“Das neue Volk” – was soll das sein?

Simon Kießlings Kaplaken Das neue Volk löst Lob und Kritik aus. Daß er erschienen ist, ist an sich schon bemerkenswert.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Wel­ches ande­re Milieu ist ähn­lich sou­ve­rän, der­art offe­ne Debat­ten über sei­ne Kern­be­grif­fe zu füh­ren? Was Simon Kieß­ling in Das neue Volk vor­schlägt, leh­ne ich ab. Unge­ach­tet des­sen begrü­ße ich die Debat­te über rech­te Stra­te­gien, in die sich die­ser Band einfügt.

Das Kapla­ken bril­liert vor allem mit sei­ner kla­ren Lage­be­schrei­bung. Als “gelern­ter Rech­ter” kennt man es natür­lich längst. Doch Kieß­ling gelingt es, die Ago­nie des altern­den Vol­kes inmit­ten der moder­nen Welt tref­fend, unbarm­her­zig und schmerz­haft plas­tisch in Wor­te zu fas­sen. Doch ent­schei­dend ist sei­ne Ant­wort auf die Fra­ge: „Was tun?“.

Der Autor lis­tet drei Ansät­ze auf: die „bür­ger­li­che Revol­te“ nach Mar­kus Krall, die „Recon­quis­ta“ und die „Stra­te­gie der Samm­lung“. Alle drei lehnt er ab, sieht er in ihnen doch „eine unin­spi­rier­te, bie­de­re, blut­lee­re Ver­tei­di­gung einer über­kom­me­nen Sub­stanz“ (Kieß­ling, S.8). Sie stel­len einen „Weg ins Nie­mands­land der Geschich­te“ dar. (S.36)

Statt­des­sen plä­diert er dafür, „einen neu­en Anfang zu wagen, eine Zukunft zu erkämp­fen, eine Idee zu ent­wi­ckeln, eine neue Welt aus­zu­brü­ten.“ (S. 11) Das meint kon­kret ein „kom­men­des Volk“, das sich an die die exis­tie­ren­den (demo­gra­phi­schen) Rea­li­tä­ten“ (S.85) anpaßt und sich daher „aus Men­schen ver­schie­de­ner eth­no­kul­tu­rel­ler Her­kunft zusam­men­setzt.“ (S.78)

Kieß­ling nennt hier immer wie­der expli­zit frem­de Ele­men­te, denn weder Her­kunft noch Tra­di­ti­on einen das “kom­men­de Volk”. Über­kom­me­ne „alte Mythen“ sei­en pas­sé, statt­des­sen gel­te es, einen „neu­en gemein­schafts­bil­den­den Mythos“ zu erschaf­fen (S. 73). Die­se Auf­ga­be obliegt einem eben­falls mul­ti­eth­ni­schen „Eli­te-Kern“, der sich zu einem „hand­lungs­fä­hi­gen Volks­zu­sam­men­hang zusam­men­fin­det“ (S.77)

Mei­ne Kri­tik an Kieß­lings The­sen erfolgt auf ver­schie­de­nen Ebe­nen. Bereits die geschichts­phi­lo­so­phi­sche Ein­ord­nung der Gegen­wart ist mei­nes Erach­tens kri­tik­wür­dig. Sie oszil­liert zwi­schen hege­lia­ni­scher, evo­li­a­ni­scher und speng­le­ri­scher Geschichts­phi­lo­so­phie. Die von Kieß­ling häu­fig ver­wen­de­te Metho­de der Ana­lo­gie soll ein “schick­sal­haf­tes“ Ende unse­res Vol­kes bele­gen. Doch die­se Ver­glei­che unter­schla­gen Entscheidendes!

Nicht nur wird die Aus­wir­kung des Eth­no­ma­so­chis­mus auf den poli­tisch beding­ten Bevöl­ke­rungs­aus­tausch kaum beach­tet, son­dern posi­ti­ve Bei­spie­le eth­no­kul­tu­rel­ler Sub­stanz­be­wah­rung von Japan über Ungarn bis Isra­el blei­ben eben­falls unerwähnt.

Aus die­ser unzu­tref­fen­den Lage­ana­ly­se erge­ben sich unzu­tref­fen­de Schluß­fol­ge­run­gen. Selbst wenn man Kieß­ling geschichts­phi­lo­so­phisch folgt, wür­den ein Zer­fall der Völ­ker und eine Retri­ba­li­sie­rung wohl eher zu noch exklu­si­ve­ren, eth­nisch homo­ge­ne­ren Grup­pen füh­ren. Eth­no­ge­nesen aus unter­schied­li­chen Stäm­men schließ­lich erfor­dern eben­falls eine eth­no­kul­tu­rel­le Kon­ve­ni­enz (es sei denn, sie erge­ben sich „unfrei­wil­lig“, bei­spiels­wei­se durch den Geno­zid der Män­ner und den Raub der Frauen).

Vor allem aber steht Kieß­lings Vor­schlag der Krea­ti­on eines neu­en Volks­my­thos, für den er Vene­dig als Bei­spiel anführt, in einem gewis­sen Wider­spruch zur kon­sta­tier­ten „Auf­lö­sung aller Ord­nungs­s­sub­stanz“. Selbst wenn ein Zer­falls­sze­na­rio anzu­neh­men ist, lägen eine Stra­te­gie der Samm­lung, ein Auf­bruch ins Inne­re und eine natio­na­le Renais­sance näher als die Schaf­fung eines mul­ti­eth­ni­schen „Pro­to-Vol­kes“.

Soweit mei­ne Kri­tik in knap­per Form. Ich will nun die Argu­men­te im ein­zel­nen begrün­den und mit Zita­ten belegen.

Kieß­lings gesam­te Argu­men­ta­ti­on fußt auf dem Argu­ment des „schick­sals­haf­ten Ster­bens“ unse­res Vol­kes und ten­den­zi­ell aller Völ­ker. Es stimmt: Tech­no­lo­gie, Mate­ria­lis­mus und Glo­ba­li­sie­rung nagen am Volk als eth­no­kul­tu­rel­ler Daseins­form an sich. Doch der spe­zi­fi­sche Unter­gang der wei­ßen west­li­chen Völ­ker, allen vor­an der deutsch­spra­chi­gen, ist gera­de kein „natur­haf­ter Prozeß“.

Wäre er so „natur­not­wen­dig“, wie Kieß­ling schreibt, wären kei­ne mas­si­ve Zen­sur, kei­ne Debat­ten­ver­bo­te und kei­ne poli­ti­sche Repres­si­on gegen jede alter­na­ti­ve Bevöl­ke­rungs­po­li­tik von­nö­ten. Der Bevöl­ke­rungs­aus­tausch durch Erset­zungs­mi­gran­ten ist das Ergeb­nis der anti­deut­schen Iden­ti­täts­po­li­tik, die, nach Kant und Marx, dem „kate­go­ri­schen Impe­ra­tiv“ Theo­dor W. Ador­nos folgt.

Län­der wie Polen, Ungarn, Isra­el und Japan zei­gen, daß eine Ära des all­ge­mei­nen Ver­falls und, wenn man so will, ein “Kali Yuga” nicht not­wen­di­ger­wei­se dazu zwin­gen, mit vol­lem Anlauf natio­na­len Selbst­mord zu bege­hen. Die „Müh­len der eth­no­kul­tu­rel­len Des­in­te­gra­ti­on“ (S.40) sind kein glo­bal gleich­för­mig ablau­fen­der auto­ma­ti­scher Pro­zeß. Auch in 100 Jah­ren wird es noch eine tür­ki­sche, japa­ni­sche, paki­sta­ni­sche und indo­ne­si­sche Volks­sub­stanz geben.

Der all­ge­mei­ne „schick­sal­haf­te Alte­rungs- und Dekom­po­si­ti­ons­pro­zeß“ (S.40) ist nicht iden­tisch mit dem uns auf­ge­zwun­ge­nen Bevöl­ke­rungs­aus­tausch. Das Volk der Deut­schen ver­schwin­det im 21. Jahr­hun­dert inner­halb weni­ger Jahr­zehn­te aus all sei­nen tra­di­tio­nel­len Sied­lungs­ge­bie­ten und wird durch Frem­de verdrängt.

Das geschieht weni­ger aus „Alters­schwä­che und Über­druß“. Deutsch­land stirbt nicht an hohem Alter oder an einer unheil­ba­ren Krank­heit. Man muß es so sagen, wie es ist: Deutsch­land fällt einer will­kür­li­chen Poli­tik zum Opfer und wird, um in der Meta­pher zu blei­ben, aktiv getö­tet. Indem der Volks­be­griff an sich für extre­mis­tisch erklärt und jede Debat­te über Bevöl­ke­rungs­po­li­tik unter­drückt wird, ergibt sich unwei­ger­lich eine Poli­tik des Bevölkerungsaustauschs.

Der Ver­gleich mit natio­na­ler Alters­schwä­che im alten Rom hinkt. Damals gab es bei­spiels­wei­se kei­ne „anti­rö­mi­sche Anti­fa“, die, mit durch­ge­stri­che­nen Fas­ces als Feld­zei­chen, sys­te­ma­tisch jeden patrio­ti­schen Römer ver­folg­te. Selbst wenn es sie gege­ben hät­te, hät­te sie nie mit Bil­li­gung des Staa­tes jede iden­ti­tä­re, pro­rö­mi­sche Lebens­äu­ße­rung atta­ckie­ren kön­nen. Ja, Völ­ker kön­nen ster­ben. Doch die Tat­sa­che, daß unser Volk kei­nes „natür­li­chen Todes“ stirbt, kann kaum geleug­net wer­den. Tat­säch­lich fin­de ich in der Geschich­te nichts Vergleichbares.

Dar­aus dür­fen wir in gewis­ser Wei­se Hoff­nung schöp­fen. Gäbe es kei­nen Lebens­fun­ken mehr, wür­den dann unse­re Geg­ner jeden Tag Mil­lio­nen auf­wen­den, um ihn auszudämpfen?

Ein wich­ti­ges, posi­ti­ves Bei­spiel einer natio­na­len Renais­sance, ganz ohne „äuße­re Poten­zen“ durch „jün­ge­re und vita­le­re“ (S.55 ) Migran­ten, wird eben­falls unter­schla­gen, weil es nicht ins Kon­zept paßt. Isra­el, das sei­ne „tote“ Spra­che wie­der­be­leb­te und mit­ten in glo­ba­len Völ­ker­ster­ben einen patrio­ti­schen Sied­ler­staat aus dem Boden stampf­te, zeigt, daß ein “glo­ba­ler Volks­tod” kei­ne his­to­ri­sche Gesetz­mä­ßig­keit darstellt.

Ist Deutsch­land dazu in der Lage? Dar­um geht es bei mei­ner Kri­tik nicht. Denn Kieß­ling schließt die Mög­lich­keit einer natio­na­len Renais­sance anschei­nend prin­zi­pi­ell aus – es sei denn, man ver­bän­de sich mit migran­ti­schen, exter­nen Energien.

Man kann hier noch so vie­le his­to­ri­sche Bei­spie­le von Rom über Baby­lon und Bag­dad bis Tenoch­ti­tlán anfüh­ren: All das ver­blaßt vor der täg­lich erleb­ba­ren Gegen­wart: der Bevöl­ke­rungs­aus­tausch ist das Ergeb­nis einer Bevöl­ke­rungs­po­li­tik, die nicht alter­na­tiv­los ist und als poli­ti­sches Dog­ma nur mit zuneh­men­der Repres­si­on und Zen­sur durch­ge­setzt wer­den kann.

Es könn­te sein, daß Kieß­ling meint, uns feh­le die Kraft, die­se Repres­si­on zu über­win­den. Das schreibt er jedoch nicht. Das oft wie­der­hol­te Man­tra der „Natur­not­wen­dig­keit“ ver­deckt so die tat­säch­li­che Künst­lich­keit und Ein­zig­ar­tig­keit des „stran­ge death of Ger­ma­ny“. Das ist für jeden Kampf gegen den Bevöl­ke­rungs­aus­tausch fatal.

Kieß­ling stellt hier viel­leicht zu gro­ße Ansprü­che: Selbst­ver­ständ­lich wür­de eine alter­na­ti­ve Bevöl­ke­rungs­po­li­tik noch kei­ne Über­win­dung des Nihi­lis­mus bedeu­ten. Und auch Län­der wie Japan und Isra­el lei­den unter den Zer­falls­ten­den­zen, in deren tref­fen­der Ana­ly­se ich dem Autor voll zustim­me. Doch die­se Län­der bewei­sen klar, daß Libe­ra­lis­mus und Nihi­lis­mus nicht auto­ma­tisch den „Volks­selbst­mord“ in Höchst­ge­schwin­dig­keit bedingen.

Hier zeigt sich eine wei­te­re Unstim­mig­keit in Das neue Volk. Kieß­lings Ana­ly­se der „Kri­sis der Neu­zeit“ ist im Detail stim­mig, plas­tisch und bewe­gend. In der „Makro­per­spek­ti­ve“ wirkt sie jedoch unklar. Einer­seits beruft er sich regel­mä­ßig auf Speng­lers vita­lis­ti­sche Geschichts­mor­pho­lo­gie. Kul­tu­ren sind danach „Lebe­we­sen“, sie „errei­chen ihren Höhe­punkt und ster­ben danach all­mäh­lich ab. (S.28) An ande­ren Stel­len spricht Kieß­ling von „his­to­ri­schen Welt­se­kun­den“ und natio­na­len „Mis­sio­nen“ und bedient sich damit einer nach mei­nem Emp­fin­den eher “hege­lia­ni­schen” Spra­che. (S.57)

Was die­se deut­sche Mis­si­on war, und wor­in sie sich erfüll­te, bleibt uner­wähnt. Auch eine evo­li­a­ni­sche „Invo­lu­ti­ons­the­se“ scheint stel­len­wei­se auf­zu­blit­zen und sprä­che wie­der für einen uni­ver­sa­len Blick auf die Geschich­te. Dies ist jedoch mit lebens­phi­lo­so­phi­schen Inter­pre­ta­tio­nen der Kul­tur als eine Art „elan vital“ schwer unvereinbar.

Ent­we­der man nimmt einen Sinn der Geschich­te an, der Völ­ker und Kul­tu­ren tran­szen­diert und ihnen Lebens­sinn ver­leiht, solan­ge sie ihrer his­to­ri­schen Auf­ga­be fol­gen, oder man sieht die Kul­tur als einen pflan­zen­haf­ten Aus­druck von Lebens­kraft, die sich nach Ablauf einer gewis­sen Zeit­span­ne erschöpft, egal ob eine „Mis­si­on“ erfüllt wur­de, oder nicht. Wel­che Geschichts­phi­lo­so­phie in „Das neue Volk“ die vor­herr­schen­de ist, bleibt in mei­nen Augen unklar.

Für bei­de Model­le ist jedoch das „natur­not­wen­di­ge“ Ende des deut­schen Vol­kes kei­nes­wegs evi­dent. Gera­de der Selbst­haß zeigt daß zumin­dest kei­ne Gleich­gül­tig­keit gegen­über dem eige­nen Volk besteht. Aus die­ser leben­di­gen Span­nung kann immer etwas Neu­es ent­ste­hen, das gera­de kein eth­nisch „Neu­es Volk“ sein muß. Kri­ti­siert man sodann mit dem Autor die Ent­ste­hung eines huma­nis­ti­schen, gesichts­lo­sen Welt­staa­tes, ergä­be sich für das deut­sche Volk in sei­ner kon­kre­ten Form durch­aus eine his­to­ri­sche Aufgabe.

Eine sol­che ideen­ge­schicht­li­che Mis­si­on, die ich in der Fol­ge skiz­zie­re, wür­de das Über­le­ben des Vol­kes nicht nur vor­aus­set­zen, son­dern auch unter­stüt­zen. Die meist­zi­tier­ten Den­ker der Neu­zeit, Freud, Marx und Nietz­sche, schrie­ben und dach­ten deutsch. Die moder­ne Welt ist, ob es uns gefällt oder nicht, in wei­ten Tei­len ein Ergeb­nis deut­scher Geis­tes­schöp­fung. Mar­tin Heid­eg­ger ver­mu­tet daher, daß die „größ­te und eigent­li­che Prü­fung der Deut­schen“ noch bevorstehe.

Neben mei­ner Kri­tik an der gro­ßen his­to­ri­schen Per­spek­ti­ve sind auch die ein­zel­nen Schlüs­se, die Kieß­ling dar­aus zieht, zu hinterfragen.
An einer Stel­le des Buches wirkt er auf mich fast „akze­le­ra­tio­nis­tisch“ und schreibt affir­ma­tiv, daß die „Auf­lö­sung ord­nen­der Sub­stanz“ nicht zur Ruhe kom­men kann, „bis all jene Her­vor­brin­gun­gen besei­tigt sind, die das Indi­vi­du­um über ein basa­les Mensch­sein hin­aus erhe­ben” (S.60).

Wie könn­te dann noch ein neue Eth­no­ge­nese und Fusi­on aus deut­schen und bei­spiels­wei­se afro­ara­bi­schen Ele­men­ten statt­fin­den, wenn es gar kei­ne Deut­schen oder Ara­ber, son­dern nur mehr basa­le Indi­vi­du­en gibt? Hier zeigt sich deut­lich, wie schlecht eine Ana­lo­gie mit der Grün­dung Vene­digs aufgeht.

War­um soll­te ein „Neu­es Volk“ der all­ge­mei­nen „Ver­flüs­si­gung und Sub­stanz­ver­zeh­rung“ (S.85) widerstehen?

Nun, war­um soll­te es den Neu­grün­dern eines Vol­kes anders als den Ver­tei­di­gern des Alten gehen, sobald sie ihrer­seits zu Bewah­rern des Gegrün­de­ten wer­den? War­um soll­te ein „Neu­es Volk“ dem fest­ge­stell­ten „auto­de­struk­ti­ven Kol­lek­tiv­im­puls“ wider­ste­hen kön­nen, wenn die­ser doch eine Art meta­phy­si­scher Ten­denz dar­stellt? Denn Kieß­ling betont mehr­fach, daß der Grund für den Erfolg der Lin­ken sei „weder ihre über­le­ge­ne, an Alt­hus­ser oder Gramsci geschul­te Meta­po­li­tik” (S.16), noch ihre „krea­ti­ve­re Tech­ni­ken der Kom­mu­ni­ka­ti­on“, son­dern das welt­geist­li­che „Ober­was­ser“ (S.27), das sie seit 1789 haben.

Der „Ein­klang mit der fun­da­men­ta­len Bewe­gungs­ten­denz“ (S.16) der Moder­ne mache Kon­ser­va­ti­ve unwei­ger­lich zu Ver­lie­ren. Inwie­fern gewön­ne ein mul­ti­eth­ni­scher „hand­lungs­fä­hi­ger Volks­zu­sam­men­hang“ (S. 58) nun die­ses geschicht­li­che “Ober­was­ser”, sobald er als Volk hand­lungs­fä­hig wird?

Wenn Kieß­ling davon spricht, die „Urquel­len des Seins auf neue Wei­se zu mobi­li­sie­ren“ (S.72), muß ich mich als Heid­eg­ger­le­ser ers­tens fra­gen, was kon­kret damit gemeint ist. Zum zwei­ten kommt man nicht umhin zu bemer­ken, daß auch die­ser Mobi­li­sie­rungs­ver­such der Schick­sal­haf­tig­keit des Zer­falls der Ord­nungs­sub­stanz widerspricht.

Ich iden­ti­fi­zie­re die Urquel­len mit dem Mythos des „kom­men­den Volks“, der es zuwe­ge brin­gen müß­te, diver­se, wider­stre­ben­de, eth­no­kul­tu­rel­le Ele­men­te zu ver­ei­nen und zu ver­schmel­zen. Kieß­lings spricht hier davon, „ins Offe­ne zu schrei­ten, eine posi­ti­ve Idee zu ent­wi­ckeln, eine Zukunft zu erkämp­fen, eine neue Welt auszubrüten“(S.71).

Ursprungs­my­then, wie sie die Eth­no­ge­nese von Völ­kern beglei­ten, kann man aber nicht ein­fach erfin­den. Seit vie­len Jahr­hun­der­ten ent­ste­hen kaum „neue Völ­ker“ oder ech­te Mythen, und das hat gute Grün­de. Opti­ma­le Bedin­gun­gen dafür fin­den sich eben in vor­mo­der­nen, mythi­schen Zei­ten. Unter moder­nen, ratio­na­lis­ti­schen und athe­is­ti­schen Ver­hält­nis­sen scheint allen­falls eine natio­na­le Renais­sance nach israe­li­schem Vor­bild denk­bar. Sonst blie­be noch das tech­ni­zis­ti­sche „nati­on buil­ding“ und die „chemisch”-aufklärerischen Ver­trags­staa­ten ame­ri­ka­ni­scher und aus­tra­li­scher Prägung.

Die ideen­ge­schicht­li­chen Umstän­de sind also denk­bar schlecht für die Ent­ste­hung oder gar die Erzeu­gung „neu­er Völ­ker“. Man kann den Ratio­na­lis­mus von Jahr­hun­der­ten auch nicht ein­fach im vol­un­t­a­ris­ti­schen Rausch bei­sei­te fegen. Kurz­le­bi­ge „Kunst­völ­ker“ wie D’Annunzios Kom­mu­ne in Fiume zei­gen das gran­dio­se und spek­ta­ku­lä­re Schei­tern sol­cher Set­zun­gen als poli­ti­sche Strategie.

Wie stellt sich Kieß­ling kon­kret die Ent­ste­hung eines Volks­my­thos vor? Ein­mal spricht der Autor davon, jene zu sam­meln, die für den „gemein­schafts­bil­den­den Mythos emp­fäng­lich sind“ (S.73) und erteilt dem „Reiß­brett“ eine Absa­ge. Dann wie­der­um spricht er aber von „Set­zung“, „Mobi­li­sie­rung“, und von „kon­struk­tiv Geschich­te schrei­ben“, ver­wen­det also eher das Voka­bu­lar eines vol­un­t­a­ris­ti­schen Tatkults.

Oft bleibt der Autor vage. Er spricht von „ewi­gen Quel­len des Daseins“, die man „neu erschlie­ßen“ kön­ne (S.75) und dem „ sub­stan­ti­ell Ewig­gül­ti­gen“, das man in „neue Gestalt über­setzt“ (S.76). Das klingt mehr nach einer lebens­re­for­ma­to­ri­schen Kom­mu­ne als einem kon­kre­ten Volk. Schließ­lich bleibt der Ver­weis, daß sich der Mythos im Lauf der Geschich­te des neu­en Vol­kes bil­den wer­de. Doch wie soll das gehen, wenn der Mythos die Geschich­te des neu­en Vol­kes erst begrün­det, indem er die frem­den Ele­men­te verschweißt?

Kieß­ling argu­men­tiert wei­ters, daß eine Ord­nung „nicht aus der blo­ßen Rück­be­sin­nung auf die alten Wer­te“ ent­ste­hen kann. Dazu brau­che es die bereits erwähn­ten frem­den „jün­ge­ren und vita­le­ren (»bar­ba­ri­schen«) Energien“(S.55). Doch wo sähe über­haupt ein moder­ner Taci­tus heu­te sei­ne moder­nen Ger­ma­nen, die er der spät­rö­mi­schen BRD-Deka­denz ent­ge­gen­stel­len könn­te? Egal wohin man blickt, zei­gen sich lang­wei­li­ge mate­ria­lis­ti­sche Mas­se­men­schen und Massenkonsum.

Auch und gera­de die „bar­ba­ri­schen“ Migran­ten pfle­gen einen Kult der Ober­fläch­lich­keit, der Luxus­sucht und des Hedo­nis­mus. Die besag­ten posi­tiv bar­ba­ri­schen, weil urtüm­li­chen Ener­gien sehe ich zumin­dest beim impor­tier­ten “Human­ka­pi­tal” kaum.

Geht man von einem unver­meid­li­chen, unwei­ger­li­chen Zer­fall des Natio­nal­staa­tes aus, und will man Kul­tur und Tra­di­ti­on im eli­tä­ren Kreis bewah­ren, spricht zudem nichts dafür, hier zwang­haft „frem­de Ele­men­te“ ein­zu­bau­en. Eine Auf­lö­sung des Natio­nal­staats führt zu einer Retri­ba­li­sie­rung, die, wie bereits oben ange­deu­tet, eine Stär­kung der eth­ni­schen Exklu­si­vi­tät bedeu­tet. Gelän­ge eine Recon­quis­ta nicht, und fie­le der Natio­nal­staat unrett­bar glo­ba­lis­ti­schen Kräf­ten in die Hän­de, so schlü­ge die Stun­de einer „Stra­te­gie der Sammlung“.

Die­se „Völ­ker­wan­de­rung nach innen” wäre ver­mut­lich weni­ger inklu­siv und „offen“ als die rechts­po­pu­lis­ti­schen Bewe­gun­gen, die in der „Recon­quis­ta“ um den Staat kämpf­ten. Bereits jetzt zeigt sich in den USA deut­lich, daß im Zuge des “white flight” eine frei­wil­li­ge eth­ni­sche Segre­ga­ti­on stattfindet.

Ein Volk kann Frem­des assi­mi­lie­ren. Ein Stamm oder Clan, der auf direk­tem Kon­takt und unaus­ge­spro­che­ner Gemein­schaft beruht, ist in der Regel exklu­siv und enth­no­zen­trisch. Selbst wenn man also Kieß­lings The­sen zustimmt, wäre eine Samm­lung von Deut­schen „ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund“ um ein “Sezes­si­ons­volk“ her­um viel erfolg­ver­spre­chen­der. Eine Min­der­heit Assi­mi­lier­ter, die sich bewußt einem homo­ge­nen, natio­na­len Bewah­rungs­pro­jekt anschlös­se, ent­spricht ja gera­de nicht der Idee Kießlings.

Dabei wird es selbst in einem ster­ben­den Volk noch aus­rei­chend gesun­de Ele­men­te geben, die sich sam­meln und neu for­mie­ren kön­nen. Im deutsch­spra­chi­gen Raum leb­ten im Jah­re 1970, vor Pil­len­knick und Mas­sen­mi­gra­ti­on immer­hin 90 Mil­lio­nen Men­schen, sodaß sich theo­re­tisch auch im Jahr 2040 noch genü­gen Res­sour­cen für eine Renais­sance fin­den wür­de – wenn sie denn gewollt ist. Das Pos­tu­lat der Auf­nah­me frem­der Ele­men­te ergibt hier in kei­ner Hin­sicht Sinn.

Doch nun geht es ans Ein­ge­mach­te, und wir bli­cken auf Kieß­lings vor­ge­schla­ge­ne Char­ta des poli­tisch hand­lungs­fä­hi­gen „Pro­to-Vol­kes“ (S.73). Was sind die ver­bin­den­den Ele­men­te des „kom­men­den Volks“ (S.78), die immer­hin eine der ers­ten euro­päi­schen Eth­no­ge­nesen seit Jahr­tau­sen­den bewir­ken sollen?

Kieß­ling zählt Reli­giö­si­tät, Ver­tei­di­gung der pri­vat-fami­liä­ren Sphä­re, einen star­ken Rechts­staat, Wider­stand gegen den Gre­at Reset sowie die Wah­rung des Mit­tel­stan­des, der Ener­gie­si­cher­heit und des Lebens­stan­dards auf (S.81ff). Das klingt ver­däch­tig nach Mar­kus Kralls „bür­ger­li­cher Revol­te“, die der Autor selbst kritisiert.

Alles in allem erin­nert es mich an den Wer­te­ka­non eines Main­stream-Repu­bli­ka­ners, der auf die Bibel schwört, die Fami­lie schüt­zen, “law and order” garan­tie­ren, Glo­ba­lis­mus und Gen­der­wahn bekämp­fen und den Wohl­stand bewah­ren will. (Und offen für frem­de Eth­ni­en wäre die GOP übri­gens auch.)

Was dar­an ist tat­säch­lich ein „Auf­bruch ins Neue”? Wo sind die revo­lu­tio­nä­ren, mobi­li­sie­ren­den Idea­le gegen den Ver­fall? Die­se abs­trak­ten Idea­le wir­ken mei­nes Erach­tens alles ande­re als offen­siv-mobi­li­sie­rend und ste­hen z.B. hin­ter dem Mythos einer Recon­quis­ta zurück. Der Kern des neu­en Vol­kes bleibt also dort, wo Kieß­ling poli­tisch-kon­kret wird, eher mini­ma­lis­tisch, defen­siv und abstrakt.

Böse Zun­gen könn­ten die­se Idea­le gar „blut­leer“ nen­nen, ein Adjek­tiv, mit dem Kieß­ling selbst die „Recon­quis­ta“ belegt. Ande­re Ver­tre­ter neu­er Völ­ker, allen vor­an der ame­ri­ka­ni­sche Blog­ger “Bron­ze Age Per­vert”, der mit sei­nem Kult­buch “The Bron­ze Age Mind­set” eine treue Anhän­ger­schaft auf­ge­baut hat, war­tet hier zumin­dest mit fan­tas­ti­schen, archäo­fu­tu­ris­ti­schen Visio­nen zwi­schen “Conan der Bar­bar” und “War­ham­mer 40.000” auf.

Mein Pro­blem mit Kieß­lings Kern des neu­en Vol­kes ist sei­ne Abs­trakt­heit. Eine kon­kre­te Reli­gi­on ist eben mehr als „die Bereit­schaft, die Lebens­füh­rung aus über­zeit­li­chen Prin­zi­pi­en abzu­lei­ten“ (S.81). Wel­che „spi­ri­tu­el­len Prin­zi­pi­en“ soll­ten deut­sche Katho­li­ken und isla­mi­sche Afgha­nen ver­ei­nen? Wel­che „fami­liä­ren Wer­te“ for­men ein Pro­to­volk aus Schwa­ben und Sene­ga­le­sen? Völ­ker gibt es nur als kon­kre­te Wesen­hei­ten. Der „Volks­be­griff“ und die „Volks­haf­tig­keit“, von der Kieß­ling spricht, rie­chen trotz gegen­tei­li­ger Beteue­run­gen für mich nach Reißbrett.

Zusam­men­fas­send krankt also mei­ner Ein­schät­zung nach Das neue Volk an einer unkla­ren geschichts­phi­lo­so­phi­schen Per­spek­ti­ve und zahl­rei­chen Wider­sprü­chen und Unklar­hei­ten in den hier­aus abge­lei­te­ten Kon­se­quen­zen. Es stellt in mei­nen Augen eine unnö­tig erschwer­te Vari­an­te der „Stra­te­gie der Samm­lung“ dar, die ideen­ge­schicht­lich über­la­den ist.

Glaubt man an die Mög­lich­keit, auch in Zei­ten des Ver­falls Ord­nungs­struk­tu­ren zu bewah­ren, so gibt es kei­ne Alter­na­ti­ve zum Volk. Das bedeu­te­te einen Kampf um Demo­kra­tie und Staat (Recon­quis­ta), und falls dies an der Demo­gra­phie schei­ter­te, eine Stra­te­gie der Samm­lung. In die­sem Fall gibt es kei­nen ersicht­li­chen Grund, war­um man in der „Ger­ma­no­sphä­re“ nicht dem zeit­ge­nös­si­schen Bei­spiel Isra­els fol­gend an einer natio­na­len Renais­sance arbeitet.

In mei­nen Augen sind im Moment bei­de stra­te­gi­schen Optio­nen offen, wes­we­gen die Recon­quis­ta den Vor­rang hat. Weder ist eine deut­sche seins­ge­schicht­li­che Auf­ga­be erfüllt, so daß wir der Welt nichts mehr zu sagen hät­ten, noch ist jede Lebens­kraft aus unse­rem Volks- und Kul­tur­raum gewi­chen. Vor­aus­set­zung für jede Renais­sance ist jedoch eine Meis­te­rung des Bevöl­ke­rungs­aus­tauschs. Hier wirkt Das neue Volk im schlimms­ten Fall demoralisierend.

Wenn Kieß­ling auf die „exis­tie­ren­den (demo­gra­phi­schen) Rea­li­tä­ten“ ver­weist, und jeden, der „nicht mit ihnen rech­net und arbei­tet“ (S.85) als rea­li­täts­fern kri­ti­siert, klingt das ver­däch­tig nach Ange­la Mer­kels „Nun sind sie halt da.“ Die­ser schein­ba­re Prag­ma­tis­mus geht hier aber Hand in Hand mit einer uner­füll­ba­ren Utopie.

Kieß­ling ist daher klar zu wider­spre­chen, wo er die Erset­zung der Deut­schen durch Frem­de als „schick­sals­haft“, „natur­not­wen­dig“, oder gar als his­to­ri­schen Nor­mal­fall dar­stellt. Hier nor­ma­li­siert er, ver­mut­lich unbe­wußt, einen ein­zig­ar­ti­gen his­to­ri­schen Skan­dal, der alles ande­re als alter­na­tiv­los ist.

Das dient den Inter­es­sen der Prof­ti­teu­re, Ver­harm­lo­ser, Orga­ni­sa­to­ren und Lob­by­is­ten des Bevölkerungsaustauschs.

Trotz aller Kri­tik soll die­se Rezen­si­on jedoch mit einer posi­ti­ven Note enden. Denn mein häu­figs­ter Gedan­ke beim Lesen die­ses Buches war nicht Wider­wil­le, son­dern: „End­lich traut sich wie­der jemand etwas!“.

Nach zahl­lo­sen betu­li­chen Tex­ten, die Alt­be­kann­tes in neue Wor­te ver­pa­cken, fin­det sich hier jemand, der gro­ße his­to­ri­sche Bögen zieht, gewag­te Lini­en zeich­net und vor radi­ka­len For­de­run­gen nicht zurück­schreckt. Auch wenn ich in fast allen Punk­ten wider­spre­che, kann ich eines aner­ken­nen: der wun­de Punkt der Neu­en Rech­ten, den Kieß­ling haar­ge­nau trifft, ist ihre Visionslosigkeit.

Er erkennt klar: Feh­len eine Visi­on und eine Stra­te­gie, domi­nie­ren „indi­vi­du­el­le Lebens­ent­wür­fe, per­sön­li­che Kar­rie­re­we­ge und pri­va­te Refu­gi­en“ (S.14) das rech­te Lager. Doch die­se Sehn­sucht nach Visio­nen darf nicht auf visio­nä­re Irr­we­ge führen.

Die kon­ser­va­ti­ve Revo­lu­ti­on besteht nicht in der krampf­haf­ten Schaf­fung von „etwas Neu­em“, weil das Alte krankt. Auch das Erhal­ten einer Ord­nung und die Ver­tei­di­gung des Eige­nen kann ein mobi­li­sie­ren­der Mythos sein. Selbst in der Idee des Kat­echon liegt oft eine erneu­ern­de, mobi­li­sie­ren­de Kraft, wie uns Carl Schmitt lehrt.

Kieß­lings Buch ist nicht die Visi­on, die wir brau­chen. Es soll­te unse­rem Lager aber als aber als Impuls für eine Stra­te­gie­de­bat­te, und als Mahn­mal gegen die Visi­ons­lo­sig­keit dienen.

– – –

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Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (66)

Jungreaktionaer

22. März 2023 20:36

Wie immer eine gute Analyse!

das kapital

22. März 2023 20:38

Das neue Volk wird nicht sein. Und wer das sieht und beschreibt, der muss kein Kulturpessimist sein. Es ist nicht der Untergang des Abendlandes, sondern der Aufstieg des Morgenlandes, der zählt. Von 1492 bis 1947 (Selbständigkeit Indiens) haben "wir Europäer" die Welt beherrscht. Danach waren die USA dran, die Welt mit orangenen Revolutionen, Demokratiebeendigungsmassnahmen im Iran, in Mittel- und Südamerika und mit kleineren eigenen oder auch Stellvertreterkriegen zu überziehen. Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki und Bombenteppiche für Hamburg, Bremen, Köln, Düren, Berlin und Dresden wurden auch gerne angeliefert. Eine Art Zwischenherrschaft / Interregnum. Der USA geht nun wirtschaftlich die Puste aus. Deshalb kanibalisieren Sie jetzt via Nordstreamsprengung und Ukrainekrieg und Inflation Reduction Act Deutschland und Europa.

Majestyk

22. März 2023 21:02

Es kann keine konservative Revolution geben. Das ist ein Widerspruch. Konservative bewahren, klammern sich auch nicht zwangsläufig an der Vergangenheit fest, setzen aber eher auf Evolution als Revolution und sind nicht reaktionär. Ansonsten frage ich mich immer, wie man als Konservativer den Zeitgeist vor allem die Ausdünnung kritisieren kann ohne den Feminismus wenigstens einmal zu erwähnen. Es ist ja auch mitnichten so, daß ein Austausch nur in Deutschland stattfindet. Den Unterschied zwischen Japan und Deutschland habe ich schon oft selber erwähnt. Gerade der beweist aber, daß man eben nicht alles auf den verlorenen Krieg zurückführen kann. Frankreich und England haben den Krieg angeblich gewonnen, Schweden war offiziell nicht einmal dabei. Sieht deren demographische Entwicklung etwa besser aus? Wenn man sich mal anschaut, wer in der EU nun wen genau finanziert und dann beobachtet, daß Osteuropa sich faktisch der Neubesiedlung wiedersetzen darf, dann stellt sich auch hier die Frage nach dem warum, wenn doch alle den gleichen internationalen Vorgaben folgen müssen wie kolportiert. Bei all dem Bevölkerungsaustausch, der Staatstiefe, der Entmannung, den Einbußen an Leistungsfähigkeit, der Wirtschaftsdemontage, der Bilderstürmerei und Subventionierung einstiger Gegnern inklusive Technologietransfer finde ich es erstaunlich, daß kaum einer darüber nachdenkt, daß der Westen den Kalten Krieg in der Nachspielzeit verloren haben könnte. 

Chrysostomus

22. März 2023 21:17

Von 32 meiner Klassenkameraden auf einer Gesamtschule in einer westdeutschen Großstadt waren etwa ein Dutzend deutsch. Europäisch vielleicht die Hälfte der Klasse. Der Rest: Türken, Araber, Kurden, Albaner, Kongolesen und so weiter.
Mit diesen Menschen kann und will ich kein Volk bilden. Meine Kinder sind Deutsche und sollen es bleiben.
Sellner ist auf viele Logikfehler Kießlings eingegangen. Die Frage ist doch aber auch: Wieviel Gestaltungskraft, Sendungsbewusstsein und Anziehung soll eine künstliche Ethnogenese aufbringen, die von intellektuellen „Pragmaten“ vorangetrieben wird? Wie soll denn jemand, der vor dem Aussterben seines Volkes zum Verlassen der Posten auffordert, dazu beitragen, dass ein neues Volk geschmiedet wird? Alleine der Menschenschlag und Geist der Leute, die sich in dieser noch nicht hoffnungslosen Situation entscheiden, „klug“ sein zu wollen, verflucht das Unterfangen von vornherein.
Wenn Gott unser Volk wirklich zum Aussterben bestimmt hat, dann können meinetwegen unsere völlig in die Ecke getriebenen Ururenkel überlegen, wie sie sich mit den neuen Tatsachen engagieren. Wenn.
Wer aber jetzt die Zerstörung des deutschen Volkes für gesichert erklären, zementieren und seine Nachfolge regeln will, der begeht Verrat am Volke. Oder in anderen Worten, man verzeihe mir die abgedroschene Phrase: Er ist Teil des Problems.

deutscheridentitaerer

22. März 2023 21:26

Kiesling hat Recht damit, dass die Lage alles in allem recht aussichtslos erscheint. Sich das in seiner vollen Umfang bewusst zu machen, ist hart und schwer. Soweit so gut. Aber sich dann von dieser Höhe der Lagebeurteilung in die nächste,  allerlächerlichste Illusion zu flüchten? Das ist doch bescheuert. Entweder es ist vorbei oder eben nicht. Aber sich rauswieseln ist nicht drin. Und es spricht ja einiges dafür, dass es gem. Spengler noch viel mehr vorbei ist, als es Kiesling darstellt. Dass es nicht nur mit dem Deutschen Volk, sondern mit den Völkern überhaupt sein Ende hat. Aber letztlich weiß man das alles nicht, was aber nicht schlimm ist, da wir es ja sehen werden.

Ein gebuertiger Hesse

22. März 2023 21:27

Der letzte Satz dieses hervorragenden Aufsatzes möge allen hier Lesenden ein Stein unterm Kopfkissen sein.

RMH

22. März 2023 22:06

Kleine Polemik dazu:
In Uganda wurden jetzt scharfe Gesetze gegen Schwule beschlossen. Ein Teil von den Betroffenen wird dann sicher bei uns landen. Nach den Drückebergern aus Syrien, den Schlepper gut bezahlenden Söhnchen aus Nigeria und all den anderen Fachkräften, die laufend bei uns eintreffen und willig den Zusammenbruch der Pflegefront verhinden, also genau das Material, aus dem man ein "neues Volk" schmieden will.
Polemik Ende: Es ist logisch und notwendig, dass man bspw. im Bereich des parteipolitischen Allianzen mit Konservativen anderer Herkunft schließt - aber die wollen dann sicher auch kein "neues Volk", sondern stolz auf ihre Wurzeln bleiben, sonst wären sie nicht konservativ sondern würden zum Abgreifen deutscher Weiber lieber bei der IG-Metall, der SPD oder den Linken anheuern. Insofern: Wenn es in der AfD Mitglieder mit MiHiGru gibt, ist dagegen absolut nichts einzuwenden (ich begrüße das sogar ausdrücklich), aber deswegen dann ein "neues Volk" zu visionieren ist zum einen übertrieben und liegt zum anderen in keinem Interesse der beteiligten konservativen und rechten Kräfte.

Carsten Lucke

22. März 2023 22:33

Vor schon etlichen Jahren las ich einen Satz von Botho Strauß, der m.A.n. alles zum Thema sagt (sinngemäß) : " Ich lebe lieber in einem aussterbenden Volk, als in einem total vermischten. "
Dieser Ansicht bin ich absolut !

Majestyk

22. März 2023 22:36

Vordringlich ist die Rückabwicklung des ausufernden Sozialstaates. In einem Land in dem so etwas wie ein Leistungsprinzip gilt, gibt es keine sozialistische Staatstiefe, nicht so unfähige Funktionsträger, aber auch nichts mehr zum abgreifen. Bedeutet aber für den arbeitsfähigen Teil der Bevölkerung, Appetit sollte man nur haben, wenn man auch arbeiten will. Im Umkehrschluß bleibt aber mehr vom Brutto. Jene Probleme mit Zugereisten, die eben nicht wie Fallschirmtruppen gelandet sind, sondern faktisch importiert wurden, erledigen sich dann von selbst, bei einigen wird man halt nachhelfen müssen. Und jene die hier real arbeiten stellen für sich genommen auch kein Problem da. Nur um den Staat umzubauen muß man diesen ja erst einmal erobern und da beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn anscheinend gewinnt man deutsche Wähler mehrheitlich nur, wenn man denen vorher etwas verspricht, weder nationale noch freiheitliche Werte scheinen dafür ausreichend Sex Appeal zu haben. Jetzt werden einige wieder sagen, das liegt an der Indoktrination. Ich aber sage, wenn dem wirklich so wäre, dann liegt es auch an der Dummheit und dann muß man sich fragen, ob ein derart dummes Volk wirklich gerettet werden muß, scheinbar will es ja weder deutsch, noch frei sein. Dann hilft nur innere Emigration oder Sezession, denn für eine reale Sezession scheint es auch keine Basis zu geben. 

Gracchus

22. März 2023 22:47

Ich habe das Buch nicht gelesen. Unabhängig davon halte ich Sellners Einwände für prinzipiell richtig. Mythen und Völker lassen sich nicht einfach erzeugen. Es hätte ja unfreiwillig etwas Technokratisch-Funktionalistisches, nichts Naturwüchsiges. Wir leben auch nicht mehr in einem mythischen Bewusstsein. Allerdings ist es als Schicht noch da; man kann diese Schicht (re)aktivieren. Das geschieht ja in der Postmoderne. Man kann auch an C. G. Jungs Archetypen denken. Die sog. Narrative sind ja Mini-Mythen. Sie erfüllen genau die Funktion. Zeigen aber auch, dass sie zeitlich und örtlich begrenzt sind.
Auch R. Steiner dachte an eine deutsche Mission, aber ohne ethnische Homogenität und nicht nationalistisch. 
Alle Lösungsvorschläge haben das Problem, mit Unverfügbarem hantieren zu müssen. Nichts hat sich je rein verwirklicht. Ich stelle mir vor, dass die Deutschen sich zerstreuen, ein Teil wird im "Globalen" aufgehen, der andere sich sammeln und gewissermassen retribalisieren, eine Diaspora im eigenen Land bilden. Einer solchen Diaspora hätte bestimmt keine schlechten Überlebenschancen. 

Ordoliberal

23. März 2023 00:52

Das sind doch alles müßige Überlegungen. Man kann kein Volk "erschaffen". Schon der Gedanke ist sozialistisch. Man kann Nationen erschaffen und dann naiv hoffen, dass ihre Bewohner durch Heirat und Handel diejenigen sozialen Institutionen entwickeln, deren Pflege und Weitergabe sie als Volk auszeichnen. Aber das ist in der Geschichte noch nie passiert. Immer war erst das Volk da, dann die Nation. Wer die USA als Gegenbeispiel anführt, ignoriert die kulturelle Ähnlichkeit der europäischen Völker, die dort unter verlustreichen Kämpfen zu einem neuen verschmolzen sind, das nun noch nicht mal selbstbewusst seine Identität verteidigt. Die USA sind durch kulturfremde Einwanderung zu einem Vielvölkerstaat geworden, der mit den entsprechenden Problemen zu kämpfen hat. Dass sich in den Großstädten Mischrassen bilden, macht diese noch nicht zum Träger einer neuen Volksidentität. Davon träumen die Linken nur. Daher werden diese Mischlinge in den Medien überrepräsentiert. Wir sollen glauben, dass es in den großstädtischen Szenevierteln die woke Mischrasse schon gibt, mit der die Linke ein neues, besseres, gehorsameres Weltvolk erschaffen will.

brueckenbauer

23. März 2023 03:14

Technologische Neuerungen machen es gerade möglich, dass sich ein Zuwanderer nicht mehr assimilieren muss, sondern - z.B. via Fernsehsender - Teil seiner Herkunftsethnie bleiben kann.
Man sollte die deutsche Volksgruppe einfach mal als ein Studienobjekt betrachten, das man nicht beliebig ändern kann, sondern so wie sie ist - als ethnische Minderheit in der BRD - hinzunehmen hat.
Phantastereien wie die von Kießling entstehen nur deshalb, weil man "Volk" sagt, aber "Staat" bzw. Staats-Substrat meint. Kießling geht es um die Konstruktion einer staatsbildenden Bevölkerungsmehrheit und als solches sollte man das auch bezeichnen.

Wahnsinnistkeinemeinung

23. März 2023 05:48

Sehr geehrter Herr Sellner, mir ging es ganz ähnlich beim Lesen des Buches von Kießling. Für mich habe ich es so verstanden, dass es eine Anregung dafür sein könnte, dass Unmögliche denkbarer zu machen. Kulturelle Identität im Sinne des Ethnopluralismus haben sich in Städten wie Offenbach erledigt, darüber muss man nicht diskutieren. Die vakanten Instanzen wie Justiz, Ämter etc. werden über kurz oder lang in die Hände der Neubürger „überführt“. Das vielen ethnisch Deutschen, dies nicht in den Sinn kommt und vor allem welche Aus-wirkungen diese Entwicklungen haben müssen, die z. T. schon jetzt immer deutlicher werden, kann ich mir nicht mit Logik erklären. Lutz Dammbeck der Macher von Das Netz und Overgames, hat mir dazu vor Jahren neue Denkanstöße vermitteln können: Es ist ein großangelegtes Sozialexperiment. Gut, dies ist keine großartige Neuigkeit. Denn nun befindensich die Mahner und Kritiker im Fahrwasser der „Verschwörungstheorien“. Das die sog. Verschwörung ganz real ist und lediglich durch das propagandistische Trommelfeuer der Massenmedien als solche diffamiert wird, ebenfalls geschenkt. Um diese Antinomien umgehen zu können, versucht Kießling ein positives Gedankenszenario zu entwickeln: Die freundliche Übernahme könnte möglicherweise durch eine Verschmelzung zu etwas, jetzt noch nicht Erkennbarem gestoppt werden. 

Wahnsinnistkeinemeinung

23. März 2023 05:48

Unter der Prämisse, dass der westlichen Kultur, ihre Vorteile und Innovationen erhalten blieben, und wir eben nicht herabsteigen, Teil des sich ausbreitenden, nicht identifizierbaren Bevölkerungsbreis werden. Somit die geistig-kulturelle Erhabenheit Europas fortbestehen könne. Der Denkfehler zur Theorie der positiv besetzten Verschmelzung innerhalb versch. Ethnien, bleibt meiner Meinung nach, ein frommer Wunsch. Denn lediglich die umerzogene Restbevölkerung lässt die Bereitschaft erkennen, ihre bestehende Identität zu vermengen. Sei es, in den seltensten Fällen, durch Heirat oder andere Aspekte eines friedlichen Austausches. Allerdings bleibt gut sichtbar, dass umgekehrt wenig Toleranz gegenüber den traditionellen Werten Europas besteht. Ebenfalls alles bekannt und tausendfach durchdekliniert. Die Idee, Rückzugsräume zu schaffen und dort das Heimaterbe zu pflegen, zu befördern und es so vor dem Aussterben zu retten, sind nicht einfach. Es ist eine Rückzugstaktik, die uns Europäer, uns Deutsche, Polen oder Franzosen, immer mehr in die Defensive drängt. 

Wahnsinnistkeinemeinung

23. März 2023 05:49

Der geschickt inszenierte, etnische Vernichtungskrieg in der Ukraine, wird diesen Prozess beschleunigen – egal zu welcher „Mannschaft“ man hält… „Aufgefüllt“ wird mit nachrückenden jungen Männern aus den üblichen Kulturkreisen. Es wird sich schamlos und zynisch, der jungen Männer in der Ukraine und Russlands bedient, um diesen teuflischen Plan der konsequenten Schwächung nicht nur Russlands, eine Form zu geben. Schon jetzt müssen beide Seiten auf sog. Montagnard-truppen zurückgreifen, um ihre ethnische Integrität nicht allzu sehr auszudünnen. Letztlich eine fatale Entwicklung. Sollten Balten und Polen noch in den Konflikt hineingezogen werden, erreicht die entsprechende Seite ihre Ziele. Europa ist dann ein verlorener Ort, Geschichte, und kann von den Globalisten, zu was auch immer ausgeformt werden. Was sollte daraus Neues entstehen können? Das Wunschdenken der Werbeindustrie könnte sich materialisieren, PoC fahren BMW und besetzen leitende Funktionen in der Gesellschaft. Ein Hollywood Aberglaube von dem wir alle wissen, dass dies niemals eintreffen wird. Viel eher werden alle involvierten Gruppierungen bzw. Ethnien in einem ständigen Verteilungskampf vor sich hinsiechen. 

quarz

23. März 2023 08:00

Ich weiß nicht, auf welche historische Phase sich Kießling bezieht, wenn er Venedig als Beispiel und Vorbild für eine Ethnogenese aus "basalen Individuen" nennt. Aber vermutlich meint er die Zeit nach 1453, als viele byzantinische Gelehrte vor den Türken nach Oberitalien, vor allem nach Venedig flohen und dort maßgeblich bei der "Auslösung" der Renaissance mitwirkten.
Nur flohen da eben keine basalen Individuen vor basalen Individuen - sonst hätten sie ja in Konstantinopel bleiben und zusammen mit den erobernden basalen Individuen vor Ort ein neues Volk bilden können. Sondern es flohen Träger einer charakteristischen Kultur und sie flohen in ein Gebiet, wo sie nicht nur "Schutzsuchende" waren, sondern mit dessen Bewohnern sie seit vielen Jahrhunderten in einem engen kulturellen Zusammenhang standen. Die Byzantiner verstanden und bezeichneten sich bis zuletzt als "Römer" und sie flohen in eine Region, in der ihr Selbstverständnis seinen historischen Ursprung hatte.

das kapital

23. März 2023 08:09

@ ChrysostomusAuch wenn es wehtut: Albaner sind auch Europäer. Die waren schon vor etwa 2000 Jahren römisch besetzt. Das hat gewirkt. Es ist doch immer wieder schön, von Hochkulturen besetzt zu werden. Allerdings haben die dort drunten eine für uns irritierende Praxis der Blutrache.Beim "Clash of Civilisations" bekommen wir eben auch das Schlechteste von allem dargeboten. In Zeiten des Umbruchs setzt sich eben die Gewalt durch in einer dekadenten Kultur.Im ersten Weltkrieg allerdings haben auch "wir Biodeutschen" gezeigt, wozu wir fähig sind. Und zwischen 1933 und 1945 erst recht. Dagegen ist ein bisschen albanische Blutrache ein Klacks. Wir haben die letzten 100 Jahre soviel Mord und Totschlag angezettelt und umgesetzt, dass die Welt keinen Bock mehr darauf hat.Deutschland ist von der sowjetischen und der us-amerikanischen "Hochkultur" besetzt worden. Die Sowjets sind gegangen, die Amis sind geblieben. Sie beherrschen nach wie vor dieses Land im Schlechten wie im Schlechten. Da wird kein Volk mehr draus schon mangels geeigneter Führung.Deutschland und die EU werden ganz und gar von transatlantischen Charaktermasken beherrscht. Da bleibt kein Platz an der Sonne mehr für die europäischen Völker.

Umlautkombinat

23. März 2023 08:50

Nach Klonovsky's  Besprechung erwaehnt Kiessling zwei oder drei andere Modelle, darunter explizit Sellners Remigration, und deren grundlegende Schwaeche der Machtlosigkeit einer Minderheit. Das ist der wesentliche Punkt und nicht der, ob das deutsche Volk allein oder durch einen Plan stirbt. Es stirbt.
Maximalforderungen koennen auch wohlfeil und bequem sein, das auch mit Blick auf die Verratsartikulationen hier in den Kommentaren. 
Diese Migration ist nicht homogen. Ukrainer – und auch Russen – lehnen es teilweise unter explizitem Verweis auf die Auswuechse an Wokeness etc. ab, ihre Kinder hier zur Schule zu schicken, generell gibt es extreme Unterschiede unter und zwischen allen diesen Voelkerschaften.
Mein Gott, der brauchbare Teil dieser Leute ist einzubinden. Die tragen auch Leistungswillen und andere "deutsche" Tugenden. Das und nur das ueberwindet o.g. Hauptschwaeche, die alle dollen Vorstellungen immer wieder schon in den Startloechern verhungern lässt. Zuerst gilt es den Gegner zu schwaechen, der wesentlich ist. Hint: Wokeness ist eine seiner ideologischen Waffen. Ist der geschlagen kann man mehr. Und auch meinetwegen Remigration ist dann nicht mehr ausserhalb der Vorstellung. Der Unterschied ist, diese hat reale Chancen. Sie wird sicher auch eine Belohnungsvariante enthalten, die im Hierbleiben muendet. So erwartete das urspruenglich uebrigens auch der Grossteil der Einwandernden. Das wird dann auch von denen getragen.

Umlautkombinat

23. März 2023 08:55

> Venedig [...] vermutlich meint er die Zeit nach 1453
Die meint er nun gerade nicht, Grossmacht wurde Venedig schon um die erste Jahrtausendwende. Er meint die Bildung schon in tiefer Voelkerwanderungszeit.

quarz

23. März 2023 09:32

@Umlautkombinat
Danke für den Hinweis. In dem Fall möchte ich einen weiteren Einwand ins Treffen führen. Venedig, wie auch die anderen Staaten auf der italienischen Halbinsel, kann man ja nicht in der Kategorie "Volk" fassen, da sich deren jeweilige Bewohner nicht durch eine ethnische Charakteristik voneinander unterschieden. Es waren rein politische Gebilde, deren Grenzen sich in rascher zeitlicher Abfolge änderten und zwischen denen ein stetiger demographischer Austausch bestand. Man kann da eher von einem Volk sprechen, das - ähnlich dem deutschen - immer wieder auf neue Weise staatlich gegliedert wurde.
Der Kerngedanke der anhängigen Erörterung betrifft ja aber nicht die Frage, wie bzw. ob ein neuer Staat entstehen könnte, sondern wie und ob ein neues Volk entstehen könnte. Denn nicht staatliche Gegensätze, sondern ethnische Gegensätze sind das Problem in der aktuellen demographischen Gemengelage.

Nemo Obligatur

23. März 2023 09:47

Ich fand Kießlings kleine Schrift hochinteressant, weil sie einen positiven Ausweg weist. Freilich braucht es erstens Zeit, um ein neues Volk zu bilden, zweitens ist das ein Prozess, der nicht planbar ist und drittens muss dazu das Gebiet, auf dem die Neuschöpfung sich vollziehen soll, einigermaßen zur Ruhe kommen. 
Als Gegenbeispiel könnte man außer Venedig vielleicht Singapur anführen. Dort hat sich in unseren Tagen ein äußerst erfolgreicher Staat herauskristallisiert. Aber erstens ist das ein Stadtstaat, mithin schwer vergleichbar mit Deutschland. Zweitens kann man wohl noch nicht von einem "singapurischen Volk" sprechen und drittens - lasst uns noch 100 Jahre abwarten, dann schauen wir nach, ob es Singapur noch gibt ;-)
Der verführerische Gedanke Kießlings ist, dass sich durch Integration der Klugen, Fleißigen und Willigen so etwas wie ein veredeltes deutsches Volk herausschält. Es könnte aber nach Lage der Dinge sein, dass die Deutschen einfach verschwinden wie die alten Römer oder Griechen. Genetisch ebenso wie kulturell. Möglicherweise ein unaufhaltsamer Prozess im Sinne Spenglers, aber man muss ihn ja nicht auch noch behördlicherseits beschleunigen.

Florian123

23. März 2023 09:47

Volle Zustimmung zu Sellner. Aus irgendeinem Grund denken alle, jetzt müsste man alles neu machen. Scheint auch der bequemere Weg zu sein als Altes zu reparieren. Macht man ja beim Händi auch nicht, warum also beim Volk?
Die moderne Welt ist schon seltsam.
Die Frage ist nun, woher eine Vision bekommen? Wer oder was wollen wir eigentlich sein? Wo können wir anschließen? Die Moderne kann man getrost vergessen, aber auch das Christentum scheint ja keine Antwort geben zu können, da zu universalistisch. Manche sagen ja, damit hätte der ganze Mist überhaupt erst begonnen. Brauchen wir einen neuen Messias? Einen Misch-Messias aus Christentum und Heidentum oder so etwas? Gibt es Entwürfe? 

Le Chasseur

23. März 2023 09:57

Preußen kommt als historisches Beispiel in Kießlings Buch nicht vor?
 
"In diesem Fall gibt es keinen ersichtlichen Grund, warum man in der „Germanosphäre“ nicht dem zeitgenössischen Beispiel Israels folgend an einer nationalen Renaissance arbeitet."
Israel fliegt gerade aufgrund innerer Widersprüche auseinander.

Noch ein Hesse

23. März 2023 09:58

@das kapital: "Im ersten Weltkrieg allerdings haben auch "wir Biodeutschen" gezeigt, wozu wir fähig sind. Und zwischen 1933 und 1945 erst recht. Dagegen ist ein bisschen albanische Blutrache ein Klacks. Wir haben die letzten 100 Jahre soviel Mord und Totschlag angezettelt und umgesetzt, dass die Welt keinen Bock mehr darauf hat." 
Wenn Sie das ernsthaft glauben: Wie kommt es, dass Sie in diesem tendenziell "pro-deutschen" Forum mitlesen? Ich wäre wirklich sehr neugierig!

Gotlandfahrer

23. März 2023 10:01

Sauber den Irrweg ausgeleuchtet, Danke für die Arbeit und volle Zustimmung. Ergänzung: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt.  Natürlich soll gedacht, gerungen und prognostiziert werden, denn Prognostik ist zwar nicht mehr als geistiges Fitnesstraining, aber auch nicht weniger. Immerhin: Jeder deutsche Kopf, der noch über sein Volk nachdenkt, ist der Gegenbeweis unseres Untergangs. Vor 1700 lebten weniger junge Deutsche auf diesem Gebiet als heute, das Spiel ist also noch nicht aus. Allerdings gibt es so wenig konservative „Revolutionen“ wie unsereins „konservativ“ ist.  Wir sind nicht Bewahrer sondern längst Selbstverteidiger. In diesem Zuge sollte man Verbündete suchen, das können auch Fremde sein, und wer weiß, was aus dem Verbund einst mal wird – das ist nicht prognostizierbar.  

dojon86

23. März 2023 10:11

@Chrysostomus @Das Kapital
Albaner sind mit ziemlicher Sicherheit die Nachfahren der alten Illyrer, also eines Volkes, das schon lange vor Christus die Balkanhalbinsel bewohnten. Sie haben sich nach langen blutigen Kämpfen gegen die Osmanen, bei denen die Unterstützung aus dem christlichen Westen weitestgehend ausblieb, den Osmanen unterworfen. Und sie haben zum größten Teil jene Religion angenommen, sie ihnen zuerst das Überleben sicherte und in der Folge ihre Wiederausbreitung ermöglichte. Ja ja ihr lieben deutschen Protestanten und deutschen katholischen Kryptoprotestanten die ihr ja eigentlich alle zusammen Atheisten seid. Religion ist für das Überleben eines Volkes essentiell.   Oder wie glaubt ihr, haben es die hutterischen Wiedertäufer in Kanada und den USA nach Jahrhunderten der Diaspora geschafft, ihre deutsche Identität zu bewahren. Sicher nicht durch wiederbeleben Wotanschen Mummenschanz. (Nicht dass ich was gegen germanische Mythen habe, aber der Versuch mancher Rechter diese Welt nach 1500 Jahren wiederzubeleben kann nur im Mummenschanz von Mittelalterfesten enden)

MarkusMagnus

23. März 2023 10:12

Noch ist Deutschland nicht verloren. Fakt ist das die Deutschland-Abschaffer uns schwer zugesetzt haben und uns jetzt im wahrsten Sinne des Wortes den Saft abdrehen wollen (sog. Energiewende). Wo sind die Röntgens, von Brauns, Hahns usw. 

Laurenz

23. März 2023 10:15

Der MS-Artikel offenbart unsere Schwächen in der Argumentation. Wir brauchen mehr Genauigkeit. 1. Griechenland & Türkei bestehen nicht aus Türken, sondern sind eine Mischung, Turk-Byzantiner. 2. Der Glaube (nicht an das ökonomische) an das imperiale Wachstum. Die Deutschen sterben nicht aus, sie werden weniger. So schnell stirbt es sich nicht. Gerade an der Insel Japan sieht man, daß Bevölkerungswachstum, völlig unvernünftig, an seine Grenzen kommt, wenn man nicht die Nachbarvölker auslöschen will. 3. MS hat völlig Recht. Eine Rückführung schon mehrerer Generationen hier lebender Ausländer ist rein eine Frage des politischen Willens, siehe Hugenotten. 4. Die Option des Volkstods existiert.

Umlautkombinat

23. März 2023 10:16

@quarz
Zur ethnischen Frage habe ich mich in meinem anderen posting positioniert.
 
Ich wollte Venedig jetzt nicht zu hochhaengen. Es liefert wegen seiner Besonderheiten gleichzeitig passende und unpassende Vorlagen. Ein Stadtstaat ist Deutschland nicht, eingezwaengt durch Grossmaechte - nicht raeumlich wie Venedig oft, aber das ist heutzutage nicht mehr noetig - ist es aber auch. Venedigs Rezept war immer Realpolitik des "Kaufmanns mit Schwert" mit der speziellen Faehigkeit, die Kraefte dieser Grossmaechte zu seinem Vorteil aufeinander zu lenken. Daraus kann man z.B. lernen, aber dazu muss man natuerlich erst einmal ueberhaupt einen inneren Machtzustand besitzen, der einer rationalen Vertretung eigener Interessen Raum einraeumt. Und da waere ich wieder bei meiner Meinung, dass die rein ethnische Betrachtungsweise nachgeordnet ist. Man vergesse nicht, die Ideologietraeger der gefaehrlichsten Gegner sind zu nahezu 100% ganz und gar biodeutsch.

FraAimerich

23. März 2023 10:52

Ich finde, Kießling kommt hier etwas zu schlecht weg. Aber man muß nicht über Details und Nebenwidersprüche streiten, wenn man - wie @Gracchus - erkannt hat: "Alle Lösungsvorschläge haben das Problem, mit Unverfügbarem hantieren zu müssen."
An sich ist die Sache einfach: Entweder gibt es noch deutsche Substanz, dann wird sie sich zu erhalten und entfalten lernen müssen, unter welch widrigen biologischen und gesellschaftlichen Bedingungen auch immer - oder es kommt eh nicht mehr darauf an.
Der Auffassung, daß man ("neue") Völker "nicht erschaffen kann", widerspricht übrigens die Existenz des Judentums, dem dieses Kunststück sogar wiederholt gelang. Über die geistig-kulturellen Grundlagen, Methoden und Opfer rümpfen heute freilich viele ihr Näschen.
Beliebig aus dem Hut zaubern läßt sich freilich nichts - schon gar nicht gegen den innewohnenden Lebenszyklus. Man erhebt sich in der Regel nicht mehr vom Totenbett, sondern allenfalls aus der eigenen Asche, sofern man wenigstens diesen Mythos zu bewahren und neuzubeleben versteht.

Hesperiolus

23. März 2023 10:56

Interessant wäre es, einmal die Anschlussfähigkeit dieser Fragen an System und Terminologie Lew Nikolajewitsch Gumiljows auszuführen, wonach die diskutierte Neuvolkbildung dann auf so etwas wie, wenn ich das wenige von ihm gelesene richtig verstanden habe, die Unmöglichkeit einer „chimärogenen Passionierung“ hinausliefe. Erinnere nicht, daß Gumiljow in der Sezession bereits thematisiert wurde. Begriffe wie Anti-System, in Hinblick auf die Gnosis des Transhumanismus, und, bei allen naturwissenschaftlichen Vorbehalten, der Zusammenhang von Ethnogenese und Geobiozönose, vielleicht sogar hinsichtlich Steinerscher Astralmaterie, erscheinen bedenkenswert.

Gotlandfahrer

23. März 2023 11:00

@ Majestyk:
Den Feminismus muss man nicht jedes Mal erwähnen, da er in hiesigen Kreisen durchgearbeitet ist. Er ist ein wichtiges unter vielen wichtigen Ideologemen, die die Lebenskraft schwächen (sollen). Welchen „Beweis“ soll die von Ihnen bereits mehrfach herausgestrichene Tatsache liefern, dass der Bevölkerungsaustausch nicht nur in DE, jedoch nicht in Japan stattfindet?  Dass unsere Situation nichts mit dem „verlorenen Krieg“ zu tun hat?  Das Anglo-Amerikanische Kriegsziel in WK 1 und 2 UND weiterhin danach bis heute – und das ist keine Verschwörungstheorie – war und ist die Schwächung der deutschen wirtschaftlich-militärischen Potenz, mit allem, was dazu und davor gehört. Es sind aber nicht „britische Krämer“ und „amerikanische Kuhjungs“, die danach streben, sondern die dort herrschenden Kreise, die sich generell der Kraft des europäisch(-stämmigen) Mittelstands, vorrangig, aber nicht allein des deutschen, entledigen wollen, sofern dieser nicht zu ihrem Nutzen ausgebeutet werden kann. Daher der Kulturkrieg gegen Deutschland, Frankreich etc., aber auch Schweden, dessen Überlebensinstinkt nach dem vorübergegangenen Kelch des WK2 jeden Wikinger intuitiv zum Immer-schon-Antifaschisten machte.  Und selbst gegen den gemeinen Engländer und die Einwohner von Trump-Land wird der Kulturkrieg geführt, eben weil sich deren herrschende Kreise nicht als Teil dieser Kulturgemeinschaft empfinden.

Florian123

23. März 2023 11:00

@das kapital
Es ist doch immer wieder schön, von Hochkulturen besetzt zu werden.
und dann
Im ersten Weltkrieg allerdings haben auch "wir Biodeutschen" gezeigt, wozu wir fähig sind. Und zwischen 1933 und 1945 erst recht.
und dann
Wir haben die letzten 100 Jahre soviel Mord und Totschlag angezettelt und umgesetzt, dass die Welt keinen Bock mehr darauf hat.
und dann der Abschuss
Deutschland ist von der sowjetischen und der us-amerikanischen "Hochkultur" besetzt worden.
Was ist denn hier los, liest sich irgendwie wie ein Wikipedia-Diskussionsfaden. Statt als Antwort (da fiele mir nichts Gescheites ein) ein Ratgeber, einfach Schritt für Schritt befolgen und Du wirst geheilt:

Bei Antaios in der Suche nach Autor Stefan Scheil suchen und einfach alles kaufen und lesen, was da erscheint.
Dann nach Gerd Schultze-Rhonhof suchen und 1939 und einfach kaufen und lesen.
Dann zu Kopp wechseln und dort suchen nach "Verborgene Geschichte" und "Der Krieg der nicht enden durfte", die beiden Bände dann auch kaufen und lesen.

Und dann sollte eigentlich alles wieder funktionieren. Nichts für Ungut, ist wirklich nett gemeint :-)

t.gygax

23. März 2023 11:22

@das Kapital
Sattsam bekannte Hetzpropaganda,die Sie hier erwähnen.Hat mit der wirklichen Geschichte nichts,aber auch garnichts zu tun.Erstaunlich, dass dergleichen ohne Kommentar freigeschaltet wird.
Oder soll das wieder ein Beispiel für den "Demütigungsparoxysmus"(ein Begriff von  Gottfried Benn,der sich der Siegerpropaganda souverän entzog)der erfolgreich umerzogenen Deutschen sein?

Dieter Rose

23. März 2023 11:32

@das Kapital
W I R haben angezettelt?

Martin Barkhoff

23. März 2023 12:08

Lieber Herr Sellner, klar, Kiessling kommt zunächst nicht über Abstraktionen hinaus. Zukunftsbilder für das deutsche Volk zu finden, Zukunftsbilder, die den Willen wecken, das ist keine Kleinigkeit. Was den Willen wirklich weckt, ist aber auch unbequem. Viele rufen gern nach solchen Bildern  –  solange sie auf dem inneren Sofa liegen bleiben können. 

 Nun haben Caroline Sommerfeld und ich in unserem Band Volkstod. Volksauferstehung einige solcher Bilder zusammen getragen und auch neu ausgestaltet. Sellner, Sie haben Mut! Wie wäre es, wenn Sie unsere Zukunftsbilder einmal ganz so streng einer Prüfung unterziehen würden, wie sie Kießling durchgeprüft haben?
Ihr M B

das kapital

23. März 2023 13:02

@Florian 123 und t.gygax
Wer nicht erkennen kann, dass und wieviel Mist durch die "Helden von 1933" angerichtet worden ist, der hat tatsächlich einen wesentlichen Teil der hiesigen Geschichte  nicht verstanden und will ihn nicht verstehen. Da ist mehr als ein Vogelschiss.
Weder Geschichtsblindheit noch ewige Schuldpropaganda helfen da weiter.
Deutschland muss heute seinen Platz in der Welt finden und verteidigen. Wir wollen hier nicht wie Marshmallows über dem Feuer der transatlantischen Genossenschaft gegrillt werden.

Majestyk

23. März 2023 13:17

@ Gotlandfahrer:
Dann sagen Sie es doch mal deutlich. Im Grunde führt eine finanzaristokratische Elite einen Krieg gegen den ganzen Rest und zwar in dem sie den Rest mittels Ideologien mobilisiert und gegeneinander aufhetzt. Womit wir dann im Prinzip bei Jekyll Island wären und ich wieder bei Ihnen. Nur sollten wir dann aufhören von Amerikanern, Briten oder Deutschen zu reden, sondern ganz klar benennen wo der Gegner steht und wer den im Kern bildet.

Gotlandfahrer

23. März 2023 13:21

Falls mein 2/2 nur technisch nicht durchkam, sonst erneut löschen:
2/2
Der wird auch gegen Osteuropa geführt, nur trifft er auf Widerstand, weil dortige Institutionen sich nicht schon seit Ende WK2 im Zugriff dieser Kreise befanden. Der Neubesiedlung „dürfen“ die sich nicht entziehen, es gelingt nur nicht, diese dort durchzusetzen, auch weil kein Neusiedler dorthin migrieren will.  Japan: Das ist, erstens, eine schwer erreichbare Insel.  Zweitens, Teil der asiatischen Kultur.  Die lässt sich weder von der gegen Europa angewandten Technik beindrucken.  Noch droht umgekehrt für die Herrschaft der „Kreise“ über unsereins die Gefahr, dass Asien hierzulande geistigen Zugriff gewinnt.  Es gibt lästige Unterwanderung, TicToc und Bruce Lee Filme, aber von dort nichts, was geeignet wäre, uns unsere Identität wieder aufleben zu lassen. Mit anderen Worten: Für Asien reichen militärische und wirtschaftliche Maßnahmen, in Europa und Nordamerika muss stets der Geist gebrochen bleiben. Am liebsten auch in Russland, aber daran beißen sie sich gerade die Zähne aus.
Der „Westen“ hat den kalten Krieg nicht in der Nachspielzeit verloren, weil es den von Ihnen unterstellten Westen nicht gab. Die weißen Völker wurden vor und während des kalten Krieges gegeneinander in Stellung gebracht, dabei haben alle unterschiedlich stark verloren. Wer gerade dabei ist, zu verlieren, ist das anglo-amerikanische Establishment, festzumachen am Ende des Petrodollars.

Majestyk

23. März 2023 13:22

Es gab schon Staaten ohne Völker, siehe Preußen, es gibt Völker ohne Staaten, siehe Kurden, im Grunde alles geboren aus einer Notwendigkeit heraus. Warum aber ein Volk seinen Niedergang beschleunigen und die eigene Existenz aufgeben soll um einen Staatskörper zu erneuern, welcher letzten Endes die Hauptverantwortung für den Niedergang des Volkes trägt erschließt sich mir nicht so ganz. Ehe ich doch dem Volk rate ein anderes zu werden, attackiere ich doch lieber den Staat und gestalte den so um, daß für das eigene Volk genug Platz bleibt.

Gotlandfahrer

23. März 2023 14:20

@ Majestyk, 13:17
Ja. Wenn das bislang noch nicht deutlich war, weiß ich auch nicht, wo man jedesmal anfangen soll. Deren Zuträgerschicht sind die Anywheres. Wobei es ja trotzdem Amerikaner, Briten und Deutsche gibt.  Das sind die verbliebenen Somewheres. 

Gimli

23. März 2023 14:52

Nation, Staat, Ethnie, Volk - alles Begriffe mit unscharfer Umrandung. Aus der Diskussion hier nehme ich mit, dass man sich kaum einig ist, was man meint. Ich bin selber nicht mit einem Volksverständnis aufgewachsen, Elternhaus und Schule waren indifferent bzw mindestens europäisch ausgerichtet. Meine Arbeitswelt ist eher Europa und die Welt. Die aktuellen (IT-) Technologien befördern eine eher globale Haltung, die drängenden Probleme (Weltklima, Naturschutz/Artenschutz) zumal. Was soll eine Rückbesinnung auf so solche unklaren, eher raumgebundenen Entitäten wie Volk bringen? Ich bezweifle, dass meine Kinder noch ein ganzes Erwerbsleben wie wir vor such haben, Fragen nach materiellem Wohlstand werden in den Hintergrund treten. Allein diese Sicht ist keine Utopie, sondern erwartbare Realität. Die Auswirkungen auf Politik und Soziologie sind spannend. Allein ein Volkskonzept wird dem Kommenden nicht gerecht. 

Pasewalker

23. März 2023 15:09

Mich erinnert der Text von Kießling an die Idee des "civic nationalism" von Yoram Hazony (The Virtue of Nationalism), in dem jedwede Form einer ethnischen Grundierung eines Volkes (ausgenommen das jüdische natürlich) abgelehnt wird. Das Ergebnis ist dann eine äußerst schwache Form des Gruppenzusammenhalts. Blut ist nunmal dicker als Wassser.
Um unser deutsches Volk mache ich mir keine Sorgen. Wir haben schon schlimmeres bewältigt und können die uns aufgelegten afrikanisch-orientalischen Bürden innerhalb kürzester Zeit abschütteln - wenn endlich der Leidensdruck groß genug geworden ist. Der furor teutonicus ist noch vorhanden - derzeit sichtbar im jungen (und nahezu 100-prozentig weißen) Klimawahn-Milieu. Er entlädt derzeit zwar in die falsche Richtung, doch das kann sich ändern. 

dojon86

23. März 2023 15:34

@Majestyk Korrekt, die Deutschen müssen endlich begreifen, dass der Staat nicht Ihr Staat ist.

Majestyk

23. März 2023 16:33

@ Gimli:
Ihre Kinder werden ziemlich sicher ein anderes Erwerbsleben führen, ein Einkommen brauchen die aber auch und der Wunsch nach Wohlstand wird nie in den Hintergrund treten. Sowas behaupten immer nur Leute die genug davon haben. Bei mir hier unten strampeln die Menschen um nach oben zu kommen oder nicht unterzugehen, weswegen meinesgleichen zwar auch dumm sein kann, andererseits eher damit beschäftigt ist den eigenen Unterhalt sicherzustellen und nicht so viel Zeit hat die Welt zu retten. 
@ dojon86: 
Ich glaube was mich trennt ist die Überzeugung, daß Staat zwar notwendig ist, aber besser nur so viel wie unbedingt nötig. Ich bin kein Kollektivist, deswegen kann ich nie links sein, aber rechts eben auch nicht so ganz. 

Gimli

23. März 2023 17:28

@Majestyk. Hmmh ... mehr Meinung als Substanz, was Sie antworten. Sorry to say. Klingt nach Marx' " Menschen mit Leeren Bäuchen verzweifeln nicht am Universum". Wir stehen kurz davor Ressourcen wie Energie zum einen sowie  Arbeitskaraft und zunehmend Intelligenz von Menschen zu ersetzen. Die Fabrik der Zukunft ist menschenleer. Energie kommt heute schon an guten Tagen mehrheitlich von Wind Wasser Sonne. Bald aus Fusion. Gesteuert von Ki. Gewartet von Robotern. Ich ahne dass das hier nicht geglaubt wird, ist aber egal. Wahr bleibts dennoch. Ist Berateralltag mit GF, Produktions- oder Logisikleitern. Die wissen das. Die Auswirkungen auf den Menschen indes sind mir weniger klar. Was tun mit Freizeit. Wie abheben von anderen, wenn Statussymbole aus Kaufkraft alter Tage wegfallen. Wird's dystopisch? Nee. Ach, Zeit zum Welt retten hat jeder. Alles andere: Ausreden. 

Majestyk

23. März 2023 19:17

@ Gimli:
Energie kommt heute schon an guten Tagen mehrheitlich von Wind Wasser Sonne.
Wer's glaubt. Was ist eigentlich mit den schlechten Tagen, bleibt es da dunkel?
Intelligenz von Menschen zu ersetzen
Gehören Sie also auch zu denen die glauben so ein paar Algorithmen seien echte Intelligenz?
Zeit zum Welt retten hat jeder. Alles andere: Ausreden
Es soll auch Menschen geben die arbeiten, so richtig wissen Sie. Die Welt muß aber auch nicht gerettet werden, es sei denn vor den Weltrettern. Sie dürfen aber gerne loslegen, ich fahre derweil mit meinem Benziner spazieren oder grill mir eine Bratwurst. 
Sorry to say
Glauben Sie eigentlich, daß es Eindruck macht, wenn Sie Anglizismen verwenden? Soll dies über Ihre fehlende Substanz hinwegtäuschen? Irgendwie klingt bislang alles was ich von Ihnen lese wie der Popsong von Bobby McFerrin. 
Vermutlich ist das was ich von Ihnen lese nicht einmal Provokation und Sie glauben wirklich das Märchen vom Klimawandel. Dürfen Sie gerne, noch herrscht Glaubensfreiheit, nur ist ein Gespräch zwischen uns zwar möglich, aber vermutlich völlig sinnlos. 

FraAimerich

23. März 2023 20:19

Natürlich ist es einmal mehr unser Freund @Gimli, der das Kommentariat endlich zurück zur Hauptkampflinie führt und mutig zur Kernfrage durchzudringen wagt: Was tun mit der vielen Freizeit im künftigen Schlaraffia-Paradies?!
Danke für diese unverhoffte Aufheiterung inmitten der üblichen, von Amerikaverstehern und BRD-Nostalgikern geförderten Tristesse!

Umlautkombinat

23. März 2023 20:49

> Marx' " Menschen mit Leeren Bäuchen verzweifeln nicht am Universum".
 
Das ist Orwell und passt damit gleich viel besser. Man mag ja alle mit Raketenautos am Himmel herumfliegen sehen und Star Trek spielen wollen. So ist es allerdings noch nie gekommen. Alle Dinge wurden immer asymmetrisch angeeignet und das genau passiert jetzt wieder, fuer jeden sichtbar der nur will. Ihre Kinder @gimli, werden sich eher mehr als Sie es gern haetten - entschieden mehr - mit den materiellen Grundlagen des Lebens befassen muessen als ein grosser Teil der Vorgaengergeneration. Die duerfen dann sehen, wie sie sich erfolgreich um das anabolikagespritzte Pangasiusfleisch aus dem Versorgungshub Vietnam pruegeln, wenn die Bauern hier ausgetilgt wurden. Ueber allem hirntote Gesaenge wie aus Ihrem posting.

Gimli

23. März 2023 21:40

Sie verlieren zu schnell die Contenance, Umlautkombinat. Und haben wenig Vorstellungskraft. Fleisch wird entweder weniger bis gar nicht verzehrt werden, zumindest aus tierischer Herkunft. Es werden Surrogate sein, 3D Druck. Aber es war ja klar, dass Sie mir mit einem  Bauernideal antworten oder aber extremst unsachlich mit Star Trek Fantasien. Man neigt hier in den Kommentaren zur Unsachlichkeit. Meine Beschreibung möglicher Zukunft basiert auf Technologien, die existieren oder plausibel weiter gedacht werden. Beinah alle Wurstfabrikanten in meiner Beratung berichten über Fertigunginien fur Vegane Produkte. Gewöhnt euch dran. Oder  redet gern weiter über Germanen Römer und Griechen als Maßstab für die Zukunft. 

Der_Juergen

24. März 2023 08:07

An dieser sauberen Analyse Sellners gefällt mir besonders sein Hinweis darauf, wie falsch jeder Vergleich des heutigen, künstlich herbeigeführten Volkstods mit dem Untergang des Römischen Reichs ist. Dieser war ein jahrhundertelanger Prozess, während sich der Volkstod heute mit unnatürlicher Geschwindigkeit vollzieht. Verräter, die mit fremden Eroberern kooperierten, gab es natürlich schon im Spätrömischen Reich und überhaupt zu allen Zeiten, aber dass die gesamte Elite eines Staates die Abschaffung des Staatsvolks aus ideologischen Gründen gezielt fördert, indem sie dessen Selbsterhaltungstrieb systematisch lähmt und Heerscharen Kulturfremder und Fremdrassiger ins Land lockt, ist in der Tat eine Erscheinung, zu der es in der Weltgeschichte keine Parallele gibt. 
Dies ändert freilich nichts daran, dass gewisse Parallelen zu Spätrom auf der Hand liegen: Hedonismus, Materialismus, kultureller Niedergang, die Vergnügungsindustrie (damals Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe). Aber diese Erscheinungen wurden und werden im heutigen Deutschland sowie allgemein in der westlichen Welt ebenfalls von den Eliten nach Kräften gefördert, auch wenn sie schon vor langer Zeit einsetzten.

Gustav

24. März 2023 09:29

@ Gimli
Sie bemerken tatsächlich nicht, das sie eine unmenschliche Zukunft beschreiben. Eine Technokratie psychopathischer Unmenschen gegen den Menschen. Die genannten Wurstfabrikanten sollten lieber die Technokraten verwursten, am liebsten deren tumbe Unterstützer gleich mit..., DAS wäre dann eine erfolgreiche, nachhaltige Innovation in der Wurstherstellung.

MARCEL

24. März 2023 09:31

Stimme MS zu
Erstmal: Substanz stirbt nicht so einfach (ad naturam substantiae pertinet existere, so Spinoza)
Berufung/Auftrag der NR ist nicht, historische Folgerichtigkeiten zu schlechter Letzt auf sich anzuwenden (dann können wir auch gendern).
Akzeptanz von Folgerichtigkeiten entlastet vom Einsatz, vom Opfer, letzlich vom Kampf (typisch BRD) um einen Wert, der oberhalb von Folgerichtigkeiten angesiedelt ist (Substanz).
(Allenfalls rein taktisch ist so etwas denkbar, aber auch hier cum grano salis)
Das "neue Volk" ist nicht planbar (siehe Jugoslawien), ebensowenig wie eine Vision intellektuell "herstellbar" ist (siehe wieder Jugoslawien). Wer sich zur deutschen Substanz zugehörig fühlt, diesen Kern mit verteidigen will, ist stets willkommen - so einfach. Aber nicht wir gehen bei anderen "anklopfen"!
Die Vision oder der Mythos der NR ist m. E. der verlorene Posten, im weiteren Sinne das sog. Geheime Deutschland und nicht die Suche nach neuen "Geschäftsbeziehungen", Modalitäten bzw. nach kleinsten gemeinsamen Nennern.
Wir sollten uns unserer Visionen nicht schämen. Wir sollten sie für uns pflegen und stolz darauf sein, dass man uns dafür meidet. Das wirkt mehr, als jede PR.
Wünschenswert: Mehr aristokratischen Geist, weniger Krämerseele!
Als nötige Provokation ist Simon Kießlings Buch freilich goldwert, nicht mehr, nicht weniger!
 
 

Umlautkombinat

24. März 2023 10:53

> Sie verlieren zu schnell die Contenance
 
Da muessen schon Baecker kommen und keine Semmeln, wie man so schoen sagt. Ich war nur deutlich. Insofern sehen Sie auch keine Unsachlichkeiten, sondern Zustandsbeschreibungen und Gleichnisse, deren Interpretation Sie _selbst_ fortlaufend in unsachlicher Form verweigern. 
Wurst... Hier verliere ich allerdings immer wieder einmal die Beherrschung, wenn ich in die falsche Ruegenwalder hineingreife, die bewusst unter das Original gemischt wird. Vom Geschmack nicht zu reden.
Und lassen Sie Vermutungen ueber mein Vorstellungsvermoegen besser aussen vor, da spiele ich in einer anderen Liga (ich mache es leicht: der naechste Arroganzvorwurf ist frei). Ihre Beispiele waren schon in den Siebzigern ranzig. 
 
 

Majestyk

24. März 2023 12:18

@ Gimli:
Beinah alle Wurstfabrikanten in meiner Beratung berichten über Fertigunginien fur Vegane Produkte.
Sie beschreiben Opportunismus gegenüber einer Ideologie und verkaufen das als Fortschritt. Und wie mir scheint, Sie machen mit.

Gracchus

24. März 2023 12:24

Da sich Martin Barkoff zu Wort gemeldet hat: auf mich üben die Zukunftsbilder, wie in dem Briefwechsel mit Sommerfeld skizziert, höchste Anziehungskraft aus, vor allem das des Herzogs Christus - also das eines esoterischen, keltischen (ja sogar zen-buddhistischen oder taoistischen, sufistischen, kabbalistischen) Christentums. 
Bedenke ich die reiche spirituelle deutsche Tradition und Musikalität, wäre es doch ein Leichtes hieran anzuknüpfen. Hier ergibt auch - um den vorherigen Strang aufzunehmen - Gehorsam Sinn. Gehorsam ist ein schönes Wort. Meister Eckhart nennt ihn höchste Tugend. Gehorsam ist sehr zu loben. Er wird erst dann zum Problem, wenn die Gabe der Unterscheidung fehlt, und man falscher, angemasster Obrigkeit dient. 
 

Gracchus

24. März 2023 12:39

Dem Hinweis von Umlautkobinat folgend, habe ich mir die Zusammenfassung von Kießlings Thesen oder Postulaten bei Klonovsky angeschaut, und die liest sich etwas anders, und zwar so, dass ich damit mehr anfangen kann. Man muss - wie immer - das Buch lesen, um mitreden zu können. Es liest sich - nach Klonovsky - überspitzt: wie die Anstiftung zu einer Ordensgemeinschaft. Oder eben: das Unvermeidbare anzunehmen und, soweit möglich, dem Prozess sinnvolle Richtung gemäß dem eigenen spirituellen Kompass Richtung zu geben. 
 

Ein Fremder aus Elea

24. März 2023 14:10

"Die ideengeschichtlichen Umstände sind also denkbar schlecht für die Entstehung oder gar die Erzeugung „neuer Völker“."

Also, denkbar schlecht sind sie nicht. Sie können sogar kaum besser sein, aber ungeduldig wie der Mensch ist, meckert er eben auch noch im Februar, daß die Jahreszeit denkbar schlecht für die Aussaat ist.

eike

24. März 2023 15:48

Was mich beim Artikel, bei Kießling und auch den Kommentaren wundert, ist, daß stillschweigend das dem Ganzen zugrundeliegende Dogma akzeptiert - zumindest nicht kritisiert - wird:
Wir sind "müde", "sehnen den Volktod herbei", weil wir weniger Kinder in die Welt setzen und die Invasoren sind "jünger, vitaler" und "energiereicher".
Unser 80 Millionen Staat ist hoffnungslos übervölkert, platzt aus allen Nähten, in Europa nur vergleichbar mit den noch einwanderungswahnsinnigeren Engländern oder Holländern. Die gesunde Reaktion auf Bevölkerungsdruck - im Menschen- wie im Tierreich - ist Verringerung der Fortpflanzung. Das hat mit Dekadenz oder Volks-Todeswunsch nichts zu tun, eher das Gegenteil.
Daß unsere Invasoren jünger sind, ist klar, daß sie vitaler oder energiereicher sind kann ich nicht sehen und daß sie unsere Sozialsysteme sichern werden, ist wohl ein zynischer Kalauer.
 

Gustav

24. März 2023 16:55

@ Gimli
"Die Fabrik der Zukunft ist menschenleer."
Jau, und das Geld für den Unterhalt kommt aus der Modern Monetary Theory, das Perpetuum mobile für Dummies.
Klimawandel und das böse Treibhausgas:
Das alles ist so grob gestrickt, so jämmerlich konstruiert, so erbärmlich inszeniert und noch erbärmlicher medialisiert, daß man es nicht nur im Namen der Wahrheit, sondern schon zur Wahrung der intellektuellen Selbstachtung für völlig undiskutabel erklären muß. Vermerken sollte man dabei aber doch, daß ganze Subsysteme der Gesellschaft dabei sind, unter dem Druck der Konstruktionen ihre Eigenlogik und ihr Eigenleben einzubüßen. (Thomas Hoof)

Gimli

24. März 2023 17:41

Herbstlicht Gustav et al: Kaum fordert man Euch heraus mit Visionen einer Zukunft, die nicht wie ein alter, goldgerahmter Ölschinken ein bäuerliches Idyll alter Zeiten zeigt, sondern ein Menschenbild zeichnet, das keine Überhöhung seiner Selbst ist, sondern eben eine kohlenstoffbasierte Rechenmaschine mit evolutionär ganz passablem Manipulationsmöglichkeiten seiner Umwelt, so verliert Ihr die Fassung. Fleisch, Verbrennermotoren oder herkömmliches binäres Genderverständnis: Der Wandel findet statt und mir fällt nicht ein, was daran schlecht sein soll. Und er führt in eine Welt ohne Einkommen, weil wir von Automaten bedient werden, die sich selbst replizieren und steuern. Aktuell sind Programmierer, Anwälte und Ärzte schon von KI unterstützt, bald in Teilen ersetzt. Kann man fürchten. Und dagegen sein. Aber das eigene Menshenbild muss man überdenken. 

Kositza: So langsam ist mir bei Ihnen, "Gimli", klar, daß da sowas wie ChatGPT am Werk ist. Jedenfalls irgend so eine Windmaschine. Stimmt´s? Wenn´s wenigstens intellektuell herausfordernd oder immerhin interessiert wäre. Aber nein, nur Blech. Es ist besser, Sie sondern Ihre Sprechblasen an anderen Orten ab. Es trägt nichts aus.

Gimli

24. März 2023 17:55

Es spricht auch nichts gegen Fleischsurrogate. Zumal wenn Tierwohl bei Massentierhaltung so auf der Strecke bleibt. Und wir dabei Unmengen Energie verlieren und die Umwelt schädigen durch deren Aufzucht und Ernährung. Es werden neue Lebensmittel kommen und das Beharren auf einen Original-Steak ist .. unsachlich und unvisionär, das kann man "nachbauen" oder aber die Carnivoren Eurer und vielleicht einer kommenden Generation sind halt die letzten, die sich in dieses Thema noch "verbeißen" .. die Zukunft geht darüber unbeeindruckt hinweg. Das Gleiche mit dem Verbrenner: Wer an diesem Knattern festhalten will, wird verlieren. Mit gutem Grund (Technik, CO2). Und um den Bogen zu schließen: Angesichts dieser Zukunft finde ich die Diskussinen  um "Volk" unpassend, das ist nicht die Antwort. Aber vllt der GRund, sich so über dieses Zukunftsbild zu echauffieren.

Gustav

25. März 2023 10:45

@ Gimli
"Und er führt in eine Welt ohne Einkommen, weil wir von Automaten bedient werden, die sich selbst replizieren und steuern."
Ein jeglicher hat unabhängig von seinem Tun und Lassen Anspruch auf Versorgung. Dies könnte man als eine fast unvermeidbare Drift in Regression und Infantilisierung abtun, wenn es sich nicht groteskerweise mit einem tiefen Haß auf die Versorger mengen würde. Die Gestalten des toxischen Mannes oder des »alten weißen Mannes« bilden die Projektionsfläche für die Idee, daß mit den Pflichtbewußten auch die Pflichten, mit den Selbstverantwortlichen auch jegliche Verantwortung und mit den Könnern auch das Könnenmüssen endlich aus der Welt verschwänden. Sie löchern die Wand von innen, an die von außen schon der Meißel schlägt. Sie werden ihre Wunschwelt mit einem »Bedingungslosen Grundeinkommen«, das gerechtigkeitshalber ein weltweit gleiches sein wird (siehe globalincome.org), wahrscheinlich noch erleben. Als Konsumenten werden sie damit auf Sparflamme gesetzt: In einer Mikrowohnung, mit veganem Dosenfutter im Lieferabo und einem Facebook-Konto fürs Soziale. Soylent Green wird wahr. Geliefert wie bestellt. Ich wünsche ihnen viel Spaß dabei.

Der mit dem Wolf tanzt

26. März 2023 15:12

"Kritisiert man sodann mit dem Autor die Entstehung eines humanistischen, gesichtslosen Weltstaates, ergäbe sich für das deutsche Volk in seiner konkreten Form durchaus eine historische Aufgabe.
Weiterführende Gedanken zu dieser Mission sind auch in der Anthroposophie zu finden.  Caroline Sommerfeld wäre an dieser Stelle aufgerufen zu erläutern.

Kommentar Sommerfeld: Ich verweise zunächst auf unser von Martin Barkhoff bereits unter Sellners Text erwähnte, bei Antaios erschienene Buch "Volkstod- Volksauferstehung". Das alte Buch von Werner Haverbeck "Rudolf Steiner als Anwalt Deutschlands" ist lang schon vergriffen, aber man kann es antiquarisch finden. Grundsätzlich geht es um den Gedanken, daß ein Volk nicht auf physische Leiber reduziert werden kann, auch nicht auf Kultur und Technik wie bei Spengler, sondern eine ganz bestimmte geistige Aufgabe hat für die anderen Völker. Im "Stirb und Werde" wird diese Aufgabe erahnbar, aus dem Tod erwächst die nächste Stufe, die befruchtende, sich ausweitende, andere Völker auf die Zukunft vorbereitende. Es geht vor allem um den inneren Kampf, das Aushaltenlernen des Todes, das Durchtragen eines Geheimnisses durch die physische Existenzvernichtung. Für Steiner sind die Russen das "Christusvolk", das ist jetzt noch nicht dran, die Deutschen sind das "Michaelsvolk", mit dem Erzengel Michael gegen das Böse zu kämpfen, das ist jetzt dran und in der für uns überblickbaren Zukunft.

Gimli

26. März 2023 18:08

@Gustav: Ob's mir gefällt ist nicht die Frage .. Wir werden aus den Realitäten etwas machen müssen.  Kein Organismus arbeitet, wenn er nicht muss. Wie eine Welt sich soziologisch gestaltet, in der Produktion, Wertschöpfung, von Maschinen übernommen wird und der Mensch als Produktionsfaktor zunehmend entbehrlich wird, kann in der Tat Dystopie sein. Aber ich merke auch an Kositzas "Einwurf", dass das die Vorstellungskraft vieler sprengt. Ist halt aber abseits der Projekte in den Pausen oder beim Abendessen mit Auftraggebern Gesprächsinhalt. Betrifft aber alle Farben von collars, weiß, grau und blau ...

Valjean72

27. März 2023 13:00

@Caroline Sommerfeld:
"[...] aus dem Tod erwächst die nächste Stufe, die befruchtende, sich ausweitende, andere Völker auf die Zukunft vorbereitende. [...] Für Steiner sind die Russen das "Christusvolk", das ist jetzt noch nicht dran, die Deutschen sind das "Michaelsvolk", mit dem Erzengel Michael gegen das Böse zu kämpfen, das ist jetzt dran und in der für uns überblickbaren Zukunft."
---
Ist das so zu verstehen, dass die Deutschen ihre historische Aufgabe - den Kampf gegen das Böse - auch noch im Sterben erfüllen und wenn sie dann gestorben sind, dass sie - im übertragenen Sinn - den Stafelstab an die Russen weiter gegeben haben werden? Stimmt mich jetzt nicht gerade zuversichtlich.

Kommentar Sommerfeld: Was in Ihrer Kurzfassung fehlt, und diese so trübselig macht, ist, daß es sich keinesfalls um einen Automatismus handelt, sondern um eine Aufgabe, bei der die Deutschen auch versagen können. Steiner schrieb, es wäre das Schrecklichste, wenn eines Tages der Ruf ertönen würde nach den Deutschen, man sich an sie erinnere und ihre Impulse so dringend brauche, und dann wäre nichts mehr da, weil wir Gegenwärtigen (d.h. die Damaligen, gilt aber auch für uns Heutige), es verschlafen hätten, in der Gegenwart die Zukunft mitzuentwickeln. Zu den Russen: "Eine Art von geistiger Ehe habe ich es oftmals genannt, Jahre, ja ich darf sagen, Jahrzehnte vor dem Ausbruch dieses Krieges (des I.WKs), eine Art Ehe, die notwendig ist zwischen dem mitteleuropäischen Wesen und zwischen dem russischen Wesen in Bezug auf die seelische Entwicklung." (GA159, 123)

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