Wird Herbert Kickl Bundeskanzler?

Die Nachrichten der letzten Wochen habe ich mit einer stetig wachsenden guten Laune wie schon lange nicht mehr gelesen. Wir erinnern uns, daß das politische Establishment Österreichs wenig überraschend versucht hatte, den Nationalratswahlensieger FPÖ entgegen üblichen Gepflogenheiten von der anstehenden Regierungsbeteiligung auszuschließen.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

Zu die­sem Zweck soll­ten sich nach bun­des­deut­schem Vor­bild die Wahl­ver­lie­rer zusam­men­ad­die­ren, um eine mehr­heits­fä­hi­ge Koali­ti­on aus ÖVP, SPÖ und NEOS (9,1%) zu bil­den. Die­ses Manö­ver war von Anfang an so unpo­pu­lär, daß die Umfra­ge­wer­te für die FPÖ rasch höher waren als das Wahlergebnis.

Jedem mit­den­ken­den Men­schen war klar: Selbst wenn es gelin­gen wür­de, ein der­ar­ti­ge Regie­rung auf die Bei­ne zu stel­len, so wür­den sich die­se rasch als äußerst wack­lig erwei­sen. Die nächs­ten Wah­len wür­den mit Sicher­heit nicht erst in fünf Jah­ren statt­fin­den, Net­to­sie­ger wäre Her­bert Kickl, der von dem erwart­ba­ren Ver­sa­gen sei­ner Ver­hin­de­rer enorm pro­fi­tie­ren würde.

Daß die­ses gan­ze Gebil­de bereits in der Auf­bau­pha­se zusam­men­bre­chen wür­de, hät­te ich aller­dings auch nicht erwartet.

Es begann am 3. 1. mit dem Aus­stieg der NEOS (eine extrem über­flüs­si­ge Par­tei; immer­hin hat­te ihre Che­fin Meinl-Rei­sin­ger offen­bar kei­ne Lust, der ÖVP als blo­ßes Mehr­hei­ten­füll­sel zur Ver­fü­gung zu ste­hen) aus den Ver­hand­lun­gen, dem am nächs­ten Tag der Absprung der SPÖ bzw. der Abbruch der Ver­hand­lun­gen durch die ÖVP folg­te, offen­bar weil die Sozia­lis­ten auf der Durch­set­zung höhe­rer Steu­ern bestan­den (dies auch kon­trär zu Kick­ls Pro­gramm). Neham­mer hat sich in einer Video­bot­schaft zu Wort gemeldet.

Es ist augen­schein­lich, dass die destruk­ti­ven Kräf­te in der SPÖ die Ober­hand gewon­nen haben. Die Volks­par­tei kann und wird kein Pro­gramm unter­schrei­ben, das wirt­schafts­feind­lich, wett­be­werbs­feind­lich und leis­tungs­feind­lich ist”, sagt der ÖVP-Chef. Die Volks­par­tei habe hier immer mit offe­nen Kar­ten gespielt.  (…) “Mit uns gibt es kei­ne Bevor­mun­dung, kei­ne Zer­stö­rung von Arbeits­plät­zen und kei­ne Ver­nich­tung von Wohl­stand”, sagt Neham­mer. Er habe immer deut­lich gesagt, Ver­mö­gens- und Erb­schafts­steu­ern nicht zuzu­stim­men, so Neham­mer: “Ich hal­te mein Wort, sol­che Steu­ern scha­den unse­rem Land.

Das bedeu­te­te jedoch, daß es nur mehr zwei Mög­lich­kei­ten gab: Ent­we­der wür­de die zweit­stärks­te Par­tei ÖVP in den sau­ren Apfel bei­ßen, und sich erst­ma­lig in der Geschich­te der 2. Repu­blik als Juni­or­part­ner den Blau­en anbie­ten, oder es wür­den Neu­wah­len ange­setzt werden.

Letz­te­res hät­te der FPÖ wahr­schein­lich astro­no­mi­sche Ergeb­nis­se ver­schafft und die Posi­ti­on der Tür­ki­sen (inzwi­schen wohl wie­der “Schwar­zen”) noch mehr geschwächt; ers­te­res war mit der Per­son des Kickl-Intim­fein­des Neham­mer nicht möglich.

Bevor es zum letz­ten Akt, Neham­mers Rück­tritt als Bun­des­kanz­ler und Par­tei­ob­mann, kam, tauch­te noch der Kasch­perl auf der Büh­ne auf, um für ein paar Lacher zu sor­gen: das Gespenst einer Rück­kehr von Sebas­ti­an Kurz als Ret­ter der ÖVP.

Bereits einen Tag nach­dem die­ses Gerücht medi­al die Run­de gemacht hat­te, ver­öf­fent­lich­te die Kro­nen-Zei­tung das Ergeb­nis einer Blitz­um­fra­ge, wonach 71% der Befrag­ten gegen ein sol­ches Come­back wären (und 37% FPÖ wäh­len wür­den, “wenn am kom­men­den Sonn­tag Wah­len wären”).

Soll­te dies in ÖVP-Krei­sen ernst­haft über­legt wor­den sein, so mag das ein Zei­chen für die Ver­zweif­lung sein, die dort geherrscht haben muß. Kurz konn­te 2017 die ÖVP mit einem “FPÖ-light”-Programm und einem flot­ten Auf­tre­ten in die Regie­rung hie­ven; heu­te will ihn nie­mand mehr.

Neham­mer muß­te sich also end­lich sei­ne Rund­um-Nie­der­la­ge ein­ge­ste­hen. Kickl hat­te die­sem mor­schen Baum längst den töd­li­chen Axt­hieb ver­setzt; Neham­mer konn­te sei­nen unver­meid­li­chen Sturz nur noch um ein paar Mona­te Gal­gen­frist hinauszögern.

Nun hat­te auch Bun­des­prä­si­dent Van der Bel­len kei­ne ande­re Wahl mehr, als das zu tun, was er bereits im Okto­ber hät­te tun sol­len: Kickl mit der Regie­rungs­bil­dung beauf­zu­tra­gen. Er begrün­de­te dies unter ande­rem mit den Worten:

Der Respekt vor dem Wäh­ler­vo­tum gebie­tet es, dass der Bun­des­prä­si­dent die Mehr­heit ach­tet, die sich im Natio­nal­rat fin­det oder eben nicht findet.

Eine gewis­se Recht­fer­ti­gung für sein Vor­ge­hen im Okto­ber hat­te Van der Bel­len aller­dings: Sowohl Neham­mer als auch SPÖ-Chef Babler hat­ten kate­go­risch abge­lehnt, mit Her­bert Kickl zusam­men­zu­ar­bei­ten. Hier wäre also von Anfang an eine Patt-Situa­ti­on gege­ben gewesen.

Der Knack­punkt war die Per­son Karl Neham­mers. Eine Koali­ti­on mit der SPÖ unter Babler wäre auch aus Kick­ls Sicht undenk­bar gewe­sen, eine Koali­ti­on mit der FPÖ unter Neham­mer hät­te bedeu­tet, daß die­ser die ulti­ma­ti­ve Demü­ti­gung hät­te hin­neh­men müs­sen, sei­nem lang­jäh­ri­gen Erz- und Intim­feind die Steig­bü­gel zu halten.

Hin­zu kommt, daß Neham­mer für vie­le Wäh­ler immer noch ein pro­mi­nen­ter, exem­pla­ri­scher “Täter” des unver­zie­he­nen Coro­na-Regimes ist – zuerst als Innen­mi­nis­ter, der für die Repres­si­on der Pro­tes­te zustän­dig war, dann als Bun­des­kanz­ler, dem ab Dezem­ber 2021 der “schwar­ze Peter” zufiel, die extrem pola­ri­sie­ren­de, dabei kaum durch­führ­ba­re Impf­pflicht durch­set­zen zu müs­sen (die eben­falls über wei­te Stre­cken “von innen” zusam­men­ge­bro­chen ist).

Nun haben aber ÖVP und FPÖ wesent­lich mehr poli­ti­sche Pro­gramm­punk­te und Ten­den­zen gemein­sam als ÖVP und SPÖ. Die Front “Kickl ver­hin­dern” hat nicht aus­ge­reicht, um eine Eini­gung zu erzie­len, und das lag auch dar­an, daß die­se Par­tei­en mit­samt den NEOs nur des­halb zusam­men­ge­wür­felt wur­den, um Kickl zu ver­hin­dern (und letz­ten Endes Neham­mers Gesicht zu wah­ren, denn ver­mut­lich hät­te die Mehr­zahl der ÖVP-Wäh­ler schon im Okto­ber lie­ber eine Koali­ti­on mit der FPÖ als mit den Sozis gewünscht.)

Nach­dem der Neham­mer-Krampf end­lich auf­ge­löst war, stand flugs ein Mann der alten, “schwar­zen” ÖVP zur Stel­le, um den Bun­des­kanz­ler und Par­tei­ob­mann (inte­ri­mis­tisch) zu erset­zen, ÖVP-Gene­ral­se­kre­tär Chris­ti­an Sto­cker (Jg. 1960).

Die­ser bot sich gleich in sei­nem ers­ten State­ment Kickl als Part­ner an, in einem Ton­fall, der fast schon nach Auf­at­men klingt:

Ich begrü­ße die Ent­schei­dung des Bun­des­prä­si­den­ten, den Obmann der stim­men­stärks­ten Par­tei mor­gen in der Hof­burg zu tref­fen, und ein Gespräch zu füh­ren. Aus­drück­lich. Denn so wie unser Bun­des­kanz­ler bereits in der Ver­gan­gen­heit mehr­fach betont hat [ muß­te herz­haft lachen. – M.L.], erwar­te auch ich mir, daß der Obmann der stim­men­stärks­ten Par­tei mit der Bil­dung einer zukünf­ti­gen Bun­des­re­gie­rung betraut wird.

Das ist äußerst amü­sant ange­sichts etli­cher gars­ti­ger Din­ge, die Sto­cker in der Ver­gan­gen­heit über Kickl gesagt hat:

Im Par­la­ment sag­te Sto­cker zuletzt in Rich­tung des FPÖ-Par­tei­chefs etwa: „Es ist nicht nur so, dass Sie in die­sem Haus nie­mand will, es ist auch so, dass Sie in die­ser Repu­blik nie­mand braucht!“  (…) Nach dem ORF-Som­mer­ge­spräch 2024 attes­tier­te Sto­cker dem FPÖ-Chef, dass ihm „jeg­li­ches For­mat für einen Kanz­ler“ feh­le. Er sei „ein Sicher­heits­ri­si­ko“ und „ein Wen­de­hals“. Und: „Die Wahr­heit ist: Kickl ist ein radi­ka­ler Verschwörungstheoretiker.“

Über­haupt sei Kickl „gefähr­lich“ für die Demo­kra­tie. Denn er wol­le „ein Volks­kanz­ler sein, haben aber Ver­bin­dun­gen zu den Volks­ver­rä­tern“. Die FPÖ sei der Russ­land-Tro­ja­ner in Öster­reich, sag­te Sto­cker in einer Aus­sendung im April des Vor­jah­res und ver­sprach: „Als Volks­par­tei wer­den wir nicht zulas­sen, dass Kickl jemals wie­der die Sicher­heit der öster­rei­chi­schen Bevöl­ke­rung gefährdet.“

Kickl hat nun sehr gute Kar­ten. Die nun­mehr neham­mer­freie ÖVP zeigt sich über­aus begie­rig, mit ihm ins Bett zu stei­gen, offen­bar aus der Erwä­gung her­aus, daß es nun kei­ne ande­re Mög­lich­keit mehr gäbe, sich “oben”, an der Macht zu halten.

Die “Ele­ganz und Schön­heit” die­ser voll­ende­ten Selbst­de­mon­ta­ge der Wahl­ver­lie­rer und Kickl-Ver­hin­de­rer resul­tiert nicht zuletzt aus der Tat­sa­che, daß Kickl selbst dazu kei­nen Fin­ger rüh­ren muß­te. Ab dem Zeit­punkt, an dem Van der Bel­len Karl Neham­mer mit der Regie­rungs­bil­dung beauf­tragt hat­te, muß­te er sich nur zurück­leh­nen, eine Pop­corn­tü­te auf­rei­ßen und das Kino genießen.

Es ist eine gro­ße Freu­de und Befrie­di­gung, mit­er­le­ben zu dür­fen, wie sich Ver­tre­ter die­ses Sys­tems auf­grund ihrer eige­nen Inkom­pe­tenz und Starr­köp­fig­keit von sel­ber zer­legt und bla­miert haben.

Noch ist Kickl aber nicht Kanz­ler. Auch die­se Ver­hand­lun­gen könn­ten schei­tern, und viel­leicht wer­den bei etwa­igen Neu­wah­len die Kar­ten wie­der neu gemischt. Man­che mei­nen zum Bei­spiel, eine SPÖ unter Rudi Fus­si könn­te erfolg­rei­cher wer­den als der momen­ta­ne abge­half­ter­te Laden unter dem ver­stock­ten Neo­mar­xis­ten Babler, der sich von rea­li­täts­frem­den Anti­fa-Knall­frö­schen wie Nata­scha Strobl bera­ten läßt.

Und selbst wenn es Her­bert Kickl tat­säch­lich gelin­gen soll­te, Bun­des­kanz­ler zu wer­den, lie­gen har­te Arbeit und hohe, schwer zu über­win­den­de Hür­den vor ihm. Ein drit­tes “Schwarz-Blau” darf nicht eine wei­te­re ent­täu­schen­de Epi­so­de im immer­glei­chen Wei­ter­ge­wursch­tel wer­den, son­dern muß grund­le­gen­de struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen anstos­sen und durchsetzen.

Sonst kön­nen die Pro­ble­me unse­res Lan­des nicht gelöst werden.

Martin Lichtmesz

Martin Lichtmesz ist freier Publizist und Übersetzer.

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Kommentare (23)

MARCEL

7. Januar 2025 09:47

Zu hoffen wäre es!
Mittlerweile glaube ich, dass wir an Grenzen politischer Handlungsfähigkeit gekommen sind. Beispielsweise hört man von G. Wilders in den Niederlanden nichts mehr. Und Meloni? Und bald Trump?
Irgendwann ist es einfach zu spät, insbesondere in Westeuropa.
Es sind nicht mehr "nur" Probleme, es ist eine ganze Struktur entstanden, die herkömmliches politisches Handeln kaum mehr zulässt.
Vielleicht sehe ich zu schwarz, aber meine Abneigung gegen Parteipolitik (rechte inbegriffen) sitzt tief.

Karl Otto

7. Januar 2025 10:24

Bemerkenswert fand ich die Äußerung der Vertreterin der NEOS, dass man nicht in eine Regierung eintreten würde, nur um die Rechten von der Macht fern zu halten (sinngemäß).
Vielleicht setzt sich diese Einsicht irgendwann auch in Deutschland durch.
Im übrigen dürfte aktuell jede Regierung, der es gelingt, die Massenmigration spürbar zu verringern und eine nennenswerte Anzahl an Abschiebungen durchzuführen, dauerhaften Erfolg haben. Mal sehen ob es gelingt.

Alex Schleyer

7. Januar 2025 10:28

Wer in den Parlamenten sitzt, ist in Österreich doch ohnehin wurscht, weil die wahren Entscheidungen in den Gremien, Ausschüssen und Sektionen getroffen werden –

ML: Ist nicht nur in Österreich so, so wird es in der gesamten "liberalen" Welt gemacht.

und in der Verwaltung sitzt lebenslang verbeamtet der alte rot-schwarze Filz. Ansonsten wäre durch Kickl etwa zu veranlassen: Rücknahme der CO2-Bepreisung, Aufhebung des Rauchverbots, Verpflichtung zur Neutralität, Referendum über einen EU-Austritt, Massenabschiebungen, Privatisierung aller Staatsbetriebe, Kürzung sämtlicher Subventionen, Abschaffung der Kammerpflicht, ersatzlose Auflösung der meisten Behörden etc. Das wäre keine Reform des unreformierbaren Systems, sondern seine notwendige Neuordnung. Da werden aber nicht nur die Jungs aus der Rauhensteingasse oder der Seitenstettengasse etwas dagegen haben, sondern auch Brüssel wird dies zu verhindern wissen. Also weiter wie gehabt! 

ML: Darum hätte ich mir gewünscht, dass Kickl "rein" und in der Opposition bleibt.

RMH

7. Januar 2025 11:04

@Alex Schleyer spricht m.M.n. richtige Punkte an. Ich kenne die österreichischen Verfassungs- und Machtverhältnisse nicht, aber was kann ein Kanzler Kickl, eingebunden in eine Koalition, eingerahmt von anderen Institutionen schnell und rasch bewirken, so dass die Sache kein Rohrkrepierer bzw. Schuss nach hinten wird? Die Vermutung/Befürchtung liegt doch klar auf der Hand: Jetzt, wo man es nicht geschafft hat, Kickls neue FPÖ in der Opposition durch mediale Kampagnen zu "entzaubern", "entlarven" oder wie all diese medialen Binsen noch heißen, darf er einmal auf die Kommandobrücke eines durch & durch heruntergerockten Staates gehen, dessen Steuerruder kaum noch beweglich ist durch den übervollen Augiasstall, den die Vorgänger hinterlassen haben und das Chaos und der Filz wird ihn dann eben als Kanzler rasch "entzaubern" etc. und im Zweifel lässt man eben, wie es ja offenbar gelebter Brauch in AT ist, die Koalition platzen, setzt Stasi- Methoden ein (siehe Ibiza-Afföre), wenn man denkt, er profiliert sich zu stark etc. Ich sehe hier durchaus erhebliche Risiken & würde nicht um jeden Preis eine Kanzlerschaft erzwingen, auf jeden Fall muss die FPÖ auf alles gefasst sein (was sie hoffentlich ist, da sie ja schon länger im Geschäft ist).

Diogenes

7. Januar 2025 11:55

@Karl Otto
"(...) eine nennenswerte Anzahl an Abschiebungen (...)"
 
Was ist Ihres Erachtens eine nennenswerte Anzahl? Oder anders gefragt, wie viel Rechtsauslegung und Rechtsdurchsetzung gibt der in Regierungsmacht kommende politisch organisierte Wille derjenigen stolzen Volks- und Staatsangehörigen die sich ihres Volkes und Staates bewusst sind, her? Wir wissen das in der Durchsetzung von Politik alles eine Frage des Willens ist. Gesetzte können geändert, das Recht entsprechend "hart" ausgelegt werden, wenn "man" will. 

Waldgaenger aus Schwaben

7. Januar 2025 12:09

Ich höre sie schon, die Klagen von rechts, so in drei bis sechs Monaten, dass Kickl nicht gehalten habe, was er versprochen habe. Dass dies zeige, dass über Wahlen nichts zu ändern sei. Und dass sowieso alles verloren sei.
Ich höre schon die Jubelschreie von links, dass Kickl gescheitert sei. Dass es den Österreichern schlechter ginge als zuvor. Dass das Migrationsproblem nicht gelöst sei. Und dass sowieso die Regierung bald auseinanderbreche und es dann wieder eine vernünftige Regierung gäbe.
Beide Seiten werden zwei wichtige Punkte übersehen. Erstens: Die Erzählung, dass eine rechte Partei in Regierungsverantwortung die Rückkehr des Faschismus' in seiner übelsten Form bedeute, wird immer unglaubwürdiger. Die Brandmauer in D wird bröckeln. Ich bin gespannt, wann die ersten Mauerspechte in der CDU (Wer kann das Wort noch?), sich aus Deckung wagen werden.
Zweitens: Politik in der Demokratie ist das langsame Bohren dicker Bretter. Kickl muss sich gegen die eigene Justiz durchsetzen. Dazu müssen Gesetze geändert werden, dazu müssen Mehrheiten organisert werden. Er muss sich gegen Brüssel durchsetzen, dazu muss er Verbündete suchen (Italien, Niederlande, Ungarn, etc. hoffentlich bald Frankreich). Das dauert alles.

Beta Jas

7. Januar 2025 12:20

@ Alex Schleyer
"Da werden aber nicht nur die Jungs aus der Rauhensteingasse oder der Seitenstettengasse etwas dagegen haben, sondern auch Brüssel wird dies zu verhindern wissen. Also weiter wie gehabt!"
Als ich den Abschnitt las dachte ich mir direkt das dahinter ein aufgesetzter "Funfact" steht, um großes Wissen zu simulieren. Google half bei der Aufklärung^^
Zu unbeholfenem Antisemitismus und den Vorwürfen gegen Freimaurern, kann ich nur sagen, wenn tatsächlich diese Personen die Macht haben, eine kleine Gruppe, dann sollen sie die Macht haben. Das ist dann das Ergebnis von "Natur" und "Stärke" gegenüber den anderen, den beherrschten. Davinismus halt. 
Die Starken sollen aus der Dunkelheit heraus regieren, wie das auch immer aussieht. Da dies einem gefällt in solchen Kategorien zu denken, gehört demnächst auch wohl ein Kickl dazu und da selbst auch schwach gegenüber dieser "Macht" ist und nicht "Koscher" bleiben würde, sollte er in der Opposition bleiben. Habe des öfteren den Eindruck, dass die Rechte gar nicht regieren will.

Majestyk

7. Januar 2025 12:33

@ Alex Schleyer:
"in der Verwaltung sitzt lebenslang verbeamtet der alte rot-schwarze Filz."
Deswegen gehört auch in Deutschland das Berufsbeamtentum ersatzlos abgeschafft. Aber da springen einen ja auch zahlreiche Rechte an den Hals, als wäre es gottgegebenes Gesetz, daß Staatsbedienstete verbeamtet sein müssen.
Alles was Sie aufzählen wäre auch für Deutschland notwendig, aber nicht einmal die Opposition hat an so viel Veränderung ernsthaftes Interesse. Die paar Tippelschritte zurück die ich erwarte haben den ganzen Aufriß nicht gelohnt. Entweder man fängt neu oder kann es eigentlich auch weiterlaufen lassen. 
Gibt jetzt einen neuen UN-Pakt, gibt ja noch nicht genug davon. Wer wirklich was ändern will muß diesen ganzen globalen Klumpatsch loswerden, inklusive aller NGOs. Nichts davon verträgt sich mit einem souveränen Volk in einem souveränen Land.

Karl

7. Januar 2025 12:45

Nur so ein Traum, der mir gerade en passant einfiel: wie wäre es, wenn neue Regierungen (z.B. Kickl) öffentlich (oder bei bestimmten Geheimhaltungsstufen nicht öffentlich) genau dokumentieren, welche Beschlüsse gefasst wurden und wie diese dann in den jeweiligen Behörden etc. weiter behandelt wurden. So könnte man ein lückenloses Bild der „Karriere“ jedes einzelnen Beschlusses, jeder Anweisung erstellen und diejenigen Stellen identifizieren, an welchen es hakt. Somit auch die “Täter“ demaskieren und publik machen. Es könnten die Schritte oder „Meilensteine“, die zur Umsetzung des jeweiligen Vorhabens notwendig sind auf einem Zeitstrahl projiziert und der Fortschritt bzw. Stand der Dinge markiert werden. So könnte sich kein Beamter etc. im tiefen Staat mehr in seiner Anonymität behaglich einrichten. Jeder Funktionsträger politischer Prozesse würde in seinem Wirken bzw. Nicht-Wirken publik werden. Vielleicht würde so die Versandung politischer Entscheidungen im tiefen Staat ein wenig vorgebeugt werden können, wenn man Ross und Reiter klar identifiziert.

Ernestine

7. Januar 2025 12:53

Im Grunde gilt immer das Gleiche: Erstens, die alternativen rechten Parteien müssen sich inhaltlich unbedingt treu bleiben. Zweitens, wir sollten nicht auf einen "Messias" warten, sondern im Hören Schritt für Schritt vorwärts gehen, so wie es Uwe Jochum in seinem Text zu Weihnachten beschrieben hat. Drittens, wir müssen uns bewusst sein, dass wir einen Umschwung aus eigener Kraft nicht schaffen werden. Wir sollten mit Hilfe "von oben" rechnen, also mit Gott, Fügung, Zufall, so wie es jeder nennen möchte... 

Liselotte

7. Januar 2025 13:21

Ich wünsche jedenfalls Herrn Kickl Durchsetzungsvermögen bei den Koalitionsverhandlungen und eine glückliche Hand als Kanzler. Es ist wohl soweit, die FPÖ muß liefern. Die Regierung zu stellen ist nochmal was anderes als Oppositionsarbeit. Nun muß man die Stellschrauben sehr genau kennen, mit denen man was bewirken kann, denn die meisten dürften dem direkten Zugriff der Regierung entzogen sein. Aber daß´es einfach wird, meint ja auch keiner.

Diogenes

7. Januar 2025 13:36

"(...) Wer wirklich was ändern will muß diesen ganzen globalen Klumpatsch loswerden, inklusive aller NGOs. (...) - Majestyk
 
Man muss einfach nur ein-zwei Gesetz in folgender Machtart machen: 1. Es gibt kein internationales Recht das über dem Volk steht. Alles Recht geht vom Volke aus. Wer den Versuch unternimmt ausländisches Recht über das Recht des Volkes zu stellen ist gilt als Hochverräter und ist entsprechend zu bestrafen. 2. Einmischung von ausländischen Regierungen oder Organisationen in die Inneren Angelegenheiten gilt als unfreundlicher oder feindlicher Akt und wird entsprechend geahndet.

RMH

7. Januar 2025 13:39

"Aber da springen einen ja auch zahlreiche Rechte an den Hals, als wäre es gottgegebenes Gesetz, daß Staatsbedienstete verbeamtet sein müssen."
@Majestyk, diese Beschreibung hat ihre Ursache auch in einem romantisierten, übertrieben idealisierten, ja zum Kitsch neigenden Preußen-Bild vieler Rechter & auch Konservativer. Es hat sich ein kleiner Preußen-Kult breit gemacht, der aber, wenn man Preußen ernst nimmt, auch logischerweise dazu führen müsste, dass die ausufernden Triebe, welches das Beamtum in D geschlagen hat, zumindest deutlich zurückgeschnitten werden müssen. Mit preußischer Sparsamkeit hat das heutige Beamtum nichts mehr zu tun. Im Grunde genommen ist die heutige Exekutive eine durch die Legislative u. Regierung mittels Vergütung & vor allem Pensionsansprüchen korrumpierte/ abhängig gemachte & damit eben nicht mehr unabhängige Kraft in der Gewaltenteilung.
Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es Kickl trotz aller Risiken probieren muss, wenn es halbwegs geht. Wenn er aber in eine reine "Einhegungskoalition" gepresst werden soll, dann sollte er sehr früh dies klar & deutlich ansprechen & mit entsprechender Unterstützung der eigenen PR-Leute das Ding absagen.

deGeer

7. Januar 2025 16:58

Vor dem Hintergrund einer angespannten budgetären und gesamtwirtschaftlichen Ausgangslage und mit Kenntnis der den Handlungsspielraum neuer politischer Kräfte limitierenden parteipolitischen Schlangengruben in der öffentlichen Verwaltung, war auch mein erster Impuls, mir eine weitere Legislaturperiode in der Opposition zu wünschen - zumal die unsägliche Koalition der Verlierer mit Sicherheit vorzeitig ihren natürlichen Lauf genommen hätte und die FPÖ bei allfälligen Neuwahlen wohl weit jenseits der 30% landen würde.
Aber kann das wirklich der Anspruch sein? Die FPÖ war für mich lange Jahre nicht wählbar - Korruption und Anbiederung an den gesinnungspolitischen Mainstream boten keine echte Alternative. Aktuell habe ich jedoch das Gefühl, dass sich der Wind zu drehen beginnt. Ob die Korruption abgestellt werden kann, wird die Zukunft weisen, aber zumindest die Zeit der ideologischen Verrenkungen scheint vorbei zu sein und Kickl erweckt den Eindruck, stärker in der Wolle gefärbt zu sein als seine Vorgänger. Es ist mE also an der Zeit, nicht nur darauf zu warten, dass der Wind weiter dreht, sondern selbstbewusst die Wetterlage zu verändern. Dies kann aber nur verwirklichen, wer sich der eigenen Identität besinnt und diese konsequent zur Grundlage des politischen Handelns macht. Vielleicht werde ich enttäuscht, aber es keimt etwas Hoffnung auf …

Karl Otto

7. Januar 2025 17:28

@Diogenes: Eine nennenswerte Anzahl wäre eine, die man im Alltagsleben bemerkt. Wenn es in der Innenstadt nicht mehr aussieht wie eine Mischung aus Bagdad und Nairobi. Wenn es erschwingliche Wohnungen gibt. Wenn Shisha-Bars schließen weil niemand mehr kommt.
Die türkischen Friseure können meinetwegen bleiben.

Majestyk

7. Januar 2025 18:38

@ RMH: 
Ich habe nichts gegen Preußen per se.. "Üb' immer Treu und Redlichkeit“ habe ich auch verinnerlicht. Aber, daß mit der Fasson sollte man überdenken, wenn die Fasson der Einen für die anderen lebensbedrohlich wird und "Niemand wird Preuße denn aus Not" war akzeptabel als es noch um artverwandte Hugenotten ging. Die Toleranz gegenüber Fremden wurde überstrapaziert. Generell finde ich, daß man lediglich Eintopf wieder aufwärmen sollte.
Ihren Ausführungen über das heutige Beamtentum ist nichts hinzuzufügen und selbstverständlich muß Kickl nach der Macht greifen, wenn sich eine tragfähige Gelegenheit bietet. Opposition ist bekanntlich Mist.
@ Karl Otto:
"Die türkischen Friseure können meinetwegen bleiben."
Genau, bloß nicht auf die Pralinchen verzichten, die man behalten möchte. Nicht, daß man nachher für den Haarschnitt noch richtig bezahlen muß und im in den Kommunen die "Waschautomaten" fehlen. 
Sag ich ja, gibt nichts mit der Remigration. Die einzigen die ein echtes Interesse daran hätten sind Leute wie ich und meinereiner hat nichts zu melden. 
 
 

Majestyk

7. Januar 2025 18:46

@ Diogenes:
Kein Widerspruch meinerseits. Ein deutscher Staat sollte die Interessen des deutschen Volkes wahren. Dessen Interessen und keine anderen, dafür sind dann andere Staaten da. 

Oderint

7. Januar 2025 19:21

Die finanzielle/wirtschaftlicheSituation des Landes wird überdramatisiert. Wenn es nicht möglich sein sollte, 6 Mrd. € im Jahr einzusparen bei einem Gesamtbudget von 125 Mrd. €, brauchen wir keine Regierung mehr - dann können Beamte den Laden alleine schaukeln bis zum Staatsbankrott.
Man wird sehen, was DOGE in den Staaten bewegen kann; die haben doch auch  das Problem der vielen Fixposten bei den Ausgaben.
Kickl auf dem Sprung ins Kanzleramt, Zuckerberg beendet die Meta-Zensur: das neue Jahr beginnt jedenfalls vielversprechend.

FraAimerich

7. Januar 2025 20:53

@Beta Jas: "Habe des öfteren den Eindruck, dass die Rechte gar nicht regieren will."
Keine Sorge, das gilt nur für die Wenigen, die das Spiel durchschaut haben.
Die überwiegende Mehrheit der Rechten wird nur zu gern bereit sein, für Neoliberale und Neocons die Drecksarbeit zu machen, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet.

Waldgaenger aus Schwaben

7. Januar 2025 21:49

The wind of change.
https://www.welt.de/wirtschaft/plus255060588/Meta-Zu-viele-Fehler-zu-viel-Zensur-Zuckerbergs-dramatischer-Kurswechsel.html
Meta: „Zu viele Fehler, zu viel Zensur“ – Zuckerbergs dramatischer Kurswechsel - WELT
Noch bevor der künftige US-Präsident Trump sein Amt antritt, wettert Meta-Chef Zuckerberg plötzlich gegen angebliche Zensur. Er will die Moderation von Nutzer-Inhalten auf Facebook und Instagram komplett umstellen, Faktenchecker sollen abgeschafft werden. 
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Vorerst nur in den USA. Aber:
https://www.n-tv.de/politik/Wird-Unterstuetzung-entzogen-JD-Vance-drohte-Europas-NATO-Mitgliedern-bei-Vorgehen-gegen-Elon-Musks-Plattform-X-article25350151.html
J.D. Vance:
Es ist verrückt, dass wir ein Militärbündnis unterstützen, wenn dieses Militärbündnis nicht für die Meinungsfreiheit eintritt. ... Aber wir müssen sagen, dass die amerikanische Militärstärke mit bestimmten Bedingungen verbunden ist. Eine davon ist die Achtung der Meinungsfreiheit, insbesondere bei unseren europäischen Verbündeten.

RWDS

7. Januar 2025 22:22

Also da ist eines unserer Nachbarländer so nah dran an einer, zum Teil, rechten Regierung und hier wird schon wieder nur rumgeunkt, was der Kickl alles NICHT machen wird können und wer ihm Steine in den Weg legen wird. Und ändern kann sich ja sowieso nix blablabla.
Mein Gott dieser Defätismus nervt nur noch. Wenn die westliche Welt wirklich so sehr am Abgrund ist, dann kann man tatsächlich nur noch auf den großen Krieg warten und ich hoffe, ein paar der Nörgler werden sich zumindest dann aufraffen und sich gerade machen.

RMH

8. Januar 2025 07:55

"Mein Gott dieser Defätismus nervt nur noch." @RWDS, ich sehe in den teilweise warnenden Beiträgen keinerlei Defätismus. Naiv in der Schlangengrube springen & das Ganze als heroisch & endlich "handelnd" darstellen wird sich die FPÖ nach ihren eigenen bisherigen Regierungserfahrungen, die gezeigt haben, wozu Gegner bereit sind (siehe IBIZA), sicher nicht erlauben. Kickl scheint mir selber sehr auf langzeitige, nachhaltende Erfolge aus zu sein. Lassen wir ihn entscheiden, wenn er meint, in einem Strohfeuer verheizt zu werden und deshalb absagt, dann wäre das zu respektieren. Ihn jetzt in einem Überschwang in die "Pflicht" nehmen zu wollen, steht keinem zu.
"Keine Sorge, das gilt nur für die Wenigen, die das Spiel durchschaut haben.Die überwiegende Mehrheit der Rechten wird nur zu gern bereit sein, für Neoliberale und Neocons die Drecksarbeit zu machen, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet."
@FraA.: Ja, da ist er wieder, der über die Glaskugel tieferer Erkenntis verfügende eckenstehende Rauner, da alle anderen für blöde hält & sich eigentlich nur in Sekten wohl zu fühlen scheint, insbesondere in seiner eigenen. Finden Sie sich damit ab, mehrheitsfähig zu sein hat zwar keinen Schick der Exzentrik, ist aber notwendig, damit sich überhaupt etwas bewegt. Kickl weiß das.

Waldgaenger aus Schwaben

8. Januar 2025 10:16

@RMH
Warnen ist immer gut. Aber man muss auch ein Momentum erkennen und es nutzen. Zweidrittel bis dreiviertel der Verantwortlichen in Justiz, Beamtentum, Politik, Medien und Wirtschaft sind Opportunisten. Haben die den Eindruck, dass sich große Umwälzungen anbahnen, denken die, die schon weit oben angekommen sind, wie sie ihre Privilegien retten können. Andere, die noch weiter unten stehen in der Hackordnung, wittern eine Chance zum raschen Aufstieg. Opportunisten auf allen Ebenen lauern auf den richtigen Zeitpunkt zum Wechsel zu den neuen Machthabern."Hochverrat ist eine Frage des Datums" (Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord).
Deshalb sollte meiner Ansicht nach Kickl jetzt, gerade im Hinblick auf den sogenannten Rechtsruck in den USA und Europa, das Momentum nutzen und ohne auf Neuwahlen zu spekulieren, Regierungsverantwortung übernehmen. Zum Beispiel: Mit dem ORF (öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Ö) will er nicht reden, weil die ihn jahrelang geschmäht haben. Man ahnt, wie sehr jetzt Journalisten anderer Medien um seine Gunst buhlen.