KAISER: Mein Vortragsthema war „Partei und Vorfeld in Zeiten der Zuspitzung“, um 19 Uhr sollte der Vortrag stattfinden. Die besagte Zuspitzung erlebten wir dann selbst am späten Nachmittag. Als ich mich gegen 17.30 Uhr dem Haus näherte, in dem Angehörige der Burschenschaft privat eine Etage gemietet haben, erblickte ich – ich war 30, 40 Meter vor dem Ziel – drei sportliche junge Herren vor der Haustür. Zunächst dachte ich, es handle sich um sommerlich-legere gekleidete junge Aktivisten aus dem patriotischen Spektrum, die mich in Empfang nehmen wollten. Stutzig machte mich aber ein „ACAB“-Motiv auf dem Shirt eines der Herren.
SEZESSION: All Cops Are Bastards.
KAISER: Ja. Gehen Burschenschafter mit derartigen Slogans auf eine Abendveranstaltung? Wohl eher nicht. Ich wechselte also auf die linke Straßenseite, woraufhin der Herr mit dem besagten Kleidungsstück mir zurief, ich solle doch rüberkommen, das sei ja der korrekte Eingang, den ich suche: Ich solle jetzt „rankommen“. Dazu machte er entsprechend „einladende“ Gesten. In diesem Moment war mir ganz klar, daß es sich um Linke handelt. Diese setzten sich, teils offensiv gestikulierend, in meine Richtung in Bewegung, worauf ich mich schleunigst entschied, die Verfolger abzuhängen.
Von einem Innenhof aus meldete ich den Burschenschaftern, daß ihr Hauseingang von ein paar Antifas besetzt sei, zudem kontaktierte ich die Polizei. Die rief mich kurz darauf – mit einer mittlerweile wohl zentral und digital zugewiesenen Erfurter Nummer – zurück, um mir mitzuteilen, dass die Lage vor Ort geklärt sei. Mittlerweile seien mehrere Personen vor dem Haus, die alle meinen Vortrag besuchen wollten und daher meinem Spektrum zugerechnet seien. Ich könne also von dem Innenhof gen Haus starten. Ich bedankte mich herzlich und wollte aufbrechen.
SEZESSION: Nun wissen wir ja und können es heute der Presse entnehmen, daß die Lage ganz und gar nicht geklärt war.
KAISER: Genau. Mich rief nämlich zum Glück einer der auswärtig lebenden Burschenschafter an, er sei mit einem Freund mit dem Auto bereits im Viertel und sie würden mich aus Sicherheitsgründen einsammeln. Ich stieg zu, wir erreichten wenige Minuten später das Haus – um dort 20 bis 25 junge Linksextremisten zu sehen, die in beide Richtungen die Zufahrt versperrten und damit ihre Macht demonstrierten. Hätte ich den Ratschlag des Polizisten am Telefon befolgt, wäre ich dem Trupp aus linken Fußballultras und Antifas direkt in die Arme gelaufen. Ungünstig. Wir drehten dann angesichts des Kräfteverhältnisses von 3 zu 25 ab.
SEZESSION: Und dann?
KAISER: Dann rief ich die Erfurter Nummer an, erklärte höflich, dass ich ein wenig irritiert sei, weil sehr wohl Linke vor dem Haus herumlungerten und keineswegs freundliche Besucher der Burschenschaft, woraufhin ich behandelt wurde, als ob ich nicht in der Lage wäre, die Situation korrekt zu erfassen. Ich legte auf, als es nichts mehr zu bereden gab. Erneut rief mich dann die Erfurter Nummer an und teilte mir mit, man hätte wiederum eine Lageprüfung vorgenommen: Es sei in der Tat eine linke Versammlung, ich hätte recht. Man entsende an einen Ort, den wir nennen sollten, nun eine Streife zur weiteren Besprechung der Vorgehensweise.
Diese beiden Beamten, die nach einer Weile anrückten, waren überaus korrekt und höflich. Ihnen war der Vorgang nicht bekannt, und man verwies auf eine Unterbesetzung. Die Crux ist nun aber die: Bereits mittags hatte die Polizei die Burschenschaft kontaktiert. Man rechnete mit Protesten. Diese Proteste wurden vom regionalen Antifa-„Rechercheportal“ angeheizt. Man berichtete dort bei Twitter vorab mehrfach über den Vortrag, ganz aktuell auch am gestrigen Tag um 10.20 Uhr, und schloß mit folgender unterschwelliger Drohung: „Leider blieben solche Veranstaltungen bisher ohne kritische Begleitung.“ Die Polizei war also auch öffentlich vorgewarnt und erwähnte gegenüber der Burschenschaft bereits um 12.35 Uhr von einer Absprachenotwendigkeit.
SEZESSION: Und was wurde abgesprochen?
KAISER: Um 13.30 Uhr erfolgte laut einem Burschenschafter die Absprache mit der Polizei. Die Polizei bestätigte ihm, daß vor dem Haus und im Umfeld eine erhöhte Gefahr bestünde. In einem zweiten Gespräch, einige Stunden später, fast zeitgleich mit meinem Vorfall, teilte die Polizei, diesmal eine Dame, der Burschenschaft hingegen mit, man sei „personell unterbesetzt“, könnte demnach keine Kräfte abstellen. Die Folge war das eben Geschilderte – ich konnte vertrieben werden (oder doch nur „kritisch begleitet“?), während immer mehr Linke vor dem Haus und im Umfeld der Nebenstraßen herumlungerten. Ein Polizeikommissar betrat dann das Haus, sprach mit den beiden anwesenden Burschenschaftern, die Aussagen machten und ihnen schilderten, was dem Referenten, also mir, widerfahren war. Die Polizei verließ daraufhin den Veranstaltungsort wieder.
Wir sagten den Vortrag ab, weil die Sicherheit der erwarteten Teilnehmer offensichtlich nicht zu gewährleisten war, Die Linken blieben bis 22 Uhr. Dann war die Polizei anscheinend doch nicht mehr unterbesetzt (?) und ließ den „Protest“ räumen – wegen möglicher Ruhestörung. Denn Parolen wurden ja gerufen, Musik eingesetzt.
SEZESSION: Wie ging der Abend für Dich aus?
KAISER: Wir blieben noch an der Tankstelle und mußten unsere Aussagen abgeben. Interessant: Kurz vor unserem Aufbruch von dort gen Heimat kam noch ein „Späher“ der Linken an die Tankstelle. Die Polizei konnte ihn aber mangels Einsatzkräften nicht festsetzen, stellte aber bei der raschen Abfahrt noch fest, daß der Herr einen Leipziger PKW fuhr. Das Detail ist nicht belanglos. Die linksmilitanten Szenen in Leipzig und Jena haben ja eines gemeinsam: Sie rekrutieren sich aus den kampfsportaffinen Fußball- und Antifa-Strukturen gleichermaßen. Eine massive gewalttätige Potenz. Apropos Leipzig: Jürgen Kasek, grüner Politiker und Anmelder von Antifa-Demos rund um den Fall der Hammerbande, twitterte gestern dies: „Ein Prozent und Kubitschek. Diese müssen wir stellen und aus dem Schatten ziehen und diese öffentlich angreifen.“
SEZESSION: Von Leipzig zurück nach Jena: Mittlerweile hat die Presse berichtet.
KAISER: Wenig überraschend: Elena Vogel berichtete in der Ostthüringischen Zeitung von „spontanem Protest“, der „friedlich“ verlaufen sei. Überschrift: „Hat wohl Angst bekommen“ (also ich, der Referent). Spontan, wenn bereits mittags über Maßnahmen nachgedacht wurde? Friedlich, wenn der Referent der Abendveranstaltung angegriffen werden sollte?
SEESSION: Ein Oberkommissar Herrmann gab für die Presse zu Protokoll, Dein Vortrag sei kurzfristig abgesagt worden. Seine Vermutung: „Der Referent hat wohl Angst bekommen.“ Das hätte nun auch aus dem Mund eines Antifa-Sprechers kommen können. Weißt Du, warum sich dieser Kommissar so äußerte?
KAISER: Es ist mindestens irritierend, da er die Lage vor Ort ja selbst wahrnehmen konnte. Ich weiß nicht, was der Herr empfunden hätte, wenn ihm von drei motivierten Linksextremisten nachgestellt worden wäre. Ist „Angst“ das richtige Wort? Hätte ich seiner Ansicht nach etwa chancenlos in ein Eins gegen Drei gehen sollen, zumal sich im Umfeld weitere Angehörige der linken Szene bewegten?
Nur eines ist korrekt: Die Burschenschaft sagte den Vortrag ab, gegen 18 Uhr. Angesichts der linken Drohkulisse auf der Straße, der zahlenmäßigen Überlegenheit und der unserer Empfindung nach fehlenden Polizeistrategie war es meiner Meinung nach keine grundfalsche Entscheidung.
SEZESSION: Was bleibt?
KAISER: Die konformistische Rebellion hat Narrenfreiheit, jedenfalls in linken Hot-Spots wie Jena. In Zeiten von Sonneberg, Umfragewerten der AfD in Thüringen von rund 30 Prozent und einer gesellschaftlichen Abwendung von linksgrünen Politikvorhaben bleibt der linken Presse nur noch die permanente Hetze und dem linken Lager nur noch die Sprache der Gewalt. Man sollte als Patriot – ob in Partei oder Vorfeld – mehr denn je wachsam leben, solidarisch bleiben, geschlossen agieren. Und nüchtern zur Kenntnis nehmen, dass man im Zweifelsfall am falschen Ort und zur falschen Zeit keine Hilfe zu erwarten hat.
RMH
Solche Verhinderungen von Meinungskundgebungen werden dann von der sich demokratisch und frei darstellenden Lokalpresse als Zivilcourage abgefeiert, wie jüngst auch beim Besuch von B. Höcke in Würzburg.
Zum konkreten Fall: Man wird nicht immer taktisch geschickt und weise ausweichen können. Früher oder später knallt es (lässt sich gar nicht verhindern) und nach dem hier geschilderten Ablauf nimmt man das staatlicherseits wohl auch zumindest billigend in Kauf. Man darf auf anstehende Veranstaltungen mit Sorge, aber nicht mit Furcht, blicken.