Debatte mit Krah (2): dreifacher Konsensbruch

Maximilian Krah hat sich in den letzten Monaten vom neurechten Konsens entfernt. Das ist, denke ich, kein taktisches Manöver, sondern Ausdruck einer neuen Linie – mit eigener Agenda.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

Bruch 1: Abschied von Leit­kul­tur und Assi­mi­la­ti­ons­druck – Krah kehrt der Idee von Leit­kul­tur und kul­tu­rel­lem Druck auf Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten den Rücken. Das Pro­blem der nicht-assi­mi­lier­ten „Paß­deut­schen“ war lan­ge, auch bei Krah, ein Kernthema.

Wie damit umzu­ge­hen ist, war strit­tig – aber nicht, daß man es the­ma­ti­sie­ren muß. Der „Bin­nen-Eth­no­plu­ra­lis­mus“, den Krah nun vor­schlägt, wen­det sich davon ab. Krah for­dert das Ende staat­li­cher Kul­tur- und Assi­mi­la­ti­ons­po­li­tik. Das wider­spricht klar sei­nen frü­he­ren Posi­tio­nen. Wenn er die­sen Gesin­nungs­wan­del ver­ständ­li­cher erklä­ren wür­de, wäre das ein neu­er Stand­punkt, über den man sach­lich debat­tie­ren kann.

Bruch 2: Hin­nah­me der Ver­recht­li­chung des Poli­ti­schen – Krah gibt den Kampf gegen die juris­ti­sche Aus­höh­lung rech­ter Poli­tik nicht nur auf, er recht­fer­tigt sie. Selbst unse­re Geg­ner im rech­ten Lager kri­ti­sie­ren bis­her stets die immer extre­me­re Inter­pre­ta­ti­on des Grundgesetzes.

2023 spot­te­te Krah noch über die „Rechtsstaat“-Fraktion, die mit juris­ti­schen Argu­men­ten kommt, wenn es um Poli­tik geht. Nun macht er genau das. Gerichts­ur­tei­le wer­den nicht pri­mär inhalt­lich ana­ly­siert, son­dern als Argu­men­te gegen bin­nen­rech­te Geg­ner gewen­det. Es ist ein stra­te­gi­scher Rück­zug, getarnt als juris­ti­sche Klug­heit. Das Signal an die poli­ti­schen Geg­ner ist: Ihre Droh­ku­lis­se wirkt.

Krahs Auf­ga­be als Voll­ju­rist wäre es mei­ner Mei­nung nach, unser gemein­sa­mes Remi­gra­ti­ons­kon­zept aus den Jah­ren 2023 und 2024 juris­tisch zu ver­tei­di­gen, selbst wenn er es stra­te­gisch nicht mehr ver­tritt. Doch um sei­ne neue Stra­te­gie zu stär­ken, macht er sich in mei­nen Augen zum Ver­tre­ter der Gegen­sei­te. Das ist der drit­te Bruch.

Bruch 3: Angriff auf die eige­nen Rei­hen – Das unüber­sicht­li­che Hin und Her auf X, wo Krah im Zusam­men­hang mit mei­nem Remi­gra­ti­ons­kon­zept von „Staats­feind­lich­keit“ sprach, hät­te man noch als Miß­ver­ständ­nis ent­schul­di­gen kön­nen. In einem Inter­view mit T‑Online stell­te Krah aber unwi­der­ruf­lich klar, was er vor­hat. Er unter­stellt jenen, die sich für sein bis­he­ri­ges Kon­zept von Remi­gra­ti­on ein­set­zen, nicht nur eine fal­sche Stra­te­gie, son­dern eine ver­bo­te­ne Gesin­nung. Er nennt Remi­gra­ti­on einen „Kult“, der ihm bei der Wer­bung um tür­ki­sche Wäh­ler­stim­men in die Que­re komme.

Ich war ehr­lich bestürzt zu sehen, daß Krah typi­sche Metho­den des Geg­ners anwen­det: Die Unter­stel­lung gehei­mer Absich­ten hin­ter dem, was wir sagen. Ich zitie­re aus dem Artikel:

Zwar sei nie der weit­ge­fass­te Begriff “Remi­gra­ti­on” von Sell­ner Par­tei­pro­gramm der AfD gewe­sen. Des­sen Inten­ti­on über­setzt Krah so: “Sie sagen, sie wol­len nicht aus­bür­gern. Aber sie wol­len natür­lich dis­kri­mi­nie­ren – und das ent­lang der eth­ni­schen Gren­zen.” Es gebe zuläs­si­ge und unzu­läs­si­ge Dis­kri­mi­nie­rung, so der Jurist Krah. “Aber ich wür­de sagen, es riecht stark nach unzulässig.

Krah warnt nicht vor juris­ti­schen Angrif­fen auf den bis­he­ri­gen Kon­sens. Er führt die­se Atta­cken selbst. Er erklärt der Main­stream­pres­se: Remi­gra­ti­on, wie er und ich sie 2023 ver­tra­ten, sei rechts­wid­rig, selbst wenn wir etwas ande­res behaupteten.

Das geht über jede Distan­zie­rung hin­aus. Selbst libe­ral-kon­ser­va­ti­ve Kri­ti­ker haben die­se rote Linie bis­her nie überschritten.

Krahs Neu­po­si­tio­nie­rung – War­um der plötz­li­che Bruch? War­um die geziel­te Eska­la­ti­on in den Medi­en? Der Grund ist aus mei­ner Sicht sim­pel: Krah will mit­spie­len. Er will Macht. Er erkennt den Zeit­geist und posi­tio­niert sich nach sei­ner neu­rech­ten Epi­so­de nun als „gemä­ßig­ter Rea­lo“. Dabei nutzt er frü­he­re Weg­ge­fähr­ten als Prell­bock, um genau die­se Schlag­zei­len zu pro­du­zie­ren: „Krah bekämpft Sell­ners Remi­gra­ti­on.“ (T‑Online) Mei­ne Dämo­ni­sie­rung wird damit zu sei­nem poli­ti­schen Kapi­tal. Dazu kommt ein wei­te­rer, mög­li­cher Grund, der sich hin­ter sei­ner neu­en The­se versteckt.

Zum Bin­nen-Eth­no­plu­ra­lis­mus – Der „Bin­nen-Eth­no­plu­ra­lis­mus“, den er als neue Stra­te­gie vor­schlägt, ist für mich der­zeit kein über­zeu­gen­des Kon­zept. Was bis­her vor­liegt, ist vol­ler Wider­sprü­che. Ein Viel­völ­ker­staat ist kein bun­ter Gar­ten, in dem „alle glück­lich werden“.

Ja, eine „Aste­rix-Opti­on“ (Höcke) oder eine „Stra­te­gie der Samm­lung“ wird dann rele­vant, wenn wir zur Min­der­heit im eige­nen Land gewor­den sind. Doch Krah roman­ti­siert die­ses „liba­ne­si­sche Sze­na­rio“ – und wirft die Flin­te ins Korn, obwohl die Lage noch lan­ge nicht aus­sichts­los ist. Im Gegen­satz zu Simon Kieß­ling (Das neue Volk) und Fre­de­rik Höfer (Feind­bild Islam als Sack­gas­se) argu­men­tiert er dabei nicht mit Demo­gra­fie, son­dern mit Gerichts­ur­tei­len. Obwohl noch eine kri­ti­sche Mas­se für Remi­gra­ti­on exis­tiert, will er schon vor den ent­schei­den­den Urtei­len, Ver­fah­ren und Ver­bo­ten den Viel­völ­ker­staat als neue Nor­ma­li­tät hinnehmen.

Was die migran­ti­schen „selbst­ver­wal­te­ten Räu­me“, für die er ein­tritt, kon­kret sein sol­len (laut T‑Online „klei­ne Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten“), ist mir nicht klar. Was wäre die Posi­ti­on des Bin­nen-Eth­no­plu­ra­lis­mus etwa bei den ara­bisch-deut­schen Stra­ßen­schil­dern in Düs­sel­dorf? Wenn selbst­ver­wal­te­te Migran­ten neben der Amts­spra­che ihre Mut­ter­spra­che sicht­bar machen wol­len: Was hät­te Krahs Kon­zept dage­gen einzuwenden?

Was sagt die neue The­se zum Mue­zin­ruf in einem migran­tisch selbst­ver­wal­te­ten Vier­tel? Gilt auch hier das neue Dik­tum „Mut zur Hete­ro­ge­ni­tät“? Die Idee erin­nert mich stark an Ulri­ke Gué­rots Kon­zept, von dem sie sich spä­ter distanzierte:

Die Flücht­lin­ge sol­len die Städ­te aus ihrem Hei­mat­land nach­bau­en. Unweit von Mün­chen, Ber­lin oder Köln soll es also bald ein Neu-Bag­dad, ein Neu-Damas­kus oder ein Neu-Kabul geben.

Neben allen Unklar­hei­ten ist ein­deu­tig, daß Krah staat­li­che Kul­tur­po­li­tik ablehnt. Migran­ten sol­len ihre Iden­ti­tät behal­ten dür­fen, oder, wie Erdo­gan sag­te: „Assi­mi­la­ton ist ein Ver­bre­chen“. Krah setzt auf klein­tei­li­ge kul­tu­rel­le Netz­wer­ke, die das Über­le­ben der Ein­hei­mi­schen sichern sol­len. Wenn er von Mär­chen­ver­ei­nen, Goe­the-Thea­tern und Volks­lied­chö­ren spricht, klingt das nett. Mich es erin­nert es lei­der stark an Mer­kel im Jahr 2016. In einer berühmt gewor­de­nen Aus­sa­ge reagier­te sie auf Sor­gen über die Isla­mi­sie­rung wie folgt:

Wie vie­le christ­li­che Weih­nachts­lie­der ken­nen wir denn noch, und wie vie­le brin­gen wir denn unse­ren Kin­dern und Enkeln noch bei? Dann muss man eben mal ein paar Lie­der­zet­tel kopie­ren und jeman­den, der noch Block­flö­te spie­len kann, bitten.

Das klingt lieb, ret­tet aber kein Volk. Es gibt kei­nen Grund, war­um eine kul­tur­po­li­ti­sche Erneue­rung und Re-Eth­ni­sie­rung die bis­he­ri­ge Linie der Remi­gra­ti­on und Leit­kul­tur erset­zen sol­len. Bei­de Ansät­ze wider­spre­chen sich nicht. Sie ergän­zen sich. Leit­kul­tur und Assi­mi­la­ti­ons­druck füh­ren auch nicht auto­ma­tisch zum „Mel­ting Pot“, son­dern wir­ken vor allem als Push-Fak­tor, gegen Ersetzungsmigration.

Selbst­ver­wal­te­te migran­ti­sche Räu­me, in denen isla­mi­sche Sied­ler frei wal­ten könn­ten, wären dage­gen ein mas­si­ver Pull-Fak­tor. Ein klei­nes Kali­fat plus Bür­ger­geld ist der Traum von Mil­lio­nen aus­wan­de­rungs­wil­li­ger Muslime.

Wie Krah in einem ger­ma­no­ara­bi­schen Viel­völ­ker­staat Abschie­bun­gen, Grenz­schlie­ßun­gen und Ein­bür­ge­rungs­stopps durch­set­zen will, bleibt mir daher ein Rät­sel. Auto­no­me Migran­ten-Com­mu­ni­ties wer­den rasch eige­ne Par­tei­en grün­den und alles tun, um zu wach­sen. Sie wer­den sich natur­ge­mäß wei­ter für Ket­ten­mi­gra­ti­on und Mas­sen­ein­bür­ge­rung ihrer Lands­leu­te einsetzen.

Krah könn­te tür­ki­sche Wäh­ler viel­leicht für Syrer-Abschie­bun­gen gewin­nen und umge­kehrt. Aber tür­ki­sche Natio­na­lis­ten wer­den kaum gegen Visa­frei­heit mit ihrer Hei­mat stim­men. Ob das „tei­le und herr­sche“ hier auf­geht, darf bezwei­felt werden.

Ich bin also grund­sätz­lich ande­rer Mei­nung: Selbst wenn man Krahs resi­gna­ti­ve Posi­ti­on akzep­tiert und Remi­gra­ti­on im gro­ßen Stil für geschei­tert hält, wäre die Kon­se­quenz eine ande­re. Die AfD müß­te in einem liba­ne­si­schen Sze­na­rio zu einer Volks­grup­pen­par­tei wer­den, die eine räum­li­che Samm­lung der Rest­deut­schen organisiert.

Krahs mög­li­che Agen­da – Den „Bin­nen-Eth­no­plu­ra­lis­mus“ hat Krah (mei­ner Ver­mu­tung nach) has­tig nach­ge­scho­ben, um eine Pra­xis zu legi­ti­mie­ren, die er längst ver­folgt: Er sucht aktiv den Schul­ter­schluß mit nicht­as­si­mi­lier­ten Migran­ten. Beim Bar­bier lobt er Erdo­gan, anders­wo wirbt er offen um Staats­bür­ger, die sich als Tür­ken identifizieren.

Pole­misch könn­te man sagen: Krah will der CDU die Stim­men der grau­en Wöl­fe abja­gen. Will er sich als gen­der­kri­ti­scher, islam­freund­li­cher Erdog­an­fan posi­tio­nie­ren, um mit den Stim­men ein­ge­bür­ger­ter Tür­ken eine neue Macht­ba­sis zu schaf­fen? Schafft er das, was etwa Dani­el Fiß bezwei­felt, wür­de er wirk­lich zur Macht­fi­gur inner­halb der AfD: ohne Vor­feld und Lan­des­ver­band, aber als Bro­ker der eth­ni­schen Wahl.

Man unter­schät­ze hier nie den Oppor­tu­nis­mus der Poli­tik: Soll­te Krah wirk­lich signi­fi­kant Migran­ten­stim­men mobi­li­sie­ren, wür­de er, vor allem im Wes­ten, zu einer gefrag­ten Schlüs­sel­fi­gur. Daß die­ser Kurs der Par­tei scha­det, ist aus mei­ner Sicht offen­sicht­lich. Aber für Krah könn­te er den Durch­bruch bedeu­ten. Das ist, wie gesagt, nur mei­ne per­sön­li­che Ver­mu­tung. Das kom­men­de Ver­hal­ten von Krah wird zei­gen, ob sie zutref­fend ist.

Wie wei­ter? – Maxi­mi­li­an Krah ver­wirft das Werk­zeug der Leit­kul­tur und Assi­mi­la­ti­on, akzep­tiert den Viel­völ­ker­staat und legi­ti­miert die Ver­recht­li­chung der Debat­te durch die Jus­tiz. Er will sich radi­kal neu posi­tio­nie­ren, distan­ziert sich dafür von Mit­strei­tern und wirft ihnen ten­den­zi­ell „Staats­feind­lich­keit“ vor. Ich neh­me das zur Kennt­nis und wer­de per­sön­li­che Schlüs­se dar­aus zie­hen, solan­ge Krah die­ses Ver­hal­ten nicht ein­stellt und sei­ne Feh­ler und Mei­nungs­wech­sel ver­ständ­lich macht.

Unab­hän­gig davon blei­ben aber die bren­nen­den poli­ti­schen Fra­gen: Wann tritt der demo­gra­fi­sche Kip­punkt ein? Wie reagie­ren wir auf Repres­si­on und neue „rote Lini­en“, die von Gerich­ten gezo­gen wer­den? Wie wägt man zwi­schen Stra­te­gie und Welt­an­schau­ung ab? Dafür braucht es tak­ti­sche Klug­heit, poli­ti­schen Mut und welt­an­schau­li­che Gerad­li­nig­keit. Ob Krah das glaub­wür­dig ver­tritt, mag jeder selbst beurteilen.

Martin Sellner

Martin Sellner ist Kopf der österreichischen Identitären Bewegung.

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Kommentare (35)

RMH

27. Juni 2025 09:35

Danke! Teil 2 beantwortet meine Frage aus dem Debattenstrang unter Teil 1.

kikl

27. Juni 2025 10:23

"Aber sie wollen natürlich diskriminieren – und das entlang der ethnischen Grenzen."
Damit ist aus meiner Sicht das Tischtuch zerschnitten. Man trägt keinen Meinungsstreit unter Freunden aus, indem man seine Freunde öffentlich verleumdet und damit Feinden und Gegnern ausliefert.
Ich kann auch nicht erkennen, dass irgendeine Entscheidung eines Gerichtes Krahs Meinungswandel begründet hat. Denn das rechtliche Gebot der grundsätzlichen Gleichbehandlung von Staatsbürgern ist so alt wie das Grundgesetz. Niemand darf wegen seiner Abstammung, Heimat und Herkunft benachteiligt oder bevorzugt werden, sagt schon Art. 3 GG. Das soll sich laut Rechtsprechung auch mittelbar aus der Menschenwürdegarantie des Art. 1 GG ergeben.
Sein Konzept ist auch in sich nicht stimmig. Wenn er für Binnen-Ethnopluralismus ist, das heißt letztlich für Parallelgesellschaften, wieso richtet er sich dann noch gegen die weitere Massenimmigration? Denn diese befördert doch die Parallelgesellschaften?
Man kann jetzt über Krahs Motive spekulieren, was ich auch schon gemacht habe. Aber vermutlich sollte man darauf keine Energie verschwenden. Was auch immer es sein mag, seine Motive dienen nicht der Sache sondern sie dienen allein Krah.

Artabanus

27. Juni 2025 11:21

Der Skandal um das Interview in dem Herr Krah zu SS-Leuten Stellung nahm, welcher ihm persönlich den Ausschluss aus der EU-Gruppe der AFD einbrachte war eine große Zäsur für ihn persönlich. Ich denke hier ist die Ursache für seinen plötzlichen Sinneswandel zu suchen. Herr Krah war 20 Jahre lang CDU-Mitglied und ist erst im September 2016, 1 Jahr nach Merkels Grenzöffnung, ausgetreten.

Karl Otto

27. Juni 2025 13:07

Krahs Ideen laufen in der Tat auf eine Art Umwandlung von Deutschland in einen europäischen Libanon hinaus. Und es gibt keine Grund zu der Annahme, dass der besser funktionieren würde, als der Libanon im nahen Osten.
Man mag am Konzept der Remigration manches kritisieren, aber ich sehe nicht, wie die Situation verbessert werden könnte, ohne dass möglichst viele nicht integrierbare bzw. nich integrationswillige Migranten Deutschland verlassen.

Majestyk

27. Juni 2025 13:49

Woran Deutschland neben Ideologien, Opportunismus und Verdummung am meisten leidet, ist die schleichende Akzeptanz einer neuen Realität. Nur so erklären sich auch Zustimmungswerte für Merz oder Pistorius. Die Mehrheit wurde langsam weichgekocht wie Frösche. Es braucht nicht weniger, sondern viel mehr Reibung. Die Jugend braucht die Unterstützung der Älteren und keine Anfeindung. Immerhin begehren die gegen etwas auf, was ältere Generationen, auch meine, in den Sand gesetzt haben.

Dieter Rose

27. Juni 2025 14:06

Beängstigend!
Das erinnert mich daran, was ich im Oktober 2018 im >Fragment< von Heinrich Heine vervollständigt habe (kursiv):
" Aus alten Märchen winkt es
Hervor mit weißer Hand,
Da da singt es und da klingt es
Von einem Zauberland.
Wie es einst gewesen
Wird es nimmer sein.
Ach könnt' ich dorthin kommen
Und dort mein Herz erfreu'n
Und aller Qual entnommen
Und frei und selig sein - vergebens ist mein                                         wunsch,
Werd's niemals mehr bekommen,
Ohn' Heimat werd' ich sein.

Oberlausitz

27. Juni 2025 14:19

Warum kommt mir bei M. Krah bloß immer wieder der folgende notorische Satz in den Sinn? "Here's an equivocator that could swear in both the scales against either scale." (Macbeth II, 3) Ich bewundere Ihre Standkraft, Martin!

Olmo

27. Juni 2025 14:22

Herr Krahs Ausflug ins rechte Spektrum, war eben genau das: ein Ausflug. Ist ja auch ok.
Er sollte zurück zur CDU und die AfD in Ruhe lassen. Und zur Neuen Rechten passte er schon rein habituell / optisch/ physionomisch nicht, und auch das ist nicht weiter schlimm,.
Hoffentlich verschont er die Welt mit einer "Inside-Schnellroda -Story".

Majestyk

27. Juni 2025 14:37

"Sollte Krah wirklich signifikant Migrantenstimmen mobilisieren, würde er, vor allem im Westen, zu einer gefragten Schlüsselfigur."
Glaube ich nicht. Wer im Westen schon länger oder nun endlich migrationskritisch ist, den stören an der AfD höchstens bestimmte außenpolitische Positionen. Wer von den Normalbürgern nimmt überhaupt an solchen Debatten teil?
Die Nachfahren europäischer Gastarbeitermigranten brauchen keine Extra-Einladung, auch nicht jene Türken, die man als assimiliert bezeichnen könnte. Jene Muslime, denen sich Krah öffnen will, wählen prinzipiell keine "prodeutsche" Partei, auch keine die christlich oder konservativ sein will und garantiert keine Partei die Massenmigration beenden möchte und damit deren Familie draußen halten. Krah argumentiert so als sei sowas wie ein "deutscher Islam" möglich und als sei der dann irgendwie weniger muslimisch. Es gibt keinen Islam den ein deutscher Staat kontrollieren könnte.

Majestyk

27. Juni 2025 14:42

Nachsatz:
Ich möchte noch zu bedenken geben, daß Maximilian Krah eher ein Star der Neuen Rechten ist, nicht des gesamten AfD Umfelds. Den Netzwerken verdankt Krah seinen Aufstieg, auch als EU Spitzenkandidat und die Kreise haben dafür jemand anderen abgesäbelt. Zur Manöverkritik würde m.E. auch gehören sich diesbezüglich mal kritisch selbst zu hinterfragen. 

Olmo

27. Juni 2025 14:46

Ich will nicht so einen auf Durchblicker machen, der ich auch sicher nicht bin, aber wer jetzt verblüfft aus allen Wolken fällt, nachdem Herr Krah durch den Rubikon zurück auf die andere Seite watet, der ist ein vorurteilsfreier Gutmensch!  

heinrichbrueck

27. Juni 2025 16:38

Leitkultur und Assimilation. 
"Ja, eine „Asterix-Option“ (Höcke) oder eine „Strategie der Sammlung“ wird dann relevant, wenn wir zur Minderheit im eigenen Land geworden sind."
Gleich zwei Fehler: Minderheit (1), eigenes Land (2). Nehmen wir die germanische Abstammung, dieses zerstrittene Gemeinwesen, als "wir", die Mehrheit, wahr? Haben diese Stammesfraktionen ein eigenes Land?
"Kinderlose Katzenfrauen" (Vance) sorgen für "Leitkultur", bauen Moscheen, zitieren Bassam Tibi und dessen Lehrer. Wen sollen die Ausländer assimilieren? Assimilation arbeitet gegen dieses "wir" (Grundlage: Germanische Stämme). Krah will keine türkischen Schwaben. Wären schwäbische Türken besser? Moschee oder Kirche? 
Staat als Ausdruck der Stärke, gegenwärtig. Bekanntere Vielvölkerstaaten sind USA und Rossijskaja Federazija. In beiden Fällen läßt sich ein Trend ablesen. 
Remigration. Grundlage: Wachstum der Stämme, Geldtransferpolitik Richtung Remigration, keine Leitkultur (es sei denn, man möchte biologisch abbauen). Sollte sich ein Bayer nach Sachsen verirren, wäre Assimilation wünschenswert (Importbraut optional). Ab- oder Aufbau (Sachsen oder Bayern), die Sachsen stellen den Staat (Militäroption). 

Le Chasseur

27. Juni 2025 16:52

@Olmo
"Er sollte zurück zur CDU und die AfD in Ruhe lassen."
Aber sein Auftrag ist es doch, die AfD anschlussfähig für die Union zu machen. Herr Linnemann und Konsorten würden gerne den Sozialstaat abschaffen und wieder Zwangsarbeit einführen. Das geht aber nicht mit der SPD.

Mitleser2

27. Juni 2025 17:23

@Majestyk: Jugend: "Immerhin begehren die gegen etwas auf, was ältere Generationen, auch meine, in den Sand gesetzt haben."
Welche Jugend begehrt auf? Die versprengten IBler und JAler?  Oder reden Sie über diejenigen, die jetzt dem Idol Reichinnek hinterher laufen, und meinen, damit kommt ihre finanzielle und sonstige Erlösung. Zumindest in Süddeutschland sehe ich keinerlei Aufbegehren. Die Flugtickets in europäische Städte sind weiterhin hochgefragt.
 

quarz

27. Juni 2025 17:38

Der häufig vorgebrachte Einwand, die Neutralität des Staates verhindere, dass Assimilationsdruck bzw. Remigrationsanreiz ausgeübt werde, ist nicht stichhaltig. Der Staat ist nämlich nur bei der Durchsetzung der Gesetze neutral. Dort diskriminiert er nicht, es gibt keine Privilegien. Jeder Staatsbürger ist gleich vor dem (bestehenden!) Gesetz. Beim Aufstellen von Gesetzen hingegen ist er nicht neutral, sondern richtet sich nach den Präferenzen der Mehrheit. Und wenn diese Mehrheit tendenziell entlang ethnischer Grenzen verläuft, führt das dazu, dass von Staats wegen ethnisch diskriminiert wird. Wenn die (ethnisch) Deutschen mehrheitlich nach 22 Uhr ihre Nachtruhe haben wollen, werden per Mehrheitsbeschluss entsprechende Gesetze gegen nächtliche Ruhestörung erlassen, auch wenn die oriental verwurzelten Staatsbürger nächtens lieber noch Rambazamba hätten. Über diesen Hebel kann also Druck im eingangs genannten Sinn ausgeübt werden. Noch.

Martha

27. Juni 2025 19:00

Klar für Sellner und klar gegen Krah. Man sollte Krah bei seinem Weg ins Abseits nicht mehr so wichtig nehmen. 

Rheinlaender

27. Juni 2025 20:23

Entscheidend ist das Gewinnen politischer Mehrheiten. Danach können, mit den Worten einer großen Sozialdemokratin gesagt, die Regeln des Zusammenlebens neu ausgehandelt werden.

Majestyk

27. Juni 2025 20:41

@ Le Chasseur:
Ihr Sozialstaat, auf den Sie pochen, basiert auf Zwangsarbeit und Ausbeutung. In eine Rente weiter einzahlen zu müssen, wenn man weiß, daß sie für einen selber nicht ausreichen wird ist Enteignung. In eine KV einzahlen zu müssen, die erwartbar nicht mehr funktionieren wird, wenn man selbst ins Alter kommt, wo man Leistungen brauchen könnte ist Enteignung. Steuerlich so ausgelutscht zu werden, daß nichts zum Aufbau eigenen Vermögens übrig bleibt ist Enteignung.
Wofür? Um Apparatschiks und Sesselpuper durchzufüttern, die arbeitende Menschen drangsalieren, Land und Volk gegen die Wand fahren? Ich weiß ja nicht, warum Sie sich beharrlich weigern Genossen und deren Politik zu hinterfragen. Mit der Realität hat Ihr Antikapitaltourette jedenfalls nichts zu tun und zur Lösung bestehender Probleme trägt es auch nicht bei.
@ Mitleser2:
Ich meine natürlich das, was man blaue Jugend nennen könnte, zu Linken oder Antideutschen habe ich generell keinen Bezug mehr. Die wollen mich nicht, umgekehrt gehören die nicht zu mir. Auch wenn ich selber kein Aktivismusfreund bin, muß man nicht öffentlich nachtreten, wenn der Staat jene Leute schikaniert und mit zweierlei Maß mißt, denn radikale linke Jugend darf ja alles. Bei denen verzeiht man auch Gewaltdelikte, aber ein falsches Tattoo von rechts, eine falsche Demoteilnahme oder ein falscher Kommentar im Netz und man wird lebenslang für offizielle Funktionen gesperrt.

MarkusMagnus

27. Juni 2025 21:01

"Es gibt keinen Islam den ein deutscher Staat kontrollieren könnte."
@Majestyk
Nein. Aber es könnte einen Islam geben der von Deutschen kontrolliert wird. Dann hätten wir das was zu Bestreben uns in zwei Weltkriegen angedichtet wurde. Es gibt immer noch genug Deutsche mit Schmalz in der Birne.
Wir brauchen eine Religion die uns zu Kämpfern macht. Das Christentum in Europa ist tot. Aber Jesus Christus nicht. Oder Isa. Zumindest wird Jesus bei dem Moslems verehrt. Als deutscher Moslem oder muslimischer Deutscher bin ich immer noch Deutscher oder etwa nicht?

Ein gebuertiger Hesse

27. Juni 2025 22:50

Ernstgemeinte Frage: Welcher deutsche Politik-Mensch war, aus welchen Motiven auch immer, nicht auch ein Opportunist, wann zuletzt?

Liselotte

27. Juni 2025 23:27

@MarkusMagnus: als islamischer Deutscher sind Sie Araber mit Ramadan zu rollierenden Zeiten und Mondkalender. Abendlandinkompatibel.

FraAimerich

27. Juni 2025 23:52

@Le Chasseur: "sein Auftrag ist es doch, die AfD anschlussfähig für die Union zu machen"
 
Verraten Sie doch nicht immer alles im voraus. Und dann noch ohne Spoilerwarnung! "Hellseher" werden hier ohnehin nicht gern gesehen.
 
@Majestyk: "Sozialstaat ... basiert auf Zwangsarbeit und Ausbeutung"
 
Beides stört Sie am Kapitalismus doch auch nicht?!
 
 

Majestyk

28. Juni 2025 00:47

@ MarkusMagnus:
Von mir aus konvertieren Sie, ich bin da raus. Ihr "wir" ist nicht meins.

ofeliaa

28. Juni 2025 03:31

Ich war auf jeden Fall vorgestern im Stadtpark und dort waren ungefähr 90% Ausländer UND es lief arabische Musik. D.h. man kann im Park nur noch mit arabischer Musik im Hintergrund sitzen, nicht mal allzu leise. Auf dem Nachhauseweg im Bus lauter ausländische Stimmen um mich herum. Vielleicht sollte man sich an Merz ein Beispiel nehmen - er hat es immerhin zum Kanzler Deutschlands geschafft! - d.h. Vieles versprechen, sich natürlich mit jedem gut stellen, natürlich jedem das sagen, was er hören möchte. Also den Barbier gerne überzeugen, den Dönerladenverkäufer auch. So funktioniert das ganze System. 

brueckenbauer

28. Juni 2025 03:31

Zwischen Re-Ethnisierung und politischer Lenkung ("Leitkultur plus Assimilierung plus Remigration") besteht kein logischer Widerspruch, wohl aber ein praktischer. Die Intelligenz und Energie, die für das zweite eingesetzt werden, fehlen nämlich dann beim ersteren. Viele Leute scheinen zu glauben, wenn wir erst einen deutschen Staat hätten, dann käme das deutsche Volk von selber. Dem ist aber nicht so - und wir haben Mengen von Beispielen in anderen Volksgruppen (seien es die preußischen Polen oder die jugoslawischen Kroaten oder die Kurden oder die Juden), von denen wir was über Technik der Re-Ethnisierung in einem feindseligen Staat lernen könnten, wenn wir denn wollten. Wir haben gar keinen Grund, das mit dem Beispiel Blockflötenspielen lächerlich zu machen, wir hätten Grund, ernsthaft darüber nachzudenken. Nur eine schnelle Re-Ethnisierung kann uns davor schützen, dass sich die sozialdemokratische Version vom "Staatsvolk" durchsetzt.

Karl Otto

28. Juni 2025 06:41

"Als deutscher Moslem oder muslimischer Deutscher bin ich immer noch Deutscher oder etwa nicht?"
Quatsch, die sind immer zuerst Muslime, alles andere ist zweitrangig.

Le Chasseur

28. Juni 2025 08:05

@Majestyk
"In eine KV einzahlen zu müssen, die erwartbar nicht mehr funktionieren wird, wenn man selbst ins Alter kommt, wo man Leistungen brauchen könnte ist Enteignung."
Die Krankenversicherung in den USA zahlt auch nicht, wenn Sie sie bräuchten, weil die es als ihre Aufgabe sieht, ihre Manager und die Shareholder reich zu machen.
"Ich weiß ja nicht, warum Sie sich beharrlich weigern Genossen und deren Politik zu hinterfragen. Mit der Realität hat Ihr Antikapitaltourette jedenfalls nichts zu tun und zur Lösung bestehender Probleme trägt es auch nicht bei."
"Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten!" heißt die Devise. Deshalb vergesse ich aber nicht, weswegen sich die Arbeiterbewegung mal gebildet hat. Nicht, weil es den Arbeitern so gut gegangen wäre. Aber genau zu solchen Verhältnissen wollen manche in diesem Land wieder zurück.
 

RMH

28. Juni 2025 09:33

Die Debatte verläuft leider z.T. auf der Empörungsebene, ggf. auch durch die im Beitrag von M.S. geschilderten Distanzierungs-X-etc Beiträge von Krah. Rein sachlich vergessen hier im Debattenraum viele die Ernsthaftigkeit & das stete Bohren am dicken Brett des Parteienverbotes, welches von linker Seite bis tief in die mitregierende SPD hinein verfolgt wird. Das ist eben NICHT vom Tisch. Ich sehe in der rein juristisch klaren Abstraktion zwischen Staat/Staatsbürger = Staatsvolk, aber ungleich Ethnie, auch kein echtes polit Problem, an dem man sich zur Freude aller Verbotsbefürworter abarbeiten braucht. Außer dem üblichen Gelästere über die charakterlose Juristenzunft ist bislang seitens der Ethnomonopolisten keine verbotsfeste Position entwickelt worden außer, lassen wir es drauf ankommen, mit dem Kopf durch die Wand, Machtfrage stellen etc. Dabei brauchen wir nicht die Machfrage stellen, weil klar ist, dass wir sie eben nicht haben & auch lange nicht haben werden & uns selber das Beste, was JEMALS an rechter, patriotischer Politik im BT war, zerschlagen. Abschließend möchte ich an meinem Beitrag zu Artikel #1 erinnern, wer wieder die Fragen Wirtschaft, Freiheit & Gerechtigkeit von Rechts bestimmen kann, sorgt automatisch dafür, dass ethnisch Deutsche die Mehrheit im Land bleiben (siehe Beitrag zum voherigen Artikel), ganz Diskriminierungsfrei.

t.gygax

28. Juni 2025 10:28

@ein gebürtiger Hesse
Historisch: der CDU Abgeordnete Herbert Gruhl, der massgeblich an der Gründung der GRÜNEN 1977- 1979 beteiligt war, war kein Opportunist, und als er erkannte, dass die GRÜNEN ihn nur als Öko - Alibi für ihre sinistren Pläne nutzten  ,verließ er sie , verlor damit allerdings auch jeden politischen Einfluss.
Aktuell: der SPD Abgeordnete Wolfgang Wodarg, der gleich zu Beginn die Corona-Lüge durchschaut, ließ sich nicht von Lauterbach etc. korrumpieren, verließ die SPD, verlor damit leider auch politischen Einfluss.
Aber das waren  wenigstens aufrechte Leute.
 
 

karl theodor

28. Juni 2025 11:51

Ist mal einer von den Foristen so nett und erklärt mir mal in einfacher Sprache was damit konkret gemeint ist, wenn es heißt Krah "legitimiert die Verrechtlichung der Debatte durch die Justiz". Habe ich das so zu verstehen, dass die Justiz die Menschenrechte gegen das Grundgesetz in Stellung bringt, den ethisch kulturellen Volksbegriff quasi krminalisiert und gleichzeitig den Debattenraum verengt?

Ekstroem

28. Juni 2025 12:40

Danke, werter Martin Sellner, für Ihren Doppel-Artikel. Das Wichtigste zur Causa Krah wird hier gesagt. @MarkusMagnus Ja, wir brauchen eine neue Religion, zumindest eine neue Weltanschung für die neue Zeit, die im Entstehen ist. Ich bezweifle, daß muslimische Deutsche oder deutsche Moslems der Weg dazu sind. Dem Einzelnen steht dieser Weg frei. Es gibt ja schon ein Gemisch von Religionen und Weltanschauungen unter den Deutschen: Buddhisten, Anhänger indischer Gurus, Neu-Heiden, Christen aller Art... und eben auch Muslime. Wir brauchen eine eigene Religion und Weltanschuung.

Gracchus

28. Juni 2025 12:45

Ich halte in der Tat für etwas unlauter, wie Krah sich und seine "Wende" inszeniert, wobei diese Absetzbewegung bereits länger zu beobachten ist. Ich halte Sellners Konzept für verfassungskonform - wobei die Debatte etwas neben der Sache liegt, da das GG den Staat und seine Organe bindet, Sellner ist aber kein deutscher Amtsträger. Die Frage müsste genauer lauten, ob sich Sellners Konzept verfassungskonform in einfaches Gesetz umsetzen lässt. Diese Frage erscheint mir indes zu hypothetisch, als dass ich mich damit beschäftigen würde. 
Ebenfalls ist richtig, dass Vorfeld und Partei nicht dasselbe Konzept vertreten müssen. Es ist ja vielleicht nützlich, wenn sich die Partei gegenüber einem radikalen Vorfeld als gemäßigt hinstellen kann. Der AfD würde ich nicht empfehlen, Sellners Konzept zu übernehmen - weil es zu nicht so nützlichen Nebendiskussionen einlädt und nach meinem Eindruck auch beim Wahlvolk nicht den gewünschten Anklang findet. Man sollte es grob gesagt bei den Forderungen belassen, Einwanderung und Einbürgerungen zu stoppen und straffällige und sozialhilfebedürftige Migranten auszuweisen.

Gracchus

28. Juni 2025 13:09

Grob gesagt heißt: Grundsatz, von dem im Einzelfall unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit abgewichen werden kann. Ausweisungen natürlich nur von Migranten ohne deutschen Pass und Straffälligkeit nur bei einer gewissen Schwere der Tat. Als Politiker sollte man sich auch mit dem Ausländerrecht beschäftigt haben, es ist ein Dschungel, sonst lässt es auch nicht effektiv ändern. 
Das Recht folgt nicht einfach der Politik. Selbst wenn die AfD im Bund die absolute Mehrheit erreichte, könnte sie nicht schalten und walten, wie sie will, zumal die EU noch mitspielt (so sind Grenzschliessungen anscheinend umstritten), ebenfalls die promigrantische Öffentlichkeit etc. Der Kampf würde dann erst richtig losgehen. 
Angesichts dessen hat Krah m. E. einige Punkte.

Harlach

28. Juni 2025 13:18

@quarz: Das scheint mir ein ganz wesentlicher Punkt zu sein. Und das wird ja auch von den Migrationsfreunden so gesehen, nur dass die daraus die entgegengesetzten Schlussfolgerungen ziehen.
Die wollen besondere Rücksichten für Zuwanderer: Wenn diese kein Weihnachten feiern, dann muss das eben reduziert oder zum Ausgleich auch ein bisschen Ramadan gefeiert werden; wenn sie keine autochthon deutschen Autoritäten akzeptieren, dann müssen wir eben in Polizei und Verwaltung einen stärkeren Migrantenanteil durchsetzen; und wenn sie an Schulen kein Deutsch sprechen oder wegen ihres kulturellen Hintergrundes nicht fähig oder nicht willens sind, sich anderen gegenüber respektvoll zu verhalten, so müsse man dem mit Verständnis und Nachsicht begegnen. 
Es wäre schon sehr viel gewonnen, wenn man diese Logik wieder umkehren würde. Ein Zuwanderer hat keinen Anspruch darauf, dass unsere öffentliche Kultur seine Herkunftskultur in irgendeiner Weise repräsentiert. Und wenn er darauf Wert legt, dann muss er sich ein anderes Land suchen.

Majestyk

28. Juni 2025 13:30

@ Harlach:
Nachgeben ist Suizid auf Raten. Jeder Meter Boden den man aufgibt geht verloren, physisch wie geistig. Deswegen gibt es ja auch keine konservative Lösung, weil der Ist-Zustand schon nicht mehr erhaltenswert ist und sich auf Dauer auch nicht halten läßt. 
Auch sich in Refugien verschanzen wird nicht funktionieren. Eine Alamo-Stellung dient nicht dazu gehalten zu werden, sondern lediglich um der Verstärkung Zeit zu verschaffen. Es wird aber keine Verstärkung kommen. 
Wenn Krah oder auch andere davon sprechen in x Jahren vielleicht Macht ausüben zu dürfen, dann ist auch der Rest der 2015er Migranten eingebürgert, die ersten haben dann bereits Nachwuchs. Die Uhr für den Kippzeitpunkt steht längst auf fünf vor zwölf.

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