1925 – F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby – hier bestellen
Der bekannteste Roman von Fitzgerald (1896 – 1940) spielt in den Vereinigten Staaten zur Zeit der Prohibition. Er schildert die Auflösung der traditionellen Bindungen und Tugenden in Amerikas Oberschicht. Der mysteriöse Jay Gatsby sucht nach seinem persönlichen Lebensglück und wird Opfer eines tragischen Verhängnisses. (EL)
1926 – Isaak Babel: Die Reiterarmee – hier bestellen
1927 - Upton Sinclair: Öl!
1928 – Ilf und Petrow: Zwölf Stühle
Das sowjetische Autorenduo Ilja Ilf (1897–1937) und Jewgeni Petrow (1903–1942) hat zahlreiche Satiren auf den Alltag der Sowjetunion der 1920er Jahre verfaßt, von denen Die zwölf Stühle die bekannteste ist. Drei völlig verschiedene Protagonisten begeben sich auf Schatzsuche und begegnen den verschiedensten Menschen. Die Fortsetzung erschien 1931: Das goldene Kalb. (EL)
1929 – William Faulkner: Schall und Wahn
1930 – Knut Hamsun: August Weltumsegler
„Die Bucht entwickelt sich.“ Der Vagabund und Aufschneider August kommt nach langer Zeit in seinen Heimatort zurück. Mit seinen Geschäftsideen und Spinnereien bringt er die Dorfgemeinschaft ins Wanken, Fortschrift und Gier halten Einzug. Teil zwei von Hamsuns (1859–1952) „Landstreicher“-Trilogie. (WM)
1931 – Dashiell Hammett: Der gläserne Schlüssel – hier bestellen
Eine Charakterstudie über Loyalität, Moral und die Schattenseiten der Politik. Um einen Mord zu decken, kommt es zu weiteren Intrigen und Machtspielchen. Hammett ist einer der Begründer des Hardboiled-Genres. Durch die erste Verfilmung (1942) wurde der Roman erst richtig populär. Nüchtern, hart, lakonisch. (EK)
Habe mich oft gefragt und keine Antwort gefunden, warum Céline bei uns Rechten einen solchen Stein im Brett hat. Weiß es auch jetzt nicht, las aber die neue Übersetzung der Reise ans Ende der Nacht vor zwei Jahrzehnten wie ein Süchtiger. Empfehle sie sehr, denn sie enthält den gegen die eigene Nation, ihr Gepräge und ihre Konventionen tobenden Céline komplett und in Hochform. Die Hauptfigur Bardamu ist der komplett ausgeflippte Antiheld – und so etwas brauchen wir alle paar Dekaden mindestens ein Mal. (GK)
1933 – André Malraux: Das Los der Menschen
1934 – Evelyn Waugh: Eine Handvoll Staub - hier bestellen
Der großartige Waugh zeigt hier wieder die Dekadenz und emotionale Leere der britischen Oberschicht dieser Zeit: Gelangweilte Ehefrau nimmt sich einen Liebhaber. Ihr Mann soll das mittelalterliche Anwesen verkaufen, um ihr eine „Abfindung“ zu zahlen. Stilistisch brillant, inhaltlich schonungslos. (EK)
1935 – Halldór Laxness: Sein eigener Herr – hier bestellen
War mein erster Laxness. Man sagt, dies sei das Gegenstück zu Hamsuns Segen der Erde, weil es die Scholle weniger lobe. Stimmt. Es ist magischer Realismus, der in den entscheidenden Momenten ins Läppische aufgelöst wird und dadurch etwas vom Brechtschen Verfremdungseffekt bekommt: Man steht begossen da. Geschildert wird das Leben eines Bauern, der auf kargstem Boden auf Island mit seinen Kindern und einem blöden Knecht gegen das Verhungern ringt. Grandioses Kapitel: wie er sich verläuft, fast erfriert und mit Edda-Versen und Götter-Getobe gegen die Kälte siegt. (GK)
1936 – Georges Bernanos: Tagebuch eines Landpfarrers – hier bestellen
Georges Bernanos (1888–1948), zu Lebzeiten umstritten und erfolgreich, hat sein Lebensthema, die Anfälligkeit des Menschen für die Sünde, in diesem Roman in all seiner Vielseitigkeit ausgeleuchtet. Ein junger Pfarrer findet keinen Zugang zu seiner Gemeinde und gerät in einen unauflösbaren Widerspruch zwischen Wahrheit und Leben, der ihn scheitern läßt. (EL)
Las ich zwei Mal, hörte ich als kongeniales Hörspiel fünf Mal, meist im Auto mit den Kindern auf langer Fahrt ohne Kositza, die das nicht erträgt. Die Filme habe ich nicht gesehen, nur fünf Minuten, das ist Dreck. Worum geht es? Der Hobbit Bilbo Beutlin wird in seiner gemütlichen Höhle aufgestöbert: Er schließt sich Zwergen an, die dem Drachen Smaug einen legendären Schatz abjagen wollen. Mit dabei ist ein Zauberer, man trifft auf Elfen und auf böse Orks und auf uralte Wesen aus der Vorzeit. Es ist nicht mein kindliches Gemüt, das dies mag. Es ist mein Sagen-Herz. (GK)
1938 – Elizabeth Bowen: Der Tod des Herzens
1939 – Nathanael West: Der Tag der Heuschrecke – hier bestellen
Eine bissige Satire auf Hollywood und die Illusionen des amerikanischen Traums. Los Angeles in den 1930er Jahren, Große Depression. Eine Filmpremiere kulminiert gewaltvoll. West (eigentlich Weinstein) prangert die Oberflächlichkeit und Grausamkeit der Filmindustrie an. Eine der Hauptfiguren heißt übrigens Homer Simpson. West, der selbst als Drehbuchautor in Hollywood arbeitete, starb 1940 bei einem Autounfall, nur ein Jahr nach der Veröffentlichung. (EK)
1940 – Dino Buzzati: Die Tatarenwüste – hier bestellen
Einer wird auf das Fort hoch in den Bergen versetzt, auf einen Außenposten, der das Land von jener drohenden Gefahr abschirmt, die aus der Tatarenwüste dräut. Bloß: Auch nach Jahren hohlen, maßlos strengen Reglements und Dienstes ist noch immer kein halber Feind in Sicht geraten, und das Leben zieht vorbei. Kann man immer nur bereitstehen, in Form sein, Wache halten, ohne daß je etwas geschieht – und mehr: ohne daß der Sinn des Ausharrens ersichtlich bliebe? Dieses Buch ist ein Gleichnis, oder? (GK)
1941 – Rex Warner: Der Flugplatz
1942 – C.S. Lewis: Dienstanweisung für einen Unterteufel
1943 – William Somerset Maugham: Auf Messers Schneide – hier bestellen
ALLE Romane von Somerset Maugham sind lesenswert! Hier geht es um den jungen Larry, der nach den traumatischen Erlebnissen als Pilot im Ersten Weltkrieg nicht mehr ins zivile Leben zurückfindet. Sein Weg führt ihn zuletzt nach Indien, wo er spirituelle Erleuchtung findet. Ironisch und gespickt mit feinem Humor. (EK)
1944 – Curzio Malaparte: Kaputt
Der Krieg an der Ostfront, in den grellsten Farben geschildert von einem dandyhaften Journalisten, dem all die Grausamkeiten, der Partisanenkampf und die Besatzungsmacht, wie ein großes Theater erscheinen. Curzio Malaparte (1898–1957), dem es ideologisch nie extrem genug sein konnte, hat diesen Totentanz wirklich erlebt und daraus einen atemberaubenden Tatsachenroman gemacht, bei dem nie ganz klar ist, wo die Grenze zwischen Fiktion und Realität verläuft. (EL)
1945 – Ivo Andric: Die Brücke über die Drina – hier bestellen
Naja, also wer die ersten sechzig Seiten dieses unbedingten Klassikers nicht eingebrannt im Gedächtnis behält, ist kein Leser: Denn auf ihnen wird gepfählt, und das ist so entsetzlich beschrieben, daß man davon träumt, sehr schlecht natürlich. Ansonsten: Das ist ein reiches Buch, voller Legenden und historischen Erzählungen über die von den Türken errichtete Brücke, die in Visegrad Serbien und Bosnien miteinander verbindet. Andric schildert den Serbenaufstand gegen die osmanische Besatzung und berichtet weiter bis in die Zeit der Habsburger. Dazwischen: Hexen und Nixen, Suff und Tod. Wer dorthin reist, muß das Buch lesen, am besten auf der Fahrt. (GK)
1946 – Astrid Lindgren: Wir Kinder von Bullerbü – hier bestellen
Ja, ein reines Kinderbuch. Aber was für eines! Es gab Jahre, da wurde der Astrid-Lindgren-Preis ausgesetzt, weil es einfach keine adäquate Literatur gab, die diesem Vorbild gerecht wurde. Eine Kindheit ohne Bullerbü, ohne Lasse, Bosse, Ole und Mia wäre definitiv eine ärmere. (EK)
1947 – Vladimir Nabokov: Das Bastardzeichen
1948 – Antoine de Saint-Exupéry: Die Stadt in der Wüste – hier bestellen
Ob Antoine de Saint-Exupéry (1900–1944) mit seiner Maschine abgeschossen wurde, verunglückte oder sich das Leben nahm, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Im Nachlaß des Autors des Kleinen Prinzen fand sich das umfangreiche, aber unvollendete Manuskript. Die Stadt in der Wüste steht für die Seele des Menschen, den Kern dessen, was das Menschsein ausmacht. Das Buch ist eine tagebuchartige, immer wieder ansetzende philosophische Suche nach dem Weg dorthin. (EL)
1949 - Albert Wass: Gebt mir meine Berge zurück!
Jörg Seidel übersetzte diese autobiographisch gefärbte Geschichte eines jungen siebenbürgischen Ungarn für die Roman-Reihe, die bei Antaios erscheint. Auch die 2. Auflage ist vergriffen, kein Wunder: Was als zarte Liebesgeschichte beginnt und in ein großes Glück münden könnte, wird durch Nationalismus und Krieg zerstört. Siebenbürgen wurde nach 1918 rumänisch, 1941 wieder ungarisch, nach der Niederlage gegen die Sowjetunion aber wieder rumänisch. Grausamkeiten, Feigheit, Treue, Tod, Kameradschaft, ein Weg nach Westen, der den Verlust der Heimat bedeutet. Wass ist jedem Ungarn ein Begriff – in Deutschland hat Antaios einen Anfang gesetzt. (GK)
Die Vereinnahmung des dystopischen Klassikers von George Orwell (1903–1950) kennt keine Grenzen, selbst Robert Habeck hat sich zuletzt daran versucht. Dabei setzt die Geschichte des Winston Smith, der in einem totalen Überwachungsstaat aufbegehrt und nach Gehirnwäsche und Selbstkritik zum glücklichen Herdentier wird, nicht zwingend eine Diktatur voraus. In der totalitären Demokratie geht das genauso gut, nur etwas subtiler und weniger schmerzhaft. (EL)
1951 – J.D. Salinger: Der Fänger im Roggen – hier bestellen
1952 – John Steinbeck: Jenseits von Eden – hier bestellen
Die Geschichte von Kain und Abel, vom Brudermord und der Frage nach dem Bösen – das ist die Grundlage dieses grandiosen Romans über einen Vater, seine verworfene Frau und ihre Zwillinge, von denen der eine der Arglose, der andere der Verschlagene ist. Wie lebt es sich “jenseits von Eden”, also dort, wo im Schweiße des Angesichts geackert werden muß und man einander etwas antut, obwohl man es nicht will? Nicht “Du sollst”, nicht “Du wirst”, sondern “Du kannst” ein anderes Leben führen: Das ist der Adel des Menschen. Pflichtlektüre, will ich meinen. (GK)
1953 – Samuel Beckett: Watt – hier bestellen
1954 – William Golding: Herr der Fliegen – hier bestellen
Die Geschichte zweier Jungensgruppen, die auf einer einsamen Insel stranden, ist eine Variation der pessimistischen Formel, daß der Mensch des Menschen Wolf sei. William Golding (1911–1993) geht es dabei nicht um die politische Verführbarkeit der Massen, sondern um die Frage, wie haltbar kulturelle Prägungen sind, wenn die Autorität fehlt. (EL)
1955 – Graham Greene: Der stille Amerikaner – hier bestellen
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Thomas Fowler erzählt, einem zynischen britischen Journalisten, der in Saigon lebt. Fowler hat sich mit den Realitäten des Krieges arrangiert und führt ein Leben zwischen beruflicher Distanz und einer Beziehung mit der jungen Vietnamesin Phuong. Seine Routine wird durch die Ankunft von Alden Pyle gestört, einem jungen, idealistischen Amerikaner, der für eine humanitäre Organisation arbeitet – zumindest offiziell. (EK)
1956 – Flannery O’Connor: Ein guter Mensch ist schwer zu finden
Kein Roman, sondern eine Sammlung von Kurzgeschichten von der US-amerikanischen Meisterin der Kurzform (1925–1964). Harter, abgründiger, verstörender Stoff. Südstaaten natürlich. (WM)
1957 – Jack Kerouac: On the Road – hier bestellen
Die Reise geht quer durch Nordamerika, die Protagonisten sind ständig unterwegs und benutzen dabei so ziemlich jedes Verkehrsmittel, das sie weiterbringt. Jack Kerouac (1922–1969) schuf mit diesem Buch das Manifest der sogenannten Beat Generation. Für den europäischen Leser sind die Strecken beeindruckend, die darin zurückgelegt werden. Je nach Neigung wird der Leser finden, daß sich das Buch im Unterwegssein erschöpft, oder ob es eine darüber hinausgehende Weisheit enthält. (EL)
Das ist eines jener Bücher, das man sich vorlesen lassen sollte, Kapitel für Kapitel, während man nach Wein und einem Zigarillo sucht und die Rettung des Vaterlands auf den nächsten Morgen verschiebt. Garibaldi ist auf Sizilien gelandet, die bewegliche Jugend hängt ihm an, die Standesherrschaft der Alten wird nicht nur von ihnen beiseite geräumt, sondern auch von Neureichen, die besser wirtschaften können und große Stücke aus dem Besitz der Macht brechen. Volksverräter Merz soll das Buch neulich geschenkt bekommen und nicht gelesen haben. Macht nichts. Dumm zu sterben, das ist eine Lebensentscheidung. Wir lesen’s. (GK)
1959 – Gabriel Garcia Márquez: Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt – hier bestellen
Der Protagonist ist ein alter Oberst, ein Veteran der Revolution, der seit Jahrzehnten auf eine Pension wartet, die ihm von der Regierung versprochen wurde, aber nie kommt. Der Oberst klammert sich an die Hoffnung, daß sein Kampfhahn gewinnen und ihnen Geld bringen würde, während seine Frau pragmatischer denkt und ihn drängt, das Tier zu verkaufen, um zu überleben. Der Roman zeigt den Konflikt zwischen Stolz und Not, zwischen Illusion und Realität. Der Oberst bleibt ein Symbol für die vergessenen Helden, die von einer korrupten und gleichgültigen Bürokratie im Stich gelassen werden. (EK)
1960 – Italo Calvino: Der Baron auf den Bäumen – hier bestellen
1961 - Stanislaw Lem: Solaris – hier bestellen
Einer der Klassiker des Genres Science Fiction: Der Planet Solaris ist von einem Ozean bedeckt, der sich als intelligentes Wesen entpuppt. Er erschafft Kopien von Menschen, indem er auf Erinnerungsbruchstücke zurückgreift, und zwar vor allem auf solche, die an schuldhaftes Verhalten rühren. Kelvin, Besatzungsmitglied der Forschungsstation auf Solaris, sieht sich mit seiner vor Jahren verstorbenen Freundin Harvey konfrontiert … Es gibt eine Hörfassung, die ist stark. Verfilmt wurde es drei Mal. Vor allem sollte man lesen, denn die Sprache ist eigentümlich. (GK)
1962 – Alexander Solschenizyn: Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
Es war eine Sensation, als dieser Roman 1962 in der Moskauer Zeitschrift Nowy Mir erschien. Anhand eines einfachen Häftlings, von Beruf Zimmermann, wird der Alltag in einem Gulag geschildert – die brutalen Lebensbedingungen, die Strafarbeit, das Wachpersonal. Trotz dieser Umstände verliert der Protagonist nicht seine Menschlichkeit. Solschenizyns (1918–2008) Leidensgenosse Warlam Schalamow sah das durchaus anders (siehe 1967). (WM)
Für den dreizehnjährigen Noboru ist die Erwachsenenwelt heuchlerisch und sentimental. Nur der Seemann Ryuji stellt eine Ausnahme dar. Fasziniert vergöttert der vaterlose Noboru den Mann vom Meer und prahlt vor seinen Freunden mit dem Liebhaber seiner Mutter. Als er jedoch erfährt, dass sich Ryuji gegen das Leben auf See und für die Ehe mit Noborus Mutter entscheidet, fühlt der Junge sich verraten und beginnt, sein einstiges Idol immer mehr zu verachten. (EK)
1964 – Kenzaburo Oe: Eine persönliche Erfahrung
1965 – Saul Bellow: Herzog – hier bestellen
Der Nobelpreisträger Saul Bellow (1915–2005) hat viele gute Bücher geschrieben. Das hier ist eins seiner besten: Der jüdische Intellektuelle Moses Herzog befindet sich in einer tiefen Lebenskrise, zieht Bilanz und blickt auf die verschiedenen geistigen und gesellschaftlichen Strömungen seiner Zeit, sarkastisch und tiefsinnig. Philip Roth für Erwachsene. (WM)
1966 – Michail Bulgakow: Der Meister und Margarita – hier bestellen
Man sagt, dies sei das russische Meisterwerk des 20. Jahrhunderts. Während es als Fortsetzungsroman weit nach Bulgakows Tod in einer Moskauer Literaturzeitschrift erschien, sollen die Nummern stets nach wenigen Stunden ausverkauft gewesen sein. Drei Stränge: Erstens wird das Leben in der sowjetischen Bürokratie satirisch und komplex geschildert, zweitens die Geschichte von Jesus und Pontius Pilatus auf eigenartig wahrscheinliche Weise nacherzählt. Drittens geht es immer um die Feigheit: wie widerstehen, wenn man nicht standfest bleibt? Kann man die Handlung, diese irrsinnigen Stränge zusammenfassen? Nein. Also: einfach lesen. (GK)
1967 – Warlam Schalamow: Erzählungen aus Kolyma
In den 1960er Jahren gelang es dem Schriftsteller und ehemaligen Gulag-Häftling Warlam Schalamow (1907–1982), einen Teil seiner Erzählungen aus Kolyma ins Ausland schmuggeln zu lassen, so daß Auszüge Ende der 1960er u.a. in Frankreich und Deutschland erscheinen konnten (in der BRD: Artikel 58. Aufzeichnungen des Häftlings Schalamow). Die Gesamtveröffentlichung dieser Erzählungen (mit entsprechend ernsthafter Übersetzung) begann hierzulande aber erst ab 2009. Mit seinen hart-lakonischen Texten gilt Schalamow heute als einer der wichtigsten Chronisten der Gulag-Verbrechen. Im Gegensatz zu Solschenizyn betont er jedoch, daß die Entmenschlichung durch dieses System bis in die Beziehungen der Häftlinge untereinander und bis in jeden einzelnen reichte. (WM)
1968 – Cormac McCarthy: Draußen im Dunkel – hier bestellen
Verdammnis, Dunkelheit, Schuld: Ein Geschwisterpaar, das im Inzest ein Kind gezeugt hat, irrt durch eine Welt, die man wohl als Wilden Westen bezeichnen könnte. Diese alptraumhafte Geschichte mit ihrer so eigenen Sprache brachte McCarthy (1933–2023) den Ruf ein, der legitime Nachfolger Faulkners zu sein. (WM)
1969 – Kurt Vonnegut: Schlachthof 5 – hier bestellen
1970 – Michel Tournier: Der Erlkönig – hier bestellen
Tourniers Meisterwerk hat den französischen Mechaniker Abel Tiffauges als Protagonisten, der im Zweiten Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft gerät. Tiffauges, ein introvertierter und eigenwilliger Charakter, wird in Ostpreußen von den Nationalsozialisten zwangsrekrutiert, um Kinder für eine militärische Eliteschule zu entführen. Der Roman verknüpft psychologische Tiefe mit historischen und mythologischen Elementen. (EK)
1971 – Bernard Malamud: Die Mieter
1972 – Lydia Tschukowskaja: Untertauchen – hier bestellen
In einem sowjetischen Erholungsheim für Schriftsteller des Jahres 1949: Die Gedanken der Autorin Nina Sergejewna kreisen um ihren Mann, der in ein Lager verschleppt wurde und dessen Erinnerung sie wachhält, während sich die Menschen um sie herum dem Vergessen anheimgeben. Dieser schmale, intensive Roman führt uns auch vor Augen, wie es ist, wenn jedes Wort abgewogen werden muß, wenn das Gegenüber eventuell kein verständnisvoller Zuhörer, sondern ein Feind und Denunziant ist. Lydia Tschukowskaja (1907–1996) war eine langjährige Freundin von Anna Achmatowa und wurde 1974 aus dem sowjetischen Schriftstellerverband ausgeschlossen, weil sie sich für Alexander Solschenizyn eingesetzt hatte. (WM)
1973 – Jean Raspail: Das Heerlager der Heiligen -- hier bestellen
Das ist nach wie vor einer der Bestseller meines Verlags: Raspail sah schon damals das ganze wohlfeile Gerede voraus, das einsetzen würde, setzten sich die Armen und Beladenen der Welt in Marsch auf Europa zu. Bloß: Als sie eintreffen an der Küste Frankreichs, ist von denen, die das “toll” fanden, weit und breit keiner zu sehen – bloß ein paar Hippies, und die werden einfach überrannt. Also: ein rechter Klassiker, von Lichtmesz für uns neu und vollständig übersetzt. Pflicht! (GK)
1974 – Michael Schaara: Gettysburg
1975 – Juri Rytcheu: Wenn die Wale fortziehen – hier bestellen
Die enge Beziehung zu den Walen prägte die Kultur der Tschuktschen über Generationen. Doch mit der Ankunft fremder Einflüsse – Händler, Forscher und später sowjetische Kollektivierung – wird diese Harmonie gestört. Die Wale ziehen fort – der Niedergang der traditionellen Lebensweise beginnt. (EK)
Le Chasseur
"J.R.R. Tolkien - Der Hobbit Worum geht es? Der Hobbit Bilbo Beutlin wird in seiner gemütlichen Höhle aufgestöbert: Er schließt sich Zwergen an, die dem Drachen Smaug einen legendären Schatz abjagen wollen. Mit dabei ist ein Zauberer, man trifft auf Elfen und auf böse Orks und auf uralte Wesen aus der Vorzeit."
Präziser? Bilbo wird nicht "aufgestöbert". Und der Zauberer (der Gandalf heißt), ist nicht nur "dabei"; er führt die Expedition zum Einsamen Berg im Osten an, unter dem der schreckliche Drache Smaug haust und den Goldhort, den er den Zwergen geraubt hat, eifersüchtig hütet. Und wenn man den "Hobbit" in die Liste aufnimmt, dann muss man konsequenterweise Tolkiens Magnus Opus "Der Herr der Ringe" (bestehend aus den drei Büchern "Die Gefährten", "Die zwei Türme" und "Die Rückkehr des Königs") auch aufnehmen.