Vom Vorbehalt, oder: schlaflos im Widerstand (2)

VIII. Der je individuelle Lebensentwurf ist zugleich das große Versprechen und die Anpassungsfalle der globalen Zivilisation.

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Aus dem bis­he­ri­gen Befund resul­tiert eine Ambi­va­lenz, die unse­re Zeit prägt: Zum einen erle­ben wir uns in Euro­pa und in der gesam­ten west­li­chen Welt in einer für uns neu­en, von uns selbst her­bei­ge­dach­ten, men­tal schuld­be­la­de­nen Rol­le, zum ande­ren haben wir gleich­zei­tig die glo­ba­le Kon­kur­renz­lo­sig­keit der aus dem Welt­bür­ger­krieg des 20. Jahr­hun­derts her­aus­ge­schäl­ten Zivi­li­sa­ti­on »nach den Kul­tu­ren« zu kon­sta­tie­ren: Die nicht­eu­ro­päi­sche Welt ist euro­pä­isch, aber ohne Schuldgefühl.

Die­se tat­säch­lich kon­kur­renz­lo­se glo­ba­le Zivi­li­sa­ti­on ist ohne die inne­re Gren­zen- und Hem­mungs­lo­sig­keit des euro­päi­schen Welt­zu­griffs nicht denk­bar. Die Anstren­gungs­lo­sig­keit des Lebens in die­ser welt­weit kopier­ba­ren Form ist von Ver­ein­heit­li­chun­gen auf allen wesent­li­chen Fel­dern gekenn­zeich­net, von Ver­fla­chun­gen und glo­ba­len Ver­nut­zungs­wel­len: Kon­sum, Woh­nen, Kom­mu­ni­ka­ti­on, Klei­dungs­stil, Ethik, Musik, Mar­ken­be­wußt­sein, Mobilitätsanspruch.

Die glo­ba­le Zivi­li­sa­ti­on lebt von Groß­erzählungen, die alle­samt Welt­in­nen­po­li­tik sug­ge­rie­ren: Opfer­grup­pen und Schuld­zu­wei­sung, Kli­ma­ka­ta­stro­phe, Coro­na, Gleich­heits­ver­spre­chen und Gren­zen­lo­sig­keit. Vor allem aber behaup­tet die glo­ba­le Zivi­li­sa­ti­on, daß jeder Mensch die Frei­heit und das Recht besit­ze, sich selbst zu ent­wer­fen, sogar immer wie­der neu zu ent­wer­fen, frei von allem Her­ge­brach­ten, befreit aus jeder Bin­dung, sei es das Geschlecht oder die Her­kunft, die his­to­ri­sche Lage oder irgend­ei­ne ande­re Bedingt­heit, irgend­ei­ne wirk­mäch­ti­ge Rahmensetzung.

Das ist das gro­ße Ver­spre­chen, das ist das fas­zi­nie­ren­de Ange­bot – aber es ist ein Preis dafür zu ent­rich­ten. Die Mög­lich­kei­ten zu Indi­vi­dua­li­sie­rung, Ich-Erfin­dung und Selbst­op­ti­mie­rung haben zugleich und frap­pie­rend gründ­lich zu einem hoch­sen­si­blen und ein­schüch­tern­den Anpas­sungs­ver­hal­ten des ein­zel­nen an eine mit Vehe­menz vor­ge­tra­ge­ne Gleich­heits­for­de­rung der Gesell­schaft geführt. Die Behaup­tung, der Selbst­ver­wirk­li­chung ste­he nichts mehr im Wege, wird stän­dig durch hyper­sen­si­ble For­de­run­gen nach glo­ba­ler Ver­ant­wort­lich­keit des eige­nen Han­delns und durch Denun­zie­rung, Zurecht­wei­sung und Kri­mi­na­li­sie­rung von Abweich­lern unterlaufen.

IX. Die glo­ba­le Zivi­li­sa­ti­on hat uns im Griff. Es gibt an ihr kei­ne Kul­tur­kri­tik mit Aus­sicht auf Verbindlichkeit.

Als Leser der Wer­ke Arnold Geh­lens hält man Ana­ly­se­be­steck auch für die­se Phä­no­me­ne in der Hand: Geh­len zeigt in sei­nem Buch über Die See­le im tech­ni­schen Zeit­al­ter, daß wir als Mensch­heit die zwei­te Kul­tur­schwel­le fast voll­stän­dig über­schrit­ten haben. Über die ers­te stie­gen wir, als aus dem Jäger der Bau­er wur­de, der Noma­de seß­haft. In den ver­gan­ge­nen hun­dert­fünf­zig Jah­ren wur­de nun aus dem vor­in­dus­tri­el­len, an einen orga­ni­schen Jah­res­lauf gebun­de­nen Men­schen der indus­tri­el­le und nach­in­dus­tri­el­le, der ener­ge­tisch ent­las­te­te Mensch, der Mensch, der unge­heu­re Ansprü­che stel­len und auf ihre Erfül­lung pochen kann.

Die­ser not­lo­se Mensch ver­kennt, wie sehr er fast nur noch als Teil einer Ver­nut­zungs­ket­te ange­spro­chen und bewer­tet wird. Und von den­je­ni­gen, die das begrif­fen haben und es zurück­wei­sen, ver­su­chen wie­der­um die meis­ten, den Men­schen mit den­sel­ben Mit­teln zu ret­ten, die ihn erst in die­se Lage brach­ten: Der Mach­bar­keits­wahn hat auch die kon­ser­va­ti­ve, rech­te Sei­te fest im Griff. Vor allem hat er alle kon­ser­va­tiv ange­scho­be­nen und aus Ein­sicht in den Ver­zicht gespeis­ten grü­nen Ent­wür­fe in einen grü­nen Kon­sum, in einen ver­lo­ge­nen Mas­sen­kon­sum mit grü­nem Eti­kett (und das heißt: mit kauf­ba­rem guten Gewis­sen) umgebogen.

Gibt es erfolg­rei­che Abwehr- und Ver­tei­di­gungs­kon­zep­te gegen die­se geschmei­di­ge Über­macht? Zunächst dies: Jede Kul­tur­kri­tik, die sich gegen die Auf­lö­sung aller Din­ge stemmt, die also der Post­mo­der­ne und ihrer zer­set­zen­den Belie­big­keit etwas wenigs­tens Brem­sen­des ent­ge­gen­set­zen möch­te, ist hilf­los und defen­siv und eine Art Selbst­kon­zept oder ein Rück­zie­her oder eine ärger­li­che Vag­heit. Drei Beispiele:

Kaum ein Schrift­stel­ler hat sich so grund­sätz­lich und ent­lar­vend mit der Welt-Her­stel­lung (so sein Begriff) aus­ein­an­der­ge­setzt wie Erhart Käst­ner. Sein Plä­doy­er für eine hor­chen­de Art der Welt­wahr­neh­mung, ein In-Ruhe-Las­sen, eine gegen jede Ver­nut­zung gerich­te­te Wei­se, sich im Dasein zu bewe­gen, zieht sich durch sei­ne Bücher wie ein roter Faden.

Die­ser Faden endet in Käst­ners letz­tem Buch, dem Auf­stand der Din­ge. Er ver­sucht dar­in zu beschrei­ben, wie sehr die Din­ge dar­un­ter lit­ten, daß wir sie bloß noch taxier­ten und nicht mehr sie selbst sein lie­ßen. Und er setzt den öst­li­chen, den byzan­ti­ni­schen Weg einer Welt-Bestau­nung und Welt-Ver­wah­rung dem west­li­chen der Welt-Aus­spä­hung, Welt-Aus­rech­nung, Welt-Bemäch­ti­gung, also eben Welt-Her­stel­lung entgegen.

Man stimmt zu und freut sich: das ist ein ande­rer Ton! Bloß: An meh­re­ren Stel­len sei­nes schma­len, so wesent­li­chen Wer­kes äußert Käst­ner has­tig und wie von sich selbst erschreckt, daß natür­lich nie­mand zurück wol­le dort­hin, wo es die­se Welt-Ver­nut­zung noch nicht gege­ben und noch kein Mas­sen­tou­rist in einer hal­ben Stun­de Stät­ten durch­tram­pelt habe, an die sich anzu­nä­hern man Tage brau­che. – Also doch wie­der nur ein Kon­sta­tie­ren, eine Rat­lo­sig­keit nach der Bestands­auf­nah­me und ein Rückzieher?

Käst­ner ist, wo er so schreibt und denkt, ganz beim spä­ten Heid­eg­ger, von des­sen Schlüs­sel­schrift Die Tech­nik und die Keh­re sich nicht ohne Grund auch der Titel der ein­zi­gen öko­lo­gi­schen Zeit­schrift von rechts ablei­tet. Die erneu­te Lek­tü­re die­ses Tex­tes bestä­tigt das, was im Gedächt­nis blieb: in der Auf­schlüs­se­lung der Pro­ble­ma­tik und in der Frei­set­zung der gan­zen Kraft von Wör­tern groß­ar­tig – in der Schluß­fol­ge­rung ein Para­de­bei­spiel für jene ärger­li­che Vag­heit, in die jede kon­ser­va­ti­ve Kul­tur­kri­tik abrut­schen kann, wenn sie ein »Ich weiß es nicht« nicht über die Lip­pe zu brin­gen ver­mag. Gelas­sen­heit, Ver­hal­ten­heit – ja, aber das rückt so rasch so nahe an jene »Idyl­le im Unge­heu­ren« (Slo­ter­di­jk) her­an, vor der wir uns unbe­dingt hüten müssen.

Wir haben kein Recht, uns in ein wah­res Leben im Fal­schen zurück­zu­zie­hen. Wir dür­fen über die Mög­lich­keit einer Insel nach­den­ken, aber wir dür­fen dort nicht anlan­den, dür­fen vor den Zumu­tun­gen der Zeit und der uns zuset­zen­den Öffent­lich­keit nicht in unpo­li­ti­sche Müdig­keit, in Schlaf­be­fan­gen­heit abdrehen.

Slo­ter­di­jk weist dar­auf hin, daß der schlaf­los in Ephe­sos den­ken­de Hera­klit für jene nur Ver­ach­tung übrig hat­te, die »am Mor­gen nicht zum Gemein­sa­men erwa­chen, son­dern in ihrer Pri­vat­welt, ihrer Traum­idio­tie blei­ben, als hät­ten sie apar­te Ein­sicht«. Wir müs­sen (wirk­lich: wir müs­sen!) mor­gens fürs »Gemein­sa­me« erwa­chen, wenn schon die Nacht ganz unser Eigen­tum war.

Drit­tens Geh­len: wohl der ehr­lichs­te. Was weiß er? Er weiß um die oben ange­deu­te­te Hilf­lo­sig­keit jeder Kul­tur­kri­tik. Jeder näm­lich, der sie äuße­re, wis­se, daß das, was war, nie wie­der ver­bind­lich wer­de, und mehr: daß anspruchs­vol­le Ver­bind­lich­keit in einer ent­grenz­ten Mas­sen­ge­sell­schaft und inmit­ten einer fast geräusch­los agie­ren­den tech­ni­schen Welt von vorn­her­ein eine Unmög­lich­keit dar­stel­le und daß das Ver­lo­ren­ge­gan­ge­ne nicht mehr für alle wie­der­auf­ge­fun­den wer­den könne.

Geh­len been­de­te sei­ne Schrift von der See­le im tech­ni­schen Zeit­al­ter des­halb kon­se­quent mit dem eben­so berühm­ten wie zunächst kryp­ti­schen Satz, eine Per­sön­lich­keit sei »eine Insti­tu­ti­on in einem Fall«, »einem« kur­siv gesetzt im Ori­gi­nal. Das ist sein Aus­weg: Wenn auch alle – ich nicht. Eine Per­sön­lich­keit sei eine, wenn sie in sich auf­recht hal­te, was die Mas­se ein­riß, wenn sie ver­kör­pe­re, was unver­käuf­lich, unent­äu­ßer­bar, unan­tast­bar blei­ben müs­se, von jener Aura umge­ben, die aus einer Insti­tu­ti­on erst eine mache.

Wür­de und Halt: Über­ra­schend und zugleich irgend­wie geni­al emp­fiehlt ­Geh­len, die Anstren­gung, eine Insti­tu­ti­on in einem Fall zu sein, durch fei­ne Selbst­iro­nie zu bre­chen, also den Hof­narr und das Schrul­li­ge ein wenig mit­zu­den­ken. (Kein Wort mehr – wir wis­sen doch, was er meint!)

Jeden­falls: Der Kampf um den Men­schen, um sei­ne Iden­ti­tät, sei­ne Wür­de, um sei­ne Eben­bild­lich­keit ist in vol­lem Gan­ge – wohl wur­de um ihn stets gekämpft, aber heu­te wird er in die Irre, in eine Wüs­te ohne Bei­stand geführt, und die­je­ni­gen, die mit gutem Wil­len die Ret­tung nur in einer ande­ren Form von gott­fer­ner Kon­struk­ti­on suchen, sind dem nütz­lich, der für die Gott­fer­ne sorg­te. Man kann nicht mit den Mit­teln des Fein­des den Feind bekämp­fen. Man kann ihn damit irri­tie­ren, aber man kann nicht über ihn sie­gen: Man ist als Sie­ger in einem Kampf, des­sen Waf­fen der Feind bestimm­te, die­ser Feind selbst geworden.

X. Es könn­te vor die­sem Hin­ter­grund unse­re Auf­ga­be sein, weni­ger zu machen und mehr zu wachen.

Damit zurück zum extra­va­gan­ten Titel die­ser Über­le­gun­gen: »Schlaf­los im Wider­stand« bezieht sich mit­nich­ten auf Schlaf­los in Seat­tle, son­dern, wie ein­gangs bereits erwähnt, auf das Kapi­tel »Schlaf­los in Ephe­sos«, das sich in Peter Slo­ter­di­jks Buch Du mußt dein Leben ändern fin­det und um Frag­men­te des aus Ephe­sos stam­men­den Vor­so­kra­ti­kers Hera­klit kreist.

Es geht in die­sem Kapi­tel, ganz knapp zusam­men­ge­faßt, um das Herein­holen und Kei­men­las­sen »vor­lo­gi­scher Auf­schlüs­se« in das Den­ken. Slo­ter­di­jk sieht im 20. Jahr­hun­dert vor allem Heid­eg­ger als den­je­ni­gen Pio­nier an, der »ein Kon­zept von ›Den­ken‹« ver­folg­te, »das deut­lich näher beim medi­tie­ren­den Wachen als bei der Kon­struk­ti­on oder Dekon­struk­ti­on von Dis­kur­sen lag.« Dort, wo »so plau­si­bel wie anspruchs­voll« vor­ge­dacht wor­den sei, sol­le ange­knüpft wer­den: »Es gilt jetzt, die von Heid­eg­ger in Aus­sicht genom­me­ne Ver­wand­lung des Den­kens in eine Wach­heits­übung ohne Rück­schrit­te hin­ter das Niveau der moder­nen Ratio­na­li­täts­kul­tur vorzunehmen.«

Was soll das hei­ßen, was ist das? Schon wie­der ärger­li­che Vag­heit? Ich mei­ne: nein, aber es gehört zu die­sem Nein die Ehr­lich­keit, zuzu­ge­ben, daß ich ver­mu­te, es könn­te sich loh­nen, von die­sem Punkt, von die­ser Aufgaben­stellung aus wei­ter­zu­den­ken. Ein Ergeb­nis, ein Fahr­plan liegt nicht vor, bloß eini­ge Vorschläge.

Um also das, was Slo­ter­di­jk an Heid­eg­ger ange­lehnt sagt, anders aus­zu­drü­cken: Es geht um die Ankop­pe­lung unse­res Den­kens, Machens, Welt-Aus­rech­nens an etwas, das man den »hor­chen­den Vor­be­halt« nen­nen könn­te. Das Hor­chen, das wache Hin­hö­ren ist die Rück­bin­dung an eine Grö­ße, der man zuhö­ren muß und will und deren Anspruch einen dar­an hin­dern soll­te, das Tun nur vom Ich und von der Mach­bar­keits­ebe­ne her zu über­prü­fen und stets rasch und recht ein­falls­los aufs Nahe­lie­gen­de, ­Bil­li­ge, also aufs Mit­tun mit den Mit­teln der Ver­nut­zung zu verfallen.

Es geht um eine Ver­ti­kal­span­nung, die uns auf eine ganz ande­re Art wach­hal­ten wür­de als jene hori­zon­ta­le Dis­zi­plin, die sich nur an der Mecha­nik der Gesell­schaft, des Poli­tik­be­triebs, der gekonnt ein­ge­fä­del­ten Auf­merk­sam­keits­er­rin­gung, der Mar­ke­ting-Pla­zie­rung abar­bei­tet. Es geht also nicht mehr nur um einen Kampf gegen die Sprach­re­gime der ande­ren oder um die Kon­struk­ti­on des eige­nen Macht­ap­pa­rats, mit dem die Mobi­li­sie­rungs­fä­hig­keit des Geg­ners über­trumpft und zer­stört wer­den soll.

Poli­ti­ker müs­sen machen, was Poli­ti­ker machen müs­sen, und Par­tei­en haben nach den Bewe­gungs­ge­set­zen des Par­tei­en­staats zu agie­ren. Ein Ver­lag ist aufs Buch­ge­schäft aus­ge­rich­tet, aber alles das wäre tat­säch­lich anders, geschä­he es unter hor­chen­dem Vorbehalt.

Es müs­sen sich unter uns ein Den­ken und eine Ver­hal­tens­leh­re ver­brei­ten, die die­sen Vor­be­halt pfle­gen. Es muß dar­um gehen, mit sehr wachen Sin­nen, also schlaf­los, in sich etwas grün­den zu las­sen und auf die­se Grün­dung zu ach­ten. Der Vor­be­halt gegen das Machen rührt dar­aus, daß, wer eine aller Mach­bar­keit ent­zo­ge­ne Ord­nungs­er­zäh­lung wirk­lich wahr- und ernst nimmt, sein Han­deln stets in die­se  Ord­nungs­er­zäh­lung ein­ge­fügt sehen möchte.

Ist die­se Form von Wach­sam­keit den­je­ni­gen vor­be­hal­ten, die an Gott glau­ben oder ihn zumin­dest als einen Ver­trie­be­nen betrach­ten, als jeman­den also, der ein­mal wirk­mäch­tig anwe­send war und recht eigent­lich einen Anspruch auf den gro­ßen Gar­ten in uns, den Ur-Gar­ten hat? Ent­fer­nung von Gott, die Ungläu­big­keit, die Zer­stö­rung der gött­li­chen Ord­nung und die Infra­ge­stel­lung ihrer Ver­bind­lich­keit, zuerst in jedem ein­zel­nen, dann in der gan­zen Gesell­schaft: Nicht weni­ge Den­ker sehen in der dar­aus resul­tie­ren­den Selbst­er­mäch­ti­gung des Men­schen den eigent­li­chen, weil geis­ti­gen Grund für die Kata­stro­phen der jün­ge­ren Geschich­te und ihrer Fort­dau­er in wech­seln­den Gewän­dern bis heute.

Ich ver­mu­te, daß nie­man­dem die Läh­mung unbe­kannt ist, die uns über­fällt, wenn wir dar­über nach­den­ken, wie wenig wir dem, was mit uns geschieht, ent­ge­gen­zu­set­zen haben, solan­ge wir es mit den Mit­teln der Geg­ner­schaft auf hori­zon­ta­ler Ebe­ne tun. Die­se Läh­mung, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren vie­le gute Leu­te ergrif­fen hat, kann nur dadurch über­wun­den wer­den, daß wir vor das Den­ken und das Tun das Wachen setzen.

Wir müs­sen in die­sem Sin­ne des Wor­tes schlaf­los sein.

– – –

(Die Grund­la­ge die­ses aus zehn Absät­zen bestehen­den Tex­tes ist der Vor­trag »Schlaf­los in Schnell­ro­da«, den Götz Kubit­schek zum Abschluß des Som­mer­fes­tes 2022 vor eini­gen hun­dert Zuhö­rern hielt. Die Absät­ze I bis VII bil­den den 1. online-Teil. Der Gesamt­text liegt mit zusätz­li­chen Anmer­kun­gen in der 113. Sezes­si­on in gedruck­ter Form vor.)

Götz Kubitschek

Götz Kubitschek leitet den Verlag Antaios

Nichts schreibt sich
von allein!

Das Blog der Zeitschrift Sezession ist die wichtigste rechtsintellektuelle Stimme im Netz. Es lebt vom Fleiß, von der Lesewut und von der Sprachkraft seiner Autoren. Wenn Sie diesen Federn Zeit und Ruhe verschaffen möchten, können Sie das mit einem Betrag Ihrer Wahl tun.

Sezession
DE58 8005 3762 1894 1405 98
NOLADE21HAL

Kommentare (0)

Für diesen Beitrag ist die Diskussion geschlossen.