutige Umkehrungs-Korrektheit), um von den Wächtern (leider auch vielen Insassen) unerkannt den deutschen Seelenbefund zu benennen.  Natürlich sind es auch nur altgewordenen Jungs, die viel Belangloses schufen, aber es gibt zeitkritische Perlen wie "Ich will", "Amerika", "Lügen" oder eben auch "Angst", die wie abgelesen aus dem Handbuch transatlantischer Massenmanipulation klingen.  In "Angst" wird nicht "der schwarze Mann" gemeint, sondern jedes sündenstrafende Gespensterschwein, das zur Einschüchterung durch's Dorf getrieben wird.  
Ein anderer Hörtipp für Sie als Medizinmann ist "Giftig", eine Analogie von Schlangenbiss / Verschlagenheit / Impfstich.  Wer an der Naturwissenschaftsverachtung der "Bildungselite" leidet, labe sich an L's "Mathematik", und fast jedem Kommentator hier müsste "Steh auf" gefallen. Es ist Kritik am tiefen Staat, am Kerkermeister, nur wollen diese Barden auch Geld verdienen und nicht als Eintagsmärtyrer abgewürgt verhallen, so erklärt sich ihr verschlungenes Spiel.  Immerhin hinterlassen sie etwas zum Selbst entdecken.

Gracchus

27. Juli 2022 13:29

@RMH, nemo obligator

Das stimmt wohl. Bei Karl, der Käfer hatte ich auch gar nicht Reinhard Meys Stimme im Ohr, ich wusste aber, dass er auch dabei war - höchstwahrscheinlich mit dem Maikäfer-Lied -, wobei ich Reinhard Mey noch für den erträglichsten Liedermacher erachte.

Das Beuys-Lied ist peinlich-komisch; man sollte sich mal das Video dazu ansehen; was Beuys mit dem Mikrophon veranstaltet (wahrscheinlich war ihm langweilig). In den 80ern gab es auch noch die ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck.

Im Rückblick wird man wohl sagen dürfen, dass die BRD selig in den populären Genres (wie Schlager oder Film) eine weitgehende Geschmacksverirrung darstellte.

Adler und Drache

27. Juli 2022 13:33

In der DDR-Schule wurden wir derart mit der Angst vor der Atombombe penetriert, dass ich nachts, wenn das Teppichwerk, das etwa 100 Meter von unserem Haus entfernt war, Dampf abließ - was ein lauter, zischender Vorgang war - schreiend aufwachte, zu meinen Eltern ins Schlafzimmer lief und völlig verzweifelt war, weil ich dachte, wir müssten nun, jetzt (!) alle sterben. Ich erwartete, dass jeden Moment Fürchterliches passierte ...

Darüber kommt man hinweg. Dennoch ist es ein Verbrechen am Kind, solche Ängste zu wecken - auch, wenn sie auf realistischen Annahmen beruhen. Der Umgang mit Kindern, geboren oder ungeboren, zeigt m.E. die Zivilisationsstufe einer Gesellschaft an. Da sieht es bei uns finster aus. Einer der Punkte auf meiner privaten Askese-Liste ermahnt mich, mich Kindern zuzuwenden, wo immer ich die Möglichkeit dazu habe.  

 

 

Imagine

27. Juli 2022 13:36

1/2

Kinder benötigen eine geschützte und „heile“ Welt. Dies war schon vor ein paar Tagen Thema im Zusammenhang mit Postman („Das Verschwinden der Kindheit“).

Die Kinder müssen vor der Realität geschützt werden, ggf. auch dadurch, dass man ihnen eine andere Welt vorgaukelt. Dazu zählt auch die Suggestion, dass sie keine Angst haben müssen.

Anders verhält es sich bei den Adoleszenten. Da gilt das Gegenteil. Die Jugendlichen müssen auf die schlimme Realität vorbereitet werden und lernen, ihre Ängste zu kontrollieren und zu überwinden sowie Risiken bewusst einzugehen..

Religion ist ein schutzversprechendes Narrativ. „Oben“ gibt es den großen Vater, der den Verlauf der Welt lenkt, der alle seine Kinder beschützt und für alle sorgt. Kleine Kinder brauchen dies. Beten ent-ängstigt.

Ich ging gern in den Kindergottesdienst. Mit ca. 12 Jahren habe ich mit dem Beten aufgehört. Nach der Konfirmation bin ich nicht mehr in die Kirche gegangen. Mit 21 Jahren bin aus der Kirche ausgetreten, weil sie nicht die christliche Politik machte, welche sie predigte.

Im Verlauf der psychostrukturellen und geistigen Entwicklung kommt irgendwann der Punkt, an dem man – wie Feuerbach – Religionen als von Menschen gemachte Narrative begreift.

Imagine

27. Juli 2022 13:37

2/2

Ich lehne Religiosität keineswegs ab, es gibt unreife und reife Formen von Religiosität. Ich habe Achtung vor der Schöpfung und möchte diese bewahren. Die pseudorationalen Narrative der Entstehung der Welt durch einen „Urknall“ und die angebliche „Menschwerdung des Affen“ lehne als Fiktionen ab. Denn niemand weiß, wie der Mensch und damit die qualitative Differenz zum Tier entstanden ist. Auch Engels pseudomaterialistische Erklärung hält einer kritischen Überprüfung nicht stand. Niemand kann aus einem Affenkind einen Menschen machen. Umgekehrt geht dies schon. Der Kapitalismus beweist dies tagtäglich.

 

Wahrheitssucher

27. Juli 2022 15:35

@ Der_ Jürgen

Schön, daß Sie wieder schreiben. Habe Ihre Stellungnahmen schon vermißt…

Niekisch

27. Juli 2022 15:58

"kommt irgendwann der Punkt, an dem man – wie Feuerbach – Religionen als von Menschen gemachte Narrative begreift."..

@ Imagine 13:37: Was sollen sie denn sonst sein? 

"niemand weiß, wie der Mensch und damit die qualitative Differenz zum Tier entstanden ist." Wieso qualitative Differenz? Reicht nicht schon Andersartigkeit unter vielen Ähnlichkeiten, die gemeinsame Herkunft mit späterer Trennung nahelegen?

 

Imagine

27. Juli 2022 15:59

Unter Laien ist die Meinung verbreitet, dass psychische Störungen und Erkrankungen mit subjektivem Leiden einhergehen. Das ist z.B. bei Depressionen der Fall, bei vielen Pathologien jedoch nicht.

Im Zustand der Manie oder des Größenwahns fühlen sich Psychopathen außerordentlich wohl, gleiches gilt für narzisstische, sadistische und antisoziale Zustände, ebenso für Süchtige und Perverse. Magersüchtige z.B., die bis zum Skelett abgemagert sind und unmittelbar vor dem Tod stehen, fühlen sich wohl und stark und es fehlt jegliche Krankheitseinsicht.

Die fanatische Anhängerschaft Hitlers fühlte sich außerordentlich wohl. Das gilt generell für kollektive Identitätsstörungen und Wahnzustände dieser Art. Ähnliches können wir bei Impf-, bei politischen oder religiösen Fanatikern beobachten.

Die Hitler-Fans glaubten noch bis zum Schluss an Wunderwaffen und Endsieg.

Subjektives Erleben und objektive Realität stehen bei den Psychopathien des neurotischen Typs im Widerspruch zueinander, denn der Neurotiker konstruiert sich in seinem Gehirn eine Scheinwelt, die ihm subjektives Wohlbefinden verschafft.

Selbstzerstörung wird von Neurotikern nicht als solche erlebt. Menschen können begeistert in den Krieg und damit in Verstümmelung und Tod gegen.

So nehmen die meisten Menschen gar nicht bewusst wahr, dass sich ihr Gemeinwesen im Zustand des Niedergangs und der Selbstzerstörung befindet.

Nemo Obligatur

27. Juli 2022 17:07

@ Gracchus

"Im Rückblick wird man wohl sagen dürfen, dass die BRD selig in den populären Genres (wie Schlager oder Film) eine weitgehende Geschmacksverirrung darstellte."

Das ist keinesfalls übertrieben.

Ich glaube, es gab sogar mal einen Western (sic!) mit Paul Breitner in einer Hauptrolle. Schlimm waren auch zur Fußball-WM die Schallplatten mit der Nationalmannschaft als Chor. Nicht alles war früher besser.

Adler und Drache

27. Juli 2022 17:42

@Imagine:

Welche Theorie favorisieren Sie denn zur Entstehung der Welt und des Menschen?

Imagine

27. Juli 2022 19:29

@Niekisch   27. Juli 2022 15:58
„Wieso qualitative Differenz [zum Tier]? Reicht nicht schon Andersartigkeit unter vielen Ähnlichkeiten, die gemeinsame Herkunft mit späterer Trennung nahelegen?“

Weil wir mit Menschen anders umgehen können und müssen. Nicht nur, dass wir Menschen nicht essen. Wir sollten sie auch nicht wie Tiere vernutzen und dressieren, sondern zu menschlichen Wesen erziehen und sie entsprechend behandeln.

Das wäre der Beginn einer menschlichen Menschheit und das Ende ihrer Vorgeschichte.

Allnichts

27. Juli 2022 20:09

Was bezweckt Martin Lichtmesz mit seinen wiederkehrenden Rechnungen über Milliarden Impftote und die Compact mit ihren andauernden Berichten über die kommende Windrad-und-Solarpanel-Diktatur? Wird uns nicht auch vorgeworfen, wir würden nur ungerechtfertigterweise Angst haben bzw. Angst machen wollen, wenn wir vor Überfremdung und dem "Untergang des Abendlandes" warnen?

Durchaus bedenkenswerte Überlegungen, aber auch alles sehr einseitig dargestellt. Wäre es nicht lehrreicher, Kindern die Komplexität der Welt ansatzweise nahezubringen?

Kositza: Übertreiben Sie mal bitte nicht so unbelegt - Milliarden Impftote ... Aber: guter Einwand. Wäre mal einen Buchtitel wert, "Angstfrei als Kulturpessimistin" oder so. "Kindern die Komplexität" nahebringen, das ist...komplex. Denn Kinder sollen ja, der Idee Pestalozzis gemäß, in "konzentrischen Kreisen" lernen, das heißt, auch mal lange im sehr Konkreten denken, begreifen und lernen.

Carl Sand

27. Juli 2022 20:53

Mich beschäftigt seit einiger Zeit die Frage, ob es vielleicht Beschleuniger der Apokalypse gibt.

Einen davon meine ich mit der deutschen Wiedervereinigung ausgemacht zu haben.

Es ist sozusagen das erste Mal, dass die Deutschen tatsächlich uneingeschränkt an allem Schuld waren. Denn die Anhänger der neuen Weltreligion von 1968 sind vor Wut schlicht durchgedreht, als der Leninismus (ein eingestanden echtes Katechon) verschwand und ihre Untergangsprophezeiung aufging, dass nun alles von vorne losging. Bestand seit Hitler das Lebensrecht der Deutschen sozusagen nur auf Bewährung, wurde mit 1990 das Todesurteil über die gesamten "alten weißen Männer" gefällt.

Vor 1990 ging es sozusagen noch um verwertende Insolvenzverwaltung, nach 1990 um Abwracken. 

Carl Sand

27. Juli 2022 20:58

Seltsamerweise ist der hochgeschätzte @Imagine, obwohl längst kein Leninist mehr, sondern wie die Abwracker und Todeskultisten von den Grünen Trotzkist, jedenfalls verbal nicht den Henkern von den Grünen beigetreten. Stattdessen war er über die religiös prophezeite Wiederkunft des "Hitlerrrs" 1990 derart erzürnt, dass er sich gleich einem waschechten Nationalsozialismus, den Chinesen an den Hals warf.

Tertium offensichtlich non datur bei den "Linken".

Imagine

27. Juli 2022 21:25

@Adler und Drache   27. Juli 2022 17:42
„Welche Theorie favorisieren Sie denn zur Entstehung der Welt und des Menschen?“

Keine.

Die Schöpfung existiert, sie ist sinnlich wahrnehmbar. Wir sollten ihr in Demut und Dankbarkeit gegenüberstehen. Es gibt Erkenntnisgrenzen für die Menschen und deren Wissenschaft somit für die Theoriebildung. Es gibt etwas „Höheres“ jenseits unseres menschlichen Verstandesvermögens.

 

Gracchus

27. Juli 2022 21:48

@Nemo Obligator

Western mit Paul Breitner! Diese Perle ist an mir vorübergegangen.

Wobei ich zugegebenermaßen eine Schwäche für Karl May- und Edgar Wallace-Filme habe. Allein die Titel der letzterer: "Der Zinker", "Der Frosch mit der Maske", "Der Mönch mit der Peitsche" ...

 

Gracchus

27. Juli 2022 22:09

@All nichts

Wo stellt Lichtmesz den wiederkehrende Rechnungen von Milliarden Impftoten an?

Prinzipiell haben Sie nicht Unrecht. Nur: "Wir" haben ja keine Macht und können deshalb keinen Gehorsam ein-, allenfalls zum Ungehorsam auffordern. Drastik ist durchaus erlaubt. 

Ich frage mich aber auch, ob ich mittlerweile nicht "süchtig" nach toxischen Nachrichten bin und ob ich die Telegram-Kanäle abstellen sollte. Es hat auch schon ein Abstumpfungsprozess eingesetzt, aber Wokistan gibt sich alle Mühe, die Dosis zu erhöhen. Es wird immer noch dümmer, allen voran: K. Lauterbach. Ich gebe zu, vor K. Lauterbach habe ich Angst bzw. es macht mir "Angst" (eigentlich ist es ein anderes Gefühl, das man aber nicht haben darf), dass K. Lauterbach keiner stoppt.

grobian

27. Juli 2022 22:10

@Carl Sand

 

An den Anführungszeichen erkennt man den Steuerzahler, am Unterwerfungslatein den Kollaborateur.

Franz Bettinger

27. Juli 2022 22:54

@Gotlandfahrer zu Rammstein: Danke. Gute Erklärung! 

@In eigener Sache mache ich auf den (etwas verspätet eingestellten) Kommentar von 9:41 aufmerksam. Es ist die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, wie etwas bewiesen oder widerlegt werden kann. 

Frieda Helbig

27. Juli 2022 22:58

Die Gebote der Jungpioniere

 
WIR JUNGPIONIERE

lieben unsere Deutsche Demokratische Republik.

WIR JUNGPIONIERE

lieben unsere Eltern.

WIR JUNGPIONIERE

lieben den Frieden.

WIR JUNGPIONIERE

halten Freundschaft mit den Kindern der Sowjetunion und aller Länder.

WIR JUNGPIONIERE

lernen fleißig, sind ordentlich und diszipliniert.

WIR JUNGPIONIERE

 achten alle arbeitenden Menschen und helfen überall tüchtig mit.

WIR JUNGPIONIERE

sind gute Freunde und helfen einander.

WIR JUNGPIONIERE

singen und tanzen, spielen und basteln gern.

WIR JUNGPIONIERE

treiben Sport und halten unseren Körper sauber und gesund.

WIR JUNGPIONIERE

tragen mit Stolz unser blaues Halstuch.

 

So ganz verkehrt waren sie wohl nicht die Gebote meiner Jugend 🤔

Der_Juergen

27. Juli 2022 23:39

@Allnichts

Wo hat Martin Lichtmesz von "Milliarden Impftoten" gesprochen? Bitte verlinken Sie die Quelle. 

Wen hoffen Sie mit dieser lächerlichen Desinformation hinters Licht zu führen?

Franz Bettinger

28. Juli 2022 01:19

@Imagine: "Die Hitler-Fans glaubten bis zum Schluss noch an Wunderwaffen und Endsieg.“ Sie machen, als hätte es keine Wunderwaffen gegeben. Die Deutschen erfanden Düsenjäger, Raketen, Nurflügler (Horten) und Tarnkappenbomber (HO IX, UFO). Sie arbeiteten auch an der Atombombe. All dies hättenkriegsentscheidend sein können, wie es auf der anderen Seite die Entschlüsselung der ENIGMA ja auch war. - Wäre der Krieg anders aus-gegangen, würden Sie heute Anderes schreiben, meinen Sie nicht auch?

Ausguck

28. Juli 2022 04:24

@ Imagine @ Adler und Drache:

"Welche Theorie favorisieren Sie denn zur Entstehung der Welt und des Menschen?

"Keine".

Interessant. Erstens, weil es sich m.E. bei der Evolutionslehre nicht um eine Theorie, aber beim Kreationismus eindeutig um eine Ideologie handelt. Man sollte also hier nicht Äpfel mit Birnen verwechseln. Die Erkenntnis (also nicht Theorie), daß unsere Welt und damit wir Menschen Ergebnisse eines Prozesses sind, der ubiquitären Gesetzen gehorcht, gibt es spätestens seit 1961, als die berühmte Drake-Gleichung, schlüssig wegen der extrem hohen Wahrscheinlichkeit ihrer Ergebnisse, nachwies, wie unsinnig die Annahme ist, "wir" seien das singuläre, von einem Gott gewollte Ergebnis seines Willens.

RMH

28. Juli 2022 07:39

@Frieda Helbig,

Klar, so wie nach Godwin´s Law in jeder Internetdiskussion mit zunehmender Dauer ein Nazivergleich kommen muss, so kommt in jeder neurechten Diskussion irgendwer mit einer DDR Glorifizierung oder vergleichbarer Ostalgie rüber. Nur, dass nach Godwin der Nazivergleich eben erst mit zunehmender Dauer kommt, also evtl. bei kürzeren Debatten auch einmal ausbleiben kann, kommt er hier mit Sicherheit schon recht bald und immer.

Aber es war doch nicht alles schlecht, damals ... (Gähn). 

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