Debatte mit Krah (1): Was bisher galt

Krah schlägt neue Dinge vor und neue Wege ein. Bevor ich darauf eingehen werde, will ich den bisherigen Konsens des neurechten Lagers bis 2024 skizzieren, so wie ich ihn verstand:

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

1. Assi­mi­la­ti­on und Remi­gra­ti­on – Ein Bevöl­ke­rungs­aus­tausch fin­det statt. Mas­sen­ein­bür­ge­rung und eth­ni­sche Wahl zer­stö­ren die Demo­kra­tie und neh­men den Deut­schen ihr Selbst­be­stim­mungs­recht. Des­halb braucht es eine radi­ka­le Wen­de in der Migra­ti­ons­po­li­tik: Asyl­cha­os been­den, Gren­zen sichern, Mas­sen­ein­bür­ge­rung stoppen.

Kri­mi­nel­le und öko­no­misch belas­ten­de Aus­län­der sol­len kurz- bis mit­tel­fris­tig gehen. Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten von Aus­län­dern und nicht-assi­mi­lier­ten Ein­ge­bür­ger­ten sol­len durch eine strik­te Poli­tik der deut­schen Leit­kul­tur ver­hin­dert wer­den. Die Umkeh­rung der Push- und Pull­fak­to­ren soll Anpas­sungs­druck aus­üben. Zugleicht gibt es Anrei­ze für frei­wil­li­ge Heimkehr.

In mei­nem Buch Remi­gra­ti­on wie in Krahs Poli­tik von rechts wur­de die­ser Kon­sens geteilt. Wir beton­ten bei­de: Es gibt kei­ne Bür­ger zwei­ter Klas­se. Anpas­sungs­druck trifft alle gleich. Krah schrieb dazu folgendes:

Aber selbst, wenn sich eine restrik­ti­ve und dif­fe­ren­zie­ren­de Ein­wan­de­rungs­po­li­tik in zehn Jah­ren poli­tisch durch­set­zen lie­ße – was ange­sichts der anste­hen­den öko­no­mi­schen, sozia­len und poli­ti­schen Ver­wer­fun­gen zumin­dest vor­stell­bar ist -, bleibt die Fra­ge, was mit den dann im Land befind­li­chen Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund gesche­hen soll. Das wer­den in Deutsch­land pro­gnos­tisch über 25 Mil­lio­nen Men­schen sein, davon deut­lich über 15 Mil­lio­nen deut­sche Staatsangehörige.
Poli­tik von Rechts, S.66

Sei­ne Ant­wort im Buch:

Es geht um einen Weg, das patrio­ti­sche Bewußt­sein der Auto­chtho­nen wie­der zu heben und die Migran­ten dazu zu bewe­gen, sich ent­we­der zu assi­mi­lie­ren oder aber zu remi­grie­ren. Poli­tik von Rechts, S.57

Dazu emp­fiehlt Krah eine knall­har­te Assimilationspolitik:

In immer mehr urba­nen Gebie­ten besteht kei­ne kul­tu­rell deut­sche öffent­li­che Ord­nung mehr. Wird sie aber wie­der­her­ge­stellt und durch­ge­setzt, müs­sen sich die Migran­ten ent­schei­den: Akzep­tie­ren sie die­se Ord­nung und assi­mi­lie­ren sich in sie, was ein Pro­zeß von zwei, drei Gene­ra­tio­nen ist, oder ver­las­sen sie das Land wie­der und suchen sich eine Hei­mat, die ihren Vor­stel­lun­gen von öffent­li­chem Zusam­men­le­ben ent­spricht. Ein wirk­sa­mes Ver­hin­dern der Hei­rat von »Import­bräu­ten«, ein kon­se­quen­tes Durch­set­zen deut­scher sozia­ler Nor­men, etwa in der Schu­le von Schul­uni­for­men bis zum Schwimm­un­ter­richt, und eine Rechts­ord­nung, die Ver­stö­ße kon­se­quent ahn­det, ver­gäl­len dem Inte­gra­ti­ons­un­wil­li­gen den wei­te­ren Auf­ent­halt. Poli­tik von Rechts, S.61

2. Recht und Poli­tik – Ein wei­te­rer Kon­sens, den Krah bis vor Kur­zem teil­te: Wider­stand gegen die Ver­recht­li­chung des Poli­ti­schen. Mit einer extre­men Aus­le­gung des Gleich­heits­grund­sat­zes wird ver­sucht, die Ver­fas­sung gegen das Volk zu instru­men­ta­li­sie­ren. Der Streit um einen rea­lis­ti­schen, eth­no­kul­tu­rel­len Volks­be­griff war lan­ge vor Krahs Auf­tritt zen­tra­les The­ma der Neu­en Rechten.

Auch hier war klar: Es kann selbst­ver­ständ­lich Staats­bür­ger mit unter­schied­li­chen eth­ni­schen Hin­ter­grün­den geben. Ziel war stets, die kul­tu­rel­le Kon­ti­nui­tät der Ein­hei­mi­schen in ihrer Hei­mat zu wah­ren. Schon damals war aber klar: Die juris­ti­sche Axt wird an den Volks­be­griff gelegt. NPD-Urteil, VS-Berich­te und Ein­schät­zun­gen zei­gen: Der zen­tra­le Kul­tur­kampf des 21. Jahr­hun­derts dreht sich um das Volk.

Nach Pots­dam war ein­deu­tig: Der poli­ti­sche Geg­ner ver­zerrt den neu­rech­ten Remi­gra­ti­ons­an­satz bewußt. Cor­rec­tiv schrieb von einer „Ver­trei­bung von Staats­bür­gern“. Behör­den folg­ten, indem sie struk­tu­rel­len Anpas­sungs­druck als rechts­wid­ri­ge Dis­kri­mi­nie­rung deu­te­ten. In mei­nem Buch steht aber auf S. 66 unmißverständlich:

Eine alter­na­ti­ve Migra­ti­ons­po­li­tik schlägt nicht vor, Staats­bür­ger will­kür­lich ungleich zu behan­deln. Kei­nes­falls sol­len auf kul­tu­rel­ler, reli­giö­ser oder eth­ni­scher Basis Staats­bür­ger­schaf­ten ent­zo­gen wer­den. Es darf und wird auch kei­ne Staats­bür­ger zwei­ter Klas­se geben. Sol­che Maß­nah­men sind nicht nur juris­tisch untrag­bar, da sie mit dem Grund­ge­setz nicht ver­ein­bar sind. Sie wür­den die Rechts­treue und das Ver­trau­en in die Iso­no­mie, die Gleich­heit vor dem Gesetz, unheil­bar zerrütten.

Struk­tu­rel­ler Anpas­sungs­druck trifft alle Bür­ger. Das Bur­ka­ver­bot in Öster­reich 2021 galt für alle – ob mit oder ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Trotz­dem wirk­te es vor allem auf fun­da­men­ta­lis­ti­sche Mus­li­me. Obwohl nur halb­her­zig durch­ge­setzt, führ­te es dazu, dass eini­ge frei­wil­lig aus­reis­ten. Auch Anrei­ze zur Remi­gra­ti­on gel­ten für alle – unab­hän­gig von Her­kunft oder Ethnie.

Eth­ni­sche Ungleich­be­hand­lung zwi­schen Staats­bür­gern ist dazu All­tag in der poli­ti­schen Debat­te:  etwa bei Migran­ten­quo­ten im Staats­dienst oder bei För­der­pro­gram­men. Wür­de man jede Maß­nah­me, die eine bestimm­te Grup­pen stär­ker betrifft, als grund­ge­setz­wid­rig wer­ten, müß­te man wei­te Tei­le des AfD-Pro­gramms strei­chen: Deutsch­pflicht in Schu­len, Kopf­tuch­ver­bot, Stopp von Kin­der­geld ins Aus­land: Das alles wäre ten­den­zi­ell unzulässig.

Die Kri­mi­na­li­sie­rung mei­nes gemä­ßig­ten und rechts­staat­li­chen Remi­gra­ti­ons­kon­zepts treibt die Debat­te ins Absur­de. Das kann man aber auch als Chan­ce begrei­fen: Das COM­PACT-Urteil, des­sen Aus­fer­ti­gung noch aus­steht, kri­ti­siert Remi­gra­ti­on nur bei­läu­fig. Das bezieht sich aber auf einen Arti­kel, nicht auf mein Buch. Ich wur­de nicht befragt, konn­te mein Kon­zept nicht erklä­ren. Das Urteil kann also kaum als abschlie­ßend über die juris­ti­sche Bewer­tung der Idee gel­ten. Der Rechts­streit ist noch nicht ent­schie­den, wie Rechts­an­walt Vier­fuß in sei­nem wich­ti­gen Arti­kel belegt.

Auch Krah war 2023 noch die­ser Meinung:

Weil eine Ver­fas­sung belie­big änder­bar und auch sehr weit­ge­hend inter­pre­tier­bar ist – bis ins Gegen­teil des his­to­risch Gemein­ten -, muß die poli­ti­sche Rech­te den Staat als natür­li­che und vor­recht­li­che Ord­nung zu ihrem zen­tra­len Argu­ment machen, nicht die ver­än­der­ba­re Ver­fas­sung. Ob Ein­wan­de­rung, EU-Kom­pe­ten­zen, Fami­li­en­be­griff – es sind poli­ti­sche, kei­ne juris­ti­schen Debat­ten. (..) Haben die Gerich­te ent­schie­den, ist die juris­ti­sche Debat­te abge­schlos­sen und muß wie­der poli­tisch geführt wer­den, auf eine Ände­rung des Geset­zes hin gerich­tet. Lei­der scheu­en bür­ger­li­che Kon­ser­va­ti­ve zu oft die­se Kon­se­quenz. Poli­tik von Rechts, S.79

3. Rech­te Soli­da­ri­tät – Der drit­te Kon­sens lau­te­te: Exter­ne Angrif­fe auf die Remi­gra­ti­on wer­den nicht nach innen getra­gen. Das muß wei­ter­hin gel­ten: Man ver­tei­digt ent­we­der die Lega­li­tät ande­rer Kon­zep­te, ohne sie zu über­neh­men, oder man schweigt.

Nie­mand in der AfD muß mein Kon­zept ver­tei­di­gen – das war immer mein Stand­punkt. Unter­schied­li­che Posi­tio­nen zur Remi­gra­ti­on sind wich­tig. Der Wett­be­werb zwi­schen Idea­lis­mus und Rea­lis­mus belebt die Debat­te. Am Ende soll sich die bes­te Idee durch­set­zen, aber wir lie­fern uns nicht gegen­sei­tig dem Geg­ner aus. Selbst IB-Kri­ti­ker inner­halb der AfD hiel­ten sich meist an die­sen Grund­satz – bis Krah ihn brach.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (17)

MarkusMagnus

26. Juni 2025 21:31

Auch wenn es das Thema nur am Rande streift.
Im August 2015 flog ich in den Urlaub. Bei der Heimreise musste ich selbstverständlich meine Papiere vorlegen, mein Koffer wurde durchsucht. Wohlgemerkt bei der Rückkehr in mein eigenes Heimatland.
Ok, kein Problem...bis dahin.
Etwa einen Monat später latschen jeden Tag 10.000 Leute aus allen Herren Ländern über die Deutsche Grenze. Keine Kontrolle der Papiere (falls vorhanden), keine Kontrolle des Gepäcks. Teilweise über die Autobahn, teilweise hereingelotst von der Polizei. Szenen die man seit der Völkerwanderung nicht mehr gesehen hat. 
Der genialste Schachzug seit Bestehen der AFD war meiner Meinung nach einen Polizisten und einen Berufsoffizier für das Kontrollgremium der Geheimdienste zu benennen. Sie wurden - natürlich - abgelehnt bzw. nicht gewählt. Wenn aber zwei Männer die in Uniform gedient haben -loyal zu ihrem Land- nicht würdig sind für dieses Gremium, dann sollte sich jeder einfache Polizist und auch jeder Soldat in diesem Land mal Gedanken machen was hier eigentlich los ist.
Zum Sterben seid ihr gut genug. Zum Schutz dieses Systems auch. Aber nicht um politische Verantwortung zu tragen. 
SEHR interessant.
 

Volksdeutscher

26. Juni 2025 23:33

Es wird nach wie vor Staatsbürger mit unterschiedlichem ethnischen Hintergrund geben, was nicht heißen darf, daß das Verhältnis auf gleicher Höhe gehalten werden muß. Die deutsche Staatsbürgerschaft soll daher fortan nur auf ethnischer Basis vergeben werden (an europäische und außereuropäische Weiße). Das Grundgesetz muß auch in der Hinsicht großzügige Änderungen zu Gunsten des ethnischen Prinzips erfahren. Unterschiedliche Positionen zur Remigration darf es geben, aber nicht zum Existenzrecht des deutschen Volkes, da es nicht verhandelbar ist. Mit dem gesunden ethnischen Bewußtsein als Basisidentität steht oder fällt das deutsche Volk wie jedes andere.

RMH

27. Juni 2025 07:54

" ... aber wir liefern uns nicht gegenseitig dem Gegner aus."
Harter Vorwurf an Krah. Habe ich etwas übersehen? Bitte einmal einen Tipp geben, wo ich dazu nachlesen/-schauen muss. Kannte bislang nur das Gespräch/Podcast in Schnellroda, darin war zwar eine deutliche Distanz zur IB und heftige (meiner M.n. z.T. berechtigte) Kritik seitens Krah an Aktionen der IB zu hören, aber ein Ausliefern habe ich nicht wahrgenommen, ebenso nicht in seinem späteren Artikel hier.

kikl

27. Juni 2025 08:04

Das ist mir zu versöhnlich. Krah ist eine "loose canon", wie man im Englischen so schön sagt.
Er wollte sich mit seiner Rolle als Hinterbänkler im Bundestag nicht abfinden und hat in seinem Drang nach Aufmerksamkeit und Anerkennung einen Streit angezettelt, in dem er sich als Feindzeuge gegen das Remigrationskonzept betätigt. Dabei hat er den Strohmann übernommen, Sellner wolle Staatsbürger aufgrund ihres Remigrationshintergrundes rechtlich diskriminieren. 
Dieses Verhalten hat ihm dann Applaus des politischen Gegners eingebracht, der die Debattenkultur der Rechten demonstrativ lobt, aber in Wirklichkeit sich nur darüber freut, dass das Lager zerstritten ist. Jetzt genießt Krah also den Applaus von Links auf Kosten seiner Partei der AFD. 

Schobbepetzer

27. Juni 2025 08:27

Vielleicht bekomme ich etwas nicht mit, aber außerhalb dieses Forums sehe ich keine große Diskussion um die Thesen von Krah. Zumindest nicht außerhalb eines engen Kreises oder sogar in den MM. Daraus kann ich nur schließen, es wird nicht als entscheidend gewertet. Würden die MM oder der politische Gegner denken, der Streit würde der AFD schaden, würden sie darüber berichten.Für mich hat die Diskussion einen Zweck, Klärung der Lage und Position im Inneren des Lagers. Diese Diskussion muss sachlich fundiert und pragmatisch laufen, dann gewinnt die gesamte Bewegung. Das finde ich passiert bisher und findet hoffentlich seinen Höhepunkt beim Sommerfest. Danach geeint, die Position nach draußen vertreten, dass ist wie immer das Schwierigste. Die Reife sollte die Partei haben. Der Artikel von Fiß bestätigt meine persönliche Wahrnehmung, von daher halte ich den Weg Sellners für den richtigen Weg. Professionell kommuniziert und einheitlich vertreten, ist er ein erstklassiges Thema für die kommenden Wahlkämpfe und hat vor allem ein Alleinstellungsmerkmal.

RMH

27. Juni 2025 09:09

Ich habe es in der Debatte schon mehrfach genannt, Nietzsche hatte vollkommen recht, als er feststellte, dass der Staat kalt lügt, wenn er sagt, ich, der Staat, bin das Volk. Krah hat m. M.n. Recht, wenn er sich auf den Standpunkt stellt, der Staat wird sich erbitter wehren, wenn ihm seine Staatskernkompetenzen bestritten werden, wo zu auch die Bestimmung des Staatsvolkes gehört. Die Rechte begeht einen Fehler, wenn sie sich dem Thema Volk als das vermeintlich zentralste aller politischen Probleme zuwendet & dieses "ethnisch" auflädt. Denn wer am Ende zu einer Ethnie gehöhrt oder nicht, darüber lässt endlos streiten & wird im Zweifel durch EntscheidungsMACHT entschieden & nicht über Abstammungsdebatten. Was bei der ganzen VOLKS-Debatte komplett untergeht ist, dass Kernthemen polit. Auseinanders. die Bereiche Wirtschaft, Freiheit & GERECHTIGKEIT sind. Beim Punkt, was ist gerecht, hat die Rechte sich seit der Reaktion nie durchsetzen können, ja hat sogar genuin linke Positionen als gerecht adaptiert. Die Linke defniert nun die Gerechtigkeit nach eigenem Gutdünken bis ins Groteske hin. Wenn die Rechte das Thema Gerechtigkeit ein Stück weit zurückgewinnt, dann wird es ganz automatisch wieder gerechter für D. Für MiHiGrus & alle, die kommen, unebquemer & unattraktiver in D. Damit lösen sich als Nebeneffekt auch Fragen der Remigration & weiteren Migration, da in einem gerechten D, keiner sich mehr SONDERRECHTE als vermeintl. Diskr.-Opfer erschleichen kann. Lässt sich noch erheblich fortsetzen.

fw87

27. Juni 2025 09:46

"Der Wettbewerb zwischen Idealismus und Realismus belebt die Debatte."
Realismus ist doch: Von konsequenter Remigration wird die Zukunft unseres Landes abhängen, sodass man sagen kann "Remigration ist nicht alles, aber ohne Remigration ist alles nichts." Geht die die jetzt eingeschlagene Entwicklung ungebremst so weiter, mag Deutschland in Zukunft als geographischer Ort auf der Karte oder als juristisches Konstrukt weiterexistieren, nicht aber gemäß seiner historischen Identität. Einfacher gesagt: Deutschland wird dann nur noch dem Namen nach existieren, es wird faktisch zu einem anderen Land. "Idealistisch" (d.h. vom Konkreten, von der Realität abstrahierend) muss man doch eher die Ansätze nennen, die die ganze Debatte juristsich (oder auch pseudo-juristisch) engführen. 
Tatsächlich ist es in der Debatte zu einem verwirrenden Gebrauch von Begriffen gekommen: Krah hält an Remigration fest, definiert den Begriff aber so um, dass er mit dem ursprünglichen Inhalt kaum noch was zu tun hat. Er spricht von "Strategiewechsel" meint aber einen Wechsel des politischen Ziels. Das macht alles extrem schwierig und intransparent.
Mir ist die "Rolle rückwärts" in der Remigrationsdebatte nicht verständlich. Wir hatten doch bereits einen Konsens in der Frage errreicht, es wurde alles hieb- und stichfest definiert. Warum jetzt also hinter das Erreichte zurückgehen? In der jetzigen Situation sollte doch Konsolidierung im Vordergrund stehen und nicht eine überflüssige Richtungsdebatte, die unnötig Energien verschleißt.

tearjerker

27. Juni 2025 11:22

Die Alternative wird noch verdammt, aber später werden sich dann die Positionen der unterschiedlichen Lager im Parlament annähern um die blauen 20%+ einzubinden und in gemeinsame Politik zu übersetzen. Ist unvermeidlich und Krah signalisiert schon mal, dass er offen für Bewegung ist.

Majestyk

27. Juni 2025 13:03

"Der moderne liberale Verfassungsstaat ist kein rechter Grundsatz. (...) Sie verkaufen mir hier ein linkes Projekt des 19. Jahrhunderts als rechtes Gedankengut. Die rechte Idee war immer das Reich."
 aus »Passen Sie sich der Fließrichtung an, Herr Krah?« Bei Minute 1:37:49.
Maximilian Krah behauptet indirekt, die 48er wären Linke gewesen und die Monarchisten die Rechten. Sehe ich komplett anders. Die 48er waren Nationalisten, deren Gegner hatten eben kein nationales Volksverständnis, sondern verteidigten den Herrschaftsanspruch von Dynastien. Bei so einer Wertung kommt man nicht weg vom repressiven Staatsverständnis und ist nicht in der Lage zu verstehen, daß ein freiheitlicher Staatsaufbau jene "zivilgesellschaftliche" Konstruktion mit all ihren negativen Inhalten von Migration bis Klima nicht ermöglichen würde.
Warum ethnische Kriterien bei Aufenthaltsrecht bzw. Staatsbürgerrechtsvergabe keine Rolle spielen sollen/ dürfen ist mir auch nach wiederholter Sichtung nicht klargeworden, genauso wenige weswegen nicht assimilationsfähige Parallelkulturen einen Rechtsstaat mittragen sollten oder sich dessen Regeln unterwerfen, den sie innerlich ablehnen. Krahs Argumentation bleibt hier bloße Behauptung. Genauso abenteuerlich empfinde ich den Vorwurf der nicht differenzierten Islamkritik. Islam heißt Unterwerfung. Da gibt es nichts zu differenzieren, je mehr Muslime im Land leben, desto mehr Islamisierung und Islamismus.
 

Majestyk

27. Juni 2025 13:23

@ RMH:
Was an Krahs Kritik an der IB war in der Form bitte berechtigt? Nach der Logik kann man auch Medienvorwürfe gegen Corona-/Impfkritiker legitimieren.
Kritisieren könnte man, daß wir allesamt nicht mitgereist sind und die Mehrheit der Unzufriedenen unfähig ist sichtbare Reibung an einem unrechten System zu entwickeln. Es fehlt doch eher daran, daß die "Gegenbewegung" den Arsch nicht richtig hochbekommt. Jetzt ausgerechnet jene anzugreifen, die ihre persönliche Existenz und Karrierechancen in die Wagschale werfen empfinde ich als unredlich, erst recht aus der Position eines Mandatsinhabers, der seiner "Bewegung" das Mandat verdankt.
Gerade aus dem Mund von Krah klingt das nach Doppeldenk. Krah sollte doch lieber mal selber schauen wie er sich in der Netzwelt produziert, wem er zu welchem Zeitpunkt ein nicht sachdienliches Interview gibt und so wirklich unnötige Angriffspunkte bietet. Wenn Mitglieder der IB die sich Unrecht nicht beugen für Krah "verbrannt" sind, sollte er vielleicht mal seine Einstellungskriterien überprüfen, er schaut ja sonst auch nicht so genau hin.
Krah hat nicht einfach eine Debatte angestoßen, sondern den Anderen Munition gegeben, Sellner und dessen Konzept als kriminell betrachten zu können. Noch sind die Massenmedien nicht voll darauf eingestiegen, die Notizen aber gemacht. In Anbetracht dessen ist Martin Sellners Erwiderung noch zurückhaltend, Ich ließe mich von angeblichen "Weggefährten" nicht derart öffentlich "belehren".

Ahmed

27. Juni 2025 16:27

@Majestyk: 
"Warum ethnische Kriterien beim Aufenthaltsrecht bzw. bei der Staatsbürgerrechtsvergabe keine Rolle spielen sollen/ dürfen, ist mir auch nach wiederholter Sichtung nicht klar geworden (...)" 
Wo genau hat Krah behauptet, dass ethnische Kriterien bei der EINBÜRGERUNG ("Staatsbürgerrechtsvergabe") "keine Rolle spielen sollen/dürfen"? 
Wie ich schon einmal sagte: Alle Diskutanten täten gut daran, die Argumente der Kontrahenten NICHT zu VERFÄLSCHEN. Meines Erachtens unterstellen Sie, @Majestyk, Krah hier wieder Dinge, die er nicht gesagt/behauptet hat. So kann man keine produktive Diskussion führen. 
Wenn Sie mir für Ihre Unterstellung ein Zitat Krahs (mit Quellenangabe) nennen können, woraus hervorgeht, dass Ihre Unterstellung mehr ist als eine bloße Projektion Ihrerseits, nehme ich meine Kritik selbstverständlich zurück. 

Ahmed

27. Juni 2025 16:38

@kikl: 
"Er wollte sich mit seiner Rolle als Hinterbänkler im Bundestag nicht abfinden und hat in seinem Drang nach Aufmerksamkeit und Anerkennung einen Streit angezettelt, in dem er sich als Feindzeuge gegen das Remigrationskonzept betätigt." 
Das scheint mir auch so. Zwar sind Vermutungen über die Motive Krahs bei diesem Manöver naturgemäß spekulativ, aber auch ich halte diese Vermutungen für plausibel. Persönliche Eitelkeit und "Drang nach Aufmerksamkeit und Anerkennung" sind nun mal typische Motive von Politikern, die sich für besonders begabt halten. 

Majestyk

27. Juni 2025 20:16

@ Ahmed:
Besagtes Schnellrodavideo Minute: 45:38.
GK: "Natürlich will ich keinesfalls von der ethnischen Unterscheidung lassen für zukünftiges Verhalten."
MK:  "Aber das können Sie eben nicht auf der Ebene der Staatsangehörigkeit machen."
Wird natürlich nicht zu Ende diskutiert, da MK GK weder ausreden lassen will, noch überhaupt versucht auf GKs oder EKs Argumente einzugehen. 
Das hätten Sie aber auch selber herausfinden können, aber Ihnen war es ja zum wiederholten Male wichtiger mir eine Unterstellung zu unterstellen. Woher Ihr Glaube kommt, ich hätte nach einem solchen Gesprächseinstieg weiteren Diskussionsbedarf ist mir schleierhaft. 

Ahmed

27. Juni 2025 20:50

@Majestyk (27.6.25, 20:16):
Damit bestätigen Sie nur meine Sichtweise, dass Sie nicht zwischen dem Vorgang der EINBÜRGERUNG (den Sie Staatsbürgerrechtsvergabe nannten) und dem rechtlichen Status der StaatsANGEHÖRIGKEIT zu differenzieren imstande sind. (Und von letzterer spricht Krah in dem Zitat, das Sie hier anführen.) Sie täten wirklich gut daran, genauer zu lesen. Aber in einem gebe ich Ihnen recht: So macht eine Diskussion wirklich keinen Sinn. 

FraAimerich

27. Juni 2025 23:37

@Majestyk  -  Sie könnten sich manchen Einwand ersparen, wenn Sie genauer lesen und sich im Zweifel etwas mehr darum bemühen würden, was gemeint ist. Vor der Einbürgerung ist eben vor der "Ebene der Staatsangehörigkeit". Danach wird es mit der Anwendung "ethnischer Kriterien" aus bekannten und von Krah erläuterten Gründen schwierig. Davor gibt es nicht zu leugnende Spielräume und Möglichkeiten, die Krah im Gespräch übrigens sogar explizit anspricht (ab 47:20). Um an Ihren "Überzeugungen" festhalten zu können, hören und lesen Sie halt immer wieder gern über das hinweg, was Ihrer oder der dem Gegner unterstellten Auffassung klar widerspricht. Erkennen Sie das Muster?

Laurenz

28. Juni 2025 03:12

@RMH & Ahmed ... der minimalste Ansatz, ob eine Staatsangehörigkeit rechtens sein kann, bleibt die Sprache. Man darf erwarten, daß ein zugewanderter Staatsbürger Deutsch mindestens halb so gut, wie seine Muttersprache spricht. Ist das nicht gegeben, bekommt der Terminus "Deutscher Staatsangehöriger" mehr als nur den Ausdruck einer grotesken Absurdität.

Volksdeutscher

28. Juni 2025 08:45

@RMH - "Krah hat m. M.n. Recht, wenn er sich auf den Standpunkt stellt, der Staat wird sich erbitter wehren, wenn ihm seine Staatskernkompetenzen bestritten werden, wo zu auch die Bestimmung des Staatsvolkes gehört."
Krah hat nicht recht. Denn das gehört eben nicht zu den Kompetenzen des Staates, das ist vielmehr eine Anmaßung des Staates und das erst recht, wenn man darauf besteht, daß das Volk der Souverän des Staates sei - also der Herr im Hause - und alle Macht vom Volke auszugehen habe. Es geht auch nicht, daß man Nietzsches Aussage bejaht, aber dann hinterher Krah rechtgibt. Die ethnische Mehrheit ist zudem in allen Staaten die dominierende politische Macht. Was gibt es über diesen Fakt überhaupt (neu) zu bestimmen? Nicht das Volk ist für den Staat da, sondern der Staat für das Volk, schließlich schuf das Volk seinen Staat zu seinem Schutze und nicht umgekehrt. Krah setzt zudem Regierung und Staat in eins. Das ist einer der Fehler. Der zweite ist, wenn er die Formulierung "wozu auch die Bestimmung des Staatsvolkes gehört", gebraucht. Warum tut er dies? Weil es zu seiner veränderten Haltung und seiner neuen Argumentation paßt, nicht weil es den politischen oder geschichtlichen Tatsachen entspricht. Es gibt nämlich nirgends in den Gesetzen soetwas definiert wie die "Bestimmung des Staatsvolkes als staatliche Aufgabe". Wer jedoch von der ethnischen Volksdefinition abrücken und die Anmaßung des Staates als dessen Aufgabe verkaufen will, wird folgerichtig wie Krah argumentieren und seine deutschfeindlichen Eskapaden gutheißen.

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