80 Jahre Kriegsende – ein Gespräch mit Björn Höcke

SEZESSION: Herr Höcke, Sie haben zum achtzigsten Jahrestag der deutschen Kapitulation vom 8. Mai 1945 eine zugleich nachdenkliche und bestimmte Stellungnahme veröffentlicht. Was drängte Sie dazu?

BJÖRN HÖCKE: Die­ses Datum ist eine his­to­ri­sche Zäsur für unser Land, viel­leicht die bedeu­tends­te. Die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ist in ihrem insti­tu­tio­nel­len Geprä­ge und auch in ihrer gegen­wär­tig gegen das eige­ne Volk, gegen den Rechts­staat, gegen den Frie­den und gegen die Demo­kra­tie gerich­te­ten Poli­tik ohne die­se Zäsur nicht zu verstehen.

SEZESSION: Ihre über Social media ver­brei­te­te Stel­lung­nah­me ist mit einem Bild illus­triert, das, so schrei­ben Sie, „nicht Hiro­shi­ma nach dem Atom­bom­ben­ab­wurf“ zeigt, „son­dern das kriegs­zer­stör­te Königs­berg in den 1950er Jah­ren“. Wie­so haben Sie die­se zer­stör­te Stadt gewählt?

HÖCKE: War­um Königs­berg? Das Bild ist scho­ckie­rend, nicht wahr? Man sieht, von den Rui­nen der alten Bör­se und dem Dom abge­se­hen, prak­tisch nur noch lee­re Flächen.

Die Alt­stadt ist pla­niert, aus­ra­diert. Sie konn­te auch nicht mehr wie­der­erste­hen, denn man hat­te mit den Deut­schen die Trä­ger die­ser Kul­tur voll­stän­dig ver­trie­ben oder umgebracht.

Man muß es so sagen: Ost­deutsch­land starb 1945. Die eth­ni­schen Säu­be­run­gen führ­ten zum Abbruch einer über 750-jäh­ri­gen Kul­tur­ge­schich­te. Die öst­li­chen Dia­lek­te wer­den mit dem Tod ihrer letz­ten Spre­cher in die­sen Jah­ren für immer ver­lo­ren­ge­hen. Wir dür­fen und soll­ten trau­ern – um das mensch­li­che Leid und den Unter­gang eines Teils unse­rer Kultur.

SEZESSION: Ver­bin­det Sie außer einem his­to­ri­schen Bewußt­sein für das ehe­mals weit nach Osten rei­chen­de Deutsch­land mehr mit die­sen Pro­vin­zen? Immer­hin wur­den rund 14 Mil­lio­nen Deut­sche ver­trie­ben – fast in jeder Fami­lie gibt es Geschich­ten dar­über und aus­ge­ris­se­ne Wur­zeln von dort.

HÖCKE: In der Tat. Königs­berg in Ost­preu­ßen, das ist für mich ein fami­liä­rer Erin­ne­rungs­ort, und die­se Erin­ne­rung ist natür­lich durch den Unter­gang geprägt. Ein Zweig mei­ner Fami­lie stammt von dort, und ich kann mir die Schre­cken des Krie­ges und den Ver­lust der Hei­mat beson­ders gut ver­ge­gen­wär­ti­gen, weil mir dar­über als Kind viel erzählt wur­de oder ich aus Gesprä­chen der Erwach­se­nen viel auf­schnapp­te. Mei­ne Urgroß­el­tern sind in Königs­berg geblie­ben. Sie woll­ten die Hei­mat nicht ver­las­sen und ver­hun­ger­ten dort 1946.

Mein Groß­va­ter hat den Krieg als Sol­dat ver­letzt über­lebt, dar­über hat er nicht viel berich­tet, umso mehr aber vom Auf­bau sei­nes Betrie­bes bei Königs­berg, oder sei­nem Hei­mat­dorf, in dem er auch das aller­ers­te Motor­rad besaß – eine 500er BMW, was damals die größ­te Maschi­ne war. Mei­ne Groß­mutter hin­ge­gen erzähl­te von Flucht und Ver­trei­bung, von der Ver­zweif­lung, die Wil­helm Gustl­off in Goten­ha­fen um weni­ge Stun­den ver­paßt zu haben – was für ein Glück, denn die­ses Schiff wur­de ja ver­senkt, und tau­sen­de Flücht­lin­ge ertranken.

Ich hör­te Erzäh­lun­gen von einer Mut­ter, die tage­lang ihren erfro­re­nen Säug­ling mit sich her­um­trug und immer wie­der wie wahn­sin­nig schrie, von Köp­fen, die nach Tref­fern durch Bord­ka­no­nen von Tief­flie­gern auseinanderplatzten.

Wer star­ke Ner­ven hat, kann die Augen­zeu­gen­be­rich­te in der Doku­men­ta­ti­on Die Ver­trei­bung der deut­schen Bevöl­ke­rung aus den Gebie­ten öst­lich der Oder-Nei­ße, her­aus­ge­ge­ben vom ehe­ma­li­gen Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ver­trie­be­ne, Flücht­lin­ge und Kriegs­be­schä­dig­te lesen. Die zu Tode ver­ge­wal­tig­ten Mäd­chen und Frau­en, die an Scheu­nen­to­re gena­gel­ten Alten, die kopf­über an Stra­ßen­la­ter­nen Auf­ge­häng­ten und von unter ihnen ent­fach­ten Feu­ern lang­sam Gerös­te­ten – man kann das kaum lesen, nicht am Stück, viel­leicht ab und an eini­ge Sei­ten, denn es über­steigt die Vorstellungskraft.

SEZESSION: Haben die­se Berich­te, haben die­se Fami­li­en­er­in­ne­run­gen Sie poli­ti­siert? Die Ver­trie­be­nen­ver­bän­de waren ja ein Macht­fak­tor und als Ver­tre­ter der­je­ni­gen, die alles ver­lo­ren hat­ten, poli­tisch stark aufgeladen.

HÖCKE: Natür­lich, ich „träum­te“ mich oft nach Ost­preu­ßen, ver­such­te aus den Erzäh­lun­gen mei­ner Groß­el­tern abge­lei­te­te Bil­der von die­sem ver­lo­re­nen Land vor mein geis­ti­ges Auge zu zie­hen. Auch kann ich mich gut an eine Prunk­kar­te von Ost­preu­ßen erin­nern, die im Haus mei­ner Groß­el­tern hing. Ich stand oft vor ihr. Ein­mal frag­te ich mei­nen Groß­va­ter, ob wir die­ses Land nicht ein­mal besu­chen könn­ten. Er ant­wor­te­te mir nur knapp: Nein, Björn, das kön­nen wir nicht, denn die­ses Land gibt es nicht mehr. Den Schmerz über den Ver­lust der Hei­mat hat mir mein Groß­va­ter, der sonst ein „star­ker Mann“ war, nie deut­li­cher vermittelt.

Ich beglei­te­te mei­ne Groß­el­tern auch eini­ge Male auf die regel­mä­ßig statt­fin­den­den Ver­trie­ben­en­tref­fen der Lands­mann­schaft Ost­preu­ßen. Zehn­tau­sen­de Men­schen kamen dort damals zusam­men. Die Res­te von Dorf­ge­mein­schaf­ten fei­er­ten ein Wie­der­se­hen. Und ja, Ver­tre­ter von CDU und SPD ver­such­ten, sich in Gruß­wor­ten als Anwäl­te der Ver­trie­be­nen, die ein gro­ßes Wäh­ler­kli­en­tel dar­stell­ten, in Sze­ne zu setzen.

SEZESSION: Ange­sichts die­ser Geschich­te kann nicht davon die Rede sein, Deutsch­land sei durch die Alli­ier­ten befreit wor­den. Wir sind viel­mehr die Besieg­ten von 1945. In Ihrer Stel­lung­nah­me schrei­ben Sie der Debat­te um die rich­ti­ge Deu­tung der Zäsur jedoch kei­nen hohen Stel­len­wert mehr zu. Hat die Fra­ge, ob wir befreit oder besiegt wor­den sind, kei­ne zen­tra­le Bedeu­tung mehr für Ihr Geschichtsbild?

HÖCKE: Es mag Sie über­ra­schen: In Anbe­tracht der Gegen­warts­la­ge unse­res Lan­des ist die Dis­kus­si­on dar­über, ob die Deut­schen 1945 besiegt oder befreit wor­den sind, nicht mehr wichtig.

SEZESSION: Das über­rascht mich in der Tat. Es hängt ja eine gan­ze geschichts­po­li­ti­sche Aus­rich­tung an der Ant­wort auf die­se Fra­ge. Wer befreit wur­de, ist auch his­to­risch wider­legt, nicht nur mili­tä­risch besiegt.

HÖCKE: Unse­re jet­zi­ge, wirk­lich exis­ten­ti­el­le Not­la­ge rela­ti­viert die Bedeu­tung geschichts­po­li­ti­scher Aus­ein­an­der­set­zun­gen, und zwar sogar dann, wenn die Geschich­te gegen uns Deut­sche und inner­halb Deutsch­lands gegen einen rech­ten Poli­tik­an­satz instru­men­ta­li­siert wor­den ist und wird.

Die Fra­ge ist: Will man als ein­zel­ner Deut­scher und als deut­sches Volk noch um Iden­ti­tät und Zukunft kämp­fen und bei­des selbst bestim­men – oder will man es nicht? Die­se poli­ti­sche Gret­chen­fra­ge muß mit aller zur Ver­fü­gung ste­hen­den Kraft für die Gegen­wart gestellt wer­den – ohne Ablen­kung durch Vergangenheitsfragen.

SEZESSION: Aber noch immer wer­den Debat­ten, har­te poli­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zun­gen, Kon­kur­renz­kämp­fe um För­der­mit­tel und Ein­fluß über Ver­wei­se auf his­to­ri­sche Schuld und mora­li­sche Zweit­klas­sig­keit geführt und gewon­nen. Muß man, um frei für Deutsch­land ein­tre­ten zu kön­nen, nicht doch den natio­nal­be­wuß­ten Blick auf die Ver­gan­gen­heit durchsetzen?

HÖCKE: Acht­zig Jah­re ist das her, acht­zig Jah­re sind ein Men­schen­le­ben. Was bedeu­tet das? Es bedeu­tet, daß die Rele­vanz der Erin­ne­rung an das, was war, abnimmt, denn das Gesche­he­ne ist nicht mehr an Zeit­zeu­gen geknüpft. Fra­gen Sie bit­te wahl­los jun­ge Leu­te, ob sie sich bei der Lösung gegen­wär­ti­ger, gro­ßer, poli­ti­scher Pro­ble­me von dem lei­ten las­sen wer­den, was vor acht­zig Jah­ren war.

Ich blei­be dabei: Die­se Debat­te mag wis­sen­schaft­lich geführt wer­den – wir müs­sen sie nicht mehr füh­ren, um dar­auf ant­wor­ten zu kön­nen, wie es mit Thü­rin­gen und Deutsch­land in unse­rem Sin­ne wei­ter­ge­hen könnte.

SEZESSION: Sie spre­chen nun erneut die Gegen­warts­la­ge Deutsch­lands an, um zu begrün­den, war­um die geschichts­po­li­ti­sche Debat­te um den 8. Mai 1945 nicht mehr wich­tig sei. Kön­nen Sie die­se Lage knapp umreißen?

HÖCKE: Zwei Punk­te, die rei­chen schon hin, um zu ver­deut­li­chen, was ich mei­ne: Ers­tens läßt sich Deutsch­land durch die Poli­tik sei­ner gegen­wär­ti­gen Staats­spit­ze viel­leicht in einen drit­ten gro­ßen Krieg ver­wi­ckeln, und zwar in einen, in dem es einer Atom­macht gegen­über­ste­hen wür­de. Wie mahn­te Ber­tolt Brecht: „Das gro­ße Kar­tha­go führ­te drei Krie­ge. Nach dem ers­ten war es noch mäch­tig. Nach dem zwei­ten war es noch bewohn­bar. Nach dem drit­ten war es nicht mehr auffindbar.“

Zwei­tens: Die Kin­der­lo­sig­keit und der Kin­der­man­gel unse­rer eige­nen Leu­te und die mil­lio­nen­fa­che kul­tur­frem­de Zuwan­de­rung stel­len die Sub­stanz unse­res Vol­kes in Fra­ge. Wie lan­ge wer­den wir noch Herr in unse­rem eige­nen Land sein?

Ich mei­ne die­se Fra­ge ernst: Wir ste­hen mit dem Rücken zur Wand. Jeder his­to­risch gebil­de­te, patrio­tisch gestimm­te und über Legis­la­tu­ren hin­aus­den­ken­de deut­sche Poli­ti­ker muß an der Kor­rek­tur, nein mehr: an der Rich­tungs­än­de­rung die­ser Poli­tik arbeiten.

SEZESSION: Was heißt das kon­kret und war­um ver­knüp­fen Sie die­se For­de­rung mit Ihrer Stel­lung­nah­me zum 8. Mai?

HÖCKE: Für uns Poli­ti­ker ist es mehr denn je not­wen­dig, den Blick nach vor­ne zu rich­ten. Wir müs­sen uns um die Hei­lung der kol­lek­ti­ven see­li­schen Zer­stö­rung unse­res Vol­kes bemü­hen, indem wir jen­seits deut­scher Hybris und deut­scher Unter­wür­fig­keit Maß und Mit­te suchen, fin­den, vor­le­ben und ein­for­dern. Weder DDR- oder BRD-Nost­al­gie noch die musea­le Folk­lo­re alt gewor­de­ner Sie­ger dür­fen unse­re Richt­schnur sein. Was wir benö­ti­gen, ist ein neu­er deut­scher Stand­punkt, der unse­rem Volk und unse­rer Kul­tur eine Zukunft ermöglicht.

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Kommentare (37)

Dr Stoermer

8. Mai 2025 15:24

Es ändert nichts Wesentliches, in einem Entenhofe geboren zu sein, wenn man nur in einem Schwanenei gelegen hat.
Man muss nur irgendwann aufhören, Ente zu sein, sondern werden, wer man ist.
Meine Hochachtung für Herrn Höcke, dessen familiärbedingte Bewusstseinswerdung auch mir vertraut ist. Nur in einem Punkt sehe ich es anders, was jedoch nichts an meiner Verbundenheit ändert: Solange drinnen wie draußen die „Enten‑Folklore“ den geistigen Rahmen unserer Existenz bestimmt, bleibt sie Gegenwart, kein Museumsstück. Und was Gegenwart ist, behält Bedeutung.
Es muss doch einen Weg geben, denen, die in allen ihren Hauptstädten auf den Straßen den Siegerententanz aufführen, klar zu machen, dass wir alle Schwäne sind, und einer jeden Seite Not genutzt wurde und wird, um alle vormals gottgefälligen Völker zu verenten.

RMH

8. Mai 2025 15:58

"Die Kinderlosigkeit und der Kindermangel unserer eigenen Leute und die millionenfache kulturfremde Zuwanderung stellen die Substanz unseres Volkes in Frage. Wie lange werden wir noch Herr in unserem eigenen Land sein?" Dieser Satz neben "Will man als einzelner Deutscher und als deutsches Volk noch um Identität und Zukunft kämpfen und beides selbst bestimmen"
werden ihm jetzt sicher um die Ohren gehauen & fleißige Mitschreiber werden diese Sätze als Beleg, für einen Verstoß gegen die Menschwürde in die Beweisführung einbauen. Da die "substantielle" Mehrheit das auch für richtig hält bzw. dagegen nichts hat, brauchen wir auch keinen Krieg mit einer Atommacht (in Bezug auf RUS übertreibt m.M.n. Höcke bzw. ordnet die Fakten z.T. falsch ein), um so zu enden wie Karthago. Die Erben & Nachfahren Karthagos finden übrigens in bemerkenswerter Zahl in D eine Heimat. Evtl. sollten wir nach Tunesien auswandern?  
PS: Bis auf das Thema RUS bin ich bei B.H. (& auch hier habe ich keine 100% konträre Haltung zu ihm, da sehe ich auch große Überschneidungen), mir fehlt aktuell aber der Optimismus, um seine Gretchenfrage dahingehend zu beantworten, dass eine "substantielle" Mehrheit überhaupt noch ein dt Staatsvolk mit dt Substanz haben will.

Ernestine

8. Mai 2025 16:15

Meine Großeltern und meine Mutter stammten aus Ostpreußen, was innerhalb der Familie aber nur am Rande Thema war. 
Vor einigen Jahren begann ich, intensiv Familienforschung zu betreiben. Ich hatte das Glück, dabei auf Erinnerungen von Verwandten aus "Ost und West" zurückgreifen zu können. Daraus ist eine kleine, private Familiengeschichte entstanden. Daneben habe ich während dieser Zeit unzählige Bücher zum Thema Ostpreußen gelesen. 2015 fuhren wir mit unseren beiden Söhnen nach Polen und besuchten dabei auch die Orte, an denen meine Vorfahren gelebt hatten.
Während ich an meiner Familiengeschichte arbeitete, musste ich mit Bedauern feststellen, dass nur ganz wenige Deutsche über das Schicksal der ehemaligen deutschen Ostgebiete Bescheid wissen. Interesse gleich null. 
Meine jahrelange Recherchetätigkeit habe ich auch als eine stellvertretende Verarbeitung der seelischen Wunden empfunden, die uns als Ostpreußen bzw.  als deutschem Volk geschlagen wurden. Ich bin mir sicher: Nur durch die Verarbeitung unserer  kollektiven Traumata, werden wir als deutsches Volk gesunden.  

Maiordomus

8. Mai 2025 16:38

Interessant ist, dass ein Schweizer Landammann, nämlich der von Glarus, bei seiner Ansprache zum Schlachtgedenken von Näfels, in der ersten Aprilwoche 1945, mit Hinweis auf die Massenvergewaltigungen im Osten bereits appellierte, dass mit dem Kriegsende die Bedrohungslage nicht zu Ende, sondern es mit den Kriegsverbrechen weitergehen werde, weil es weiterin eine totalitäte Bedrohung gebe. Das war die damalige, auf den Kalten ev. neuen heissen Krieg vorausweisende Sicht. 
Es muss sachlich und weniger propagandistisch über die Opferzahlen gesprochen werden, selbst wenn es zweifelsfrei Millionen waren. Vgl. die Art, wie die Sowjets ihre Opfer, nicht die sie selber verursachten, sukzessiive von ursprünglich 5 Millionen auf über 20 Mio hochrechneten, was etwa Köppel heute nachbetet.

Valjean72

8. Mai 2025 16:50

Vielen Dank für dieses Gespräch und ebenso für die Veröffentlichung des Gastbeitrages von Dominik Kaufner zu diesem Sachverhalt.
 
Die verlinkte Rede Kaufners im Brandenburger Landtag habe ich mir bestimmt dreimal angehört und auch im Familienkreis via WhatsApp verteilt.
 
Der 8. Mai war keine Befreiung und dies war von den Siegermächten des 2. WK auch gar nicht so vorgesehen. Die Alliierten waren nicht nur (berechtigt) Feinde des Nationalsozialismus, sondern grundsätzlich Feinde eines selbstbestimmten und sich seines selbst bewussten Deutschlands. Und dies hörte auch nicht 1945 auf, auch nicht 1990, sondern gilt bis heute fort.
 
Dies zu erkennen ist mE von existenzieller Bedeutung. Ein wichtiger Schritt dahin ist es, den 8. Mai nicht als Befreiung zu "feiern", mit anbiedernd-unterwürfigen Gesten/Reden gegenüber den damaligen Sieger- und anschliessenden Besatzungsmächten.
 
Jetzt habe ich soeben an den Aussagen Höckes in gewisser Weise vorbei geredet, insofern will ich die Gelegenheit nutzen und ihm meinen grössten Respekt und meine Anerkennung für seinen Einsatz für die AFD, für Thüringen, für Deutschland aussprechen.

Ein gebuertiger Hesse

8. Mai 2025 17:45

Großartiges Interview an diesem Alles-andere-als-Feiertag für uns. Höckes Worte, klar, kühl und den falschen Tönen abhold, tun der Seele wohl.

Mitleser2

8. Mai 2025 17:59

70% haben die Blockparteien gewählt. Mehr muss man zur substantiellen Mehrheit nicht wissen. Selbst wenn einige CDU-Wähler gutwillig geglaubt haben, ihre Partei würde grundsätzlich was ändern wollen. Dies zu sehen, ist leider kein Defätismus. Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Ohne einen größeren wirtschaftlichen Niedergang der breite Kreise trifft, wird sich das Bewusstsein nicht ändern. Dann könnte auch die Frage des Staatsvolks neu gestellt werden. 
(Maximilian Krah vertritt ja gerade einen anderen Weg als der rechte Mainstream. Vielleicht sollten die beiden mal diskutieren im Podcast)

Valjean72

8. Mai 2025 18:11

@Maiordomus: "dass mit dem Kriegsende die Bedrohungslage nicht zu Ende, sondern es mit den Kriegsverbrechen weitergehen werde, weil es weiterin eine totalitäre Bedrohung gebe"
---
 
Auch wenn sich nicht totalitär, sondern demokratisch waren, so hielten die Kriegsverbrechen auch im Westen an.
 
Zustimmung zu Ihrem letzten Satz betreffend Roger Köppel.
 

ilmiocantolibero

8. Mai 2025 18:16

Vielleicht hat Björn Höcke nicht in allem recht, aber er zieht die richtigen Schlüsse daraus. 

Majestyk

8. Mai 2025 18:25

Vielen Dank Herr Höcke für Ihren nachdenklich stimmenden Beitrag auf X und auch für die sehr persönlichen und berührenden Einblicke in diesem Gespräch.
Neben allem was Sie zurecht ansprechen, sind es vor allem die Reaktionen auf Ihren Beitrag die mich betrüben. Wie kann man nicht nur so geschichtsvergessen sein wie manche Leute, sondern zudem so voller Haß, letztlich auf sich selbst und auf bösartige Weise Ihre Worte ins Gegenteil verkehren?. Wie man mit diesen Leuten, die eben gar nicht so selten anzutreffen sind eine hoffnungsfrohe Zukunft gestalten will und ein gutes und friedliches Zusammenleben ist mir schleierhaft. Ich denke ein Volk kann vieles verkraften, aber keinen Selbsthaß und keinen Verlust an Interesse für die eigene Geschichte und Kultur.
@ Maiordomus:
Über die Glaubwürdigkeit der sowjetischen Verlustzahlen gibt es sogar ein gut recherchiertes und informatives Video das man historisch Interessierten empfehlen kann. 

ofeliaa

8. Mai 2025 18:32

Ich hatte den 8. Mai nie präsent, d.h. weder denke ich jährlich an diesen Tag, noch empfinde ich etwas Bestimmtes, wenn ich an diesen Tag denke. Ich vermute, es verschwimmt generell alles. Man lernt so viel über die Schulzeit hinweg und dann kommt das Studium, und selbst wenn die Grosseltern noch leben (was sie väterlicherseits bei mir beide noch tun) - so führt man freilich Gespräche über die Zeit der Vertreibung aus Schlesien und die Grosseltern schildern es, und man hat Respekt, aber man empfindet wenig dabei, und es geht unter in all dem Trubel der Jetztzeit. Es ist eine Vergangenheit, die mich kaum mehr berührt. Natürlich berührt mich aber zum Beispiel ein Brief meines Ururgrossvaters an meine Ururgrossmutter aus dem ersten Weltkrieg, und was er da geschrieben hat. Tragisch, denn er kam nie zurück. Doch die beiden Kriege sind trotzdem nur eine blasse Erinnerung, die nicht einmal meine eigene ist, sondern eben nur die meiner Vorfahren. 

Valjean72

8. Mai 2025 18:45

@Ernestine
Vielen Dank für Ihren Einsatz zur Heilung der seelischen Wunden unseres Volkes. Auch Ihrem Schlusssatz stimme ich vollumfänglich zu.
 
"Ich bin mir sicher: Nur durch die Verarbeitung unserer kollektiven Traumata, werden wir als deutsches Volk gesunden."
 
Allerdings sind sich unsere Feinde darüber auch bewusst und zwar schon lange.

Majestyk

8. Mai 2025 19:17

@ Mitleser2:
Es ist ja nicht nur das Wahl-, sondern auch das Sozialverhalten. Damit meine ich nicht den virtuellen Raum,  sondern all das was ich so täglich erlebe und beobachte. Es sind ja nicht nur bestimmte Dialekte die bald aussterben, sondern ganze Denkweisen, Umgangsformen und vieles mehr. Mag sicher in anderen Regionen etwas besser sein, aber ich frage mich von wem soll der eh schon nicht gerade üppige Nachwuchs denn lernen? Diese menschliche Einöde die in den letzten Jahren entstanden ist dürfte schwerer zu beseitigen sein als Trümmerlandschaften ohne damalige Leistungen herabwürdigen zu wollen. Die Menschen damals waren trotz aller Schrecken vital und lebensfähig, sieht man auch bei zahlreichen Bilddokumenten. Ziemlich viele Leute die mir begegnen sind total kaputt oder innerlich völlig leer.. Das Leben in diesem Land zehrt. Ich war immer ein sehr lebensfroher Mensch und trotz einiger Tiefschläge das was man heute wohl resilient nennt. Aber ich merke an mir selber wie die Batterien immer leerer werden und Zuversicht schwindet. Im Grunde lebt man in Deutschland doch bloß noch neben- und nicht mehr miteinander.

Bernd

8. Mai 2025 19:44

Ich stimme Herrn Höcke von Herzen zu wenn er sagt, der Diskurs um das Kriegsende sei unwichtig geworden. Der deutsche Schuldkomplex gilt zwar immernoch dem politischen Geger als gewichtiges Werkzeug, aber der Blick ins Ausland zeigt die Beliebigkeit des Gegenstandes: was dem Deutschen der Nationalsozialismus, das ist dem Franzosen, Engländer, Niederländer, Spanier, usf die Kolonialvergangenheit. Das ist dem Amerikaner seine vergleichsweise bescheidene Baumwollsklaverei. Wenn der italienischen Linken schon der Hinweis auf die peinlichen Äthiopienabenteuer ihrer Nation genügt, um die ethnische Auflösung zu rechtfertigen, dann würden einem von den Schwefeljahren 33 bis 45 unbefleckten Deutschland die übernervöse Reaktion auf den Hereroaufstand reichen. Warum übrigens müssen die Schweden ganz Afrika und den Orient bei sich aufnehmen? Weil sie mal gemein zu den Lappländern waren? Weil sie dem Teufel Eisenerz verkauft haben? Welche historische Schuld beschert der Schweiz einen Ausländeranteil von 30%? Für Zukunftsfragen ist das alles einerlei. Mit den alten Kamellen lassen sich schlimmstenfalls ein paar Omas Gegen Rechts mobilisieren.

Gracchus

8. Mai 2025 21:01

@RMH: Stimme zu, was die Zitate und die Einschätzung "dt. Volk" angeht. In der Hinsicht droht m. E. derzeit die wenigste Gefahr - also dass Deutsche sich wieder mehr als Volk verstehen -, ich glaube, den meisten Deutschen ist unverständlich oder schnuppe, um was für einen "Volksbegriff" es sich bei der VS-Einstufung überhaupt dreht. 

Gracchus

8. Mai 2025 21:18

Ich stimme Höcke nicht unbedingt zu, dass die Diskussion um den 8. Mai nicht wichtig sei. Vielleicht sollte man sich von starren Alternativen "Befreiung" und "Niederlage" lösen. Der derzeitige Zustand, den Höcke beklagt, hängt m. E. mit der Art des Gedenkens zusammen; solange der Blick derart vergangenheitsfixiert ist - wobei aber auch immer das berühmter Faulkner-Zitat zu bedenken ist -, kann man sich nicht der Gegenwart zuwenden. Auch sollte Platz sein, deutschem Leid offiziell zu gedenken. So, wie es derzeit geschieht (man mag mich korrigieren, da ich nicht alles verfolge), kommt deutsches Leid bei offiziellen Gedenkveranstaltungen nicht vor, was heißt, es zählt nicht - und das setzt sich eben bis in die Gegenwart fort. Auch meine ich, dass man die Art des Gedenkens nicht ein- für allemal festschreiben kann. 

RMH

8. Mai 2025 21:33

@Gracchus,
ja, ich bspw. komme mir so langsam richtig alt vor, wenn man sich einmal erinnert, wie früher mit Begriffen und Themen unbefangen umgegangen wurde, was als selbstverständlich galt und wie gründlich in den letzten 10 Jahren (ging natürlich schon eher los) bei vielen Begriffen "aufgeräumt" wurde und selbstverständliches zum neudeutsch "no go" wurde. 
@Majestyk, und in dieser allgemeinen Sprachpolizei liegt auch einer (von vielen) der Gründe, warum man am Ende doch lieber nebeneinander als miteinander lebt. Miteinander setzt Kommunikation voraus. Diese ist massiv gestört, wenn nicht mehr ein einheitliches Verständnis bei wesentlichen Begriffen besteht.

das kapital

9. Mai 2025 01:57

Der 8. Mai 1945 sei nicht mehr von historischer Wichtigkeit. Schwierig. Von Weizsäcker hat diesen Tag 1985 zum "Tag der Befreiung" hochgejubelt und so die Geschichtsfälschung zum Fundament der historischen Erzählung der dt. Kriegs- und Nachkriegszeit gemacht. Das ist nun seit 40 Jahren in den Köpfen und Herzen vieler Generationen fest verankert und verdrahtet und die historische Wahrheit ist aus den Köpfen wie auch der Gesellschaft ganz und gar verdrängt. Der Umgang mit dem Verlust der Heimat von 14 Millionen aus Ostdeutschland vertriebenen hat nach wie vor eine historische Dimension. Die Vertriebenen waren fast soviele, wie in der DDR mit etwa 16 Millionen Einwohnern lebten. Die Dimension hat das und das historische Gedenken an das echte Ostdeutschland seine Menschen und Gebräuche wird staatlich kaum gepflegt und nahezu ausgelöscht. Was die Rote Armee nicht ausgelöscht hat, vernichtet unser eigenes Land, weil es 8 Jahrhunderte deutschsprachiger Besiedlung Ostmitteleuropas nicht wertschätzt, sondern wegen 12 widerlichen Jahren komplett verleugnet und diffamiert. Weder Deutschland noch Europa wurden 1945 befreit, sondern alles wurde fremder Herrschaft unterworfen.

RMH

9. Mai 2025 07:55

"Von Weizsäcker hat diesen Tag 1985 zum "Tag der Befreiung" hochgejubelt und so die Geschichtsfälschung zum Fundament der historischen Erzählung der dt. Kriegs- und Nachkriegszeit gemacht." @das kapital: Hochgejubelt hat v. W. nichts & aus seiner Rede, die ich hier deshalb auch einmal verlinke, kann m. m. M. nach nicht erkennen, dass er dafür gewesen war, diesen Tag zu einem "Feier"-Tag zu machen, er sagte wörtlich "Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern." So ist es auch heute noch. Weizäcker sagt - & daraus wurde dann ein Mantra gemacht -, dass man das Ende nicht ohne den Anfang denken kann & das eben 40 Jahre später (also nicht direkt damals!) sich der Tag immer klarer & klarer als Tag der Befereiung (von den Nazis!) sehen lässt. Natürlich "relativiert" & "framed" v.W. mit dem Absatz, dass man bei 45 immer an den Anfang denken muss, das Leid der Deutschen, welches am 08.05 begann, aber er nennt es wenigstens noch eindeutig & ohne Zweifel. Aber lest die Rede doch selber noch einmal in Ruhe durch, 40 Jahre später, & urteilt dann ... ich denke, man kann hier unterschiedlicher Meinung sein & ich sehe mich nicht in der Rolle des Verteidigers von v.W., aber eine Rede dieser Qualität wurde im BT in den letzten 40 Jahren eher selten bis zunehmend gar nicht mehr gehalten. Man vergleiche doch nur mit dem, was gestern gesagt wurde.
https://webarchiv.bundestag.de/archive/2007/0525/geschichte/parlhist/dokumente/dok08.html

Laurenz

9. Mai 2025 08:24

Gestern war ich damit beschäftigt, auf der Achse mit meinem Klarnamen 3 unter-aller-Sau-Autoren zu antworten, 1er davon Historiker, Knabe. Zimski schrieb noch am besten. https://www.achgut.com/artikel/kein_tag_der_befreiung https://www.achgut.com/artikel/hitlers_fluch https://www.achgut.com/artikel/keine_stunde_null Ich antwortete als Deutscher, sehr hart richtend im Inhalt, es ging alles durch. Habe zwar großes Verständnis für Höckes Position, Er will die vorhandenen Ressourcen für das hier & jetzt nutzen. Aber, der 8. Mai ist für junge Leute als Warnung wichtig. Jedem muß klar sein, die totale Vernichtung kann jederzeit wieder über uns hereinbrechen. Der aktuelle Zustand ist unsere Vernichtung, die Deindustrialisierung im langsamen Modus, der Alliierte politische Zweck. (Daß Trump anders denkt, ist keine Sicherheits-Garantie.) Wir haben es einer Perversion der Geschichte, dem Massenmörder Stalin zu verdanken, daß man unsere Überlebenden nicht gleich verhungern ließ. Es gibt überhaupt keine Alliierte moralische Berechtigung über uns zu urteilen, wenn überhaupt, umgekehrt. Nur das Deutsche Volk hat das Recht über den Nationalsozialismus, das SED-Regime & die Merkel-Junta zu richten.

Monika

9. Mai 2025 09:30

Ich stimme @Kapital zu und muss Herrn Höcke widersprechen. Zwar sterben die Zeitzeugen Weg, trotzdem sollte es ein Gedenken an die Opfer und die Erinnerung an die Schicksale der Völker geben. Niemand wird Yad Vahem auflösen, wenn der letzte Zeitzeuge weggestorben ist. Auch die "Interpretation" von Völkerschicksalen ( wie von Einzelschicksalen) unterliegt der Veränderung. Ich selbst habe keine ostdeutschen Vorfahren, aber die Tragödie meines Volkes ( und anderer Völker) geht mir nahe. In den 80er Jahren besuchte ich mit einer christl. Jugendgruppe Polen ( Pommern) und dort vor allem Deutsche, die weinten, als sie Besuch aus dem Westen bekamen und über ihre Erfahrungen berichten konnten, wo sie sonst schwiegen. Ich sah einen geschändeten deutschen Friedhof mit aufgebrochen Gräbern, auf denen Schnapsflaschen lagen, deutsche Inschriften an den Häusern übermalt. Man sollte seine eigene wie kollektive Geschichte zuvergessen od. verdrängen. Es holt einem immer wieder ein.

Monika

9. Mai 2025 09:47

Zur Geschichtsverdrängung: das kann verschiedene Gründe haben. Interessant finde ich den Gedanken von Nikolaus Berdjajew in seinem Buch "Der Sinn der Geschichte". Dort 10.Kapitel "Die Lehre vom Fortschritt und das Ende der Geschichte". Berdjajew kritisiert die sog. "Fortschrittsidee" des 19. Jahrhunderters, die noch bis heute nachwirkt: Die Idee, dass die Menschheit zu einem höchsten Schritt aufsteigt "zu dem alle voraufgegangenen Geschlechter nur als Kettenglieder, als Mittel, Werkzeuge und nicht als Selbstzweck erscheinen". "Auf den erkalteten Gebeinen aller früheren Generationen" wird die Höhe der Geschichte erklommen. bei den Deutschen ist diese Höhe die Hybris, dass sie die deutsche Katastrophe hätten verhindern können. Die Linke mit einer "Vergottung" der kommenden Glückskinder ist erbarmungslos gegenüber Gegenwart und Vergangenheit". Hier kann ich leider nur Bruchstücke des Textes von Berdjajew wiedergeben. Aber die mangelnde Empathie der Linken mit den Opfern ihres Volkes ( auch der aktuellen Opfer) hat ihre Gründe in einer weltlichen Fortschrittsreligion. Bis heute. Und deshalb braucht es wieder eine "wahre" Religion.  

Artabanus

9. Mai 2025 10:28

Deutschland wurde 1945 besiegt und zwar total und allumfassend. Befreit wurden die Deutschen damals nur von einer einzigen konkreten Sache: ihrer eigenen Regierung. Das sie nicht in der Lage waren, sich ihrer Regierung selbst zu entledigen ist ein ewiger Makel und sollte auch heute noch aufhorchen lassen. Warum konnten die Italiener Mussolini stürzen, aber die Deutschen Hitler nicht? Heute ist es ähnlich: warum können andere Länder die Asylmigration stoppen, aber die Deutschen nicht? Warum konne

Le Chasseur

9. Mai 2025 11:21

@Laurenz
"Der aktuelle Zustand ist unsere Vernichtung, die Deindustrialisierung im langsamen Modus, der Alliierte politische Zweck. (Daß Trump anders denkt, ist keine Sicherheits-Garantie.)"
Inwiefern denkt Trump anders? Auch Trump will die Deindustrialisierung Deutschlands.
"Nur das Deutsche Volk hat das Recht über den Nationalsozialismus (...) zu richten."
Gewagte These.

Dieter Rose

9. Mai 2025 11:46

@Monika.                                                          Die  Schnaps- und PET-Flaschen in geöffneten und vandalisierten Familiengräbern haben wir in den 2000er Jahren in Hirschberg noch sehen müssen, ebenso die in im Apothekenschaufenster zur Schau gestellten, z.T. persönlichen, Gegenstände des deutschen vertriebenen Apothekers.

das kapital

9. Mai 2025 11:59

@ RMH Sie sind also der Meinung, dass 40 Jahre lang eher linke Vögel die Rede vom Tag der Befreiung unter Bezugnahme auf v.W,. hochgejubelt haben ? Danke für die Ergänzung. Um das alles nachzurecherchieren müsste ich aber wohl mehr Zeit einsetzen, als ich hier und heute zur Verfügung habe. Hat v.W. den "Linken" aller Parteien eine Steilvorlage geliefert ? Bewusst oder unbewusst. Auffällig ist doch, dass die v.W.s aus württembergischen Adelsgeschlecht stammen. Die sind nicht von Stalin besetzt worden und haben durch die Rote Armee weder Vergewaltigungen noch Besitzverluste erlitten. Fehlende Empathie mit Millionen von vergewaltigten deutschen Frauen und 14 Millionen, die ihre angestammte Heimat verloren haben, muss ich ihm alle mal vorwerfen. Da ich von einer Danziger Familie abstamme, kann ich das so auch nicht beiseitewischen. Hat v.W. diese Rede gehalten, um über die Union hinaus Ansehen zu erwerben ? Geschah das auf Kosten der historischen Wahrheit ? War das eine Steilvorlage für alle, die 800 Jahre deutscher Geschichte der Ostbesiedlung auslöschen und diskreditieren wollen ?

Laurenz

9. Mai 2025 21:43

@Artabanus ... Ihre Sicht auf die Geschichte ist zu germanozentrisch. Der Mezzogiorno ist seit die Sarazenen zur See fuhren, mehr oder weniger arabisch. Daran änderten auch ein paar hundert Normannen nichts, die im Mittelalter Süditalien für 200 Jahre beherrschten. Bei der Alliierten Landung in Sizilien Mitte 1943, postierten die Amis die vor Mussolini geflüchteten Mafiosi vorne erkennbar in den Landungsbooten, um die Bevölkerung zu "beruhigen". Die Kapitulation des Afrika-Korps Mai 43 war militärisch schlimmer als die Niederlage in Stalingrad. Hitler hatte mehr als eine ganze Armee verballert & Material ohne Ende von den Briten im Mittelmeer versenken lassen, nur um die Reputation Mussolinis zu retten. So gewinnt niemand einen Krieg. Gegen die Italiener bestand kein Alliierter Vernichtungswillen, so war der Deal zum Seitenwechsel viel leichter zu bewältigen. Es gab in Italien auch keine Entfaschistifizierung. Auch die Franquisten blieben bis zum Tode Francos 1975 unbehelligt, weil sich Franco mit den Amis einigte. Erkennen Sie den Unterschied? Lesen Sie die Admiral-Canaris-Biographien. Canaris gab den Widerstand gegen Hitler auf, als Er zur Erkenntnis gelangte, daß eine Beseitigung Hitlers keine militärische Rolle seitens der Alliierten spielte.

Le Chasseur

9. Mai 2025 21:55

@Artabanus
"Warum konnten die Italiener Mussolini stürzen, aber die Deutschen Hitler nicht? Heute ist es ähnlich: warum können andere Länder die Asylmigration stoppen, aber die Deutschen nicht?"
Die Italiener schaffen es jedenfalls auch nicht, im Gegenteil, unter Meloni kommen mehr denn je. 

Adler und Drache

9. Mai 2025 22:27

In einer Kirche, ich meine in Wolgast, fand ich vor vielen Jahren ein Weltkriegs-Denkmal, das mich in seiner schlichten Wahrheit sofort ansprach und überzeugte. Der Wortlaut der Inschrift war etwa "Der Herr erbarme sich der Opfer und der Täter". 
Für das Gedenken braucht es einen Raum mit eigener Würde, die nicht gleich zum politischen Instrument entwertet werden kann. Dann ist es kein Gedenken, sondern Vernutzung, und es ist eigentlich egal, von welcher Seite aus das geschieht. 
Trotz allem, was man den Kirchen mit Recht vorwerfen kann, sehe ich hier den einzigen Rahmen, der das ermöglicht. Zwar sind die aktuellen Vertreter beim Vernutzen oft ganz vorn dabei, aber ich denke dann immer an das Wort Christi "Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien" (Luk 19,40). So ging es mir angesichts dieses Denkmals. 
Die Last können wir nicht abwerfen. Sie gehört uns. Wir haben sie zu tragen. Aber "der Herr legt uns eine Last auf, hilft uns aber auch, sie zu tragen" (Ps 68,19).  

RMH

9. Mai 2025 22:56

@das kapital, ich habe klar geschrieben, dass ich mich nicht zum Verteidiger v.W. aufschwinge, stelle aber fest, dass die Rede zum einem schnell gelesen ist, so dass man sie in Gänze zur Kenntnis nehmen kann, und zum anderen nur in einem Absatz der gesamten Rede der Dreh in Richtung Befreiung versucht wurde. Der Rest der Rede ist meiner Meinung nach durchaus ausgewogen und gar nicht so schlecht. Man hat v.W. ja auch vorgeworfen, dass er mit dem Hinweis auf eine "Befreiung" unterstellt, dass nicht alle Deutschen bis zum Ende treue Nazis & Täter waren, denn nur die Nichtnazis konnten ja von diesen befreit werden, was ja gar nicht gehe, denn bekanntermaßen wollte ja alle Deutschen Hitler bis zum Ende gehorchen (so eines der offiziellen Narrative) ... Und Fakt ist es m.M.n. schon, dass es für die Mehrheit der Deutschen positiv am 08.05.1945 war, dass die Nazis weg von der Macht waren, die, je mehr der Krieg Richtung Ende ging, den Terror gegen die eigenen Landsleute gesteigert haben. Richtig ist es aus meiner Sicht auch, dass die Allierten uns ganz gewiss nicht befreien wollten, sondern besiegen, unterwerfen & Rache an uns nehmen wollten. Unabhängig davon bedarf ich als direkter Abkömmling einer sudetendeutschen Familie, die alle männlichen Mitglieder, die älter als 5 waren, verloren hat & deren Schicksale zum Teil bis heute nicht geklärt sind (bis heute sind nach dem DRK die Schicksale von ca. 1,3 Mio Deutschen nicht geklärt) kaum Nachhilfe in Punkto Schrecken des Endes des Krieges. 

Rheinlaender

10. Mai 2025 00:26

Niederlagen in Kriegen mahnen immer auch dazu, über die eigenen strategischen Fehler nachzudenken. Zur Katastrophe von 1945 trug das Handeln einer politischen Führung Deutschlands entscheidend bei, die gegen den Rat der wenigen strategischen bzw. geopolitischen Denker, über die Deutschland damals verfügte, die Völker des Ostens durch schlechte Behandlung auf Grundlage einer unhaltbaren Rassenideologie gegen Deutschland aufbrachte und die zudem aus Hybris und Mangel an Verständnis grundlegender geopolitischer Sachverhalte in einen Mehrfrontenkrieg einstieg, den Deutschland schon aus rein materiellen Gründen nicht gewinnen konnte. 

Diogenes

10. Mai 2025 06:27

"HÖCKE: … Die Frage ist: Will man als einzelner Deutscher und als deutsches Volk noch um Identität und Zukunft kämpfen und beides selbst bestimmen – oder will man es nicht? Diese politische Gretchenfrage muß mit aller zur Verfügung stehenden Kraft für die Gegenwart gestellt werden – ohne Ablenkung durch Vergangenheitsfragen."
 
Wer die Vergangenheit seines Volkes als Ablenkung der Gegenwart feststellt, der versteht offensichtlich den Gang oder die Bewegung der Völker in der Welt nicht. Wir, hier, in der Gegenwart, laufen in den Fußspuren unserer Ahnen und hinterlassen in und auf diesen wiederum unsere Abdrücke, die wiederum dann die Vergangenheit für die künftige Gegenwart/Generation sein wird. Und so dreht sich das Rad weiter. Es gibt einen entscheidenden Punkt in der Gegenwart der anders ist, und das ist die Rechtsprechung: Du darfst die Perspektive der Feind- und Besatzungsmächte über die Jahre 1933-1945 im Deutschen Reich (ab 1938 mit den Alpen- u. Donau-Gauen) u. Großdeutschen Reich äußern. Die theoretisch gegenteilige Meinung davon zu äußern, bringt dir unter Umständen allerdings einen Strafbefehl ein (hier wurzelt d. BRD/DDR/RÖ-Staatsmythos der eben die feindliche Perspektive als deutsche Sicht einnimmt und diese Staatlichkeiten legitimierte und legitimiert). Insofern gebe ich Höcke schon recht diese Vergangenheit erst zum Politikum zu machen, wenn "Waffengleichheit" im hist.-wiss. Streitgespräch durch politische §-Revision gegeben ist. 

kikl

10. Mai 2025 09:25

Ich bin der Auffassung, dass das Geschichtsbild des Mainstreams direkte Auswirkungen auf die heutige Politik hat. Es prägt das Selbstverständnis der Eliten und motiviert ihr Handeln.
Das Dogma von der „Befreiung Deutschlands“ gerät zunehmend ins Wanken. Immer häufiger wird infrage gestellt, ob die Befreiung vom Nationalsozialismus tatsächlich eine Befreiung Deutschlands war.
Die Vertreibungen im Osten und die kommunistische Diktatur in der DDR waren sicher keine Akte der Befreiung. Auch im Westen wurde zunächst eine Militärregierung errichtet – faktisch eine Militärdiktatur. Laut dem „Leitfaden für britische Soldaten in Deutschland 1944“ war eine Annäherung an die deutsche Bevölkerung untersagt. Das Büchlein stünde auf dem Index wegen "Volksverhetzung", wenn die Rollen vertauscht wären.
Eine echte Befreiung im Westen setzte erst Jahre später ein – nicht aus Mitgefühl, sondern aus geopolitischem Kalkül im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion.
Diese Wahrheit wurde lange verdrängt, weil sie das Bild vom edlen Befreier und dem durchweg schuldhaften Deutschen stört – ein Narrativ, das typisch für Siegergeschichtsschreibung ist. Doch die Realität ist komplexer.
Das daraus abgeleitete negative Selbstbild bildet den Nährboden für die gesellschaftliche Selbstzerstörung Deutschlands, betrieben durch linke Eliten. Der Kampf um die historische Deutung ist deshalb Teil des Kampfes um die nationale Identität.

Kurativ

10. Mai 2025 12:21

Beide Seiten fokussieren auf nur bestimmte Anteile der geschichtlichen Realität. Man lauert quasi auf die andere Seite und steigt dann um so härter ein, um seine Sicht der Dinge zu betonen.
Die Gefahr besteht immer, dass Vorgänge in der Geschichte zu aktuellen Interessenslagen wiederverwendet und eingewebt werden.
Es werden oft auch situative Schickale von Menschen zu einem bestimmt geschichtlichen Augenblick mit dem Zustand oder der Entwicklung einer Nation aufgerechnet werden. Ich halte Menschenopfer für falsch.
Dann gibt es noch die Unklarheit über einem Zeitpunkt(Datum) als besiegt, welches aber nichts über das weitere Schicksal aussagt. Die Deutschen wollte man umerziehen und man hat sie dann mit Fremden aufgefüllt

Majestyk

10. Mai 2025 12:59

@ Laurenz:
Jenseits der Frage wer glaubte Recht zu haben ist Krieg an sich ist ein Verbechen. Vermeintliche oder echte Verbrechen die sich aus der Kriegsführung ergeben ahnden zu wollen ist sinnfrei. Das ist so als würde man beim Sport als Sieger hinterher die Rolle eines Schiris übernehmen und nachträglich die Fouls des Gegners bestrafen wollen. Wer klar denken kann kommt gar nicht auf die Idee das Kriegsende als Befreiung zu bezeichnen, angesichts der vielen zivilen Toten, den Vertriebenen und der Trümmerwüsten. Weder vertreibt man Menschen die man befreien will, noch wirft man ihnen Bomben auf den Kopf. Und wie befreit müssen sich nach dem Krieg die Polen gefühlt haben, wegen denen man angeblich in den Krieg gezogen war und die man dann mit dem Rest von Osteuropa schulterzuckend Stalin zum Fraß vorwarf? Bezeichnend auch welches Narrativ diesbezüglich in Rußland verbreitet wird und die Westalliierten hatten dies mit ihren Waffenlieferungen ermöglicht. Nein, einen Grund zu richten hatten die ganz sicher nicht.
Etwas anderes sind die Verbrechen die Deutsche Deutschen angetan haben oder wie man im Rassenwahn mit Minderheiten umgegangen ist. Das wäre aber Aufgabe eines deutschen Gerichtes gewesen, natürlich nicht mit dem Personal des Dritten Reiches. Darüber zu urteilen stand Amerikanern, Briten oder Russen nicht zu. Erst muß man sich ja selbst die Stiefel putzen, ehe man übers Schuhwerk von anderen richtet.
 

Majestyk

10. Mai 2025 13:26

@ Laurenz:
Ich habe wegen Ihrer Links seit Jahren noch einmal die Achse besucht und mir alle drei Artikel nebst Kommentaren durchgelesen. Bestätigt meinen Eindruck, daß sowas wie die Achse nur Narrativerweiterung ist. 
Weiszäckers Rede haben wir später im Leistungskurs Geschichte besprochen und mein Geschichtslehrer hat damals einige Passagen scharf kritisiert. Auf mich wirkt die Rede heute (gerade frisch gelesen) wie auf staatstragend getrimmtes Blabla mit größtmöglicher Annäherung ans linke Narrativ und ich sehe es eher wie Franz Josef Strauß "die ewige Vergangenheitsbewältigung als gesellschaftliche Dauerbüßeraufgabe lähmt ein Volk!“
Der 8. Mai ist für Deutsche kein Tag der Befreiung sondern ein Gedenktag der eigenen vernichtenden Niederlage. Selbst das verliert angesichts der Erosion Deutschlands an Relevanz, aber nichstdestotrotz sollten Nachgeborene lernen, welche Bedeutung eben eine solche Niederlage hat, gerade jetzt wo bestimmte Deutsche in ihrer Hybris Deutschland wieder in einen Krieg führen wollen.

Majestyk

10. Mai 2025 14:07

Noch ein anderer Gedankengang. Befreiung und Tätervolk paßt nicht zusammen. Man befreit Geiseln, keine Täter. Wenn Deutschland befreit wurde kann es mit der kollektiven Verantwortung nicht weit her sein. Das beißt sich.
@ das kapital:
"War das eine Steilvorlage für alle, die 800 Jahre deutscher Geschichte der Ostbesiedlung auslöschen und diskreditieren wollen ?"
Macht man dies nicht auch, wenn man die ehemalige DDR als Ostdeutschland tituliert? Man schneidet ja schon rein sprachlich damit alles ab, was einst geraubt wurde. 

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