Weltliteratur – Hundert Romane – 1925 bis 1975

Vor Monaten hatte der SPIEGEL eine Liste der hundert besten deutschen Romane vorgelegt, Jahr für Jahr von 2024 an. Wir hatten diese Liste mit einer eigenen gekontert. Nun zog das Magazin - was nahelag - mit einer Liste der Weltliteratur nach. Das war für uns erneut eine Herausforderung. Man kennt ja seine Russen, Amerikaner, Norweger und Franzosen. Aber kommt man auf hundert?

Ellen Kositza (EK), Götz Kubitschek (GK), Erik Lehnert (EL) und Wiggo Mann (WM) haben zusammengetragen, was sie gelesen haben und empfehlen würden. Das war nicht schwierig, und interessant war für uns, welche Vorlieben sich zeigten.

Hier ist der erste Teil dieser Liste. Was noch lieferbar ist, ist verlinkt. Es sind Schätze dabei.

1925 – F. Scott Fitz­ge­rald: Der gro­ße Gats­byhier bestel­len

Der bekann­tes­te Roman von Fitz­ge­rald (1896 – 1940) spielt in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten zur Zeit der Pro­hi­bi­ti­on. Er schil­dert die Auf­lö­sung der tra­di­tio­nel­len Bin­dun­gen und Tugen­den in Ame­ri­kas Ober­schicht. Der mys­te­riö­se Jay Gats­by sucht nach sei­nem per­sön­li­chen Lebens­glück und wird Opfer eines tra­gi­schen Ver­häng­nis­ses. (EL)

1926 – Isaak Babel: Die Rei­ter­ar­meehier bestel­len

Das Werk basiert auf Babels eige­nen Erfah­run­gen als Kriegs­kor­re­spon­dent wäh­rend des Pol­nisch-Sowje­ti­schen Krie­ges (1919–1921), den er im Dienst der Roten Armee mit­er­leb­te. Die Geschich­ten schil­dern das Leben, die Kämp­fe und die Bru­ta­li­tät die­ser Kosa­ken-Ein­heit aus der Per­spek­ti­ve des Erzäh­lers Lju­tow, eines Intel­lek­tu­el­len, der sich inmit­ten der oft bar­ba­ri­schen Welt der Sol­da­ten fremd fühlt. 1940 wur­de Babel unter Sta­lin hin­ge­rich­tet. (EK)

1927 - Upt­on Sin­clair: Öl!

1928 – Ilf und Petrow: Zwölf Stüh­le

Das sowje­ti­sche Autoren­duo Ilja Ilf (1897–1937) und Jew­ge­ni Petrow (1903–1942) hat zahl­rei­che Sati­ren auf den All­tag der Sowjet­uni­on der 1920er Jah­re ver­faßt, von denen Die zwölf Stüh­le die bekann­tes­te ist. Drei völ­lig ver­schie­de­ne Prot­ago­nis­ten bege­ben sich auf Schatz­su­che und begeg­nen den ver­schie­dens­ten Men­schen. Die Fort­set­zung erschien 1931: Das gol­de­ne Kalb. (EL)

1929 – Wil­liam Faul­k­ner: Schall und Wahn

1930 – Knut Ham­sun: August Welt­um­seg­ler

„Die Bucht ent­wi­ckelt sich.“ Der Vaga­bund und Auf­schnei­der August kommt nach lan­ger Zeit in sei­nen Hei­mat­ort zurück. Mit sei­nen Geschäfts­ideen und Spin­ne­rei­en bringt er die Dorf­ge­mein­schaft ins Wan­ken, Fort­schrift und Gier hal­ten Ein­zug. Teil zwei von Ham­suns (1859–1952) „Landstreicher“-Trilogie. (WM)

1931 – Dashiell Ham­mett: Der glä­ser­ne Schlüs­selhier bestel­len

Eine Cha­rak­ter­stu­die über Loya­li­tät, Moral und die Schat­ten­sei­ten der Poli­tik. Um einen Mord zu decken, kommt es zu wei­te­ren Intri­gen und Macht­spiel­chen. Ham­mett ist einer der Begrün­der des Hard­boi­led-Gen­res. Durch die ers­te Ver­fil­mung (1942) wur­de der Roman erst rich­tig popu­lär. Nüch­tern, hart, lako­nisch. (EK)

1932 – Lou­is-Fer­di­nand Céli­ne: Rei­se ans Ende der Nachthier bestel­len

Habe mich oft gefragt und kei­ne Ant­wort gefun­den, war­um Céli­ne bei uns Rech­ten einen sol­chen Stein im Brett hat. Weiß es auch jetzt nicht, las aber die neue Über­set­zung der Rei­se ans Ende der Nacht vor zwei Jahr­zehn­ten wie ein Süch­ti­ger. Emp­feh­le sie sehr, denn sie ent­hält den gegen die eige­ne Nati­on, ihr Geprä­ge und ihre Kon­ven­tio­nen toben­den Céli­ne kom­plett und in Hoch­form. Die Haupt­fi­gur Bar­da­mu ist der kom­plett aus­ge­flipp­te Anti­held – und so etwas brau­chen wir alle paar Deka­den min­des­tens ein Mal. (GK)

1933 – André Mal­raux: Das Los der Menschen

1934 – Eve­lyn Waugh: Eine Hand­voll Staub - hier bestel­len

Der groß­ar­ti­ge Waugh zeigt hier wie­der die Deka­denz und emo­tio­na­le Lee­re der bri­ti­schen Ober­schicht die­ser Zeit: Gelang­weil­te Ehe­frau nimmt sich einen Lieb­ha­ber. Ihr Mann soll das mit­tel­al­ter­li­che Anwe­sen ver­kau­fen, um ihr eine „Abfin­dung“ zu zah­len. Sti­lis­tisch bril­lant, inhalt­lich scho­nungs­los. (EK)

1935 – Hall­dór Lax­ness: Sein eige­ner Herrhier bestel­len

War mein ers­ter Lax­ness. Man sagt, dies sei das Gegen­stück zu Ham­suns Segen der Erde, weil es die Schol­le weni­ger lobe. Stimmt. Es ist magi­scher Rea­lis­mus, der in den ent­schei­den­den Momen­ten ins Läp­pi­sche auf­ge­löst wird und dadurch etwas vom Brecht­schen Ver­frem­dungs­ef­fekt bekommt: Man steht begos­sen da. Geschil­dert wird das Leben eines Bau­ern, der auf kargs­tem Boden auf Island mit sei­nen Kin­dern und einem blö­den Knecht gegen das Ver­hun­gern ringt. Gran­dio­ses Kapi­tel: wie er sich ver­läuft, fast erfriert und mit Edda-Ver­sen und Göt­ter-Geto­be gegen die Käl­te siegt. (GK)

1936 – Geor­ges Ber­na­nos: Tage­buch eines Land­pfar­rershier bestel­len

Geor­ges Ber­na­nos (1888–1948), zu Leb­zei­ten umstrit­ten und erfolg­reich, hat sein Lebens­the­ma, die Anfäl­lig­keit des Men­schen für die Sün­de, in die­sem Roman in all sei­ner Viel­sei­tig­keit aus­ge­leuch­tet. Ein jun­ger Pfar­rer fin­det kei­nen Zugang zu sei­ner Gemein­de und gerät in einen unauf­lös­ba­ren Wider­spruch zwi­schen Wahr­heit und Leben, der ihn schei­tern läßt. (EL)

1937 – J.R.R. Tol­ki­en: Der Hob­bithier bestel­len

Las ich zwei Mal, hör­te ich als kon­ge­nia­les Hör­spiel fünf Mal, meist im Auto mit den Kin­dern auf lan­ger Fahrt ohne Kositza, die das nicht erträgt. Die Fil­me habe ich nicht gese­hen, nur fünf Minu­ten, das ist Dreck. Wor­um geht es? Der Hob­bit Bil­bo Beut­lin wird in sei­ner gemüt­li­chen Höh­le auf­ge­stö­bert: Er schließt sich Zwer­gen an, die dem Dra­chen Smaug einen legen­dä­ren Schatz abja­gen wol­len. Mit dabei ist ein Zau­be­rer, man trifft auf Elfen und auf böse Orks und auf uralte Wesen aus der Vor­zeit. Es ist nicht mein kind­li­ches Gemüt, das dies mag. Es ist mein Sagen-Herz. (GK)

1938 – Eliza­beth Bowen: Der Tod des Herzens

1939 – Natha­na­el West: Der Tag der Heu­schre­cke – hier bestel­len

Eine bis­si­ge Sati­re auf Hol­ly­wood und die Illu­sio­nen des ame­ri­ka­ni­schen Traums. Los Ange­les in den 1930er Jah­ren, Gro­ße Depres­si­on. Eine Film­pre­mie­re kul­mi­niert gewalt­voll. West (eigent­lich Wein­stein) pran­gert die Ober­fläch­lich­keit und Grau­sam­keit der Film­in­dus­trie an. Eine der Haupt­fi­gu­ren heißt übri­gens Homer Simpson. West, der selbst als Dreh­buch­au­tor in Hol­ly­wood arbei­te­te, starb 1940 bei einem Auto­un­fall, nur ein Jahr nach der Ver­öf­fent­li­chung. (EK)

1940 – Dino Buz­za­ti: Die Tata­ren­wüs­tehier bestel­len

Einer wird auf das Fort hoch in den Ber­gen ver­setzt, auf einen Außen­pos­ten, der das Land von jener dro­hen­den Gefahr abschirmt, die aus der Tata­ren­wüs­te dräut. Bloß: Auch nach Jah­ren hoh­len, maß­los stren­gen Regle­ments und Diens­tes ist noch immer kein hal­ber Feind in Sicht gera­ten, und das Leben zieht vor­bei. Kann man immer nur bereit­ste­hen, in Form sein, Wache hal­ten, ohne daß je etwas geschieht – und mehr: ohne daß der Sinn des Aus­har­rens ersicht­lich blie­be? Die­ses Buch ist ein Gleich­nis, oder? (GK)

1941 – Rex War­ner: Der Flug­platz

1942 – C.S. Lewis: Dienst­an­wei­sung für einen Unterteufel

1943 – Wil­liam Somer­set Maug­ham: Auf Mes­sers Schnei­dehier bestel­len 

ALLE Roma­ne von Somer­set Maug­ham sind lesens­wert! Hier geht es um den jun­gen Lar­ry, der nach den trau­ma­ti­schen Erleb­nis­sen als Pilot im Ers­ten Welt­krieg nicht mehr ins zivi­le Leben zurück­fin­det. Sein Weg führt ihn zuletzt nach Indi­en, wo er spi­ri­tu­el­le Erleuch­tung fin­det. Iro­nisch und gespickt mit fei­nem Humor. (EK)

1944 – Cur­zio Mala­par­te: Kaputt

Der Krieg an der Ost­front, in den grells­ten Far­ben geschil­dert von einem dan­dy­haf­ten Jour­na­lis­ten, dem all die Grau­sam­kei­ten, der Par­ti­sa­nen­kampf und die Besat­zungs­macht, wie ein gro­ßes Thea­ter erschei­nen. Cur­zio Mala­par­te (1898–1957), dem es ideo­lo­gisch nie extrem genug sein konn­te, hat die­sen Toten­tanz wirk­lich erlebt und dar­aus einen atem­be­rau­ben­den Tat­sa­chen­ro­man gemacht, bei dem nie ganz klar ist, wo die Gren­ze zwi­schen Fik­ti­on und Rea­li­tät ver­läuft. (EL)

1945 – Ivo And­ric: Die Brü­cke über die Dri­nahier bestel­len

Naja, also wer die ers­ten sech­zig Sei­ten die­ses unbe­ding­ten Klas­si­kers nicht ein­ge­brannt im Gedächt­nis behält, ist kein Leser: Denn auf ihnen wird gepfählt, und das ist so ent­setz­lich beschrie­ben, daß man davon träumt, sehr schlecht natür­lich. Ansons­ten: Das ist ein rei­ches Buch, vol­ler Legen­den und his­to­ri­schen Erzäh­lun­gen über die von den Tür­ken errich­te­te Brü­cke, die in Visegrad Ser­bi­en und Bos­ni­en mit­ein­an­der ver­bin­det. And­ric schil­dert den Ser­ben­auf­stand gegen die osma­ni­sche Besat­zung und berich­tet wei­ter bis in die Zeit der Habs­bur­ger. Dazwi­schen: Hexen und Nixen, Suff und Tod. Wer dort­hin reist, muß das Buch lesen, am bes­ten auf der Fahrt. (GK)

1946 – Astrid Lind­gren: Wir Kin­der von Bul­ler­bühier bestel­len

Ja, ein rei­nes Kin­der­buch. Aber was für eines! Es gab Jah­re, da wur­de der Astrid-Lind­gren-Preis aus­ge­setzt, weil es ein­fach kei­ne adäqua­te Lite­ra­tur gab, die die­sem Vor­bild gerecht wur­de. Eine Kind­heit ohne Bul­ler­bü, ohne Las­se, Bos­se, Ole und Mia wäre defi­ni­tiv eine ärme­re. (EK)

1947 – Vla­di­mir Nabo­kov: Das Bas­tard­zei­chen

1948 – Antoine de Saint-Exupé­ry: Die Stadt in der Wüs­tehier bestel­len

Ob Antoine de Saint-Exupé­ry (1900–1944) mit sei­ner Maschi­ne abge­schos­sen wur­de, ver­un­glück­te oder sich das Leben nahm, ist bis heu­te nicht abschlie­ßend geklärt. Im Nach­laß des Autors des Klei­nen Prin­zen fand sich das umfang­rei­che, aber unvoll­ende­te Manu­skript. Die Stadt in der Wüs­te steht für die See­le des Men­schen, den Kern des­sen, was das Mensch­sein aus­macht. Das Buch ist eine tage­buch­ar­ti­ge, immer wie­der anset­zen­de phi­lo­so­phi­sche Suche nach dem Weg dort­hin. (EL)

1949 - Albert Wass: Gebt mir mei­ne Ber­ge zurück!

Jörg Sei­del über­setz­te die­se auto­bio­gra­phisch gefärb­te Geschich­te eines jun­gen sie­ben­bür­gi­schen Ungarn für die Roman-Rei­he, die bei Antai­os erscheint. Auch die 2. Auf­la­ge ist ver­grif­fen, kein Wun­der: Was als zar­te Lie­bes­ge­schich­te beginnt und in ein gro­ßes Glück mün­den könn­te, wird durch Natio­na­lis­mus und Krieg zer­stört. Sie­ben­bür­gen wur­de nach 1918 rumä­nisch, 1941 wie­der unga­risch, nach der Nie­der­la­ge gegen die Sowjet­uni­on aber wie­der rumä­nisch. Grau­sam­kei­ten, Feig­heit, Treue, Tod, Kame­rad­schaft, ein Weg nach Wes­ten, der den Ver­lust der Hei­mat bedeu­tet. Wass ist jedem Ungarn ein Begriff – in Deutsch­land hat Antai­os einen Anfang gesetzt. (GK)

1950 – Geor­ges Orwell: 1984 hier bestel­len

Die Ver­ein­nah­mung des dys­to­pi­schen Klas­si­kers von Geor­ge Orwell (1903–1950) kennt kei­ne Gren­zen, selbst Robert Habeck hat sich zuletzt dar­an ver­sucht. Dabei setzt die Geschich­te des Win­s­ton Smith, der in einem tota­len Über­wa­chungs­staat auf­be­gehrt und nach Gehirn­wä­sche und Selbst­kri­tik zum glück­li­chen Her­den­tier wird, nicht zwin­gend eine Dik­ta­tur vor­aus. In der tota­li­tä­ren Demo­kra­tie geht das genau­so gut, nur etwas sub­ti­ler und weni­ger schmerz­haft. (EL)

1951 – J.D. Salin­ger: Der Fän­ger im Rog­genhier bestel­len

Der 16-jäh­ri­ge Hol­den Caul­field, Sohn eines rei­chen Anwalts, ist wie­der­holt von der Schu­le geflo­gen. Er ist ein zyni­scher, des­il­lu­sio­nier­ter Typ, der die Welt der Erwach­se­nen als “ver­lo­gen” (pho­ny) emp­fin­det. Er sehnt sich nach Unschuld und Echt­heit, die er vor allem in sei­ner klei­nen Schwes­ter und in der Erin­ne­rung an sei­nen ver­stor­be­nen Bru­der sieht. Der Titel des Buches bezieht sich auf Hol­dens Fan­ta­sie, ein “Fän­ger im Rog­gen­feld” zu sein, das an eine stei­le Klip­pe grenzt – einer, der her­um­tol­len­de Kin­der davon abhält, die Unschuld ihrer Kind­heit zu ver­lie­ren, indem er sie vor dem Sturz in das kor­rup­te Welt­ge­sche­hen bewahrt. Derb und gran­di­os. (EK)

1952 – John Stein­beck: Jen­seits von Eden – hier bestel­len

Die Geschich­te von Kain und Abel, vom Bru­der­mord und der Fra­ge nach dem Bösen – das ist die Grund­la­ge die­ses gran­dio­sen Romans über einen Vater, sei­ne ver­wor­fe­ne Frau und ihre Zwil­lin­ge, von denen der eine der Arg­lo­se, der ande­re der Ver­schla­ge­ne ist. Wie lebt es sich “jen­seits von Eden”, also dort, wo im Schwei­ße des Ange­sichts geackert wer­den muß und man ein­an­der etwas antut, obwohl man es nicht will? Nicht “Du sollst”, nicht “Du wirst”, son­dern “Du kannst” ein ande­res Leben füh­ren: Das ist der Adel des Men­schen. Pflicht­lek­tü­re, will ich mei­nen. (GK)

1953 – Samu­el Beckett: Watt – hier bestel­len

1954 – Wil­liam Gol­ding: Herr der Flie­gen – hier bestel­len

Die Geschich­te zwei­er Jun­gen­sgrup­pen, die auf einer ein­sa­men Insel stran­den, ist eine Varia­ti­on der pes­si­mis­ti­schen For­mel, daß der Mensch des Men­schen Wolf sei. Wil­liam Gol­ding (1911–1993) geht es dabei nicht um die poli­ti­sche Ver­führ­bar­keit der Mas­sen, son­dern um die Fra­ge, wie halt­bar kul­tu­rel­le Prä­gun­gen sind, wenn die Auto­ri­tät fehlt. (EL)

1955 – Gra­ham Gree­ne: Der stil­le Ame­ri­ka­nerhier bestel­len

Die Geschich­te wird aus der Per­spek­ti­ve von Tho­mas Fow­ler erzählt, einem zyni­schen bri­ti­schen Jour­na­lis­ten, der in Sai­gon lebt. Fow­ler hat sich mit den Rea­li­tä­ten des Krie­ges arran­giert und führt ein Leben zwi­schen beruf­li­cher Distanz und einer Bezie­hung mit der jun­gen Viet­na­me­sin Phuong. Sei­ne Rou­ti­ne wird durch die Ankunft von Alden Pyle gestört, einem jun­gen, idea­lis­ti­schen Ame­ri­ka­ner, der für eine huma­ni­tä­re Orga­ni­sa­ti­on arbei­tet – zumin­dest offi­zi­ell. (EK)

1956 – Flan­nery O’Connor: Ein guter Mensch ist schwer zu finden

Kein Roman, son­dern eine Samm­lung von Kurz­ge­schich­ten von der US-ame­ri­ka­ni­schen Meis­te­rin der Kurz­form (1925–1964). Har­ter, abgrün­di­ger, ver­stö­ren­der Stoff. Süd­staa­ten natür­lich. (WM)

1957 – Jack Kerouac: On the Roadhier bestel­len

Die Rei­se geht quer durch Nord­ame­ri­ka, die Prot­ago­nis­ten sind stän­dig unter­wegs und benut­zen dabei so ziem­lich jedes Ver­kehrs­mit­tel, das sie wei­ter­bringt. Jack Kerouac (1922–1969) schuf mit die­sem Buch das Mani­fest der soge­nann­ten Beat Gene­ra­ti­on. Für den euro­päi­schen Leser sind die Stre­cken beein­dru­ckend, die dar­in zurück­ge­legt wer­den. Je nach Nei­gung wird der Leser fin­den, daß sich das Buch im Unter­wegs­sein erschöpft, oder ob es eine dar­über hin­aus­ge­hen­de Weis­heit ent­hält. (EL)

1958 – Giu­sep­pe Toma­si di Lam­pe­du­sa: Der Leo­pardhier bestel­len

Das ist eines jener Bücher, das man sich vor­le­sen las­sen soll­te, Kapi­tel für Kapi­tel, wäh­rend man nach Wein und einem Ziga­ril­lo sucht und die Ret­tung des Vater­lands auf den nächs­ten Mor­gen ver­schiebt. Gari­bal­di ist auf Sizi­li­en gelan­det, die beweg­li­che Jugend hängt ihm an, die Stan­des­herr­schaft der Alten wird nicht nur von ihnen bei­sei­te geräumt, son­dern auch von Neu­rei­chen, die bes­ser wirt­schaf­ten kön­nen und gro­ße Stü­cke aus dem Besitz der Macht bre­chen. Volks­ver­rä­ter Merz soll das Buch neu­lich geschenkt bekom­men und nicht gele­sen haben. Macht nichts. Dumm zu ster­ben, das ist eine Lebens­ent­schei­dung. Wir lesen’s. (GK)

1959 – Gabri­el Gar­cia Már­quez: Der Oberst hat nie­mand, der ihm schreibthier bestel­len

Der Prot­ago­nist ist ein alter Oberst, ein Vete­ran der Revo­lu­ti­on, der seit Jahr­zehn­ten auf eine Pen­si­on war­tet, die ihm von der Regie­rung ver­spro­chen wur­de, aber nie kommt. Der Oberst klam­mert sich an die Hoff­nung, daß sein Kampf­hahn gewin­nen und ihnen Geld brin­gen wür­de, wäh­rend sei­ne Frau prag­ma­ti­scher denkt und ihn drängt, das Tier zu ver­kau­fen, um zu über­le­ben. Der Roman zeigt den Kon­flikt zwi­schen Stolz und Not, zwi­schen Illu­si­on und Rea­li­tät. Der Oberst bleibt ein Sym­bol für die ver­ges­se­nen Hel­den, die von einer kor­rup­ten und gleich­gül­ti­gen Büro­kra­tie im Stich gelas­sen wer­den. (EK)

1960 – Italo Cal­vi­no: Der Baron auf den Bäu­menhier bestel­len

1961 - Sta­nis­law Lem: Sola­ris – hier bestel­len

Einer der Klas­si­ker des Gen­res Sci­ence Fic­tion: Der Pla­net Sola­ris ist von einem Oze­an bedeckt, der sich als intel­li­gen­tes Wesen ent­puppt. Er erschafft Kopien von Men­schen, indem er auf Erin­ne­rungs­bruch­stü­cke zurück­greift, und zwar vor allem auf sol­che, die an schuld­haf­tes Ver­hal­ten rüh­ren. Kel­vin, Besat­zungs­mit­glied der For­schungs­sta­ti­on auf Sola­ris, sieht sich mit sei­ner vor Jah­ren ver­stor­be­nen Freun­din Har­vey kon­fron­tiert … Es gibt eine Hör­fas­sung, die ist stark. Ver­filmt wur­de es drei Mal. Vor allem soll­te man lesen, denn die Spra­che ist eigen­tüm­lich. (GK)

1962 – Alex­an­der Sol­sche­ni­zyn: Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch

Es war eine Sen­sa­ti­on, als die­ser Roman 1962 in der Mos­kau­er Zeit­schrift Nowy Mir erschien. Anhand eines ein­fa­chen Häft­lings, von Beruf Zim­mer­mann, wird der All­tag in einem Gulag geschil­dert – die bru­ta­len Lebens­be­din­gun­gen, die Straf­ar­beit, das Wach­per­so­nal. Trotz die­ser Umstän­de ver­liert der Prot­ago­nist nicht sei­ne Mensch­lich­keit. Sol­sche­ni­zyns (1918–2008) Lei­dens­ge­nos­se War­lam Scha­la­mow sah das durch­aus anders (sie­he 1967). (WM)

1963 – Yukio Mishi­ma: Der Held der Seehier bestel­len

Für den drei­zehn­jäh­ri­gen Noboru ist die Erwach­se­nen­welt heuch­le­risch und sen­ti­men­tal. Nur der See­mann Ryu­ji stellt eine Aus­nah­me dar. Fas­zi­niert ver­göt­tert der vater­lo­se Noboru den Mann vom Meer und prahlt vor sei­nen Freun­den mit dem Lieb­ha­ber sei­ner Mut­ter. Als er jedoch erfährt, dass sich Ryu­ji gegen das Leben auf See und für die Ehe mit Nobo­rus Mut­ter ent­schei­det, fühlt der Jun­ge sich ver­ra­ten und beginnt, sein eins­ti­ges Idol immer mehr zu ver­ach­ten. (EK)

1964 – Kenzabu­ro Oe: Eine per­sön­li­che Erfahrung

1965 – Saul Bel­low: Her­zoghier bestel­len

Der Nobel­preis­trä­ger Saul Bel­low (1915–2005) hat vie­le gute Bücher geschrie­ben. Das hier ist eins sei­ner bes­ten: Der jüdi­sche Intel­lek­tu­el­le Moses Her­zog befin­det sich in einer tie­fen Lebens­kri­se, zieht Bilanz und blickt auf die ver­schie­de­nen geis­ti­gen und gesell­schaft­li­chen Strö­mun­gen sei­ner Zeit, sar­kas­tisch und tief­sin­nig. Phil­ip Roth für Erwach­se­ne. (WM)

1966 – Michail Bul­ga­kow: Der Meis­ter und Mar­ga­ri­tahier bestel­len

Man sagt, dies sei das rus­si­sche Meis­ter­werk des 20. Jahr­hun­derts. Wäh­rend es als Fort­set­zungs­ro­man weit nach Bul­ga­kows Tod in einer Mos­kau­er Lite­ra­tur­zeit­schrift erschien, sol­len die Num­mern stets nach weni­gen Stun­den aus­ver­kauft gewe­sen sein. Drei Strän­ge: Ers­tens wird das Leben in der sowje­ti­schen Büro­kra­tie sati­risch und kom­plex geschil­dert, zwei­tens die Geschich­te von Jesus und Pon­ti­us Pila­tus auf eigen­ar­tig wahr­schein­li­che Wei­se nach­er­zählt. Drit­tens geht es immer um die Feig­heit: wie wider­ste­hen, wenn man nicht stand­fest bleibt? Kann man die Hand­lung, die­se irr­sin­ni­gen Strän­ge zusam­men­fas­sen? Nein. Also: ein­fach lesen. (GK)

1967 – War­lam Scha­la­mow: Erzäh­lun­gen aus Kolyma

In den 1960er Jah­ren gelang es dem Schrift­stel­ler und ehe­ma­li­gen Gulag-Häft­ling War­lam Scha­la­mow (1907–1982), einen Teil sei­ner Erzäh­lun­gen aus Koly­ma ins Aus­land schmug­geln zu las­sen, so daß Aus­zü­ge Ende der 1960er u.a. in Frank­reich und Deutsch­land erschei­nen konn­ten (in der BRD: Arti­kel 58. Auf­zeich­nun­gen des Häft­lings Scha­la­mow). Die Gesamt­ver­öf­fent­li­chung die­ser Erzäh­lun­gen (mit ent­spre­chend ernst­haf­ter Über­set­zung) begann hier­zu­lan­de aber erst ab 2009. Mit sei­nen hart-lako­ni­schen Tex­ten gilt Scha­la­mow heu­te als einer der wich­tigs­ten Chro­nis­ten der Gulag-Ver­bre­chen. Im Gegen­satz zu Sol­sche­ni­zyn betont er jedoch, daß die Ent­mensch­li­chung durch die­ses Sys­tem bis in die Bezie­hun­gen der Häft­lin­ge unter­ein­an­der und bis in jeden ein­zel­nen reich­te. (WM)

1968 – Cor­mac McCar­thy: Drau­ßen im Dun­kelhier bestel­len

Ver­damm­nis, Dun­kel­heit, Schuld: Ein Geschwis­ter­paar, das im Inzest ein Kind gezeugt hat, irrt durch eine Welt, die man wohl als Wil­den Wes­ten bezeich­nen könn­te. Die­se alp­traum­haf­te Geschich­te mit ihrer so eige­nen Spra­che brach­te McCar­thy (1933–2023) den Ruf ein, der legi­ti­me Nach­fol­ger Faul­k­ners zu sein. (WM)

1969 – Kurt Von­ne­gut: Schlacht­hof 5 – hier bestel­len

1970 – Michel Tour­nier: Der Erl­kö­nighier bestel­len

Tour­niers Meis­ter­werk hat den fran­zö­si­schen Mecha­ni­ker Abel Tif­f­au­ges als Prot­ago­nis­ten, der im Zwei­ten Welt­krieg in deut­sche Kriegs­ge­fan­gen­schaft gerät. Tif­f­au­ges, ein intro­ver­tier­ter und eigen­wil­li­ger Cha­rak­ter, wird in Ost­preu­ßen von den Natio­nal­so­zia­lis­ten zwangs­re­kru­tiert, um Kin­der für eine mili­tä­ri­sche Eli­te­schu­le zu ent­füh­ren. Der Roman ver­knüpft psy­cho­lo­gi­sche Tie­fe mit his­to­ri­schen und mytho­lo­gi­schen Ele­men­ten. (EK)

1971 – Ber­nard Mala­mud: Die Mie­ter

1972 – Lydia Tschu­kows­ka­ja: Unter­tau­chen – hier bestel­len

In einem sowje­ti­schen Erho­lungs­heim für Schrift­stel­ler des Jah­res 1949: Die Gedan­ken der Autorin Nina Ser­ge­jew­na krei­sen um ihren Mann, der in ein Lager ver­schleppt wur­de und des­sen Erin­ne­rung sie wach­hält, wäh­rend sich die Men­schen um sie her­um dem Ver­ges­sen anheim­ge­ben. Die­ser schma­le, inten­si­ve Roman führt uns auch vor Augen, wie es ist, wenn jedes Wort abge­wo­gen wer­den muß, wenn das Gegen­über even­tu­ell kein ver­ständ­nis­vol­ler Zuhö­rer, son­dern ein Feind und Denun­zi­ant ist. Lydia Tschu­kows­ka­ja (1907–1996) war eine lang­jäh­ri­ge Freun­din von Anna Ach­ma­towa und wur­de 1974 aus dem sowje­ti­schen Schrift­stel­ler­ver­band aus­ge­schlos­sen, weil sie sich für Alex­an­der Sol­sche­ni­zyn ein­ge­setzt hat­te. (WM)

1973 – Jean Ras­pail: Das Heer­la­ger der Hei­li­gen -- hier bestel­len

Das ist nach wie vor einer der Best­sel­ler mei­nes Ver­lags: Ras­pail sah schon damals das gan­ze wohl­fei­le Gere­de vor­aus, das ein­set­zen wür­de, setz­ten sich die Armen und Bela­de­nen der Welt in Marsch auf Euro­pa zu. Bloß: Als sie ein­tref­fen an der Küs­te Frank­reichs, ist von denen, die das “toll” fan­den, weit und breit kei­ner zu sehen – bloß ein paar Hip­pies, und die wer­den ein­fach über­rannt. Also: ein rech­ter Klas­si­ker, von Licht­mesz für uns neu und voll­stän­dig über­setzt. Pflicht! (GK)

1974 – Micha­el Schaara: Get­tysburg

1975 – Juri Ryt­cheu: Wenn die Wale fort­zie­hen hier bestellen

Die enge Bezie­hung zu den Walen präg­te die Kul­tur der Tschuk­tschen über Gene­ra­tio­nen. Doch mit der Ankunft frem­der Ein­flüs­se – Händ­ler, For­scher und spä­ter sowje­ti­sche Kol­lek­ti­vie­rung – wird die­se Har­mo­nie gestört. Die Wale zie­hen fort – der Nie­der­gang der tra­di­tio­nel­len Lebens­wei­se beginnt. (EK)

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Kommentare (42)

Le Chasseur

10. April 2025 16:46

"J.R.R. Tolkien - Der Hobbit Worum geht es? Der Hobbit Bilbo Beutlin wird in seiner gemütlichen Höhle aufgestöbert: Er schließt sich Zwergen an, die dem Drachen Smaug einen legendären Schatz abjagen wollen. Mit dabei ist ein Zauberer, man trifft auf Elfen und auf böse Orks und auf uralte Wesen aus der Vorzeit."
Präziser? Bilbo wird nicht "aufgestöbert". Und der Zauberer (der Gandalf heißt), ist nicht nur "dabei"; er führt die Expedition zum Einsamen Berg im Osten an, unter dem der schreckliche Drache Smaug haust und den Goldhort, den er den Zwergen geraubt hat, eifersüchtig hütet. Und wenn man den "Hobbit" in die Liste aufnimmt, dann muss man konsequenterweise Tolkiens Magnus Opus "Der Herr der Ringe" (bestehend aus den drei Büchern "Die Gefährten", "Die zwei Türme" und "Die Rückkehr des Königs") auch aufnehmen.

Diogenes

10. April 2025 18:15

1961 - Stanislaw Lem / Solaris: Zu Lem kann man vor seinem Hintergrund stehen wie man will, aber schmalle Zukunftsfiktionsromane wie "Der Unbesiegbare" oder breitere, wie "Solaris", hatten mich vor allem wegen einer Sache fasziniert und das hatte weniger mit den Technikbeschreibungen als mit dem Unfassbaren zu tun (mit der Frage: kann ein irdisches Hirn wirklich eine Perspektive einnehmen, die nicht von dieser Welt ist?). Am Ende von "Der Unbesiegbare" formen die beweglichen Kleinmaschinen - die in der "Kalten Evolution" (wie Lem es nennt) sich gegen die riesigen, aber unbeweglichen Stadtmaschinen durchsetzen -  ein menschliches Gesicht vor dem Protagonisten. Warum? Das bleibt offen. Hat mich aber irgendwie an die Szene auf M. Endes "Die Unendliche Geschichte" erinnert (in dieser bunten Wüste, wo sich auch ein Gesicht aus Kleinstwesenheiten formt). Zu Solaris: Das Unfassbare waren die Strukturen die der "Planetenozean" formte und die Telepathie-Erzeugnisse welche die Stationsbewohner im Orbit beschäftigten. Warum diese Gebilde das Planetenbewusstsein (so nenne ich es mal) formte, bleibt offen. Wer weiß schon warum ein "Stiefel" mit "Ameisen" spricht oder ob dies "Sprechen" nur eine Missdeutung seitens der "Ameise" ist?  

Diogenes

10. April 2025 18:19

@Le Chasseur: Wenn wir schon dabei sind, dann muss aber "Das Silmarillion" als Entstehungsgeschichte "Arda" (also der Tolkien-Welt) auch dabei sein.

RMH

10. April 2025 18:23

"Und wenn man den "Hobbit" in die Liste aufnimmt, dann muss man konsequenterweise Tolkiens Magnus Opus "Der Herr der Ringe"... auch aufnehmen." @LeChasseur, das von ihnen am Bsp Tolkien genannte Problem ist doch immanent bei solchen Listen. Viele der genannten Autoren haben weitere, herausragende Werke (siehe auch der Hinweis von EK bei W.S. Maugham. Von dem finde ich bspw. "Der Magier" sehr gut), manche, je nach Geschmack, evtl. noch besser als das, was man in der Liste findet (bspw. Mishima, aber Problem analog Tolkien: Tetralogie, was pickt man raus?!). Ich persönlich hätte Tolkien überhaupt nicht in eine Liste mit einem Einzelwerk berücksichtigt, aber wenn es eine Liste mit den 100 wichtigsten Autoren des 20 Jhdts gibt, dann wäre Tolkien bei mir auf jeden Fall dabei. Und der einzige, der es mit fast nur einem Buch auch (m.M.n. zu Recht) in die ewigen Jagdgründe solcher Listen schafft, ist J.D. Salinger. Sein "Der Fänger im Roggen" war ja quasi ein "One-Hit-Wonder", welches es ihm ermöglichte, danach F.Y. zur Welt zu sagen & sich zurückzuziehen (ich warte darauf, ob im Nachlass jetzt tatsächlich noch weitere, veröffentlichbare Werke gefunden werden, oder ob das nur ein Mythos war. Sein Sohn scheint wohl daran zu arbeiten).

Rautenklause

10. April 2025 19:16

1/2
Darf man ergänzen?
1) Sergiusz Piasecki: "Der Geliebte der großen Bärin."
Der Schmuggler und Zuchthäusler Piasecki beschreibt seine Abenteuer im polnisch-sowjetischen Grenzland um 1921 zur Zeit des polnischen Aufstands unter Führung Pilsudskis ... mit einem trunkenen Romanbeginn:
Wir lebten wie die Könige. Den Wodka soffen wir gläserweise. Herrliche Mädchen liebten uns. Wir schritten über goldenen Boden. Wir zahlten mit Gold, zahlten mit Silber, zahlten mit Dollars. Wir zahlten für alles, für den Wodka und für die Musik. Liebe vergalten wir mit Liebe und Haß mit Haß ...
2) Włodzimierz Odojewski: "Katharina: Oder, Alles verwehen wird der Schnee"
Ein irremachender Roman um zwei Vettern, die dieselbe Frau lieben: Katharina, deren Mann in Katyn von den Russen ermordet wurde. Die feindlichen Vettern treibt es 1943 im sich in Partisanenkämpfen zerfleischenden Polen in die Wälder und Sümpfe, wo sie sich rivalisierenden Banden anschließen. Ihre abenteuerliche Geschichte, in der sich das Auseinanderbrechen alter Sozialstrukturen ebenso spiegelt wie die allgemeine Brutalisierung, endet beinahe apokalyptisch. Die heranrollenden russischen Panzer im Rücken, umzingelt von ukrainischen Banden, vor sich die deutschen Truppen auf dem Rückzug, schlägt sich der eine der beiden nach einer letzten Begegnung zu den polnischen Partisanen durch; gegen wen sie kämpfen werden, bleibt offen. 
 

Rautenklause

10. April 2025 19:17

2/2
"Dieser Roman, der in Polen nicht erscheinen konnte und französisch bei du Seuil sowie in einer polnischen Emigrantenausgabe in Paris publiziert wurde, »hält den Vergleich mit den Meisterwerken der slawischen Literatur aus« (La Croix, Paris). Für den Haß und die Zerstörung macht Odojewski, der seine Gestalten nicht an ihrer Nationalität, sondern an der Wahrheit mißt, Umstände jenseits unserer Kontrolle verantwortlich. Er läßt uns erleben, was von polnischen und russischen Historikern noch immer totgeschwiegen wird: das Drama eines Brudermords aus unserer jüngsten Geschichte."
Das Werk wurde bei Zsolnay wohl (so findet man es im Netz beschrieben) nur unvollständig übersetzt herausgegeben - wäre das nicht ein Buchprojekt wert?
 

Laurenz

10. April 2025 21:34

Ich habe hier eigentlich nichts verloren. Allerdings würden mich eine oder 2 Buchbeschreibungen schon reizen, wie zB Warlam Schalamow: Erzählungen aus Kolyma. Allerdings ist meine Kapazität Leid literarisch zu ertragen in diesem Leben irgendwann erschöpft. Anders als @Le Chasseur sehe ich keinen Zwang dem Hobbit den H.d.Ringe hinzuzufügen, auch wenn es in letzter Konsequenz der Ring war, der Bilbo Beutlin aufgestöbert hat. Der H.d.Ringe ist ein Buch für Erwachsene. Ist es zu privat zu erfahren, was EK an Hobbit-Hörbüchern nicht ertragen kann? Für das Jahr 1937 wären mir auch 2 Alternativen eingefallen. C.S. Forester mit dem I. Buch der Hornblower-Serie (The Happy Return/Der Kapitän) mit dem Er quasi das militär-historische Genre erfand. Mit Foresters Einfluß an klassischer Bildung kam Ihm wohl kein Nachahmer gleich. Desweiteren erschien 1937 Agatha Christies Krimi "Der Tod auf dem Nil". Bei Krimis ist es halt blöd, daß man irgendwann den Mörder kennt. Beide Autoren sind eher Deutsch-feindlich, was nur zu deutlich bezeigt, daß auch Angehörige der Bildungsschicht, geo-politische Sachverhalte völlig falsch einschätzen können, auch eine Art von Dekadenz, nicht nur in Deutschland, sondern noch gravierender in Britannien.

Gracchus

10. April 2025 21:38

Zu vorherigen Liste möchte ich unbedingt noch loswerden: Nachdem ich seit Anfang diesen Jahres fast nur Sachen vom ihm gelesen habe, finde ich schade, dass er auf der Liste nicht einmal aufgetaucht. Ein derart vielseitiges, experimentelles und zugleich wirklichkeitssattes Werk sucht man sonstwo vergeblich. Für mich mittlerweile zu einem der größten Autoren überhaupt geworden. Gemeint ist: Alfred Döblin. 

Gracchus

10. April 2025 21:54

Zu hiesiger Liste: Fitzgerald, Babel: groß! 1927 hätte man da nicht, wenn es nach dem Zeitpunkt der Veröffentlichung geht, den letzten Band von Prousts recherche nehmen können? Celine habe ich gerade angefangen: Stark! Di Lampedusa liegt auch ganz oben auf meinem Turm. Von Bassani, der Lampedusas Roman entdeckt hatte, hätte m. E. noch etwas auf die Liste gemusst. Ebenso zwei Werke, die Marquez überaus geschätzt hat: Juan Rulfo: Pedro Paramo - das muss man gelesen haben!!! Dann Merce Rodereda: Der Garten überm Meer. Ich hätte auch noch Onetti:  Leichensammler. Und was von Duras.
Auch fehlt mein Leib- und Magenbuch: Der Kinogeher von Walker Percy (1961). Habe ich schon fünfmal gelesen. Man kann aber auch den Nachfolger nehmen: The Last Gentlemen.
 
 

Le Chasseur

10. April 2025 23:15

@Diogenes
"Wenn wir schon dabei sind, dann muss aber "Das Silmarillion" als Entstehungsgeschichte "Arda" (also der Tolkien-Welt) auch dabei sein."
Naja, vom literarischen Gesichtspunkt her ist "Der Herr der Ringe" schon das deutlich bessere Buch als "Das Silmarillion". Warum Götz Kubitschek dem "Hobbit" den Vorzug vor HdR gibt, weiß ich nicht. HdR ist natürlich viel ausschweifender als der "Hobbit". Ich liebe beide Bücher, sehe sie aber eigentlich als eine, große Geschichte an (wobei der "Hobbit" natürlich noch den Ton des Kinderbuchs hat, von dem sich der HdR deutlich unterscheidet).
@RMH
"aber wenn es eine Liste mit den 100 wichtigsten Autoren des 20 Jhdts gibt, dann wäre Tolkien bei mir auf jeden Fall dabei"
Die britischen Leser wählten Tolkien zum "Author of the Century".

Le Chasseur

10. April 2025 23:38

@Laurenz"Ist es zu privat zu erfahren, was EK an Hobbit-Hörbüchern nicht ertragen kann?"
Kubitschek spricht, glaube ich, von dem HörSPIEL aus dem Jahr 1980 , das tatsächlich genial ist. Vom Herrn der Ringe gibt es ebenfalls eine sehr gute Hörspiel-Umsetzung .
 

RMH

11. April 2025 08:56

Eigentlich hätte die Überschrift auf einer rechten Internetseite, nachdem es bereits eine Liste zur deutschsprachigen Literatur gab, zu dem Beitrag selbstbewusst wie folgt lauten müssen:
"Literatur - Rest der Welt – Hundert Romane – 1925 bis 1975."
Die deutschsprachige Literatur machte gerade im 20 Jhdt einen großen Teil der Weltliteratur aus, daher muss eine Liste, die sich "Weltliteratur" nennt, eigentlich deutschsprachige Literatur enthalten, außer, wie geschehen.

H. M. Richter

11. April 2025 09:10

Fünf Stichproben. Fünf Übereinstimmungen.
 
Erinnerungen, Lesestationen, Lebensphasen.
 
Danke dafür und für das Weitertragen.
 
Oder, um es mit Grillparzer zu sagen:
 
Will unsere Zeit mich bestreiten, ich lasse es ruhig geschehn.
Ich komme aus anderen Zeiten und hoffe in andre zu gehn.

Adler und Drache

11. April 2025 09:31

Schade, dass nicht zu jedem Buch ein paar Zeilen Kommentar aufgeführt sind ... Das ist ja auch schon wieder eine Literaturform.
Ansonsten ist das meiste ziemlich düster und krass. Etwas Erhebendes, Lichtes, Apollinisches hat das 20. Jahrhundert anscheinend nicht hervorgebracht, sondern immer nur Schauen und Stürzen in Abgründe, Waten, Wühlen und Ersticken im Morast. Ich ertrage davon immer nur ein gewissen Maß, und je älter ich werde, desto geringer wird es. Es vermag mich kaum noch zu verlocken.
Ich meine, dazu bräuchte es mal ein Gegenprogramm, denn das hat sich gar nicht geändert. Auch wir Rechten sind so gepolt - immer auf dem Kreuzweg, "no hope", "no future". Wir können nicht mitreißen durch die Kraft einer strahlenden Vision. 
"Widerstand" - wäre das nicht zuerst Widerstand, gegen das Gefälle? Das Emporschwingen in ein lichteres Reich? 
 
 
 

RMH

11. April 2025 09:55

"Ansonsten ist das meiste ziemlich düster und krass. Etwas Erhebendes, Lichtes, Apollinisches hat das 20. Jahrhundert anscheinend nicht hervorgebracht, sondern immer nur Schauen und Stürzen in Abgründe, Waten, Wühlen und Ersticken im Morast."
@Adler u Drache: Beim hier vorgeführten Zeitraum 1925 bis 1975 stecken den meisten Autoren eben oft gleich 2 Weltkriege noch im Nacken (das Appolinische endete 1914 erst einmal). Auch wenn es nicht "Appolinisch" ist, so finde ich den in der Liste genannten Kerouac duchaus positiv ausstrahlend. Auch wenn er eben fast schon ein bisschen dt "Weltschmerz" mit sich trägt, sind seine Bücher doch auch ein Stück weit geprägt von der Begeisterung, als junge Generation, die den WK überlebt hat, jetzt eventuell ein bisschen anders leben zu wollen, als davor und von einer z.T. - aus heutiger Sicht - anrührend naiven Offenheit für Neues. Das Kerouac ein Stück weit den Hippie-Buddha-Kram auch schon singt, kann seine katholisch-franco-kanadischen Wurzeln, seinen Konservativismus, nicht überdecken. Für mich ist Kerouac ohnehin einer der Autoren, die man den linken ein zu einem großen Teil entreißen kann. Orwell bspw - ein Linker! - ist doch heute schon komplett rechts besetzt, oder?

Karl Otto

11. April 2025 11:09

"Manhattan Transfer" von John dos Passos (1925) sollte auf jeden Fall dabei sein, für mich einer der besten Romane überhaupt, sowohl vom Inhalt als auch von der literarischen Form her.
"Ulysses" von James Joyce ist 1920 erschienen, gehörte aber ansonsten mit auf die Liste.

Laurenz

11. April 2025 12:18

@Adler & Drache ... ist das meiste ziemlich düster und kraß ... Das hat mit der moralisch christlich-linken Grundhaltung der Neuzeit von Autoren & Lesern zu tun. Noch im 17. Jahrhundert investierten Nonnenklöster (eher heidnisch) in Kaperschiffe, um die Musels zu berauben, was als völlig legitim angesehen wurde, heute undenkbar. Moral muß man sich leisten können, ein Unterschied, der auch noch heute stattfindet. In Israel werden Messerstecher sofort erschossen & damit dieses Problem kostengünstig gelöst. Bei uns sind Polizisten, die schießen, immer in Gefahr wegen Totschlags verklagt zu werden.

ofeliaa

11. April 2025 14:03

Vielleicht das? Vielleicht das? https://www.youtube.com/watch?v=waOChlhT2Ek
Ich las den kleinen Hobbit damals im Zug und musste die ganze Zeit lachen. Ich empfand das Buch als so phenomenal, heiter und amüsant und wirklich ganz anders als es mich der Titel hatte vermuten lassen. Natürlich auch alle Bücher von Lindgren, die ich in die Finger bekommen konnte, gelesen. Ich denke ich habe da die bekannten und die unbekannteren gleichermassen gelesen. Auch meine Brüder waren arg von Astrid Lindgren beeinflusst. Ich denke, wenn es um Kinder- und Jugendliteratur geht, kenne ich immer noch am meisten, denn damals war ich regelrecht süchtig nach Lesen.
Diese hier veröffentlichte Liste finde ich mal wieder unglaublich gut!

ofeliaa

11. April 2025 14:05

Falls der Link nicht funktioniert hatte: https://www.youtube.com/watch?v=waOChlhT2Ek
Vielleicht ist ja das dieses Hörspiel.

Le Chasseur

11. April 2025 16:05

@ofeliaa
Ja, das ist das Hörspiel.

Diogenes

11. April 2025 16:25

@Le Chasseur: Nun, darüber streite ich auch gar nicht, denn so wie Sie schreiben kann man beide Werke nicht vergleichen. Wer sich aber für mythologische Geschichten an sich interessiert; wie das Licht auf die Welt kam, usw., der wird darin fündig werden. All die Dinge die in HdR oder im Hobbit sind, wie sie sind, nahmen ihren Anfang in dieser Entstehungsgeschichte. Für Leute wie mich, die immer direkt zur Quelle einer Sache oder Dinges vordringen wollen um dann dessen Wirkungen nachvollziehen zu können, lohnt sich der Einblick in diese Art von Unterhaltungsliteratur.
 
@Ofeliaa: Mir ist eigentlich nur in bleibender Erinnerung aus meiner Kinderzeit "Ronja Räubertochter" von Lindgren geblieben. Aber das liegt vielleicht einfach am germanischen Hintergrundrauschen (die Naturverbundenheit) in der Geschichte, ähnliche wie bei Tolkien auch. Kennen Sie noch das Wolfslied? Wenn Sie mal nicht in den Schlafen finden können: https://www.youtube.com/watch?v=KTmatjyd4KM ("WOLFSLIED - Nordisches Schlaflied - Vargsången")

Gracchus

11. April 2025 19:44

@Laurenz: Wie kommen Sie denn auf "linke christliche Moral der Neuzeit" - drei Unverträglichkeiten in einem - , wenn Sie keins der genannten Bücher gelesen haben. Dass es in vielen "düster und krass" @Adler und Drache zugeht, liegt am literarischen Realismus, an den Schrecken des 20. Jhd. und an der "transzendenten Obdachlosigkeit" (G. Lukcasz) der modernen Gesellschaft, womöglich auch an den Stimmungslagen der Autoren oder auch an einer erhöhten Sensibilität. 
Tolkiens HdR zählt auch zu meinen Lieblingsbüchern - u. a. deshalb weil es Licht und Hoffnung verbreitet, dass das Gute siegt. Dies konnte Tolkien nur glaubhaft schildern, weil er tiefgläubig war und ausserdem eher einer mittelalterlichen Moral und Tradition schöpfte.

Gracchus

11. April 2025 19:56

Zu den Autoren, die sich öffentlich irgendwie religiös bekannten, gehörten  beispielsweise Flannery O'Connor und Bernanos. Beide beschreiben sehr düstere Welten, aber m. E. mit Hoffnungs- und Gnadenschimmern. Bei den ungläubigen Autoren ist die Welt eher hoffnungs- und sinnlos, eben: nihilistisch. 
Der von mir genannte Walker Percy ist zum Katholizismus konvertiert. "Der Kinogeher" ist gemischt, aber durchgehend heiter-ironisch und stimmungsaufhellend und herzstärkend (trotz aller Unbill); im Grunde befindet sich der Held Bix auf einer Gralssuche. 

Gracchus

11. April 2025 19:57

@RMH: richtig, Weltliteratur. 
Salinger hat aber noch nach dem "Fänger" weitergeschrieben, Franny und Zoey, was mir sogar besser gefällt, und noch Kurzgeschichten. 

RMH

11. April 2025 21:53

"Salinger hat aber noch nach dem "Fänger" weitergeschrieben, Franny und Zoey, was mir sogar besser gefällt, und noch Kurzgeschichten." 
@Gracchus, richtig, aber "Der Fänger" ist sein einziger, zu Lebzeiten veröffentlichte Roman. Die Liste widmet sich ja Romanen.
Deine Meinung zu Döblin teile ich zu 100%, habe ihn hier im Forum auch immer gerne erwähnt.
@Adler u Drache "Schade, dass nicht zu jedem Buch ein paar Zeilen Kommentar aufgeführt sind ..." Zu einigen der nicht kommentieren Werke gibt es aber Beiträge und Rezensionen in den Heften der Sezession. Auf Vonnegut bin ich bspw erst durch die Sezession gestoßen, vermutlich durch diesen Beitrag (seltsam, dass mir das unbekannt war, habe in den 80er/90er Jahren viel zu solchen Themen gelesen, aber das wohl übersehen):
https://sezession.de/18150/luftkrieg-und-literatur

Laurenz

11. April 2025 22:01

@Gracchus @L. ... linke christliche Moral der Neuzeit" - drei Verträglichkeiten in einem ... worin unterscheidet sich denn der "der literarische Realismus an den Schrecken des 20. Jhd." von dem anderer Jahrhunderte? Das ist doch, mit Verlaub, völlig lächerlich. Die Sterbe- & Verlustquoten des 20. Jahrhunderts. waren bis auf Indien im Vergleich gering, wenn man mit dem 30jährigen Krieg, Cäsars Feldzug in Gallien, etc. vergleicht. Da wird literarisch auch nichts beschönigt, bis auf die militärischen Mißerfolge Cäsars & anderer Despoten, wie zB Karl d.G. durch Einhard. Es gab zu Cäsars Zeiten keine moralische Hemmung Opfer zu verursachen oder nicht zu benennen. Sie könnten Ihr historisches Bewußtsein durchaus mal in die richtigen Relationen bringen, Gracchus. Das fällt entschieden leichter, wenn Sie die Zeit nicht in Jahreszahlen, sondern Generationen bemessen.

Gracchus

12. April 2025 00:57

@Laurenz: Ich kann Ihnen nicht folgen, wenn Sie Bücher, die Sie nicht gelesen haben, krass und düster nennen, weil deren Autoren einer angeblich einer linken christlichen Moral der Neuzeit folgten. Die Werke, um die es geht, sind nunmal im 20. Jhd. entstanden und tragen daher - naheliegend - den Stempel ihrer Zeit; und wenn man diese krass und düster nennt, heißt das nicht, dass es das vorher nicht gab. Die beiden Weltkriege hatten durchaus eine neue Qualität. In Generationen gedacht kumulieren sich die Traumata in späteren Generationen; diese haben frühere, "ererbte", aber auch neue zu tragen. Der literarische Realismus ist im 19. Jhd aufgekommen. Die Neuzeit ist eine Abkehr vom (mittelalterlichen) Christentum. Was Sie mit linker Moral meinen, nennt man wohl Humanismus. 

Adler und Drache

12. April 2025 17:46

@Le Chausseur
@Laurenz"Ist es zu privat zu erfahren, was EK an Hobbit-Hörbüchern nicht ertragen kann?"Kubitschek spricht, glaube ich, von dem HörSPIEL aus dem Jahr 1980 , das tatsächlich genial ist. Vom Herrn der Ringe gibt es ebenfalls eine sehr gute Hörspiel-Umsetzung .
Es soll tatsächlich Menschen geben, die mit dem "Herrn der Ringe" einfach nichts anfangen können, weder als Roman, noch als Film, noch als Hörspiel. Ich gehöre übrigens auch dazu.

Laurenz

12. April 2025 20:38

@Gracchus @L. ... ich war es gar nicht, der diese Bücher kraß & düster nannte. Trotz Abkehr vom Christentum, werden alle Europäischen Kinder links-christlich sozialisiert.

Laurenz

12. April 2025 23:27

@Adler & Drache @L. ... Mir ergeht es wie GK, das Sagehafte ist bei Tolkien gut in Szene gesetzt. Der Unterschied zwischen Tolkien & Seinen Vorbildern ist, daß es bei Tolkien Gut & Böse gibt, etwas unnatürlich. In Wirklichkeit gibt es aus subjektiver Sicht nur günstig & ungünstig.

Carsten Lucke

13. April 2025 00:32

@ Adler und Drache
'Es soll tatsächlich Menschen geben, die mit dem "Herrn der Ringe" einfach nichts anfangen können, weder als Roman, noch als Film, noch als Hörspiel. Ich gehöre übrigens auch dazu.'
Danke ! Endlich eines Menschen Wort !

Diogenes

13. April 2025 01:44

@Laurenz: Tatsächlich erzeugen harmonische Klänge Ordnungen und disharmonische Missklänge Chaos nicht nur im Geist sondern auch in Formen (Stichworte: Kymatik & A. Lauterwasser). Wir sind im Grunde Reiter auf Wellen/Schwingungen auf denen das Universum vom Kleinsten bis ins Höchste und vom Feinsten bis ins Gröbste aufbaut. Die einen taugen halt nur zur Zerstörung als Agenten des Chaos was in Tolkiens Geschichte "Melkor" ist, der die Schöpfung als Perversion nachäfft. 
 

Laurenz

13. April 2025 10:39

@Diogenes @L. ... Lauterwasser mußte ich erst nachschlagen, um mich wieder an ihn erinnern zu können. Sie verchristlichen hier wieder extrem links, verfälschen die natürliche Ordnung. Keine Harmonie ohne Disharmonie. Sie bedingen sich. Lauterwasser tut, im Gegensatz zu Ihnen, auch nichts anderes, als natürliche Ordnungen darzustellen. Auch die Disharmonie ist Teil von Lauterwassers Schöpfung. Was Lauterwasser unterschlägt, ist die tatsächliche Wirkung der Frequenz, die Er nur sichtbar macht, aber nicht wirklich erklärt. Ich empfehle Ihnen, Sich mehr mit Tontechnik zu beschäftigen. Hier ein kleiner Einblick. https://youtu.be/o4bZJ0eGDh8 Tiefe Frequenzen hören wir nicht gut, sie sind aber mächtig & fressen fast den gesamten Pegel auf. Auch das ist ein Teil der natürlichen Ordnung. In kurzer Zeit der Menschheitsgeschichte wurde unsere Welt extrem laut. Luther lebte noch in einer viel leiseren Welt & man erbaute ganze Kathedralen, um mehr laute Macht zu installieren.

Adler und Drache

13. April 2025 13:06

@ Carsten Lucke
Ich staune, wie viele Freunde Tolkien auch hier hat!
@ Laurenz
Bei Buch wie Film orientiere ich mich vorrangig am dramatischen Spannungsbogen, alles andere ist für mich Beiwerk.  

Le Chasseur

13. April 2025 15:07

@Adler und Drache"Ich staune, wie viele Freunde Tolkien auch hier hat!"
Durch Tolkien wurde ich gewissermaßen politisiert. Nach der Lektüre seiner Biographie und der von Carpenter herausgegebenen "Briefe" wurde mir als damals Achtzehnjährigen klar, dass ich ein Konservativer bin. Irgendwer hat Tolkien mal als Vertreter der "folkloristischen Rechten" bezeichnet, zu der bspw. auch Hamsun, F.G. Jünger oder Wiechert gehören.

Diogenes

13. April 2025 15:16

@Laurenz: "... Sie verchristlichen hier wieder extrem links, ..." - Das kann überhaupt nicht "links" oder "christlich" oder sonst für eine Interpretation des irdischen Hirns sein, weil Welle und Schwingung auf denen das Universum vibriert (siehe auch Atomkerne/Teilchenphysik) Ihre politisch-religiöse Einordnung dessen gleichgültig ist. Sie können Chaos und Zerstörung gut/günstig finden bzw. in dessen Gunst sein - das ist ihre subjektive Sichtweise - aber objektiv geht dadurch etwas kaputt, wird halbiert oder krank gemacht; daher die Diabolik im Wortsinne von Dinge "durcheinanderwerfen" und "Ungleichgewichte" schaffen. "Was möglich ist, das soll man auch machen." Das scheint mir Ihre Logik aus "Keine Harmonie ohne Disharmonie." zu sein? Nur weil Zerstörung und Chaos aus Disharmonie entstehen sind Sie aber genauso wenig  wie die Umvolkung/Überfremdung unseres Volkes als begrüßenswerten Zustand zu dulden. 

Adler und Drache

13. April 2025 18:15

@ Le Chausseur
Mir war auch schon klar, dass Tolkien reaktionär ist, bevor ich selbst reaktionär wurde - bis heute finde ich das höchst kurios, weil er ohne die Fangemeinde der Hippies (die er wiederum verabscheute) rezeptionsgeschichtlich höchstwahrscheinlich eine Fußnote geblieben wäre. Er hat sich eine "dicke Bertha" gebaut und sie auf die Moderne abgefeuert. Ich weiß trotzdem nicht, was ich damit anfangen sollte. Je nun. 
 

Laurenz

13. April 2025 19:33

@Diogenes @L. ... Lesen Sie doch mal Ihren eigenen Beitrag. Ich verwechsle gar nichts. Es existiert weder göttlicher noch ein natürlicher Existenzanspruch. Ob Deutsch oder nicht, ist dem Universum völlig egal. Nur wir bestimmen, ob wir sind oder nicht.

Gracchus

13. April 2025 23:26

@Laurenz: Keine Ahnung, was Sie unter linkschristlich verstehen. Wagners Parsifal? Heinrich Böll?
M. E. ist das Geniale an HdR, dass er Einblicke in das gewährt, was die Kelten "Anderswelt" nannten. Das tun alle echten Mythen und Sagen. Tolkien hat das für unsere Zeit aktualisiert, womöglich war es ihm nicht bewusst, weil mit dem kirchlichen Glauben seinerzeit nicht vereinbar. Insoweit ist es nicht verwunderlich, dass die Hippies mit ihrer New-Age-Spiritualität darauf abfuhren, womit ich HdR nicht der widerlichen New Age-Spiritualität zuordne; beide reagieren aber auf ähnliche Sehnsüchte. 
@Le Chasseur
Deshalb wundert es mich, dass viele Linke HdR-Fans sind. Müsste das nicht kognitive Dissonanz auslösen? Es deutet für mich darauf hin, dass viele der Mainstream-Linken konservative Sehnsüchte in sich tragen, die sie sich nicht eingestehen.

Le Chasseur

14. April 2025 09:02

@Gracchus
"Deshalb wundert es mich, dass viele Linke HdR-Fans sind. Müsste das nicht kognitive Dissonanz auslösen?"
Ich finde das gar nicht so überraschend. Da gibt es schließlich das utopische, vorindustrielle Auenland, wo alle glücklich und zufrieden im Einklang mit der Natur leben. Und dann gibt es das Böse, gegen das sich alle Völker von Mittelerde vereinigen. Und die großen Helden sind am Ende nicht irgendwelche Feldherren oder Könige, sondern zwei kleine Halblinge. Und zwar nicht dadurch, dass sie Gewalt anwenden, sondern dass sie auf Macht verzichten. Und in Sauron lässt sich viel hineininterpretieren: die einen sehen in ihm eine Analogie auf den Kommunismus oder den Nationalsozialismus, aber heutzutage kann man das alles überwachende, niemals schlafende Auge auch als Analogie auf den digitalen Überwachungskapitalismus auffassen.

FraAimerich

14. April 2025 10:09

@Gracchus - "Kognitive Dissonanz" fällt einem stets zunächst bei anderen auf. Das ist wie mit denjenigen Rechten, die den Kapitalismus unverbrüchlich ins Herz geschlossen haben, um anschließend die Gründe dafür, daß der Westen "aus der Balance" gekommen ist, bei "Linken" oder gar im berüchtigten "Kulturmarxismus" oder dem vermeintlichen "Siegeszug" der 68er zu verorten. Dabei sieht man auch geflissentlich darüber hinweg, was diese Entwicklung deutlich forciert hat - nämlich der Zusammenbruch der SU und der Old-School-Linken, das "Ende der Geschichte", der Eintritt in die Hochphase des globalisierten Finanzkapitalismus zur Sicherung der neuen Märkte.
Die Neigung der uns verbliebenen, den Kapitalismus nicht mehr "überwinden" sondern "reiten" und "melken" wollenden "Mainstream-Linken" zu Tolkien hat vielleicht schlicht mit Romantik und dem Glauben an die Möglichkeit einer "guten Herrschaft" ("Unsere Demokratie!") gegen das übermächtig scheinende "Böse" zu tun. Das ist schließlich die herrschende Ideologie der Zeit: die freiwillige Unterwerfung unter Autoritäten, die es "gut" mit uns einfachen Hobbitsen meinen - und zum Kampf/Krieg gegen Finsternisse, Saurons und Orks aller Art anleiten, mit dem man sich identifiziert. Darum gibt es auch kaum noch echte Systemkritik, allenfalls Genörgel von wegen "zu langsam", "zu wenig" oder eben "die tun nur so als ob". 

RMH

14. April 2025 10:33

@Linke sind HdR-Fans. Wie @LeC. schon richtig ausführte, ist das weniger überraschend, als es scheint. Linke, solange sie nicht marxistisch-leninistisch geschult sind, eint mit Neurechten (damit meine ich nicht die neue Rechte heutiger Zeit, sondern Rechte nach den Altrechten der Restauration nach 1789) & Konservativen, das Unbehagen an der Massen-, Industrie-, Konsumgesellschaft. Sind sind in diesem Punkte beide Reaktionär & haben hier Schnittpunkte. Wenn ich oben Kerouac & die Beat-Generation anempfohlen habe, dann genau aus diesem Grund. Hier ist die Schnittmenge noch ziemlich unverfälscht. Daher auch meine häufige Empfehlung auf diesen Seiten, Horkheimer/Adornos "Dialektik d Aufklärung" zu lesen, denn das, was die beiden zur Kulturindustrie schreiben, zeigt sich deutlich an der Genese Beat-G zu Counter-Culture zu Hippie, wobei letzteres dann die kulturindust. Ausbeutungsstufe der Vorgänger darstellt bzw. abschließt. Wir Sezessionsleser wissen es schon lange: Die neue Rechte hat auch hier ihre Wurzeln, die 68er sind Teil der neurechten Genese, ebenso wie die Urgrünen. Solche Anfangs recht amorphen Bewegungen gliedern sich im Laufe immer auf, meistens in links & rechts & der Esoteriker wiederum weiß, dass es eben den linken & den rechten Pfad gibt. HdR ist konservativ, aber eben basis-konservativ-rechts & damit attraktiv auch für Linke.

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