Das Hafttagebuch von Kurt Hättasch – 4. bis 6. Tag

Der junge Familienvater und Handwerker Kurt Hättasch ist am 5. November des vergangenen Jahres in Grimma auf dem Grundstück seines Wohnhauses niedergeschossen und festgenommen worden. Ihm und sieben anderen Männern wird die Bildung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Die Ehe­frau Hätt­aschs hat uns das hand­schrift­li­che Tage­buch ihres Man­nes zur Abschrift und zur Ver­öf­fent­li­chung zur Ver­fü­gung gestellt. Es ist nicht nur in die­sem Fall wich­tig, die ande­re Sei­te zu hören, die Sei­te der Ver­haf­te­ten und Ange­klag­ten also. Denn ihr Leben ist von einem Tag auf den ande­ren so sehr beschä­digt wor­den, daß der Staat bes­te und schwer belast­ba­re Argu­men­te bei­brin­gen muß, um begrün­den zu kön­nen, war­um er sei­ne Ein­satz­kräf­te so han­deln ließ.

Die Auf­zeich­nun­gen wer­den unver­än­dert wie­der­ge­ge­ben – allen­falls Feh­ler sind kor­ri­giert. Wir ent­hal­ten uns der Kom­men­tie­rung. Die Schil­de­run­gen und Gedan­ken sind authen­tisch und erschüt­ternd. Sie zei­gen als Doku­ment eines abso­lu­ten Aus­nah­me­zu­stands viel vom Men­schen Hätt­asch selbst, also auch etwas von einem Lage­hu­mor, der aus einer gro­ßen inne­ren Fes­tig­keit stam­men muß: Wer so erzählt, schaut sich selbst von oben zu. Sei­nem Bericht stell­te er fol­gen­de Zei­len voran:

Ich begin­ne die­se Auf­zeich­nung am Tag 24 mei­ner U‑Haft, gerech­net ab dem Tage mei­ner Fest­nah­me. Bis auf Namen ist die­ser Bericht voll­stän­dig und auf­rich­tig und schil­dert mei­ne Wahr­neh­mung der Gescheh­nis­se. Die Wahr­heit ist hier­bei zum Teil aben­teu­er­lich genug, sodass sie auf Über­trei­bun­gen ver­zich­ten kann – im Gegen­teil zur „Wahr­heit“ der eta­blier­ten Medi­en­land­schaft, die sich, wie so oft, alles zurecht­bie­gen muß.

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4. bis 6. Tag, 8. bis 10. Novem­ber – viel Betrieb und ein ers­tes Wochenende

Mit Pud­ding­früh­stück und Ärz­te­vi­si­te beginnt der Tag. Bei der Visi­ta­ti­on wird fest­ge­stellt, dass mein rech­ter Ober­arm nicht funk­tio­niert. Den aus­ge­streck­ten Arm kann ich im Lie­gen gera­de so über das Bein heben. Die Phy­sio­the­ra­peu­tin kon­trol­liert alles und stellt eine Mus­kel- und Ner­ven­ver­let­zung fest, die eini­ge Wochen zur Rege­ne­ra­ti­on brau­chen wird. Mit ihr gehe ich die ers­te Run­de durch mein Zim­mer, was nicht gut geht, da ich im Fuß noch die Flexü­le habe. Ich darf aber end­lich ein wenig durch die Gegend wan­ken und mache die ers­ten Erkun­dungs­gän­ge auf das Klo.

Mein Zim­mer in dem Raum im Kran­ken­haus sehr ähn­lich, nur grö­ßer, etwas moder­ner und für Besu­cher unwirt­li­cher ein­ge­rich­tet. Es gibt kei­nen Fern­se­her und auch sonst nichts, um sich abzu­len­ken, aber ich bekom­me ein klei­nes Radio und kann etwas Musik hören. Es ste­hen zwei Kran­ken­bet­ten bereit, aber nur mei­nes ist belegt. Das Bad hat ein Wasch­be­cken und eine Toi­let­te. Direkt vor dem Bad steht ein wei­te­res Wasch­be­cken mit Sei­fen­spen­der, Spie­gel und Abla­ge. Ich erhal­te eine Grund­aus­stat­tung für die Kör­per­hy­gie­ne, bestehend aus Kamm, Zahn­bürs­te, Zahn­pas­te, Rasier­schaum, Dusch­gel und einem Becher. Mir wer­den zwei Hand­tü­cher gege­ben, doch heu­te waschen mich noch die Pfleger.

Ich sage, dass ich mit mei­nem Anwalt tele­fo­nie­ren möch­te und erhal­te die Ant­wort, dass man sich dar­um küm­mern wer­de. Eine Mit­ar­bei­te­rin vom Sozi­al­dienst besucht mich und gibt mir eine sehr lan­ge Beleh­rung über Fort­set­zung oder Been­di­gung diver­ser Ver­si­che­run­gen, den Ver­bleib bei den Kran­ken­kas­sen, Been­di­gung oder Neu­be­an­tra­gung von Arbeits­lo­sen­geld usw. Sie erweckt den Ein­druck, sehr auf Sei­ten der Häft­lin­ge zu ste­hen und sagt, man sol­le hier kei­nem was erzäh­len und nur mit dem Anwalt arbei­ten. Offen­bar wur­de die Ehr­lich­keit man­cher schon ausgenutzt.

Sie fragt nach Alkohol‑, Niko­tin- und Dro­gen­ab­hän­gig­keit und rät, sich davon fern­zu­hal­ten, weil vie­le Gefan­ge­ne dadurch erpress­bar wür­den. Ein Psy­cho­lo­ge besucht mich und fragt nach mei­nem Befin­den, er sorgt sich in der Haupt­sa­che um Sui­zi­da­li­tät. Ich kann mich mit ihm gut unter­hal­ten, und es ent­steht zwi­schen uns ein ange­neh­mes Gespräch, auch wenn vie­le Fra­gen eher für einen ande­ren Typ Mensch zuge­schnit­ten sind. Mir wird der ‚Fahr­plan‘ erläu­tert. Der sieht vor, dass mit mir drei psy­cho­lo­gi­sche Gesprä­che geführt wer­den, im Anschluss ein vier­tes mit einem orts­frem­den Psy­cho­lo­gen, und dass bei posi­ti­ver Ein­schät­zung die Ver­le­gung in ein Ein­zel­zim­mer ange­strebt wird, in dem ich nicht rund um die Uhr beob­ach­tet werde.

Die Lei­tung mit mei­nem Anwalt steht end­lich. Da ich noch kein eige­nes Fest­netz­te­le­fon besit­ze, erhal­te ich ein Mobil­ge­rät. Eine Wache wählt für mich die Num­mer und über­wacht das Gespräch aus eini­gen Metern Ent­fer­nung. Ich erfah­re einen Teil der Medi­en­be­rich­te. Es ist eine glat­te Schan­de, mit wel­cher Selbst­zu­frie­den­heit der Ruf eines Men­schen zu Staub zer­tre­ten wird. Ohne den gerings­ten Anstand oder ein Fünk­chen Zurück­hal­tung wer­den Fak­ten geschaf­fen und die Ver­ur­tei­lung prak­tisch vorgezogen.

Ich erfah­re, dass ein Freund der Fami­lie mei­ne Frau besucht hat, ein Jour­na­list der LVZ (Leip­zi­ger Volks­zei­tung) das Gespräch bespit­zel­te und die gewon­ne­nen Infor­ma­tio­nen der­ge­stalt ver­öf­fent­lich­te, als habe mei­ne Frau sie ihm gegen­über im Gespräch geäu­ßert. Es wird eine Auf­ga­be für die Zukunft sein, einen Begriff für die Art Pres­se zu fin­den, die stän­dig lügt.

Aber mich küm­mern die­se blut­lee­ren Gestal­ten kein Stück und der Heu­schre­cken­schwarm der unpro­duk­ti­ven Schrei­ber­lin­ge wird bald über das nächs­te Opfer her­fal­len. Kein Mensch, der noch ganz bei Trost ist, nimmt das Geschwa­fel die­ser Kas­te noch ernst. In mei­ner Hei­mat wenigs­tens gehen die Zei­tungs­abon­ne­ments seit Jah­ren stark zurück und das ist wahr­lich kein Wunder.

Mein Umfeld, Freun­de und Fami­lie, ste­hen zu mir, und das besänf­tigt vie­le Sor­gen. Beson­ders rüh­rend ist, dass auch poli­ti­sche Geg­ner und aus­ge­spro­che­ne Lin­ke ihre Wün­sche aus­ge­rich­tet haben und mir die bal­di­ge Heim­kehr wün­schen. Die Ankla­ge ist ein­fach zu stumpf, als dass ver­nünf­ti­ge Men­schen sie beden­ken­los schlucken.

Das Tele­fo­nat geht lan­ge, und nach­dem es vor­bei ist, den­ke ich lan­ge über das Gesagt nach. Als der Faden nach drau­ßen abreißt, wird es auch wie­der dunk­ler im Zim­mer und ich füh­le mich allein. Ich ste­he am ver­git­ter­ten Fens­ter und schaue auf eine Dach­ter­ras­se, auf der ein klei­nes Fleck­chen Moos wächst, ansons­ten ist alles grau und schwarz. Es wird Abend, aber selbst am Tag konn­te ich die Son­ne nicht sehen, da sie nicht über das Gebäu­de steigt.

Früh­stück, Mit­tag­essen und Abend­brot bestehen aus einer Schüs­sel mit Pud­ding, der ein star­kes und künst­li­ches Vanil­le­aro­ma hat. Gele­gent­lich gibt es die Varia­ti­on der ‚Pud­ding­sup­pe‘, die noch­mals mit Milch durch­ge­rührt ist. Ich esse das Zeug nicht mehr lan­ge. Der dunk­le Abend ist lang und trau­rig. Ich kann nicht schla­fen. Wenn ich lie­ge, dann fließt unge­mein viel Was­ser und Schleim in mei­nem Hals, als woll­te es die Wun­de umspü­len. Ich kann aber noch immer nicht ordent­lich schlu­cken, daher hus­te ich viel und ver­brin­ge so die Nacht.

„Ihnen ein schö­nes Wochen­en­de und bis Mon­tag!“ ist der ers­te gut­ge­mein­te Spruch, den ich am Frei­tag von vie­len Mit­ar­bei­ter zu hören bekom­me. Nun ist es da, das segen­rei­che Wochen­en­de, an dem ‚end­lich mal Zeit für die Hob­bys, die Fami­lie, den Hund da ist, wo man eine Wan­de­rung macht, zu einer Ver­an­stal­tung fährt, was Fei­nes isst, und abends einen Film anschaut.

Ich bekom­me eine Schüs­sel mit Pud­ding und höre Radio. Mir ist ster­bens­lang­wei­lig und ich füh­le mich unend­lich ein­sam. Ich gehe auf Toi­let­te und wie ich wie­der zu mei­nem Bett gehe, betritt eine Schwes­ter den Raum. Unter dem Arm trägt sie einen Sta­pel Klei­der, den sie auf mein Nach­bar­bett legt. Ich schaue sie an, sie schaut mich an. „Ja! Die Wache muss ja nicht stän­dig Ihren Hin­tern sehen!“ Sie sagt es hart, aber meint es lieb. Ich sage, dass man mich nur heim­las­sen muss, dann sieht auch kei­ner mehr mei­nen Hintern.

Was soll sie dar­auf ant­wor­ten? Sie sagt nichts dazu, und das zeigt mir, dass sie es nach­voll­zieht. Jeden­falls sich­te ich nun mei­ne neu­en Sachen: Unter­wä­sche, Socken, T‑Hemd, Jog­ging­ho­se, Bade­lat­schen und ein grau­es Jäck­chen. Ich zie­he mich an, und das dau­ert durch­aus lan­ge, da mein Arm nicht mit­tut. So ist man schon eher wie­der ein Mensch. Die Klei­der sind bequem und warm, aber man sieht dar­in wirk­lich wie ein Ver­bre­cher aus.

Bei der nächs­ten Gele­gen­heit fra­ge ich eine Schwes­ter nach Büchern, weil die Zeit doch gar nicht ver­geht. Sie bringt mir aus einer klei­nen Sta­ti­ons­samm­lung zwei Thril­ler: ‚In ewi­ger Schuld‘ und ‚Das Lied der Sire­nen‘. Das ist nun wirk­lich nicht mei­ne Spar­te, aber was soll ich sagen; also lese ich sie. Ich erhal­te im Lau­fe des Tages einen Bücher­ka­ta­log der Gefäng­nis­bi­blio­thek, der sehr umfang­reich und inhalt­lich nicht so ver­kehrt ist. Ich mache eine Bestel­lung und gebe einen Zet­tel ab, der lei­der ver­lo­ren­ge­hen wird.

Ich höre ein Kli­cken, und das Geblä­se der Kli­ma­an­la­ge geht an. Das hat mir gera­de noch gefehlt, denn ich gehö­re zu dem bedau­erns­wer­ten Teil der Welt­be­völ­ke­rung, der durch Kli­ma­an­la­gen immer krank wird. Eine dicke Erkäl­tung wäre in mei­nem Fall aber, ohne über­trei­ben zu wol­len, womög­lich eine Gefahr für mei­ne Luft­ver­sor­gung, denn die Schwel­lun­gen sind bis­lang kaum zurückgegangen.

Das Mys­te­ri­um mit dem Geblä­se klärt sich aller­dings nie auf. Die Anla­ge ist ohne jeden Zwei­fel auf ‚Aus‘ gestellt und man kann die Geblä­se­tä­tig­keit nur ver­grö­ßern. Das sind Momen­te, die zur Zer­reiß­pro­be wer­den kön­nen. Wenn ich im Bett lie­ge und mir der Wind aufs Gesicht bläst, dann könn­te ich bald ver­rückt wer­den! Ich schla­fe nur noch mit offe­nen Fens­tern, da so der Luft­strom anders fließt.

Die Pfle­ger und Schwes­tern wech­seln am Tag in drei Schich­ten. Die Wachen, die mich beob­ach­ten, wech­seln viel öfter, aber ich erken­ne kei­nen kla­ren Rhyth­mus – viel­leicht alle drei Stun­den? Sie sind sehr ver­schie­den: Der Mann vom ers­ten Tag im Kran­ken­haus kommt ab und zu zu mir und fragt, wie es geht; eine Frau hilft mir sehr freund­lich bei der Bean­tra­gung eines Zel­len­te­le­fons und eini­ger admi­nis­tra­ti­ver Ange­le­gen­hei­ten. Ein paar Wachen kom­men zu Antritt ihrer Schicht zu mir und stel­len sich vor, eini­ge brin­gen knapp ihre Zwei­fel zum Aus­druck. Vie­le Wachen bezie­hen stumm ihren Posten.

Einer kommt in der Nacht zwi­schen zwei und vier Uhr in mein Zim­mer und schal­tet das Licht an, weil er mich andern­falls nicht beob­ach­ten kön­ne. Ein jun­ger Ara­ber ist sehr dienst­eif­rig, denn wenn ich auf Toi­let­te sit­ze, kann man mich vom Beob­ach­tungs­raum her nicht sehen. Dann wech­selt er sei­ne Stel­lung auf die Schwes­tern­sta­ti­on, um mich beob­ach­ten zu kön­nen. Er hat­te sich aller­dings auch vor­ge­stellt und gehört der Grup­pe der freund­li­chen Wachen an.

Es wird Abend, und eine net­te Schwes­ter gibt mir Weiß­brot und Frisch­kä­se. Ich ent­fer­ne den Rand und schnei­de alles sehr klein, bevor ich es vor­sich­tig, aber bereit­wil­lig ver­til­ge. Ich fra­ge nach Schreib­zeug und erhal­te Papier und einen Kugel­schrei­ber. Ich fan­ge an, das Gesche­he­ne zu notie­ren, aber es fällt mir sehr schwer, da ich mit dem kaput­ten Arm schrei­ben muss. Mei­ne Hand funk­tio­niert zwar, aber der Arm schmerzt sehr und ich muss vie­le Pau­sen machen. Ich schrei­be auf, was mir in der ver­gan­ge­nen Woche pas­siert ist, um es mei­ner Fami­lie zu schi­cken. Die Ein­drü­cke sind noch frisch und das ist gut so, weil man gesche­he­nes Unrecht zu schnell ver­gisst und zu groß­zü­gig verzeiht.

Es ist schwer, alles noch­mal zu durch­le­ben, aber es muss sein, und ich glau­be, es hilft. Der Sonn­tag ver­geht ewig lang­sam mit Essen, Lesen, Schrei­ben und Radio­hö­ren. Es ist drau­ßen grau und wol­kig, es reg­net. Am Sonn­tag wird gewo­gen: 90,5 Kilo­gramm – da habe ich fast acht Kilo Gewicht ver­lo­ren, in den letz­ten sechs Tagen…

Mein Arm schmerzt, und ich weiß nicht, wie ich lie­gen soll. Ich kann den Mund ein wenig wei­ter öff­nen, aber viel ist mit dem Kie­fer nicht anzu­fan­gen. Was wird mei­ne Frau jetzt machen? Wie geht es der Klei­nen? Wie soll alles wei­ter­ge­hen? Die Fra­gen krei­sen im Kopf, und es ist kei­ner da, der sie beant­wor­ten kann. Ich schrei­be den ers­ten Brief an mei­ne Fami­lie, abge­se­hen von mei­ner Zusam­men­fas­sung der ers­ten Woche. Es wird lang­sam Abend und lang­sam Nacht: So habe ich dem Leben wie­der eine Woche abge­run­gen… Wie lan­ge wird die­ser Zustand anhalten?

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3. Tag, 7. Novem­ber – Ver­le­gung ins Haftkrankenhaus

Ich wache wie­der sehr früh auf. Eigent­lich habe ich gar nicht wirk­lich geschla­fen. Auf der Inten­siv­sta­ti­on sind so vie­le Geräu­sche, dass man nicht zur Ruhe kommt. Außer­dem haben mei­ne Wachen vor der Tür stän­dig so tief­schür­fen­de Dis­kus­sio­nen geführt, durch die ich nicht abschal­ten könn­te. Ich bekom­me von einer Schwes­ter eine Fern­be­die­nung, aber im Fern­se­hen kommt früh um acht nur Grüt­ze und ich schal­te nach weni­gen Minu­ten wie­der aus. Vor der Tür unter­hal­ten sich eini­ge Ärz­te, von denen ich einen sagen höre: „Das Ver­let­zungs­bild war wirk­lich ein­zig­ar­tig. Er hat kei­nen Zahn ver­lo­ren, und das Pro­jek­til hat vom Unter­kie­fer­kno­chen abge­se­hen nur Weich­tei­le getrof­fen. Kleins­te Abwei­chun­gen der Flug­bahn wären töd­lich gewe­sen. Bei ihm hat der lie­be Gott wirk­lich sei­ne schüt­zen­de Hand drü­ber gehal­ten.“ Die Aus­sa­ge trifft mich tief und lässt mich lan­ge über das Leben nach­den­ken. Ich bekom­me von einer Schwes­ter einen Becher mit Was­ser und einen sehr schma­len Stroh­halm. Ich zie­he etwas Was­ser hoch und schlu­cke, wobei ich direkt hus­ten muss. Alles ist noch so stark geschwol­len und nur ein klei­ner Kanal frei.

Gegen zehn Uhr wer­de ich für den Trans­port vor­be­rei­tet, und es wird nach Hand­schel­len für mich gesucht. Es gibt wie­der eine aus­ufern­de Dis­kus­si­on dar­über, ob man mit oder ohne Blau­licht fah­ren soll, aber dies­mal ent­schei­det man sich dage­gen. Ich wer­de von mei­nem Bett auf eine Roll­tra­ge hin­über­ge­hievt und zum Kran­ken­wa­gen gerollt. Auf dem Weg wün­schen mir Ärz­te und Chir­ur­gen noch alles Gute.

Die Fahrt geht durch die Stadt, und ich bin völ­lig ori­en­tie­rungs­los. Ich fra­ge nach einer Decke, weil ich wie­der­um prak­tisch nichts tra­ge als das OP-Hemd. Wir fah­ren durch eine Schleu­se in mit Sta­chel­draht bewehr­ten Mau­ern und Zäu­nen und ste­hen zunächst eine Wei­le und war­ten auf wei­te­re Anwei­sun­gen. Dann dür­fen wir wei­ter­fah­ren, pas­sie­ren eine zwei­te Schleu­se und errei­chen nach weni­gen Minu­ten das Haft­kran­ken­haus. Raus aus dem Auto, rein ins Gebäu­de, Fahr­stuhl hoch, durch den Gang, rein ins Zim­mer, und ich wer­de aufs Bett gehoben.

Die ehren­wer­ten Mit­ar­bei­ter des BKA ver­las­sen mich end­lich, und es kommt eine Trup­pe von vier Ärz­ten in den Raum, von denen drei Aus­län­der sind. Wir ver­ste­hen uns gut und sind sehr freund­lich mit­ein­an­der. Dar­über hät­te sich der Staats­an­walt bestimmt sehr geär­gert, da das gar nicht zu sei­nem Bild von mir passt. Es geht um vie­le medi­zi­ni­sche Fra­gen, die ich so gut ich kann beantworte.

Im Anschluss füt­tert mich eine Pfle­ge­rin mit einem klei­nen Löf­fel mit Pud­ding, der, nach­dem ich nun lan­ge nichts mehr geges­sen hat­te, sehr ange­nehm ist, obwohl ich ihn schlecht her­un­ter­be­kom­me. Als mich das medi­zi­ni­sche Per­so­nal ver­lässt, sehe ich, dass im Raum noch drei Per­so­nen ste­hen, die von der Jus­tiz sind. Ein höhe­rer Beam­ter stellt sich, den Abtei­lungs­lei­ter und eine Wache vor und erzählt ein biss­chen von der JVA und wie hier alles läuft, aber mir ist das zu viel und ich habe noch mit mei­nem Kör­per zu tun.

Der Abtei­lungs­lei­ter fährt fort und wir gehen eini­ge Beleh­run­gen über die Haus­ord­nung, das all­ge­mei­ne Ver­hal­ten, Geschlechts­ver­kehr, straf­wür­di­ge Hand­lun­gen und Ver­si­che­rung durch. Er sagt mir, dass bei mir sehr star­ke Auf­la­gen sei­tens des Gerichts vor­lä­gen und die JVA nur sehr wenig bestim­men kön­ne, weil bei allem nach­ge­fragt wer­den müs­se. Er ver­sucht, die Sache etwas humor­voll zu ent­kramp­fen, und die­ser Ver­such ist eben­so lie­bens­wert wie erfolglos.

Er sagt zuletzt, dass wir zusam­men die Zeit so schmerz­los wie mög­lich ver­brin­gen soll­ten und ich gebe ihm Recht. Dann ver­las­sen er und sein Vor­ge­setz­ter den Raum und wün­schen alles Gute. Ich blei­be also mit der Wache allein im Zim­mer, und er weiß zuerst nicht recht, wie er anknüp­fen soll. Er fängt dann an und fragt, wie es zu der Ver­let­zung kam. Ich erzäh­le ein wenig, und je mehr ich sage, des­to ungläu­bi­ger wird er.

Zuletzt berich­tet er von ein paar Geschich­ten, die er so kennt. Nach wei­te­rer Stil­le sagt er zu mir, dass er jetzt in den Neben­raum gehen wird, und weist links von mir zu einem in mei­nen Raum vor­sprin­gen­den Zim­mer­teil mit einer gro­ßen Schei­be. Frisch ein­ge­lie­fer­te Gefan­ge­ne im Kran­ken­haus müs­sen zu Anfang über­wacht wer­den, und mit die­sen Wor­ten ver­lässt er mei­nen Raum über den Kor­ri­dor und betritt das Wach­zim­mer von der ande­ren Sei­te. Ich bin allein.

Mei­ne Gedan­ken krei­sen unnütz zwi­schen Gesche­he­nem und Zukünf­ti­gen, aber die Fina­li­tät mei­ner der­zei­ti­gen Lage wirkt bedrü­ckend und beängs­ti­gend. Immer, wenn ein Pfle­ger kommt, einen neu­en Tropf anhängt oder etwas kon­trol­liert, ver­schwin­den die Gedan­ken kurz, um dann bei erneu­ter Ein­sam­keit von Neu­em anzu­lau­fen. Ich begin­ne mit sehr kur­zen Aus­flü­gen zum Klo­stuhl neben mei­nem Bett, aber es kos­tet alles viel Kraft und ich döse viel vor mich hin. Schla­fen kann ich nicht…

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2. Tag, 6. Novem­ber – Verhandlung

Ich erwa­che und füh­le mich unend­lich elend. Es dau­ert eine gan­ze Wei­le, bis ich alle Glied­ma­ßen durch­pro­biert habe, und ich stel­le nur fest, dass mein rech­ter Arm nicht so ganz will und ich mei­nen Kopf kaum bewe­gen kann. Nach und nach wird mir bewusst, was alles an mir hängt: Ich habe in bei­den Arm­beu­gen Zugän­ge, zudem im rech­ten Fuß; ich habe einen Bla­sen­ka­the­der, eine Magen­son­de für flüs­si­ge Ernäh­rung und bin intu­biert, das heißt, dass mei­ne selbst­stän­di­ge Atmung über­brückt wur­de. Eine gro­ße Grup­pe von Ärz­ten kommt in mei­nen Raum, und beglück­wünscht mich zur erfolg­reich ver­lau­fe­nen OP. Die Atem­we­ge waren voll­stän­dig zuge­schwol­len, was das Gerät in mei­nem Hals erfor­der­lich mach­te. Nun ist man sehr gespannt, wie das Extu­bie­ren lau­fen wür­de und direkt zur Stel­le, falls etwas schief­ge­hen soll­te. Mir wird sehr unan­ge­nehm ein gro­ßes Teil aus dem Hals gezo­gen, das ich nicht genau­er betrach­ten kann. Ich bekom­me eine Sau­er­stoff­mas­ke und bin lan­ge Zeit damit beschäf­tigt, ruhig zu atmen. Unter mei­ner Zun­ge ist eine gro­ße und stark gespann­te Blut­bla­se und mein Gesicht ist am Hals durch einen har­ten Blut­erguss schief geschwol­len. Ich bekom­me nicht gut Luft, aber im Ver­gleich zu ges­tern ist es ein nie enden­der Segen!

An mei­nen Wun­den sind Beu­tel ange­hängt, in die blu­ti­ge Lymph­flüs­sig­keit ein­flie­ßen kann. Lei­der hal­ten die­se nicht beson­ders gut und fal­len immer wie­der ab. Ich mer­ke, dass mei­ne Hand­ge­len­ke mit wei­ßen Schlau­fen am Bett befes­tigt sind, wel­che die Schwes­ter immer wie­der lösen und neu befes­ti­gen, weil sie bei der Arbeit stö­ren. Die­se Schlau­fen die­nen offen­sicht­lich dazu, mich von einer aben­teu­er­li­chen Flucht abzu­hal­ten, jedoch wird ihre Zweck­lo­sig­keit vom medi­zi­ni­schen Per­so­nal im Lau­fe des Tages erkannt: Nie­mand glaubt ernst­haft, dass ich in mei­nem Zustand flüch­ten könn­te. Ich schla­fe immer wie­der für etwa zwan­zig Minu­ten ein, län­ger geht es nicht. Ansons­ten star­re ich die Wand vor mir an. Die Zeit ver­si­ckert lang­sam, und es ver­ge­hen Gene­ra­tio­nen, bis es 12 Uhr wird – der Tag nimmt kein Ende.

Ich höre, dass mei­ne Fami­lie drau­ßen vor der Inten­siv­sta­ti­on war­tet, aber nie­mand darf zu mir, bevor mir der Haft­be­fehl eröff­net wur­de. Ein Beam­ter kommt zu mir und teilt mir die­se Gedan­ken mit, sagt auch, dass ein Ver­tei­di­ger für mich orga­ni­siert wird, aber ich wider­spre­che sei­nen Bemü­hun­gen und nen­ne mei­nen eige­nen Anwalt. Das führt auf der ande­ren Sei­te zu eini­ger Ver­wir­rung, aber ich kann dem Gewirr nicht fol­gen und schla­fe wie­der kurz. Es ver­geht wei­te­re Zeit, bis Rich­te­rin und Staats­an­walt mit wesent­li­cher Ver­spä­tung ein­tref­fen. Ziem­lich zeit­gleich kommt auch mein Anwalt an, und es ent­steht wie­der Gemur­mel vor der Tür, in dem sich sehr kri­tisch dar­über geäu­ßert wird, dass mein Anwalt „vor der Ver­hand­lung noch mit sei­nem Man­dan­ten spre­chen will“. Obwohl dies schein­bar ein uner­hör­ter Wunsch ist, wird ihm nach­ge­ge­ben, und mein Anwalt betritt mein Zim­mer. Ein wei­te­rer Eklat folgt auf dem Fuße, denn der Mann ver­langt tat­säch­lich, mit mir ohne die Anwe­sen­heit der Ver­mumm­ten im Raum zu spre­chen. Das ist nun wirk­lich die Höhe! Mein Anwalt lässt aber nicht locker und so kommt ein wei­te­rer Mann, wahr­schein­lich ein BKA-Beam­ter, in den Raum und kon­trol­liert inten­siv die ca. 2,5 Meter hohen und 40 Zen­ti­me­ter brei­ten Fens­ter, die nur ange­kippt wer­den kön­nen – dar­über hin­aus im ers­ten oder zwei­ten Ober­ge­schoss des Gebäu­des. Sei­ner fach­män­ni­schen Ansicht nach kann eine Flucht durch die Fens­ter aus­ge­schlos­sen wer­den, also ver­las­sen die ande­ren den Raum.

Mit mei­nem Anwalt allein, ver­su­chen wir uns klar zu wer­den, was genau in den letz­ten bei­den Tagen eigent­lich pas­siert ist, und stu­die­ren den Haft­be­fehl. Das Schrei­ben ist eine anhal­ten­de und boden­lo­se Frech­heit vol­ler Theo­rien, Annah­men und Inter­pre­ta­tio­nen, frei von Bewei­sen und frei von straf­wür­di­gen Hand­lun­gen mei­ner­seits. Unge­ach­tet des­sen ist der sehr umfang­rei­che Haft­be­fehl ein Meis­ter­werk und spart an kei­nem der vie­len abge­stumpf­ten Schlag­wör­ter, mit denen ein Rech­ter 2024 ver­un­glimpft wer­den kann. In der Haupt­sa­che wer­den Hand­lun­gen ande­rer vor­ge­tra­gen, denen der Staats­an­walt auf die­se oder jene Art eine Straf­wür­dig­keit abzu­rin­gen ver­sucht, wenn­gleich auch dies an ver­schie­de­nen Stel­len stark im Bereich des Spe­ku­la­ti­ven bleibt. Die­se Hand­lun­gen ande­rer wer­den dann aller­dings ein­fach allen Ange­klag­ten unter­stellt. So klingt mein zu erwar­ten­des Straf­maß ziem­lich ernst, obwohl mein Name im 25-sei­ti­gen Haft­be­fehl nur in vier Absät­zen Erwäh­nung fin­det und mei­ne „Hand­lun­gen“ in kei­ner Wei­se das Straf­recht berühren.

Mein Anwalt notiert sich vie­le frag­wür­di­ge Schlüs­se und Gedan­ken­gän­ge, und der­art vor­be­rei­tet teilt er der Rich­te­rin mit, dass wir fer­tig sind. Sie beginnt nun, in mei­nem Zim­mer einen Gerichts­saal nach­zu­bil­den, pla­ziert eine Schreib­ma­schi­ne und eine Pro­to­kol­lan­tin am Tisch, lässt eine Kame­ra zur Auf­nah­me auf­stel­len und mei­nen Anwalt und den Staats­an­walt Stel­lung bezie­hen. Als alles vor­be­rei­tet ist, wählt sie sich ihren Stand­ort zur Lin­ken der Pro­to­kol­lan­tin und trägt mir den ellen­lan­gen Haft­be­fehl noch­mals vor. Ich kann mich kaum kon­zen­trie­ren, hal­lu­zi­nie­re, wer­de aber oft ermahnt, dem Wort­laut zu fol­gen, den ich doch nun schon ken­ne und der eine Anein­an­der­rei­hung geplan­ter Gewalt- und Hass­phan­ta­sien ist, aber eben kaum Bele­ge ent­hält. Als sie geen­det hat, beginnt mein Ver­tei­di­ger und trägt eine Viel­zahl von Hand­lun­gen vor, an denen ich mich nicht betei­ligt hat­te, die aber wesent­lich das gefor­der­te Straf­maß recht­fer­ti­gen sol­len. Rich­te­rin und Staats­an­walt zie­hen sich zur Bera­tung zurück, im Anschluss teilt mir die Rich­te­rin ihr Ergeb­nis mit. In der Haupt­sa­che stim­me die Dar­stel­lung mei­nes Anwal­tes, dass vie­les nicht bewie­sen wer­den kön­ne, aber es sei einer­lei und blei­be bei den ange­streb­ten vor­läu­fi­gen Anord­nun­gen. Ins­be­son­de­re sei es undenk­bar, bis zu einem Gerichts­ter­min eine Kau­ti­on zu hin­ter­le­gen oder mit einer Fuß­fes­sel nach Haus ent­las­sen zu wer­den. Viel­mehr müss­ten die här­tes­ten Haft­be­schrän­kun­gen ange­ord­net und durch­ge­führt wer­den, das heißt: Über­wa­chung und Mit­le­sen der Brief­wech­sel, alle Anträ­ge müs­sen vom BGH bestä­tigt wer­den, Besu­che nur mit Trenn­schei­be, nur ein­zel­ner Trans­port, in der JVA kei­ne Beschäf­ti­gun­gen ohne Auf­sicht, kein Ein­brin­gen von Gegen­stän­den aller Art, Mit­hö­ren der Tele­fon­ge­sprä­che mit Ange­hö­ri­gen und Über­wa­chung von Schrift­ver­kehr und Tele­fo­na­ten mit dem Anwalt.

Nach so einer Ankün­di­gung liegt man tat­säch­lich erst ein­mal da, als hät­te die Poli­zei einen tags zuvor nie­der­ge­schos­sen. Da fragt man sich, ob man nicht ganz auf der Höhe ist, weil man wie ein wasch­ech­ter Ter­ro­rist behan­delt wird, obwohl man nur ein Hand­wer­ker und Fami­li­en­va­ter ist, der in sei­ner Frei­zeit Jugend­ar­beit macht und im Stadt­rat tätig ist. Der Beschluss ist doch unge­heu­er­lich, aber es gibt nichts, was man dage­gen tun könn­te. Die ste­cken mich ins Gefäng­nis, und so wie ein hei­ßes Mes­ser durch But­ter glei­tet, wer­den alle per­sön­li­chen Anstren­gun­gen glatt zer­schnit­ten. Alles ist vor­bei, und die eige­nen Ansich­ten sind eben­so unbe­deu­tend wie der Nach­weis straf­wür­di­ger Hand­lun­gen. „Mil­de­re Mit­tel sind nicht ersicht­lich“ ist der Spruch am Ende des Haft­be­fehls, und die Zer­trüm­me­rung einer Fami­lie wird als Kol­la­te­ral­scha­den hingenommen.

Mein Vater, mei­ne Frau und mein klei­nes Mäd­chen dür­fen nach ewi­gem War­ten end­lich zu mir und sind schwer erschüt­tert, mich in die­sem Zustand zu sehen. Mei­ne Frau weint. Unter uns brei­tet sich die Fas­sungs­lo­sig­keit über so viel Nie­der­tracht ein­mal weit aus, als mein Vater kurz beginnt, vom Sturm auf unser Haus zu erzäh­len, davon, wie Tor und Tür gesprengt wor­den sind, Schei­ben zer­schla­gen wur­den, mein Vater an der Trep­pe nie­der­ge­schla­gen und in allen Räu­men ein heil­lo­ses Cha­os ange­rich­tet wor­den ist. Ein Beam­ter weist dar­auf hin, dass wir dar­über nicht wei­ter spre­chen dürf­ten, und ich fra­ge mich, ob sich vom Schwei­gen dar­über die Tat­sa­chen ändern wür­den. Mei­ne Toch­ter zap­pelt auf dem Arm ihres Groß­va­ter und lächelt mich an. Du glück­li­cher klei­ner Mensch, den­ke ich mir, du weißt noch nichts von Staats­ge­walt und kennst nur die Sor­gen, die in der Win­del lie­gen. Du ver­stehst das Spiel nicht, dass dein Vater in dem Bett vor dir spielt und war­um all die Schläu­che an ihm sind. Vor allem ver­stehst du nicht, war­um der Papi dich nicht nimmt und mit dir eine klei­ne Run­de geht, weil du sei­ne Fes­seln unter der Decke nicht sehen kannst. Du bist geseg­net, weil du die­ses Schei­tern dei­nes Lan­des noch ver­ges­sen kannst, aber wie soll ich damit zurechtkommen?

Der Besuch ist viel zu kurz und es lässt sich nicht alles sagen. Die Trä­nen flie­ßen, aber das küm­mert kei­nen. Als mei­ne Fami­lie geht, wird die Welt dun­kel und grau. Ich star­re zur Wand und durch­wa­che die Nacht.

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1. Tag: 5. Novem­ber – Festnahme

Bevor ich mit der unmit­tel­ba­ren Schil­de­rung der Ereig­nis­se begin­ne, möge sich der Leser kurz gedank­lich vor­stel­len, er sei ein höhe­rer Poli­zei­be­am­ter, betraut mit der Auf­ga­be, einen Mann früh mor­gens in oder an sei­ner Wohn­statt fest­zu­neh­men. Es ste­hen alle Mit­tel zur Ver­fü­gung, die Haupt­sa­che ist nur, dass es ein ver­hält­nis­mä­ßi­ger Ein­satz ist, der nicht über­trie­ben viel Auf­merk­sam­keit erregt, der vor allem ziel­ge­rich­tet ist: Der Beschul­dig­te soll schnell und ohne viel Ruß fest­ge­nom­men werden.

Die Mit­tel kön­nen sein: Eine gewis­se Anzahl an Beam­ten, Laut­spre­chern, Blau­licht wären opti­mal, und außer­dem die wesent­li­che Kenn­zeich­nung der eige­nen Leu­te als Hoheits­trä­ger des Staa­tes… Es zeigt sich, dass wir von pro­fes­sio­nel­ler Poli­zei­ar­beit wenig Ahnung haben, denn ein erfolg­rei­cher Ein­satz der Poli­zei sieht fol­gen­der­ma­ßen aus:

Es ist kurz vor sechs Uhr. Ich wer­de wach. Eine gewis­se Unru­he hat mich geweckt und der Blick aus dem Fens­ter zeigt, dass tat­säch­lich in der sonst so ruhi­gen Stra­ße mehr los ist, als es die frü­he Stun­de erlaubt. Mei­ne Frau wird wach. Drau­ßen öff­nen sich Wagen­tü­ren und es ist lei­ses Geplap­per zu ver­neh­men. Wir spre­chen kurz, was das zu bedeu­ten hät­te, da leuch­ten etli­che Schein­wer­fer auf und strah­len in die Fens­ter. Gleich­zei­tig beginnt ein wil­des Rufen, des­sen Sinn schwer fest­zu­stel­len ist.

Ich sprin­ge aus dem Bett auf und bin zunächst nicht ganz auf der Höhe, muss mich erst kurz sam­meln. ‚Was pas­siert denn jetzt?‘, den­ke ich. Mei­ne Frau öff­net das Fens­ter und ruft her­aus, sie sol­len nicht so schrei­en, da bei uns unse­re neun Mona­te alte Toch­ter schläft. Als Reak­ti­on wer­den die Rufe wüs­ter und unver­ständ­li­cher. Ich den­ke im ers­ten Moment an die Fest­nah­me eines betrun­ke­nen Fah­rers, der sich in unse­re Stra­ße ver­irrt hat, und wer­fe mir schnell eine Hose und ein Ober­teil über, um mir das Spek­ta­kel anzusehen.

Ich gehe zur Haus­tür. Die­se ist von der Stra­ße abge­wandt und auch etwa fünf­zehn Meter von der Stra­ße ent­fernt. Ich öff­ne sie, schaue um den Vor­bau her­um, um zu sehen, was los ist. Wil­de Rufe tönen mir ent­ge­gen, sie sind unver­ständ­lich und bedroh­lich. Gleich­zei­tig sehe ich, wie meh­re­re Rot­la­ser-Ziel­punk­te zu mir wan­dern und mich fas­sen wol­len. In mei­nem Kopf beginnt es sehr schnell zu arbei­ten, und einer der ers­ten Gedan­ken aus mei­ner Ana­ly­se (näm­lich was das wohl bedeu­ten könn­te: Schein­wer­fer zur Ver­hin­de­rung der Sicht, schwarz ver­mumm­te Gestal­ten, wil­des Rufen und schwar­ze Fahr­zeu­ge ist): Ter­ror, Antifa.

Ich zie­he mich ins Haus zurück, las­se in mei­ner Auf­re­gung die Tür offen­ste­hen. Wie ich durch den Flur eile, beginnt drau­ßen einer über ein Mikro­phon etwas zu sagen. Lei­der lässt es sich kaum ver­ste­hen, weil die Trup­pe drau­ßen jetzt beginnt, Böl­ler auf das Grund­stück zu wer­fen, die mit lau­tem Kra­chen an ver­schie­de­nen Stel­len explo­die­ren. Ich errei­che die Küche, grei­fe zum Tele­fon, wäh­le die 110. Kur­ze War­te­schlei­fe, dann habe ich einen am Hörer. Mit gepress­ter Stim­me sage ich Name und Adres­se. „Meh­re­re ver­mumm­te Per­so­nen bedro­hen mich auf mei­nem Grund­stück, sie wer­fen Böl­ler, schrei­en und ver­hal­ten sich bedroh­lich.“ Der Poli­zei­be­am­te teilt mir mit, dass Beam­te auf dem Weg zu mir sei­en, ich lege auf.

Was nun? Da ent­sin­ne ich mich, dass ich die Haus­tür offen­ge­las­sen habe. Ich stür­ze also zurück zur Tür und es ist, als ob der Zau­ber etwas nach­ge­las­sen hät­te. Ich luge um die Haus­ecke her­um, und es beginnt mit neu­er Inten­si­tät. Böl­ler kra­chen, Laser­punk­te leuch­ten, Schein­wer­fer sind auf mich gerich­tet, es lässt sich nichts erken­nen. Cle­ver, den­ke ich – durch das Licht erkennt man nicht, wer vor­ne steht. Wie die Wil­den zer­ren sie am Hof­tor und ich höre Dach­zie­gel split­tern. Ich zie­he mich wie­der zurück und ver­schlie­ße die Tür.

„Ein­deu­tig Lin­ke“, den­ke ich mir, denn die Poli­zei wäre in der Zeit, in der ich tele­fo­nier­te, längst durch die offe­ne Tür her­ein­mar­schiert. Aber die da vor­ne wol­len ja nicht rein, die wol­len nur Stress machen und Scha­den anrich­ten – mit Erfolg. Ich wer­de auf­ge­for­dert, vor ans Tor zu kom­men. Na klar, sol­che Fäl­le hat es schon zuhauf gege­ben: Anti­fa gibt sich als Poli­zei aus und prü­gelt ihre Opfer dann ins Krankenhaus.

Ich habe Sor­ge, dass die Trup­pe gleich aus­reißt, bevor die Poli­zei da ist, um sie fest­zu­neh­men. Ich flit­ze also wie­der in die Küche und rufe erneut die 110. Kur­ze Vor­stel­lung, man sagt mir, die Beam­ten sei­en bereits auf dem Weg, aber ich sage, dass das schnel­ler gehen muss. Unter­des­sen set­zen sich die Rufe und die Böl­ler­ex­plo­sio­nen fort. Ich lege wie­der auf und stür­me zu mei­nem Vater in den ers­ten Stock. Der steht mit nack­tem Ober­kör­per am Fens­ter und ver­sucht sich an einem ver­zwei­fel­ten Gespräch, wäh­rend auch auf ihm die Laser-Rot­punk­te wandern.

Aus den Rufen von unten höre ich: „Gib uns dei­nen Sohn!“ oder „Wir wol­len dei­nen Sohn!“ Sehr pro­fes­sio­nell, den­ke ich, genau so wür­den es seriö­se Beam­ten sagen. Und immer wie­der die­se Schein­wer­fer, durch die man ein­fach nichts erken­nen kann. Ich rufe mei­nem Vater zu, er brau­che sich kei­ne Mühe zu geben, es han­de­le sich um Ter­ro­ris­ten, und ich hät­te die Poli­zei schon geru­fen. Er hört mir leicht gehetzt zu und führt sein Gespräch mit denen unten dort fort. Ich höre noch, wie er sagt: „Kann ich mir erst­mal etwas anzie­hen?“, wäh­rend ich schon weitergehe.

Jetzt nur noch auf die Poli­zei war­ten, aber die Gefahr, dass die Trup­pe aus­reißt, wird immer grö­ßer. Unse­re Stra­ße ist eine Sack­gas­se, und ich könn­te durch den Hin­ter­aus­gang über das Feld zur Ein­mün­dung der Stra­ße lau­fen, um ihnen dort den Weg abzu­schnei­den. Was soll ich auch sonst tun? Vor dem Haus sind es zu vie­le, bestimmt zehn Mann, da lässt sich nichts ausrichten.

Ich gehe zu mei­nem Jagd­waf­fen­schrank, neh­me den Schlüs­sel und öff­ne die Tür. Zuerst grei­fe ich zu einem Jagd­ge­wehr, aber fin­de kei­ne pas­sen­de Muni­ti­on dazu, also stel­le ich es wie­der zurück und grei­fe zu einem ande­ren Kara­bi­ner. Ich lade auf­ge­regt die Patro­nen ein und ver­rie­ge­le den Schrank wie­der. In einer der­art bedroh­li­chen Angriffs­si­tua­ti­on ist ein sol­ches Vor­ge­hen durch­aus legal, „Not­wehr” oder “recht­fer­ti­gen­der Not­stand“ heißt das, mei­ne ich, hat man als Waf­fen­be­sit­zer ja alles mal brav gelernt. Man stel­le sich außer­dem vor, die Extre­mis­ten stürm­ten tat­säch­lich das Haus und hät­ten ihrer­seits Zugang zu den Waffen!

Ich gehe durch das Hin­ter­haus und tre­te her­aus. Es ist kalt, und ich tra­ge nur Hose, Ober­teil und Lat­schen ohne Socken. Mein Weg ist etwa 200 bis 250 Meter lang bis zur Ein­mün­dung der Stra­ße, doch so weit kom­me ich gar nicht. Wie ich auf das Feld tre­ten will, ste­hen in 15 Metern Ent­fer­nung etwa sechs bis acht voll­kom­men schwarz ver­mumm­te Gestal­ten. Jetzt geht auch hier ein Schein­wer­fer an, und ich bin wie­der geblen­det, aber ich habe die Typen kurz gese­hen. Die haben das Haus tat­säch­lich umstellt, den­ke ich. Das durch­kreuzt mei­nen Plan emp­find­lich und ich weiß für einen Moment nicht, was ich tun soll.

Dann besin­ne ich mich aber und wäge die Lage in Sekun­den­schnel­le ab. Wenn­gleich mir an Zahl deut­lich über­le­gen, sind sie höchs­tens leicht bewaff­net, daher las­se ich es auf eine Ner­ven­pro­be ankom­men. Mir schla­gen wie­der wil­de Rufe ent­ge­gen: „Wirf die Waf­fe weg!“ und „Ergib dich!“

Klar, den­ke ich, jetzt bekom­men sie sicher Bam­mel und gleich rei­ßen sie aus. Ich gehe auf den Halb­kreis an Per­so­nen zu, Ober­kör­per leicht gebeugt, Gewehr auf Bauch­na­bel­hö­he nach vorn gestreckt. War­um gehen die nicht weg, den­ke ich. Die Ent­fer­nung mag jetzt noch etwa vier Meter gewe­sen sein und ich stand schon leicht inmit­ten des Halb­krei­ses. Mir schla­gen die­sel­ben Rufe ent­ge­gen und ich rufe zurück. Ich fra­ge sie, wer sie sind und was sie von mir wol­len. Die­ser frucht­lo­se Ruf­wech­sel wird noch ein­mal wie­der­holt, da höre ich links hin­ter mir einen Knall, der mei­ne Ohren zum Pfei­fen bringt. Zeit­gleich kip­pe ich schräg nach vorn und schla­ge mit vol­ler Wucht auf mei­ne lin­ke Seite.

Ich bli­cke mit ange­win­kel­tem Kopf auf mei­ne Hän­de, die an den vor der Brust lie­gen­den Armen ein wenig Erde grei­fen. Das Gewehr liegt etwa par­al­lel neben mir, und mei­ne Fin­ger kön­nen es gera­de so nicht errei­chen, aber es wäre sowie­so ver­ge­bens gewe­sen, denn ich füh­le mich voll­kom­men gelähmt und kann nichts bewe­gen. Im Bereich vor mei­ner Keh­le beginnt sich erschre­ckend rasch eine Blut­la­che aus hel­lem, bla­si­gen Blut zu bil­den, die sich farb­lich stark von der dunk­len Erde abhebt. Für einen schau­ri­gen Moment fühlt sich das alles groß­ar­tig an, und es gibt nichts außer mir und dem Tod. Ich atme die kal­te Luft, füh­le die kal­te Erde und das ange­nehm war­me Blut, das mir über den Hals läuft.

Für weni­ge Augen­bli­cke habe ich mein Schick­sal akzep­tiert und hät­te so ster­ben kön­nen. Das Gefühl ver­fliegt rasch und als ers­te neue Emp­fin­dung rich­tet sich Schmerz ein. Der ist nicht beson­ders schlimm, aber er holt mich aus mei­ner Star­re und regt den Kopf an. In kür­zes­ter Zeit über­flie­ge ich die Lage, die sich unver­se­hens so grund­le­gend geän­dert hat­te. Das Gesin­del hat also Schuss­waf­fen dabei und mir ohne Vor­war­nung direkt auf den Kopf geschos­sen. So etwas Nie­der­träch­ti­ges habe ich nicht erwar­tet. Ich weiß nicht, was das für eine Ver­let­zung sein kann. Ich sehe nur, dass ich immer mehr Blut ver­lie­re. Wo zum Teu­fel ist die ver­damm­te Poli­zei?! Sie haben mich erlegt, jetzt kann ich nur noch auf Gna­de hoffen.

Ich ver­su­che, laut um Hil­fe zu rufen, aber mei­ne Stim­me klingt zu tief und krat­zig und ein­fach erbärm­lich. Ich rufe und rufe und erwar­te von den Per­so­nen um mich her eigent­lich wenig Hil­fe. „Ich ver­blu­te“, rufe ich noch­mals, aber die Grup­pe kommt nur wenig in Bewe­gung. Einer kommt zu mir und tritt mir auf die Hand. Ein paar ande­re kom­men hin­zu. Einer will mein Gewehr auf­he­ben, aber ein ande­rer rät ihm, er möge es lie­ber lie­gen las­sen. Jetzt beginnt einer, mei­ne Klei­der von oben bis unten mit einem Mes­ser kom­plett auf­zu­schlit­zen, sodass ich jetzt bis auf mei­ne Unter­ho­se völ­lig nackt auf dem Feld lie­ge. Ich wer­de abge­tas­tet und ein Mann sucht in mei­ner Unter­ho­se nach etwas, das er offen­sicht­lich nicht fin­det. Er reibt mir viel­fach am Ober­schen­kel und am Penis, aber hört irgend­wann auf und stellt sich wie­der hin.

Völ­li­ge Rat­lo­sig­keit herrscht dar­über, wie man mit mei­ner Ver­let­zung umge­hen soll. Die Trup­pe ver­tritt die Mei­nung, ich sei ein­fach so umge­kippt und hät­te mir an einem Stock den Hals in der Nähe vom Unter­kie­fer auf­ge­sto­chen – die Tat­waf­fe kann aller­dings nie­mand fin­den. Wie ich so mun­ter wei­ter­blu­te, wird der Rat fort­ge­setzt, in dem jeder sei­ne fach­li­che Mei­nung darlegt.

Der Gewin­ner der Debat­te ist einer, der sagt: „Wir müs­sen etwas hin­ein­stop­fen.“ Ich bekom­me also einen Ver­band, der mehr schlecht als recht hält, ich wer­de von meh­re­ren Leu­ten hoch­ge­zo­gen und mir wer­den hin­ter dem Rücken Hand­schel­len ange­legt. So tra­gen mich die Typen mehr oder weni­ger etwa sech­zig Meter zur Stra­ße vor, wo vie­le schwar­ze Sprin­ter und VW-Bus­se stehen.

Ich wer­de in ein Fahr­zeug hin­ein­ge­stopft, in dem mir ein Mann mit Neon­wes­te und einer Arm­bin­de mit der Auf­schrift „Medic“, der ansons­ten auch voll­kom­men ver­mummt ist, gegen­über­sitzt. Das Fahr­zeug ist in etwa wie ein Kran­ken­wa­gen ein­ge­rich­tet und ich kom­me lang­sam zu der Annah­me, dass ich tat­säch­lich von der Poli­zei fest­ge­nom­men wur­de, wenn­gleich das eigent­lich ver­rück­ter als die Annah­me ist, es sei­en Extre­mis­ten. Bis ich ganz und gar zur Gewiss­heit gelan­ge, dau­ert es aller­dings noch eine gan­ze Weile.

Der Hilfs­arzt oder Poli­zei­sa­ni­tä­ter will zuerst wis­sen, wo ich ver­letzt bin. Ich gebe ihm röchelnd eine Ant­wort und sei­ne Kol­le­gen ergän­zen ihre Erkennt­nis­se über den Stock. Mir wird ein neu­er Ver­band ange­legt. Er sitzt nicht viel bes­ser als der ers­te, aber ziem­lich straff und zieht mei­nen Unter­kie­fer mit einem selt­sa­men Druck zusam­men. Ich kann nur noch schief bei­ßen, habe aber im Gesicht kei­ne Schmer­zen. Dage­gen zieht sich mei­ne rech­te Schul­ter ganz schreck­lich zusam­men und ich könn­te bald wei­nen vor Schmerz.

Ich fra­ge immer wie­der, ob man die Hand­schel­len auch vor den Kör­per neh­men kann, aber das erreicht die Gehör­schwel­le der mich umge­ben­den Krie­ger nicht. Erst nach lang­an­hal­ten­dem und wür­de­lo­sem Gejam­mer mei­ner­seits wer­den die Hand­schel­len end­lich nach vor­ne genom­men und die Schmer­zen aus der Schul­ter ver­ge­hen zum Teil. Mir wer­den jede Men­ge per­so­nen­be­zo­ge­ne Fra­gen nach Alter, Name, Ver­si­che­rung und wei­te­ren Din­gen gestellt. An die­ser Fra­ge­run­de kann ich mich nur halb­her­zig betei­li­gen, weil sich in mei­nem Rachen-Hals­be­reich immer mehr blu­ti­ger Schleim ansam­melt, den ich weder schlu­cken noch aus­spu­cken kann.

Nach einer gewis­sen Zeit wer­de ich aus dem Wagen wie­der her­aus­ge­holt, wobei mir der wich­ti­ge Hin­weis gege­ben wird, ich möge kei­ne Faxen machen. Ich wer­de zu einem ech­ten Kran­ken­wa­gen gebracht, in dem ich auf die Tra­ge gelegt wer­de. Da ich kei­ne Klei­dung mehr habe, wird mir eine Foli­en­de­cke über­ge­zo­gen. Die Poli­zei wie­der­holt ihre Stock­theo­rie, und die Sani­tä­ter wech­seln den bereits durch­ge­blu­te­ten Ver­band zu einem wie­der etwas bes­ser anlie­gen­den Exemplar.

Obwohl ich die mich umge­ben­den Vor­gän­ge, soweit ich glau­be, mit­be­kom­me, for­dert die Atem­not den größ­ten Teil mei­ner Kraft. Ich bekom­me kei­nen sau­be­ren Zug Luft ohne Schleim; Blut und Spei­chel ver­sper­ren immer wie­der die Atem­we­ge. Das Absaug­ge­rät wird zu mei­nem bes­ten Freund und ver­schafft eine gewis­se Lin­de­rung, aber die Atem­we­ge schwel­len lang­sam zu, bis sie in eini­gen Stun­den den Durch­gang von Luft nicht mehr zulas­sen wer­den, aber so weit sind wir jetzt noch nicht. Zuerst war­ten wir im Kran­ken­wa­gen noch auf zwei Beam­te des BKA, denn vor­her kön­nen wir nicht ins Kran­ken­haus fahren.

Es dau­ert lan­ge, bis die bei­den kom­men, sich vor mich in den Wagen stel­len und mir mit­tei­len, dass ich fest­ge­nom­men bin. Das ist eine Erkennt­nis, die ich ohne die aus­ge­reif­te Weis­heit die­ser bei­den Beam­ten wahr­lich nie­mals hät­te bekom­men kön­nen. Ohne also auch nur eine Spur dar­über infor­miert zu sein, was genau ich ver­bro­chen haben soll, kann nun zumin­dest der Kran­ken­wa­gen los­fah­ren. Erst noch eine umfang­rei­che stra­te­gi­sche Bera­tung, wer vor­fah­ren dür­fe und ob Blau­licht an oder aus sein sol­le (es soll an sein), geht es in die Uni­kli­nik der nächs­ten Großstadt.

Im Kran­ken­haus ange­langt, wer­de ich unter schwers­ten Siche­rungs­maß­nah­men an einen Roll­stuhl geket­tet und, von einer hal­ben Schul­klas­se an Ver­mumm­ten beglei­tet, durch das Gebäu­de gefah­ren. Hier erfolg­te ein inter­es­san­ter Ein­blick in die Dia­gnos­tik und den Wert einer rich­tig erfass­ten Unfall­ur­sa­che. Die The­se vom Stock ist bei der Poli­zei mitt­ler­wei­le zu Lehr­mei­nung her­an­ge­wach­sen und wird wie­der­um den Schwes­tern und Ärz­ten wei­ter­ge­ge­ben. In Kurz­form lau­tet die Ein­schät­zung: Er ist umge­kippt und unge­bremst zu Boden gestürzt. Dabei hat er sich den Kie­fer ver­letzt, und womög­lich mit einem Stock den Mund­raum aufgestochen.

Das medi­zi­ni­sche Per­so­nal nimmt das zunächst so hin, und schickt mich zum Rönt­gen mei­nes Gesichts­be­rei­ches. Die Ein­stel­lung ist etwa von mei­nen Augen bis her­un­ter zum Schul­ter­kamm. Wie wir aus dem Raum her­aus­ge­hen, wird die Tür wie­der auf­ge­zo­gen. Ein Arzt tritt her­aus und sagt, dass er noch ein­mal tie­fer rönt­gen will, weil er etwas gese­hen hät­te. Das führt zu einer kur­zen Ver­wir­rung unter den Ver­mumm­ten, die aber nach­ge­ben und mich wie­der in den Raum lassen.

Mir ist unter­des­sen alles einer­lei. Mein Stress­le­vel steigt kon­ti­nu­ier­lich aus Angst vor dem Ersti­ckungs­tod an, und ich ver­su­che, mei­ne Luft so gut ein­zu­tei­len, wie es eben geht. Die zwei­te Bild­ge­bung ist offen­sicht­lich zufrie­den­stel­lend, und so zie­hen wir wie­der durch das Kran­ken­haus; ich zuerst, gefolgt von einer Men­ge an Bewaffneten.

Ich wer­de in ein Kran­ken­zim­mer gescho­ben und vor dem Bett in mei­nem Roll­stuhl abge­stellt. Ich fra­ge, ob ich auf Toi­let­te gehen kann und darf das nach kur­zer Bera­tung tat­säch­lich. Ich schlei­che wie ein Groß­va­ter in das Bad und sehe mich erst­mals im Spie­gel: Ich bin nur in Unter­ho­se und dre­ckig von der Erde, der Ver­band an mei­nem Unter­kie­fer ist längst wie­der durch­ge­blu­tet, und es zieht sich von mei­nem Hals bis her­un­ter zu mei­ner Unter­ho­se ein brei­ter Strei­fen aus geron­ne­nem und fri­schem Blut. Ich wische mit Papier­ta­schen­tü­chern auf mei­ner Brust fri­sches Blut weg, doch es fließt durch die Arm­be­we­gung direkt neu­es nach, daher las­se ich das und set­ze mich auf die Kloschüssel.

Mein Blut tropft zu Boden, wäh­rend ein Ver­mumm­ter in die Tür tritt und mir mit­teilt, ich sol­le etwas hin­ma­chen. Als ich fer­tig bin, mei­ne Hän­de gewa­schen habe und wie­der am Bett sit­ze, kommt eine Ärz­tin in das Zim­mer hin­ein und stellt sich vor mich, wäh­rend ich resi­gniert schräg vor mir auf den Boden bli­cke. Ich brau­che erst einen Augen­blick, um zu mer­ken, dass die Frau von mir etwas wis­sen will. Ich schaue sie an und sie beugt sich etwas zu mir vor und fragt mich mit erreg­ter Stim­me: „Haben die auf Sie geschossen?“

Ich bin ver­wirrt über die­se Fra­ge und befürch­te, dass die Stock­hy­po­the­se ihre Zeit in der Wis­sen­schaft been­det hat. Ich schaue zu den zwei Ver­mumm­ten, die mit in dem klei­nen Raum ste­hen, regungs- und teil­nahms­los, als sei­en sie anti­ke Tem­pel­wäch­ter. Wie ich die bei­den anse­he, suche ich mei­ne Stim­me und sage knapp, was ich wuss­te: „Da war ein Knall links neben mir, und ich konn­te mich nicht mehr bewe­gen, dann bin ich zu Boden gestürzt – ich weiß nicht, ob jemand geschos­sen hat… ich habe es nicht gesehen.“

Die Frau ver­lässt mich wort­los und tritt vor die Tür, wo sich eine Debat­te zwi­schen ihr und irgend­wel­chen Beam­ten ent­spannt. Die denk­wür­di­ge Bit­te des Beam­ten ist es, mich ver­bin­den zu las­sen und trans­port­fä­hig zu machen, da man eigent­lich noch nach Karls­ru­he zum Bun­des­ge­richts­hof mit mir wol­le. Die­sem Gedan­ken lässt die Ärz­tin aller­dings kei­nen Raum und teilt mit, dass das völ­lig aus­ge­schlos­sen sei, denn ich müs­se dem­nächst höchst­wahr­schein­lich ope­riert wer­den. Sie sagt, dass man vor­her noch ein MRT benö­ti­ge, und die Beam­ten unter­wer­fen sich, offen­sicht­lich unzu­frie­den, dem kla­ren Urteil.

Die Klas­sen­fahrt geht also wei­ter, und ich wer­de zum MRT gefah­ren. Bei mehr Inter­es­se hät­te ich sicher­lich den Groß­teil des Kran­ken­hau­ses ken­nen­ler­nen kön­nen, aber ich schaue meist zu Boden oder ver­su­che zu ruhen. Als ich in die Röh­re gelegt wer­de, hält mich ein Pfle­ger an der rech­ten Schul­ter, und ich spü­re erst­mals, wie ein ste­chen­der Schmerz von dort aus­geht. Ich lie­ge nun in der engen Röh­re und die Bild­ge­bung beginnt. Ich ver­su­che krampf­haft still­zu­lie­gen, aber bei jedem Atem­ver­such röchelt es, und ich muss viel hus­ten, ohne dass das gehol­fen hät­te. Das MRT muss wie­der­holt wer­den, und ich ver­su­che ver­geb­lich, mich zusam­men­zu­rei­ßen. Es scheint dies­mal zu reichen.

Die Fahrt geht wie­der hin und her. Zuletzt errei­chen wir den OP-Saal, und es zeigt sich, dass, je län­ger ich im Kran­ken­haus bin, des­to mehr Inter­es­se mei­nem Fall zukommt. Das mer­ke ich dar­an, dass die War­te­zei­ten immer kür­zer wer­den. Die Ver­mumm­ten strei­ten sich soeben mit einem Arzt, weil sie bei der OP dabei sein wol­len, wegen des Flucht­ri­si­kos. Die­ser äußert sei­ne Beden­ken um Kon­ta­mi­na­ti­on, meint aber, dass sie bestimmt eine Lösung fänden.

Ein Chir­urg tritt vor mich und erklärt, was sie jetzt vor­ha­ben: „Ihr Unter­kie­fer ist stark frag­men­tiert. Wir wer­den die Kno­chen­stü­cke rich­ten und den Unter­kie­fer durch eine Titan­plat­te, Schrau­ben und Draht in sei­ne alte Form brin­gen. Das Pro­jek­til, das Ihren Unter­kie­fer zer­schla­gen hat, wur­de nach dem Durch­schuss abge­lenkt und steckt jetzt in Ihrer rech­ten Schul­ter. Die­ses wer­den wir ent­fer­nen und anschlie­ßend alles ver­nä­hen. Der Ein­griff wird meh­re­re Stun­den dau­ern, aber sie wer­den davon nichts mitbekommen.“

Ich wer­de mitt­ler­wei­le auf einer Roll­tra­ge zu einer Anäs­the­sis­tin gescho­ben, die mich über die Nar­ko­se belehrt. Nach einer Wei­le legt sie mir die gro­ße Gesichts­mas­ke auf und ich atme den Dampf ein, der mir wie­der Atem­not beschert. Ich war­te noch dar­auf, dass ich von zehn aus abwärts zäh­len soll, wie ich es aus Arzt­sen­dun­gen ken­ne, aber ich bin weg, bevor die Fra­ge kommt.

Eine Nar­ko­se ist schon eine selt­sa­me Sache. Ich hät­te ver­mu­tet, dass man unter der Nar­ko­se trotz­dem etwas von der OP mit­be­kommt, aber da war über­haupt nichts. Es wäre unter ande­ren Umstän­den der per­fek­te Tod – ohne Schmer­zen und ohne genau zu wis­sen, wann er ein­trat. Der Tag begann für mich kurz vor sechs Uhr und endet jetzt ca. 14.15 Uhr. Ich wer­de am dar­auf­fol­gen­den Tag früh gegen vier auf­wa­chen, aber es wird sich anfüh­len, als wäre kei­ne Sekun­de vergangen.

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Kommentare (20)

deutscheridentitaerer

7. Januar 2025 20:04

Ich gebe zu, ich war skeptisch angesichts der Einleitung. Denn jeder weiß, dass es von der seriösesten Person im rechten Lager nur zwei Bekanntschaften weiter braucht, um bei einem gestörten Psycho zu landen, dem man jedenfalls im Prinzip jede terroristische Tat zutrauen würde. Insofern passte das ganze Siege-Zeug und österreichische Naziclans ganz gut ins Bild. Aber dieser Bericht ist wirklich großartig und man merkt, Hättasch ist nicht einer der Guten, sondern einer der Besten.

Auf Sehrohrtiefe

7. Januar 2025 20:54

Meine Hochachtung. Dies kann eine der wichtigsten Dokumentationen des Jahres werden, und sie verdient breite Streuung und Beachtung.
Als Kenner von Beamtenapparaten über mehrere Jahrzehnte überrascht mich hier kein Wort. Wer in der Realität Laiendarsteller sucht, die das Wort "Bananenrepublik" mit Leben füllen, wird bei Polizei und Geheimdiensten bestens bedient. Ich spreche aus vielerlei Erfahrung. Ein Höhepunkt war, daß ich in meiner Nachbarschaft auf dem Bürgersteig ging und im Halbdunkeln neben einem geparkten Auto über eine Leiche (natürlicher Tod wahrscheinlich, sah ganz normal aus) stolperte, die einfach so dort lag. Fünfzig Meter weiter sah ich ein geparktes Polizeiauto und ging dorthin, um zu berichten, bekam dann aber einen enormen Anschiß, was ich dort zu suchen habe. Man war "nur" noch nicht dazu gekommen, die Straße abzusperren, weil ein Teil der Belegschaft aufgrund der "echten Leiche" am Kotzen war, während der andere Teil ratlos im Auto saß.
"Sicherheitskräfte" sind häufig eine Lachnummer und generell inkompetent. Gefährlich wird es nur, wenn man in einer Situation wie der im Beitrag geschilderten verkehrt. Lebensgefährlich, und hinterher wird niemand Schuld zugeteilt bekommen außer dem Opfer selbst.

Laurenz

7. Januar 2025 21:48

Verantwortliche Politiker kriegt man selten dran. Mauerschützen schon.

MarkusMagnus

8. Januar 2025 00:04

Geben sich Polizisten nicht als Polizisten zu erkennen können sie straflos unschädlich gemacht werden. Dann sind es im Zweifel Verbrecher/Einbrecher und es gilt Notwehr:
https://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article13696319/Gericht-spricht-Rocker-nach-Polizisten-Toetung-frei.html
So ist die Rechtslage. 

Adler und Drache

8. Januar 2025 08:01

Wenn man die Staatsgewalt nicht mehr von der Mafia unterscheiden kann ... 
Hat irgendjemand den Namen "Sächsische Separatisten" schon mal gehört oder gelesen? 

Ernestine

8. Januar 2025 08:59

"Auf Sehrohrtiefe" hat es auf den Punkt gebracht: "Dies kann eine der wichtigsten Dokumentationen des Jahres werden, und sie verdient breite Streuung und Beachtung."
Dank an "Sezession im Netz", dass Sie Kurt Hättasch mit dieser Veröffentlichung eine Stimme geben!
Ich durfte Hella Hättasch kürzlich in einem Interview von AUF1 "begegnen" und war tief beeindruckt von ihr. Was für eine authentische und tapfere Frau mitten aus dem Volk, dachte ich mir damals. Und was für eine Tragödie für ihre junge Familie!
Was gibt es doch für großartige, starke Menschen unter uns! Dieses Hafttagebuch legt Zeugnis dafür ab. 
Ich wünsche Kurt Hättasch, seiner Frau und Familie viel Kraft für die kommende Zeit! Wer bereit ist, sein Kreuz in Liebe zu tragen, entfaltet eine Wirksamkeit, die letztlich auf die eine oder andere Weise unserem ganzen Volk zugute kommen wird; da bin ich mir sicher; auch wenn das für die Augen unsichtbar ist... 

Liselotte

8. Januar 2025 09:38

Da mußte ich erstmal schlucken. Kieferfragmentation und Projektil in der Schulter, und dann so lang bis ins Krankenhaus... und dann noch so schnell wieder einen klaren Kopf haben und seinen Humor wiederfinden... alle Achtung. Ich wünsche gute Besserung und einen erfolgreichen Rechtsbeistand.

RMH

8. Januar 2025 09:51

Das Ganze zeigt, unabhängig davon, ob Herr Hättasch sich etwas vorwerfen lassen muss oder nicht, wie das Gespühr für Verhältnismäßigkeit in diesem Lande abhanden gekommen ist bzw. wie unterschiedlich der Maßstab offenbar angewendet wird. Bei einem notorisch drohendem, späteren Amokfahrer war man mit dem Samthandschuhen unterwegs, schickte schriftliche "Gefährderansprachen" (statt persönlich einmal vorzusprechen) etc. Hier konnte man nicht verhältnismäßig genug sein & bei einem "Rechten" veranstaltet man eine blutige Theateraufführung, weil es gerade ins Konzept des Kampfs gegen Rechts passt. Wenn man eine Gefahr gesehen hat, warum gab es dann hier keine Gefährderansprachen? Weil man sonst Täter warnt & keine schöne "Bande" mehr auffliegen lassen kann oder was? Zudem kommt man immer wieder gedanklich auf Fälle wie Rotherham, wo Polizisten sich den Rassismusvorwurf sparen wollten, in dem sie einfach diese Kreise ungestört ließen. Und diesen Eindruck hat heutzutage doch fast jeder Deutsche. Bei einem selbst wird jede Kleinigkeit penibel verfolgt & gnadenlos durchgezogen & bei anderen ist man urplötzlich "verhältnismäßig", macht von "Ermessen" zu Gunsten bla bla bla Gebrauch & das alles, weil es für jeden Beamten einfacher ist, diese Kreise nicht anzufassen, da man ja kein Rassist sein will. Und so geht der Riss eben immer tiefer.

Gerald

8. Januar 2025 09:58

Wow. Was für ein kompletter Typ, endlich mal ein Mann. Hochachtung auch vor der Ärzteschaft.

Waldgaenger aus Schwaben

8. Januar 2025 12:43

Unfassbar! Die Behauptung, dass er in einem Stock gestürzt sei, obwohl ein Polizist auf ihn geschossen hat, müsste sich ja belegen lassen. Als Patient kann er seine Krankenakte einsehen und da müsste ein Arzt ja die Aussage der Polizei zum Entstehen der Verletzung dokumentiert haben. Der Polizist, der auf ihn geschossen hat, hätte dies im Krankenhaus melden müssen. Heißt, glaube ich, Garantenpflicht. Wer einen anderen verletzt, durch Unfall oder Notwehr muss für eine zügige, sachgerechte Behandlung sorgen. Wer zum Beispiel einen Einbrecher niederschlägt, muss die Polizei und den Rettungsdienst rufen, der kann den nicht einfach im Keller liegen lassen. Das wäre dann nicht nur unterlassene Hilfeleistung, sondern Körperverletzung oder sogar Tötung durch Unterlassen. Vielleicht wissen Juristen hier mehr.

Valjean72

8. Januar 2025 13:30

Vielen  Dank der Sezession für die Veröffentlichung dieses Beitrages und dafür dass diese Ungeheuerlichkeit weiterhin publik gemacht wird.
 
Beim Lesen wechselte meine Gefühlslage zwischen Wut, Trauer und Fassungslosigkeit hin und her.
 
Was ist von einem Staatswesen zu halten, dessen Sicherheitsorgane dazu fähig sind, mit eiskalter Berechnung das Leben eines jungen Mannes und Familienvaters zu ruinieren, bzw. diesen Ruin in Kauf zu nehmen, wenn nicht gar gezielt herbeizuführen?
 
Für mich ist die Antwort eindeutig. Die Führung dieses Staates handelt seit geraumer Zeit krass wider die vitalen Interessen des deutschen Volkes, handelt eher (bewusst oder unbewusst) wie Vertreter einer uns feindlich gesinnten Macht (s. auch Politik der verbrannten Erde, bzw. Energiewende ins nichts).
 
Respekt auch an AUF1 für das Interview mit Frau Hättasch vom 7.12.24.
 
Ich wünsche der Famille Hättasch Kraft, innere Ruhe und auch Unterstützung, um diese Zeit gut zu überstehen

Olmo

8. Januar 2025 14:24

Der Bericht ist heftig.
Ich habe mir trotz allem all die Jahre ein naives Grundvertrauen allem Deutschen gegenüber bewahrt, das schließt die deutsche Polizei ein. Dieses Grundvertrauen schmilzt dahin. Das ist ernst gemeint.

Ulrike

8. Januar 2025 17:08

Den guten Wünschen an Familie Hättasch möchte ich mich anschließen. Bei einem Schwerverletzten vorsätzlich die ärztliche Versorgung zu verzögern hat meiner Meinung nach etwas mit Sadismus zu tun. Ich empfinde eine abgrundtiefe Verachtung allen Verantwortlichen und auch den direkt Beteiligten „Sicherheitskräften“ gegenüber.

deutscheridentitaerer

8. Januar 2025 19:50

Nun habe ich das von den Kommentatoren erwähnte Interview von Frau Hättasch auch geschaut und es stimmt, sehr beeindruckend, eine rundum sehr beeindruckende Familie.
 

Blue Angel

8. Januar 2025 21:05

Ein ganz großer Dank für die Veröffentlichung dieses Hafttagebuches! Den guten Wünschen für Herrn Hättasch und seine Familie schließe ich mich an sowie insbesondere dem Kommentar von RMH. 

Simplicius Teutsch

8. Januar 2025 21:39

Sie sagen es, @RMH:
„bei einem "Rechten" veranstaltet man eine blutige Theateraufführung, weil es gerade ins Konzept des Kampfs gegen Rechts passt.“
 
Wer aber in der Corona-Zeit auf Demonstrationen war, der hat erlebt, wie aggressiv brutal manche(!) schwarz vermummten Polizisten-Kommandos plötzlich und zielstrebig gegen ungefährliche, aber erkennbar widersetzliche Demonstranten vorgegangen sind, um sie herauszuschleifen aus der Menge. Und es geschah am hellichten Tag.
 
Bei Dunkelheit würde ich selber einem offensichtlich aggressiven Polizeiüberfallkommando höchstens in Selbstmordabsichten mit einem Gewehr in der Hand ins Scheinwerferlicht entgegenlaufen.
 
Ich wünsche Herrn Hättasch und seiner Familie alles Gute. Das Interview mit seiner Frau auf AUF1 hatte ich schon vor etlichen Tagen angeschaut. Haltet durch!

Zauberer von Oz

8. Januar 2025 22:47

Einzelfall,der.
Beste Deutschland aller Zeiten, das.

Olmo

9. Januar 2025 06:26

Die laufen da vermummt in schwarz mit einem ganzen Mob vor dem Haus auf, schmeißen Böller und brüllen: gib uns deinen Sohn, wir wollen deinen Sohn! zum Glück hat er besonnen reagiert. Ich mein, was soll denn das !? Sind die behindert? Kann das mal ein Polizist hier erklären? Mich hat schon der blaubejackte beim Stürzenberger Attentat verunsichert. Aber langsam reichts! Ich bin ein sensibler Mensch, heute morgen war ich um halb fünf wach und konnte nicht mehr einschlafen.  

Laurenz

9. Januar 2025 08:53

Auch Rechte brauchen sich nichts vorzumachen. Das, was hinter der Erfindung des Beamten beim Soldatenkönig stand, ist vorbei, Ende, aus. Gerade in der Corona-Diktatur hatte die Polizei es nicht vermocht, den Souverän vor den Tribunen zu schützen. Das passsiert im Falle des Falles auch wieder, weil es den Beamten an Verständnis mangelt. Sie empfinden den Tribun als König, als Souverän, was er nicht ist. Auch die Justiz ist im permanenten Prozeß des vor allem rassistischen Versagens, gerade was die vielen Vergewaltigungen & Messerstechereien durch Ausländer angeht. Man kann das Beamtenrecht & die Polizei abschaffen & durch private Dienstleister ersetzen. Ebenso können wir die Juristerei, bis auf ausländisches Recht, abschaffen. Jeder Bürger kann Richter sein. Dann werden vermutlich wieder sinnhafte Urteile gesprochen.

Götz Kubitschek

10. Januar 2025 08:44

Wir lassen es bei dieser Eröffnungskommentierung bewenden. In den kommenden Wochen werden wir weitere Teile des Tagebuchs von Kurt Hättasch veröffentlichen, jedoch wird die Möglichkeit der Kommentierung nicht mehr bestehen. Inwiefern Unterstützung über den Tag hinaus notwendig wird und organisiert werden sollte, wissen wir noch nicht. Der Staat kann aus fast allem die "Unterstützung einer terroristischen Vereinigung" konstruieren. Werden sehen.

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