Darin geht der Verfasser von einem kommenden traumatisch wirkenden Epochenbruch aus.
Die sich nun in rascher Dynamik entwickelnde ökonomische Situation für die Deutschen ist, neben der finanziellen Herausforderung, vor allem auch eine mentale. Der kommende Winter, speziell die Phase ab Ende Dezember, Anfang Januar, wird eine Reihe von Schocks mit sich bringen, auf die dieses Land weder infrastrukturell noch mental vorbereitet ist. Aus psychologischer Sicht werden die Erfahrungen der Deutschen traumatisch sein, die psychotraumatologischen Auswirkungen werden gerade bei den oben schon beschriebenen „Leichtmatrosen“ erheblich sein: Land und Gesellschaft stehen am Vorabend eines Epochenbruchs.
Wenn der nimmermüde Sarkastiker Don Alphonso in der “Welt” sich ausmalt, wie wohl die Damenwelt auf einen Mangel an Wellness, Dyson-Staubsauger und Avocadosmoothie reagieren wird, kann ich diesem Humor wenig abgewinnen. Ja, diese Frauen werden fürchterlich auf die Nase fallen, ebenso wie jene, die sich auf Tinder präsentieren mit den Interessengebieten “Spa, Feminismus, Beauty”. Aber dann ist doch keine vorauseilend feixende Häme angesagt, sondern im Fall der Fälle Nothilfe, oder irre ich mich?
Es ist in meinen Augen notwendig, zwei Fragen zu stellen: 1. Ist es an der Zeit, sich zu fragen, ob der Zusammenbruch kommt, oder dürfen wir diesen bereits als ausgemachte Sache erwarten? 2. Was bedeutet “Vorbereitetsein” a.) äußerlich und b.) innerlich?
1. Im rechten Lager steht seit zwanzig Jahren der Zusammenbruch der BRD kurz bevor. Nimmt man das sich mit diesem überlappende Lager der sogenannten “Wahrheitsbewegung” dazu, ergibt sich ein ähnliches Bild. Mit der Zeit entsteht der Effekt des Hirtenjungen, der ruft “Der Wolf kommt!” – am Ende hilft ihm niemand mehr. Aus einer vagen Zusammenbruchsverdrossenheit jedoch abzuleiten, dieser träte “doch sowieso nie ein”, ist psychologisch verständlich, aber irrational. Es läßt sich trefflich und endlos darüber streiten, wer hier “die Katastrophe herbeiredet”, ob “Zusammenbruch” denn das richtige Wort ist, oder die Deutschen vielleicht nur wie ein Fieberkranker durch eine Krise gehen, und das System doch “antifragil” ist.
Quantitativ mag die “hybride Kriegsführung” gegen Deutschland mehr oder minder stark ausgeweitet worden sein, qualitativ zeigt sich spätestens seit Februar eine neue Lage. Ich gehe davon aus, daß die Details (eher Euro‑, oder eher Energiezusammenbruch, eher Feindstaatenklausel oder eher Bündnisfall, eher Hunger oder eher Kälte etc.) nicht feststehen, ebensowenig die Zeiträume. Fest steht, daß die BRD (und/oder die EU) an ihr baldiges Ende gekommen ist. Wir können also im Futur I sprechen: “es wird geschehen”.
Ich glaube, die Diskussion, woher ich diese Gewißheit bloß nehme, wäre eher eine philosophische. Lassen Sie sich für’s erste einmal darauf ein und schieben den schnell gezückten Vorwurf auf, ich sagte das alles nur, damit ich später rechtbehalten haben werde (Futur II). Das Übel herbeizuwünschen ist eine verführerische Sünde, dessen bin ich mir bewußt.
2.a. Die ehemalige österreichische Außenministerin Karin Kneissl lebt derzeit im Libanon in ärmlichen Verhältnissen bei einer Drusenfamilie. Wie es dazu kam, hat sie in einem Interview mit einem in der EU mittlerweile verbotenen russischen Auslandssender berichtet. Festzuhalten ist: wer sich exponiert, wer offen rußlandfreundlich agiert und sich mit den Geheimdiensten anlegt, darf ein solches oder ähnliches Schicksal gewärtigen, das deutlich über “cancel culture” und Repressionen “gegen rechts” hinausgeht.
Zu der Tilgung solcher Existenzen aus dem sozialen Blickfeld gehört übrigens auch, daß sofort der Verdacht laut wird, die Frau wäre verrückt und litte unter Verfolgungswahn etc. – man kann es nicht ausschließen, indes trüge solch ein Generalverdacht just zu der sozialen Tilgung bei, die Kneissl erfahren hat. Inzwischen ist sie journalistisch für den erwähnten russischen Sender tätig.
Ob man sie noch als “rechts” bezeichnen sollte, ist übrigens fraglich – was insofern interessant ist, als der gegenwärtig größte Riß offenkundig nicht mehr zwischen den alten Lagern verläuft. Im Grunde hat sie alles falsch und alles richtig gemacht: sich derart offen zum bösen Feind bekannt und dann rechtzeitig überrissen, daß sie in der EU keine Bleibe mehr hat. Das einfache Leben kann auch so ausschauen (wiewohl sie sich russischer Unterstützung sicher sein kann). Albert Camus abwandelnd könnte man sagen: Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Karin Kneissl als einen vorbereiteten Menschen vorstellen.
Die existenzielle Frage, ob ans Auswandern zu denken sei, war vor einem Jahr noch (“Verschwörungs”-)Theorie, inzwischen wird sie für viele zur zwangsläufigen Praxis, weil es beispielsweise für russophile Künstler oder Unternehmer hierzulande auf lange Sicht kein Auskommen mehr gibt. Daß das materielle Einkommen auch für den Rest der Deutschen bald keine Frage der “falschen Meinung” mehr sein dürfte, liegt auf der Hand.
Äußere Vorbereitung erschöpft sich für die gewöhnlichen Zeitgenossen gewiß nicht im Erwerb von Heizlüftern – es ist nach der Logik großangelegter PsyOps sogar wahrscheinlich, daß Frieren nicht das Hauptproblem werden wird, denn was groß hinaustrompetet wird im Mainstream, kanalisiert die Angst der Massen auf einen Schauplatz, an dem dann vielleicht gar nichts stattfindet, um ebendiese Massen dann durch ein ganz anderes Ereignis oder einen anderen Zustand zu bannen.
Es ist notwendig, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten (Stadt, Land, Familie, Einsamkeit, soziale Netze usw.) Vorräte für einige Wochen, Gerätschaften (Gaskocher, Petroleumofen, Ersatzteile, Medizinprodukte usw.) und Bargeld lagernd zu haben, auch wenn das Theaterstück in letzter Minute umgeschrieben oder abgesetzt wird.
2.b. Ich halte aufgrund der völligen Unwägbarkeit der Lage und meinem in letzter Zeit immer stärker gewachsenen Mißtrauen gegenüber genau ausgemalten und terminierten Zukunftsprognosen, die innere Vorbereitung für noch wichtiger.
Im oben bereits zitierten Text bringt der Psychologe Alexander Freitag auf den Punkt, wie mentale Vorbereitung gelingen kann:
Um die „Stunde Eins“ nach der „Stunde Null“ gut bewältigen zu können, muss zunächst die „Stunde Null“ gemeistert werden: Wichtig ist hier, auf die (1) Möglichkeit und den (2) potenziellen Verlauf eines Desasters vorbereitet zu sein. Hier helfen Mentaltechniken, die z.B. erfolgreiche Sportler nutzen: Das potenzielle Ereignis wird wie in einem vorauslaufenden Film im Kopf durchgespielt. Konkret. Wieder und wieder. Hier nicht um sich zu ängstigen (insofern sind bestimmte Mentaltechniken nicht für jeden geeignet), sondern um Reaktionsmechanismen im gedanklichen Voraus zu üben.
Doch reichen mentale Vorbereitungen kaum aus. Ihr Vorteil ist, daß sie garantiert jedermann üben kann und diese Vorbereitungen selbst wenig Vorbereitung bedürfen.
Inneres oder geistiges Vorbereitsein liegt auf einer anderen Ebene, die man nicht noch schnell erklettern kann, wenn einem das Wasser bereits bis zum Hals steht. Und doch darf der Mensch (anders als der ein oder andere Verkünder des “neuen Zeitalters”, das nur den “Aufgewachten” offensteht, meint) immer und jederzeit auf Gottes Gnade hoffen.
Traumatisierende Erfahrungen kann man mit Gottes Hilfe durchstehen, wenn man “sein Sach’ auf nichts gestellt” hat, wie es in Goethes zum Volkslied gewordenen Gedicht heißt, und sein Schicksal ihm überläßt.
Hiobs Botschaft zu akzeptieren ist höchstgradig vorbereitungsintensiv: “Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen, gelobt sei der Herr” ist für den Unvorbereiteten eine schwere Zumutung, die er als Zynismus deuten muß. Ganz wird es auch dem geistig sehr gut Vorbereiteten nicht gelingen, Gott derart weitgehend zu vertrauen, daß er sich ihm ganz überlassen kann. Kierkegaard hat dazu das Allerwichtigste ausgeführt.
Einstweilen schaut geistige Vorbereitung, ein Teil des Siebensachenpackens, vielleicht so aus:
RMH
2.c) äußerlich und innerlich:
Rechtzeitig damit beginnen, den angelegten Weinkeller durch Austrinken zu leeren. Prost!
Let´s go prepping.