Der Spiegel faßt zusammen:
Grundlage für die Bewertung waren den Recherchen zufolge neben einer Analyse öffentlicher Daten insbesondere Material, das im Rahmen einer nachrichtendienstlichen Operation mit dem Codenamen »Saaremaa« beschafft wurde. Dabei handelt es sich unter anderem um wissenschaftliche Daten aus chinesischen Forschungseinrichtungen, darunter dem »Wuhan Institut für Virologie«, einer der führenden chinesischen Einrichtungen für Viren-Forschung. Neben Hinweisen auf riskante sogenannte Gain-of Function-Experimente, der künstlichen Veränderung von in der Natur vorkommenden Viren, soll das Material auch zahlreiche Verstöße gegen Vorschriften für die Laborsicherheit nachweisen.
Der Auftrag, diesbezüglich Forschungen anzustellen, kam vom Bundeskanzleramt. BND-Präsident Bruno Kahl unterrichtete Merkel, daß “Corona” nach Ansicht des Nachrichtendienstes mit einer Wahrscheinlichkeit von “80 bis 95 Prozent” aus dem Labor stamme. Auch Olaf Scholz wurde nach seinem Amtsantritt über diese Einschätzung informiert. Beide Regierungschefs entschieden sich, dies der Öffentlichkeit nicht mitzuteilen. Merkel, von Journalisten befragt, ob sie von dem Vorgang Kenntnis hatte, hat sich bis dato nicht geäußert.
Der Spiegel fährt fort:
Seit dem vergangenen Dezember prüfen im Auftrag des Kanzleramts hochrangige externe Wissenschaftler die Validität der BND-Erkenntnisse. Ein abschließendes Ergebnis liegt bisher nicht vor.
Warum seit “vergangenem Dezember”? Vermutlich wegen eines amerikanischen Berichtes, der in diesem Monat veröffentlicht wurde. Die FAZ berichtete:
US-Abgeordnete haben nach einer zweijährigen Untersuchung zum Ursprung der Corona-Pandemie jetzt einen umfangreichen Bericht vorgelegt. Demnach sei das Virus SARS-CoV‑2 „wahrscheinlich durch einen Labor- oder Forschungsunfall aufgekommen“, heißt es in dem 520-seitigen Bericht eines Unterausschusses des amerikanischen Repräsentantenhauses. Das Gremium stützt seine Erkenntnis auf 30 Befragungen und die Sichtung von mehr als einer Million Seiten an Dokumenten.
Kurz nach Erscheinen der Artikel in der Zeit und der SZ wurde eine deutsche Wikipedia-Seite zur “Laborunfallhypothese” angelegt (eine englische Version gibt es bereits seit 2021), die im Laufe von wenigen Tagen zu einem elefantösen Umfang angewachsen ist. Wir erinnern uns, daß diese These schon seit Januar 2020 kursiert, und von Anfang an als “Verschwörungstheorie”, “Fake News”, “Desinformation” etc. abgekanzelt und bekämpft wurde.
Wer Spaß daran hat, kann Google nach entsprechenden Artikeln durchsuchen. Hier ist zum Beispiel ein Bericht von GEO vom 19. 3. 2020:
Ausnahmezustände, Katastrophen und Pandemien rufen neben seriöser Ursachenforschung immer auch Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Kaum begann das Corona-Virus sich über die Grenzen der chinesischen Provinz Wuhan hinaus zu verbreiten, zirkulierten in den sozialen Netzwerken Vermutungen über einen nicht-natürlichen Ursprung des Erregers. Demnach könnte das gefährliche Virus aus einem Labor stammen.Mit diesem Mythos räumen Forscher nun auf. Nach einer eingehenden Analyse verschiedener Coronaviren, veröffentlicht im Magazin „Nature Medicine“, kommen sie zu dem Schluss: Dass der Erreger im Labor geschaffen oder von Menschen absichtlich manipuliert wurde, ist nicht plausibel.
Allerdings handelte es sich bei der Laborunfallthese um eine coronabezogene “Verschwörungstheorie”, die deutlich weniger vehement als andere dementiert und bekämpft wurde. Innerhalb eines gewissen Spielraums konnte sie geäußert werden, ohne Diskursverbannungen zur Folge zu haben.
Das hatte den einfachen Grund, daß ihre Plausibiltät dem Augenschein nach ziemlich hoch war, da sich in Wuhan bekanntlich ein großes, international renommiertes Institut für Virologie befindet. Die Risiken von Virenforschungen liegen auf der Hand und wurden auch während der “Pandemie” von den Medien gelegentlich thematisiert. Wie wahrscheinlich ist es, daß ein Virus, das sich von Wuhan aus über die ganze Welt verbreitet, rein gar nichts mit dem dortigen weltberühmten Forschungslabor zu tun hat, sondern von einem infizierten Tier auf einem “Wet Market” stammt?
Ich erinnere mich noch daran, wie Mitte 2021 der linke, eher mainstreamangepaßte amerikanische Komiker Jon Stewart in einer Show sarkastisch in diese Richtung stichelte:
Ich denke, wir sind der Wissenschaft zu großem Dank verpflichtet. Die Wissenschaft hat in vielerlei Hinsicht dazu beigetragen, das Leid dieser Pandemie zu lindern – die höchstwahrscheinlich durch die Wissenschaft verursacht wurde. Es gibt also ein neuartiges Coronavirus, das sich in Wuhan, China, ausbreitet. Was nun? Oh, wissen Sie, wen wir fragen könnten? Das “Labor für das neuartige Coronaviruserkrankungen der Atemwege” in Wuhan. Die Krankheit trägt buchstäblich den gleichen Namen wie das Labor. Das ist einfach ein bißchen ZU seltsam.
In den ersten Monaten des weltweiten Maßnahmenregimes suggerierten auch einige amerikanische Politiker und Vertreter des US-Militärs mit anti-chinesischer Stoßrichtung, das Virus könne einem Labor entstammen, etwa Präsident Donald Trump, Mike Pompeo oder US-Generalstabschef Mark Milley. Diese These wurde auch von verschiedenen US-Medien aufgegriffen, wie diesem Bericht der tagesschau vom 16. 4. 2020 zu entnehmen ist.
Ein mit der Verwaltung der Pandemie beauftragter Wissenschaftler, der sich von Anfang an vehement gegen die Laborthese aussprach, war natürlich der bundesdeutsche “Corona-Zar” Christian Drosten. Im Mai 2020 bezeichnete er die Theorie kategorisch als “kompletten Unsinn” und “erledigt”. Er kritisierte scharf den Nobelpreisträger Luc Montagnier, weil er es gewagt hatte, sich in diese Richtung zu äußern. Überhaupt höre er allerorts Dinge, “auch von scheinbaren Fachleuten”, die “einfach jeder Grundlage” entbehren.
Zu diesem Zeitpunkt wurde oft behauptet, daß man anhand der Struktur des Coronavirus klar erkennen könne, daß es nicht künstlichen Ursprungs sei. Hier ein Beispiel aus dem oben erwähnten GEO-Artikel:
„Wir haben die verfügbaren Genomsequenzen der bekannten Corona-Virenstämme verglichen und können sicher sagen, dass SARS-CoV‑2 durch natürliche Prozesse entstanden ist“, sagt der Immunologe Kristian Andersen vom US-amerikanischen Scripps Research Institute.
Besonderheiten fielen den Forschern vor allem in der molekularen Struktur der so genannten Spikes auf. Das sind nach außen ragende Proteinstrukturen in der Virushülle, mit denen sich das Virus an die Wirtszelle bindet. SARS-CoV‑2 kann besonders gut menschliche Zellen infizieren. Andersen und Kollegen argumentieren, dass diese Fähigkeit des Virus durch natürliche Selektion entstanden sein muss.
Gerade die Fähigkeit des Virus, “besonders gut menschliche Zellen zu infizieren” war jedoch einer der Hauptgründe, warum manche Wissenschaftler einen nicht-natürlichen Urspung vermuteten.
Ein Focus-Artikel näherte sich dieser Tatsache aus der Skeptiker-Perspektive an, um sie mit einem Machtwort Drostens in die gewünschte Richtung zu biegen:
Es geht um eine bestimmte Eigenschaft des Coronavirus, die man vermeintlich nicht in der Tierwelt vorfindet und die somit nur künstlich erzeugt sein könne, was natürlich Wasser auf die Mühlen der Vertreter der Labor-Theorie ist. Genauer gesagt handelt es sich um eine besondere Schnittstelle in dem Hauptoberflächenprotein des Virus, das verantwortlich ist für den Eintritt in die Zelle.
Nun haben aber sowohl chinesische als auch europäische Wissenschaftler eben eine solche Schnittstelle in Fledermäusen entdeckt. “Sie ist zwar geringfügig anders als die aus dem SARS-CoV-2-Virus des Menschen, aber die ist schon sehr, sehr ähnlich”, erklärt Drosten. Er betont, die Auffassung des künstlich erzeugten Virus “ist damit vom Tisch”.
Behauptungen dieser Art gab es damals häufig. Sie vermochten Eindruck zu schinden und einzuschüchtern, denn fast niemand konnte auf diesem Gebiet mitreden, geschweige denn selbst die Daten überprüfen und auswerten.
Drosten sollte jedoch nicht bei dieser rigoros ablehnenden Position bleiben. Wie auch in etlichen anderen Punkten legte er eine aalige Biegsamkeit an den Tag, sobald sich der Wind drehte.
“In Wuhan wurden durchaus Sachen gemacht, die man als gefährlich bezeichnen könnte”, räumte er im Februar 2022 ein. Er wolle einen Labor-Leak durchaus nicht ausschließen und hätte das auch nie getan, halte ihn aber für “unwahrscheinlich”. Für die “tierische” Variante, daß Corona “von Fledermäusen und über Schleichkatzen und Marderhunde als Zwischenwirte auf den Menschen” übertragen wurde (die Schuppentiere als Hauptverdächtige waren längst passé), gäbe es “hochwertige wissenschaftliche Indizien”, die bezüglich eines Labor-Ursprungs nicht vorhanden seien.
Dieses Einlenken war vermutlich Folge des Drucks der Vertuschungsvorwürfe, die der Hamburger Physikprofessor Roland Wiesendanger am 2. Februar 2022 im Cicero gegen Drosten erhoben hatte. Da Drosten gegen Wiesendanger rechtliche Schritte ergriff (die nur teilweise erfolgreich waren), ist das anstößige Interview nur mehr auf Archivseiten auffindbar.
Wiesendanger, der sich nun auf allen Linien bestätigt fühlt, war nach eigener Aussage stutzig geworden, als er einen von 27 Virologen unterzeichneten “offenen Brief” las, der am 7. März 2020 im Fachmagazin The Lancet veröffentlicht worden war. Darin wurde vehement der zoonotische Ursprung des Virus bekräftigt. Frei nach Shakespeare erschien ihm das als ein Fall von “the Lady doth protest too much”:
In diesem Brief kam zum allerersten Mal der Begriff “Verschwörungstheorie” im Zusammenhang mit der Labortheorie auf. Später haben ihn Journalisten und Politiker übernommen, aber eingeführt wurde er von diesen 27 Virologen, die sich sehr frühzeitig auf die Theorie der Zoonose, also eines natürlichen Ursprungs der Pandemie, festgelegt haben. Aber das entbehrte jeglicher Grundlage.
Dieser Brief war keine wissenschaftliche Publikation mit nachvollziehbaren Begründungen, sondern er war eine reine Meinungsäußerung. So etwas hatte ich in 35 Jahren aktiver wissenschaftlicher Tätigkeit noch nie gelesen, das gehört einfach nicht in eine wissenschaftliche Zeitschrift. Deshalb bin ich stutzig geworden. Inzwischen hat die Lancet-Redaktion die Interessenkonflikte einiger der Autoren offengelegt.
Ähnlich verdächtig erschien Wiesendanger eine weitere Veröffentlichung, „The proximal origin of SARS-CoV‑2“ vom 17. März 2020, in der Zeitschrift Nature Medicine von Kristian Andersen (er wird auch von dem GEO-Autor als Kronzeuge zitiert) und vier weiteren Autoren, die ohne Belege behaupteten: „Unsere Analysen zeigen eindeutig, daß Sars-CoV‑2 kein Laborprodukt oder ein gezielt manipuliertes Virus ist.“
Seine eigene Studie zum Ursprung der Pandemie, die sich für einen Laborursprung aussprach, hatte Wiesendanger am 12. Februar 2021 veröffentlicht.
Die gehässigen Reaktionen darauf hatte er erwartet:
Zumal zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung meiner Studie die Labortheorie immer noch als Verschwörungstheorie galt. Soziale Medien wie Facebook haben alles zensiert, was damit im Zusammenhang stand. Und die höchsten Vertreter der deutschen Politik, Bundeskanzlerin Angela Merkel oder etwa Ministerpräsident Markus Söder, haben immer wieder von einer Naturkatastrophe gesprochen.
Wenn nun Merkel aber vom BND informiert war, daß vermutlich ein Laborleak vorlag, dann hat sie die Öffentlichkeit bewußt getäuscht (sofern sie dem Nachrichtendienst denn geglaubt hat).
Eine solche absichtliche Täuschung warf Wiesendanger auch Drosten vor. Basis für diese Anschuldigung waren die öffentlich gewordenen E‑Mails des amerikanischen Corona-Zars Anthony Fauci. So Wiesendanger im Cicero-Interview:
Fauci, der eine zu den National Institutes of Health (NIH) gehörende Unterabteilung leitet, hatte sich am 1. Februar 2020 in einer Telefonkonferenz mit etwa zehn der international führenden Virologen über Sars-CoV‑2 ausgetauscht. Von deutscher Seite war Christian Drosten daran beteiligt. Anlass dieser Telekonferenz war, dass mehrere amerikanische Topvirologen gegenüber Anthoni Fauci bereits im Januar 2020 geäußert hatten, dass die Gensequenz von Sars-CoV‑2 eindeutige Hinweise auf einen nichtnatürlichen Ursprung liefert. (…) Es geht insbesondere um die sogenannte Furin-Spaltstelle. Furin ist ein Enzym. Und diese Spaltstelle, zwischen zwei Teilen des Spike-Proteins, wurde offenbar eingebaut, um dem Virus ein leichteres Eindringen in menschliche Zellen zu erlauben und eine leichte Mensch-zu-Mensch-Übertragung zu ermöglichen.
Es handelt sich also um eben jene Eigenschaft, von der (wie oben zitiert) unter anderem Drosten und Andersen behaupteten, daß sie auch in Fledermäusen vorkäme und “durch natürliche Selektion entstanden sein muss.”
Die äußerst aufschlußreiche Geschichte dieser Telefonkonferenz vom 1. Februar 2020 und der aus ihr resultierenden Stellungnahme „The proximal origin of SARS-CoV‑2“ erzählt der pseudonyme Pandemie-Beobachter Eugyppius detailliert in seinem noch unveröffentlichten, mir vorliegenden Buch Pandemismus nach, das dieses Jahr im Verlag Antaios erscheinen wird.
Mehrere Teilnehmer dieser Telefonkonferenz, deren Inhalt wir durch die Leaks der Fauci-Mails kennen, hegten den Verdacht, das Virus sei ein Laborprodukt, darunter auch Kristian Andersen und Edward Holmes von der Universität Sydney, denen die genetischen Merkmale des Virus bereits im Januar 2020 verdächtig erschienen.
Eugyppius berichtet:
Holmes korrespondierte mit dem Evolutionsbiologen und Scripps-Research-Professor Kristian Andersen über verdächtige genetische Merkmale von SARS‑2. Andersen wandte sich daraufhin an Fauci, der ihm riet, er solle „zusammen mit Eddie Holmes so schnell wie möglich eine Gruppe von Evolutionsbiologen zusammenbringen, um die Daten sorgfältig zu untersuchen und festzustellen, ob seine Bedenken berechtigt sind“. Wenn dies der Fall sei, sollten „die zuständigen Behörden“ – nämlich das amerikanische FBI und der britische MI5 – benachrichtigt werden.
Die bedrückende Vermutung, SARS‑2 könnte einen Laborursprung haben, kam also ursprünglich nicht von „Verschwörungstheoretikern“, sondern von den mit dem Fall beauftragten Wissenschaftlern selbst, darunter auch Jeremy Farrar vom Wellcome Trust, der zusammen mit Fauci eine entscheidende koordinierende Rolle im kommenden Drama spielen sollte.
Einige Stunden später, gegen 3 Uhr morgens, schickte Fauci Farrar und Andersen einen Artikel aus dem Magazin Science, in dem Fragen zur Herkunft von SARS‑2 aufgeworfen wurden. Andersen bestätigte, daß er, Holmes, der Mikrobiologe Robert Garry und der Biochemiker Michael Ferguson „alle der Meinung“ seien, „daß das Genom nicht dem Profil einer evolutionären Entwicklung entspricht“.
Daraufhin organisierte Farrar die besagte Telekonferenz mit Fauci und den betroffenen Virologen. Eingeladen waren außerdem noch der damalige leitende wissenschaftliche Berater des Vereinigten Königreichs, Patrick Vallance, sowie Christian Drosten, Ron Fouchier, der Virologe des Erasmus Medical Centre in Rotterdam, und seine Supervisorin Marion Koopmans.
Drosten, Fouchier und Koopmans war nicht nur Coronavirus-Experten, sie waren auch allesamt kompromittiert, bzw. hatten “Interessen”.
Ashley Rindsberg kommentierte am 9. 3. 2023 im Tablet Magazine:
Diese Wissenschaftler haben allesamt Verbindungen zum Labor in Wuhan. Marion Koopmans ist Direktorin der Abteilung für Virenforschung der Erasmus-Universität Rotterdam, die die EcoHealth Alliance – jenes Finanzierungsinstrument, das NIH-Gelder an das Labor in Wuhan weiterleitete – als erste auf ihrer Liste der Kooperationspartner führt. Laut „U.S. Right to Know“, einer gemeinnützigen Organisation für öffentliche Rechenschaftspflicht, war Christian Drosten „Mitglied eines Beratungsausschusses für Fledermauskonferenzen, zusammen mit der Ecohealth Alliance und Dr. Zhengli Shi vom Institut für Virologie Wuhan“. Noch gewichtiger ist, daß sie allesamt an der Entwicklung einiger der tödlichsten Viren, die je in einem Labor hergestellt wurden, beteiligt waren.
Letzterer Vorwurf ist gravierend, aber, so weit ich es sehen kann, nicht ausreichend belegt. Auf die Frage des Interviewers von Cicero, ob er glaube, daß Drosten selbst an Gain-of-Function-Experimenten beteiligt war, antwortete Wiesendanger:
Ich möchte mich über seine Experimente nicht äußern, weil ich darüber zu wenig weiß. Ich weiß nur, dass er allerhöchstes Interesse hat, dieses Verdachtsmoment nicht Richtung Laborursprung zu lenken.
Aus den Fauci-Mails ist in der Tat ersichtlich, daß Drosten und Fouchier am vehementesten von allen Teilnehmern die Hypothesen der Laborleck-Fraktion zurückwiesen (alle folgenden Zitate stammen aus den Leaks).
Ein weiterer Teilnehmer des Hang-Outs, Francis Collins, bemerkte, beide Männer hätten „Argumente“ gegen ein mögliches Leck im Labor „mit mehr Nachdruck als nötig“ vorgebracht, teilte jedoch Jeffrey Farrars Ansicht, daß eine „schnelle Einberufung von Experten” erforderlich sei, “da sonst die Verschwörungstheoretiker schnell die Oberhand gewinnen und der Wissenschaft und der internationalen Harmonie großen Schaden zufügen werden“.
Farrar insistierte, daß
Politiker diese Fragen stellen werden und sie in der wissenschaftlichen Literatur, sicherlich aber in den sozialen und Mainstream-Medien aufkommen werden. Wenn (…) sich dies weiter ausbreitet, der Druck und die Spannungen zunehmen, dann befürchte ich, daß diese Fragen lauter und aggressiver werden und die Menschen anfangen werden, nach Schuldigen zu suchen … Das könnte die Spannungen nur noch verstärken und die Kooperation verringern.
Mit anderen Worten befürchtete er einen Vertrauensverlust der Öffentlichkeit in “die Wissenschaft”, wenn ruchbar würde, daß Corona aus dem Labor stammt, und empfahl einen Präventivschlag.
In einer E‑Mail vom 9. 2. 2020, nachdem Holmes und Andersen Entwürfe einer Erklärung zu den Ursprüngen von SARS‑2 in Umlauf gebracht hatten, schrieb Drosten verärgert:
Hatten wir uns nicht versammelt, um eine bestimmte Theorie in Frage zu stellen und sie, wenn möglich, zu verwerfen? Dieser ganze Text liest sich so, als ob die Hypothese [des Laborursprungs] bewiesen wäre oder uns eine externe Quelle zu einer Antwort nötigen würde. Ist das der Fall? … Wer hat denn diese Story überhaupt ins Spiel gebracht? Arbeiten wir jetzt daran, unsere eigene Verschwörungstheorie zu widerlegen?
Am Ende wurde, den Zweifeln und wahren Überzeugungen der Konferenzteilnehmer zum Trotz, eine politische Entscheidung gefällt. Obwohl es keine Gewißheit gab, sollte nach außen kommuniziert werden, daß die Laborthese widerlegt sei.
Eugyppius schreibt:
Fouchier und Drosten wollten am liebsten gar keinen Artikel über das Thema Laborleck publiziert sehen. Die Koordinatoren Fauci und Farrar hielten jedoch Totschweigen für eine schlechte Strategie. Sie wollten etwaigen Vorwürfen, Verdächtigungen und „Verschwörungstheorien“ präventiv zuvorkommen. (…) In einer weiteren Notiz, die auch an den WHO-Direktor für Gesundheitsnotfälle Michael Ryan und den WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus geschickt wurde, betonte Farrar die „Dringlichkeit“, sich mit der Angelegenheit zu befassen. Es sei „entscheidend“, nicht erst darauf zu warten, bis Berichte erscheinen, „die sehr schädlich sein könnten“.
Was als Nächstes geschah, kann daher nur schwerlich ein Zufall gewesen sein:
Am 7. Februar, genau zu dem Zeitpunkt, als unsere Virologenrunde ihrer Erklärung den letzten Schliff gab, hielten chinesische Wissenschaftler in Guangdong eine Pressekonferenz ab, in der sie auf neue Daten aufmerksam machten, deren Veröffentlichung anscheinend darauf abzielte, die Bedenken ihrer nervösen Kollegen im Westen zu zerstreuen. Konkret gaben sie bekannt, daß sie bei Schuppentieren, von denen sie elf Monate zuvor, im März 2019, Proben entnommen hatten, nahe Verwandte von SARS‑2 entdeckt hatten.
Sie hatten die Gensequenzen dieser Schuppentierviren Ende Januar 2020 stillschweigend ins Internet hochgeladen. Sie weisen anatomische Merkmale von SARS‑2 auf, darunter einige jener, die Andersen, Garry und Holmes beunruhigt hatten. Mit anderen Worten: Chinesische Forscher meldeten sich in einem entscheidenden Moment zu Wort und präsentierten ein plausibel natürliches Virus, das in tierischen Wirten zirkuliert war und als Lösung für die dringendsten Evolutionsprobleme herhalten konnte.
Diese Schuppentierfunde wurden bereits im Februar 2020 angezweifelt und sind seither praktisch von der Bildfläche verschwunden. Wenn diese Viren überhaupt in der Natur vorkommen, können Schuppentiere nicht ihre natürlichen Wirte sein; wahrscheinlicher ist, daß die Schuppentierviren selbst das Ergebnis von Labormanipulationen waren oder daß die von den Virologen aus Guangdong veröffentlichten Sequenzen absichtlich manipuliert wurden, um die Hypothese eines natürlichen Ursprungs von SARS‑2 zu stützen.
Sein Resümee:
Die Stellungnahme„The proximal origin of SARS-CoV‑2“ propagierte einen fabrizierten „Konsens“, SARS‑2 sei durch ein natürliches Spillover-Ereignis in den Menschen gelangt, obwohl jeder einzelne der Autoren privat ausdrücklich daran zweifelte. Die internationale Presse berichtete ausführlich über ihre Schlußfolgerungen und verbannte somit sämtliche Debatten über ein mögliches Laborleck für über ein Jahr aus dem Bereich des Salonfähigen.
Das “Tabu”, dessen Ende nun etwa von Raphael Bonelli gefeiert wurde (er hat schon im Januar 2021 ein Video über die Thesen von Rossana Segreto vom November 2020 veröffentlicht), war zwar zweifellos vorhanden, war aber, wie gesagt, auch eines der schwächeren unter den “Denkverboten” der Corona-Zeit.
Entscheidender als der mutmaßliche “Biolabor-Leak” selbst sind seine Implikationen und daraus resultierende Spekulationen, die erst recht von Anfang an in die “Fehlinformations”- und “Verschwörungstheorie”-Kiste gepackt wurden. Von der Vermutung, daß wir es mit einem Produkt der “Gain of Function”-Forschung zu tun haben, ist es nur mehr ein kleiner Schritt bis zum Verdacht, SARS‑2 sei eine “Biowaffe” gewesen (auch dieses Thema war bereits früh im Gespräch, siehe etwa hier).
Weitere beunruhigende Fragen stellen sich: Wenn das Virus tatsächlich einem Labor entstammt, wer hat es “gezüchtet” und zu welchem Zweck? War der “Leak” Folge eines Unfalls oder ist er mit Absicht erfolgt, aus welchen Gründen auch immer?
Hier teilten sich schon während der Pandemie die Meinungen der Corona-Dissidenten. Michael P. Senger beispielsweise, Autor des wichtigen Buches Snake Oil, das sich auf die Rolle Chinas konzentriert, betrachtete die kursierenden Spekulationen über den Labor-Ursprung von SARS‑2 als „Psy-Op“, mit dem Zweck, die Panik vor dem Virus zu verstärken.
Ähnlich denkt auch Wolfgang Wodarg, der in einem aktuellen Interview mit Mila Preradovic, äußerte, daß er die Labortheorie für “unsinnig” halte. Das ist konsistent mit Wodargs Ansicht, daß es sich bei Corona um keine besonders auffällige Sache gehandelt habe, daß eigentlich “nichts los war”, das ohne Massentestungen aufgefallen wäre. Er sieht in der “Enthüllung” sogar ein Manöver der “Profiteure der Angst”, um das Narrativ von der Gefährlichkeit des Virus aufrechtzuerhalten:
Das ist ne neue Story… Diese Geschichte mit dem Labor, daß da ganz gefährliche Viren um die Welt gegangen seien, das versuchen sie auf alle Fälle aufrecht zu erhalten, damit dann auch der nächste Laborunfall wieder glaubhaft wird, wenn sie so etwas nochmal machen wollen und nochmal Angst machen wollen und nochmal Spritzen verkaufen wollen. Dafür brauchen sie das.
Es ist naheliegend, von einem geheimen Laborleak zu erwarten, daß etwas Bedrohlicheres auf die Welt zurollt, als was dann im Großen und Ganzen tatsächlich der Fall war. Es gab in der Anti-Corona-Galaxie immer auch solche, die das Virus tatsächlich für einigermaßen gefährlich hielten, auch wenn sie die Lockdown- und Impfpolitik kritisierten (der jetzige amerikanische Gesundheitsminister Robert Kennedy jr. wäre so ein Fall).
Es ist auch denkbar, daß Merkels wohlbekannte Angst vor dem Virus, die offenbar echt war, von den BND-Einschätzungen geschürt wurde. Warum hat sie sie verheimlicht, wenn doch bewußte staatliche Angstmache ein wesentlicher Bestandteil der Corona-Politik war?
Ich vermute, weil Drosten, der zum nationalen Top-Experten und Verkünder der Corona-Orthodoxie gekürt worden war, bereits öffentlich gegen die Laborthese Stellung genommen hatte, und somit seine für das Regime so wichtige Glaubwürdigkeit in Frage gestellt worden wäre.
Ich denke, daß Senger und Wodarg irren. Die Laborthese ist nach allen Informationen, die vorliegen, hochplausibel, und könnte womöglich viele noch unklare Dinge erhellen. Etwa, warum Drosten so rasch einen Diagnostiktest aus dem Ärmel schütteln und warum Uğur Şahin so rasch einen Impfstoff entwickeln konnte, aber auch gewisse Auffälligkeiten im Verhalten des Virus vor allem zu Beginn der Pandemie.
In welche Richtung man es auch dreht und wendet, die Labortheorie ist für das Establishment der Gesundheitsbürokraten und Pandemiemanager sehr peinlich.
Auch wenn man dem offiziellen Narrativ folgt, wonach Covid-19 eine derart gravierende und gefährliche Krankheit gewesen sei, daß extreme, nie zuvor dagewesene Maßnahmen wie Lockdowns und die globale, von immensem politischen Druck begleitete Impfkampagne gerechtfertigt waren, stehen “die Wissenschaft” und die mit ihr verbundene Politik mit der Annahme eines Laborursprungs erneut im Zwielicht des Mißtrauens.
Die Verantwortlichen müssen sich etliche unangenehme Fragen gefallen lassen: Warum “züchten” sie unter Ausschluß der Öffentlichkeit gefährliche Viren? Warum sind sie nicht imstande, ausreichende Sicherheitsvorkehrungen zu treffen? Warum belügen sie die Öffentlichkeit, nachdem das Malheur passiert ist?
Dies alles vor dem Hintergrund der aggressiven “Expertokratie” der Corona-Jahre, in der jeglicher Widerspruch unter Verweis auf die Autorität der Wissenschaftler und Forscher erstickt und verhöhnt wurde. Nun liegt offen zutage, daß breit gestreute Berichte über angeblich gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse und Konsensmeinungen häufig propagandistische und politische Zwecke verfolgen.
Die Enthüllungen über die Einschätzungen des BND sind natürlich keine Beweise, daß tatsächlich ein Laborleak stattfand. Aber sie haben immerhin den Bereich des Sagbaren und Denkbaren über den Corona-Spuk erweitert. Wird sich noch mehr bewegen, wird das alte Corona-Narrativ, mit dem man uns jahrelang terrorisiert hat, weiterhin bröckeln?
Unwahrscheinlich erscheint mir, daß die nun von der Regierung beauftragten “externen Wissenschaftler” zu einem definitiven Ergebnis kommen werden. Im Februar 2023, also vor fast genau zwei Jahren, stellte die WHO eine wissenschaftliche Untersuchung zu den Ursprüngen des Virus ein, weil offenbar China die Kooperation verweigerte.
Aber nicht nur die chinesische Regierung hat ein Interesse daran, die Wahrheit über die Ursprünge von SARS‑2 zu vertuschen. Amerikanische Gelder flossen in die “Gain of Function”-Forschung in Wuhan, deutsche Wissenschaftler haben dort mit den Chinesen zusammengearbeitet. Wiesendanger ist zuzustimmen, daß Drostens schon sehr früher und heftiger Widerstand gegen die Laborthese sowie sein späteres Herumgewurschtel ziemlich verdächtig ist.
Offensichtlich haben sehr viele Menschen und Organisationen ein Interesse daran, daß die volle Wahrheit niemals ans Licht kommen wird.
Majestyk
Wo ein Loch ist hat meistens jemand ein Loch gebohrt. Wenn man renovieren will, muß man schließlich den alten Mist rausreißen und da ist es doch schön, wenn man Abrißmaßnahmen dank echter Requisiten rechtfertigen kann. Aber da kann ja jeder glauben was er will und Corona ist als Konstruktion auch nicht viel anders als "Klima" oder "Fachkräftemangel".
Was mich rein theoritisch als Gedankenspiel interessieren würde, was steht wohl in 50 Jahren mal in den Geschichtsbüchern? Die bedrohliche Pandemie, die dank großer Anstrengungen bekämpft wurde oder der größte Pharmabetrug und eines der größten Politikverbrechen der Menschheitsgeschichte? Wie viel weiß man eigentlich wirklich über historische Ereignisse oder kennt man oft nur die Lüge auf die man sich geeinigt hatte?
Aufgearbeitet wird Corona eh nie, dann müßte sich allein in Deutschland die Mehrheit ja an die eigene Nase fassen, denn immerhin hat die Mehrheit mitgemacht oder duldend die medial befeuerte Hysterie unterstützt.