Notizen zu einer Debatte um das “Vorfeld”

Die aktuelle Diskussion rund um „Partei und Vorfeld“ ist richtig und wichtig. Sie bietet die Gelegenheit, den eigenen Standpunkt zu aktualisieren und Klarheiten zu schaffen, wo Unklarheiten entstanden.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Vor­feld als Begriff: Der Vor­feld­be­griff ist, wie jeder poli­tisch-welt­an­schau­li­che Ter­mi­nus tech­ni­cus, ein Werk­zeug. Ein Werk­zeug kann man nut­zen oder nicht, aber in jedem Fall soll­te man, bevor man es ver­wirft, ein bes­se­res Werk­zeug als Alter­na­ti­ve bereit­ge­legt haben. Das ist nicht der Fall: Vie­le ratio­nal nach­voll­zieh­ba­re Hilfs­be­grif­fe sind längst ander­wei­tig besetzt bzw. haben sich his­to­risch ver­braucht: Das kann man etwa für „Bewe­gung“ oder „(rech­te) Sze­ne“ behaup­ten, eben­so aber für „(natio­na­les) Lager“ oder „(natio­na­le) Opposition“.

Vor­feld als gesell­schaft­li­che Rele­vanz­kraft: Für das Vor­an­kom­men patrio­ti­scher Ein­stel­lungs­mus­ter in der gesam­ten Gesell­schaft wird ein effek­ti­ves Zusam­men­spiel aus einer patrio­ti­schen Wahl­par­tei und einem außer­par­la­men­ta­ri­schen Vor­feld benö­tigt, das die­ser Wahl­par­tei vor­aus­geht und dort aktiv sein muß, wo die täg­li­che bewuß­te, oft aber unbe­wuß­te Prä­gung der Bür­ger statt­fin­det: in Ver­ei­nen und Bür­ger­initia­ti­ven, über Zei­tun­gen und Pod­casts, bei You­Tube und Tik­Tok, im Sport usf.

Vor­feld als gesell­schaft­li­che Prio­ri­tät: Das rech­te Feld jen­seits der Par­tei ist des­halb ein „Vor­feld“, kein „Umfeld“ oder der­glei­chen, weil es der Par­tei mit sei­ner Exis­tenz vor­aus­geht, weil sei­ne Tätig­keits­fel­der dem Par­la­men­ta­ris­mus vor­aus­ge­hen, weil sei­ne Inhal­te des Vor­po­li­ti­schen den Inhal­ten des Par­tei­po­li­ti­schen vor­aus­ge­hen.

Dar­aus folgt: Ohne viel­ge­stal­ti­ge Vor­feld­struk­tu­ren, wel­che die Posi­tio­nen und Begrif­fe des eige­nen poli­ti­schen Lagers in die Gesell­schaft tra­gen, hät­te es geschicht­lich betrach­tet nie­mals eine erfolg­rei­che deut­sche Sozi­al­de­mo­kra­tie von Ges­tern oder die gesell­schafts­prä­gen­den Grü­nen von Heu­te gege­ben. Und auch wenn es bestimm­te Akteu­re in der AfD noch nicht ver­stan­den haben: Ohne die lang­jäh­ri­ge Kärr­ner­ar­beit (vul­go: „Vor­feld­ar­beit“) der diver­sen sog. „Neu­en Rech­ten“ und der eben­so diver­sen kon­ser­va­ti­ven Ein­fluß­kräf­te wären auch die aktu­el­len und ver­gan­ge­nen Erfol­ge der AfD nur schwer in die­sem umfas­sen­den Maße denk­bar gewesen.

Wahl­er­fol­ge sind die Fol­ge von Hege­mo­nie­kämp­fen im vor­po­li­ti­schen Feld, nicht ihre Ursa­che. So geht die Meta­po­li­tik eines Vor­felds, ein­mal mehr, der Real­po­li­tik einer Par­tei vor­aus. (Anschlie­ßend for­mie­ren sich frei­lich neue Hege­mo­nie­kämp­fe; neue Are­nen mit neu­en Her­aus­for­de­run­gen wer­den für Meta- und Real­po­li­tik erschlos­sen, man den­ke an das Fall­bei­spiel Ungarn).

Vor­feld als par­tei­na­her Raum: Das Vor­feld einer Par­tei ist im längst kon­struk­tiv ver­an­ker­ten Sche­ma der Mosa­ik-Rech­ten der Schutz‑, Unter­stüt­zungs- und par­ti­ell Rekru­tie­rungs­raum für eine patrio­ti­sche Samm­lungs­par­tei, die im Par­la­men­ta­ris­mus qua Exis­tenz dafür sor­gen muß, daß patrio­ti­sche Stim­men reprä­sen­tiert wer­den. Zum Vor­feld müs­sen jene Orga­ni­sa­tio­nen, Ver­ei­ni­gun­gen und Zusam­men­schlüs­se gerech­net wer­den, die ideell einer bestimm­ten Par­tei in einer bestimm­ten Ent­wick­lungs­pha­se ihrer Poli­tik nahe­ste­hen. Sie sind in ihrem Ver­hält­nis zur Par­tei das Vor­feld – wird indes­sen das Ver­hält­nis ein­sei­tig oder beid­sei­tig „auf­ge­kün­digt“, wird das Vor­feld funk­tio­nal wie­der die außer­par­la­men­ta­ri­sche Rech­te, die sie vor­her bereits war.

Vor­feld als eige­ner Kos­mos: Dies ist wich­tig zu begrei­fen: Der Exis­tenz­zweck des Vor­felds als Milieu ist nicht „nur“ die Par­tei, son­dern durch Arbeits­tei­lung und Beset­zung gesell­schaft­li­cher Pos­ten eine ideen- und volks­ver­bun­de­ne Poli­tik zu betrei­ben. Ent­schei­det man sich aber eben, auch den par­la­men­ta­ri­schen Weg (mit-)zugehen, weil wir in der „Lage“ den­ken und han­deln und in einer par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie leben, ist eine Par­tei unver­zicht­bar, obschon das nie dau­er­haft heißt, daß die­se Par­tei alter­na­tiv­los ist oder daß die­sel­ben „Geset­ze“ für Par­tei und Vor­feld gelten.

Solan­ge rele­van­te Tei­le der poli­ti­schen Rech­ten (nicht: alle) bezüg­lich einer Koope­ra­ti­on und Inter­ak­ti­on mit einer Par­tei – in unse­rem Bei­spiel: die AfD – einen Teil ihrer Hoff­nun­gen set­zen, wer­den sie zum Vor­feld durch ihre objek­ti­ve Stel­lung im poli­ti­schen Pro­zeß, egal ob sie sich sub­jek­tiv lie­ber anders nen­nen (was ich für legi­tim und, sie­he Götz Kubit­schek bei sezession.de, auch für gut begründ­bar hal­te). Vor­feld­ak­teu­re, die auf die und mit der Par­tei wir­ken, müs­sen dabei kei­nes­wegs for­mel­le Par­tei­mit­glie­der sein, um an der Reso­nanz­raum­er­wei­te­rung im par­tei­po­li­ti­schen Feld betei­ligt zu sein; die Mosa­ik­stei­ne in der Mosa­ik-Rech­ten sind – zuge­ge­be­ner­ma­ßen: ein­mal mehr ide­al­ty­pisch – neben­ein­an­der plat­ziert, nicht auf­ein­an­der, wenn­gleich der eine Stein über sei­ne staat­lich gewähr­te Finanz­po­tenz und sei­ne öffent­li­che Reich­wei­te auto­ma­tisch grö­ßer ist als der ande­re usf.

Auch ande­re Par­tei­en kön­nen im Mosa­ik-Bild einen Stein abbil­den – nur ist die AfD einst­wei­len wei­ter­hin die größ­te par­la­men­ta­ri­sche Chan­ce der bun­des­deut­schen Geschich­te für das patrio­ti­sche Groß­la­ger und daher beson­ders zen­tral in allen stra­te­gi­schen und prak­ti­schen Ansät­zen. Die­se Moment­auf­nah­me kann sich über die Jah­re ändern.

Vor­feld als zeit­be­ding­ter Sta­tus der außer­par­la­men­ta­ri­schen Rech­ten: Das, was der­zeit als Vor­feld der AfD ange­se­hen wird, exis­tier­te über­wie­gend bereits vor der Par­tei­grün­dung und wird über­wie­gend auch nach einem even­tu­el­len und unwahr­schein­li­chen Ende der Par­tei (durch Auf­spal­tung, Ver­bot usf.) exis­tie­ren: Es stellt eine eige­ne poli­ti­sche Land­schaft dar. Es ändert sich daher durch Par­tei­ko­ope­ra­ti­on nicht das Wesen der Akteu­re, son­dern ihre Funk­tion.

Der rein außer­par­la­men­ta­ri­schen Rech­ten hat das Ent­schei­den­de im Rah­men des real­exis­tie­ren­den Par­la­men­ta­ris­mus gefehlt: die Samm­lungs­par­tei, in deren Nah­be­reich patrio­ti­sche Struk­tu­ren wir­ken kön­nen. Durch die Par­tei und ihre unter­schied­li­chen Pha­sen änder­te sich daher die erwähn­te Funk­ti­on der „APO“ – sie ist nun, für eine ganz bestimm­te, zeit­lich nicht vor­her defi­nier­ba­re Pha­se der Meta- und Real­po­li­tik, o.g. Schutz‑, Unter­stüt­zungs- und par­ti­ell Rekrutierungsraum.

Hin­zu kommt: Ein AfD-Poli­ti­ker, der das Vor­feld bzw. Tei­le des Vor­felds för­dert, baut auch für sich selbst vor – in zu erwar­ten­den Post-AfD-Zei­ten (ob aus sub­jek­ti­vem Ent­schluß oder aus objek­ti­ven Not­wen­dig­kei­ten) exis­tiert so eine wei­te­re, für man­che neue Welt, die es zu bewoh­nen und bear­bei­ten gilt.

Vor­feld als Ideen­mo­tor: Die AfD ver­fügt bun­des­weit über 6 Mil­lio­nen Wäh­ler (EU-Wahl, Juni 2024) und eine bun­des­wei­te prak­ti­sche Ver­an­ke­rung. Was ihr zu oft fehlt, ist die ideel­le Ver­an­ke­rung in einem patrio­ti­schen, poli­tisch-inhalt­li­chen Beritt. Für die Ver­mitt­lung eines stand­punkt­ge­bun­de­nen Den­kens mit welt­an­schau­li­cher Fes­ti­gung bedarf es daher hege­mo­nia­ler Grup­pen aus dem Vor­feld. Die­se müs­sen bereit sein für Rück­sicht­nah­men auf das par­la­men­ta­ri­sche All­tags­ge­schäft. Doch ideo­lo­gisch müs­sen sie die ande­ren suk­zes­si­ve einer in den Schlüs­sel­fra­gen kohä­ren­ten Welt­an­schau­ung zufüh­ren; lang­sam und ste­tig, soweit es geht.

Akteu­re aus dem Vor­feld müs­sen Begrif­fe prä­gen, Wis­sen leh­ren, Ideen ein­spei­sen und ande­re Akteu­re bil­den bzw. aus­bil­den, weil die Par­tei­spit­ze sich in der Regel auf ande­re Fel­der fokus­siert bzw. fokus­sie­ren will (oder muß).

Vor­feld als posi­ti­ve Instanz: Die Par­tei lebt stark von einer emo­tio­na­len Affekt­po­li­tik, die gegen die Ampel agiert, gegen die Woken, gegen die Medi­en usw. Doch reicht es nicht aus, nur ableh­nen­de Bot­schaf­ten zu ver­brei­ten. Benö­tigt wird die Ent­fal­tung posi­ti­ver Ideen fürs Volk, und zwar auf strin­gen­te und poli­tisch nach­voll­zieh­ba­re Wei­se. „Ohne die Per­spek­ti­ve kon­kre­ter Zie­le kann es kei­ner­lei Bewe­gung geben“, wuß­te Gramsci, der über­dies wuß­te, daß in par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tien eine Par­tei des eige­nen Milieus unver­zicht­bar ist. Gramsci schloß an die­se Maxi­me übri­gens nur rhe­to­risch die Fra­ge an, ob es ech­te Poli­tik in Bewe­gung über­haupt geben kön­ne, wenn man kei­ne grö­ße­ren Ambi­tio­nen hege.

Die­se Ambi­tio­nen müs­sen im Vor­feld arti­ku­liert wer­den; im Par­tei­all­tag kla­gen vie­le Akteu­re, daß dafür auf­grund ander­wei­ti­ger „Ver­pflich­tun­gen“ zu wenig Zeit und Raum gege­ben sei. Für Ambi­tio­nen und für posi­ti­ve Ziel­set­zun­gen kann eine alt­be­währ­te sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Weis­heit aus dem Zeit­al­ter der Sozia­lis­ten­ge­set­ze für AfD und Vor­feld reak­ti­viert wer­den: „Du darfst nicht nur von der Bewe­gung, son­dern du mußt für die Bewe­gung leben.“ Das bedeu­tet mit­hin, den vor­han­de­nen idea­lis­ti­schen Über­schuß nicht zu läh­men, son­dern zu bekräftigen.

Vor­feld als nega­ti­ve Instanz: Es gilt in Rhe­to­rik und Pro­gram­ma­tik ein „Nein“ sowohl zum „Tag X‑Denken“ als auch zur „Es-gibt-den-einen-Königsweg“-Illusion zu for­mu­lie­ren. Spon­ta­n­eis­tisch ist es zu glau­ben, ohne jede stra­te­gi­sche und welt­an­schau­li­che Durch­drin­gung der Lage aus jeder Kon­flikt- und Kri­sen­si­tua­ti­on auf einen sofor­ti­gen Erfolg (im Sin­ne von Durch­bruch) zuzu­steu­ern. Kon­tra­pro­duk­tiv ist es zudem, wenn man fal­schen Pro­phe­ten die Bahn berei­tet, die mit ver­meint­lich durch­schla­gen­den Mus­ter-Erfolgs­for­meln aus der welt­an­schau­lich rück­ge­bun­de­nen Poli­tik ein welt­an­schau­lich belie­big auf­lad­ba­res Geschäft machen.

Die­se rei­nen Bewe­gungs­un­ter­neh­mer mit ver­nut­zen­der Zugangs­wei­se müs­sen ein­ge­hegt wer­den, denn sonst wird der von ihnen ange­rich­te­te Scha­den drin­gend benö­tig­tes Ver­trau­en zer­stö­ren. Das ist bereits gesche­hen: Die aktu­el­le „Verhaltens“-Debatte wäre dem Mosa­ik nicht auf­ge­zwun­gen wor­den, hät­te man von vorn­her­ein ein­zel­nen Akteu­ren, die erst vor kur­zem zur poli­ti­schen Rech­ten im All­ge­mei­nen und zum Vor­feld im Beson­de­ren stie­ßen, nicht stän­dig freie Bahn gewährt.

Das ist aber kein Unter­gang: So, wie es in der Par­tei destruk­tiv-ego­ma­ni­sche Akteu­re gibt, gibt es sie auch im Vor­feld. Ihre blo­ße Exis­tenz ist kein Grund, das eine oder das ande­re grund­le­gend in Fra­ge zu stel­len. Wenn das Instru­ment falsch ange­wen­det wird, ist womög­lich nicht das Instru­ment das Pro­blem, son­dern eher der, der es falsch nutzt.

Vor­feld als Ensem­ble von „Pres­su­re groups“: Der Ein­fluß des Vor­felds auf Par­tei­ab­läu­fe – und umge­kehrt, das wird aber oft über­se­hen – ist gestie­gen. Das (selbst)kritisch zu reflek­tie­ren, wie es bei­spiels­wei­se Götz Kubit­schek getan hat, ist ange­bracht. Fest steht aber, daß das par­la­men­ta­risch-real­po­li­ti­sche Wirk­fens­ter geöff­net ist und man nicht weiß, ob und wann es das erneut sein wird. Jetzt, bei der Aus­wahl von Koope­ra­ti­ons­part­nern mit Man­da­ten oder für Man­da­te gilt es daher, Sozia­li­sa­ti­ons­pro­zes­se und Men­ta­li­täts­mus­ter der Akteu­re stär­ker zu berück­sich­ti­gen und die eige­ne Kraft über­all dort, wo es mög­lich ist, ziel­füh­rend für star­ke Ver­tre­ter unse­rer Ideen und Zie­le einzusetzen.

Aber: Ein „Shit­s­torm“ auf „X“ ver­än­dert kei­ne Par­tei­tags­rhyth­men, ein vir­tu­el­les Fege­feu­er schickt als geg­ne­risch ver­stan­de­ne Kon­kur­ren­ten nicht in die rea­le Höl­le. Vor­feld und Par­tei unter­lie­gen Wech­sel­wir­kun­gen: Ihre inne­ren Mecha­nis­men, die unter­schied­lich ver­faßt sind, darf man jedoch nicht verwechseln.

Vor­feld als Jung­brun­nen für eine Par­tei: Es gibt unter­schied­li­che Lebens­pha­sen und unter­schied­li­che Auf­ga­ben in ihnen. Wer eisern Pro­jekt­hy­gie­ne betrei­ben will, soll dies leis­ten, muß es aber auch kon­se­quent betrei­ben (und nicht heu­te das eine ver­kün­den oder mor­gen das ande­re tun). Wer nach eini­gen Jah­ren Akti­vis­mus etwas Neu­es wagen möch­te und der Par­tei bei­tritt, um dort – rück­ge­bun­den an bewähr­te welt­an­schau­li­che Leit­plan­ken – kon­kre­te Ver­än­de­run­gen zu erzie­len, tut eben jenes.

Dar­aus folgt, daß in der aktu­el­len Situa­ti­on Mul­ti­pli­ka­to­ren von außen, d.h. aus der außer­par­la­men­ta­ri­schen Rech­ten, kon­struk­ti­ve Kräf­te inner­halb der par­la­men­ta­ri­schen Rech­ten stär­ken müs­sen, damit die Man­da­te für das Gesamt­mo­sa­ik bes­ser ver­ge­ben wer­den – da die Par­tei nun mal, ganz wie das Vor­feld auf sei­ne Wei­se, nur einen Teil des gro­ßen Gan­zen, des Mosa­iks, dar­stellt. Das Pro­blem, das ich in die­sem Kon­text sehe, ist eher, daß jene Akteu­re aus dem Vor­feld, die in die Par­tei oder in unmit­tel­ba­re Par­tei­nä­he wech­seln, die soeben ange­ru­fe­nen „welt­an­schau­li­chen Leit­plan­ken“ frap­pie­rend schnell zu ver­ges­sen schei­nen und sich statt­des­sen auf den Stand­punkt zurück­zie­hen, daß sie in der Par­tei nicht „anecken“ wol­len oder eben ent­spre­chen­den „imma­nen­ten“ Mecha­nis­men unter­lä­gen, die eben sei­en, wie sie sei­en. Was tun in sol­chen Fäl­len? Das wäre eine kon­struk­ti­ve Debat­te wert!

Vor­feld als Über­win­dung der Phra­sen­ma­schi­nen: Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Par­tei und Vor­feld sind der Natur der poli­ti­schen Sache und ihrer Pro­zes­se geschul­det. Daher muß stär­ker denn je auf Ver­ant­wor­tungs­trä­ger auf Kreis‑, Lan­des- und Bun­des­ebe­ne ein­ge­wirkt wer­den: Das Bewußt­sein noch zu vie­ler Man­dats­trä­ger ist abs­trakt, affekt­ge­la­den-emo­tio­nal, ohne prak­tisch-theo­re­ti­sche Erfah­run­gen und ohne hel­fen­de Lese­ein­drü­cke. So ver­kom­men die­se Poli­ti­ker zu „Phra­sen­ma­schi­nen“ (Gramsci).

Oft sind es just die­se Welt­an­schau­ungs­lo­sen, die, erneut mit Gramsci for­mu­liert, zu regel­rech­ten „Aska­ri“ wer­den. Damit bezeich­ne­te er „Abge­ord­ne­te, (die) stets bereit (sind), abtrün­nig zu wer­den“, da sie sich „ohne Pro­gramm und ohne Rich­tung“ ver­din­gen. Der Umgang mit die­sen belie­bi­gen Affekt­po­li­ti­kern, die zum Teil durch kon­sen­sua­le Abspra­chen den Bun­des­par­tei­tag der AfD unver­dien­ter­wei­se genie­ßen durf­ten, muß här­ter wer­den – ohne cha­rak­ter­lich und habi­tu­ell selbst zu verhärten.

Vor­feld als Kor­rek­tiv: Die grund­sätz­li­chen Rech­ten, die in Par­tei wie Vor­feld zu fin­den sind, müs­sen immer selbst­be­wußt und nie bitt­stel­le­risch sein. Als der sozia­lis­ti­sche Vor­den­ker Wolf­gang Abend­roth von Stu­den­ten in den 1970er Jah­ren gefragt wur­de, wie der Zwie­spalt zu behan­deln sei, wonach „ihre“ SPD ver­bal und pro­gram­ma­tisch „auf Linie“ sei, sich in der Pra­xis aber für Selbst­ent­ker­nung und Selbst­ein­bau ins hege­mo­nia­le Gefü­ge ent­schie­den habe, erwi­der­te er: „Nehmt sie beim Wort und zwingt sie Schritt für Schritt wei­ter. Gera­de in der Kri­se wird sich zei­gen, wie weit man damit kommt.“ Die­se Hand­lungs­an­wei­sung gilt für unse­re poli­ti­schen Zusam­men­hän­ge heu­te umso mehr. Die AfD als Wahl­par­tei des patrio­ti­schen Mosa­iks muß bzw. darf nicht „extre­mer“ wer­den, son­dern grund­sätz­li­cher, ideen­ba­sier­ter, den rei­nen Popu­lis­mus übersteigend.

Vor­feld als Platt­form­mo­to­ren: Es muß dar­um gehen, kon­kre­te Ver­mitt­lungs­fo­ren zwi­schen Akteu­ren des Vor­felds und der Par­tei zu schaf­fen. Zu vie­le Din­ge im poli­ti­schen All­tag basie­ren auf Zufäl­lig­keit und per­sön­li­chen Kenn­ver­hält­nis­sen; zu wenig Auf­bau­ar­beit erfolgt sys­te­ma­tisch, gedul­dig und bestän­dig. Daß es bei­spiels­wei­se auch elf Jah­re nach AfD-Par­tei­grün­dung kei­ne eige­ne Par­tei­schu­le in eige­nem (unkünd­ba­rem) Immo­bi­li­en­be­sitz gibt, ist eben­so unver­zeih­lich wie das fort­ge­setz­te, selbst­ge­wähl­te Schei­tern der par­tei­na­hen Stif­tung, die in ande­ren Par­tei­en das natür­li­che Bin­de­glied respek­ti­ve die Zwi­schen­sta­ti­on im Kon­text von Par­tei und Vor­feld ist.

Im Zuge der Wis­sens­ver­mitt­lung in die Par­tei hin­ein, die über kei­ne eige­nen Wis­sens­quel­len und Nach­wuchs­schmie­den ver­fügt, müs­sen bestimm­te Leit­ak­teu­re der Par­tei daher das finan­zi­el­le Poten­ti­al über­all dort, wo es mög­lich ist, eigen­ver­ant­wort­lich für eine viel­ge­stal­ti­ge Nach­wuchs­bil­dung erschlie­ßen. Die Par­tei ver­fügt schließ­lich des­halb über gro­ße Finanz­re­ser­voirs und Man­da­te, weil patrio­ti­sche Wahl­stim­men sie zu ihrem par­tei­ex­klu­si­ven Pri­vi­leg führ­te, par­la­men­ta­ri­sche Ver­an­ke­rung und ent­spre­chen­de öko­no­mi­sche Poten­zen zu erzie­len bzw. zu erreichen.

Ein Haupt­be­stand­teil der welt­an­schau­li­chen, poli­ti­schen, stra­te­gi­schen und kom­mu­ni­ka­ti­ven Aus­bil­dung der nächs­ten Gene­ra­tio­nen wird es also sein, ein gemein­sa­mes poli­ti­sches Bewußt­sein für der­lei „Basics“ und eine gemein­sa­me poli­ti­sche Hand­lungs­ori­en­tie­rung zu schaf­fen, um die sich öff­nen­den situa­ti­ven Gele­gen­heits­fens­ter in den nächs­ten Kri­sen effek­ti­ver nut­zen zu kön­nen – ohne wie­der argu­men­ta­tiv bei Schritt 1 begin­nen zu müssen.

Vor­feld als ler­nen­de Instanz: Das Vor­feld ist das Vor­feld im Sin­gu­lar. Aber inner­halb des Vor­felds, also im gesam­ten Ensem­ble der Mosa­ik­stei­ne um den gro­ßen Mosa­ik­stein der Par­tei her­um, gibt es zahl­rei­che unter­schied­li­che Stei­ne, die das Vor­feld an sich aus­ma­chen. Das heißt: So, wie nicht ein ein­zel­ner Par­tei­ak­teur haft­bar ist für kras­se Feh­ler ande­rer Par­tei­ak­teu­re, so ist ein ein­zel­ner Vor­feld­ak­teur nicht haft­bar für kras­se Feh­ler ande­rer Vor­feld­ak­teu­re – aber ganz sicher resul­tie­ren dar­aus kei­ne Belie­big­keit und Defä­tis­mus. Selbst­ver­ständ­lich steht jeder ernst­zu­neh­men­de Akteur in Par­tei und Vor­feld glei­cher­ma­ßen in der Pflicht, Feh­ler zu ver­mei­den und Pro­blem­fäl­le zu adres­sie­ren. Nur gemein­sam geht es voran.

Eine ein­zel­ne Wahl (EU-Wahl, Anfang Juni 2024) oder ein ein­zel­ner Par­tei­tag (Essen, Ende Juni 2024) ändern nicht grund­le­gend die Lage, erhö­hen aber erfreu­li­cher­wei­se die Wach­sam­keit und sto­ßen not­wen­di­ge Klä­rungs­pro­zes­se an. Solan­ge es in einem natur­ge­mäß über­aus hete­ro­ge­nen Vor­feld kei­ne Orga­ni­sa­ti­on und Ori­en­tie­rung ver­mit­teln­de „Leit­stel­le“ als all­ge­mein akzep­tier­tes Zen­trum gibt – und die­ses ist nicht in Sicht –, solan­ge müs­sen unter­schied­li­che Kraft­zen­tren mög­lichst zusam­men und mög­lichst kohä­rent für über­ge­ord­ne­te Zie­le strei­ten. Die­se Zie­le sind das Ent­schei­den­de, nicht die tem­po­rär gewähl­ten Werk­zeu­ge bzw. Instrumente.

– – –

Wei­ter­füh­rend und aufgreifend:

Die Par­tei und ihr Vor­feld, 3. Auf­la­ge, Schnell­ro­da 2024

Das Ende des Rechts­po­pu­lis­mus, Online-Vor­trag, Juni 2024, Jun­g­eu­ro­pa Verlag.

10 The­sen zum Vor­feld von Mat­thi­as Helferich.

Benedikt Kaiser

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (44)

Maiordomus

7. Juli 2024 13:16

"Vorfeld", "rechte Szene", "nationales Lager", "Bewegung", "nationale Opposition" sind durchwegs schlagwortartige Begriffe,  mit denen Sie den Anteil der vernünftig Gebliebenen in der Bundesrepublik Deutschland wohl nicht einholfen können. Es muss ein Begriff ausgemacht werden, in dem Kultur und Kulturbewusstsein, auch Common sense,  drin enthalten ist, wobei mir aber zum Beispiel klar ist, dass etwa "abendländisch" ebenfalls verbraucht ist, ein Begriff, der noch vor 60 bis 70 Jahren Erneuerungspotential hatte. Ich glaube jedenfalls, dass nicht wenige, die sich hier an der Debatte beteiligen, sich für sich selber mit keinem dieser vorgeschlagenen Leitbegriffe identifizieren, wiewohl sie sich eine grundlegende Aufmischung heutiger politischer Verhältnisse wünschen würden.  Natürlich hat es mit den "metapolitischen Machtverhältnissen" zu tun, worüber sich sinngemäss, horribile dictu, Herr Sellner gerne auslässt. Es geht natürlich in diese Richtung, zu hoffen bleibt, dass der Begriff nicht einfach an eine Person oder Partei geklebt wird. Die metapolitischen Machtverhältnisse sind aber derzeit in der Tat ein Haupthindernis für einen ohnehin in Institutionen kaum praktizierbaren "herrschaftsfreien Diskurs". Es wäre wünschbar, diesen Begriff zu "enthabermasieren".

Maiordomus

7. Juli 2024 13:48

@schlagwortartige Begriffe, mit denen Sie die vernünftig Gebliebenen nicht einholen können.
Die  Gesamtmenge der Vernünftigen ist hoffentlich nicht auf das "rechte Lager", beschränkt, welches auch nur insofern  genannt zu werden verdient, weil beim "Erhaltungsgesetz der Dummheit" (Maritain)  im Moment die Linken vorne liegen. Gemäss Jacques Maritain bleibt das Gesamtpotential der Dummheit aber erhalten, wobei der jeweilige Mainstream stets den Vorsprung innehält.  Bei Zeitgeistwandel findet also ein "Lagerwechsel" statt, die Minderheit erhält eine Chance. Mit anderen Worten: theoretisch wäre jetzt Platz da für "rechte Intelligenz". Leider gibt es aber keine Garantie, dass dieselbe auch "praktiziert" wird und nicht gleich wieder von der Lagerdummheit aufgefressen. "Szene", "Lager" und "Bewegung" drücken gruppendynamisch in Verbindung mit einem Feindbild aus, einer "Meute" (Canetti), was schnell zu einer Orwell-Entwicklung führen kann: Zweibeiner gut - Vierbeiner schlecht! u. dergleichen. Statt "Vorfeld" würde ich "Feld" vorziehen. Es müsste indes ein "freies Feld" sein. Die besten Aufsätze hier, längst nicht alle, bewegen sich auf einem solchen Feld. So Bosselmann, sofern er sich nicht vom Pessimismus überwältigen lässt. 

Laurenz

7. Juli 2024 14:15

@BK ... Der Artikel ist nichts für Flachflieger. Mußte mich beim lesen ziemlich fokussieren, um die Aussagen & Denkansätze zu verstehen. Sie haben vermutlich Recht, keine persönlichen Beispiele benutzt & den Artikel abstrakt gehalten zu haben. Aber zB unter "Vorfeld als negative Instanz" ist es schwierig nachzuvollziehen, wen Sie meinen(?). Warum GK den Terminus "Vorfeld" nicht so mag, wie Sie, wird mutmaßlich damit zu tun haben, daß Ihre Nutzung des Begriffs exklusiver ist. Die meisten Leser verstehen ihn als lokalen Raum, Sie, hingegen, mehr als zeitliche Beschreibung. Auch ich verstehe "Vorfeld" eher militärisch, wie einen Bereitstellungsraum oder Aufmarschgebiet. Sie eher als Avantgarde. Solange der AfD finanzielle Mittel für die Stiftung flöten gehen, bleibt Ihr Vorwurf zum Mangel einer Kaderschule zwiespältig. Man muß dazu Geldgeber (mit eigenen Interessen) finden, die Stipendien finanzieren. Wer soll denn den genialen Schachzug der SPD in den letzten 3 oder 4 Jahrzehnten vor allem weiblichen Jura-Studenten ein Stipendium zu geben, nachahmen & finanzieren? Den Rechten fehlen vor allem Arbeitswillige. In den 11k Kommunen Deutschlands gibt es jeweils 6-7 ehrenamtliche Parlamentarier, welche die Haushaltsentwürfe ihrer Gemeinde gelesen haben. Dazu braucht man keine Kaderschule, sondern Leute, die das einfach machen.

Mitleser2

7. Juli 2024 15:17

"Die aktuelle „Verhaltens“-Debatte wäre dem Mosaik nicht aufgezwungen worden, hätte man von vornherein einzelnen Akteuren, die erst vor kurzem zur politischen Rechten im Allgemeinen und zum Vorfeld im Besonderen stießen, nicht ständig freie Bahn gewährt."
Hm, geht's vielleicht etwas konkreter, wenn Sie hier schon Bruchlinien im Vorfeld andeuten? Warum nicht Ross und Reiter nennen?
 
 

Frika Wies

7. Juli 2024 15:27

Die derzeitige Hauptarbeit des rechten Vorfeldes sehe ich daran, Normalität zu schaffen - rechtes Denken in der Öffentlichkeit zu entkriminalisieren und entstigmatisieren, um die Akzeptanz zu fördern. Links sind die Guten, rechts die Bösen - das ist nicht so und das gilt es sukzessive umzudeuten.
Wie in der Biologie tausende Flimmerhärchen ein Objekt in eine bestimmte Richtung schieben, so schieben in der Öffentlichkeit tausende Akteure die Politik nach links oder nach rechts. Dazu muß das rechte Vorfeld sich aber erstermal in der Öffentlichkeit behaupten können und dürfen.
Daß linke Parteien so schwächeln, obwohl immer noch fast alle Flimmerhärchen die Politik nach links bürsten, zeigt, wieviel Potential Rechts hätte, wenn Menschen erst das Gefühl verlören, moralisch auf der falschen Seite zu stehen indem sie sich zum Rechts-Sein bekennen.
Die linke Öffentlichkeit prägt aktuell die Populärkultur und hat sich tief in Medien und Bildungseinrichtungen verankert, so daß dort bereits eine Eigendynamik herrscht. Diese Dynamik muß das rechte Vorfeld zugunsten rechter Parteien umkehren. Ich halte das für machbar, denn Links hat auf die Lebenswirklichkeit der meisten Europäer keine Antwort mehr. 

Laurenz

7. Juli 2024 15:31

@Maiordomus ... Wenn Sie keinen populären Begriff finden, der solch einen überdimensionalen politischen Sog entwickelt, wer soll ihn dann finden? MS testet immerhin Begrifflichkeiten aus & Remigration hat ganz gut, über rechte Grenzen hinaus, eingeschlagen. Note 4 auf einen Streich (von 7). Es hat auch mit der Natur der Sache zu tun. Woke Grün-Linke streben nach der Eine-Welt-Herrschaft, es gibt keine Rechten, die das wollen. Linke Terminologie ist gar nicht wirklich erfolgreich. Sie wird jährlich mit einem vielfachen Milliarden-Aufwand geprägt, alleine nur in Deutschland. Um Ihnen mal ein Vorfeld zu zeigen, welches mir sympathisch ist, benenne ich Ihnen https://thekenalarm.de/ . Hier handelt es sich an vorderster Front auch nur um ehemals etablierte Journos, aber die gehen mit mehr Herz zur Sache, als viele andere aus dem Framing gefallene. Die Abo-Zahl auf YouTube ist mit 52k noch überschaubar, aber man versucht, in der Fläche zu wachsen.
https://www.youtube.com/shorts/H17yf5ye8zo?feature

germanici femina

7. Juli 2024 16:01

Ich glaube, dass bereits sehr viel mehr Menschen in dem von Ihnen beschriebenen Vorfeld tätig sind, nämlich all jene, die erkannt haben, dass auch eine AfD auf Dauer für unser Land keine Lösung bieten kann, wenn sich Abgeordnete weiter, wie bereits geschehen, den Altparteien anbiedern, ihnen in der Hoffnung auf eine Koalition nach dem Mund reden oder, wie in Sachsen, rigoros Bündnispartner wie Freie Sachsen ablehnen. Dies sorgt dafür, dass sich aufgewachte Menschen weiter abwenden, eben auch von einer Afd und dieser zB nicht als Mitglieder beitreten. Allerdings, und das ist bereits Vorfeld-Arbeit, finden sich eben viele unter den genannten, die in ihrem Umfeld, Vorfeld, aufklären, über viele innen- und geopolitische Massnahmen, die zB Tagesschaugucker auf Ungereimtheiten in der aktuellen Politik oder Konsequenzen derselben für uns alle hinweisen. Die Denkanstösse geben, zum Nachdenken anregen, was denn Folgen weiterer Zuwanderung wären bei stark sinkenden Geburtenraten biodeutscher Menschen, ob im Supermarkt an der Kasse, in der Kneipe, im Sportverein oder oder ... all das ist Vorfeldarbeit. 

Monika

7. Juli 2024 16:32

Ich bin ja immer noch und immer wieder ein großer Anhänger der Ideen von Vaclac Havel (Insbesond. "Versuch, in der Wahrheit zu leben"). Ich weiß, daß Havels Politikverständnis in der neuen Rechten nicht rezipiert und beachtet wird, vielleicht sogar als naiv belächelt wird. In einem hat Havel m.E. aber recht: "Parallelstrukturen" (Kontrakulturen ?) wachsen nicht "aus einer aprioristischen theoretischen Vision der Systemveränderung (es handelt sich nicht um politische Sekten), sondern aus den den Intentionen des Lebens und aus den authentischen Bedürfnissen konkreter Menschen" . Wieso wird hier behauptet, daß´"kein besseres Werkzeug als Alternative bereitgelegt wird als der Vorfeldbegriff ?" Vielleicht sind generell sog. rational nachvollziehbare Hilfsbegriffe, also auch der Vorfeldbegriff verbraucht !! "Bewegung" erinnert immerhin noch an sowas wie eine Lebensintention. Menschen werden bewegt, lassen sich bewegen, bewegen etwas. Auch patriotisch werden Menschen bewegt ( die Fußball EM zeigt das doch recht gut). Da kommt  doch kein "patriotisches Einstellungssmuster" voran, das die Bürger prägt. Da geschieht mit den Menschen doch etwas auf einer vorrationalen Ebene.

rotenburg

7. Juli 2024 17:30

Alle zwanzig Jahre wird das Rad neu erfunden. "Gramsci", "kulturelle Hegemonie", "Begriffe" besetzen. Das hat sich die Novelle Droite in den siebziger Jahren ausgedacht und galt damals als wahnsinnig innovativ, weil die Rechte die Linke kopiert hat. Seit dem ist jetzt fast ein halbes Jahrhundert vergangen und die westeuropäischen Gesellschaften sind nicht konservativer, nicht patriotischer und nicht "rechter" geworden. Möglicher Weiste stimmt ja an dem ganzen Ansatz etwas nicht. "Kultur" ist eben nichts, was sich  Intellekutellen ausdenken und dann in die Gesellschaft implantieren.
Realpolitik bedeutet, sich nicht eine Gesellschaft herbeizuträumen, sondern von der Gesellschaft auszugehen, wie sie eben gerade ist. Heute wird Marine Le Pen einen weiteren Wahltriumph einfahren. Wahrscheinlich reicht es nicht zur absoluten Mehrheit, aber der RN ist praktisch Volkspartei geworden. Wie hat sie das geschafft? Sie hat sich vom Antisemitismus, dem Klerikalismus und der Vichy-Romantik verabschiedet und ist dadurch Anschlussfähig an die bürgerliche Mitte geworden. Das ist das Erfolgsrezept. 

Maiordomus

7. Juli 2024 18:10

@L. Habe bei MS respektiert, dass er mit dem Begriff "Metapolitik" zentrale Grundlagen richtig anspricht. Hier erkennt er den Hauptkriegsschauplatz, und wer das bestätigt, auch in der Partei, ist deswegen kein "Sellnerianer". Hier müsste u.a. die staatlich nicht gleichberechtigt geförderte Stiftung ansetzen, die  mit ihrem Namen zwar etwas hoch gegriffen hat, aber lieber sich nach Erasmus orientieren als ständig Gramsci zitieren, dessen Einsichten längst vor ihm nicht nur von der anarchischen Schule realisiert worden sind. Auf metapolitischem Gebiet ist womöglich Krah stark, wiewohl gerade er die heiklen Themen nicht zerschwatzen sollte. Vgl. noch den ungeschickten Umgang von Petry einst mit dem Begriff "völkisch", der von seinen Ursprüngen bei Herder und der Romantik durchaus kulturell hilfreich wäre, zumindest weniger verfänglich als z.B. der Panslawismus, aber wer in einem Interview "völkisch" sagt, wird nicht als Herderverehrer, sondern als Goebbelsjünger wahrgenommen. Also sich in solche Diskussionen gar nicht verstricken lassen. Der Umgang mit den Sprachregelungen ist wesentlich für Metapolitik, selbst noch der Hexenhammer ist ein Lehrbuch dafür. Dessen unsterbliche "Verdienste" liegen in der dogmatisierten Verantwortungsfähigkeit des Menschen für Wetter und Klima, was im Hinblick auf das Unbewusste so wahr ist wie naturwissenschaftlich und naturrechtlich falsch. 

Monika

7. Juli 2024 18:16

In einem Interview in corrigenda-online vom Mai 24 sagt Maximilian Krah: " Mein großes Ziel ist es, das politisch aktive Potenzial, das rechts der Mitte unterwegs ist, weltanschaulich zu einen. Zurzeit ist es doch sehr diffus und auch nicht klar, und daran arbeite ich. Daß ich den Menschen ein in sich schlüssiges Weltbild vermitteln kann, aus dem heraus sie politische Entscheidungen treffen." Krah will ein Anthropologie schreiben, weil er glaubt, "daß das Menschenbild eine entscheidende Frage ist für die Politik der Zukunft." Kaiser umschifft zwar die Frage nach dem Menschenbild, ihm fehlt allerdings die "ideelle Verankerung in einem patriotischen, politisch-inhaltlichen Beritt". Für mich sind politische Entscheidungen zunächst ganz pragmatische lösungsorientierte Entscheidungen. Ich brauche kein schlüssiges Weltbild, um eine bestimmte Partei zu wählen. Meine Vorfeldarbeit erstreckt sich in Gesprächen mit Freunden, Nachbarn, Kindern über die Mißstände in unserem Land und was sich wie und wo   zum Positiven ändern lässt. Vorfeldarbeit geht über die Parteiarbeit hinaus. Sie kann auch in Schulen, Vereinen, Verlagen und Milieus usw. erfolgen .

Indigener

7. Juli 2024 18:41

"Versuch, in der Wahrheit zu leben"
@ Monika: Das genau ist der entscheidende Punkt, an dem wir alle versagen. Wir leben in und mit der Lüge, die uns den Lebensatem nimmt. Die Lüge hat zwei Gesichter: sie ist Geschichtslüge und sie ist Weltanschauungslüge. Dieses unselige Paar vereitelt jeden Versuch, ein Eigenes seelengemäß zu formulieren und glaubhaft nach außen zu vertreten. Opferbereitschaft statt Anpasserei...
 

Maiordomus

7. Juli 2024 20:36

Betr. nichts Neues von Gramsci. Edmund Burke war es, der britische Konservative, der in der Franz. Revolution schon vor dem grossen Terror die Kontrolle über das politische Dogma als den eigentlichen kulturrevolutionären Übergriff gedeutet hat, dem gegenüber er auf ziemlich soziologische Weise wie nach ihm Bonald und de Maistre die Reflexion, auch kritische Reflexion über die bestehende Ordnung, als die Alternative eines vernünftigen Konservatismus programmierte, im Einzelfall mit schon soziologischer Analyse, auf welchem Gebiet neben Beschränktheiten die Restauration ab 1815 einiges geleistet hat. Aus diesem Denken heraus erfasste, wie von Kaltenbrunner dargetan, Baader 1834 vor Marx und Engels das Proletarier- und Klassenproblem als Problem von objektiven Interessengegensätzen innerhalb der Gesellschaft, bei der zum Beispiel eine monarchische Führung keine einseitige Parteinahme praktizieren sollte bzw. dürfte, was theoretisch freilich leichter gesagt war als getan. Aus der alten Gesellschaft gab es Perspektiven von Freiheitsgewährleistung an kleinere Gemeinschaften und an die sog. Stände. Beachtlich wären die Möglichkeiten des sog. genossenschaftlichen Denkens gewesen, was sich in England und auch in einigen europäischen Regionen in Ansätzen ergeben hat. Noch interessant die Romane "Das Goldmacherdorf" v. Heinrich Zschokke und "Die Käserei in der Vehfreude" v. Gotthelf, die ältesten hochpolitischen Genossenchaftsromane der Weltliteratur.  
 

Laurenz

7. Juli 2024 21:26

@Indigener & Monika ... Das Umschiffen der Wahrheit zeigen Julian Nagelsmann & Toni Kroos, 2 wirtschaftlich unabhängige Millionäre, par excellence. Hier ab 08:20 https://youtu.be/S0ikvjCViqA Man will sich ja nicht beim SPD-bestimmten DFB alle Türen zuschlagen. Aber die Kinder zieht Kroos lieber in Spanien auf, weil das Deutschland heute, welches er vor 10 Jahren verlassen hat, nicht mehr dasselbe, wie damals ist.
@Rotenburg, Germanici Femina & Frika Wies ... Alle AfD-Wähler sind zwangsläufig organisierter als der Rest. Sie müssen ihr Leben quasi auf womögliche Anfeindung & Verfolgung abstimmen, selbst, wenn es sie nicht direkt betrifft. Auch die geisteskranke Hofberichterstattung muß man seelisch aushalten. Parteien stehen immer im Interessenkonflikt mit Geldgebern, den Korrupten, den Korrumpierten, den Wählern, dem Ideal & dem Machbaren. Auch die AfD macht das, wozu Parteien da sind. Sie kanalisiert. Der BuVo hatte bei der EU-Wahl die Quittung für das eigene Versagen erhalten. Schwarze Peter verteilen bringt nichts, wenn nicht die Fehlermechanik beseitigt wird. & liberale Scheißer, da kann die JF träumen, wie sie will, werden in Deutschland nicht gewählt. https://jungefreiheit.de/debatte/2024/javier-milei-durch-schweiss-und-traenen/

RMH

7. Juli 2024 21:51

@rotenburg, grundsätzlich liegen Sie nicht falsch, nur mit dem Triumph von Le Pen wurde es wohl doch nichts, da Alle gegen Rechts offenbar auch in FR noch funktioniert. Meine Anmerkung zum Artikel: Ich gehöre ja auch schon zu den länger Beobachtenden, damals bei Gesamtrechts-Mitdiskutierenden etc. Die entscheidenden Durchbrüche wurden nicht von irgendeinem Vorfeld oder Szene, Millieu oder was auch immer verursacht, sondern von externen Ereignissen, den gewollten - das Wort "Fehlern" fällt schwer - Entscheidungen anderer. Wenn bspw. 2015 intensiv eingeschritten worden wäre, man rechtzeitig die berühmten Kurskorrekturen vorgenommen hätte (zu der andere Länder in der Lage sind), wenn Putin nicht die UKR überfallen hätte etc. - lässt sich fortsetzen - dann wäre die AfD jetzt eine Partei, bei der die Kritik am € immer noch Schwerpunkt wäre & die mit solider Arbeit es sicher über 5% schafft, aber keine Partei, die in den neuen Ländern, wenn BSW nicht gekommen wäre, das Potential von 30 + X % hatte. Ich will das Thema Vorfeld in Bezug auf seine Bedeutung nicht klein reden, aber so groß, wie es im Artikel rüber kommt, ist die Bedeutung auch nicht. Wenn die anderen anders regieren & handeln würden, sähe es anders aus. Bedeutung hat die Kulturarbeit, wie sie Sezession macht, die Reichweite ist aber leider auch nicht groß.

Martha

7. Juli 2024 22:17

Der Begriff "Vorfeld" oder sein Plural ist nur für je einen Teil des rechten Spektrums zulässig: für jeweils jene die auf die AfD oder eine andere Partei setzen. Hier wird es als Vorfeld der AfD verstanden. Das ist eine zu einseitige Sichtweise. Ich persönlich sehe die AfD (als Mittel zum Zweck) zunehmend kritisch und bezeichne mich als unabhängig und keinesfalls als "Vorfeld"-Aktiver für die AfD. Die unabhängige Rechte muß keine bestimmte Partei unterstützen. Sie kann ihre z.B. metapolitischen Projekte parteiunabhängig durchführen. Wir sollten das tatsächliche Vorfeld der AfD auch als AfD-Vorfeld benennen. Allzuviel zählt bisher nicht dazu. Für jene, die nicht der AfD direkt zugerechnet werden können oder wollen, d.h. die Unabhängigen, gilt es nun dringend einen Begriff zu suchen. Vielleicht erübrigt sich das alles schon bald, wenn das "Vorfeld" sich von einer weichgespülten AfD enttäuscht abwendet oder von der AfD ausgegrenzt wird. Ob daraus dann eine neue Partei entsteht, wird sich zeigen. Immerhin gibt es schon ein fünfstelliges Potential, das die AfD nicht aufnehmen will und worunter viele fähige, brauchbare Leute sind.

FraAimerich

7. Juli 2024 22:49

@RMH: "Ich will das Thema Vorfeld in Bezug auf seine Bedeutung nicht klein reden, aber so groß, wie es im Artikel rüber kommt, ist die Bedeutung auch nicht."

Würde empfehlen, Einfluß und Bedeutung des "Vorfelds" nicht an Nebensächlichkeiten wie Wahlergebnissen zu messen.

Gracchus

7. Juli 2024 22:59

Wenn Vorfeld ein feststehender Begriff ist, werde ich ihn - einfach um verstanden zu werden - verwenden, obwohl mir nicht einleuchtet, warum Umfeld nicht besser sein soll. Dass das Vorfeld immer vorausgeht, ist, wenn wie BK sagt Wechselwirkungen bestehen, nicht immer der Fall. Es ist auch nicht klar, ab wann man zum Vorfeld gehört, das ist diffus, so dass auch die weltanschauliche Klammer diffus ist und bleibt. Diese mit "patriotisch" zu benennen, ist ausreichend. Ansonsten  - da bin ich tendenziell bei @Monika - halte ich es - auch im Rückblick auf das verheerende 20. Jhd, dem Friedhof der Ideologien - für angeraten, Ideologiediät zu halten. "Anthropologien" oder "Menschenbilder" sind ebenfalls nicht notwendig. 

Maiordomus

7. Juli 2024 23:07

@Frankreich. Unterdessen bewahrheitet sich, dass auf Niveau Wikipedia und im allgemeinen Sprachgebrauch auch der breitesten Presse und Medien nun mal die stigmatisierende Sprachregelung "rechtsextrem" und extrème droite eine Brandmauer darstellt. Da konnte sich Frau le Pen von der AfD  noch so lange distanzieren wie sie wollte. Dazu ist aber keine Schadenfreude angesagt, weil diese Perspektive, fast eine Gesetzmässigkeit französischer 2. Wahlgänge, die in letzter Zeit leicht angeschlagene "Brandmauer" in der BRD wieder stärken wird. Mit anderen Worten: Es wird in den nächsten zwei Jahren keine Entlastung geben. Und weil die Kampagne die gesamte westliche Welt umfasst, glaube ich auch nicht, dass Trump die Wahlen in den USA gewinnen wird, wohl nicht mal gegen die im Vergleich zu Biden weit linkere Camala Harris. Ich bedaure dies weniger wegen dem mittelmässigen politischen Personal der deutschen Rechten als zulasten der kleinen Leute, zu 95% anständig, die eine Entlastung des hypermoralisierten politischen Diskurses verdient hätten. Auch für die geistige Freiheit wird es nicht einfacher. Siehe Berufsverbote und Kontaktrisiken. Strauss hätte gesagt: Es muss alles noch alles schlimmer kommen, bis sich was ändert. (Wenn es aber so kommt, ändert es sich erst recht nicht.)  

Florian Sander

8. Juli 2024 00:33

"Benötigt wird die Entfaltung positiver Ideen fürs Volk, und zwar auf stringente und politisch nachvollziehbare Weise."Dafür müssten sich Basis und Überbau allerdings auch für positive Programmatik interessieren. Zu viele tun das nach meiner Wahrnehmung nicht. Viele kommen zu uns, weil sie einfach nur zetern, lästern und schimpfen wollen, zurückgelehnt in der Haltung des mosernden Publikums anstatt wie ein handelnder politischer Akteur, und reagieren dann zu Tode gelangweilt, wenn man mal über positive, gestalterische Zielsetzungen redet. Spätestens, wenn wir mal regieren, wird uns dieses Verhaltensmuster auf die Füße fallen. Und in dem Fall dann auch verdientermaßen.
Viele dieser Leute, gerade im Westen, sehen sich ja auch selber gar nicht als "rechts". Für die ist die AfD eine Fortsetzung der 90er-CDU mit anderen Mitteln. Ist ja logisch, dass man in diesem Milieu das, was wir unter "rechtem Vorfeld" verstehen, gar nicht als irgendwie mit der AfD oder einem selbst verbunden ansieht. Für die sind Schnellroda und Co Fremdkörper und Hindernisse auf dem Weg zur "bürgerlichen" Koalition als Wurmfortsatz von CDU und FDP.

Florian Sander

8. Juli 2024 00:35

"Daß es beispielsweise auch elf Jahre nach AfD-Parteigründung keine eigene Parteischule in eigenem (unkündbarem) Immobilienbesitz gibt, ist ebenso unverzeihlich wie das fortgesetzte, selbstgewählte Scheitern der parteinahen Stiftung, die in anderen Parteien das natürliche Bindeglied respektive die Zwischenstation im Kontext von Partei und Vorfeld ist."Wer soll denn in einer solchen Parteischule dann lehren? Jeder, der dort als Dozent anfinge, sähe sich binnen weniger Monate den Sabotageakten irgendwelcher Landesverbandsintrigen, Abmahnungen etc. ausgesetzt, im Zuge derer irgendwelche LaVo-Beisitzer Exklusionsmaßnahmen gegen einen vorantreiben, weil diese oder jene stasimäßig protokollierte oder gescreenshotete Äußerung im Seminar eventuell den Regierungsschutz auf den Plan rufen oder Frau Le Pen verprellen könnte. Wer will denn bitte unter solchen Bedingungen arbeiten? ;)

RMH

8. Juli 2024 07:17

@Gracchus,
Sie haben mit Ihrem Beitrag recht. Es ist eben das alte Problem aller Linken - und die Linkspatrioten & Staatsbejaher aus der SolPat Gruppe sind recht eindeutig Linke -, dass immer alles irgendwie "klassifiziert", geordnet, durchdefiniert werden muss, da bei Atheisten nichts gottgegeben ist. Die Linken haben noch nie ein oben & ein unten ernthaft begriffen & daher wird alles nur in der horizontalen, auf einer Ebene, in Flächen & Feldern definiert. Es fehlt ein Gott (oder, für alle, die daraus dann auch wieder eine Nebenddebatte machen müssen: Götter), der (die) über allem stehen & nach unten ausstrahlen. So ergeben sich dann die mit dem Mantel der "Wissenschaftlichkeit", da ja alles von irgendwelchen Autoritäten, Umfragen, Sozialforschungen etc., etc. erklärt wird, versehenen Überzeugungen, die zwar immer ein Stück der Torte beschreiben, aber es nie schaffen, einmal die Torte insgesamt zu präsentieren, da ihnen der Konditor eben unbekannt ist. Umfeld ist aus dem dt. Sprachbegriff aus meiner Sicht auch das, was die gesamte Angelegenheit am besten umschreibt, da ein Umfeld immer deutlich größer sein kann, als der Kern, den es umgibt. Vorfeld ist eine nicht überzeugende, ins Unkenntliche aufblähende Übernahme des Begriffs Avantgarde.

das kapital

8. Juli 2024 07:33

Komplex und ausführlich dargelegt. Dass Sie 2022 ein Buch dazu geschrieben haben erklärt, warum. Die Grundaussage bei dem Buch ist "Man spielt sich Bälle und Gelder zu." Gemeint auf der linken Seite. Wenn aber die Union und Ampel ARD ZDF und DLF fest als ihr politisches Vorfeld im Griff haben, wird es schwierig. Wenn die sich Journale und Journalisten aller Art einkaufen können und Organisationen wie AAS Stiftung "Liberale Moderne" Correctiv. Wenn Diakonie, EKD und deutsche Bischofskonferenz als Vorfeldorganisationen gegen die AfD flächendeckend eingesetzt werden. Wenn die Gewerkschaften und IHKs und DIHK zum Vorfeld der Regierungsparteien mutieren. Wie soll das getoppt oder dem entgegengewirkt werden ? Die Parteistiftungen "gegen Rechts" bekommen 690 Millionen jährlich und Erasmus bekommt NULL. Haldenwang wird ebenfalls als Vorfeld der Linkstotalitären tätig. Wo bleibt da der Freiraum ? IfS und Sezession mussten ja nun auch gerade umschwenken. Ein Prozent entfaltet bisher keine dauerhafte Breitenwirkung. /// Die Frage, wer instrumentalisiert hier eigentlich wen, wurde von GK auch gerade aufgeworfen. Da stand wohl Kay Gottschalk in der Kritik. Er wollte wohl nicht, dass seine Partei zu irgendjemandes Vorfeld werde.

Laurenz

8. Juli 2024 08:41

@RMH @Rotenburg (2) ... Ich selbst, als Nicht-Intellektueller, wäre familiengeschichtlich eher aus dem Spektrum des Zentrums oder der Sozialdemokratie gekommen. Bei mehr Kooperation, wie zB mit Herrn Prof. Dr. Christian Rieck (gut 400k YouTube Abos) nur mal so als Beispiel, könnte man die Reichweite der Sezession vielleicht in den nächsten 5 Jahren verdrei+fachen. Aber würde das auch etwas an der Wirkung verändern? Wir Rechten, wie auch alle alternativen (& konservativen) Medien, haben es Götz Kubitschek zu verdanken, daß unser gesellschaftliches Bild nicht mehr dem von besoffenen, Springer-Stiefel tragenden SkinHead & Neo-Nazi-Image, wie Ende der 90er geprägt ist, was auch damit zu tun hat, daß mehr Artikel & Bücher über, als von Götz Kubitschek veröffentlicht wurden. Es hat jetzt weitere 25 Jahre gedauert, daß es selbst einem Schundfunk-Schmierlappen, wie Markus Lanz, reicht & er den Gewerkschafts-Lutscher Bodo Ramelow in den Senkel stellt. Ab 07:40 oder 08:40 ... https://youtu.be/exA1wHG7CkM

Kurativ

8. Juli 2024 09:16

Benedikt Kaisers brillanter Text erklärt auch, warum der politische Gegner das Vorfeld angreift und zerstören will. So wurde in Frankreich die IB nicht verboten, um symbolisch ein Zeichen zu setzen. So etwas und auch der Angriff von ÖVP/Grünen gegen das Lamda-Symbol und ein absurdes Dachbetretungsverbot richten sich direkt gegen den politischen Gegner im Parlament. 

Adler und Drache

8. Juli 2024 09:26

Es passiert nur sehr selten, dass ich mein "täglich Brot" (will heißen, meine Tagesration SiN) nicht "aufesse" - aber bei diesem Artikel tat ich's lustlos und erst nach mehrmaligem Anlauf. Es liegt daran, dass ich mich keinen Illusionen mehr hingebe, was von einer Partei zu erwarten ist. Parteien sind gierige, gefräsige Organismen, die letztendlich doch alles der Gewichtszunahme unterordnen. Das ist einfach so. Ich bin froh & dankbar, dass es die AfD gibt, aber ich erwarte nicht allzuviel von ihr. Sie ist ein Instrument, um das Parlamentsparkett zu bespielen, so weit, so gut. 
Ich sehe das also grad anders herum wie Herr Kaiser: Das "Vorfeld" ist ja nur "Vorfeld", weil es Instrument irgendeines "Hauptfelds" ist. Wenn ich mich dazu zurichten ließe und in der Partei "das Wesentliche" sähe, würde ich mich doch in einer Art verrenken und verzwergen, einebnen und flächig machen lassen müssen, die nicht recht (und auch nicht rechts) sein kann. Es ist nicht mal das konservative Bewusstsein oder der christliche Glaube, der sich in erster Linie dagegen sträubt, ich möchte es vielmehr ein Gefühl fürs unverbogene Menschsein nennen. Es mag etwas pathetisch klingen, aber es trifft schon den Punkt.
Nach Pareto ist jede Revolution lediglich Elitenaustausch. Das muss man sich immer vorhalten. Das ist nötig, keine Frage: Man schaue sich unsere "Elite" an! Aber es wird die Not nicht wenden, in der wir als Deutsche, als Abendländer, als Menschen stecken. Wer sich zum Parteiwiesel macht, betrügt sich selbst.
 

Adler und Drache

8. Juli 2024 09:45

@Martha
wenn das "Vorfeld" sich von einer weichgespülten AfD enttäuscht abwendet
Ernst gemeinte Frage: Warum versuchen jene, denen die AfD "zu weichgespült" ist, permanent die AfD ideologisch einzunorden? Wäre es nicht besser, sich gleich eine andere Mitfahrgelegenheit zu suchen?

Maiordomus

8. Juli 2024 10:13

@RMH. Den "verwendbaren" Gott, den Sie zitieren, ist genau derjenige, den Nietzsche abgelehnt hat und dabei langfristig die Zustimmung tiefsinniger theologischer Denker wie Eugen Biser geerntet. 

das kapital

8. Juli 2024 10:26

@ adler und drache Da ist tatsächlich einiges richtige dabei. Die Parteien sind "eigentlich" Vorfeld der gesamtgesellschaftlichen Interessen und Notwendig-keiten. Es hat sich aber ganz und gar umgedreht. Die Parteien haben sich den Staat und die gesamte Gesellschaft zur Beute gemacht und sich in totalitärer Art und Weise aller Ressourcen bemächtigt. Deshalb funktioniert alles zu Gunsten der "oberen Zwanzigtausend" und auf Kosten der 83 Millionen Einwohner, die keiner Partei angehören. Der Krieg gegen Rechts macht 2/3 der Einwohner zum Vorfeld der Parteien, die hirnlos gegen die eigenen Interessen und zugunsten der wenigen korrupten Profiteure arbeiten. Gemeinwohl null. /// Das Wesentliche ist es, die Gesellschaft so umzustrukturieren, dass es nicht länger möglich wird, dass 20.000 fette Profiteure Land und Leute vollständig ausplündern, dass nichts Lebenswertes mehr davon übrig bleibt. Die AfD kann dazu machtpolitisch beitragen. Wenn ich mir aber anschaue, dass manche Landtagsfraktionen auch nach 10 Jahren fachpolitisch noch nicht auf Augenhöhe sind, dann fehlt es an Überzeugungskraft. Da sind dann Leute im Landtag, die es nicht können und nicht wollen und immer nur irgendwelche Nasen als Referenten einkaufen, die nichts beizutragen haben.

Maiordomus

8. Juli 2024 10:30

@Laurenz. In Ihrer Einschätzung von GK und SiN liegen Sie wohl richtig. Diese sollten sich aber ihrerseits nicht mit einer Parteifunktion ("Vorfeld") verwechseln und konsequent bei der metapolitischen Kulturarbeit bleiben. 

Laurenz

8. Juli 2024 10:37

@Adler & Drache ... Schauen Sie in unsere Geschichte. Ob man Parteien gut oder weniger gut findet, spielt keine Geige. Ich bin sogar der Meinung, wie Sie wissen, daß man beim heutigen Stand der Technik, Parlamente direkt mit abstimmenden Bürgern ersetzen kann. Aber, die Realität sieht anders aus. Wir hatten im letzten Jahrhundert, mehrere gewalttätige Revolutionsansätze. 1. Die Matrosenaufstände 2. Der Putsch der frühen Nationalsozialisten 3. Die 68er-Bewegung inklusive RAF. In alle 3 Fällen setzte der Staat Grenzen & beendete die Nummern. Hitler & den Alt68ern bedeutete man, daß es nur den Weg durch die legalen Instanzen geben würde. Wenn man nicht lernresitent, wie zB Ernst Röhm oder Andreas Baader, sein will, bleibt auch uns nur der legale Weg. Statt hier im Forum zu jammern, sollten alle sich mehr der Kreativität befleißigen, wie man unsere Interessen bei der AfD durchsetzen kann. Daß der Artikel schwer zu lesen war, ist unser Problem. Wenn BK einen poplären Artikel hätte schreiben wollen, wären wir in diesen Genuß gekommen. Wollte Er aber nicht. Er wird Sich das vorher überlegt haben.

brueckenbauer

8. Juli 2024 11:12

Bevor wir über die Funktion eines Vorfelds reden, sollten wir vielleicht erst mal ein Vorfeld schaffen, oder? Okay, es gibt ein mediales und digitales Vorfeld. Aber ein lokales Vorfeld? Wo denn? In Halle jedenfalls nicht. Denn ein lokales Vorfeld braucht eine feste Lokalität. Das hat in Halle ja nicht geklappt - und es ist auch nie diskutiert worden, warum nicht und was man hätte anders machen können, was andere Orte davon hätten lernen können. Also: da liegt die reale Aufgabe.
Ich hab mir schon vor vielen Jahren zum Grundsatz gemacht: Trau keinem Verein und keiner Partei, die sich nicht zumindest bemüht, ihren Anhängern Vor-Ort-Unterstützung im Fall einer politischen Verfolgung anzubieten!

das kapital

8. Juli 2024 11:45

@ RMH wie zuvor schon um 07:33 Uhr geschildert, haben die seit 1990 Regierenden ein so fettes Vorfeld, dass die echte Opposition dagegen gar nicht anstinken kann. Je nach Koalitionsabsprachen sind die regierenden Parteien sich auch gegenseitig mit das Vorfeld. In Frankreich hat das doch mit der Linken und Macron und den Absprachen im zweiten Wahlgang gerade bestens funktioniert. Und Union und Merz und Linnemann verstehen sich doch derzeit auch als Vorfeld einer gemeinsamen Regierung mit den Grünen im Bund von 2025 bis 2029. Nur das Vorfeld der Rechten ist durch den Krieg gegen Rechts massiv ausgedünnt. Die SPD hat schon den DFB übernommen. Auch Diakonie, EKD und Deutsche Bischofskonferenz verstehen sich als Handlanger der seit 1990 regierenden Parteien und geben mit die Haßprediger gegen die AfD. Dieses Vorfeld ist wirkmächtig zulasten der Opposition aus Vernunftgründen. Nur ein Vorfeld zugunsten der Opposition aus Vernunftgründen fällt nach wie vor dürftig aus. Da passiert zuwenig für und zuviel gegen. Die Opposition gegen die vernunftgetriebene Opposition ist nach wie vor wirkmächtiger verankert, als die echte Opposition selbst.

Indigener

8. Juli 2024 12:03

@ Martha 7.7. 22:17: Auch mir würde sich die AfD verweigern, ich wiederum möchte mich nicht mit ihr liieren. Beim Sammeln unter einem Begriff gibt es für die Ausgestoßenen ein Problem, das auch das "Vorfeld" hat:
Das Notwendende ist sanktioniert oder verboten,
das fehlende Ergänzende wird ignorant abgewiesen,
das wirklich Eigene in die Verantwortung Gottes verlagert,
mangelndes Selbstbewußtsein verweist auf fehlendes Bewußtsein...
 
 
 
 

Adler und Drache

8. Juli 2024 12:42

@Laurenz: Schon recht.
 

dojon86

8. Juli 2024 13:08

@rotenburg 07.07.24 17:30 @RMH  Auf die Mitte zuzugehen ist Unfug. Die Mitte ist grundsätzlich opportunistisch und geht dorthin, wo sie die stärkeren Bataillone vermutet. Auf Teile der Migration sollte die AFD zugehen. In Frankreich hat die Linke gewonnen, weil die Neubürger, die mit linken Werten nichts anfangen können, ja sie in der Regel verachten, der ersten Wahl ferngeblieben sind um um zweiten Wahlgang, wo es galt, die Rechte zu verhindern, Melenchon gewählt haben. Ich bedauere das selbst zutiefst, aber die alte Bundesrepublik kommt nicht wieder. Ein ethnisch homogenes Deutschland und Österreich auch nicht mehr. (Höchstens die ehemalige DDR erklärt die Sezession, aber dann würden wahrscheinlich Soldaten marschieren) Aber die Linke für lange Zeit zu besiegen und Deutschland wieder zu einem funktionierenden Industrieland zu machen, könnte der AFD rein theoretisch gelingen wenn sie sich von ihrem ethnischen Volkstumsbegriff zumindest ein wenig distanzieren würden. Auch der türkische Familienvater, Kleinunternehmer und Erdoganunterstützer könnte sich dann bei der AFD wiederfinden. Aber wie gesagt, ich habe da wenig Hoffnung.

Maiordomus

8. Juli 2024 14:36

@L. Man muss mit Lanz nicht einverstanden sein, fragte mich schon oft, was ein Südtiroler in dieser Sendung verloren habe, aber gegenüber 80% der geladenen Leute scheint er unbestrittenermassen intelligenter und erst recht besser vorbereitet zu sein. Er stellt unter den Gesprächsleitern eine eigene Liga dar, verdient aber wohl weit mehr pro Jahr als der Antaios-Verlag, aber gewiss weniger wie Fussballer der sog. "Mannschaft". Die Behauptung, eine Frau müsse für einen entsprechenden Posten wie diesen qualifizierter sein als ein Mann, wird von seiner Gesprächstechnik und Schlagfertigkeit krass dementiert. Grosse Klasse war einst Werner Hoefer mit dem Frühschoppen, wo damals auch viele Teilnehmer Spitzenintelligenz auswiesen, Liga Scholl Latour. Es wird nie nachzuweisen sein, ob nicht der skandalisierte Artikel über eine Hinrichtung gegen Kriegsende, den Hoefer zu schreiben verpflichtet gewesen war, nicht von der NS-getrimmten Redaktion verändert bzw. verschärft wurde. Bei mir selber hat die NZZ noch nach 2020 meine beiden letzten Artikel fast Satz für Satz umgeschrieben, nur in einem dieser beiden Fälle war es mir möglich, das "Gut zum Druck" noch abzulehnen, gab den Beitrag dann an die WW weiter. U.a. wurde Inhalt nach Wikipedia von Redaktorin ignorant "korrigiert". Das hätte sie schon bei viel prominenteren Autoren so gemacht, hielt sie fest!            

RMH

8. Juli 2024 15:12

@dojon86, ich bin grundsätzlich bei Ihnen. Eine AfD hat als Partei, wenn sie ein konservativ-freiheitl. Programm weiterhin führen will, gar keine andere Chance, als auf die vielen, Konservativen mit MiHiGru zuzugehen. Die sind & werden alle gerade Wähler. Womit ich aber fremdele, ist ihr apodiktisches "Auf die Mitte zuzugehen ist Unfug". Diese Behauptung löst als nächstes die Frage aus: Definiere Mitte! Wir erinnern uns: Es war die Admin. Merkel, die im Verbund mit der SPD, kurzzeitig mit der FDP, die Mitte so definiert hat, dass sie eigentlich links-grün wurde. Durch notwendig falsches Bewußtsein gibt es Wählerpotential, die sich für die Mitte halten, deshalb Union wählen, aber das Unions grün-linke Geflirte & auch Nachgeben eigentlich, wenn sie ehrlich wären, nicht goutieren. Da ist eben auch noch ordentlich Potential für die Partei. PS: Wenn ich für ein aktives Werben der AfD im MiHiGru-Bereich bin, dann reflektiert das die Tatsache, dass die AfD ohnehin bereits viele Russen & andere MiHiGrus als Wähler hat, da liegt die Erweiterung auf Türken, Syrer (sic!) auf der Hand. Hierin liegt ein Vorteil des "Vorfelds": Es kann im Mosaik spezifisch deutsch sein, deutsch bleiben & deutsche Kultur pflegen & entwickeln, es kann partiell exklusiv sein.

Laurenz

8. Juli 2024 18:29

@RMH @Dojon86 ... wie viele Konservative mit Migrationshintergrund gibt es denn? Außerdem hat Weidel im Sommer-Interview gesagt, es geht um die Migrantengeld-Empfänger, nicht um diejenigen, die arbeiten gehen.
@Maiordomus ... Markus Lanz sendet in der Regel ab 22:45 Uhr. Die Einschaltquote beträgt zwischen 1,5 & 2 Mio, gut, aber doch überschaubar. Als Süd-Tiroler ist Lanz ethnischer Deutscher. Warum kommentieren Sie als Eidgenosse auf SiN oder schreiben MS & ML als Ex-Habsburger Artikel hier? Wer Tim Kellner schaut, ist, was uns betrifft, über die politischen Eskapaden von Lanz gut informiert. Gerade bezüglich der erlogenen Corona-Seuche & ihrer Inszenierung gab Lanz den Massentotschlägern, wie Lauterbach (der Impf-Klaun), eine Bühne. Und beispielgebend mit Chrupalla oder Lambrou als Gast, sah Lanz eher mal Scheiße aus.

dojon86

8. Juli 2024 19:07

@RMH "konservativ, freiheitlich", das wäre theoretisch die FDP. Ich sag mal salopp, warum konservativ freiheitlich für mich und wahrscheinlich auch für viele Migranten nicht in Frage käme. Das hieße wahrscheinlich weiterhin Globohomo, familienfeindliche Propaganda in den Schulen, feministische staatlich alimentierte Propaganda für Kinderlosigkeit, eine Wirtschaftspolitik, die die großen Spieler bevorzugt, Einwanderung ja bitte, weil das dämpft die Löhne und hebt die Immobilienwerte, keine Verteidigung der Leitkultur, weil das wäre ja nicht freiheitlich. Die Konservativ-liberalen haben immer für die völlige Atomisierung des Individuums gestritten. Bleibt als einzige Änderung die von Konservativ-liberalen zu erwarten ist, ein zugegeben unvermeidbarer Rückbau des Sozialstaates und evtl. eine Änderung der Bildungspolitik in Richtung größerer Wirtschaftsverwertbarkeit, was an sich ja höchst notwendig wäre. (Hoffentlich bildet man dann wieder mehr und bessere Facharbeiter und nicht Steuerberater aus) Wie gesagt, dass ist meine individuelle Sicht auf jenen Flügel der AFD, der ursprünglich eine bessere FDP sein wollte.

Gracchus

8. Juli 2024 20:46

Unser Land soll schöner werden I
Von einer Partei erwarte ich natürlich auch nicht viel. Vielleicht sollte man aber mehr erwarten, als sie leisten kann, damit sie das leistet, was sie leisten kann. Jedenfalls gibt es offensichtlich Dinge, die sich nur mit staatlicher Gewalt z. B. Grenzkontrollen durchsetzen lassen. 
Es geht aber auch um grundsätzliche Themen, die zu groß sind für eine Partei.
Das Meta-Thema ist m. E. Heimat. Was bedeutet oder wie kann Heimat geschaffen oder erhalten werden in Zeiten von vom globalen Kapitalismus verordneter Heimatlosigkeit.
Heimat zeichnet sich durch Unverwechselbarkeit, Nicht-Austauschbarkeit und dauerhaften Bindungen und daraus resultierendem Vertrauen aus.
Migranten sind überhaupt nicht davon ausgeschlossen, wenn sie hier heimisch geworden sind oder heimisch werden wollen. 
 

dojon86

8. Juli 2024 20:54

@Laurenz Ich würde sagen, die meisten Migranten, die ich kenne, (etliche weil meine Ex. eine ist) sind erzkonservativ, aber möglicherweise nicht in dem Sinne, den sie goutieren würden. Familie ist für sie der höchste Wert, ihre Religion wird mehr oder minder praktiziert, keineswegs aber verachtet, ebenso die eigene Ethnie. Die Haltung vieler Deutscher, das Eigene zu mißachten wird belächelt wenn nicht verachtet. Zum Lebensziel gehören Familiengründung und Kinder eindeutig dazu. Ein wirtschaftlich erfolgreiches Deutschland wird gewünscht, grüne Spinnereien werden als das gesehen, was sie sind, nämlich Narreteien die das eigene Lebensziel gefährden. Auf Gaypride Paraden blickt man mit Unverständnis und sieht sie als Verfallszeichen. (zu Recht ?). Dem Staat steht man, dort wo er versucht, ideologisch in die Gesundheit (Corona) oder in die Familien hineinzuregieren prinzipiell skeptisch gegenüber. (was nicht immer gut ist) Als ich in den 70ger Jahren bei Mercedes in Stuttgart als Urlaubsersatzkraft am Band arbeitete, lernte ich türkische Arbeiter kennen, die mit großem Stolz und Fleiß an der Produktion des ihrer Meinung nach besten Autos der Welt mitarbeiteten. Solche Leute meinte ich.

Gracchus

8. Juli 2024 20:56

Unser Land soll schöner werden II 
Neulich habe ich mir Unser Dorf soll schöner werden" von - bereits mehrfach von EK gelobt - Dieter Wieland angesehen. M. E. ist das, was er da zeigt, bereits Heimatzerstörung. Im Namen der Modernisierung.
Man kommt nicht drum: Entweder Wohlstand oder Heimat. Natürlich ist das ein Dilemma. Keins von beiden kann man verneinen. Man muss sich aber klarmachen, dass, wenn man alles der Wohlstandssicherung unterordnet, kein Stück Heimat bewahrt. 

Gracchus

8. Juli 2024 20:59

Ich verstehe die Diskussion so: Der letzte AfD-Parteitag hat gegen eine Politik von rechts votiert.
GK hat hierauf mit seiner letzten Einlassung seine Funktion als Vorfeld aufgekündigt. 
BK tritt hier vermittelnd auf.

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