Hugo von Hofmannsthal formulierte damit in seiner Schrifttumsrede das konservative Credo schlechthin. Darüber hinaus gab er dem Ahnherrn der deutschen Neuen Rechten, Armin Mohler, eine Begrifflichkeit an die Hand, die es Mohler ermöglichte, »eine der erfolgreichsten Schöpfungen der neueren Ideengeschichtsschreibung« (Stefan Breuer) zu etablieren: die Konservative Revolution (KR).
Mohler schuf damit eine ideologische Klammer, die für die Neue Rechte bis heute prägend ist: die Orientierung an einem »revolutionären Konservatismus« (Arthur Moeller van den Bruck), der die von Hofmannsthal hervorgehobenen »gültigen Bindungen« aufgrund ihres Zerfalls erst wieder neu schaffen muß.
Folgerichtig bietet die im Jahr 2021 gegründete Gegenuni (siehe »Netzfundstücke (115)«) in ihrem aktuellen Wintersemester 2022/23 nun einen eigenen, von IfS-Leiter Erik Lehnert geleiteten Kurs zur KR an.
Auf sechs Sitzungen aufgeteilt gibt Lehnert einen Überblick über die Grundideen der KR, die größten KR-Autoren, die Hauptströmungen innerhalb der KR und ihrer Relevanz für die Neue Rechte.
Wer sich bei der Gegenuni jetzt hier anmeldet (dafür ist noch keine kostenpflichtige Einschreibung notwendig), bekommt das gesamte Video-Seminar zur KR geschenkt.
Als Entscheidungshilfe hier die Einführungssitzung:
Meine Frage lautet: Gibt es neben diesem grundsätzlich wirtschaftlichen Kampf zwischen ›denen da oben‹ und ›denen da unten‹ nicht auch einen anderen Konflikt, der in einer transversalen Weise die Grundlagen unserer Zivilisation erschüttert?
Ich beziehe mich auf den Konflikt zwischen denjenigen, die, durchdrungen von Materialismus und Individualismus, versuchen, den Sinn und die Schönheit der Welt zu vernichten, und denjenigen, die dafür kämpfen, sie zu verteidigen und zu verbessern?
Der Fragesteller ist Javier Portella, verantwortlich für den nonkonformen spanischen Blog El Manifiesto. Und sein Gegenüber, Diego Fusaro – unkonventioneller Marxist, gibt ihm darauf folgende Antwort:
Der Klassenkampf existiert und, wie die herrschenden Klassen selbst sagen, gewinnen sie ihn in Form eines einseitigen Klassengemetzels. Der Klassenkampf existiert heute, aber nicht in der Form, wie Marx ihn sich vorstellte: Die neue Klassenzusammensetzung stellt in der Tat an der Spitze den kapitalistisch-finanzoligarchischen Block dar, an der Basis den Zusammenschluss der mittleren Bourgeoisie und der Arbeiterklassen. In Hegels Worten: der elitäre globale Herr gegen den populären nationalen Leibeigenen.
Aber der unterschiedliche Klassenkampf unserer Gegenwart hat auch damit zu tun, dass es sich nicht nur um einen materiellen und wirtschaftlichen Kampf handelt, wie es sicherlich der Fall ist. Es ist auch ein kultureller und geistiger Kampf, denn der elitäre Global Master hat seine Wurzeln im postmodernen und nihilistischen Relativismus, in der Kultur der Annullierung (d. h. ›Cancel Culture‹) und in der neuen geistigen Ordnung, die die Nichtigkeit der globalisierten Warenform widerspiegelt.
In diesem kurzen Interview, das Portella mit Fusaro anläßlich des Wahlsiegs Giorgia Melonis – den Fusaro keineswegs als einen faschistischen Erdrutschsieg, sondern vielmehr als einen Erfolg rechtsliberaler Kräfte deutet –, führte, lassen sich durchaus Parallelen zur Ideenwelt der oben angeschnittenen KR finden: Aufbrechen des links-rechts Gefüges, Fundamentalkritik am Materialismus, Verteidigung der »Bindung« gegenüber der »Zivilisation des Nichts« u.a.
Robert Steuckers, Flame und ein Mann der ersten Stunde in der Nouvelle Droite, hat das Interview auf seinem Blog Synergon-Info ins Deutsche übersetzt. Hier geht es zum gesamten, lesenswerten Stück:
RMH
"dem Ahnherrn der deutschen Neuen Rechten, Armin Mohler,"
Ob man Mohler vom Hausaltar in Schnellroda auf einen derartigen, allgemeinen Sockel heben darf und kann, dazu hätte ich gerne einmal eine Einschätzung von Zeitzeugen, die seit den 60er Jahren dabei sind, bspw. von @niekisch oder maiordomus (für die konservative Seite und vor allem auch, weil er ebenfalls Schweizer ist).
Seine Verdienste um die Begriffsprägung "konservative Revolution" bleiben damit ungeschmälert. Ahnherr der deutschen neuen Rechte? Evtl. Pate und Hausheiliger von einigen ... die lagerübergreifende und vor allem verbindende Wirkung fehlt (wie übrigens bei den meisten, der sog. "wichtigen" Denker).
PS: Den Gratis-Lehnert- Vortrag sehe ich mir auf jeden Fall an - was wären diese Seiten ohne Dr. Lehnert?