Netzfundstücke (153) – Nibelungen und Gottfried

»Für Patrick Mason, der mich mit dem ›Ring‹ vertraut machte.«

Wäh­rend der bekann­te und mit den wich­tigs­ten Prei­sen sei­ner Zunft – dar­un­ter etli­che Eis­ner Awards (Oscar-Äqui­va­lent der Comic­sze­ne) – aus­ge­zeich­ne­te Comic­zeich­ner Phil­ip Craig Rus­sell sei­ne Fas­zi­na­ti­on für den Stoff der Nibe­lun­gen­sa­ge Mason ver­dankt, ver­dan­ken wir Mason, daß am Ende die­ser »Ver­traut­ma­chung« eines der bild­ge­wal­tigs­ten und gelun­gens­ten Comic­bü­cher der Comic­ge­schich­te steht.

Ein Bildschin­ken mit 448 lie­be­voll gestal­te­ten Sei­ten, die ein unver­kenn­ba­ren Respekt vor der Inter­pre­ta­ti­on Richard Wag­ners erken­nen lassen:

In P. Craig Rus­sells Comic­ad­ap­ti­on des gesam­ten Zyklus sehen wir den Ring fast so, wie ihn Wag­ner vor sei­nem inne­ren Auge gese­hen haben mag (und wie begeis­tert er mit Sicher­heit vom Wal­kü­ren­ritt gewe­sen wäre). Rus­sells Zeich­nun­gen, wie schon die Arthur Rack­hams vie­le Jah­re zuvor, zei­gen uns Göt­ter und Sterb­li­che nicht als Figu­ren aus einem unvor­stell­ba­ren dunk­len Zeit­al­ter, son­dern als glaub­wür­di­ge, durch moder­ne Augen gese­he­ne Wesen. In der Welt von Super­mann und Bat­man erhal­ten Sieg­fried und Sieg­mund eine neue Dimen­si­on, ohne ihre hel­den­haf­te Gestalt zu verlieren.

Man könn­te die­ses aus dem Vor­wort von Micha­el Ken­ne­dy, Autor des Oxford Dic­tion­a­ry of Music und Musik­kri­ti­ker des Lon­do­ner Tele­graph, ent­nom­me­ne Lob als Mar­ke­ting­über­trei­bung abtun, aber es hat sei­nen guten Grund, daß Sezes­si­on-Lite­ra­tur­re­dak­teu­rin Ellen Kositza das Werk hier über den grü­nen Klee lobt:

Ken­ne­dys und Kositz­as Urteil kann von mir nur unter­stri­chen wer­den, was wie­der­um der Grund dafür ist, daß Rus­sells Ring des Nibe­lun­gen es auch hier in die Fund­stü­cke geschafft hat – trotz der schon zahl­reich erfolg­ten Her­vor­he­bun­gen des Comics über die ande­ren Schnellroda-Kanäle.

Denn Rus­sel schafft in Zusam­men­ar­beit mit Mason etwas, was kei­ner Film- oder Thea­ter­um­set­zung der Nibe­lun­gen je gelin­gen könn­te: eine impo­san­te Insze­nie­rung unter ori­gi­nal­ge­treu­er Beach­tung der Text­ba­sis, ohne dabei die Vor­stel­lungs­kraft des Lesers gänz­lich auszuschalten.

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 Ver­bren­ner-Aus ab 2035 sowie eine weit­rei­chen­de Sanie­rungs­pflicht über die neue EU-Gebäu­de­richt­li­nie, in Brüs­sel drückt man das Green-New-Deal-Pedal in den letz­ten Mona­ten bis auf den Boden durch.

Daß bei die­sen Vor­ha­ben ob ihrer öko­lo­gi­schen Sin­nig­keit und sozia­len Kon­se­quen­zen Beden­ken ange­bracht sind, hat­te ich unter ande­rem bereits hier in den »Öko­lo­gi­schen Betrach­tun­gen (2) – Mogel­pa­ckung Elek­tro­au­to« fest­ge­hal­ten und konstatiert:

Letzt­lich bedeu­tet ein Gelin­gen die­ses Vor­ha­bens [Elek­tri­fi­zie­rung des Ver­kehrs] eine Inte­gra­ti­on des Ver­kehrs­sek­tors in die Strom­wen­de, inso­fern als der Sekun­där­ener­gie­trä­ger »Ben­zin« durch die End­ener­gie »Elek­tri­zi­tät« sub­sti­tu­iert wird. Ver­mark­tet wird die­ser öko­no­mi­sche und infra­struk­tu­rel­le Kraft­akt als eine Lösung für die öko­lo­gi­schen Pro­blem­stel­lun­gen, die mit dem Fort­be­we­gungs­mit­tel »Auto« ver­knüpft sind.

Doch »[k]onträr zu dem von grü­ner Sei­te kol­por­tier­ten Bild, daß qua Elek­tro­mo­bi­li­tät eine Lösung der mit Öl ver­bun­de­nen Knapp­heits­pro­ble­ma­tik gefun­den sei, wird statt des­sen die Sub­sti­tu­ti­on eines knap­pen Roh­stoffs mit einem ande­ren knap­pen Roh­stoff voll­zo­gen. Dar­über hin­aus stellt sich kein aut­ar­ker Zustand der Pro­duk­ti­on und des Ver­brauchs von Ener­gie durch »grü­ne« Tech­no­lo­gie ein, son­dern die Abhän­gig­keits­ver­hält­nis­se ver­schie­ben sich – im Fall Kobalt im übri­gen hin zur Demo­kra­ti­schen Repu­blik Kongo.«

Und bereits jetzt, noch vor dem Ver­bren­ner-Aus 2035 in der EU, zeigt sich im Kon­go die dunk­le Sei­te der Ener­gie­wen­de, die man in Brüs­sel lie­ber klein­laut unter den Tisch fal­len­läßt: Umwelt­zer­stö­rung, Kor­rup­ti­on und sozia­les Elend pas­sen nicht in die Hei­le-Welt-Bro­schü­ren mit infan­ti­ler Illus­tra­ti­on der euro­päi­schen Wirt­schafts- und Ener­gie­mi­nis­te­ri­en, mit denen die »grü­ne Wen­de« bewor­ben wird.

Über trans­pa­ren­te Lie­fer­ket­ten und Kobalt­ge­win­nung auf eige­nem Boden, wie in Finn­land, will man die Kobalt­pro­duk­ti­on »rein­wa­schen«, doch der fran­zö­si­sche ARTE-Doku­men­ta­ti­ons­film Kobalt, die dunk­le Sei­te der Ener­gie­wen­de zeigt, daß damit die Pro­ble­me des Kobalt­berg­baus nicht ver­schwin­den, son­dern ledig­lich das Weg­schau­en schwe­rer fällt, wenn das eige­ne Grund­was­ser statt das im Kon­go ver­seucht ist:


Die US-ame­ri­ka­ni­sche Rech­te ist ihr eige­ner, ver­dreh­ter Kos­mos: Spot­ter mögen sich in ihrem Auf­tre­ten und ihren schil­lern­den, ego­zen­tri­schen Figu­ren an eine Drag Show unter ande­ren Vor­zei­chen erin­nert füh­len: über­zo­gen, laut und effekt­ha­sche­risch ohne Substanz.

Das Gros von ihnen spielt ledig­lich eine eige­ne Ver­si­on des Libe­ra­lis­mus durch, indem sie geis­tig stets inner­halb des Rah­mens der libe­ra­len Ver­fas­sung der Grün­dungs­vä­ter ver­blei­ben. Gele­sen wer­den aus­schließ­lich US-Ame­ri­ka­ner, die sich ihrer ideo­lo­gisch ein­ge­schränk­ten Sicht­wei­se nicht bewußt sind und ihre libe­ra­le Spiel­art für »Kon­ser­va­tis­mus« hal­ten: intel­lek­tu­el­ler Inzest.

Der Poli­tik­wis­sen­schaft­ler, His­to­ri­ker und von Wiki­pe­dia als »paleo­kon­ser­va­tiv« aus­ge­wie­se­ne Paul Gott­fried gehört zu den weni­gen Per­so­nen in der US-ame­ri­ka­ni­schen Rech­ten, die die­sen Teu­fels­kreis zeit­le­bens durch­bro­chen haben.

Neben dem umstrit­te­nen Richard Spen­cer ist es unter ande­rem ihm zu ver­dan­ken, daß Armin Moh­lers Stan­dard­werk Die Kon­ser­va­ti­ve Revo­lu­ti­on in Deutsch­land 1918–1932 2018 eine eng­li­sche Aus­ga­be erfuhr. Gott­fried hat die libe­ra­le Denk­schran­ke, die für den US-ame­ri­ka­ni­schen Kon­ser­va­tis­mus prä­gend ist, über­schrit­ten und beweist im Pod­cast »Sub­ver­si­ve«, in dem er mit Alex­an­dra Kaschu­ta zur Lage der »New Right« in den USA spricht, daß man auch noch mit 82 zu geis­tig erfri­schen­den Ana­ly­sen kom­men kann:

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Kommentare (2)

Gustav

20. März 2023 14:38

Ob Landwirtschaftsbetriebe,  Düngemittelhersteller,  Fleischereien,  Geflügelfarmen, Firmen die  Kartoffeln,  Nüsse  oder  Meeresfrüchte  verarbeiten, ob  250.000 Hühner  oder 18.000 Kilogramm lieferbereite  Lagerware  – allerorten  brennen  sich tiefe Löcher in die Versorgungssicherheit. Das destruktive Phänomen hat sein Epizentrum eindeutig in den USA, wie die Karte von »ZeeMaps« eindrücklich visualisiert. Doch seit Herbst 2022 nehmen derartige Vorfälle auch in Europa und Großbritannien zu. Schon im Mai 2020 beschrieb der Journalist James Corbett aktuelle wie auch damals bereits absehbare Probleme hinsichtlich der zukünftigen Lebensmittelversorgung in einem  Artikel  mit der Überschrift »Up Next: The Collapse of the Food Supply Chain« (D., Als Nächstes: Der Zusammenbruch der Nahrungsmittelversorgung).
https://www.regenauer.press/nahrung-als-waffe

Laurenz

21. März 2023 04:59

Es geht immer nur um die Einschränkung der Freiheit des Menschen. Aber selbst in den autoritären Staaten Asiens wagt es kein Staatschef, die Mobilität einzuschränken.

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