Wann eigentlich zuletzt? Wohl vor über sechs Jahren – als Frauke Petry die „Drei-Kind-Familie“ zum Normalmaß ausrief. Dabei war die Gebärunlust der Deutschen damals bereits ein verbranntes Feld. 2017 hatte Petry mit einem Säugling, ihrem fünften Kind, auf Wahlplakaten geworben. Sogar Parteifreunde fanden das degoutant. Warum, blieb unklar.
Was noch in den Nullerjahren als „Gebär-“ und „Zeugungsstreik“ in vielerlei Büchern und Artikeln problematisiert wurde, fand später keine Chance mehr auf Gehör – von wegen „rein individuelle Entscheidung“, „Überbevölkerung“ und letzthin „Kind als Klimakiller“.
In den Jahren 2005/6 hatte die Problematik zuletzt ein breites Echo gefunden. Damals hatte der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg (*1939) in der FAZ einen mehrteiligen „Grundkurs Demografie“ veröffentlicht. Im Rahmen dessen verdeutlichte er, daß es heute bereits im Grunde „5 nach 12“ sei, weil sich seit Jahrzehnten ein deutsches Paar im Durchschnitt quantitativ nicht einmal selbst reproduziere. Solche Reproduktion findet bei einer durchschnittlichen Kinderzahl von 2,1 statt.
Weil wir diese Zahlen längst nicht mehr haben, befinden wir uns in einer reduktiven Kettenreaktion, die unweigerlich auf eine Dezimierung hinausläuft. Die Diskussion darüber lief ein, zwei Jahre. Gunnar Heinsohns überaus einflußreiches Buch Söhne und Weltmacht (Stichwort Youth bulge, der Jugendüberschuß in den arabischen Ländern) flankierte die Debatte.
Dann war Schluß. Denn es wurde von den Leitmedien eine Reißleine gezogen: Bevölkerungspolitik sei “biologistisch”. Ihr Motiv, so die scharfe Warnung des “Experten” Christoph Butterwegge, sei die “Erhaltung des deutschen Genmaterials”.
Birg et. al. (er hatte sogar bei uns, im IfS referiert) spielte damit angeblich Rechtsextremen in die Hände. Punkt. Und Grund genug, diese „doch ganz persönliche Frage“ nach Kind, Kinder oder selbstgewählter Kinderlosigkeit nicht weiter anzufassen.
Aber wir müssen reden, es hilft ja nichts. Grundsätzlich: Ob eine generelle Schrumpfung nicht empfehlenswert sei und ein Deutschland mit 50 Millionen Einwohnern nicht ein lebenswerteres Land, tut hier nichts zur Sache. 1871 waren wir (mit damals weit größerer Fläche) pralle 41 Millionen. Es lief gar nicht schlecht, damals.
Es ist aber von heute aus gesehen eine Milchmädchenrechnung. Erstens ist Deutschland keine Insel, zweitens sollte klar sein, welche Bevölkerungsgruppen sich derzeit niemals auf einen Reproduktionsstop einlassen würden.
Die Zahlen sind beredt. Und schreibend merke ich, daß es heute viel schwerer fällt als noch vor zwanzig Jahren, über ethnische Zusammensetzungen einer Gesellschaft zu sprechen. Damals war es, als müsse man mal aufrütteln. Heute ist es, als wage man sich an ein streng gehütetes Tabu.
Meine Heimatstadt Offenbach weist derzeit einen Ausländeranteil von 44% auf. Was kraß klingt, wird noch krasser, wenn man vom papiernen Paß absieht: 64 % der Leute dort haben einen „Migrationshintergrund“, und was die Anzahl der Neugeborenen betrifft, befinden wir uns hier im 4/5‑Bereich.
Offenbach mag der unerreichte „Leuchtturm“ sein, aber andere Metropolen ziehen längst nach. München, Frankfurt, Ludwigshafen, Mannheim und Düsseldorf bewegen sich an der 30%-Marke. Selbst in weithin abgehängten ländlichen Räumen wie Sachsen-Anhalt (von 1,8% Ausländeranteil 2009 auf 5,6 % 2021) und (etwa analog) Mecklenburg-Vorpommern haben wir das, was verhübschend als „Bevölkerungswandel“ bezeichnet wird. Und selbst bei diesen scheinbar harmlosen Quoten reden wir von einer Verdreifachung innerhalb der letzten zwölf Jahre – solchen Anstieg hat selbst Offenbach nicht zu bieten.
Geburtenkrieg jetzt? Es wäre eine alberne und sinnlose Forderung. Deutschland hat eine Geburtenrate von gut 1,5. Dabei wird nicht nach den Herkünften unterschieden. Klar ist (wie auch beispielsweise in Großbritannien und Frankreich), daß die Migranten wesentlich dazu beitragen, diese Rate nicht weiter absinken zu lassen.
Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes unterscheiden generell meist nicht nach Herkunft. Wir müssen dazu den Umweg über die Einbürgerungszahlen gehen. Im Jahr 2021 wurden rund 132.000 Nichtdeutsche per Verwaltungsakt zu Deutschen. Seit Geltung des Ius soli (damals, 2000, hochumstritten, heute unantastbar!) schwankt diese Neudeutschenzahl von Jahr zu Jahr zwischen 95.000 und 195. 000.
Summa summarum stehen zuletzt in Deutschland jährlich rund 800. 000 Geburten rund einer Million Todesfällen (und zusätzlich etwa 100.000 offiziell erfaßten Schwangerschaftsabbrüchen) gegenüber.
Das wäre eine hübsche Abituraufgabe: auszurechnen, wo wir angesichts der heute greifbaren Zahlen (also: durchschnittliche Reproduktionsrate afrikanischstämmiger /muslimischer / vorderasiatischer Einwanderer miteinberechnet und potenziert) im Deutschland unserer Urenkel, sagen wir 2060, stünden und wie das Land dann aussähe. Nach Hautfarbe, nach BiP, nach Kriminalitätsrate usw.
Klar wird es mau aussehen für uns weiße Alteuropäer. Man wird daran wenig ändern können. Man wird unter Weißen nicht ernsthaft einen Geburtenhype auslösen kommen. Über denkbare familienpolitische Stellschrauben hatte ich früher zahlreiche Texte geschrieben.
Es hilft bzw. ändert ja nichts! Deutschland steht (und zwar bereits seit Geburt der BRD) mit seinen (finanziellen) Unterstützungsleistungen für Mütter und junge Familien weltweit ganz grandios da.
Die lahme Geburtenrate der Einheimischen hat das nicht gesteigert. Sie verharrt auf einschläferndem Level. Man müßte da „metapolitisch“ ran. Das Augenmerk hätte sich dabei auf die jungen (potentiellen) Mütter zu richten. Der Knackpunkt ist das Alter der Frau bei Geburt des ersten Kindes.
Das war schon immer so – je niedriger dieses Alter im Durchschnitt war, desto höher die Geburtenraten. Im Zeitalter der Sozialen Medien wird das Kinderkriegen in jungen Jahren nun sogar befeuert. Mama-Kanäle explodieren geradezu. Sie haben das Zeug, den Kinderwunsch zu wecken. Vermutlich hat Bianca Claßen (*1993, „Bibi´s Beautypalace“) mit ihren zwei Kindern mehr zur Gebärfreudigkeit (ein Wort, das nach dem Willen mancher freilich ausgerottet gehörte) junger Frauen beigetragen als irgendeine Erhöhung des Kindergelds.
Und doch macht das nur Stellen weit hinter dem Komma aus, weil die Tradition der späten Mutterschaft hierzulande seit Jahrzehnten tief ankert.
Umlautkombinat
> weil die Tradition der späten Mutterschaft hierzulande seit Jahrzehnten tief ankert.
Nicht im Osten. Meine Exfrau hatte unser erstes Kind mit 19. Leute mit 25 (auch Maenner) und drei Kindern waren keine Seltenheit.