Projekt beenden, Tore öffnen – Mäander und Sommerfest

Am vergangenen Wochenende hat die Fankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ihre ganze Seite 3 der Frage gewidmet, wie es sich "neben uns" lebe.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Auf der Suche nach einer Ant­wort zogen ein jun­ger Jour­na­list und ein Foto­graf durchs Dorf, spra­chen Nach­barn an, lie­ßen eine Droh­ne stei­gen und brach­ten es am Ende doch nur auf Pla­ti­tü­den, ste­reo­ty­pe Stan­zen, auf das also, was man gese­hen und gehört zu haben vor­gibt, wenn man kei­ne Beu­te machen konnte.

Sol­che Bei­trä­ge die­nen der Sta­bi­li­sie­rung die­ser Repu­blik. Sie fri­schen unin­spi­riert, aber ver­läß­lich das simp­le, kei­nes­falls mehr dif­fe­ren­zier­te oder gar ambi­va­len­te Feind­bild auf; sie erhö­hen die emo­tio­na­le Hür­de, über die sprin­gen muß, wer einen unver­mit­tel­ten Blick auf das rech­te Milieu wer­fen möch­te; sie zei­gen den Kol­le­gen, daß man die Voka­beln gelernt hat.

Die drit­te Sei­te einer renom­mier­ten Sonn­tags­zei­tung mit Ver­zer­run­gen über das eige­ne Leben gefüllt zu sehen, bleibt, bei aller poli­ti­schen Erfah­rung, den­noch eine merk­wür­di­ge Sache. Wir haben die vie­len Tex­te, die über uns ver­faßt wor­den sind, nicht gesam­melt, und es wür­de uns nicht mit Stolz erfül­len, in einer sol­chen Samm­lung zu blät­tern. Es stimmt nicht, daß die Haut dicker gewor­den sei.

Dies ist auch der Grund, war­um wir nicht mehr mit Jour­na­lis­ten spre­chen: Man möch­te denen, die kei­nen Ehr­geiz, aber Zugang zu gro­ßen Blät­tern haben, nicht stun­den­lang ins Gesicht geschaut haben, bevor sie ihr Geschäft verrichten.

Es gibt etwas, das die­se Leu­te alle­samt nicht ver­ste­hen kön­nen und nie­mals schrei­ben wür­den, sähen sie es denn: wie gern und mit wel­cher Zuver­sicht wir arbei­ten und wie­viel bereits gelun­gen ist und noch gelin­gen wird.

Zwei Bei­spie­le ver­an­schau­li­chen das, ver­an­schau­li­chen, was Gestal­tungs­lust und Saat und Ern­te ist, auch jen­seits der gro­ßen Num­mern, die wir auf Buch­mes­sen und mit Best­sel­lern abzogen.

Das eine ist kurz erzählt: Wir kön­nen bereits jetzt kaum noch Anmel­dun­gen zu unse­rem Som­mer­fest anneh­men. Wir wer­den es am 8. und 9. Juli bege­hen, und mehr als 500 Gäs­te kön­nen wir nicht zulassen.

Was vor zwei Jah­ren als Nach-Maß­nah­men-Fest sehr aus­ge­las­sen begann, hat sich im ver­gan­ge­nen Som­mer als wich­tigs­tes und größ­tes Leser­tref­fen unse­rer Rich­tung eta­bliert und bewährt – und wird in die­sem Jahr mit einem dich­ten Pro­gramm aus Vor­trä­gen, Dis­kus­sio­nen, Podi­en, Prä­sen­ta­tio­nen und Lesun­gen die Kapa­zi­täts­gren­ze ausreizen.

Umriß und Orga­ni­sa­ti­on des Som­mer­fests sind hier beschrie­ben – dort sind auch die Anmel­de­mög­lich­kei­ten hin­ter­legt. 480 Anmel­dun­gen lie­gen vor. Wir wer­den nach dem kom­men­den Wochen­en­de die Lis­ten schlie­ßen müs­sen und Anfang Juli die Tore weit öff­nen kön­nen. (Wer ange­mel­det ist und noch kei­ne Bestä­ti­gung erhal­ten hat, soll­te bit­te nachhaken!)

Die inhalt­li­che und emo­tio­na­le Bedeu­tung die­ser Zusam­men­kunft ist kaum zu ermes­sen, das wis­sen wir aus Gesprä­chen, Brie­fen und Kommentaren.

Wir dür­fen, ich schrieb das an ande­rer Stel­le ein­mal, für unse­re Leser­schaft mehr als dank­bar sein. Sie beglei­tet uns seit Jah­ren auch dort­hin, wo wir Expe­ri­men­te wagen und unser Ver­le­ger­tum fast schon über die Ver­trau­ens­gren­ze hin­aus erweitern.

Ich spie­le damit auf die nun abge­schlos­se­ne Rei­he Mäan­der an, die zum Wert­volls­ten und Schöns­ten gehört, was die rech­te Kul­tur­sze­ne je her­vor­ge­bracht hat. Sie war für 600 Leser kon­zi­piert und liegt mit Erschei­nen des 10. Ban­des nun voll­stän­dig vor.

Ver­trau­ens­gren­ze und erwei­ter­tes Ver­le­ger­tum – viel­leicht ahnt der ehr­geiz­lo­se Sonn­tags­jour­na­list, der jüngst mit uns nicht ins Gespräch kom­men durf­te, was wir damit mei­nen: Kein Mäan­der-Abon­nent wuß­te über die ers­ten drei Bän­de hin­aus, wor­auf er sich ein­ließ, als er zugriff. Und kei­ner schrieb, wäh­rend wir Band um Band lie­fer­ten, ent­täuscht zurück.

Die Arbeit an die­ser Rei­he begeis­ter­te uns wie kaum etwas Ver­le­ge­ri­sches zuvor, und wenn wir eine Pro­gno­se wagen dür­fen: Kei­ne Sonn­tags­zei­tung und kein VS-Bericht wird uns dies neh­men kön­nen –  die Freu­de am gelun­ge­nen Buch, den Schalk des beson­de­ren Fund­stücks und die Gewiß­heit, Leser, wirk­li­che Leser zu haben.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

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Kommentare (2)

MARCEL

11. Mai 2023 08:58

Sich absondern, Sezession beim Wort nehmen
So entsteht Zusammengehörigkeit und so wird man sogar interessant für Außenstehende.
 

anatol broder

11. Mai 2023 11:39

@ kubitschek
«es stimmt nicht, daß die haut dicker geworden sei.»
das ist schade.

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