Zivilgesellschaft? Das ist schon sehr geschickt gemacht, sagt Michael Meyen

SEZESSION: Herr Professor Meyen, Sie forschen als Kommunikations­wissenschaftler unter anderem zu den Medien in der DDR und ­wollten Ende der 1980er Jahre in Leipzig Journalist werden. Deshalb ein kleiner Rückblick: Nach dem Verbot der sowjetischen Zeitschrift Sputnik eröffnete die heutige Deutschlandfunk-Journalistin Silke ­Hasselmann im Jugendradio DT64 ihre Sendung mit den Worten »Ein Sputnik ist heute abgestürzt«. Folgen waren eine Strafversetzung und ein »Mikrofonverbot«. War das die DDR-Variante der »Cancel Culture«?

PROFESSOR MICHAEL MEYEN: Ver­glei­che mit der DDR haben min­des­tens zwei Haken. Damals wuß­te jeder, wer die Öffent­lich­keit kon­trol­liert. Radio, Fern­se­hen und Pres­se gehör­ten ent­we­der dem Staat oder einer der Par­tei­en. Nie­mand hat dort Plu­ra­lis­mus erwar­tet oder gar Objek­ti­vi­tät. Sil­ke Has­sel­mann war ein Sprach­rohr der Macht. Schon des­halb war so eine Anspie­lung ein No-Go. Wenn sich Stef­fen Hebe­streit in der Bundes­pressekonferenz über Olaf Scholz lus­tig machen wür­de, wäre er sei­nen Job auch sofort los. Hassel­mann hat es trotz­dem ris­kiert und ist so in die Geschichts­bü­cher gekommen.

SEZESSION: Und der zwei­te Haken?

MEYEN: Das Inter­net. Heu­te kann jeder immer und über­all die Regie­rungs­ver­si­on her­aus­for­dern oder wenigs­tens kon­kur­rie­ren­de Sicht­wei­sen auf­ru­fen. Das ging in der DDR nur begrenzt, über das West­fern­se­hen. Sie fra­gen jetzt bestimmt gleich nach der Zen­sur­ma­schi­ne, die alles aus dem Netz fischt, was die Bür­ger nicht sehen sollen.

Das führt direkt zur Can­cel Cul­tu­re, die ja auf Per­so­nen zielt und auf klei­ne­re Öffent­lich­kei­ten. Sach­bü­cher, Demos, Vor­trä­ge, Kon­zer­te. Leit­me­di­en und Platt­for­men sind weit­ge­hend ein­ge­hegt. Dort bekom­men Sie kei­ne Reich­wei­te und damit kei­ne Rele­vanz, wenn Sie den Raum des Sag­ba­ren ver­las­sen. Die Mecha­nis­men sind ande­re, aber das Ergeb­nis unter­schei­det sich nicht groß von der DDR. Die Ideo­lo­gie hat den Herr­schen­den damals erlaubt, auch auf alle ande­ren Öffent­lich­kei­ten zuzu­grei­fen. Dik­ta­tur des Pro­le­ta­ri­ats, Kampf gegen den Klas­sen­feind: Damit ließ sich fast alles rechtfertigen.

Für Ver­bo­te und offe­ne Zen­sur müß­te man heu­te die Ideo­lo­gie anpas­sen. Bis dahin wird gecan­celt und wei­ter­hin erzählt, daß wir Mei­nungs- und Wis­sen­schafts­frei­heit haben.

SEZESSION: Sie bezeich­nen sich in einem Arti­kel der Zeit­schrift Tumult als »Zeit­zeu­gen für einen umge­kehr­ten Totalitarismus«.
Was ist das eigent­lich – ein »umge­kehr­ter Totalitarismus«?

MEYEN: Das ist ein Begriff, den Shel­don Wolin in den USA nach 9/11 geprägt hat, als Regie­rung und Nach­rich­ten­ka­nä­le Fake News ver­brei­tet haben, um den »War on Ter­ror« zu befeu­ern und schließ­lich in den Irak ein­mar­schie­ren zu kön­nen. Wolin hat schon vor 20 Jah­ren Par­al­le­len zu Nazi­deutsch­land und zur Sowjet­uni­on gese­hen und ein Sys­tem beschrie­ben, in dem Staat und Kon­zer­ne zusam­men­ge­hen und alle ande­ren For­men der Macht unter­wer­fen, Kir­chen, Wis­sen­schaft, Tech­nik, Kultur.

Die­se neue Super­macht braucht kein Cha­ris­ma und muß die Mas­sen auch nicht mobi­li­sie­ren. Des­halb umge­kehr­ter Tota­li­ta­ris­mus. Für die Kon­trol­le genügt es, die Men­schen per­ma­nent zu beschäf­ti­gen, abhän­gig zu machen und in Angst zu hal­ten. Der Ter­ro­ris­mus, die Viren, jetzt das Kli­ma. Da bleibt einem gar nichts ande­res übrig, als die Füße still­zu­hal­ten und auf Ret­tung von oben zu warten.

SEZESSION: Ist das eine Zuspit­zung oder sehen Sie uns wirk­lich bereits dort ange­langt? Dann könn­ten wir ein Inter­view wie die­ses doch gar nicht füh­ren, weil wir bei­de längst inhaf­tiert wor­den wären.

MEYEN: Der umge­kehr­te Tota­li­ta­ris­mus braucht kei­ne Lager. Es reicht, uns die gro­ße Büh­ne zu neh­men und damit jede Wirk­sam­keit. Was nicht in den Leit­me­di­en erscheint, das exis­tiert nicht. Immer noch, auch wenn inzwi­schen jeder drit­te Erwach­se­ne die­se Kanä­le mei­det. Aber bei den Leit­me­di­en kön­nen und müs­sen wir unter­stel­len, daß alle wis­sen, wor­über man dort redet, und daß sich alle der Moral unter­wer­fen, die dabei mit­ge­lie­fert wird. Das Wort »alle« meint dabei nicht unbe­dingt uns bei­de oder die Leser die­ser Zeit­schrift, son­dern die­je­ni­gen, die über unser Leben bestim­men. Minis­ter, Land­rä­te, CEOs, Inten­dan­ten, Schuldirektoren.

Wenn die Leit­me­di­en uns mar­kie­ren, dann braucht es ein dickes Fell, um uns ein­zu­la­den, und eine Unab­hän­gig­keit, die kaum noch jemand hat. Die Can­cel Cul­tu­re funk­tio­niert des­halb viel bes­ser als jedes Gefäng­nis, weil sie hilft, den Schein zu wah­ren. Die Kri­ti­ker lau­fen ja noch frei her­um und haben sogar eige­ne Zeitschriften.

SEZESSION: Tota­li­tä­re Sys­te­me haben die vol­le Kla­via­tur ihrer Mecha­nis­men sel­ten sofort voll aus­ge­spielt, son­dern scheib­chen­wei­se. ­Hal­ten Sie Can­cel Cul­tu­re nur für eine Spros­se auf einer Lei­ter des Tota­li­ta­ris­mus oder hat die­se bereits end­gül­ti­gen Charakter?

MEYEN: Pro­gno­sen sind immer schwie­rig. Im Rück­blick kann man die Scheib­chen schön sehen. Am Anfang ging es um die gro­ßen Redak­tio­nen. Für die Süd­deut­sche kann man das zum Bei­spiel bei Birk Mein­hardt nachlesen.

SEZESSION: Wie ich mei­ne Zei­tung ver­lor, erschie­nen 2020.

MEYEN: Genau. Mein­hardt war eine Art Vor­zei­ge­jour­na­list und hat­te nach zwei Egon-Erwin-Kisch-Prei­sen eigent­lich Nar­ren­frei­heit. In sei­nem Buch ver­öf­fent­licht er vier Tex­te, die trotz­dem nicht erschei­nen durf­ten, weil sie an Tabus krat­zen. Kapi­ta­lis­mus, Rechts­staat, das Bünd­nis mit den USA. Ein­mal wird ihm gesagt, daß die Rech­ten sei­ne Geschich­te nut­zen könn­ten. Also wird die Wahr­heit beschwie­gen und alles weg­ge­las­sen, was nicht zur Hal­tung paßt. Mein­hardt erin­nert sich außer­dem an einen Leser­brief­re­dak­teur, der am Tele­fon erzähl­te, daß der Chef der Außen­po­li­tik kei­ne Zuschrif­ten im Blatt haben wol­le, die das kri­ti­sie­ren, was die NATO im Koso­vo macht.

SEZESSION: Mein­hardt bleibt ein Einzelfall.

MEYEN: Für den Koso­vo­krieg ist das sys­te­ma­tisch unter­sucht wor­den, von Kurt Grit­sch, einem His­to­ri­ker. Grit­sch hat die gro­ßen Feuil­le­tons ana­ly­siert und kann so zei­gen, wie Zustim­mung zur mili­tä­ri­schen Inter­ven­ti­on orga­ni­siert wur­de. Inzwi­schen weiß man auch, wel­che Rol­le PR-Agen­tu­ren dabei spielten.

Wenn Sie noch einen Ein­zel­fall aus die­ser Zeit wol­len: ­Ulrich Wickert, damals »Mis­ter ›Tages­the­men‹«. Wickert hat­te nach 9/11 in einer Zeit­schrift geschrie­ben, daß die Anschlä­ge nicht auf west­li­che Wer­te ziel­ten, son­dern auf unse­re Über­heb­lich­keit und unse­ren Mate­ria­lis­mus. Außer­dem sag­te er, daß der zwei­te Bush die glei­chen Denk­struk­tu­ren habe wie Osa­ma bin Laden. Was für ein Skan­dal! Sogar Ange­la Mer­kel, damals CDU-Vor­sit­zen­de, hat sich ein­ge­schal­tet. Wickert sei als Nach­rich­ten­mo­de­ra­tor abso­lut nicht mehr trag­bar. Er hat sich sofort ent­schul­digt, in den »Tages­the­men«, also auf der größ­ten denk­ba­ren Büh­ne. Das Signal ist beim kleins­ten Redak­teur angekommen.

SEZESSION: Also, die Leit­me­di­en sind das ers­te Scheibchen.

MEYEN: Der Jour­na­lis­mus war bis in die nuller Jah­re der zen­tra­le Pfei­ler in unse­rem Wahr­heits­re­gime. Michel Fou­cault sagt, daß jede Gesell­schaft so ein Regime brau­che. Jede Gesell­schaft braucht Tech­ni­ken, von denen wir anneh­men dür­fen, daß sie Wahr­heit pro­du­zie­ren, Men­schen, die befugt sind, die­se Wahr­hei­ten dann zu ver­kün­den, und Mit­tel, um Abweich­ler zu sank­tio­nie­ren. Des­halb war Wickert so wich­tig. Wer bezwei­fel­te, was die »Tages­the­men« zu 9/11 sag­ten oder zum Koso­vo, der kam dort ein­fach nicht vor.

Damit wir das schlu­cken, ver­spricht uns der Jour­na­lis­mus etwas, was nie­mals ein­zu­lö­sen ist: Objek­ti­vi­tät, Neu­tra­li­tät, Unpar­tei­lich­keit. Die­se Berufs­ideo­lo­gie ist ver­rä­te­risch. Sie ver­deckt die Selek­ti­vi­tät. Mit dem Inter­net war das vor­bei. Jetzt konn­te jeder ohne viel Mühe Stü­cke fin­den, die das Gegen­teil behaup­te­ten und min­des­tens genau­so plau­si­bel waren.

SEZESSION: Wann kommt Scheib­chen zwei?

MEYEN: Ab 2010, 2011. Mit den ­Smart­phones und dem Sie­ges­zug der Platt­for­men. Man kann hier sehr schön das Zusam­men­spiel von ­Staa­ten und Kon­zer­nen stu­die­ren, das Shel­don Wolin beschreibt. Im März 2015 wird in Brüs­sel eine Task Force instal­liert, die alles bekämpft, was dem eige­nen Ukrai­ne-Nar­ra­tiv wider­spricht. 2017 kommt in Deutsch­land das Netz-DG, das aus Goog­le und Co. Zen­sur­ma­schi­nen macht. 2018 unter­schrei­ben die Netz­gi­gan­ten einen »Ver­hal­tens­ko­dex gegen Des­in­for­ma­ti­on« und berich­ten seit­dem flei­ßig, was sie alles löschen und ­blo­ckie­ren. Der Medi­en­staats­ver­trag macht dann im Novem­ber 2020 aus den Lan­des­me­di­en­an­stal­ten Zen­sur­stel­len für alle Sei­ten der Gegenöffentlichkeit.

Das Ergeb­nis haben wir in den Coro­na-Jah­ren gese­hen und kön­nen das inzwi­schen ja auch nach­le­sen, in den Twit­ter-Files zum Bei­spiel. Im nächs­ten Schritt geht es um die pri­va­ten Inter­net­sei­ten, um Mes­sa­ging-Diens­te und um ana­lo­ge Orte wie das Sta­di­on, die Stra­ße, die Uni­ver­si­tät oder das Sach­buch. Damit sind wir bei der Can­cel Culture.

SEZESSION: In der DDR kamen Sank­tio­nen wie Has­sel­manns Mikro­fon­ver­bot von »oben«, also von der Regie­rung. Heu­te scheint mir dage­gen die The­se G. Edward Grif­fins über einen »Revo­lu­tio­nä­ren Par­la­men­ta­ris­mus« aktu­el­ler denn je: Augen­schein­lich von ­»unten« stel­len Grup­pen wie Schü­ler und Stu­den­ten For­de­run­gen an die ­Poli­tik, die – wenn auch zöger­lich – reagie­ren muß, wie etwa auf die For­de­run­gen von Fri­days for Future. Auch Can­cel Cul­tu­re funk­tio­niert offen­bar so, mit Hör­saal­be­set­zun­gen und For­de­run­gen des
All­ge­mei­nen Stu­den­ten­aus­schus­ses an die Hoch­schul­lei­tung. Was sagen Ihre Erfah­rung aus dem Uni­be­trieb dazu? Ist dem so?

MEYEN: Der Schein trügt. Can­cel Cul­tu­re geht von den Leit­me­di­en aus und von den Insti­tu­tio­nen, die der Par­tei­en­staat genau für die­sen Zweck geschaf­fen hat. Sie stützt sich auf ein intel­lek­tu­el­les Pre­ka­ri­at, das um bezahl­te Pos­ten in Redak­tio­nen, Uni­ver­si­tä­ten und NGOs buhlt, und auf eine Regie­rungs­pro­pa­gan­da, die so tut, als ob Gleich­be­rech­ti­gung, Umwelt­schutz oder Anti­ras­sis­mus Avant­gar­de-The­men wären, ent­deckt von weni­gen Auf­ge­klär­ten, durch­zu­set­zen gegen eine Mehr­heit der Ewiggestrigen.

SEZESSION: Das müs­sen Sie erklären.

MEYEN: Heu­te geht nichts ohne öffent­li­che Zustim­mung. Ich brau­che posi­ti­ve Berich­te in den Leit­me­di­en oder wenigs­tens kei­ne nega­ti­ven. Das ist der Hebel, den jede Can­cel Cul­tu­re nutzt. Nie­mand inter­es­siert sich für irgend­ei­nen Stu­den­ten, für eine klei­ne Demo oder einen namen­lo­sen Twit­ter-Nut­zer, der irgend­wen oder irgend­was nicht mag. Aber jeder hat Angst davor, daß ein Jour­na­list dar­aus eine Geschich­te macht und einen an den Pran­ger stellt. Oft rufen die Jour­na­lis­ten auch von sich aus an oder wer­den dazu von irgend­wo­her gedrängt, ganz ohne jeden Protest.

Die Angst vor öffent­li­cher Bloß­stel­lung und Iso­la­ti­on führt dazu, daß man sich distan­ziert und Säle kün­digt, Kon­ten, Buch­ver­trä­ge. Letzt­lich reicht ein ein­zi­ger Arti­kel, weil Wiki­pe­dia die Leit­me­di­en als seriö­se Quel­le ein­stuft und bei Goog­le ganz oben steht. Wenn ich jeman­den ein­la­den will und dort nach­schaue, dann weiß ich, was mich erwartet.

SEZESSION: Sie haben auch von Regie­rungs­pro­pa­gan­da gespro­chen und von einem intel­lek­tu­el­len Prekariat.

MEYEN: Der Fisch stinkt vom Kopf. »Wir schaf­fen das«, »Kli­ma­not­stand«, #alle­sin­den­arm, Ruß­land rui­nie­ren: The­men und Moral wer­den von oben vor­ge­ge­ben und mit Geld unter­füt­tert. For­schungs­töp­fe, Sti­pen­di­en, Stel­len, manch­mal sogar unbe­fris­tet. Man muß sich dazu nur die For­schungs­pro­gram­me anschau­en, die unter Begrif­fen wie Demo­kra­tie, Migra­ti­on oder Inte­gra­ti­on lau­fen, und die vie­len Beauf­trag­ten, die über­all instal­liert wor­den sind, wahl­wei­se zustän­dig für Aus­län­der, Dis­kri­mi­nie­rung, Ras­sis­mus, Frau­en, Que­er, Les­ben, Schwu­le, Behin­de­rung, Anti­se­mi­tis­mus, Anti­zi­ga­nis­mus, Kli­ma, Nach­hal­tig­keit. Was macht so jemand den gan­zen Tag?

SEZESSION: Mir scheint, das ist eine rhe­to­ri­sche Frage.

MEYEN: Sor­ry, ja. Sol­che Leu­te brau­chen Leit­me­di­en­prä­senz oder wenigs­tens Platt­form­reich­wei­te, um die eige­ne Exis­tenz zu recht­fer­ti­gen. Vie­le Unter­neh­men füh­len sich fast auto­ma­tisch genö­tigt nach­zu­zie­hen, auch wenn man das dort viel­leicht gar nicht machen müß­te. Dazu kom­men Orga­ni­sa­tio­nen wie das Zen­trum Libe­ra­le Moder­ne oder die Ama­deu-Anto­nio-Stif­tung, die die Regie­rungs­nar­ra­ti­ve mit Flak unter­stüt­zen. Der Wild­wuchs an sol­chen Ein­rich­tun­gen ist kaum noch zu über­bli­cken. Man füt­tert das mit Steu­er­gel­dern und ver­kauft es unter dem Namen Zivil­ge­sell­schaft. Das ist schon geschickt gemacht. Ich muß aber noch ein Wort zur Platt­form­lo­gik sagen.

SEZESSION: Bit­te.

MEYEN: Das alles funk­tio­niert nur, weil die Mora­li­sie­rung bei den übli­chen Ver­däch­ti­gen aus dem Sili­con Val­ley ein­ge­baut ist. Eins und null. Der Code der digi­ta­len Welt. Wir oder sie. Ich muß dafür sein oder dage­gen. Sonst bekom­me ich kei­ne Likes, kei­ne Sicht­bar­keit. Kanä­le wie Twit­ter, Insta­gram oder Face­book las­sen Maß und Mit­te ver­schwin­den und damit jede Dif­fe­ren­zie­rung, alles Fra­gen, jedes Abwägen.

SEZESSION: Ich will noch ein­mal zurück zu den Stu­den­ten, die ja frü­her gegen einen auto­ri­tä­ren Staat auf die Stra­ße gegan­gen sind, zum Bei­spiel im Fal­le des Viet­nam­kriegs. Wie erklä­ren Sie sich die Sehn­sucht nach einem star­ken Staat, die heu­te bei vie­len Pro­tes­ten durchklingt?

MEYEN: Wir haben inzwi­schen eine Hoch­schul­quo­te von fast 55 Pro­zent. Das heißt: Jeder zwei­te jun­ge Mensch stu­diert. In den 1980ern war das nur jeder fünf­te. Ich habe kei­ne Zah­len zu Spit­zen­po­si­tio­nen gefun­den, ver­mu­te aber, daß sich die Ver­meh­rung da in Gren­zen hält. Man muß sich ja nur umschau­en in den ange­sag­ten Groß­stadt­vier­teln. Man sieht dort Men­schen, die oft kei­nen fes­ten Job haben und gar nicht sehr viel Geld, immer auf dem Sprung zwi­schen zwei Auf­trä­gen oder zwei Pro­jek­ten. Men­schen, die unter sich blei­ben und ins Boden­lo­se fal­len wür­den, wenn sie plötz­lich von ihrer Hän­de Arbeit leben müß­ten oder gar ihr Digi­tal­pro­fil ver­lie­ren würden.

Der Staat ist hier inzwi­schen die ers­te Anlauf­stel­le, wenn es ums Geld­ver­die­nen geht. Dazu kommt die Exis­tenz­angst, über die wir ja schon gespro­chen haben. Gera­de mit dem Kli­ma hat man die jun­gen Leu­te gefan­gen. Sie kön­nen die Alten in den Skat drü­cken, weil die es ja angeb­lich auf dem Kerb­holz haben, und müs­sen trotz­dem auf den Staat set­zen, weil das Gan­ze als Mons­ter kon­stru­iert wur­de, vor dem der ein­zel­ne hilf­los in den Staub sinkt. Coro­na war dafür die Blaupause.

SEZESSION: Ist es ein Aus­druck des umge­kehr­ten Tota­li­ta­ris­mus, daß die Anhän­ger des Sys­tems Mecha­nis­men wie die Can­cel Cul­tu­re auf die Spit­ze trei­ben, sich in ihrem Selbst­bild aller­dings als Oppo­si­ti­on zum Sys­tem sehen (Bei­spiel Antifa)?

MEYEN: Alles nur Rhe­to­rik, die das Gewis­sen beru­higt. Man kann so wei­ter glau­ben, kri­tisch zu sein und für Gerech­tig­keit zu kämp­fen, obwohl man objek­tiv die Inter­es­sen von Kon­zer­nen bedient und hilft, die sozia­le Kluft zu ver­grö­ßern. Selbst der Begriff Can­cel Cul­tu­re wird ja ver­dreht und zu einem Macht­mit­tel der alten Eli­ten erklärt, die ein­fach nicht begrei­fen wol­len, daß ihre Zeit vor­bei ist und jetzt end­lich auch die mit­re­den kön­nen, die frü­her kei­ner hören wollte.

Das ist beson­ders per­fi­de, weil es jede Debat­te blo­ckiert und ver­schlei­ert, daß Can­cel Cul­tu­re auf alles zielt, was die hege­mo­nia­len Nar­ra­ti­ve her­aus­for­dert und trotz­dem durch die Fang­net­ze der Digi­tal­zen­sur flutscht – weil es nicht im Inter­net spielt oder zu klein ist für die gro­ßen Dog­men. Can­cel Cul­tu­re rei­nigt das Gedächt­nis der Gesell­schaft im Sin­ne der Macht. Sie geht von denen aus, die gera­de die Deu­tungs­ho­heit haben. Des­halb ist sie nur von denen zu sehen, die nicht dazugehören.

SEZESSION: Sind Ent­wick­lun­gen wie das Gen­der-Ver­bot in Sach­sen-Anhalt der Beginn eines zurück­schwin­gen­den Pendels?

MEYEN: Schwer zu sagen. Der Osten tickt ein­fach anders. Die Regie­run­gen wis­sen hier genau, daß die Men­schen ein fei­nes Sen­so­ri­um haben für alle Erzie­hungs­ver­su­che und für alle Sprach­vor­ga­ben. Man sieht das auch an den Debat­ten um den Rund­funk­bei­trag. Wer da nicht gegen­steu­ert, kann die nächs­te Wahl gleich abschreiben

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Kommentare (27)

Artabanus

15. November 2023 12:05

Gutes Interview. Erwähnenswert wäre noch das Phänomen der bezahlten Internet-Trolle, ebenfalls von der "Zivilgesellschaft" mit Steuergeldern gesponsert. Auf Twitter(X) zum Beispiel tummeln sich etliche anscheinend hauptberuflich dort Tätige, die sich ungefragt in Diskussionen einschalten um das Regierungsnarrativ zu verteidigen. 

Adler und Drache

15. November 2023 13:32

Hervorragendes Interview! 

RMH

15. November 2023 15:40

Ja, die Ausgabe 116 der Sezession (Themenheft Propaganda), in der das Gespräch bereits veröffentlicht ist, war wieder sehr informativ und ein echtes Basiswissen-Heft. Besonders interessant fand ich, dass Hans Domizlaff ausgegraben bzw. wieder entdeckt wurde. 

Gimli

15. November 2023 16:07

Soso, ich seh die Cancel Culture nicht, weil ich nicht betroffen bin, so der Proff. Vllt umgekehrt .. wer so weit am Rand steht und abwegige oder postfaktische "Dinge" erzählt, wird halt nicht gedruckt oder gesendet oder eben nicht breit rezipiert. War schon bei Wegener und Darwin so und damals falsch, is aber auch selten. 
Hinter Terrorismus, Corona, Energiewende und was weiß ich noch alles dunkle Machenschaften zu sehen (von wem eigentlich?), ist mit Verlaub psychologisch auffällig.
Was der Proff hier äußert, ist nur elaboriert geraunt, aber nicht belegt, nur "ge-meint". Und die Freiheit zu solchen Meinungen besteht nach wie vor. Auch wenns nicht jeder sehen will. 

Gracchus

15. November 2023 18:12

Ich fürchte, solche an Unbedarftheit nicht zu überbietenden, "Ich-steck-den-Kopf-in-den-Sand-und-da-bleibt-er-auch-komme-was-wolle"-Positionen wie die des Foristen h. c. Gimli sind - seufz, ächz & grrr- repräsentativ für die Bevölkerung dieses Landes. 
 

RMH

15. November 2023 19:28

"Und die Freiheit zu solchen Meinungen besteht nach wie vor. Auch wenns nicht jeder sehen will."
Wenn Sie das schreiben, wirkt das so, als ob es eine Gnade sei, so etwas zu "meinen", die man jederzeit entziehen kann - also ist es indirekt eine Drohung.
 

Adler und Drache

15. November 2023 20:07

Diesen Abschnitt finde ich besonders wichtig:
Michel Foucault sagt, daß jede Gesellschaft so ein Regime brauche. Jede Gesellschaft braucht Techniken, von denen wir annehmen dürfen, daß sie Wahrheit produzieren, Menschen, die befugt sind, diese Wahrheiten dann zu verkünden, und Mittel, um Abweichler zu sanktionieren.
Das muss verstanden werden! Jede Regierung benötigt ihre Wahrheitssysteme, darüber hinaus ist "Gesellschaft" jener Teil der Bevölkerung, der mit der Regierung in diesen Wahrheitssystemen kollaboriert. 
Die "neuen Medien" haben es insgesamt schwerer gemacht, Wahrheitssysteme zu stabilisieren und aufrecht zu erhalten - Cancel Culture geschieht nicht aus Boshaftigkeit, sondern ist eine Reaktion auf den Verlust eines notwendigen Instruments. 
Das moralische Urteil ist das oberflächliche Urteil, es trifft nicht, hier muss soziologisch geurteilt werden. 
Zudem muss die Frage gestellt werden: Wie will es das rechte Milieu handhaben? Es wünscht sich einen Regierungsauftrag und wird in dieselbe Lage kommen. Was dann? Cancel Culture von rechts? Man verschließt in unserer Szene die Augen vor solchen Fragen!
 
 

Adler und Drache

15. November 2023 20:09

@Gimli:
nur elaboriert geraunt, aber nicht belegt, nur "ge-meint"
Da haben Sie das wunderschönste Eigentor geschossen!

JungspundF

15. November 2023 20:20

Lassen wir mal das ewige Lamentieren über den zensierenden Staat weg, was nun wahrlich kein neues Phänomen ist. Es wikt auch fast schon schuljungenfrech zu behaupten, dass im November 2020 die Landesmedienanstalten per Medienstaatsvertrag zu Zensurstellen umgewandelt wurden. Ok, also vorher war alles rosig? Da hätte ich von einem Professor mehr erwartet, Stichwort Vorher-Nachher-Vergleich. 
Wie kommt sein Zustandsbeschreibungsversuch damit klar, dass die damalige Bundeskanzlerin Merkel bei der FFF-Bewegung noch russische Finanzierung vermutete? Oder dass sich Greta gezielt gegen das staatliche Narrativ bspw. im Fall Israel positioniert? Ich würde feiner differnzieren, denn mir ist das wirklich zu lasch, was hier als Zivilgesellschaftskritik aufgemacht wird.

Amos

15. November 2023 21:13

Apropos Zivilgesellschaft: nächstes Jahr sind Kommunalwahlen in: Baden-Württemberg, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt. Hier muss einfach jeder an die Front, der in der großen Politik nicht mitmachen kann oder will. Wer nicht Parteimitglied ist oder wo keine AfD kandidiert: eigene Liste im Kreise der üblichen Verdächtigen gründen! Prozedere ist nicht ganz einfach, aber machbar, vielleicht bringt die Sezession ja mal eine kleine Anleitung?

ede

16. November 2023 00:19

Großartig kühl und nüchtern der Professor Meyen. Ansonsten pflichte ich Amos bei, es mangelt an Freiwilligen für die kommunalen Gremien. 

Laurenz

16. November 2023 01:07

@Gimli ... obwohl Sie meist krudes Zeugs schreiben, werden Sie hier nicht gecancelt. Das ist der Unterschied. Warum heulen Ihresgleichen wegen X (Twitter) rum? Weil sie dort jede Debatte verlieren, seit X nur noch wenig zensiert.
@Adler & Drache ... der ÖRR wird vor allem durch Parteien an der Macht bestimmt. Man wird im Osten sehen, wie viel Einfluß die AfD auf den MDR gewinnt. Dort haben gewiß einige die Hosen bereits voll. Man muß sich nur mit Macht-Teilhabern arrangieren. Für die anderen wird es keine Vergebung oder Barmherzigkeit geben. Um die Schulden in den Griff zu kriegen, die eigenen Projekte zu sponsorn, werden natürlich alle Gelder für Deutschland-feindliche NGOs sofort gestrichen. Danach muß man die Ämter neu besetzen. In Thüringen zB sofort die gesamten falschen Parteibücher im VerfassungsSchmutz. Das wissen die natürlich.

tearjerker

16. November 2023 08:24

Die Behauptung, totalitäre Systeme würden ihre Instrumente nur scheibchenweise bemühen, ist der Höhepunkt dieses Gespräches.

Adler und Drache

16. November 2023 08:29

@Laurenz: Ich bin mir durchaus nicht sicher, ob es so einfach wird. Zunächst: Meine Frage ist nicht im moralischen Sinn aufzufassen. Ich sehe hier eine offene Stelle, vielleicht sogar eine Falle. All die Social-Justice-Warriors, Antirassisten, Queerpropagandisten usw. usf. werden ja nicht einfach weg sein, aus den Augen und aus dem Sinn. Das Gegenteil dürfte eintreten: Ihr "Widerstand" wird zum ersten Mal "echt" sein und es rechtfertigen, dass sie die letzten Hemmungen fallen lassen. Dazu dominieren sie ja weiterhin den vorpolitischen Raum der Kultur, Medien, Universitäten, Kirchen, Gewerkschaften etc. Sellner schrieb hier mal sinngemäß & sehr aufschlussreich: Sobald von den direkten Machtpositionen vertrieben, erfolgt ein Rückzug auf die indirekten Machtpositionen, von wo aus dann der Gegner sabotiert und unter Beschuss genommen werden kann. Was macht man dann mit denen? Die Finanzierung einstellen - d'accord. Und wenn sie von anderer Seite finanziert werden? Rechnen Sie weiterhin noch die Wankelmütigkeit des Volks dazu - den hehren Erwartungen, die auf die AfD projiziert werden, kann diese gar nicht entsprechen. Wie schnell wird ein Teil der Wähler sich enttäuscht zurückziehen und seine Stimme anderen geben? Am Ende wird die AfD froh sein können, wenn sie hie und da kleinere Änderungen durchsetzen kann - und sich ansonsten einfügen müssen und eine unter vielen werden. Wer darauf hofft, dass sie "Gamechanger" wird, könnte bitter enttäuscht werden, das betrifft vor allem die "Aktivisten der ersten Stunde", also "uns".    

Gustav

16. November 2023 10:09

@ Gimli
Die ehrliche Dummheit ist ein wenig schwer von Begriff und hat, was man eine »lange Leitung« nennt. Sie ist arm an Vorstellungen und Worten und ungeschickt in ihrer Anwendung. Sie bevorzugt das Gewöhnliche, weil es sich ihr durch seine öftere Wiederholung fest einprägt, und wenn sie einmal etwas aufgefaßt hat, ist sie nicht geneigt, es sich so rasch wieder nehmen zu lassen, es analysieren zu lassen oder selbst daran zu deuteln.
Zu dieser ehrlichen Dummheit steht nun die anspruchsvolle höhere in einem wahrhaft nur zu oft schreienden Gegensatz. Sie ist nicht sowohl ein Mangel an Intelligenz als vielmehr deren Versagen aus dem Grunde, daß sie sich Leistungen anmaßt, die ihr nicht zustehen.
Diese höhere Dummheit ist die eigentliche Bildungskrankheit (aber um einem Mißverständnis entgegenzutreten: sie bedeutet Unbildung, Fehlbildung, falsch zustande gekommene Bildung, Mißverhältnis zwischen Stoff und Kraft der Bildung), und sie zu beschreiben, ist beinahe eine unendliche Aufgabe.
Es gibt schlechterdings keinen bedeutenden Gedanken, den die Dummheit nicht anzuwenden verstünde, sie ist allseitig beweglich und kann alle Kleider der Wahrheit anziehen. Die Wahrheit dagegen hat jeweils nur ein Kleid und einen Weg und ist immer im Nachteil.
https://signaturen-magazin.de/robert-musil--ueber-die-dummheit.html

Laurenz

16. November 2023 11:01

@Adler und Drache @L. ... Bis auf Russische Exilanten-Vereine im Westen haben die Russen, meines Wissens nach, genau 2 NGOs, Sputnik & RT. Beide werden gecancelt. In Rußland gibt es über 200 westliche NGOs. Die wurden, wie in Ungarn auch, gesetzlich eingehegt. Das hat auch damit zu tun, daß Russiche Milliardäre versuchen in Rußland Einfluß zu nehmen & nicht global. In Asien geht man noch ganz anders vor. Dort kann man keinen Grundbesitz erwerben. Und jeden kapitalrelevanten Schritt muß man sich von Beamten genehmigen lassen. Es geht hier nicht um einen Verbots-Staat oder Touristen, die bei uns ihr Geld lassen. Es geht schlicht um Germany first, Volk & Staat. Es ist ja nicht so, daß die konservativen Alternativ-Medien, wie Achgut oder Tichys nicht nüchtern die anti-Deutsche Politik der Roten Feudalherren zu Berlin analysieren würden. Aber im aktuellen Israel-Konflikt wird dort (vor allem bei Tichys) die Debatte wesentlich emotionaler auf tagesschau.de - & BiLD - Niveau gesenkt. Gerade der auf Tichys neue Jakob Fröhlich, senkt das Niveau enorm. Man darf es als psychisch krank bezeichnen, wenn die Emotionen für Israel höher schlagen, als für einen selbst. Das Deutsche Vaterland, es lebe hoch!

Herr K aus O

16. November 2023 12:55

"Alles nur Rhetorik, die das Gewissen beruhigt. Man kann so weiter glauben, kritisch zu sein und für Gerechtigkeit zu kämpfen, obwohl man objektiv die Interessen von Konzernen bedient und hilft, die soziale Kluft zu vergrößern."
Und dann wird noch Foucault zitiert :)
Ohne eine "echte" linke Kritik wird das nichts mehr. Und ja: Dass sich das Kapital an die Spitze seiner Kritiker gesetzt hat, diese mit ein paar Pöstchen versehen hat und über diese Macht ausübt - Da kann man vor Ehrfurcht nur in den Staub sinken.
 

Eo

16. November 2023 13:13

Scheibchen für Scheibchen
trifft ganz gut die perfide Vorgehensweise,  die schleichend daherkommt. 
Aber genau dies ist
der Schlüssel, um zu verstehen, was so lang schon läuft. Denn Langzeitstrategien erkennt man an der Salamitaktik.
https://neue-spryche.blogspot.de/2013/12/starke-spruche-fur-2014.html

Valjean72

16. November 2023 14:20

@Adler und Drache:
 
Björn Höcke äusserte im AUF1-Interview unlängst, dass es sich nach einem Wahlsieg der AFD um eine Generationenaufgabe handeln würde, alle Missstände wieder schrittweise gerade zu rücken.
 
Hierzu ist meines Erachtens nach einem erfolgtene Wahlsieg eine offene Ansprache ans Volk notwendig, um den Ernst der Lage darzulegen und ebenso den langen Weg aus dieser Situation.
 
Der wirtschaftliche Niedergang der BRD hat ja schon längst eingesetzt und ebenso werden die negativen Folgen der Massenmigration der letzten Jahre mehr und mehr deutlich, auch den unbedarfteren Bundesbürgern. Das wird sich nach Lage der Dinge die nächsten ein, zwei Jahre bis zur Bundestagswahl noch weiter zuspitzen und sollte dann für die AFD - bezogen auf die Bevölkerungsmehrheit - in einen gewissen Vertrauensvorschuss münden.
 
 

heinrichbrueck

16. November 2023 16:51

Gimli beschreibt seine Realität. Die Frage, wer denkt, muß beantwortet werden. Sein Kollektiv ist die Weltgesellschaft, in den Grenzen einer objektiven Humanität angesiedelt. Man könnte auch meinen, das überforderte Romantikgefasel eines Traums, dessen Zeitbezug ein paar wenige Jahrzehnte hat, die Weltgesellschaft beeinflussen zu können. 
Ein Zitat von Ludwig Gumplowicz ('Grundriss der Soziologie'): "Der große Irrtum der individualistischen Psychologie ist die Annahme, dass der Mensch denkt. […]. Denn nicht der Mensch selbst denkt, sondern seine soziale Gemeinschaft. Die Quelle seiner Gedanken liegt in dem sozialen Medium, in dem er lebt, in der sozialen Atmosphäre, die er atmet, und er kann nichts anderes denken als das, was die Einflüsse seiner sozialen Umgebung, die sich auf sein Gehirn konzentrieren, notwendig machen. […]. Das Individuum spielt einfach die Rolle des Prismas, das die Strahlen aufnimmt, sie nach festen Gesetzen auflöst und sie in einer vorbestimmten Richtung und mit einer vorbestimmten Farbe wieder austreten lässt."
Die Weltgesellschaft denkt, das Prisma folgt. Würde das Volk denken, könnte Geist und Blut nicht unabhängig voneinander gedacht werden, wie in den vergangenen Jahrtausenden bewiesen. Jedes Individuum hat ein Kollektiv. Die universellen Prinzipien haben ihre Geltung. Defizite werden so oder so beseitigt; der Überlebenskampf bleibt konstant. Die Zeitskala ist wichtig (Umsetzung von kollektiven Projekten). 

Laurenz

17. November 2023 00:39

@HeinrichBrück über @Gimli  ... Sehe das ganz anders als Sie. In der heutigen Zeit könnte man digitalisiert sofort ganze Staats-, Länder, Landkreis- & Gemeinde-Budgets über die Zustimmung oder Ablehnung eines jeden einzelnen regeln. Wenn Gimli sich für die operativen Gender-Eingriffe & Hormonbehandlungen bei Kindern ausspricht, dann muß Er zu der Gruppe gehören, die das bezahlt. Wer Migranten will, muß den Unterhalt bezahlen. Wer das alles ablehnt, nicht. Denn hierbei handelt es sich nur um Haltung & nicht um Infrastruktur-Projekte, Militär oder das Sozialwesen der Versicherten. Hier hätten wir sofort eine Haltungs- bzw. Meimungsänderung Gimlis zu vergegenwärtigen. Nur der Schmerz bringt den Menschen zum denken, wie auch immer sich der Schmerz gestalten mag.

Gimli

18. November 2023 11:56

@Laurenz: Ich bin für das Solidarprinzip innerhalb unseres Verfassungsraums. So wie ich mit den Steuern unserer Familie Kindergeld für Wohlhabende mittrage und auch Frauenhäuser, so zahle ich auch KV-Beiträge für Beinbrüche von Extremsportlern oder neue Lungen für Kettenraucher und eben auch Transitionen von Menschen mit gestörter Geschlechtsidentität. Ich finde das sehr zivilisiert und menschlich. Für einen Atheisten wie mich ist das schon sehr rational, weil mir die Menschenliebe nicht vorgebetet wird. Ihre "Ideen", Laurenz, sind das komplette Gegenteil. Dann sollten Sie das fürs sich mal vormachen. Es wird nicht klappen. Ihr "Vorschlag" ist sehr, sehr abwegig.  

Umlautkombinat

18. November 2023 12:40

""Der große Irrtum der individualistischen Psychologie ist die Annahme, dass der Mensch denkt. […]. Denn nicht der Mensch selbst denkt, sondern seine soziale Gemeinschaft. Die Quelle seiner Gedanken liegt in dem sozialen Medium, in dem er lebt"
Diese Saetze beschreiben essentielle Merkmale von Unmuendigkeit im Kantschen Sinn. Man muss natuerlich dazu ihre allgemeinere ueber den speziellen der Religionskritik hinausgehenden Aspekt sehen. Ich will hier nicht mit Autoritaet argumentieren, aber doch festklopfen, gegen was man sich damit eindeutig positioniert. Dass ich selbst Kants Aussage zu 120% teile ist nur ein Bonus :-)

anatol broder

18. November 2023 14:10

@ adler und drache 8:29
ich warte auch darauf, dass jemand einen glaubwürdigen entwurf vorlegt, wie das nutzlose gesindel aus den behörden und den personalabteilungen vor die tür gesetzt wird.
 

Umlautkombinat

18. November 2023 15:40

@Gimli
 
Fuer mich als Atheisten ist es auch rational zu sehen, wer Begriffe wie "Solidarprinzip" zu eigenen Zwecken entfremdet, mit Gewalt ueberdehnt und ebenso mit Gewalt die selbstgeschaffene Aenderung der Begrifflichkeit materiell und ideell einfordert. Was als ersten Schritt einschliesst, mich ueberhaupt nicht zu gefragt zu haben. Oder irgendjemand sonst in quantitativ vergleichbarer belastbarer Form.

Laurenz

18. November 2023 17:05

@Gimli @L. ... Auch Sie, Gimli, können nicht leugnen, daß Ihre Familie die höchste Priorität in Ihrem Denken besitzt. Danach kommt persönliches Umfeld, Vereine etc. Danach lebt man schon abstrakter in einer Gemeinde, einem Kreis, einem Land, einem Staat. Auch Sie, ich & alle Indigenen, die hier schreiben, sind miteinander verwandt. Das sind, ethnisch & kulturell, WiR. Wer von der aktuellen Roten Neo-Feudal-Herrschaft zu Berlin & Schergen, wie das BVG oder der VerfassungsSchmutz, wie auch immer das Grundgesetz interpretiert, hat damit nichts zu tun. Denn, wenn Sie so sehr von dieser verfaßten Kriminalität der Deutschen Politik überzeugt wären, hätten Sie auch 4 minderjährige Migranten aufnehmen können. Das wäre Haltung gegenüber denen, die anders denken. Die Mehrheit derjenigen, die anders denken, zahlen Ihnen, Gimli, auch freiwillig das Kindergeld & die Schul-, bzw. Studienausbildung Ihrer Rotzlöffel. Das ist aber zukünftig mit der produktivitätslosen Masse der Invasoren nicht mehr möglich. Überlegen Sie Sich daher gut, welche Partei Sie zukünftig zugunsten Ihrer Kinder wählen.

Adler und Drache

19. November 2023 16:30

@Gimli: Verstehe ich das richtig - Sie sind der Auffassung, es sei ein Ausweis von Menschenliebe, Jungs zu Eunuchen zu machen?

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