Vorbereitetsein

Ich wurde auf einen sehr entschiedenen Artikel eines Psychologen auf der Netzpräsenz von Vera Lengsfeld aufmerksam.

Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

Dar­in geht der Ver­fas­ser von einem kom­men­den trau­ma­tisch wir­ken­den Epo­chen­bruch aus.

Die sich nun in rascher Dyna­mik ent­wi­ckeln­de öko­no­mi­sche Situa­ti­on für die Deut­schen ist, neben der finan­zi­el­len Her­aus­for­de­rung, vor allem auch eine men­ta­le. Der kom­men­de Win­ter, spe­zi­ell die Pha­se ab Ende Dezem­ber, Anfang Janu­ar, wird eine Rei­he von Schocks mit sich brin­gen, auf die die­ses Land weder infra­struk­tu­rell noch men­tal vor­be­rei­tet ist. Aus psy­cho­lo­gi­scher Sicht wer­den die Erfah­run­gen der Deut­schen trau­ma­tisch sein, die psy­cho­trau­ma­to­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen wer­den gera­de bei den oben schon beschrie­be­nen „Leicht­ma­tro­sen“ erheb­lich sein: Land und Gesell­schaft ste­hen am Vor­abend eines Epochenbruchs.

Wenn der nim­mer­mü­de Sar­kas­ti­ker Don Alphon­so in der “Welt” sich aus­malt, wie wohl die Damen­welt auf einen Man­gel an Well­ness, Dys­on-Staub­sauger und Avo­cado­s­moothie reagie­ren wird, kann ich die­sem Humor wenig abge­win­nen. Ja, die­se Frau­en wer­den fürch­ter­lich auf die Nase fal­len, eben­so wie jene, die sich auf Tin­der prä­sen­tie­ren mit den Inter­es­sen­ge­bie­ten “Spa, Femi­nis­mus, Beau­ty”. Aber dann ist doch kei­ne vor­aus­ei­lend fei­xen­de Häme ange­sagt, son­dern im Fall der Fäl­le Not­hil­fe, oder irre ich mich?

Es ist in mei­nen Augen not­wen­dig, zwei Fra­gen zu stel­len: 1. Ist es an der Zeit, sich zu fra­gen, ob der Zusam­men­bruch kommt, oder dür­fen wir die­sen bereits als aus­ge­mach­te Sache erwar­ten? 2. Was bedeu­tet “Vor­be­rei­tet­sein” a.) äußer­lich und b.) innerlich?

1. Im rech­ten Lager steht seit zwan­zig Jah­ren der Zusam­men­bruch der BRD kurz bevor. Nimmt man das sich mit die­sem über­lap­pen­de Lager der soge­nann­ten “Wahr­heits­be­we­gung” dazu, ergibt sich ein ähn­li­ches Bild. Mit der Zeit ent­steht der Effekt des Hir­ten­jun­gen, der ruft “Der Wolf kommt!” – am Ende hilft ihm nie­mand mehr. Aus einer vagen Zusam­men­bruchs­ver­dros­sen­heit jedoch abzu­lei­ten, die­ser trä­te “doch sowie­so nie ein”, ist psy­cho­lo­gisch ver­ständ­lich, aber irra­tio­nal. Es läßt sich treff­lich und end­los dar­über strei­ten, wer hier “die Kata­stro­phe her­bei­re­det”, ob “Zusam­men­bruch” denn das rich­ti­ge Wort ist, oder die Deut­schen viel­leicht nur wie ein Fie­ber­kran­ker durch eine Kri­se gehen, und das Sys­tem doch “anti­fra­gil” ist.

Quan­ti­ta­tiv mag die “hybri­de Kriegs­füh­rung” gegen Deutsch­land mehr oder min­der stark aus­ge­wei­tet wor­den sein, qua­li­ta­tiv zeigt sich spä­tes­tens seit Febru­ar eine neue Lage. Ich gehe davon aus, daß die Details (eher Euro‑, oder eher Ener­gie­zu­sam­men­bruch, eher Feind­staa­ten­klau­sel oder eher Bünd­nis­fall, eher Hun­ger oder eher Käl­te etc.) nicht fest­ste­hen, eben­so­we­nig die Zeit­räu­me. Fest steht, daß die BRD (und/oder die EU) an ihr bal­di­ges Ende gekom­men ist. Wir kön­nen also im Futur I spre­chen: “es wird geschehen”.

Ich glau­be, die Dis­kus­si­on, woher ich die­se Gewiß­heit bloß neh­me, wäre eher eine phi­lo­so­phi­sche. Las­sen Sie sich für’s ers­te ein­mal dar­auf ein und schie­ben den schnell gezück­ten Vor­wurf auf, ich sag­te das alles nur, damit ich spä­ter recht­be­hal­ten haben wer­de (Futur II). Das Übel her­bei­zu­wün­schen ist eine ver­füh­re­ri­sche Sün­de, des­sen bin ich mir bewußt.

2.a. Die ehe­ma­li­ge öster­rei­chi­sche Außen­mi­nis­te­rin Karin Kneissl lebt der­zeit im Liba­non in ärm­li­chen Ver­hält­nis­sen bei einer Dru­sen­fa­mi­lie. Wie es dazu kam, hat sie in einem Inter­view mit einem in der EU mitt­ler­wei­le ver­bo­te­nen rus­si­schen Aus­lands­sen­der berich­tet. Fest­zu­hal­ten ist: wer sich expo­niert, wer offen ruß­land­freund­lich agiert und sich mit den Geheim­diens­ten anlegt, darf ein sol­ches oder ähn­li­ches Schick­sal gewär­ti­gen, das deut­lich über “can­cel cul­tu­re” und  Repres­sio­nen “gegen rechts” hinausgeht.

Zu der Til­gung sol­cher Exis­ten­zen aus dem sozia­len Blick­feld gehört übri­gens auch, daß sofort der Ver­dacht laut wird, die Frau wäre ver­rückt und lit­te unter Ver­fol­gungs­wahn etc. – man kann es nicht aus­schlie­ßen, indes trü­ge solch ein Gene­ral­ver­dacht just zu der sozia­len Til­gung bei, die Kneissl erfah­ren hat. Inzwi­schen ist sie jour­na­lis­tisch für den erwähn­ten rus­si­schen Sen­der tätig.

Ob man sie noch als “rechts” bezeich­nen soll­te, ist übri­gens frag­lich – was inso­fern inter­es­sant ist, als der gegen­wär­tig größ­te Riß offen­kun­dig nicht mehr zwi­schen den alten Lagern ver­läuft. Im Grun­de hat sie alles falsch und alles rich­tig gemacht: sich der­art offen zum bösen Feind bekannt und dann recht­zei­tig über­ris­sen, daß sie in der EU kei­ne Blei­be mehr hat. Das ein­fa­che Leben kann auch so aus­schau­en (wie­wohl sie sich rus­si­scher Unter­stüt­zung sicher sein kann). Albert Camus abwan­delnd könn­te man sagen: Der Kampf gegen Gip­fel ver­mag ein Men­schen­herz aus­zu­fül­len. Wir müs­sen uns Karin Kneissl als einen vor­be­rei­te­ten Men­schen vorstellen.

Die exis­ten­zi­el­le Fra­ge, ob ans Aus­wan­dern zu den­ken sei, war vor einem Jahr noch (“Verschwörungs”-)Theorie, inzwi­schen wird sie für vie­le zur zwangs­läu­fi­gen Pra­xis, weil es bei­spiels­wei­se für rus­so­phi­le Künst­ler oder Unter­neh­mer hier­zu­lan­de auf lan­ge Sicht kein Aus­kom­men mehr gibt. Daß das mate­ri­el­le Ein­kom­men auch für den Rest der Deut­schen bald kei­ne Fra­ge der “fal­schen Mei­nung” mehr sein dürf­te, liegt auf der Hand.

Äuße­re Vor­be­rei­tung erschöpft sich für die gewöhn­li­chen Zeit­ge­nos­sen gewiß nicht im Erwerb von Heiz­lüf­tern – es ist nach der Logik groß­an­ge­leg­ter PsyOps sogar wahr­schein­lich, daß Frie­ren nicht das Haupt­pro­blem wer­den wird, denn was groß hin­aus­trom­pe­tet wird im Main­stream, kana­li­siert die Angst der Mas­sen auf einen Schau­platz, an dem dann viel­leicht gar nichts statt­fin­det, um eben­die­se Mas­sen dann durch ein ganz ande­res Ereig­nis oder einen ande­ren Zustand zu bannen.

Es ist not­wen­dig, im Rah­men der eige­nen Mög­lich­kei­ten (Stadt, Land, Fami­lie, Ein­sam­keit, sozia­le Net­ze usw.) Vor­rä­te für eini­ge Wochen, Gerät­schaf­ten (Gas­ko­cher, Petro­le­um­ofen, Ersatz­tei­le, Medi­zin­pro­duk­te usw.) und Bar­geld lagernd zu haben, auch wenn das Thea­ter­stück in letz­ter Minu­te umge­schrie­ben oder abge­setzt wird.

2.b. Ich hal­te auf­grund der völ­li­gen Unwäg­bar­keit der Lage und mei­nem in letz­ter Zeit immer stär­ker gewach­se­nen Miß­trau­en gegen­über genau aus­ge­mal­ten und ter­mi­nier­ten Zukunfts­pro­gno­sen, die inne­re Vor­be­rei­tung für noch wichtiger.

Im oben bereits zitier­ten Text bringt der Psy­cho­lo­ge Alex­an­der Frei­tag auf den Punkt, wie men­ta­le Vor­be­rei­tung gelin­gen kann:

Um die „Stun­de Eins“ nach der „Stun­de Null“ gut bewäl­ti­gen zu kön­nen, muss zunächst die „Stun­de Null“ gemeis­tert wer­den: Wich­tig ist hier, auf die (1) Mög­lich­keit und den (2) poten­zi­el­len Ver­lauf eines Desas­ters vor­be­rei­tet zu sein. Hier hel­fen Men­tal­tech­ni­ken, die z.B. erfolg­rei­che Sport­ler nut­zen: Das poten­zi­el­le Ereig­nis wird wie in einem vor­aus­lau­fen­den Film im Kopf durch­ge­spielt. Kon­kret. Wie­der und wie­der. Hier nicht um sich zu ängs­ti­gen (inso­fern sind bestimm­te Men­tal­tech­ni­ken nicht für jeden geeig­net), son­dern um Reak­ti­ons­me­cha­nis­men im gedank­li­chen Vor­aus zu üben.

Doch rei­chen men­ta­le Vor­be­rei­tun­gen kaum aus. Ihr Vor­teil ist, daß sie garan­tiert jeder­mann üben kann und die­se Vor­be­rei­tun­gen selbst wenig Vor­be­rei­tung bedürfen.

Inne­res oder geis­ti­ges Vor­be­reit­sein liegt auf einer ande­ren Ebe­ne, die man nicht noch schnell erklet­tern kann, wenn einem das Was­ser bereits bis zum Hals steht. Und doch darf der Mensch (anders als der ein oder ande­re Ver­kün­der des “neu­en Zeit­al­ters”, das nur den “Auf­ge­wach­ten” offen­steht, meint) immer und jeder­zeit auf Got­tes Gna­de hoffen.

Trau­ma­ti­sie­ren­de Erfah­run­gen kann man mit Got­tes Hil­fe durch­ste­hen, wenn man “sein Sach’ auf nichts gestellt” hat, wie es in Goe­thes zum Volks­lied gewor­de­nen Gedicht heißt, und sein Schick­sal ihm überläßt.

Hiobs Bot­schaft zu akzep­tie­ren ist höchst­gra­dig vor­be­rei­tungs­in­ten­siv: “Der Herr hat’s gege­ben, der Herr hat’s genom­men, gelobt sei der Herr” ist für den Unvor­be­rei­te­ten eine schwe­re Zumu­tung, die er als Zynis­mus deu­ten muß. Ganz wird es auch dem geis­tig sehr gut Vor­be­rei­te­ten nicht gelin­gen, Gott der­art weit­ge­hend zu ver­trau­en, daß er sich ihm ganz über­las­sen kann. Kier­ke­gaard hat dazu das Aller­wich­tigs­te ausgeführt.

Einst­wei­len schaut geis­ti­ge Vor­be­rei­tung, ein Teil des Sie­ben­sa­chen­pa­ckens, viel­leicht so aus:

Wenn der Apos­tel Pau­lus schreibt:„Und kau­fet die Zeit aus, denn es ist böse Zeit“ (Eph. 5,16), ist mit dem ers­ten Wort „Zeit“ der kairós gemeint (griech: καιρός, „das rech­te Maß, die gute Gele­gen­heit“, andern­orts als „Augen­blick“ oder „die Stun­de“ über­setzt). Dar­aus läßt sich ler­nen, im Hier und Jetzt das Nöti­ge zu tun.
Gera­de weil die Zei­ten böse sind, kommt es auf die Augen­bli­cke an, in denen man Gutes getan hat. Das Tun des Guten ver­mag der Mensch aber nicht allein, auch nicht mit dem bes­ten Men­tal­trai­ning, son­dern nur durch Gna­de. Jedes Vor­le­se­stünd­chen, jede Umar­mung, jedes Kreuz­zei­chen auf die Stirn des Kin­des, jedes freund­li­che Wort, jedes halb­wegs gelun­ge­ne Trös­ten eines von Kri­sen­angst geschüt­tel­ten Freun­des (oder auch: einer der oben beschrie­be­nen Insta­gram-Damen oder ihren männ­li­chen Pen­dants tätig unter die Arme zu grei­fen), ist so ein „Aus­kau­fen der Zeit“ inmit­ten der bösen Zeitläufte.
Caroline Sommerfeld

Caroline Sommerfeld ist promovierte Philosophin und dreifache Mutter.

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Kommentare (44)

RMH

26. September 2022 21:06

2.c) äußerlich und innerlich:

Rechtzeitig damit beginnen, den angelegten Weinkeller durch Austrinken zu leeren. Prost!

Let´s go prepping.

deutscheridentitaerer

26. September 2022 21:45

Ein unerwarteter Beitrag von Frau Sommerfeld, daher umso beeindruckender.

Es stimmt, für die Nach-dem-Mauerfall-Geborenen wie mich war das bestimmende Grundgefühl, dass nun eh nichts mehr passiert. Das Ende der Geschichte war bei allem späteren Spott schon genau das richtige Schlagwort für den Zeitgeist dieser Epoche.

2001 war ein erster Schock, ist aber wieder versackt. 2015 wurde es dann wieder ernst, schien aber vielleicht noch mal ein Ausnahmereignis zu bleiben. Spätestens seit Corona geht es nun drunter und drüber und man merkt, wie inädaquat die Prägung der Nullerjahre zu werden verspricht.

kikl

26. September 2022 22:01

Der permanente Ausnahmezustand, spätestens seit Beginn der Pandemie zehrt an der mentalen Widerstandskraft der Menschen, auch an mir. 

Ich weiß nicht, ob diese Bundesregierung ihr Blatt überreizen wird. Es hat allen Anschein, dass sie jeglichen Realitätsbezug verloren hat. Als einzige Regierung weltweit verbreitet sie neben der Energiepanik, der Eurokrise, der Ukrainekrise auch noch weiter die Coronapanik. Haben sie wirklich nicht begriffen, dass es längst vorbei ist?

Vielleicht ist die mentale Widerstandskraft der Deutschen schon derart erodiert, dass wir keinen heißen Herbst erleben werden. Das Land gleitet damit weiter in die Autokratie ab.

Die hysterischen Reaktionen auf den Wahlsieg der Konservativen in Italien ist allein ein Hoffnungszeichen. Selbst Herrn Reitschuster platzt der Kragen in Angesicht all der Lügen.

"Warum der polit-mediale Komplex wegen der Italien-Wahl schäumt

"Stern" hyperventiliert und spricht von "Machtergreifung""

https://reitschuster.de/post/warum-der-polit-mediale-komplex-wegen-der-italien-wahl-schaeumt/

Vor wenigen Jahren hätte ich derartige Aussagen für im Kern richtig aber übertrieben gehalten. Heute ist es eine sachliche Zustandsbeschreibung des Systems BRD.

Gracchus

26. September 2022 23:01

I. Interessante Koinzidenz. Bevor ich den Artikel las, war ich bereits aufgrund persönlicher Erlebnisse der letzten Tage auf ähnlichen Gedankenbahnen unterwegs - und dabei zufällig in eine Marienprozession geraten; nach dem Rosenkranzgebet war ich bei einer ähnlichen Erkenntnis wie 2b. Mir kam das "Gebet" Mörikes in den Sinn, die erste Strophe. 

 

 

Laurenz

26. September 2022 23:09

@CS

Wie Sie schreiben, es muß weder zu einem Energie-Kollaps kommen, noch zu einer sonstigen Katastrophe. Es kann aber. Die monetären Maßnahmen der Bunteregierung basieren im wesentlichen auf Schulden. Das ist insofern kontraproduktiv, da Schuldenaufnahme mit der Gießkanne in den Konsumentenkreislauf die Inflation weiter antreibt. Bei Inflation & Verlusten im Außenwert unserer Währung, wird einfach alles, was importiert werden muß, vor allem Rohstoffe, teurer, ohne, daß auf der Einnahmenseite ein Ausgleich stattfände. Das Finanzamt kann quasi genau vorhersehen, wer bei einer Eskalation der Verbraucherpreise, eine indirekte, permanent steigende Steuer, vom Staat gesteuert, in die Armut rutscht. Das ist die effizienteste Wahlwerbung für die echten Konservativen überhaupt. Einen Marschall-Plan wird es diesmal nicht geben, vielleicht werden wir auf einen Lawrow-Plan angewiesen sein.

@Kikl

Es gibt Corona, es gibt Grippe, es gibt Herpes. Aber eine Pandemie hat es nie gegeben. Hier handelt es sich rein um einen exzessiv teuren & lebensgefährlichen Intelligenz-Test.

Gracchus

27. September 2022 00:04

II. Ich bin ebenfalls skeptisch gegenüber konkret ausgemalten Szenarien. Nach meiner Einschätzung ist das System robuster als es den Anschein hat. Zumal wenn man nach Luhmann, das System als in Subsysteme differenziert ansieht. (Ggf. interessant eine Studie zur Arbeit der Justiz während der Jahre 42 - 45: da gab es keine Stunde Null; "Der Dienstbetrieb ist nicht gestört" von Lahusen.) Ebenfalls richtig, was @kikl schreibt: Ich meine in meinem Umfeld zu beobachten, wie viel psychische Substanz die zwei Jahre Corona-Massnahmen gekostet haben. Das wird unterschätzt, sieht man ja an den Kindern. Daher braucht es vermutlich keine so krassen äußeren Ereignisse, damit immer mehr Menschen zermürbt zusammenbrechen. 

III.  "Spa, Feminismus, Beauty" muss nicht bedeuten, dass jemand auf die Schnauze fällt; es kann bedeuten, dass jemand über Egoismus und Opportunismus verfügt - Eigenschaften, die ihm auch bei Zusammenbrüchen helfen. 

IV. Geistige Vorbereitung ist individuell bedingt. Daher schlecht verallgemeinerbar. Die "Zeichen der Zeit", wie ich sie deute: Es geht darum, durch den Entzug äußerer Sicherheiten innere Sicherheit zu gewinnen. Es ist nicht verkehrt, materiell vorzusorgen, klar ist aber auch, dass sich die göttliche Gnade wie das Manna nicht bevorraten lässt. 

 

RMH

27. September 2022 07:39

Wenn man den Text von C.S. durch die drei Siebe des Sokrates "siebt", bleibt am Ende nur das Sieb der Notwendigkeit übrig. Texte wie diese sind eigentlich Zeitkapseln. Wenn man sie nach einem Jahr wieder vorlegt, dann zeigt sich, was davon gekommen ist oder nicht, ob sie Ausdruck einer Art prophetischen Erkenntnis sind oder Produkt eines Schmorens im eigenen Saft. Hoffen wir, dass wir in 1 Jahr zu so einer Wiedervorlage in der Lage sein werden. Im Übrigen gilt bei aller Apokalyptik stets der Grundsatz, dass man den Zeitpunkt nie genau vorhersehen kann, manche raten daher zum Pflanzen eines Apfelbäumchens. Aktuell, im Herbst, kann man noch Obstbäume in seinem Garten pflanzen. In diesem Jahre versuche ich es (erneut - die Frühjahrsanpflanzung hat den trockenen Sommer nicht überstanden) mit einem Speierling.

PS: @Gracchus Einwand, dass noch viel Substanz zur Resilienz da ist, halte ich für zutreffend (das muss erst mal alles verbrannt sein - reine Geldentwertung allein schafft das auch nicht). Auf der anderen Seite steht - auch das sieht er mit anderen richtig - eine in ihrer psychischen Verfasstheit dünnhäutiger werdende Gesellschaft. Ein Text wie der von C.S. kann (nicht muss!) auch unter diese Rubrik fallen.

Laurenz

27. September 2022 07:52

@Gracchus

Kollaps

Solange man genügend Geld hat, seine Rechnungen zu bezahlen, entsteht kein Problem. Gegen genügend Geld wird es Strom oder Heizöl/Diesel geben.

Laurenz

27. September 2022 08:24

@FraAimerich @L.

Gibt sich Frau Meloni deshalb als Trumpfkarten-Spezialistin und Mitglied des Aspen Institutes so betont NATO-treu und solidarisch mit der Ukraine?

Auch Orban/Ungarn ist Teil der Nato. Halten Sie Meloni doch nicht für blöd. Man kann sich nicht mit jedem anlegen.

https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwiYuevzqLT6AhX-g_0HHTksCzUQFnoECBgQAQ&url=https%3A%2F%2Fwww.politico.com%2Fnewsletters%2Fglobal-insider%2F2022%2F09%2F26%2Fgiorgia-melonis-radical-transatlantic-playbook-00058787&usg=AOvVaw2YhdeuPxUKQrAWSRIOwKe_

 

Mitleser2

27. September 2022 09:34

@CS: "Ja, diese Frauen werden fürchterlich auf die Nase fallen, .... Aber dann ist doch keine vorauseilend feixende Häme angesagt, sondern im Fall der Fälle Nothilfe, oder irre ich mich?

Vielleicht sehe ich das zu darwinistisch, aber für diese Kategorie von Frauen kann ich kein Mitleid empfinden. Ich bin da eher bei Don Alphonso und Klonovsky und Danisch.

 

MARCEL

27. September 2022 11:06

Beeindruckend

glühend und nüchtern zugleich

Frei nach Karl Barth: Gott ist nicht menschenmöglich, er macht lebendig, in dem er tötet (als erstes die Illusionen, auch die über ihn)

"Seid bereit" ist einer der ersten Rufe der Evangelien, neben dem "Kehrt um".

Last not least: Die eschatologische Dimension des Christentums wird gegenüber der verfälschenden sozialromantischen an Bedeutung gewinnen (hier von der Orthodoxie eine Scheibe abschneiden)

 

Nemo Obligatur

27. September 2022 11:07

So schnell wird der Kollaps schon nicht kommen. Es wird schlechter, das ja. Vieles wird teurer, manches unerschwinglich. Jedoch nichts, was man insgesamt nicht aushalten könnte - dicker Pullover und bescheidene Ansprüche vorausgesetzt.

Für die langfristige Perspektive der Wachstumsökonomie empfehle ich dieses Gespräch zwischen Jonas Schick und Martin Sellner:

https://odysee.com/@MartinSellner:d/schick_1:7

Hier wird wirklich mal die Perspektive der kommenden Jahrzehnte durchdekliniert. Wundert mich, dass es hier in der Sezession noch keinen Hinweis darauf gab. Ist wirklich grundlegend.

Adler und Drache

27. September 2022 11:15

Auch ich habe A. Freitags Artikel zur Kenntnis genommen und mit Interesse gelesen, stand am Ende allerdings etwas hilflos da. Man kann sich halt schlecht auf eine unbekannte Situation vorbereiten, mental noch weniger als materiell etwa durch Bevorratung, und das Katastrophenszenario "Blackout" ist unbekanntes Terrain.

"Vorbereitung" trifft es meines Erachtens nicht richtig, "geistige Resilienz" fände ich angemessener. Wie kann ich mich aufstellen, um mit den zunehmenden Schlägen fertigzuwerden?  Dass das eigene Leben wieder gefährdet sein kann (wie es andererzeit oder andernorts normal war oder ist), muss ja erstmal irgendwie verkraftet werden, das ist keine Lappalie.

 

MARCEL

27. September 2022 11:16

P.S.

Jemand sagte einmal kürzlich, in solch einem Zusammenbruch hätte man (für ein kurzes Zeitfenster) wieder die alleinige Entscheidungsfreiheit.

Das anarchistische Moment, bevor sich wieder eine neue (alte oder alt-neue) Ordnungsmacht etablieren wird.

Wer sich gruseln will, lese mal Felix Schnell: Räume des Schreckens. Gewalt und Gruppenmilitanz in der Ukraine 1905-1933.

 

anatol broder

27. September 2022 12:14

@ caroline sommerfeld

«wellness, dyson-staubsauger und avocadosmoothie […] diese frauen werden fürchterlich auf die nase fallen […] aber dann ist doch keine vorauseilend feixende häme angesagt, sondern im fall der fälle nothilfe, oder irre ich mich?»

die verschwenderischen frauen sind nicht hilflos. wenn sie auf die nase fallen, dann stehen sie selbst auf.

«kann ich diesem humor wenig abgewinnen»

schon mal über charlie chaplins filme gelacht?

Gracchus

27. September 2022 14:20

Der apokalyptischen Stimmung schließe ich mich bewusst nicht an. Bei den Apokalyptikern schwingt (unbewusst) immer auch der Wunsch mit, es möge so kommen. 

Es gibt und wird auch keine einheitliche Perspektive geben. Also kein Wir. 2b (geistige Vorbereitung) ist für den gewöhnlichen Zeitgenossen wohl eher ein Buch mit sieben Siegeln. An anderen Ländern kann man sehen, dass man sich in einer gewissen Kaputtheit durchaus einrichten kann. Mangelwirtschaft hat auch Vorteile. Man muss weniger wählen, wenn man sich weniger leisten kann. Man kann mehr träumen, was man sich leisten würde, wenn man mehr hätte, und die meisten Dinge sind in der Phantasie schöner. Man kann für den Mangel andere wie die Regierung oder Putin verantwortlich machen; man selber kann wenig tun; das entlastet. Konservative Werte werden an der Wertebörse steigen. 

Gracchus

27. September 2022 14:22

@Laurenz: Corona war nicht nur ein Intelligenz-, sondern auch ein Charaktertest. Leider haben den nicht alle Deutschen bestanden. 

 

Nordlicht

27. September 2022 14:50

"Wenn der nimmermüde Sarkastiker Don Alphonso in der “Welt” sich ausmalt, wie wohl die Damenwelt (...), kann ich diesem Humor wenig abgewinnen."

Ich schon ;-)))

Das ändert nichts daran, dass ich für die nicht an der möglicherweise kommenden Katastrophe Schuldigen Mitgefühl empfinde. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu längeren Blackout, Versorgungsmängel mit Hungersnot etc kommt, ist mE weit unter 50%, die eines Atomkrieges unter 1%. 

Aber das, was schon ist und unabweisbar kommt, der weitere wirtschaftliche Niedergang auf der mit Schmierseife eingerichteten Rutsche, ist schlimm genug. Und wie immer ärgert mich mehr als der objektive Zustand der Umstand, dass dies a. ein von Deutschland selbstgemachter Absturz ist und b. die USA und Russland mit wenige Blessuren davonkommen.

Wer auch immer die Pipelines gesprengt hat - wir sind in den nächsten Jahren wirtschaftlich bankrott und längerfristig von den USA abhängig.

 

Niekisch

27. September 2022 15:08

"die verschwenderischen frauen sind nicht hilflos. wenn sie auf die nase fallen, dann stehen sie selbst auf".

@ anatol broder 12:14: ...und stolpern anschließend über ihre Louis Vouitton  - Tasche und fallen erneut auf die Nase.

Niekisch

27. September 2022 15:30

"Corona war nicht nur ein Intelligenz-, sondern auch ein Charaktertest. Leider haben den nicht alle Deutschen bestanden". 

@ Gracchus 14:20: Immerhein hat z.B. mich der Masken tragende schlechte Charakter davor bewahrt, der nicht so völlig harmlosen "Krankheit" zum Opfer zu fallen.

Gotlandfahrer

27. September 2022 15:31

Gott vertraut uns, so herum vermute ich es. 

Ein Fremder aus Elea

27. September 2022 15:58

Frau Sommerfeld,

wenn man so genau weiß, was kommt, daß man es im Kopf durchspielen kann, dann gibt es keine Entschuldigung dafür, es eintreten zu lassen (es sei denn, es wäre höhere Gewalt).

Sie werden ja auch nicht gerade konkret - oder jedenfalls nicht begründet. Die Wahlen in den Staaten sind ja jetzt wohl bald. Danach werden wir schon klüger sein. Und sonst... die Weichen sind so gestellt, daß wir unsere Verteidigungs- und Handelspolitik ehrlicher gestalten müssen, was langfristig nur von Vorteil sein kann, auch wenn der gegenwärtige konfrontative Kurs mißbeliebt.

Großes, bedeutungsschwangeres Theater wird immer von der katholischen Kirche gespielt. Jeder Andre verbrennt sich die Finger dran.

Wovon ich auf jeden Fall abraten würde ist, sich in das gegenwärtige Getummel einzufinden. Den Hexenkessel läßt man besser stehen. Ich habe keine Angst vor der Zukunft, es gibt für die Geschichte nicht das Geringste zu befürchten, nur wir selbst werden alt und sterben irgendwann. Aber einstweilen verkörpern wir unsere Seele.

dojon86

27. September 2022 16:07

Die offensichtliche Häme, mit der das Luxusbedürfnis vieler Frauen in diesem Forum verspottet wird, geht spätestens dann zu Ende, wenn es sich herausstellt, das geliebte Auto oder die notwendige Heizung, denn beides zusammen ist nicht finanzierbar. Nein wirklich, angesichts einer kommenden Krise jetzt misogyne Geschlechterstereotype auszupacken, halte ich für einfältig. Damit begibt man sich auf das Niveau mancher Feministinnen.

Mitleser2

27. September 2022 16:14

Ist zwar off-topic, passt aber zum gegenwärtigen Zustand der Welt:
“Nach Leck in Nord Stream 2: auch Druckabfall in Pipeline Nord Stream 1”

Zufälle gibt’s.

Und dann noch das, klingt nach Sprengung:
Weak mag. 2.2 earthquake – Baltic Sea, 61 km south of Karlskrona, Blekinge, Sweden, on Monday, Sep 26, 2022 at 7:03 pm (GMT +2)

https://www.volcanodiscovery.com/earthquakes/quake-info/7054550/mag2quake-Sep-26-2022-Sweden-BALTIC-SEA.html

Ein Fremder aus Elea

27. September 2022 16:16

RMH,

wenn Sie was pflanzen, sollten Sie's auch gießen.

Ich habe jetzt neben die Eibe für den Bogen auch noch eine weiße Maulbeere für das Seidenhemd gepflanzt. Eichen für die Gerbung von Leder hab' ich schon, Birken für das Pech, um Steine an Pfeilen zu befestigen auch, mein Nachbar hat Pferde, da bin ich militärtechnisch jetzt also schon auf dem Stand von Dschingis Khan.

Nein, wirklich, es ist doch erstaunlich, was in Sachen organische Chemie mit ein paar Bäumen geht. Apfelbäume natürlich für die Desinfektion mit Ethanol. Und ja, Seidenraupen (Motten...) bräuchte man natürlich auch noch.

Gracchus

27. September 2022 16:24

@Niekisch: Das ist hypothetisch. Ob und was Masken bringen, ist umstritten. 

Es ist aber gar nicht nötig, dass Sie sich angesprochen fühlen. Jeder kann Maske tragen und sich impfen lassen. 

Ich spreche vor allem von der Impfkampagne und den Schulmassnahmen. 

 

Gracchus

27. September 2022 16:24

@Gotlandfahrer: Sehr schön gesagt. 

Ein gebuertiger Hesse

27. September 2022 17:03

@ Gotlandfahrer

"Gott vertraut uns, so herum vermute ich es."

Großartig. Der Auftrag, der hierin mitschwingt, wird uns richtig handeln lassen. 

RMH

27. September 2022 17:25

"wenn Sie was pflanzen, sollten Sie's auch gießen."

@Fremder aus Elea,

Das ist wohl wahr. An dem Grundstück komme ich nur 1x die Woche vorbei und das war in diesem Jahr bei Neuanpflanzungen von Bäumen klar zu wenig (und der Mispelbaum, der es immerhin ausgehalten hat, hat zum Ende des Sommers hin Probleme mit der UV- Strahlung gezeigt. Jetzt eben der erneute Versuch mit dem Speierling. Eine Kornelkirsche kommt auch dazu - etwas schattiger gesetzt).

Ich bin seit Ende des Wehrdienstes nunmehr seit Jahrzehnten prinzipiell unbewaffnet und hoffe, diesen Idealismus noch möglichst lange aufrecht erhalten zu können. Bislang waren im absoluten Ausnahmefall entweder schnelle Füße oder die beiden Fäuste ausreichend ;)

Aber die Zeiten ändern sich bekanntermaßen ... daher wohl auch der Text von C.S.

richard4

27. September 2022 18:19

Also wenn ich den Begriff "misogyne Geschlechterstereotype" bei dojon86 lese, denk ich mir, ich hab mich in die Emma verirrt. Muss denn jeder Witz, jeder Sarkasmus auf seine politische Korrektheit abgeklopft werden? 
Grundsätzlich meine ich, wenn, dann werden wir alle auf die Schnautze fallen. Aber vermutlich können es sich die Kreise, die Avocado-Smoothies trinken, dann besser richten.

 

Allnichts

27. September 2022 19:16

Mitleser2:

Übrigens gar nicht weit von der BRD-Küste entfernt, die Pipelines hätten auch sehr viel weiter im Osten sabotiert werden können. Der Krieg rückt näher.

Es werden erste "Wahlergebnisse" aus den besetzten Teilen der Ukraine verkündet, überraschenderweise alle nahe der 100%. Anschluss, Ultimatum, Kriegserklärung, Bombardierung der Ukraine durch Russland, vielleicht eine erste Grossoffensive mit dem, was schon bereit oder wenigstens zur Stelle ist, weiterer Widerstand der Ukraine - das dürfte in etwa der weitere Fahrplan sein, bei ungewissen Reaktionen der anderen Beteiligten. Putin steht schon zu sehr in der Kritik, um den Krieg nun einfach "einzufrieren" und mehrere Monate lang auf das Frühjahr zu warten. Er muss liefern und einverleibte Gebiete, die weiter vom Feind angegriffen und eingenommen werden, werden dafür kaum reichen. USA, NATO, EU können im Grunde auch nicht mehr einknicken, ohne massiv an Status zu verlieren. Dafür wurde zu deutlich Stellung bezogen.

Unschöne Entwicklung. Unter Umständen werden wir bald grössere Sorgen haben als hohe Gas-Rechnungen und deren politische Ausnutzbarkeit.

Laurenz

27. September 2022 19:29

@Nemo Obligatur

Für die langfristige Perspektive der Wachstumsökonomie empfehle ich dieses Gespräch zwischen Jonas Schick und Martin Sellner

Nix gegen die Beiden Herren. Aber die Conclusio ist falsch. Europas Niedergang heißt nur, daß Ostasien ohne Europa das tatsächliche Reich der Mitte wird.

Niekisch

27. September 2022 21:27

"Ich spreche vor allem von der Impfkampagne und den Schulmassnahmen". 

@ Gracchus 16:24: In der Tat war da manches unverhältnismäßig.

links ist wo der daumen rechts ist

28. September 2022 05:17

Ernstfall 1 / Eigentlichkeit

 

Während der schlimmsten Corona-Unterdrückungsmaßnahmen hatte sich immer ein kleines Häuflein „Überlebenswilliger“ zusammengefunden (manchmal kamen wir uns – auf dem Höhepunkt der Ungeimpftenhatz – tatsächlich ein bißchen wie Urchristen vor). Und natürlich gab es auch eine Fraktion, die ihre ganze (Über-)Lebensstrategie auf die Zeit nach dem großen Blackout ausrichtete. Da wurden virtuelle Überlebensrucksäcke gepackt und Schießübungen mit einer Armbrust empfohlen, woraufhin eine nette Dame aus unserer Runde (im Zivilberuf Steuerberaterin) entsetzt ausrief: „Nein, wenn ich einen Hasen im Wald mit einer Armbrust erlegen und anschließend häuten muß, ist mir der Preis des Überlebens zu hoch!“ Unser Überlebenskünstler (der mit der Armbrust), etwas übernächtigt wirkend, gab übrigens an, daß er jeden Tag ca. 10 Stunden vor dem Computer zwecks Recherche verbringe…

Man kann natürlich schmunzeln, was aber als Einsicht bleibt, ist die Vorwegnahme des Endes als Wesen unseres Daseins. Aber das war für mich schon von der ersten Lektüre von „Sein und Zeit“ (vor ca. 30 Jahren) an plausibel: lebe so, als könnte jeder Augenblick dein letzter sein. Denke vom Ende hier und verende nicht.

links ist wo der daumen rechts ist

28. September 2022 05:21

Ernstfall 2 / Untergänge

 

Ich will mich über Untergangsängste nicht lustig machen, aber machen wir einen Blick in die Geschichte:

Wie total zerstört war Deutschland nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges oder im Mai 45? Es gab immer ein Leben nach dem Untergang.

Und was vorweggenommene Weltuntergänge betrifft: Blicken wir zurück in die erste Hälfte der 80er Jahre. Das war doch Lust an der Apokalypse pur. Szenarien nach einem Atomkrieg lagen an erster Stelle – und auch die Traumatisierungen gab es (Stichworte „Hattenbach-Syndrom“ und "Fulda Gap").

Menschheitsgeschichtlich hat Velikovsky diese Untergangstraumata aufgearbeitet (von Theweleit im ersten „Buch der Könige“ genial aufbereitet, aber da konnte der gute Klaus noch erzählen…).

Eine der schönsten Filmszenen, die diesen Untergang der 80er konterkariert, ist übrigens der letzte Teil von Edgar Reitz´ „Heimat-Eine deutsche Chronik“, überschrieben mit dem Titel „Das Fest der Lebenden und der Toten“ (1982): In einem gleißenden Licht (Atomblitz?) treffen alle Verstorbenen wieder zusammen…

Oder man denke an das Buch „Die Erde dem Menschen untertan. Ökologie im Spiegel der Landschaftsmalerei“ (1983); ein Kunsthistoriker und ein Ökologe blicken auf die Meisterwerke der Landschaftsmalerei seit dem Mittelalter zurück.

Wir werden immer auch Davongekommene und Berichtende sein.

links ist wo der daumen rechts ist

28. September 2022 05:24

Ernstfall 3 / Spiel

 

Aber ich bin Spenglerianer genug zu wissen, daß unsere großartige Kultur als Zivilisation dem Ende zugeht; alle Zeichen eines Verfalls sind unverkennbar vorhanden. Die Tatsache einer Weltzivilisation beschleunigt das Ganze nur. 100 bis 200 Jahre gab uns der gute Oswald noch, ehe Geschichte wieder zu Naturgeschichte werden wird. Und sich über dieses Szenario den Kopf zu zerbrechen, ist wirklich müßig.

So sind und bleiben wir Bauern in einem großen Spiel, dessen (verrückte) Logik wir nie ganz erkennen werden; hier reicht auch die abwegigste Verschwörungstheoriephantasie nicht aus.

Aber: solange die Eliten dies- und jenseits des Mainstreams keine sichtbaren Anstalten treffen, tatsächliche Überlebensstrategien auch für die freie Wildbahn zu wälzen, glaube ich nicht an das Ende unserer Zivilisation in nächster Zeit. Konkret: solange etwa ein Klonovsky sein Weinlager nicht räumt (und weiterhin so artikuliert, als verkoste er ständig Wein) und Gaskartuschen hortet oder die Nachfrage nach Designer-Rucksäcken innerhalb der Politnomenklatura nicht steigt, kann die Lage so schlimm nichts sein.

Laurenz

28. September 2022 08:10

Fand diesen Artikel von Uwe Jochum recht passend auch für Antaios. Ob man nun echte Bücher drucken läßt oder digital zum Download bereitstellt, ohne Energie ist nichts. Das erinnert etwas an das spätrömische Reich, welchem Ägypten mit dem billigen Papyrus abhanden kam, so daß man zum teuren & aufwendigen Pergament übergehen mußte. 

https://www.achgut.com/artikel/bibliotheken_digitalisierung_ohne_strom

Mitleser2

28. September 2022 08:18

@Allnichts: „Übrigens gar nicht weit von der BRD-Küste entfernt, die Pipelines hätten auch sehr viel weiter im Osten sabotiert werden können. Der Krieg rückt näher.“

Verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen? Der ehemalige polnische Außenminister Sikorski schreibt dazu: “Thank you, USA.”
https://twitter.com/radeksikorski/status/1574800653724966915

Und der meint das sicherlich nicht sarkastisch – verheiratet ist er mit Anne Appelbaum, einer der prominentesten US-Neocon-Scharfmacherinnen, und mit einem ähnlichen Familienhintergrund wie Victoria “Fuck the EU” Nuland

anatol broder

28. September 2022 09:31

@ links ist wo der daumen rechts ist 5:17

den letzten saftigen hasen, den ich verspeiste, erschoss ich mit einem luftgewehr. die letzte saftige rechnung, die ich bezahlte, war von meiner steuerberaterin. soviel zur nahrungskette.

Monika

28. September 2022 09:53

Was die mentale Vorbereitung auf einen Verlust oder eine Katastrophe betrifft, sollte man sich an Menschen halten, die einen Verlust oder eine Katastrophe überstanden und überlebt haben.  Unübertroffen sind für mich die Ausführungen von Viktor Frankl über Lebenssinn und Resilienz ( „..trotzdem Ja zum Leben sagen“ ) . Der Glaube an einen letzten Sinn im Leben ist weniger eine intellektuelle ( oder auch religiöse) Frage als eine existenzielle. 

„Wer ein Warum zu leben ( alternativ: zum Leben) hat, erträgt fast jedes Wie.“ Dieses Wort von Nietzsche war Motto für Victor Frankls psychotherapeutische Arbeit. Das Warum gestaltet sich für jeden Menschen anders. 

Andrenio

28. September 2022 12:05

Schade, dass ich nicht gewettet habe: Diejenige, dass Habeck bei den Atomkraftwerken einknickt, hätte ich gewonnen. Die andere, dass vor Februar Northstream 2 aufgemacht wird, verlor seine Grundlage.

Inspiriert von Bosselmanns Pellkaroffeln kochende und an vorbeiziehende Flüchtlinge verteilend, möchte ich bei Anlegen des Notvorrats dazu auffordern, dabei auch an bettelnde Hungernde an der Tür zu denken.

Hinsichtlich Waffeneinsatz gegen marodierende Mordbrenner stelle sich jeder die Frage wie teuer er sein Leben verkaufen will. Gnade ist nicht zu erwarten. Man lese dazu Ricarda Huchs Meisterwerk über den Dreißigjährigen Krieg.

Ansonsten: Man muss sich Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen (Camus)

Andreas Walter

28. September 2022 14:38

https://www.nzz.ch/wirtschaft/wichtigste-gas-pipelines-nach-europa-beschaedigt-wahrscheinlich-durch-anschlaege-ld.1704645

https://www.kreiszeitung.de/lokales/schleswig-holstein/fehmarn/fehmarnbelt-grosser-flottenverband-der-us-navy-passiert-91809308.html

Oder war es Die schöne Luisa? [Scherz]

Welcome to the (F)USE, the (Future) United States of Europe.

https://youtu.be/W0rZ2CPCYBQ

Niekisch

28. September 2022 15:29

"den letzten saftigen hasen, den ich verspeiste, erschoss ich mit einem luftgewehr. die letzte saftige rechnung, die ich bezahlte, war von meiner steuerberaterin. soviel zur nahrungskette".

@ anatol broder 9:31: War die Rechnung der Steuerberaterin vielleicht so saftig, weil Sie vergessen hatten, den Hasen zusammen mit einem Geschäftspartner zu verspeisen und ihn deshalb nicht von der Steuer als Werbungskosten absetzen konnten?

Allnichts

28. September 2022 16:28

Mitleser2:

Der Tweet war mir bekannt und er hat in der Form keinerlei besondere Aussagekraft, es kann alles und nichts hineininterpretiert werden. Selbst wenn der Verfasser wirklich von Amerika als Täter ausgeht, so muss das nicht zwangsläufig richtig sein. Ich sehe eine Reihe von Verdächtigen, es sollte abgewartet werden, wie sich die Sache entwickelt.

Wäre es nur um Zerstörung gegangen, so hätten die Pipelines weiter im Osten leichtere Ziele geboten. Sabotiert wurde allerdings an den denkbar schwierigsten Stellen direkt vor den Küsten von drei bzw. vier westlichen Staaten und noch dazu ebenso direkt in der Nähe der Baltic Line, einen Tag vor Eröffnung. Ort und Zeitpunkt dürften kaum zufällig gewählt worden sein, was wiederum auf das Motiv hindeuten könnte. Auf mich wirkt das Ganze zwar nicht nur, aber auch wie ein Schuss vor den Bug, wie eine Botschaft.

Zum Artikel will ich wenigstens gesagt haben, dass ich diese Thematik für eine wichtige halte, aber davon ausgehe, dass Rechte in der Hinsicht tendenziell gut gewappnet sind. Es ist bedeutsamer Bestandteil rechter Weltanschauungen, den Ernst- bzw. Notfall, die Bedrohung mitzudenken und sich darauf einzustellen.

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