Er unterstellte zwei geistige Neigungen, die der modernen Linken zugrunde liegen, und zwar zum einen “Gefühle der Minderwertigkeit” und zum anderen die “Übersozialisierung”:
Wenn jemand fast alles, was über ihn gesagt wird, als herabwürdigend interpretiert (oder über Gruppen, mit denen er sich identifiziert), folgern wir, daß er Minderwertigkeitsgefühle oder geringes Selbstwertgefühl hat.
Offenbar war in den USA schon in den Neunzigern abzuspüren, was die linke Bewegung in ihrer neubürgerlich „woken“ Gestalt ausmacht. Mit einer revolutionär-kommunistischen oder reformorientiert-sozialdemokratischen Linken hat deren moralistische Gegenwartsvariante gar nichts mehr gemein.
Die einst radikale Intellektualität, die der Linken selbst in den Augen ihrer Feinde eine erotische Anmutung verlieh, ist vollends verloren; es blieb diese penetrant quengelnde Gefühligkeit, mit der die Reste einer längst trivialisierten Aufklärung zusammengekehrt, die Forderungen aber aufs dümmlichste immer utopischer werden.
Diejenigen, die wegen ‚politisch inkorrekten‘ Fachwortschatzes am empfindlichsten sind, sind nicht die durchschnittlichen schwarzen Ghettobewohner, asiatischen Immigranten, mißbrauchten Frauen und Behinderten, sondern eine Minderheit von Aktivisten, von denen viele nicht einmal zu einer ‚unterdrückten‘ Gruppe gehören, sondern aus privilegierten Schichten der Gesellschaft kommen.
Phänomenal zudem, wie die einst heroische Linke, die früher den Staat bekämpfte oder in den Varianten von Lenin, Stalin, Tito, Mao, Kim Il-sung selbst radikalschmittianisch Staat machte, sich nun als Schrumpfform ihrer selbst parasitär im bürgerlichen Staat einzurichten und ihn als ihren Wirt zu benutzen weiß, der sie zum einen als seine vermeintlich „Zivilgesellschaft“ finanziert, der ihr zum anderen aber als Vehikel, als Werkzeug, als Waffe gegen die Rechte dient.
Einen prinzipiellen Unterschied zwischen sozialdemokratischen, linken und grünen Apparatschiks, Parlamentariern und Ministern gibt es nicht mehr. Man arbeitet unkompliziert und kompatibel in der Weise von Blockfreunden zusammen, sogar mit Figuren einer sich modern verstehenden CDU und der kapaunisierten FDP.
Alles Wesentliche, was der gegenwärtige Staat der Berliner Republik als seine Hauptanliegen herausstellt, sind Zielstellungen der linken, grünen und woken Bewegung. Über der Basis eines noch restfunktionalen marktwirtschaftlichen Arbeitens erhebt sich der hypertrophe Überbau der Transfergesellschaft, die immer fanatischer gerechtfertigt wird:
Migrantenalimentierung, Gerechtigkeit als Gleichheit und Gleichmacherei, Favorisierung nicht nur aller angeblich Benachteiligten, sondern vor allem der Antriebsschwachen und Willenlosen sowie der systemverursachten Kretins, denen per se ein Anrecht auf satte Teilhabe versprochen wird, ohne daß der Staat von ihnen Engagement erwartet.
Linke neigen dazu, alles zu hassen, das den Ruf hat, stark, gut und erfolgreich zu sein. Sie hassen Amerika, sie hassen westliche Zivilisation, sie hassen weiße Männer, sie hassen Rationalität. (…) Worte wie Selbstvertrauen, Eigenständigkeit, Initiative, Unternehmungsgeist, Optimismus usw. spielen im (…) linken Vokabular kaum eine Rolle. Der Linksorientierte ist antiindividualistisch, pro-kollektivistisch. Er will, daß die Gesellschaft jedermanns Probleme löst, jedermanns Bedürfnisse befriedigt, sich um alles kümmert. (…) Der Linksorientierte ist dem Konzept der Konkurrenz gegenüber widerstreitend, denn tief im Innern fühlt er sich wie ein Verlierer. (…) Seine Gefühle der Minderwertigkeit sind so tief verwurzelt, daß er sich selbst nicht als individuell stark und wertvoll vorstellen kann. Von daher der Kollektivismus der Linksorientierten. Er kann sich nur als Mitglied einer großen Organisation oder einer Massenbewegung stark fühlen, mit der er sich identifiziert.
Nur ist diese Massenbewegung mittlerweile der Staat selbst. Deswegen holt die Exekutive im Sinne, ja im Dienste der linkswoken Meinungsbildner gegen die Rechte aus, deshalb wittert sie überall Diskriminierungen sowie all die angeblich rassistischen, antisemitischen, sexistischen Zurücksetzungen, deswegen betreibt sie überhaupt einen verheerenden Rückbau dessen, was noch vor dreißig Jahren Grundlage des westlichen Erfolgsmodells war.
Am schlimmsten geschieht das in der Bildungspolitik, die folgerichtig enorme kulturelle Bestandsverluste zu verantworten hat.
Daß es im amerikanischen Kapitalismus zur kommunistenfeindlich paranoiden Ära McCarthy kam, erscheint noch nachvollziehbar. Daß nunmehr mit gleicher Eigendynamik eine Inquisition von links her durchzieht, ist jedoch zunächst verblüffend.
Da die Wirtschaft zwar noch nicht in ihren Eigentumsformen, aber hinsichtlich Firmenkultur und Leitbildern umgebaut wird, hält sie gegenüber politischen Nötigungen weitgehend still, beschränkt sich aus wirkungslose Appelle und weicht, sobald sich die Gelegenheit ergibt, in Richtung besserer Reproduktionsbedingungen anderswohin aus.
Die politisch grundierte Hypermoralisierung führt zu einer Art freudianischen Ambivalenz innerhalb der linken und woken Milieus:
Der Moralkodex unserer Gesellschaft ist so fordernd, daß niemand auf eine vollkommen moralische Weise denken, fühlen und handeln kann. Zum Beispiel sollen wir niemanden hassen, doch nahezu jeder haßt jemanden (…). Manche Leute sind so hoch sozialisiert, daß der Versuch, moralisch zu denken, zu fühlen und zu handeln, ihnen eine schwere Bürde auferlegt. Um Schuldgefühle zu vermeiden, haben sie sich stetig über ihre eigenen Motive zu täuschen und moralische Erklärungen für Gefühle und Handlungen zu finden, die in Wirklichkeit einen nicht-moralischen Ursprung haben. Wir verwenden den Begriff ‚übersozialisiert‘, um solche Leute zu beschreiben.
In diesem übersozialisierten Sinne erfolgen gegenwärtig die fatalen erzieherischen Prägungen in der Staatsschule – indoktrinierend, ideologisierend, ausgerichtet auf Bekenntnisse-zu statt auf kritisches Urteilsvermögen-über.
Michael Klonovsky notierte, inwiefern die durchbefohlene Correctness unfreiwillig tragikomische Kuriositäten bedingt:
Es gibt Rassismus, aber keine Rassen, es gibt Volksverhetzung, aber kein Volk, es gibt Sexismus, aber Geschlechter sind konstruiert, und es gibt selbstverständlich auch Kolonialismus ohne Kolonien.
Ist es zutreffend, wenn Kaczynski der Linken geringes Selbstbewußtsein, depressive Neigungen und Defätismus diagnostiziert? Mag sein. Starke Charaktere, intellektuelle Schwergewichte und überhaupt Charismatiker fehlen in der linkswoken Bewegung.
Die Altlinke hatte früher noch den von ihr bewunderten Schwätzer Gregor Gysi, dann hielt sie sich an Sahra Wagenknecht aufrecht, die nun aber gerade wegen ihrer Individualität und Streitbarkeit weggebissen wird. Übrig bleiben bräsige Funktionäre und staatsbesoldete Parlaments- und Bürokräfte.
Man mag von der Rechten und der AfD halten, was man will, aber markige Persönlichkeiten, Individualisten und erratische Typen sehen eher dort ihren politischen Platz – vermutlich so, wie solche Charaktere früher links zu finden waren, als die Linke eben noch nicht die Generallinie des Staates bestimmte.
Die Linke ist nicht nur in Berlin angekommen, nein, sie ist Berlin, sie ist Leipzig und sie ist die Republik, selbst befremdet davon, daß allein die ökonomische Basis noch nicht sozialistisch ist, der Überbau und die Kultur aber nahezu vollständig. Vermutlich lebt es sich mit dem noch marktwirtschaftlich ermöglichten Komfort besser. Denn die Linke ist alles andere als proletarisch; sie bildete eine irgendwie „alternative“, vor allem aber hedonistisch orientierte Neo-Bourgeoisie aus, der vom Revolutionieren nurmehr das Moralisieren blieb – dies jedoch mit um so revolutionärerer Attitüde.
Einem vitalen und inspirierten Korrektiv von rechts hätte die institutionalisierte Linke – obwohl das Staatschiff lenkend – wenig entgegenzusetzen, nur fehlt diesem rechten Korrektiv bislang eine kraftvolle Dynamik. Weil’s schon demografisch an Jugend fehlt. An den Info-Ständen der AfD etwa sammeln sich frustrierte alte Geschichtenerzähler, kritisch widerständig, seit die Rente läuft – während der größte Teil der Jugend mit ihren neuen Staatsbürgerkundelehrern bislang hinter der Regenbogenflagge versammelt ist.
Mboko Lumumbe
1/3 Gut auf den Punkt gebracht und hierfür passende Sprache verwendet. Bei der klaren sprachlichen Benennung hat Konservativ-rechts noch deutlich Handlungsspielraum. Man sollte die Nationalen Sozialisten auch als das benennen, was sie sind: Nationale Sozialisten mit ihren demokratiefeindlichen N-Methoden. Linker Abschaum.
Der linke Abschaum ist weder 45 noch 89 verschwunden, ganz im Gegenteil. Heute hat das "Pack" (Mittelfinger Gabriel) sich verschiedene Farben und Namen gegeben. Boley hat es vorhergesagt.
Der linke Abschaum ist schon lange bildungspolitisch tätig, will aktuell noch mehr in die Lehrpläne drängen. Stichwort "Teachers for future", usw.
"Womit wir zu rechnen haben" hat manches angesprochen, wenn auch nicht alles und deutlich genug. Die tiefe Spaltung unserer Gesellschaft ist kurz- bis mittelfristig unüberwindbar und der demokratiefeindliche linke Abschaum tut alles dagegen. Sie wollen keinen Frieden und sie werden auch keinen geben, im Gegenteil.