Die Solidargemeinschaft pflegt – oder sie ist keine.

Zuletzt beschrieb Frieda Helbig hier auf dem Blog, daß eine kultursensible Pflege keine Einbahnstraße sein müsse: Auch gegenüber der eigenen Kultur und Geschichte dürfe man sensibel zu sein. Helbig begründete, warum man sich von rechts intensiver diesem Thema nähern sollte. Aus den Kommentaren entstanden weiterführende Gedanken. Hier also Teil 2:

– – –

Ich wer­fe erneut die Fra­ge auf, wel­ches Wer­te-Fun­da­ment, wel­che Tugen­den, wel­che Welt­an­schau­ung einer (ge)rechten Pfle­ge zugrun­de lie­gen soll­ten. Als mög­li­che Ant­wort brin­ge ich den Begriff einer men­schen­ge­mä­ßen Pfle­ge ins Spiel – mit­hin einer ganz­heit­lich aus­ge­rich­te­ten und den Funk­ti­ons­be­din­gun­gen des mensch­li­chen Orga­nis­mus ent­spre­chen­den Pfle­ge, die mehr ist als die rei­ne Versorgung.

Grund­sätz­lich gilt es, die unter­schied­li­chen Ebe­nen und Kate­go­rien gedank­lich zu tren­nen. Gepflegt zu wer­den stün­de per se und abs­trakt betrach­tet jedem Erden­bür­ger zu (ähn­lich Trink­was­ser und Nah­rung). Dar­aus lei­tet sich aber selbst­ver­ständ­lich kein kon­kre­ter Anspruch ab, die­ses alles in einem Land sei­ner Wahl zu bekommen.

Eine sol­cher­ma­ßen abs­trak­te Betrach­tungs­wei­se grif­fe zu kurz. Umsetz­bar erscheint die­se Art von Pfle­ge nur inner­halb einer klar defi­nier­ten Soli­dar­ge­mein­schaft. Lothar Frit­ze (Der böse gute Wil­le) fol­gend ist ein Sozi­al­staat am ehes­ten im Natio­nal­staat umsetzbar.

Der Umgang mit den eige­nen Alten und Hilf­lo­sen sei ein Spie­gel­bild des­sen, was wir von uns selbst hal­ten, zugleich lie­ße sich dar­an die Kul­tur eines Staa­tes erken­nen, war in den Kom­men­ta­ren zum vor­he­ri­gen Bei­trag zu lesen. Eben­so wur­de her­aus­ge­stellt, daß Men­schen kei­ne Wert­pa­pie­re sind und so auch nicht behan­delt wer­den sol­len. Nur die Kul­tur kön­ne der Unmensch­lich­keit, wel­che sich in der Bar­ba­rei der Natur aus­drückt, Ein­halt gebieten.

Das bedeu­tet nach mei­nem Ver­ständ­nis: eben kein „Sur­vi­val of the fit­test“, son­dern Mit­mensch­lich­keit im Sin­ne einer cari­tas und kei­ne rein mate­ria­lis­ti­sche Betrach­tungs­wei­se, da unmit­tel­bar exis­ten­zi­el­le Bedürf­nis­se von Ange­hö­ri­gen des eige­nen Vol­kes berührt sind.

Es geht beim The­ma Pfle­ge eben nicht um irgend­wel­che Gegen­stän­de, daher ist eine blo­ße öko­no­mi­sche bzw. mone­tä­re Sicht­wei­se nicht ange­mes­sen und nicht menschengemäß.

Der Grund­kon­sens – einen ande­ren Men­schen so zu behan­deln, daß ich sein mir frem­des Wol­len (zumin­dest) ver­ste­hen will – soll­te bestehen. Denn dies erst ermög­licht ein aus­ge­präg­tes sozia­les Mit­ein­an­der inner­halb einer Soli­dar­ge­mein­schaft (Volk) jen­seits peku­niä­rer Inter­es­sen und Vorteile.

Die Über­al­te­rung der Urein­woh­ner Deutsch­lands ist ein demo­gra­phi­scher Fakt, wel­cher die BRD-Bevöl­ke­rung dem­nächst unsanft tref­fen wird. Wir wer­den in Deutsch­land zukünf­tig nicht nur weni­ger jun­ge Men­schen haben, die die Alten pfle­gen kön­nen – wir wer­den auch weni­ger fami­liä­re Unter­stüt­zung haben, was einen grö­ße­ren pro­fes­sio­nel­len Pfle­ge­be­darf zur Fol­ge haben wird. Dies wie­der­um wird eine nicht zu unter­schät­zen­de finan­zi­el­le Her­aus­for­de­rung, denn gute Pfle­ge kos­tet Geld.

Dabei hat der heu­ti­ge Pfle­ge­not­stand sei­ne Ursa­che in einer seit Jahr­zehn­ten ver­fehl­ten Poli­tik. Die Öko­no­mi­sie­rung im Gesund­heits­we­sen führ­te dazu, daß Pfle­ge als Kos­ten­fak­tor gese­hen wird – statt als Teil fami­liä­rer und/oder staat­li­cher Daseins­vor­sor­ge. Denn in die­sem per­so­nal­in­ten­si­ven Bereich stellt die größ­te Berufs­grup­pe im Gesund­heits­we­sen logi­scher­wei­se den größ­ten Kos­ten­fak­tor dar.

Möch­te man als Kran­ken­haus-Akti­en­ge­sell­schaft oder Pfle­ge­heim-GmbH sei­ne Gewin­ne maxi­mie­ren, so kann man dies am ein­fachs­ten tun, wenn man beim Per­so­nal spart – a) der Anzahl nach und/oder b) der Qua­li­fi­ka­ti­on nach. Neben der Öko­no­mi­sie­rung führ­te die man­geln­de poli­tisch-gesell­schaft­li­che Wert­schät­zung zur Abwer­tung des Beru­fes. Vol­ker Beck, damals migra­ti­ons­po­li­ti­scher Spre­cher der Grü­nen, recht­fer­tig­te unwi­der­spro­chen in einer bun­des­deut­schen Talk­show auf dem Höhe­punkt der Flücht­lings­kri­se die Auf­nah­me von Analpha­be­ten mit fol­gen­der Aus­sa­ge: „Wir brau­chen zum Bei­spiel vie­le Leu­te in der Pfle­ge, da braucht man kei­ne hohe Schulbildung.“

Wenn dies gesell­schaft­li­cher Kon­sens ist, soll­te man sich über einen Man­gel an Pfle­ge­kräf­ten nicht wun­dern. Übri­gens gilt in Pfle­ge­hei­men eine Fach­kraft­quo­te von 50%, d.h. wir akzep­tie­ren, daß bei der Ver­sor­gung von Men­schen nur die Hälf­te der Beschäf­tig­ten dies gelernt hat. Wür­den wir unser Auto in eine Werk­statt geben, wo drau­ßen dran steht, daß sich dort nur die Hälf­te mit Autos aus­kennt – oder wür­den wir einer Bank unser Geld anver­trau­en, wo nur 50% eine Aus­bil­dung haben?

Die­se bei­den Ten­den­zen – Öko­no­mi­sie­rung und man­geln­de Wert­schät­zung – führ­ten zu einem Man­gel an Pfle­ge­kräf­ten ihrer Anzahl und ihrer Qua­li­fi­ka­ti­on nach. Somit sank das Niveau der pfle­ge­ri­schen Ver­sor­gung. Die­se impli­zi­te Ratio­nie­rung ist wis­sen­schaft­lich belegt.

In bun­des­deut­schen Kran­ken­häu­sern wer­den durch­schnitt­lich pro Schicht (!) fünf not­wen­di­ge Pfle­ge­maß­nah­men weg­ge­las­sen. Beson­ders häu­fig wer­den ratio­niert: Zeit für Zuwen­dung und Gesprä­che; Bera­tung und Anlei­tung von Pati­en­ten und Ange­hö­ri­gen; Erstel­len bzw. Erneu­ern der Pfle­ge­pla­nung. Mit­hin wird der eigent­li­che Kern pfle­ge­ri­scher Arbeit fort­ge­las­sen, weil man hier­zu kei­ne Zeit hat. Das führt zur Frus­tra­ti­on und zur Berufs­flucht der letz­ten moti­vier­ten Pfle­ge­kräf­te, da sie nicht das tun kön­nen, was sie erlernt haben. Aktu­ell beträgt die durch­schnitt­li­che Ver­weil­dau­er im Beruf 5–7 Jahre.

Die­ser Teu­fels­kreis kann durch­bro­chen wer­den. Jedoch wer­den wir ein pfle­ge­ri­sches Tal durch­schrei­ten, bis es wie­der bes­ser wird. Denn jahr­zehn­te­lan­ge ver­fehl­te (Pflege)Politik bedarf einer län­ge­ren Heilung.

In einem ers­ten Schritt sind fol­gen­de Maß­nah­men denk­bar: Ein­füh­rung ver­pflich­ten­der Dienst­mo­na­te (min­des­tens 6) für alle; Pfle­ge als Teil staat­li­cher Daseins­vor­sor­ge statt als Markt orga­ni­sie­ren; Gehalt für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge fest­le­gen und einführen.

Die­se Maß­nah­men sind letzt­lich inner­halb der bestehen­den Struk­tu­ren umsetz­bar und könn­ten Teil eines Para­dig­men­wech­sels sein: Teil eines ande­ren, men­schen­ge­mä­ßen Sys­tems, wel­ches vom ein­zel­nen Men­schen (als Mit­glied der Soli­dar­ge­mein­schaft) her denkt und die Dicho­to­mie zwi­schen gesund und krank zuguns­ten des Salu­to­ge­ne­se-Kon­zepts auf­gibt. Dafür wäre aller­dings ein lang­wie­ri­ger Um- bzw. Rück­bau gleich­sam vom Kopf auf die Füße not­wen­dig. Es wäre eine ech­te „Sys­tem­fra­ge“ – umfas­send ganz­heit­lich statt symptomorientiert.

Dann könn­ten wir als Eltern freu­dig und stolz reagie­ren, wenn unse­re Kin­der den Berufs­wunsch „Pfle­ge­kraft“ äußern, und wür­den uns ein „Bist Du Dir da sicher?“ oder „Über­leg doch noch mal…“ verkneifen.

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Kommentare (14)

RMH

27. Februar 2024 15:43

a) "d.h. wir akzeptieren, daß bei der Versorgung von Menschen nur die Hälfte der Beschäftigten dies gelernt hat."
b) "Einführung verpflichtender Dienstmonate (mindestens 6) für alle;"
Hier sehe ich einen leichten Wertungswiderspruch zwischen a) und b), der m.M.n. nur dadurch auflösbar ist, in dem man anerkennt, dass man viele, die Profis entlastende Tätigkeiten, auch durch kurzeitig angelernte Kräfte ausführen lassen kann und dass dieser Umstand nichts über die Gesamtqualität einer Pflege aussagt. Im Übrigen stimme ich den Ausführungen zu, plädiere für ein Pflegegeld analog zum Kindergeld für pflegende Angehörige und würde ergänzend noch aufnehmen, dass man selbstverständlich auch alle sich bietenden technischen Möglichkeiten bis hin zu Pflegerobotern ins Programm aufnehmen sollte. Ich persönlich fände es bspw. wesentlich diskreter und meinem Schamgefühl entsprechender, wenn es mal einen Roboter gäbe, der mir im Pflegefall bei meinen allzumenschlichen Bedürfnissen hilft und man dafür keinen Menschen mehr braucht. Man bedient sich zu Lebzeiten aller möglichen technischer Hilfsmittel und wenn es solche für das Alter gibt, hebt das das eigene Autonomiegefühl und stärkt die eigene Würde mehr, als wenn man für alles eine helfende, menschliche Hand braucht. Japan & Korea entwicklen viele Hilfen für das Alter. Das darf nicht tabuisiert werden.

Dr Stoermer

27. Februar 2024 16:19

Zu: Berufswunsch „Pflegekraft“ der Kinder, auf den Eltern freudig und stolz reagieren
Neulich Gespräch mit einem NPC, es ging um Obdachlosigkeit und Geld verdienen mit Würde, ob da z.B. aufdringliches Schnorren junger, gesunder Männer zugehören kann. Er gibt immer, während ich mir den Menschen zuvor anschaue und dann entscheide, ob ich es mir mit einer Gabe nicht selbst zu einfach mache, weil zu feige für ein konfrontatives Nein. Worin ein Anerkennen der Würde des Schnorrenden liegt, da ich damit zeige, ihm anderes zuzutrauen. Dem NPC war unklar, auf was ich damit hinauswollte.
Ich: „Na was würdest du zum Beispiel sagen, wenn sich deine Tochter ihr Geld durch Prostitution verdienen würde?“
NPC: „Das wäre doch besser, als für Mindestlohn im Pflegeheim zu arbeiten.“
Der NPC verdient gut sechsstellig, so als soziologische Randnotiz. Keine weiteren Fragen.

Franz Bettinger

27. Februar 2024 17:37

Ich frage mich, wie das - die Alten zu versorgen - andere Länder ohne Pflegeversicherung (also 99% der Welt) hinkriegen, und wie das Deutschland vor dem Menschheits-Beglücker (Idomeni-Die Rente ist sicher) Norbert Blüm hinbekam. 

Laurenz

27. Februar 2024 17:52

@Frieda Helbig .. kann Dir im Grundsatz, wie schon bei Teil 1 vorbehaltlos zustimmen. Im Detail kann man noch justieren. Der Teilnehmer @RMH nannte zurecht Südkorea & Japan. Beide Staaten haben keinen Platz für Zuwanderung (wir im Grunde auch nicht) & suchen nach technischen Lösungen. Die Pflege alter Menschen ist deshalb schwieriger als die von Kleinkindern, weil erstere viel schwerer sind. Im gesellschaftlichen Verteilungskampf, zwischen Pflegekräften, Krankenhauspersonal auf der einen Seite & Pharmalobby, wie Investoren auf der anderen, kann es für uns NeuRechte keine Debatte geben. Mordsbuben, wie Pfizer stehen unsere Milliarden nicht zu, Menschen im sozialen Einsatz schon. Die Belastung des Staates durch die geburtenstarken Jahrgänge in Rente dauern nur ca. 25 Jahre lang an, sagen wir von 2025 bis 2050. In 2050 sind die meisten sogenannten Boomer tot. Dann stimmt die Alterspyramide wieder. Lineares Wachstumsdenken ist falsch. Es scheitert an mangelndem Lebensraum. Nachwievor werde ich Deinesgleichen vor, schlecht organsiert zu sein. Es wäre leicht für Euch, wie bei Piloten, Euer Gehalt ganz kapitalistisch zu verdoppeln. Wie Du Selbst schreibst, es gibt kein Pflegeland der eigenen Wahl, wenn man nicht genügend vorgesorgt hat. Pflege im Ausland ist legitim.

Franz Bettinger

27. Februar 2024 17:57

Volker Beck, grün: "„Wir brauchen viele Leute in der Pflege, dazu braucht man keine hohe Bildung.“ Hm, ist das bedenkenswert oder nur doof? Wie wäre ein Vergleich zwischen Altenpflege & Babypflege, oder Kinderaufzucht? Braucht man dazu eine qualifizierte Ausbildung? Oder hat man’s irgendwie im Blut? Wie wäre's mit einem Kinder-Großzieh-Geld? Ach, gibt's ja schon. Stimmt, irgendwas gefällt mir nicht an der Diskussion. Wer bezahlt nur all die tollen Ideen? Wer wird belastet mit Mehrausgaben? Diese Frage stellt man selten. Sorry für den Essig im Wein. 

Monika

27. Februar 2024 18:41

Zu den drei Grundvollzügen der Kirche gehören:
 1. Verkündigung, 2. Liturgie,3. Caritas/Diakonie. Diese drei Grundvollzüge sind miteinander verbunden. Das heißt, dass auch eine kirchliche Altenpflege aus edleren Motiven denn den monetären erfolgen sollte. Die Kirchen sind der zweitgrößte Arbeitgeber in Deutschland. Die kath. Caritas beschäftigt 520.000 Mitarbeiter. Caritas und Diakonie übernehmen dank sozialstaatlicher Transferleistungen zahlreiche Aufgaben (Altenpflege, Flüchtlingsbetreuung etc.) und verdienen damit viel Geld. Geld oder Liebe ? Das ist auch hier die Frage. 

Frieda Helbig

27. Februar 2024 20:37

@RMH:
Blogbeiträge können ob der vom Bademeister geforderten Kürze und Prägnanz nicht alles so genau ausführen, wie etwa Beiträge im Heft. Daher reiche ich hier nach, was aus o.a. Gründen nicht den Weg in den Beitrag fand. Da geht es den Menschen (Blogartikelschreibern), wie den Leuten (Kommentierern) - nicht alles geht durch (aus guten Gründen!).

Einführung verpflichtender Dienstmonate (mind. 6) für alle

stellt die Wichtigkeit eines gewollten solidarischen Miteinanders heraus
gewährleistet, daß schnell viele helfende Hände für einfache Tätigkeiten (z.B. Essenverteilen, Bettenmachen, Schränkeauffüllen, Sitzwachen) zur Verfügung stehen, entlastet das Pflegepersonal
könnte für mehr Pflegenachwuchs sorgen

Sie haben also recht und es ist in meinen Augen nicht widersprüchlich und in Zeiten der Not geboten!

Frieda Helbig

27. Februar 2024 21:37

@Bettinger:
Waschen nach Bobath; Umgehen mit herausfordenden Verhalten Demenzkranker; wie mobilisiere ich für den Patienten und mich schmerzarm; basale Stimulation; lesen können von ärztlichen Anordnungen; Unterschied von Ca und K oder von mg und µg kennen; wissen um Normwerte des Blutdrucks oder Blutzuckers; um Tabletten oder Insulingabe zu entscheiden; erkennen von Notfallsituationen und entsprechendes Handeln...drei Jahre Ausbildung auf die ich stolz bin!
Lassen Sie sich Ihren Wein schmecken - ich gebe zum Essig ein bißchen Pfeffer hinzu...
Während das mit den Kindern schon immer so war und quasi ein natürlicher von allerlei Glückhormonen unterstützter und nach vorn gerichteter Prozeß ist, ist das mit der Pflege (im Alter) ein klein wenig anders. Insofern kann ich mit dem Vergleich nichts anfangen...
 
 

Laurenz

27. Februar 2024 22:15

@Monika ... Zu den drei Grundvollzügen der Kirche gehören: 1. Verkündigung, 2. Liturgie,3. Caritas/Diakonie. Diese drei Grundvollzüge sind miteinander verbunden. ... natürlich nicht. Diakonie & Caritas sind rein gewerblicher Natur, hinzu kommen Kindergärten etc. ... Angestellte in kircheneigenen Organisationen werden oft wegen der Edlen Motive ausgenutzt. Auch hier schlägt das Reichskonkordat zu, mit eigenem Arbeits-, Sozial-, Bilanzierungs- & Steuerrecht, im Falle krimineller Würdenträger auch das Strafrecht. Das geht alles mal gar nicht. Wenn Pflege-, Krankenkassen oder die Öffentliche Hand zahlen, müssen diese auch arbeitsrechtlich, personalpolitisch die Entscheidungen treffen. Wenn eine Mehrheit der Meinung ist, daß der Staat auch Firmen beauftragen kann, müssen alle gleiche rechtlichen Voraussetzungen haben. Und es ist eine Unverschämtheit, nicht Kirchenmitgliedern oder nicht-kirchlichen Organisationen unedle Motive zu unterstellen. Kirchen haben die edlen Motive ab 1933 bis heute abgegeben. Die Altparteien & Kirchen müssen dringend entnazifiziert & entgrünifiziert werden.

Franz Bettinger

28. Februar 2024 04:48

@F. Helbig: Ich schätze die Arbeit von Pflegern in Kliniken und Seniorenheimen sehr. Ich schätze die Bedeutung der Pflege sogar höher ein als die Arbeit von Ärzten. Dennoch: Wie wäre es mal mit einem Beitrag für die notleidende Ärzteschaft und wie man ihr von einem Budget von 45€ pro Patient & Quartal (also für 3 Monate Arbeit, inkl. Hausbesuche, Labor, Ultraschall, EKG...) finanziell wieder auf die Beine helfen könnte, damit die Armen nicht ins lukrativere Ausland abwandern? Es geht nur durch Umverteilen von Geld aus sehr überschätzten (Pharma- & groß-technische Med. Industrie) in sinnvollere Bereiche (Pflege, Ärzte, insbes. Hausärzte). Den Kuchen sollte man nicht größer und für die Bürger teurer machen, man muss ihn anders verteilen. Das ist leicht. Wenn ich erst mal Gesundheits-Minister bin (ehrenamtlich versteht sich) wird für alles Vernünftige Geld da sein.

tearjerker

28. Februar 2024 08:28

Die Ökonomisierung wirkt immer. Es ist gerade die als Solidarstaat daherkommende Umverteilung, die die alten Strukturen und die Familie als ökonomische Interessengemeinschaft zerschlagen hat und die kulturelle Substanz im wahrsten Sinne des Wortes auffrisst. Jede weitere Massnahme in diese Richtung wird die beklagten Probleme nur vertiefen und Ideen wie Dienstverpflichtungen werden Brandbeschleuniger sondergleichen sein. Fragen zu Trägern (Staat, Privat) und Qualität werden irrelevant, wenn die nachwachsende Generation in erster Linie damit beschäftigt sein wird, die Verpflichtungen gegenüber diesem System zu kappen.

Adler und Drache

28. Februar 2024 08:48

@Monika: Das gilt für den Nahraum der Gemeinde. Die soziale Auffassung des Christentums ist subsidiär. Selbst als es Staats- bzw. Reichskirche war, wurde die karitative Arbeit über die Orden organisiert. Den heutigen Betrieb "Liebesdienst" zu nennen ist anachronistisch  und irreführend. 

Frieda Helbig

28. Februar 2024 10:33

@alle:
Bitte bei den vorgeschlagenen Massnahmen die unterschiedlichen Ebenen beachten, evtl kam das im Text nicht deutlich genug zum Ausdruck...
Generell gern absoluter Systemwechsel (subsidär, familiär, andere Verteilung).
Aktuell aber, um wieder dahin zu kommen und durchzuatmen, schnelle Entlastung durch Dienstmonate o.ä., welche nach Gesundung und Erholung des Systems obsolet werden.

Artabanus

28. Februar 2024 11:20

Die Diskussion ist mir ein wenig zu oberflächlich und allgemein. Wie genau wird 'Pflege' hier definiert und wer sind die Konsumenten dieser 'Pflege'? 
Und wäre es nicht besser nach den Ursachen der sog. 'Pflegebedürftigkeit' zu forschen und entsprechend Vorsorge zu betreiben anstatt diese als quasi gottgegeben anzusehen?
Man muss nämlich bereits jetzt eine zunehmende Altenfeindlichkeit unter der jüngeren Generation konstatieren, die sich in den kommenden Jahren mit den härter werdenden Verteilungskaempfen verstärken wird. Von daher sollte man sich keinen Illusionen hingeben, was weitere Transferleistungen von den Jungen hin zu den Alten betrifft. Volkswirtschaftlich gesehen ist Altenpflege eine rein konsumptive Ausgabe, die durch entsprechende produktive Wirtschaftszweige finanziert werden muss. Von daher wird es bei allgemein sinkendem Wohlstand zwangsläufig auch weniger Mittel für Altenpflege geben.

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