“Die Medien haben sich zum Brandbeschleuniger entwickelt”, sagt Sven Ebert

Kilometerweit waren die Flammen im Saalekreis am Montagmorgen zu sehen: Beim Speditionsunternehmen Ebert im Ortsteil Hohenweiden in Schkopau bei Halle brannten sechs LKW lichterloh. Wie verkohlte Elefantenskelette liegen sie heute in der Landschaft. Der Schaden beträgt mehr als eine halbe Million Euro. Die Ursache ist wahrscheinlich Brandstiftung.

Drei Wochen zuvor leg­ten Unbe­kann­te Feu­er in einem Kampf­sport­stu­dio im weni­ge Kilo­me­ter ent­fern­ten Hal­le. In bei­den Fäl­len ermit­telt der poli­zei­li­che Staats­schutz wegen eines mög­li­chen poli­ti­schen Tatmotivs.

Sven Ebert ist Chef der Spe­di­ti­on und enga­giert sich als Kom­mu­nal­po­li­ti­ker für die AfD in sei­ner Hei­mat, dem Saa­le­kreis. In der DDR ver­wei­ger­te er den Wehr­dienst in der Natio­na­len Volks­ar­mee. Nach der Wen­de trat er in die Par­tei der Grü­nen ein. Nun ist er Nazi, Frei­wild – jeden­falls in den Augen der Anti­fa. In der Ver­gan­gen­heit hat er mehr­fach Angrif­fe durch Mit­glie­der die­ser gewalt­be­rei­ten links­extre­mis­ti­schen Grup­pie­rung erlebt und mehr als ein Dut­zend Anzei­gen erstattet.

Wir haben Ebert gefragt: Sind die bei­den Fäl­le Teil einer mög­li­chen erneu­ten Anschlags­se­rie von Links­ra­di­ka­len? Wer die bei­den Brän­de zudem ange­heizt haben könn­te, dar­über hegt er im Video­te­le­fo­nat einen Verdacht.

Wir errei­chen ihn in Süd­ame­ri­ka: Exo­ti­sche Vogel­schreie gel­len durch die mit­tel­deut­sche Stadt­woh­nung, wäh­rend Sven Ebert mich vom Han­dy­bild­schirm aus anschaut. Die klei­ne Man­sar­de klingt auf ein­mal rie­sig – sogar Tuka­ne und hun­der­te Zika­den fin­den dar­in akus­tisch Platz.

Ebert steht mit dem Han­dy in der Hand auf einem Bal­kon in Para­gu­ay in der Mor­gen­son­ne. Er spricht mit einem brei­ten Hal­len­ser Dia­lekt. Im Hin­ter­grund sind Pal­men zu sehen. Kommt ein Koli­bri in sei­ne Nähe, dreht er die Kame­ra in sei­ner Hand schnell um. Sofort füh­le ich mich “Para­gu­ay”, ohne jemals dort gewe­sen zu sein.

Ebert fühlt sich im Stich gelas­sen – von der deut­schen Jus­tiz. Er holt uns ins Boot der Ereig­nis­se vom Mon­tag­mor­gen: Wäh­rend er in Para­gu­ay eine Nie­der­las­sung sei­ner Spe­di­ti­on auf­baut – „Umzü­ge in bee­de Rich­tun­gen“ – haben Brand­stif­ter einen Scha­den beim Logis­tik­zen­trum der Fir­ma in Hohen­wei­den von mehr als 600.000 € angerichtet.

Seit Jah­ren grei­fen Mit­glie­der der Anti­fa den Unter­neh­mer und des­sen Fami­lie an, weil sein Name und sein Gesicht auf Wahl­pla­ka­ten der AfD im Saa­le­kreis zu sehen sind. Nur weni­ge Minu­ten des Zuhö­rens genü­gen, um zu ver­ste­hen: Der gro­ße Rot­blon­de stemmt nicht nur zwei Fir­men­sit­ze in zwei Län­dern, son­dern kämpft auch an zwei Fron­ten gleich­zei­tig – als Unter­neh­mer und als Politiker.

Wir wis­sen doch wie das aus­geht: Ermitt­lun­gen gegen Unbekannt,

sagt er schul­ter­zu­ckend in die Kame­ra. Er sieht in die­sen kraft­lo­sen Ermitt­lun­gen den Haupt­grund dafür, daß die­se Anschlä­ge nicht auf­hö­ren und in ihrer Gewalt zunehmen:

Bis heu­te haben die kein ein­zi­ges Ver­fah­ren eröff­net! Farb­beu­tel, Stei­ne und zer­bro­che­ne Schei­ben, zer­sto­che­ne Rei­fen… Hät­ten die Behör­den gleich ihre Arbeit gemacht und schon nach der ers­ten Anzei­ge ein Ver­fah­ren eröff­net, hät­ten die­se Spin­ner doch nie­mals den Mut gefaßt, wei­ter­zu­ge­hen. Denen war das am Mon­tag des­halb auch egal, daß sie beim Feu­er­le­gen gefilmt wur­den. Unter­nom­men wird ja eh nix! Mit einem ers­ten Ver­fah­ren wäre das alles gar nicht pas­siert – So!

Was die­ses Mal nicht hät­te pas­sie­ren sol­len, sind sechs ver­brann­te LKW auf dem Grund­stück der Spe­di­ti­on Ebert, das aus­sieht wie ein Kriegs­ge­biet. Tage spä­ter riecht es immer noch nach ver­brann­tem Kunst­stoff und Gum­mi. Unzäh­li­ge Split­ter aus Glas und Metall über­sä­en das Pflas­ter in dem Bereich, in dem die Trans­por­ter wie ver­kohl­te Gerip­pe auf ihren Fel­gen ste­hen. Wo einst Fens­ter waren, klaf­fen schwar­ze Löcher. Ver­fär­bun­gen des Blechs an den Außen­sei­ten in Oran­ge und Schwarz hal­ten die unter­schied­li­chen Tem­pe­ra­tu­ren fest, die das Feu­er erreich­te. Bis unter die Knie reicht der kohl­schwar­ze Schutt in den Kabi­nen, in denen einst die Fah­rer saßen. Wie Ein­ge­wei­de hän­gen Tei­le der Moto­ren und der Elek­trik aus Motor­hau­ben und Schein­wer­fern her­aus. Dazwi­schen über­all Spu­ren des eins­ti­gen Lösch­schaums, mit dem die Feu­er­wehr­män­ner stun­den­lang gegen die meter­ho­hen Flam­men kämpften.

Ein in der Nähe gepark­tes Auto eines Nach­barn zeigt ein ähn­li­ches Bild der Zer­stö­rung. „Den haben die auch erwischt!“, bedau­ert der Unter­neh­mer. Er zeigt mir ein kur­zes Video, das aus einem Dach­fens­ter eines Nach­bar­hau­ses her­aus auf­ge­nom­men wor­den sein muß. Zu sehen sind haus­ho­he Flam­men und Rauch­schwa­den, die aus den schwar­zen Sil­hou­et­ten der LKW lodern und in den Nacht­him­mel her­auf­stei­gen. Es sind meh­re­re Explo­sio­nen zu hören. Danach schil­dert Sven Ebert die Ereig­nis­se des Mon­tag­mor­gens aus sei­ner Perspektive:

Die Nach­barn haben erst die Feu­er­wehr und dann mich sofort ange­ru­fen und von Anfang an Vide­os und Fotos gemacht. Ich hab das sozu­sa­gen im Live­stream mit­er­lebt! Da konn­te ich mir sofort den­ken, was gera­de Sache ist in Hohen­wei­den. Ich hab die Flam­men auf mei­nem Han­dy um sich schla­gen und lodern sehen… Und es sind Feu­er­wehr­män­ner im Ein­satz gewe­sen, die ich kann­te, die mich auch ange­ru­fen haben. Die Jungs haben rich­tig gekämpft!

Wie das für ihn gewe­sen sein muß, die eige­ne Arbeit im „Live­stream“ in Flam­men auf­ge­hen zu sehen und nichts dage­gen tun zu kön­nen? Der Unter­neh­mer winkt mit einer Bewe­gung sei­ner gro­ßen Hand ab:

Ach, das mußt du bei­sei­te schie­ben in dem Moment – es war genau rich­tig, so konn­te ich doch noch was tun und ein wenig mit­hel­fen. Ich hab zum Bei­spiel vor­ge­schla­gen, lie­ber die klei­nen LKW zu ret­ten, die gro­ßen waren eh schon ver­lo­ren… Einen küh­len Kopf bewah­ren, das mußt du! Und ret­ten, was zu ret­ten ist, um den Scha­den mög­lichst gering zu hal­ten – das ist in dem Moment wich­tig. Und nur so hat das funk­tio­niert. Der Scha­den hät­te noch viel grö­ßer sein können.

Wäh­rend ein Koli­bri auf dem Bild­schirm über dem Bal­kon­ge­län­der schwebt und im Hin­ter­grund Geräu­sche einer Bau­stel­le zu hören sind, fra­ge ich, ob Men­schen auf dem Gelän­de woh­nen, auf dem das Feu­er gelegt wur­de. Ebert dreht die Kame­ra wie­der zurück und schüt­telt den son­nen­ver­brann­ten Kopf.

In die­ser Nacht Gott sei Dank nicht, nein. Aber es hät­te in jeder ande­ren Nacht Tote geben kön­nen! Die Fah­rer wech­seln sich ja ab in ihren Schich­ten. Vor­her legt sich die Ablö­se ger­ne mal im LKW schla­fen, auch wenn den mor­gens erst­mal ein ande­rer Kol­le­ge mit­nimmt. So kön­nen die sich beim Schicht­wech­sel bes­ser ablö­sen. Und wenn du oben in der Schlaf­ka­bi­ne liegst, bekommst Du nicht mit, ob einer unter Dir am LKW zün­delt. Aber sowas hat man wohl eis­kalt in Kauf genommen…

Der bär­ti­ge Geschäfts­mann vom Typ „Macher“ klingt in die­sem Moment sehr ernüch­tert. Wäh­rend ich mir Noti­zen mache, schaut Sven Ebert vom Bal­kon. Nach einer kur­zen Pau­se des Schwei­gens macht er sei­nen Gedan­ken Luft:

Das Schlim­me ist, die­se Feu­er­teu­fel wol­len eigent­lich mich damit tref­fen. Die mei­nen mich mit dem Brand. Aber am Ende sind die Kol­le­gen, Mit­ar­bei­ter und Nach­barn die größ­ten Leidtragenden.

Auf die Fra­ge, ob der Scha­den über die ver­brann­ten Trans­por­ter hin­aus abseh­bar sei, ant­wor­tet er:

Der mate­ri­el­le Scha­den ist abseh­bar, aber nur das eine. Für den kommt die Ver­si­che­rung auf, zwar nur für den Zeit- und nicht den Anschaf­fungs­wert, aber immer­hin. Viel schlim­mer ist, was lei­der die Mit­ar­bei­ter in den nächs­ten Wochen aus­ba­den müs­sen! Es wird noch dau­ern, bis wir neue LKW bekom­men und dann ist auch eini­ges Werk­zeug ver­brannt… wie die Jungs und Mädels das geschafft haben, daß bis heu­te kein ein­zi­ger Umzug aus­ge­fal­len ist, grenzt an ein Wunder!

Ebert erzählt, daß jeder der für den Tag des Anschla­ges geplan­ten Trans­por­te wie geplant statt­ge­fun­den hat. In eini­gen Fäl­len zwar mit mini­ma­ler Ver­spä­tung, aber kein ein­zi­ger Kun­de wur­de an die­sem Mon­tag ste­hen­ge­las­sen. Dank der Mit­ar­bei­ter der Spe­di­ti­on, eines guten Netz­werks und gro­ßer Soli­da­ri­tät waren bin­nen kür­zes­ter Zeit und nach ein paar Anru­fen Ersatz­trans­por­ter orga­ni­siert. Auch die Bür­ger­initia­ti­ve „Ein Pro­zent“ hat eine Spen­den­kam­pa­gne für die Spe­di­ti­on Ebert gestar­tet. Leser, die sich dar­an mit einer Spen­de für den Unter­neh­mer und des­sen Mit­ar­bei­ter betei­li­gen wol­len, kom­men hier zur Spen­den­kam­pa­gne von „Ein Pro­zent“.

Video­auf­nah­men der Über­wa­chungs­ka­me­ra auf dem Gelän­de haben die deut­schen Kol­le­gen kurz nach dem Anschlag der Poli­zei über­ge­ben. Sei­nen Ein­druck von den bis­he­ri­gen Ermitt­lun­gen in Hohen­wei­den schil­dert Sven Ebert so:

Bei den ers­ten Poli­zis­ten, die vor Ort waren, herrsch­te sofort Kon­sens: 100% Brand­stif­tung. Gar kei­ne Fra­ge bei meh­re­ren Brand­her­den! So kann kein Feu­er zufäl­lig ent­ste­hen. Aber die Kri­mi­nal­be­am­ten, die spä­ter dazu kamen, die haben sich rucki-zucki in Mäd­chen­schwei­ge­krei­se ver­wan­delt. Unter­ein­an­der wer­den die auch gemun­kelt haben, na klar! Aber die haben sich uns gegen­über völ­lig bedeckt gehal­ten. Ist auch ok, sol­len se ermit­teln! Aber daß die vier Tage spä­ter noch nicht einen ein­zi­gen unse­rer Mit­ar­bei­ter befragt hat­ten, fin­de ich unerklärlich!

Daß die Spu­ren der Täter in das links­ra­di­ka­le Anti­fa-Milieu füh­ren, da ist sich Sven Ebert sicher. Ein even­tu­el­les Beken­ner­schrei­ben, nach dem ich fra­ge, das brau­che es für ihn gar nicht mehr nach den ver­gan­ge­nen Jahren.

Die Feu­er­wehr im Ort hat nach dem Anschlag einen Anti­fa-Auf­kle­ber am Gebäu­de der Wache gefun­den. Für mich ist die Ver­bin­dung sicher. Aber klar, so ein Beken­ner­schrei­ben könn­te online viel­leicht noch kom­men, wenn die sehen, daß die Medi­en mal wie­der auf­sprin­gen. Das treibt die erst rich­tig an! Und das darf man nicht ver­ges­sen: Durch die­se ver­leum­de­ri­schen Berich­te von Cor­rec­tiv und Spie­gel haben sich die Medi­en zum Brand­be­schleu­ni­ger ent­wi­ckelt! Als Grund reicht die­sen Knall­tü­ten sicher­lich, daß ich Kreis­po­li­ti­ker für die AfD bin – aber den Anlaß des Anschla­ges, den haben die­se soge­nann­ten „Recher­chen“ von Cor­rec­tiv geliefert.

Ebert hebt dabei Zei­ge- und Mit­tel­fin­ger bei­der Hän­de. Im gesam­ten Gespräch fällt es Ebert schwer, das Wort „Jour­na­lis­mus“ uniro­nisch aus­zu­spre­chen, gera­de im Zusam­men­hang mit Cor­rec­tiv. Zehn Tage vor dem Anschlag hat­te die­ses einen Bei­trag über AfD-Poli­ti­ker ver­öf­fent­licht, die in der Ver­gan­gen­heit an Ver­fah­ren zu Gewalt­de­lik­ten betei­ligt waren. Cor­rec­tiv nennt Sven Ebert nament­lich und zeigt ein Foto des Unter­neh­mers. Nach meh­re­ren Zusam­men­stö­ßen mit Links­ra­di­ka­len in den ver­gan­ge­nen Jah­ren lan­de­te auch er auf der Ankla­ge­bank. Mitt­ler­wei­le hat er gegen eine vor­läu­fi­ge Bewäh­rungs­stra­fe Beru­fung eingelegt.

Die­se Täter-Opfer-Umkehr ist ein­fach per­fi­de. Da bringt man was zur Anzei­ge, weil man offen­sicht­lich ange­grif­fen wur­de und sich ver­tei­di­gen muß­te gegen hys­te­ri­sche Links­ra­di­ka­le, die über­schäu­men, wenn sie einem von der AfD begeg­nen – und am Ende sitzt man nicht als Opfer, son­dern als Beschul­dig­ter auf der Ankla­ge­bank. Die Täter wer­den zu Zeu­gen, und die dür­fen ihre Mei­nung jeder­zeit ein­fach ändern.

Wir kom­men zurück auf die Ereig­nis­se des Mon­ta­ges. Wohin führt die Spur der Täter? In den ver­gan­ge­nen Mona­ten fan­den immer wie­der Fäl­le von Brand­stif­tung in der Regi­on zwi­schen Hal­le und Leip­zig statt, in denen der Staats­schutz wegen des Ver­dachts auf eine poli­tisch moti­vier­te Straf­tat durch Links­extre­me ermittelt.

Die Anti­fa-Sze­nen bei­der Städ­te sind unter­ein­an­der eng ver­netzt. Nur drei Wochen vor dem Feu­er­wehr­ein­satz bei der Spe­di­ti­on Ebert leg­ten Unbe­kann­te ein Feu­er in einem Kampf­sport­stu­dio in Hal­le, das kurz vor der Eröff­nung stand. In der Nacht vom 31. Mai auf den 1. Juni ver­gan­ge­nen Jah­res brann­ten meh­re­re Wagen auf dem Vor­platz eines Auto­hau­ses in Hal­le – weni­ge Stun­den zuvor war die Links­extre­mis­tin Lina E. vor dem Ober­lan­des­ge­richt Dres­den ver­ur­teilt wor­den. Anti­fa-Grup­pen aus Hal­le hat­ten online zu Ver­gel­tungs­an­schlä­gen aufgerufen

In Leip­zig flo­gen am sel­ben Tag bei lin­ken Pro­tes­ten Fla­schen und Stei­ne auf Poli­zis­ten. Auf die­se Fäl­le und eine mög­li­che Ver­bin­dung ange­spro­chen, ant­wor­tet Sven Ebert:

Es gibt da defi­ni­tiv Gemein­sam­kei­ten. Ich hab’ zwar schon vie­le Anschlä­ge erlebt, aber der Brand­an­schlag vom Mon­tag ist eine ande­re Haus­num­mer. Das traue ich den übli­chen ver­däch­ti­gen Flitz­pie­pen der letz­ten Jah­re, die mit lila Far­be und Stei­nen unse­re Fas­sa­den deko­riert haben, nicht zu. Die einen wol­len ja immer „sicht­bar machen“ mit ihrer Gewalt. Daß es außer denen aber noch wel­che gibt, die in ihrer Zer­stö­rungs­wut gegen die AfD noch viel ent­hemm­ter und dabei auch noch deutsch­land­weit ver­netzt sind, das wis­sen wir doch spä­tes­tens seit der Ham­mer­ban­de. Und die wol­len nicht nur sicht­bar machen, son­dern ver­nich­ten. Also, ich hal­te eine Ver­bin­dung zu den ande­ren Brand­an­schlä­gen für nicht ausgeschlossen.

Zumin­dest im Fall des Hal­len­ser Auto­hau­ses scheint ein Zusam­men­hang mit dem Kom­plex, zu dem unter ande­rem Lina E. und ihr unter­ge­tauch­ter Ver­lob­ter Johan­nes G. gehö­ren, auf­grund der zeit­li­chen Nähe zum Urteil nahe­lie­gend. Im nur 45 Kilo­me­ter ent­fern­ten Leip­zig traf es in der Ver­gan­gen­heit ein Auto­haus der Mar­ke Sko­da, zudem die Bur­schen­schaft Ger­ma­nia Leip­zig, Autos der Fir­ma Sach­sen­forst und meh­re­re Bag­ger der Bautz­e­ner Fir­ma Hentsch­ke Bau. Letz­te­re hat­te wegen einer mut­maß­li­chen Geld­spen­de an die AfD mehr­fach wegen links­mi­li­tan­ten Anschlä­gen die Poli­zei rufen müssen.

In einem Beken­ner­schrei­ben hat­ten die Täter den Anschlag auf das Leip­zi­ger Auto­haus damit begrün­det, daß die deut­sche Poli­zei Autos der Mar­ke Sko­da fährt. Autos der Fir­ma Sach­sen­forst, die an der Räu­mung des lin­ken Pro­test­camps in Hei­de­bo­gen betei­ligt waren, gin­gen im Febru­ar 2023 in Leip­zig in Flam­men auf. Wäh­rend wir über die Moti­ve und eine mög­li­che Ver­bin­dung die­ser vie­len Brand­an­schlä­ge in der Regi­on zwi­schen Hal­le und Leip­zig spre­chen, wird der kräf­ti­ge Fir­men­chef auf dem Bild­schirm gefühlsbetont:

Die sehen über­all nur noch Nazis! Und ver­su­chen nicht ein­mal, sich in einen hin­ein­zu­ver­set­zen. Für den Men­schen inter­es­sie­ren die sich nicht. Was mich wirk­lich dar­an mit­nimmt, ist die feh­len­de Empa­thie. Die Jour­na­lis­ten und die­se Anti­fan­ten könn­ten ja sich oder auch mich ein­fach mal fra­gen, wie­so ich frü­her bei den Grü­nen war – und heu­te bei der AfD!“.

Er betont das „D“ am Ende so, weil jeder weiß, dass das ein tod­si­che­res Argu­ment ist. Die Rol­le der Medi­en wie Cor­rec­tiv nimmt er nicht aus der Verantwortung.

So ein Brand­an­schlag ist das eine, aber zu sehen, wie die Men­schen durch­dre­hen und sich von oben in den Kampf gegen ihre eige­nen Leu­te schi­cken las­sen durch wirk­lich dä-mo-ni-sche Medi­en… Dämo­nisch – ich kann es nicht anders sagen! Ich bin mit vie­len Chris­ten in Para­gu­ay unter­wegs und bezeich­ne mich auch selbst als einen Chris­ten, der an den Huma­nis­mus glaubt. Was mich tat­säch­lich beein­druckt hat, das war nicht die blo­ße Gewalt, son­dern die ungu­ten Kräf­te, die in der Welt unter­wegs sind und uns alle gegen­ein­an­der ausspielen.

Sven Ebert kämpft auch als Mensch. Ich fra­ge nach den Reak­tio­nen sei­ner Nach­barn. Bei den Regio­nal­wah­len sind die­se immer­hin poten­ti­el­le Wäh­ler für den Politiker.

Von den Nach­barn sind durch die Bank weg alle ent­setzt. Die kön­nen das gar nicht fas­sen, daß Wild­frem­de ein­fach zwi­schen ihren Häu­sern und Autos rum­zün­deln. Und dabei jede Gefahr in Kauf neh­men! Es gibt auch vie­le vom Typus »Ich wähl’ ja nicht AfD, aber jetzt zie­he ich nur noch mit Ihnen um!«. Selbst uns bekann­te SPD-Wäh­ler sagen, daß man so doch nicht mit der Oppo­si­ti­on umge­hen kann. Für eini­ge war der Brand der letz­te Trop­fen, der das Faß zum Über­lau­fen gebracht hat. Nach dem Mot­to: »Jetzt erst Recht AfD«. Sogar hier in Para­gu­ay kom­men Deutsch­stäm­mi­ge auf mich zu mit vie­len Ange­bo­ten für Hil­fe. Die Soli­da­ri­tät der Men­schen macht alles erträg­li­cher, das muß ich sagen!

Er wägt ab:

Kurz­fris­tig ist das ein her­ber Schlag, aber lang­fris­tig muß ich sagen, pro­fi­tie­ren wir davon. Eigent­lich haben die­se Irren sich damit ins eige­ne Knie geschossen.

Die Fra­ge, ob die vie­len Anschlä­ge auf ihn, sei­ne Fami­lie und sei­ne Fir­ma, auch ein Grund sind, war­um er in Para­gu­ay arbei­tet und gera­de ein Tukan durch das Bild fliegt, läßt ihn auf­la­chen. Noch bevor die Kame­ra wie­der auf das Gesicht des Unter­neh­mers gerich­tet ist, platzt es aus ihm heraus:

Nie­mals! Wäre ich in Deutsch­land in der Hei­mat, wür­de ich jetzt erst recht noch eine Schip­pe drauf legen und für den Land­tag kan­di­die­ren! Aber sofort! Von sol­chen Typen las­se ich mich nie­mals klein krie­gen. Da muß man erst recht wei­ter und das bes­te draus machen. Nach­dem die schon so oft unse­re Fas­sa­de mit Far­be bewor­fen haben, haben wir uns auch gedacht: machen wir ein­fach neu! In Batikoptik.

Er grinst zufrieden:

Das sieht gut aus am Haus, und wir haben es in Zukunft nicht mehr so schwer, wenn die Tau­ge­nicht­se und Künst­ler mal wie­der mei­nen, sich bei uns krea­tiv aus­le­ben zu müs­sen. Wir las­sen uns von denen doch nicht ins Bocks­horn jagen, das hat mei­ne Mut­ter auch immer gesagt.

Sven Eberts gute Lau­ne wirkt unend­lich. Wie schafft er es, trotz der Ereig­nis­se so beschwingt zu sein? „Weeß­te, was hilft?“, er beugt sich vor und sein Gesicht füllt bei­na­he den gesam­ten Bild­schirm aus. „Ich hab den jan­zen Tach nachm Brand nur een Lied jesummt“, er stimmt an:

Davon jeht die Welt nicht unter, sieht man sie manch­mal ooch grau. Een­mal wird sie wie­der bun­ter, een­mal wird sie wie­der him­mel­blau… Zarah Lean­der, weeßte?

Ein pas­sen­de­res Schluß­wort hät­te mir nicht ein­fal­len können.

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Kommentare (8)

Der mit dem Wolf tanzt

23. April 2024 12:04

Nach Höcke und Bystron ist jetzt Krah an der Reihe.
Fancy Näser und ihre Asse im Ärmel zur Europawahl
https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2024/krah-mitarbeiter-als-china-spion-festgenommen/#comments

RMH

23. April 2024 13:28

@Der mit dem Wolf tanzt,
solche Meldungen bestätigten auch den linken "street fighting man" in seinem Tun an der Basis (für weiter oben langt es noch (!) nicht oder soll es noch (!) nicht langen). Habe mehr Mitleid mit Sven Ebert als mit Dr. M. Krah (sorry, dass kann man so hart formulieren, da Dr. Krah gewisse Steuerungs- und Auswahlmöglichkeiten hat, während man auf das Anzünden eines Fuhrparks eigentlich keinen Einfluss haben kann und aufgrund solcher Erfahrungen bestenfalls gewisse Eigenschutzmaßnahmen ergreifen kann. Fairerweise sei auch gesagt, dass sich die beiden Fälle eigentlich nur schwer vergleichen lassen).
Irgendwann zu Beginn dieses Jahres hatte doch Alice Weidel schon einmal orakelt, dass noch Ereignisse und Intrigen auf die AfD zukommen werden, von denen man sich gar keine Vorstellung machen kann. Trifft ein.

Le Chasseur

23. April 2024 14:12

Übrigens: Sein »Nazis keulen«-Spruch wird für Jan Böhmermann - selbstverständlich - kein juristisches Nachspiel haben
https://www.spiegel.de/kultur/jan-boehmermann-nazis-keulen-spruch-wird-kein-rechtliches-nachspiel-haben-a-bb55406d-e18e-4b18-8e60-fbbc06a01ccf

Der mit dem Wolf tanzt

23. April 2024 15:22

@RMH
Natürlich könnte man jetzt sagen, der Unternehmer aus S-Anhalt hätte mehr in den Objekt/Wachschutz investieren können. Natürlich könnte man sagen, Krah hätte schon vor Jahren reagieren müssen, als erste Verdachtsmomente gegen seinen Mitarbeiter aufkamen. 
Ich mache dennoch beiden keinen Vorwurf, weder Krah noch dem Unternehmer aus S-Anhalt. Ich unterlasse es, weil ich weiß, daß das System immer eine Möglichkeit findet, um seinen Anspruch auf Deutungshoheit über den politischen Diskurs zu sichern. 
Kritik übe ich aber am rechten Lager im allgemeinen: Hier herrscht größtenteils noch immer jene Mischung aus Naivität und bräsiger Rechtsstaats-Gläubigkeit.
Wir werden diesen Abwehrkampf zur Rettung unserer Existenz nur dann gewinnen, wenn wir bereit sind, endlich kriegsstrategisch zu denken, und vor allem (solidarisch) zu HANDELN! 

Karl Otto

23. April 2024 16:24

In Paraguay leben schon immer viele Deutsche, wenn auch viele Mennoniten sind, im ländlichen Norden des Landes. Dort hatte auch Nietzsches Schwester Elisabth Förster ihre Farm (Nueva Germania).

Mitleser2

23. April 2024 17:53

Wer zurückweicht, hat schon verloren. Ich hoffe, die AfD und Krah behalten die Nerven.

Gustav

24. April 2024 09:37

Schon die Gründung eines "Verfassungsschutzes" aus dem Besatzungsstatut heraus, war zur Verhinderung eigener, also deutscher Politik, gedacht. Die Vernichtungspolitik sollte auf diese Weise schleichend weitergeführt werden. Die Kriegsziele der Angelsachsen spiegeln sich ja ganz offen in der Migrationskrise und in der stattfindenden Enteignung und Deindustrialisierung. Nur weil man die gleichen Verfallserscheinungen auch in anderen Ländern beobachten kann, zielt diese Politik insbesondere auf Deutschland. Und sie werden alles aufbieten, um eine berechtigte Gegenreaktion zu verhindern.Mit den verblödeten Umerziehungsopfern haben sie ihre inländische Bürgerkriegstruppe geschaffen. @ Der mit dem Wolf tanzt, hat vollkommen recht: Die Mischung aus Naivität und bräsiger Rechtsstaat-Gläubigkeit wird uns das Genick brechen! Es ist an der Zeit, der Antifa zu zeigen, wo ihre Grenzen liegen. Aber unsere Seite begnügt sich mit dem Schreiben und Diskutieren, will wohl auch nicht wahrhaben, das der Bürgerkrieg schon begonnen hat. Natürlich hat die kranke Organisation die Macht auf ihrer Seite, das hatte sie aber auch bei den Ruhrkämpfen, die sie trotzdem verloren haben. Wer nicht kämpft, hat schon verloren! 

Laurenz

24. April 2024 12:13

Bevor ich hierzu etwas schreibe, mußte ich erstmal warten, weil in mir die Wut, der Zorn hochkochte. Im politischen Schreiben gibt es keinen künstlerischen Anspruch, es braucht Klarheit. Was das Regime des Grünen Reichs zu Berlin veranstaltet, betreibt, ist das bewußte Heraufbeschwören Weimarer Verhältnisse, in denen keiner irgendwas gewann. Der Trend wird diesmal nicht zu gewalttätigen Parteiorganisationen gehen, nur die Linke ist so altbacken, sondern zu privaten Sicherheitsdiensten, also Söldnern. Da die Grün-Reichsregierung von Strafverfolgung linker Gewalttäter weitestgehend absieht, wird Gewalt das einzige sein, was die Antifanten verstehen. Die Gewalt wird nicht politisch eskalieren, sondern gewerblich.

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