Freilichtmuseum oder Wettbewerb – Viktor Orbán trug vor (2/3)

Was kommt jetzt? Im zweiten Teil meines Vortrags geht es darum, was aus dem Gesagten folgt. Erstens braucht es hier intellektuellen Mut. Man muß also mit breiten Pinselstrichen arbeiten, denn ich bin davon überzeugt, daß das Schicksal der Ungarn davon abhängt, ob sie verstehen, was in der Welt geschieht, und ob wir Ungarn verstehen, wie die Welt nach dem Krieg sein wird.

Mei­ner Mei­nung nach ent­steht eine neue Welt. Man kann uns nicht vor­wer­fen, unter beschränk­ter Vor­stel­lungs­kraft oder intel­lek­tu­el­ler Träg­heit zu lei­den, aber selbst wir – und ich per­sön­lich, wenn ich in den letz­ten Jah­ren hier sprach – haben das Aus­maß des Wan­dels, der sich voll­zieht und den wir mit­er­le­ben, unterschätzt.

Wir befin­den uns zwei­fels­oh­ne in einem Wan­del. Ein Wan­del steht bevor, wie es ihn seit 500 Jah­ren nicht gege­ben hat. Das ist uns nicht auf­ge­fal­len, weil es in den letz­ten 150 Jah­ren gro­ße Ver­än­de­run­gen in uns und um uns her­um gege­ben hat, aber bei die­sen Ver­än­de­run­gen hat die domi­nie­ren­de Welt­macht immer im Wes­ten gele­gen. Und wir gehen davon aus, daß die Ver­än­de­run­gen, die wir jetzt erle­ben, wahr­schein­lich die­ser west­li­chen Logik fol­gen werden.

Dies ist aber im Gegen­teil eine neue Situa­ti­on. In der Ver­gan­gen­heit war der Wan­del west­lich: Die Habs­bur­ger stie­gen auf und fie­len wie­der, Spa­ni­en war im Auf­wind und wur­de zum Zen­trum der Macht, es fiel und die Eng­län­der stie­gen auf, der Ers­te Welt­krieg erle­dig­te die Mon­ar­chien, die Bri­ten wur­den als Her­ren der Welt von den Ame­ri­ka­nern abge­löst, dann wur­de der rus­sisch-ame­ri­ka­ni­sche Kal­te Krieg von den Ame­ri­ka­nern gewon­nen. Aber all die­se Ent­wick­lun­gen blie­ben inner­halb unse­rer west­li­chen Logik.

Das ist jetzt nicht mehr der Fall, und damit müs­sen wir uns aus­ein­an­der­set­zen; denn die west­li­che Welt wird dies­mal nicht von innen her­aus­ge­for­dert, und das hat die Logik des Wan­dels unter­bro­chen. Wovon ich spre­che, und womit wir es zu tun haben, ist eigent­lich ein glo­ba­ler Sys­tem­wech­sel. Und das ist ein Vor­gang, der von Asi­en ausgeht.

Um es kurz und ein­fach aus­zu­drü­cken: Für die nächs­ten Jahr­zehn­te – oder viel­leicht Jahr­hun­der­te, denn das vor­he­ri­ge Welt­sys­tem hat­te 500 Jah­re lang Bestand – wird das beherr­schen­de Zen­trum der Welt in Asi­en lie­gen: Chi­na, Indi­en, Paki­stan, Indo­ne­si­en, ich könn­te noch vie­le nennen.

Sie haben bereits ihre Insti­tu­tio­nen, ihre Platt­for­men geschaf­fen, es gibt die­se BRICS-Ver­ei­ni­gung, in der sie bereits prä­sent sind. Und es gibt die Shang­hai­er Orga­ni­sa­ti­on für Zusam­men­ar­beit, in der die­se Län­der die neue Welt­wirt­schaft auf­bau­en. Ich den­ke, daß dies ein unver­meid­li­cher Vor­gang ist, denn Asi­en hat den demo­gra­phi­schen Vor­teil, es hat in immer mehr Berei­chen den tech­no­lo­gi­schen Vor­teil, es hat den Kapi­tal­vor­teil, und ist dabei, ein mili­tä­ri­sches Gleich­ge­wicht mit dem Wes­ten herzustellen.

Asi­en wird das meis­te Geld haben – oder hat es viel­leicht schon –, die größ­ten Finanz­fonds, die größ­ten Unter­neh­men der Welt, die bes­ten Uni­ver­si­tä­ten, die bes­ten For­schungs­in­sti­tu­te und die größ­ten Bör­sen. Es wird die fort­schritt­lichs­te Welt­raum­for­schung und die fort­schritt­lichs­te medi­zi­ni­sche Wis­sen­schaft haben – oder hat sie schon.

Wir im Wes­ten – und auch die Rus­sen – sind brav in die­ses neue Gebil­de, das sich gera­de aus­formt, hin­ein­ge­tip­pelt. Die Fra­ge ist, ob sich die­ser Vor­gang umkeh­ren läßt oder nicht – und falls nicht, wann er unum­kehr­bar gewor­den ist. Ich den­ke, das geschah 2001, als wir im Wes­ten beschlos­sen, Chi­na zum Bei­tritt zur Welt­han­dels­or­ga­ni­sa­ti­on – bes­ser bekannt als WTO – ein­zu­la­den. Seit­her ist die­ser Vor­gang nahe­zu unauf­halt­sam und unumkehrbar.

Prä­si­dent Trump arbei­tet dar­an, die ame­ri­ka­ni­sche Ant­wort auf die­se Situa­ti­on zu fin­den. In der Tat ist Donald Trumps Bemü­hen wahr­schein­lich die letz­te Chan­ce für die USA, ihre Welt­herr­schaft zu bewah­ren. Man könn­te sagen, daß vier Jah­re nicht genü­gen, aber wenn Sie sich anse­hen, wen er als Vize­prä­si­den­ten aus­ge­wählt hat, einen jun­gen und sehr star­ken Mann, dann wird, wenn Donald Trump jetzt gewinnt, in vier Jah­ren sein Vize­prä­si­dent kandidieren.

Er kann zwei Amts­zei­ten lang regie­ren, also kom­men wir ins­ge­samt auf zwölf Jah­re. Und in zwölf Jah­ren läßt sich eine natio­na­le Stra­te­gie imple­men­tie­ren. Ich bin davon über­zeugt, daß vie­le Men­schen den­ken, die Ame­ri­ka­ner wer­den, wenn Donald Trump ins Wei­ße Haus zurück­kehrt, ihre Welt­herr­schaft bewah­ren wol­len, indem sie ihre Posi­ti­on in der Welt beibehalten.

Ich glau­be, daß das falsch ist. Natür­lich gibt nie­mand von sich aus sei­ne Posi­ti­on auf, aber das wird nicht das wich­tigs­te Ziel sein. Im Gegen­teil, die Prio­ri­tät wird dar­auf lie­gen, Nord­ame­ri­ka wie­der auf­zu­bau­en und zu stär­ken. Damit sind nicht nur die USA gemeint, son­dern auch Kana­da und Mexi­ko, denn sie bil­den zusam­men einen Wirtschaftsraum.

Und Ame­ri­kas Platz in der Welt wird weni­ger wich­tig sein. Sie müs­sen ernst neh­men, was der Prä­si­dent sagt: „Ame­ri­ca first, alles hier, alles wird nach Hau­se kom­men!“ Des­halb wird die Fähig­keit aus­ge­baut, von über­all her Kapi­tal zu beschaf­fen. Als Fol­ge des­sen lei­den wir bereits jetzt: Die gro­ßen euro­päi­schen Unter­neh­men inves­tie­ren nicht in Euro­pa, son­dern in Ame­ri­ka, weil die Fähig­keit, Kapi­tal anzu­zie­hen, am Hori­zont auf­scheint. Sie wer­den den Preis für alles aus uns herauspressen.

Ich weiß nicht, ob Sie gele­sen haben, was der Prä­si­dent gesagt hat: Zum Bei­spiel sei­en die USA kei­ne Ver­si­che­rungs­ge­sell­schaft, und wenn Tai­wan Sicher­heit wol­le, sol­le es zah­len. Sie wer­den uns Euro­pä­er, die NATO und Chi­na den Preis der Sicher­heit zah­len las­sen; sie wer­den auch durch Ver­hand­lun­gen ihre Han­dels­bi­lanz ins Gleich­ge­wicht mit der von Chi­na brin­gen und sie zuguns­ten der USA ver­än­dern. Sie wer­den eine mas­si­ve Ent­wick­lung der US-Infra­struk­tur, der mili­tä­ri­schen For­schung und der Inno­va­ti­on ansto­ßen. Sie wer­den eine Ener­gie- und Roh­stoff­aut­ar­kie errei­chen – oder haben sie viel­leicht schon erreicht.

Und schließ­lich wer­den sie sich ideo­lo­gisch ver­bes­sern und den Demo­kra­tie­ex­port auf­ge­ben. „Ame­ri­ca first.“ Der Export von Demo­kra­tie ist am Ende. Das ist die Essenz des Expe­ri­ments, das Ame­ri­ka als Reak­ti­on auf die von mir beschrie­be­ne Situa­ti­on durchführt.

Was ist die euro­päi­sche Ant­wort auf den glo­ba­len Sys­tem­wech­sel? Wir haben zwei Mög­lich­kei­ten. Die ers­te wol­len wir „Frei­licht­mu­se­um“ nen­nen. Das ist das, was wir jetzt haben. Wir bewe­gen uns dar­auf zu. Das von den USA absor­bier­te Euro­pa wird in einer unter­ent­wi­ckel­ten Rol­le zurück­blei­ben. Es wird ein Kon­ti­nent sein, über den die Welt staunt, der aber in sich kei­ne Ent­wick­lungs­dy­na­mik mehr trägt.

Die zwei­te Opti­on, die von Prä­si­dent Macron ange­kün­digt wur­de, ist die stra­te­gi­sche Auto­no­mie. Mit ande­ren Wor­ten: Wir müs­sen in den Wett­be­werb um den glo­ba­len Sys­tem­wech­sel ein­tre­ten. Immer­hin tun die USA das nach ihrer eige­nen Logik auch. Und wir spre­chen hier in der Tat von 400 Mil­lio­nen Menschen.

Es ist mög­lich, die Fähig­keit Euro­pas, Kapi­tal anzu­zie­hen, wie­der­her­zu­stel­len, und es ist mög­lich, Kapi­tal aus Ame­ri­ka zurück­zu­ho­len. Es ist mög­lich, gro­ße Infra­struk­tur­ent­wick­lun­gen zu unter­neh­men, vor allem in Mit­tel­eu­ro­pa – etwa den TGV Budapest–Bukarest und den TGV Warschau–Budapest, um die zu nen­nen, an denen wir betei­ligt sind.

Wir brau­chen ein euro­päi­sches Mili­tär­bünd­nis mit einer star­ken euro­päi­schen Rüs­tungs­in­dus­trie, ‑for­schung und ‑inno­va­ti­on. Wir brau­chen euro­päi­sche Ener­gie­aut­ar­kie, die ohne Kern­ener­gie nicht mög­lich sein wird. Und nach dem Krieg brau­chen wir eine neue Aus­söh­nung mit Ruß­land. Das bedeu­tet, daß die Euro­päi­sche Uni­on ihre Ambi­tio­nen als poli­ti­sches Pro­jekt auf­ge­ben muß, daß sich die Uni­on als wirt­schaft­li­ches Pro­jekt stär­ken muß, und daß sich die Uni­on als Ver­tei­di­gungs­pro­jekt auf­bau­en muß.

In bei­den Fäl­len – ob Frei­licht­mu­se­um oder Bei­tritt zum Wett­be­werb – müs­sen wir uns dar­auf ein­stel­len, daß die Ukrai­ne nicht Mit­glied der NATO oder der Euro­päi­schen Uni­on wer­den wird, weil wir Euro­pä­er dafür nicht genug Geld haben. Die Ukrai­ne wird in die Posi­ti­on eines Puf­fer­staats zurück­keh­ren. Wenn sie Glück hat, wird dies mit inter­na­tio­na­len Sicher­heits­ga­ran­tien ver­bun­den sein, die in einem Abkom­men zwi­schen den USA und Ruß­land fest­ge­schrie­ben sein wer­den, an dem wir Euro­pä­er viel­leicht teil­neh­men kön­nen werden.

Das pol­ni­sche Expe­ri­ment wird schei­tern, weil sie nicht die Mit­tel haben: Sie wer­den nach Mit­tel­eu­ro­pa und in die Visegrád-Grup­pe zurück­keh­ren müs­sen. War­ten wir also auf die Rück­kehr der pol­ni­schen Brü­der und Schwestern.

Der zwei­te Vor­trag ist vor­bei. Es bleibt nur noch einer.

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Kommentare (15)

Le Chasseur

25. August 2024 10:45

"Was ist die europäische Antwort auf den globalen Systemwechsel? Wir haben zwei Möglichkeiten. Die erste wollen wir „Freilichtmuseum“ nennen."
Vielleicht wäre das nicht das schlechteste.

Diogenes

25. August 2024 12:52

 Auf der einen Seite haben wir die politische Antideutsche aus Speichelleckern die im Einkaufswägelchen der plutokratischen Oligarchie der Hochfinanz (unter anderem "Blackrock" als inzwischen oft erwähnte Bindeglied im Gewebe der Geldstromlenkung) und ihres Machtbereichs - "Westen" genannt -, sitzt; also jene nach Manipulation stinkenden Demokratien, welche von Naivlingen heute als das Non plus Ultra des Herakles in Verblendung der Wirklichkeit betrachtet wird. Und auf der anderen Seite haben wir die Antideutschen die sich aus den pessimistischen Schlussfolgerungen daraus nähren und mit den selben materialistischen Wiegen und Messen selbst erniedrigen, in dem sie was von Systemwechsel erzählen, dabei aber übersehen, daß es das selbe System ist - eben nur im Geographischen anders gesehen. Die biologisch-materielle Ausbeutung der Welt, ob durch Kapitalismus oder Kommunismus (Gleichmacherei und Ausbeutung gehen schon seit Ewigkeiten Hand in Hand bei den Materialisten um homogenen Widerstand zu zersetzen), ist die selbe, da beide Menschenfeinde zum selben Menschenvölker fressenden und Homunkulus-Gesellschaften ausscheißenden Moloch gehören, welcher hier und dort dem gierigen Glitzerfunken-im-Auge Mammon huldigt, und die Welt (als Superorganismus betrachtet) diabolisch verdirbt, in letzter Konsequenz sich selbst zerstört. 

anatol broder

25. August 2024 15:11

@ le chasseur 10:45
nach dem rundflug durch das europamuseum kaufen die enttäuschten besucher am ausgang einen öko-lemming aus plüsch für die kinder daheim. wenn man die puppe verneigt, blöckt sie klima.

Gracchus

25. August 2024 18:00

Wie viele finde ich Orbans relative Freimütigkeit erfrischend - angesichts der hierzulande herrschenden Verdruckstheit und Infantilität.
Hier im zweiten Vortrag zeigt sich indes noch deutlicher Orbans Irrtum. Wenn er im ersten Vortrag sinngemäß behauptet hat, andere Länder, wie China, Türkei etc., hätten sich modernisiert, aber anders, meine ich hingegen, dass dieses Andere vielmehr der Kern jeder Modernisierung ist, und der Kern ist: Kapital + Technik (Industrie). Und das ist nach Orban die Wurst, um die es global gehen wird. 
Daher stimme ich auch @Diogenes in dem Punkt zu, dass es weiterhin um die biologische-materielle Ausbeutung gehen wird, also nichts Neues. Die westlichen Völker sind zu müde für den von Orban avisierten Wettbewerb. Was sich in dem grassierenden geistigen Schwachsinn als Folge der Vernutzung zeigt. 

ofeliaa

25. August 2024 18:28

Deutschland muss einfach egoistischer werden bzw. muss das werden, was viele unserer Politiker als "egoistisch" bezeichnen würden. Nur etwas geben, wenn man etwas dafür bekommt. Das ist auch die einzig richtige Haltung zum hier beschrieben ökonomischen und politischen Wandel, der hier beschrieben wird. Deutschland muss endlich rational statt emotional handeln. Wir müssen für unsere Dienstleistungen in der Welt knallharte Gegenleistungen verlangen. Und Worte wie knallhart oder egoistisch bedeuten eigtl nur vernünftig. So wie jedes Land dies tut. Nur Deutschland hat kein Selbstbewusstsein, baut seine eigenen Unternehmen nicht tatkräftig genug aus, stellt keine politischen Forderungen, setzt keine Grenzen! Wenn mit dieser nachsichtigen, überemotionalisierten und moralapostolischen Politik nicht aufgehört wird, gehen wir schlicht und ergreifend unter. Als Volk kulturell, als Nation ökonomisch und politisch. Ich spreche mich aus für rationale Transaktionen statt moralische Signale in die Welt zu senden. 

dojon86

25. August 2024 20:17

@Le chasseur In einem echten Freilichtmuseum würde ich durchaus gerne leben. Leider sehe ich nicht, wie Europa ein solches werden werden sollte. Ein nahöstlicher Slum, der nur durch harte Zensur, scharfe Polizeimaßnahmen und natürlich uferlose Sozialausgaben an der ständig drohenden Explosion gehindert wird, ist kein Freilichtmuseum. 

Laurenz

25. August 2024 21:11

Es wird kein Freilichtmuseum geben. Der Teilnehmer @Gracchus hat bisher am plausibelsten die Situation beschrieben. Orban tut so, als marschierten wir in Europa einen Gebrigspfad entlang, mit einem Abgrund. Dem ist nicht so. Wir begehen eine Gratwanderung mit 2 Tiefen an jeder Seite. Der Westen rüstet massiv auf, natürlich noch viel zu teuer. Bei Celle entsteht per Rheinmetall eine neue Munitions- & Pulverfabrik, auch in Italien entsteht gleiches mit einem neu gegründeten Italo-Konzern in Kooperation mit Rheinmetall. Allerdings ist das solange nutzlos, wie uns der woke Kultur-Marxismus beherrscht. Dafür fällt keiner freiwillig in einem Krieg mit Rußland oder sonstwo. Selbst für das Ukrainische Vaterland oder besser für die NATO-Staaten zu fallen, erzeugt nur eine bedingte Bereitschaft dafür unter Ukrainischen Männern. Orban ist Jurist, kein Ökonom. Das fremde Kapital fließt nur per Aktienmärkte in die USA, was heißt, die Eigner sitzen im Ausland. Seit dem dämlichen Einfrieren Russischer Auslandsaktiva, fließt Kapital aus den US amerikanischen Anleihe- & Devisenmärkten ab. Die von den USA erzwungene Verbindung Chinas mit Rußland kann nur auf Zeit sein.

ede

25. August 2024 23:07

Ja, im zweiten Teil widmet er sich der Zukunft, naturgemäß, insbesondere weil er amtierender Staatschef ist, etwas verklausulierter. 
Ich lese das so, zugegeben weil ich es auch so sehe: wenn Trump gewinnt, werden die Fronten in aller Welt verkürzt. Die alleinige Weltherrschaft ist einfach illusorisch geworden.
Wenn die Globalisten gewinnen passiert das Gleiche, nur langsamer und zu ungleich höheren Kosten. Zu den ganz Dummen gehören dabei wir.
Das westliche Europa an sich sollte mit 400Mio Einwohnern schon überlebensfähig sein, könnte aber auch als Freilichtmuseum wie der Libanon enden. Stillschweigend dürfen Russland mit 150 Mio dazu gerechnet werden, auch wenn er das nicht explizit sagt. 
Es kann weder im europäischen noch im russischen Interesse liegen, wenn Russland dauerhaft an China gefesselt ist, aber auch nicht im amerikanischen, und im deutschen schon gar nicht. 

Lausitzer

25. August 2024 23:38

Vielen Dank für das Abdrucken dieser Vorträge! Orban ist ein sehr kluger Geopolitiker.

Adler und Drache

26. August 2024 07:35

Alle großen europäischen Nationen endeten bisher als Freilichtmuseum. Von Hellas blieb Griechenland, vom Römischen Reich Italien, vom spanischen Weltreich das heutige Spanien usw. 
Der Westen (Orban zählt Ungarn und auch Russland offenbar dazu) ist erschöpft, er hat sich ausgeschöpft. Seit den atlantischen Revolutionen hat er 250 Jahre lang eine ungeheuere Kraft entfaltet. Nichts währt ewig. Er hatte seinen Lauf, jetzt wird er überholt. Ich würde sagen, das ist ein ganz normaler historisch-politischer Prozess.
Was aus diesem Krieg meiner völlig unmaßgeblichen Meinung nach zuerst gelernt werden müsste: Dass Europa sich in diesem Prozess nicht auseinanderdividieren und gegeneinander aufhetzen lassen darf, um den Interessen von Anderen, Stärkeren zu dienen. Leider sehe ich jenseits des zentralistischen, absolutistischen EU-Superstaats kaum einende Ideen.

tearjerker

26. August 2024 10:41

Wie in Polen wird die angeblich konservative Regierung irgendwann in den kommenden Jahren durch die sozialdemokratische AbDurchDieMitte-Gruppierung ersetzt werden. Dann muss Orban endlich nicht mehr so tun, als hätte Ungarn innerhalb der EU irgendwas aufgehalten, gebremst oder gewendet. Um Zigeuner, Westasiaten und andere nicht Erwünschte nach Mitteleuropa weiterschicken zu können, braucht Budapest die Union ohnehin. Die Ukraine wird weiterexistieren, weil sie als Staat für allerlei Raubzüge unverzichtbar ist, und die USA, Russland, China, UK usw. diesen Unruheherd am Rande der EU zu schätzen wissen. 

Le Chasseur

26. August 2024 13:17

Majestyk schrieb als Kommentar zum 1. Teil:
"ich finde es bemerkenswert, wenn jener von LGBTQ als Putins wichtigster Waffe spricht, aber kaum einer auf die Idee kommt, daß LGBTQ und so manches andere tatsächlich Zersetzungmethoden sein könnten."
Da dieser ganze LGBTQXYZ-Scheiss nicht aus der Bevölkerung kommt, sondern von Oben nach Unten durchgedrückt und den Menschen aufoktroyiert wird, u.a. von den Regierungen der USA, von Großbritannien und von Kanada, dann fragt man sich doch, wieso es eigentlich Krieg gibt, wenn Russland sowieso schon die führenden Nationen des Westens kontrolliert? Das ist doch irgendwie total unlogisch.

Valjean72

26. August 2024 13:21

@ede: "Es kann weder im europäischen noch im russischen Interesse liegen, wenn Russland dauerhaft an China gefesselt ist, aber auch nicht im amerikanischen, und im deutschen schon gar nicht."
---
 
Möglicherweise gibt es den Nationalstaaten übergeordnete (supranationale) Machtstrukturen, in deren Interesse es sehr wohl liegt?
 
Ich meine, dass es schon vor drei, vier Jahrzehnten ein Interesse gab, China mit technologischem Know-How aus Europa und den USA kontinuierlich aufzupimpen und damit erst zu der technologisch-industriellen Vormacht werden zu lassen, welche es heute ist.

Majestyk

26. August 2024 13:52

"Wir brauchen ein europäisches Militärbündnis..."
Ich habe grundsätzlich ein Problem damit, wenn Leute von "wir" reden, wenn sie ihre Sichtweise meinen und so tun als hätten alle Menschen dieselben Interessen, wo doch Menschen auf viele Arten verschieden geprägt sind, nicht nur Herkunft, sondern z.B. auch Lebensverhältnisse, so daß auch in einer eher homogenen Gesellschaft die Interessen verschiedener Gruppen gegenläufig sind.
Ein so beschriebenes Europa wäre eines welches sich als Nation begreift und damit würden die einzelnen Staaten zu Regionen. Und die regionalen Eliten möchte ich sehen, die freiwillig auf Macht und Einfluß verzichten.
Gerade Rechten oder Patrioten sind es doch, die kein wirklich vereinigtes Europa wollen. Selbst in so einem Kommentariat wird immer wieder ignoriert, daß viele junge Menschen Europa ganz anders wahrnehmen als wir Älteren.
Auch für Orban endet das "Wir" dort wo es ihm zum Nachteil gereicht. Der will die Beeren vom Strauch, nicht die Dornen.
Darüber hinaus ignoriert ein militärisch einheitlichen Europas als Gegenentwurf zur NATO, daß zahlreiche Staaten wie die Skandinavier dies anders sehen. Denen ist ein Hegemon auf der anderen Seite des Atlantiks lieber als ein dominantes Frankreich, Deutschland oder auch Rußland vor der Haustür. 
Ist wie mit Vermietern, den will man auch nicht als Mitbewohner im Haus haben wo der alles mitbekommt was man so treibt. Ist schon besser wenn man dem nicht täglich begegnen muß.

dojon86

26. August 2024 20:25

@Majestyk Zu ihrem Vergleich Hausherr und Mieter. Ich habe eine ziemliche Zeit in Altbauten gelebt, wo der Hausherr noch tatsächlich in der Bel Etage desselben Hauses lebte. Glauben sie mir, das hat Vorteile. Die Mieter waren handverlesen, das Haus war in bestem Zustand und dass ich den alten Herrn besonders freundlich grüßte, wenn ich ihm begegnete, war doch wohl ein geringer Preis für diese Vorteile. Der Hegemon auf der anderen Seite des Atlantik wird sich einen Dreck darum kümmern, wenn infolge seiner universalistischen Ideen einer amerikanisierten Weltgesellschaft Europa vor die Hunde geht. Bestenfalls wird er dann die Flüchtlinge sofern gut qualifiziert aufnehmen.

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