Europäische Notizen (5): Gemeinschaft in Tschechien

Nicht nur für die BRD, sondern für ganz EU-Europa ist 2024 eine Art Superwahljahr. So auch für unsere Nachbarn in Tschechien. Zwar findet die Abgeordnetenhauswahl (vergleichbar unserer Bundestagswahl) erst 2025 statt; doch in diesem Jahr folgten auf die EU-Wahl im Juni kürzlich, im September, die Regionalwahlen.

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

Zur Erin­ne­rung: Bei der EU-Wahl gewann die Par­tei ANO (Ja) des »Popu­lis­ten« Andrej Babiš mit 26,1 Pro­zent (+4,9, das sind 7 der 21 tsche­chi­schen Sit­ze in Brüssel/Straßburg). Das libe­ra­le Wahl­bünd­nis SPOLU (Gemein­sam) aus Bür­ger­de­mo­kra­ten (ODS), Top 09 und Christ­de­mo­kra­ten (KDU-ČSL) mit Spit­zen­kan­di­dat Alex­an­dr Von­dr kam ledig­lich auf 22,3 Pro­zent (6 Sit­ze) – es sind dies drei regie­ren­de Par­tei­en in Tschechien. 

Die vier­te Regie­rungs­par­tei der Pira­ten trat allein an und fiel auf 6,2 Pro­zent (1 Sitz), die fünf­te – und damit letz­te – Regie­rungs­par­tei ist die Par­tei STAN (Bür­ger­meis­ter­par­tei), die 8,7 Pro­zent erzie­len konn­te (2 Sit­ze).Wei­te­re EU-Par­la­men­ta­ri­er kön­nen sowohl Kom­mu­nis­ten (fast 10 Pro­zent, 2 Sit­ze) als auch das Wahl­bünd­nis aus Pří­sa­ha (Eid) und Moto­ris­té sobě (Auto­fah­rer­par­tei) ent­sen­den (2 Sit­ze), da man 10,26 Pro­zent erzielte. 

Aber auch die AfD-Part­ner­par­tei Svo­bo­da a pří­má demo­kra­cie (SPD, Frei­heit und direk­te Demo­kra­tie) errang ein Man­dat im Bünd­nis mit der Tri­ko­lo­ra; die rech­te Alli­anz kam auf 5,9 Pro­zent (1 Sitz) bei einer Wahl­be­tei­li­gung von 36,5 Pro­zent: ein Rekord­wert in Tsche­chi­en für eine EU-Wahl. 

Am 20. und 21. Sep­tem­ber folg­ten dann die Regio­nal­wah­len. In 13 von 14 Kra­jen (ähn­lich den Bun­des­län­dern) wur­de gewählt. Die Ten­denz, die Fünf­par­tei­en­re­gie­rung abzu­stra­fen, setz­te sich fort. Ins­be­son­de­re die Pira­ten stürz­ten ab und kamen im lan­des­wei­ten Schnitt auf nur noch 3,87 Pro­zent. Wahl­sie­ger ist ein­mal mehr ANO (35,38 Pro­zent), wobei die star­ken Zuge­win­ne (+ 13,56) zumin­dest in Tei­len auch auf Kos­ten der rech­ten SPD erzielt wur­den, die auf 6,48 Pro­zent kam (-2,87).

Man kann es kurz fas­sen: 2025 wird das Jahr von Andrej Babiš wer­den, der sich aller Vor­aus­sicht und aller Demo­sko­pie nach sei­ne Koali­ti­ons­part­ner wird aus­su­chen kön­nen. Eine »Brand­mau­er« gibt es in Prag frei­lich nicht; daher ist es eine Opti­on, daß der Mil­li­ar­där mit der SPD zusam­men­geht – sofern die­se ihr star­kes 2021er Ergeb­nis (9,6 Pro­zent) halb­wegs hal­ten wird kön­nen; man darf jedoch von einem leich­ten Abwärts­trend ähn­lich den Regio­nal­wah­len aus­ge­hen, so daß am Ende die natio­na­le Kraft mit 5 bis 7 Pro­zent (Stand jetzt) durchs Zie­le gehen dürfte.

Apro­pos SPD: Am Wochen­en­de nach den Regio­nal­wah­len, vom 27. bis 29. Sep­tem­ber, fand in der tsche­chi­schen Haupt­stadt ein Semi­nar der Jun­gen Alter­na­ti­ve (JA) Sach­sen statt. Die AfD-Jugend um Alex­an­der Wies­ner und Len­nard Schar­pe ist bes­tens mit den tsche­chi­schen Rech­ten ver­netzt; ver­gan­ge­ne Tref­fen fan­den u.a. in Aus­sig (Ustí nad Labem) statt. Dies­mal ver­sam­mel­te man rund 40 Teil­neh­mer aus Sach­sen, Tsche­chi­en, Polen (Kon­fe­derac­ja), Ungarn (Mi Hazánk Moz­ga­lom) und der Schweiz, denen ein inter­es­san­tes Pro­gramm gebo­ten wurde.

Am Frei­tag stand u.a. eine aus­führ­li­che Par­la­ments­be­ge­hung, die Besich­ti­gung der SPD-Räum­lich­kei­ten und ein Vor­trag des Par­tei­chefs Tonio Oka­mu­ra – Unter­neh­mer, Halb­ja­pa­ner, ehe­ma­li­ger Vize­prä­si­dent des Abge­ord­ne­ten­hau­ses – auf dem Pro­gramm. Deut­lich wur­de bereits da, daß die SPD, die gemein­sam mit der AfD im EU-Par­la­ment der Frak­ti­on Euro­pe of Sove­reign Nati­ons (ESN) ange­hört, kei­ne Welt­an­schau­ungs­par­tei, aber auch kei­ne Samm­lungs­par­tei unter­schied­li­cher patrio­ti­scher Strö­mun­gen ist.

Die 2015 gegrün­de­te SPD kann eher als »klas­sisch« rechts­po­pu­lis­ti­sche Kraft mit »dün­ner Ideo­lo­gie« (Micha­el Fre­deen) bezeich­net wer­den: Haupt­the­men sind isla­misch-ara­bi­sche und afri­ka­ni­sche Zuwan­de­rung, der Kampf gegen poli­ti­sche Kor­rekt­heit und ein all­ge­mei­ner Anti-Eli­ten-Dis­kurs, der beson­ders in Bezug auf die EU-Domi­nanz mit Schär­fe gepflegt wird.

Ein Pro­blem für die SPD könn­te nach mei­nem Dafür­hal­ten der Umstand sein, daß die­se obli­ga­to­ri­schen »rechts­po­pu­lis­ti­schen« Sujets medi­en­wirk­sam und mas­sen­kom­pa­ti­bel auch von ANO und Andrej Babiš auf­ge­grif­fen wer­den – die neun Jah­re alte SPD muß sich the­ma­tisch daher wohl erst noch zu einer inte­gra­len Rechts­par­tei mit brei­te­rem The­men­spek­trum wei­ter­ent­wi­ckeln, wenn sie sich dau­er­haft zwei­stel­lig rechts der füh­ren­den ANO eta­blie­ren möchte.

Einer der Pra­ger SPD-Abge­ord­ne­ten (im Par­la­ment gibt es derer 20 von 200 ins­ge­samt) teil­te mir auf mei­ne dies­be­züg­li­chen Beden­ken mit, daß man künf­tig tat­säch­lich auch ande­re The­men wie die Wohn­pro­ble­ma­tik im Haupt­stadt­raum auf­grei­fen möch­te. Der gras­sie­ren­de »Über­tou­ris­mus« an der Mol­dau sor­ge nicht zuletzt dafür, daß – ähn­lich wie in Bar­ce­lo­na – eine kras­se Wohn­raum­ver­knap­pung zulas­ten der Ein­hei­mi­schen zu kon­sta­tie­ren sei. Feri­en­woh­nun­gen, Zweit­woh­nun­gen und ähn­li­che Optio­nen ver­rin­gern qua­li­ta­tiv wie quan­ti­ta­tiv den vor­han­de­nen Lebens­raum der Pra­ger und Rand­pra­ger. Das The­ma gewin­ne daher an Bedeutung.

Die­ses Gespräch war am Pra­ger Wochen­en­de kei­ne Aus­nah­me: Die all­ge­mei­ne Herz­lich­keit der Par­tei­ver­tre­ter, die – ob jung oder älter – fast aus­nahms­los lupen­rei­nes Deutsch spra­chen, ermög­lich­te pro­blem­los und ohne Sprach­bar­rie­ren inten­si­ve Gesprä­che über die Situa­ti­on der SPD in Tsche­chi­en (es gibt kei­ne Aus­gren­zung, ANO gräbt vie­le Wäh­ler ab, man sieht als Haupt­geg­ner die links­li­be­ra­len Pira­ten usw.), aber auch zu deutsch-tsche­chi­schen Fragen.

Als Eck­art-Kolum­nist, mit­hin als Autor einer Zeit­schrift also, die von der volks­tums­ori­en­tier­ten Öster­rei­chi­schen Lands­mann­schaft (ÖLM) her­aus­ge­ge­ben wird, inter­es­sier­te mich natür­lich ins­be­son­de­re der Blick der SPD-Kader auf die Situa­ti­on der ver­blie­be­nen 25.000 Deut­schen im Land, die über­wie­gend zwi­schen Eger (Cheb) und Jáchy­mov (Sankt Joa­chims­thal) sowie rund ums mäh­risch-schle­si­sche Trop­pau (Opa­va) leben.

Doch zu mei­ner Über­ra­schung hat­te kei­ner der SPD-Gesprächs­part­ner Kennt­nis von der deut­schen Min­der­heit als orga­ni­sier­ter Kraft; all­ge­mei­ner Tenor war: Man sei ihnen prin­zi­pi­ell zuge­wandt, sofern man sie wahr­näh­me. Ein Umstand, der viel über die Mar­gi­na­li­sie­rung der Deut­schen in Böh­men, Mäh­ren und dem tsche­chi­schen Teil Schle­si­ens ver­rät und den durch­aus reich­lich exis­tie­ren­den Orga­ni­sa­tio­nen der Deut­schen (vom Bund der Deut­schen über den Ver­band der Deut­schen bis hin zu diver­sen loka­len Kul­tur- und Sprach­ver­ei­nen) schmerz­haft bewußt machen dürf­te, wie wenig man über­haupt noch gesell­schaft­lich wahr­ge­nom­men wird.

Posi­tiv kann hin­ge­gen ver­bucht wer­den, daß sowohl Man­dats­trä­ger der SPD als auch ihre Jugend­ver­tre­ter aus­nahms­los deutsch­freund­lich auf­tra­ten – von gegen­sei­ti­gen Res­sen­ti­ments oder his­to­ri­schen Vor­be­hal­ten war nichts zu spü­ren, dafür ehr­li­ches Inter­es­se und auf­rich­ti­ge Bewun­de­rung für die vita­le non­kon­for­me Sze­ne­rie in Deutschland.

Zwei wei­te­re Aspek­te des Wochen­en­des möch­te ich anrei­ßen, und zwar nicht das Podi­um mit Irm­hild Boß­dorf (MdEP), JA-Kader Schar­pe und mir (dies wird noch als Video ver­öf­fent­licht), son­dern folgendes:

Zum einen ist der Vor­trag von Patrik Orosz zu nen­nen. Der jun­ge Beauf­trag­te für Aus­lands­kon­tak­te der unga­ri­schen Rechts­par­tei Mi Hazánk Moz­ga­lom (Bewe­gung für unse­re Hei­mat) sprach über die Lage Ungarns und natür­lich auch über die Son­der­rol­le sei­ner natio­na­len Par­tei als rech­ter Oppo­si­ti­on gegen eine kon­ser­va­ti­ve Regie­rung unter Orbán.

Da die rech­te Pro-Orbán-Posi­ti­on in unse­rem Milieu hin­rei­chend bekannt sein dürf­te, gebe ich an die­ser Stel­le in Stich­punk­ten Oros­zs’ nicht min­der rech­te Ein­wän­de gegen eine Fidesz-freund­li­che Per­spek­ti­ve wie­der, die er auf mei­ne expli­zi­te Nach­fra­ge wie folgt darlegte:

  1. Orbán bekämp­fe ille­ga­le Migra­ti­on, for­cie­re aber lega­le Migra­ti­on, die er als Gast­ar­bei­ter­be­fris­tun­gen ver­schlei­ert – als volks­treue Kräf­te sei­en sie gegen bei­de Vari­an­ten der Zuwanderung.
  2. Fidesz-Kor­rup­ti­on ersti­cke das Land – Cli­quen­wirt­schaft und Olig­ar­chi­sie­rung leh­nen sie ab.
  3. Die Medi­en sei­en auf­ge­teilt unter Orbán-Getreu­en auf der einen Sei­te und links­li­be­ra­len Inter­es­sen­grup­pen auf der ande­ren – sie wol­len einen media­len Neu­an­fang für Ungarn.
  4. Das Land wer­de zer­stü­ckelt, ver­kauft und zuge­baut – die Ver­städ­te­rung durch Orbáns Poli­tik sei für Mi Hazánk ein zen­tra­les Pro­blem, die Land­wirt­schaft als Herz­kam­mer der klas­si­schen unga­ri­schen Wirt­schaft dar­be auch deshalb.
  5. Orbán sei zwar ver­bal Kiew-kri­tisch, las­se aber de fac­to die Waf­fen des Wes­tens pas­sie­ren und ver­nach­läs­si­ge über­dies die Belan­ge der unga­ri­schen Min­der­heit in der West­ukrai­ne – Mi Hazánk befür­wor­te hin­ge­gen eine kla­re Veur­tei­lung der Selen­sky-Regie­rung, eine star­ke Par­tei­nah­me für Aus­lands­un­garn und eine strikt kri­ti­sche Hal­tung zur EU und NATO.

Zum ande­ren zu erwäh­nen sind die guten Gesprä­che mit zwei Ver­tre­tern der Kon­fe­derac­ja aus Polen, genau­er: aus der Regi­on Ost-Gör­litz (Zgor­zel­ec) bzw. Hirsch­berg (Jele­nia Góra) in Nie­der­schle­si­en. Bei­de gehö­ren der natio­nal­li­be­ra­len Par­tei Nowa Nad­zie­ja an, die mit drei EU-Abge­ord­ne­ten Teil der AfD-EU-Frak­ti­on ESN ist. 

Einer von ihnen spricht makel­lo­ses Deutsch, und ihn befrag­te ich zur Lage der deut­schen Min­der­heit in Nie­der- und Ober­schle­si­en, die unter der PiS-Regie­rung unter neu­en Repres­sio­nen wie der mas­si­ven Ein­schrän­kung des Deutsch­un­ter­richts für deutsch­stäm­mi­ge Kin­der zu lei­den hat­te. Sei­ne Posi­tio­nie­rung war höf­lich-zurück­hal­tend: Als Kraft der Frei­heit wür­den sie auch für die orga­ni­sche deut­sche und sla­wisch-schle­si­sche (»schlon­zaki­sche«, »was­ser­pol­ni­sche«) Min­der­heit in Polen Frei­heits­rech­te affir­mie­ren, d.h. auch Schul­un­ter­richt u. dgl. ermöglichen. 

Eben­so höf­lich gab er mir aber zu ver­ste­hen, daß die ande­ren bei­den Rechts­par­tei­en in der Kon­fe­derac­ja (Ruch Naro­do­wy und Kon­fe­derac­ja Koro­na Pol­skiej) hier womög­lich noch ande­re Stand­punk­te ein­neh­men wür­den – eine The­se, die durch Inter­net­ar­ti­kel, Par­la­ments­re­den und ent­spre­chen­de Posi­tio­nie­run­gen als belegt gel­ten kann, wobei man ergän­zen muß, daß das anti­deut­sche Level der PiS bei Kon­fe­derac­ja kei­nes­wegs erreicht wird, was zumin­dest hof­fen läßt.

Neben den posi­ti­ven Ele­men­ten eines sol­chen euro­päi­schen Wochen­en­des im Zei­chen des poli­ti­schen Aus­tauschs und der geleb­ten Gemein­schaft muß daher auch kon­sta­tiert wer­den, daß noch reich­lich Gutes zu tun ist: Ver­stän­di­gung in der euro­päi­schen Rech­ten über Volks­gren­zen hin­weg darf nicht bedeu­ten, daß man die natio­na­len Min­der­hei­ten ver­gißt oder ihre Belan­ge pau­schal unterordnet.

In Polen bei­spiels­wei­se gab es bis dato kei­ne ein­zi­ge rech­te Kraft, die unver­krampft und auf­ge­schlos­sen der deut­schen und schle­si­schen Min­der­heit ins­be­son­de­re in Ober­schle­si­en gegen­über­tritt: Wenn sich das mit der Nowa Nad­zie­ja ändern kann, ist das unbe­dingt zu begrü­ßen, und wenn Tagun­gen wie die aktu­el­le der JA Sach­sen ihr Scherf­lein dazu bei­tra­gen, sowieso. 

Benedikt Kaiser ist Politikwissenschaftler und arbeitet als Verlagslektor.

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Kommentare (19)

Le Chasseur

9. Oktober 2024 14:43

"Orbán bekämpfe illegale Migration, forciere aber legale Migration, die er als Gastarbeiterbefristungen verschleiert"
Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist: Der Mann, der Orban zur Macht verhalf

Laurenz

9. Oktober 2024 16:52

@BK ... Die ost-europäischen Partner der AfD haben nur eine Chance, wenn sie einerseits die besten Lösungen in allen Politikfeldern zu bieten haben & andererseits diese, für jeden verständlich, auch verkaufen können. Ob in Osteuropa auch eine intellektuelle rechte Kraft, wie bei uns Schnellroda vonnöten ist, die das Bild der Deutschen Rechten signifikant veränderte, kann ich nicht beurteilen. Die Haltung von Mi Hazánk Mozgalom (Patrik Orosz) kann man nur als naiv bezeichnen. Um die notwendigen guten Leute zu bekommen, muß man Privilegien anbieten können. Das, was Orban umsetzt, ist die Politik des Machbaren. Orban spricht in Rumänien, https://sezession.de/69511/machtverhaeltnisse-viktor-orban-sprach-teil-1 & seit der Machtergreifung Selenkyjs in 2019 sind die Ungarisch-Ukrainischen Beziehungen explizit abgekühlt. https://www.bpb.de/themen/europa/ukraine-analysen/318254/analyse-wie-die-ukrainisch-ungarischen-beziehungen-in-die-krise-gerieten-und-warum-sie-nicht-aus-der-sackgasse-kommen/ Auch bei einer zu erwartenden Auflösung der Ukraine, wird ein Einmarsch der Ungarn in die ehemaligen Gebiete wenig bringen.

Laurenz

9. Oktober 2024 16:53

@BK (2) ... Die ehemaligen Gebiete Ungarns in der aktuellen Ukraine nach Trianon war die Zigeuner-Region Ungarns, quasi wertlos. Die wertvollen Ex-Ländereien Ungarns befinden sich heute auf den Territorien der Slowakei, Kroatiens & Serbiens. Allenthalben könnte man mit der Okkupation Ungarischen Territoriums in der Ukraine die Debatte um eine Rückgabe aller Gebiete befeuern. Hier ließe sich für die Ungarische Rechte, abseits Orbans, vielleicht etwas herausholen. Gegen ein Treffen der JA in Prag ist, zum Abgleich der Europa-Politik aus junger Sicht, nichts zu entgegnen. Allerdings, spielen die Entwicklungen in Osteuropa fast keine Rolle. Orbans begrenzte Macht basiert auf Seiner aktuellen Einzigartigkeit. Einzig entscheidend bleibt die Veränderung des politischen Sentiments in Deutschland, an der die rechten Kräfte Europas, bis auf Ungarn, kein Interesse aufweisen. Wie dem BK-Artikel wieder zu entnehmen ist, scheißt irgendwer Polnischen Politik-Betreibern seit über 100 Jahren ins Hirn. Der Polnische Glaube an den Westen hatte schon immer zur Eliminierung Polens auf der Landkarte geführt. Die ewigen Forderungen Polens zu Gebietsabtretungen an Weißrußland bleiben auf Dauer tödlich.

Maiordomus

9. Oktober 2024 22:43

Wichtige Zwischenfrage an informierte Foristen: An der heutigen Debatte bei Welt zwischen Wagenknecht und Weidel gab letztere auf die Bemerkung Wagenknechts betr. Höcke keine Antwort, wonach dieser die Remigration von 20 Millionen  bis 30 Millionen Migranten gefordert habe. Davon hätte ich noch nie was gehört, kann auch nicht glauben, mit einer solch absurd undurchführbaren und politisch in keiner weisen realisierbaren Forderung je provoziert zu haben. Weiss jemand etwas davon, gehört wohl zur grossen Remigrationslegende. Wie ist eine solche Unterstellung bzw. behauptete Aussage von  B.H. je in Umlauf gekommen, oder was weiss man davon?

Le Chasseur

10. Oktober 2024 09:51

@Maiordomus
Ich denke, Wagenknecht bezog sich darauf:
"[I]m Dezember beim AfD-Stammtisch in Gera [...] stellte ein Besucher dem thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke die Frage, was denn eigentlich mit den Millionen sei "ich nenne sie jetzt trotzdem noch Ausländer, die aber längst den deutschen Pass haben, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben".
Höcke antwortete im Verlauf unter anderem: "Wir werden auch ohne Probleme mit 20, 30 Prozent weniger Menschen in Deutschland leben können, das halte ich für ökologisch sogar sinnvoll tatsächlich."
Damit nannte er ziemlich genau den Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland - 28,7 Prozent -, also auch die mit deutschem Pass. Auf Panorama-Anfrage teilt Höcke mit, da sei er falsch verstanden worden. Die Zahl ergebe sich aus der demografischen Katastrophe, in der sich Deutschland befinde." Quelle

Daniel

10. Oktober 2024 10:08

@ Maiordomus: Das dürfte sich auf einen Auftritt Höckes in Gera Ende letzten Jahres beziehen. Dort waren wohl auch ein paar linke Aktivisten anwesend, die danach diesen Ausschnitt aus der Rede verbreiteten (was von den Medien im Zuge der Correctiv-"Enthüllungen" unkritisch aufgegriffen wurde): https://x.com/AnsarBerlinIRL/status/1751557283983622463
Hier erfolgt in 0:52 jedoch deutlich erkennbar ein Schnitt, womit ein direkter Zusammenhang mit Doppelstaatlern/Migranten mit deutschem Pass suggeriert werden soll. Der eigentliche Kontext soll laut anderen Teilnehmern hingegen die demografische Entwicklung gewesen sein. 

anatol broder

10. Oktober 2024 10:55

die polnischen patrioten scheinen kurz- und mittelfristig deutschlandfeindlich eingestellt zu sein. die deutschen patrioten sollten also eine langfristige strategie zur verbesserung der beziehungen zu polen verfolgen.

anatol broder

10. Oktober 2024 10:56

@ maiordomus 22:43
man weiss, dass wagenknecht kommunistin ist. deshalb sind ihre aussagen wertlos. gern geschehen.

Laurenz

10. Oktober 2024 11:06

@Maiordomus ... Ich hatte den Moderatoren nur von Mio. im Bezug zu Höcke sprechen hören. Es sind ja auch Mio., die unfähig zur Integration in unserem Land weilen. In einem Flächenstaat, die Kanada, den USA, Rußland, Brasilien etc. mag das mit unterschiedlichen Kulturen funktionieren. Aber auf einem übervölkerten Fliegenschiß, wie Deutschland funktioniert das nicht. Das hat auch etwas mit gesellschaftlichen Bedürfnissen zu tun. Ich denke, die Türkei braucht einen großen Politiker, wie Herrn Özdemir, viel dringender als wir.

anatol broder

10. Oktober 2024 12:23

@ maiordomus 22:43
kubitschek berichtet heute davon, wie drei kommunisten (spiegel) am sonntag ihn, seine familie, seine tiere und seine nachbarn belästigt haben. jede längere auseinandersetzung mit kommunisten läuft so ab. warum? weil kommunisten nichts nützliches leisten. wo sie auftreten, erhöht sich allein die entropie. die inhalte spielen keine rolle.
wenn also das gespräch zwischen weidel und wagenknecht (kommunistin) länger als eine minute lief, dann war es wirkungsgleich mit dem überfall auf kubitschek. es folgt die allgemeine regel.
sei entropie(m1, m2) die unordnung zwischen zwei menschen m1 und m2. sei komm ein kommunist. sei kons ein konservativer. dann gilt:
entropie(komm, komm) > entropie(komm, kons) > entropie(kons, kons).

Waldgaenger aus Schwaben

10. Oktober 2024 14:56

@Maiordomus
Eine kurze google- Recherche zeigt, dass in D Stand 2019 ca 22 Millionen Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund leben (also z.B. auch Österreicher und Schweizer und deren Kinder) darunter mehr als die Hälfte mit deutscher Staatsbürgerschaft. 
Es kann nur eine Unterstellung sein, dass B.H. diese alle abschieben will. Ich habe mir diese Posse erspart, vermute aber, dass Weidel entweder aus Zeitgründen nicht geantwortet hat, oder deshalb, weil die nächste Frage gewesen wäre: Wieviel will er denn abschieben? Man auch muss nicht auf jeden Blödsinn antworten. So fragte mich vor kurzem jemand, ob Höcke "die ganzen Ausländer" nur abschieben wolle oder in KZs einweisen will. Ich habe keine Antwort gegeben, sondern nur mit den Schultern gezuckt. 

Laurenz

10. Oktober 2024 17:20

@Anatol Broder ... die Polnischen Patrioten scheinen kurz- & mittelfristig Deutschlandfeindlich eingestellt zu sein. Die Deutschen Patrioten sollten also eine langfristige Strategie zur Verbesserung der Beziehungen zu Polen verfolgen. ... Der war diesmal richtig gut, Broder. Gebietsabtretungen bis an die Weser & neue Reparationen in Höhe von 1,5 Bio. Euro. Das wollten Sie doch sagen, nicht? Mit Verlaub, ich sehe 4,5 Bio. Euro Pacht & Rückgabe aller Gebiete bis zur Memel als sinnvoller an. Jede Anbiederung verstehen unsere Polnischen Freunde nur als Schwäche. Mit einer Optimierung unserer Beziehungen zu Rußland, regelt sich Ihre Debatte über Polnische Patrioten, abseits Deutschlands, von ganz alleine. Das empfinde ich noch als viel lustiger. Mittlerweile haben auch unsere 3 südlicheren Freunde aus der Visegrad-Staaten-Gruppe begriffen, daß die Polnische Knute wesentlich unangenehmer ist, als die Deutsche. Waren Sie nicht Jahrgang '66? (Um auf EKs Frage zurückzukommen.)

FraAimerich

10. Oktober 2024 20:25

@Anatol Broder  -  Das Ludwig-Ehrhard-Fangirl S. Wagenknecht eine "Kommunistin" zu nennen, weil sie mal jung war, ist ähnlich abwegig und fast so beleidigend, wie Herrn Sellner nach Art der Journaille als "Neo-Nazi" zu titulieren.
Oder wollen Sie hier nur unterschwellig eine Art rechtes Stand-up-Format einführen? Ihr Polenwitz ist auch ein Rohrkrepierer. Der wird ja nicht mal komisch, wenn man ihn mit Israel in der Hauptrolle in die Levante verlegt.

FraAimerich

10. Oktober 2024 20:53

Warum das oben bereits erläuterte Schauermärchen von den "20-30 Millionen" nicht einfach einmal aufgeklärt wird (es taucht regelmäßig in "Talk-Shows" und "kritischen" Interviews auf), versteh ich nicht. Gerade Frau Weidel wurde bereits wiederholt mit diesem Vorwurf konfrontiert und schaute dazu stets nur nichtssagend in die Kamera. Zeit hätte sie gestern genug gehabt - aber sie hatte nicht ihren besten Tag, war wohl auch nicht besonders gut vorbereitet. Daß Frau Wagenknecht ihr derzeit "bestes" Argument gegen die "Höcke-AfD" einmal mehr ausspielen würde, war doch klar. Wer dergleichen vor laufenden Kameras nicht ausräumt, hat entweder seine Gründe - oder keine Ahnung.

Majestyk

10. Oktober 2024 20:59

@Le Chasseur:
Mag an mir liegen, aber ich habe Höcke so verstanden als wäre es kein Problem, wenn in Deutschland weniger Menschen leben würden. Wenn da zwei Zahlen eine ähnliche Größenordnung haben findet die Zuordnung zunächst mal bei demjenigen statt der interpretiert.
Ich wüßte jetzt nicht was an der Aussage falsch sein soll. Warum war es angeblich eine Katastrophe, wenn die Bevölkerung in Deutschland schrumpft, wo Menschen länger fit werden, moderne Technik menschliche Arbeit ersetzen kann?
Wieso muß die Bevölkerung eines Landes ständig wachsen, wem nutzt das außer jenen die von wirtschaftlichen Kennziffern leben, die in der Realität nahezu ohne Bedeutung fürs eigene Leben sind?
Deutschland mußte doch eh schon in weniger Fläche die Vertriebenen, die Aussiedler und diverse europäische Einwanderer unterbringen. Als Bevölkerungsarm empfinde ich dieses Land nicht.
Im Übrigen und das schreibe ich hier sicher nicht als Erster gibt man kein bereits bewohntes Land zur Einwanderung frei, zumal nicht auf Basis eines Fachkräftemangelschwindels. 
Der eigentliche weiße Elefant im Raum heißt aber auch Islam. 
Das Schweigen von Weidel hierzu fand ich ich übrigens schwach. 

Majestyk

10. Oktober 2024 21:11

@ anatol broder:
In einem anderen Kommentariat meinte jemand, Wagenknecht sei wenigstens nicht in Nazitourette verfallen.
Was mich zur Antwort veranlaßte: Doch, nur eben nicht gegenüber Weidel. 
Ich weiß ja nicht, was man in einem solchen Format zu gewinnen erhofft, aber ich bin ja auch kein Parteistratege. 
Interessant fand ich zudem, daß ich nun weiß, daß die AfD fest an der Seite Israels steht, aber denen keine Waffen liefern möchte. Nicht, daß Israel auf Hilfe der Bundeswehr angewiesen wäre, aber solch zuverlässige Freunde habe ich mir auch schon mein Leben lang gewünscht. 
 
 

anatol broder

11. Oktober 2024 00:12

@ maiordomus
apropos entropiezunahme. stephen w hawking erzählt in seiner kurzen geschichte der zeit (1988):
«1981 begann ich mich erneut für den ursprung und das schicksal des universums zu interessieren. zu diesem zeitpunkt nahm ich auch an einer konferenz über kosmologie teil, die von den jesuiten im vatikan veranstaltet wurde. die katholische kirche hatte im falle galilei einen schlimmen fehler begangen, als sie eine frage der wissenschaft zu entscheiden suchte, indem sie erklärte, die sonne bewege sich um die erde. jahrhunderte später hatte sie nun beschlossen, eine reihe von fachleuten einzuladen und sich von ihnen in kosmologischen fragen beraten zu lassen. am ende de konferenz wurde den teilnehmern eine audienz beim papst gewährt. er sagte uns, es spreche nichts dagegen, dass wir uns mit der entwicklung des universums nach dem urknall beschäftigten, wir sollten aber nicht den versuch unternehmen, den urknall selbst zu erforschen, denn er sei der augenblick der schöpfung und damit das werk gottes.»
spricht der papst eine bestimmte katholische regel aus? in welchen bereichen wird sie noch angewendet?

Maiordomus

11. Oktober 2024 14:48

Chasseur/Daniel/Waldgänger: diese Informationen sind wertvoll. Mit anderen Worten, das mit den 20 bis 30 Millionnen zu Remigrierenden war eine Lüge, unweit der Hunderttausende von Demonstranten mobilisierenden Lüge im Zusammenhang mit der angebl. Potsdamkonferenz 2.0, glaube nicht, dass Trumps gelegentlich eher kuriosen Sprüche bei freiem Sprechen je solche Dimensionen annahmen, am wenigsten das Diktum über die Katzen und Hunde verspeisenden Migranten, das mässig ernst genommen wurde.
Betr. Wagenknecht, Lafontaine: mit "Kommunistin" kann deren geschickte Rhetorik, die in Sachen Aussenpolitik und Grünen-Kritik vielfach zustimmungsfähig ist, wohl nicht abgetan werden. Klar wollte Weidel da sogar noch Punkte holen und sich auch aus taktischen und strategischen Gründen die Gesprächszeit nicht mit Verteidigung von B.H. quasi verschwenden lassen, zumal zu dieser Thematik die Meinungen gemacht sind. 

Maiordomus

11. Oktober 2024 15:25

@Die beste Analyse des Gesprächs überhaupt. Von allen rechten Alternativkanälen hat schon seit vielen Monaten die "Ketzerkirche" die präziseste und jeweils genaueste Analyse, so diesmal Ketzerkirche Wagenknecht - Weidel, wo alle wirklcih "matchentscheidenen" Stellen zitiert und ausgedeutet werden, auch mit dem Hinweis, dass alle Zugeständnisse Wagenknechts an Frau Weidel von der Parteivorsitzenenden Ali vollständig gegenteilig gesehen werden. Auch wird klar, dass Weidel bezüglich der genauen Zahlen von Ausländern in Deutschland scheinbar nicht vorbereitet war, so wenig wie Wagenknecht, die davon ausging, dass weit mehr Leute nach Höcke ausgeschafft werden sollten als es überhaupt Ausländer im Land hat. Hier war eine Riesenlüge im Spiel, falls es nicht mangelnde Qualififaktion war und hätte sich Weidel auch klar machen müssen, dass Passentzug keine Höckeforderung war, sondern von Seehofer und CDU-Innenminister. Hier liegt leider versagen vor, und die Note Weidels sinkt von lange Zeit sehr gut auf nur noch knapp genügend, bei einem unentschuldbaren Mangel an Schlagfertigkeit in der wichtigsten Thematik. Kennt jemand den Namen des Sprechers der Ketzerkirche, natürlich doch ganz anderes Niveau als Tim K. wiewohl durchaus auch als Satire installiert.