Mein erstes Bankkonto wurde im Jahr 2017, nach der “Defend Europe”- Mission gekündigt. Damals ahnte ich noch nicht das Ausmaß der Odyssee, die damit begann. Auch das neue Konto wurde nach drei Wochen gekündigt. Im Jahr 2025, 54 gekündigte und 35 verweigerte Konten später, ist es Zeit, einen Blick auf die Systematik des “Debankings”, das immer weiter um sich greift, zu werfen.
Mittlerweile betrifft es nicht mehr nur rechte Aktivisten. Große Medienhäuser wie COMPACT, Auf1 und Freilich verlieren ebenso ihre Konten wie Verlage, AfD-Politiker und FPÖ-Berater. Es wundert nicht, dass diese Wirtschaftswaffe das bevorzugte Mittel der linksliberalen Zensur geworden ist. Analog zur Sanktion und zum Embargo, mit dem das Weltsystem unliebsame Nationen, scheinbar sanft und ganz ohne Waffeneinsatz, in die Knie zwingt, wahrt das Debanking den Schein der Demokratiesimulation. Der Delinquent geht bankrott, was zur “Unterbindung unerwünschter Aktivitäten” (Ministerium für Staatssicherheit, DDR) führt.
Als “funktionierende Zivilgesellschaft” wird das Ergebnis von ebendieser hernach bejubelt. Schließlich seien die Banken “Privatunternehmen”, die sich freiwillig zur Beendigung oder Verweigerung von Verträgen entschließen. Ähnlich rechtfertigte die Mainstreampresse bis vor kurzem die Zensurpolitik auf sozialen Medien wie Twitter. Erst seitdem sich der Wind drehte und auf X weniger zensiert wird, passte man auch die Prinzipien und Argumente an.
Tatsächlich ist das Debanking alles andere als eine Kette freiwilliger Einzelentscheidungen. Ja, einige Banken mögen aus Überzeugung einem “Rechten” wie mir ein Konto verweigern. Im Zuge meines Verfahrens gegen eine Kündigung durch die erste Bank fragte ich bei allen 420 österreichischen Banken um ein Konto an. Unter den 156, die mir zumindest antworteten und die Kontoeröffnung ablehnten, fand sich sogar eine E‑Mail, in der mich eine Filialleiterin als “Nazi” beschimpfte.
Doch das ist die Ausnahme. Die meisten Banken könnten mir gar kein Konto geben, selbst wenn sie wollten. Derselbe öffentliche Druck, der auch dazu führt, dass die AfD im Westen kein Veranstaltungslokal findet, macht mich als Kunden für eine Banken existenzgefährdend. Der öffentliche Gruppenzwang steigt mit jeder Kündigung. Daher akzeptiert man stillschweigend den wirtschaftlichen Ruin des “Debankten”.
Mit großen Mühen konnte ich ein sogenanntes “Grund- und Basiskonto” eröffnen, das in Österreich jeder Person zusteht. Dieses darf allerdings nicht unternehmerisch genutzt werden. Die Konsequenz war, daß mir auch dieses Konto, mit dem ich Miete, Telefon- und Energiekosten bezahlte, gekündigt wurde. (Die Volksbank sah unter anderem die Honorarzahlungen des Antaiosverlags als Kündigungsgrund.)
Auch mein derzeitiges Basiskonto wird streng überwacht. Fast im Wochentakt meldet sich eine Art “Sachwalter” und verlangt Auskunft über Herkunft von Mitteln und Grund für Überweisungen.
Anders als in Deutschland, wo das COMPACT-Magazin unlängst ein Unternehmenskonto erstritt, besteht dieses Recht in Österreich nicht. Nur die FPÖ thematisiert das und fordert in ihrem aktuellen Programm auch das Recht auf ein Bankkonto. Bis dato blieb mir daher nur die Flucht nach vorn – von Konto zu Konto.
Diese Odyssee führte mich bereits nach Georgien, Malta, Polen und Ungarn. Ich hatte bulgarische, italienische, lettische und französische Konten. PayPal, Stripe, Patreon haben mich ebenfalls längst gesperrt. Konten wurden für mich zu Verbrauchsgegenständen wie Rasierklingen oder Druckerpatronen. (Hier führe ich Buch darüber.)
Diese “Sonderbehandlung” unterbindet jede langfristige, selbstständige Tätigkeit. Ein erster Effekt war die Zerstörung des Unternehmens “Phalanx Europa”, das Patrick Lenart und ich bis 2019 erfolgreich betrieben. Seitdem kann ich solche Geschäfte nur über Strohmänner führen, was mich von manchmal unberechenbaren Dritten abhängig macht.
In meiner zentralen Tätigkeit als Aktivist, Redner und freier Journalist bin ich auf Schwarmfinanzierung angewiesen. Diese benötige ich zur Deckung laufender Kosten, von denen jedes Jahr Anwaltsrechnungen den größten Posten ausmachen. Dem Leser wird an dem Punkt hoffentlich die Zange verständlich, in der man sich als “Debankter”, politisch Verfolgter befindet.
Durch ununterbrochene, akribisch-perfide “Lawfare” (also strategisch angestrengte Verfahren, um den Gegner zu zermürben) erzeugt man massive Kosten bei einer “Feindlich-negativen Person” (MfS). Der Versuch, diese Kosten durch Solidaritätskampagnen wett zumachen, wird durch systematisches Debanking unterbunden. Das Ziel lautet: Bankrott.
Keiner kann die massiven materiellen Verluste der Kontosperrungen beziffern. Unterstützer, die gelegentlich Daueraufträge einrichten, um Zeitschriften, NGOs und Aktivisten langfristig zu fördern, fallen weg. Unzählige Male gingen Überweisungen retour. 54-mal mußte ich alle Sympathisanten auf ein neues Konto hinweisen. (Dazu sind einige tausend Euro immer noch auf ausländischen, gesperrten Bankkonten eingefroren.) Aufträge für Miete, Autoversicherungen, Telefon, etc. müssen erneuert und umgebucht werden.
Vom blanken Horror, den die Buchhaltung eines “Debankten” darstellt, will ich hier lieber schweigen. Die drohenden Kontosperrungen ziehen einem jedes Mal urplötzlich das finanzielle Fundament unter den Füßen weg.
Es ist schier unmöglich, unter diesen Bedingungen eine Unternehmensstruktur aufzubauen. Räume zu mieten, Mitarbeiter anzustellen, größere Investitionen zu tätigen und Aufgaben – wie Kontoführung – zu delegieren, gestaltet sich als schwierig. (Selbstverständlich würde mir erst recht keine Bank einen Kredit geben, was alle großen Lebensentscheidungen, die in der Regel damit zusammenhängen, für mich verschließt.)
Nur als agile und dynamische “Ein-Mann-Armee” kann man ständig in Bewegung bleiben und sich für Einbrüche oder den Wegfall von Einnahmen wappnen. Große Unternehmen überleben ein vollkommenes Debanking ein‑, vielleicht auch drei‑, aber wohl kaum 54-mal.
Was sind weitere Langzeiteffekte dieser 8‑jährigen “Sonderbehandlung”?
Ich achte scharf auf die “déformation professionelle”, die meine Kontenodyssee mit sich bringt und versuche ihr entgegenzuarbeiten. Der chronische Kontrollverlust macht das Leben schwer planbar. Immer wieder muß die aufkeimende Resignation, die Aufgabe jeder langfristigen Planung, an sich zurückgedrängt werden. Man ist dazu verleitet, nur mehr von Woche zu Woche zu leben und vor dem Chaos zu kapitulieren. Aufgrund der häufigen Finanzprüfungen und ‑strafverfahren, die man mir ebenfalls nicht erspart, wäre das ein gefährliches Unterfangen.
So gut ich kann, versuche ich also Ordnung zu halten und das Haus meiner wirtschaftlichen Existenz auf tektonischen Platten zu errichten. Gibt es Auswege und Lösungsansätze?
Ausländische oder vermeintlich zensursichere Banken brachten keinen Erfolg. Dritte, die Konten für mich öffnen, oder Vereine, die mich bei meinen Rechtskosten unterstützen, werden ebenfalls sofort Opfer des Debankings. Sogar anwaltliche Treuhandkonten werden gekündigt, wie wir im COMPACT-Verbotsverfahren sahen. Es braucht eine langfristige Lösung
Im Sommer 2024 ging ich daher in die juristische Gegenoffensive. Die Kündigung meines Unternehmenskontos durch die Erste Bank nahm ich zum Anlaß, eine Musterklage anzustrengen. Ich will beweisen, daß ich einen Rechtsanspruch auf ein Inlandskonto habe, das mir systematisch verweigert wird. Im Eilverfahren unterlag ich leider. Während die Klage lief, hatte ich ein Konto bei einer französischen Bank. Die Gegenseite sah darin einen Einwand gegen das Eilbedürfnis.
Zwei Tage vor dem Urteil wurde auch dieses Konto gekündigt, was den Richter aber kaltließ. Maliziös empfiehlt er mir, die erste Bank nun in Frankreich anzuklagen und bestreitet, daß ich als österreichischer Unternehmer ein österreichisches Konto brauche. Sie wissen natürlich genau, daß eine Klage im Ausland für mich logistisch und wirtschaftlich untragbar und juristisch aussichtslos wäre.
In einem 37-seitigen Schriftsatz argumentiert mein Anwalt dagegen. Der nächste Verhandlungstermin findet aber bedauerlicherweise erst im Sommer 2025 statt, und auch dieses Verfahren schlägt natürlich für mich zu Buche. Anfang des Jahres, bei Niederschrift dieser Zeilen, bin ich wieder einmal ohne Konto. Das bedeutet, bei laufenden Kosten, jede Woche herbe Verluste. Ein Verein, der mich in unter anderem in diesem Verfahren bei Rechtskosten unterstützt, ist nach zwei Kündigungen derzeit ebenfalls ohne Konto.
Wäre die von Elon Musk geplante X‑Zahlungsapp eine mögliche Lösung? Angesichts der jüngsten Zensur auf der Plattform sollte man sich nicht darauf verlassen. Auch für sie gilt, was Götz Kubitschek zu Musk festgehalten hat.
Tatsächlich gibt es, zumindest für die Schwarmfinanzierung, längst eine Gegenstrategie. Cryptowährungen wie Bitcoin und Monero haben den Vorteil, dass sie derzeit nicht von Banken und Staat kontrollierbar sind.
Wenn man es richtig macht, kann niemand mir oder meinem Zahlungspartner die “Wallets” sperren. Es kostet 5–10 Minuten, ein Monerowallet zu öffnen, Cryptos zu kaufen und, so anynom wie nur irgend möglich, an meine Adresse zu schicken. Leider schrecken die meisten vor der neuen Technologie zurück. Derselbe Effekt trat ein, als ich auf YouTube gesperrt wurde. Von 3,1 Millionen Aufrufen im Monat sackte meine Reichweite auf wenige tausend auf Bitchute hinunter.
Die “Servicediktatur” (Byung-Chul Han) ist erbarmungslos. Plattformen und Applikationen, die weniger nutzerfreundlich und verbreitet sind, existieren im Bewußtsein der Masse schlicht nicht. Noch ist mein Fall auch zu vereinzelt, als daß er ein Problembewußtsein erzeugt. Eine gemeinsame Kampagne zur Adaption von Cryptowährungen im rechten Lager bleibt ebenso aus, wie ein Boykott von YouTube undenkbar war, nachdem EinProzent, Schnellroda und die Identitäre Bewegung gesperrt wurden.
Abgesehen davon wären Cryptowährungen auch nur eine Lösung für den begrenzten Bereich der Schwarmfinanzierung. Steuerzahlungen, Büromieten, Gehälter und Versicherungen machen ein Unternehmenskonto nach wie vor erforderlich.
Als letzte Option, falls meine Klage fehlschlägt, überlege ich daher eine Unternehmensgründung in der BRD, um nach dem Vorbild des COMPACT-Magazins ein Konto zu erstreiten. Auch das ist aber unsicher, zeit- und kostenintensiv. Sollte alles scheitern, werde ich wohl eines Tages Aktivismus und Journalismus und im Grunde alle Tätigkeiten, die nicht auftragsgebunden direkt bezahlt werden, überdenken müssen.
Auch aus Verantwortung für meine Familie würde ich mich in diesem Fall auf das Schreiben von Büchern, etc. fokussieren. Sollte sich keine andere Lösung finden, müßte ich notgedrungen einen guten Teil meiner derzeitigen Tätigkeiten einstellen.
Denn all die Zeit, die in die Kontenodyssee fließt, muß ich von anderen Aktivitäten wie dem Schreiben von Büchern, Drehen von Videos und Organisieren von Aktionen absparen. Der Normalzustand eines stabilen Bankkontos, den die meisten linken und rechten Akteure für selbstverständlich halten, ist für mich ein Glücksfall, hinter dem unglaublich viel Energie, Sorgen und Arbeit stehen. Der Mehraufwand bedeutet einen massiven “Wettbewerbsnachteil”, den man langfristig nur dann verkraftet, wenn man ihn als Auszeichnung und Ehrenmedaille auffaßt.
Immerhin sind nicht nur meine 91 Bankkonten, sondern auch die Einreisesperre und bizarren Auftrittsverbote repressives Neuland. Mit diesen Gedanken bekämpfe ich schließlich auch die gefährlichste “Déformation professionelle” meiner Kontenodyssee: das Gejammer.
Denn meine Klage bewegt sich auf hohem Niveau. Die DDR-Vergleiche, die auch dieser Text bedient, machen uns am Ende immer noch sicher: Im Unterschied zu Dissidenten in anderen Zeiten unter anderen Regimen geht es uns immer noch paradiesisch.
Und immer noch geht es – irgendwie – weiter. Daß ich über acht Jahre Debanking überlebt habe und trotz jährlicher Rechtskosten im mittleren fünfstelligen Bereich metapolitisch wirksam bleiben konnte, verdanke ich nur der Hartnäckigkeit meiner Unterstützer. Die Gründung eines Unterstützerclubs und die Möglichkeit, als Autor unter anderem für diesen Blog und Verlag zu arbeiten, sind für mich existenziell. Ich bedanke mich nach acht Jahren bei jenen, deren Hände ich nie schütteln werde und denen ich, mangels Adresse, nicht einmal eine Dankesnote schicken kann.
Vielleicht ist es ihnen eine Genugtuung zu wissen, daß ich über ihre treue materielle Begleitung über 54 Kontenwechsel hinweg ebenso sprachlos bin wie wohl die linke Jagdgesellschaft. Ihre Hegemonie hat den Zenit überschritten. Repression und Zensur füllen nur notdürftig ihre Autoritätslücken. Wir haben den längeren Atem.