Dynamik und Persistenz des Volkes

Anmerkungen zur Krah-Debatte von Orly Richter -- Es ist ja eine Binse: ein Volk ist eine große Gruppe von Menschen gleicher Abstammung, Sprache und Kultur. Letztere fließt aus der Religion, wie verhuscht-verhunzt sie auch sein mag.

Die Gret­chen­fra­ge für die Rech­te lau­tet aber: In wel­chem Ver­hält­nis sieht sie die­se Seins­for­men? Selbst die coo­len Kids bei der Boo­mer- und Beam­ten­pos­til­le kön­nen nicht weghören.

Offen­sicht­lich lie­gen zwi­schen Abstam­mung, Spra­che und Kul­tur Trenn­li­ni­en. Daß Spra­che noch kei­ne gemein­sa­me Kul­tur bedeu­tet, weiß außer Aydan Özoğuz jeder Fremd­spra­chen­schü­ler, der sich im Dekli­na­ti­ons-Dickicht verliert.

Die Geburt bestimmt einen Zugang, aber nur ein vages, vor­re­flek­tier­tes Dasein. Kul­tur dage­gen heißt geis­tig reges Machen, Bau­en, Pfle­gen. Trotz ihrer essen­zi­el­len Tren­nung sind die­se Seins­for­men zwei­fels­oh­ne von­ein­an­der abhän­gig: Reli­gi­on und Kul­tur prä­gen Spra­che, man den­ke bloß an Luthers Bibel­über­set­zung. Umge­kehrt eröff­net Spra­che gan­ze Intui­ti­ons­räu­me, wer woll­te das verleugnen.

In der reli­giö­sen Kul­tur wird ver­han­delt, was für Völ­ker als rele­van­te Abstam­mung gilt: ob von Vater oder Mut­ter, durch Adop­ti­on oder gar Trans­ak­ti­on. Bei aller Abhän­gig­keit von­ein­an­der sind die­se Seins­for­men aber nicht auf­ein­an­der redu­zier­bar. “Volk” ist weder sprach­lich-mäch­ti­ges Fiat, wie die Post­mo­der­ne sug­ge­rie­ren mag. Es ist nicht aus­schließ­lich kul­tu­rel­le, halb-fik­ti­ve Pra­xis, denn die steht jedem offen. Aber auch die Abfol­ge ani­ma­li­scher Gene­ra­tio­nen ent­hält für sich genom­men so viel Kul­tur­gut wie das Zwit­schern eines Vogels neben dem Kon­zert-Orches­ter im Park.

Götz Kubit­schek hat zuletzt die Abstam­mung zum Ober­be­griff eines rech­ten Ver­ständ­nis­ses vom Volk gemacht. Aus ihr erfolg­ten “Zugriffs­wei­sen auf Welt, Umge­bung, Tun, Den­ken, Emp­fin­den”, sag­te er im Inter­view mit Wal­l­asch. Auch Maxi­mi­li­an Krah scheint d’accord. Abstam­mung gilt hier als Aus­gangs­punkt für eine Teil­ha­be an deut­scher Kul­tur­fül­le: ein Bay­er wür­de, bei allem Aus­tausch über die Alpen hin­weg, eben einen bay­ri­schen Barock pflegen.

So erwei­tert die Rech­te aber den Abstam­mungs­be­griff auf die ande­ren Seins­for­men und über­dehnt ihn. Sie stürzt in die­sel­be Reduk­ti­ons-Fal­le wie ihre Geg­ner, für die „Volk“ nur Sprach­ges­te oder prak­ti­zier­te Fik­ti­on ist – aller­dings mit ungleich schwer­wie­gen­de­ren Kon­se­quen­zen. Aus dem über­dehn­ten Begriff der Abstam­mung wird ein voll­ge­stopf­tes Unge­tüm. Dar­aus läßt sich ein for­mi­da­bler Strick dre­hen, der sich je nach Pole­mik-Bedarf mal mehr oder weni­ger faschis­to­id bie­gen läßt. (“Jetzt wol­len die auch noch einen Kulturarier-Nachweis!”)

Die Geburt als blo­ßer Daseins-Zugang bestimmt natür­lich nicht, ob man ita­lie­ni­schen oder bay­ri­schen Barock gou­tiert. Offen­sicht­lich geht es Kubit­schek aus­schließ­lich um ein kul­tu­rel­les Ver­ständ­nis von Volk, wobei er sich einer Natur-Meta­pho­rik bedient. Das Wach­sen von Völ­kern ruft Bil­der alter Wäl­der auf: wehen­de geis­ti­ge Saat, kul­tu­rel­le Befruch­tung, ver­erb­te Tra­di­tio­nen. (Diakoniewissenschaftsstudent:innen ken­nen sol­che Bil­der von dem noch nicht gesi­chert rechts­extre­men Johann Hin­rich Wichern, einem „Vater“ des christ­li­chen Sozialstaats.)

Es sind die genea­lo­gi­schen Bil­der von Denk­schu­len und apos­to­li­scher Geist­lich­keit. Die­se Meta­pho­rik für Völ­ker als Kul­tur­ge­mein­schaf­ten muß aber getrennt blei­ben von der bana­len bio­lo­gi­schen Her­kunft, will man letz­te­re – im Erbrecht oder ius san­gui­nis – noch für bare Mün­ze nehmen.

Als Ana­lo­gon für die­sen Volks­be­griff mag Hegels Ver­ständ­nis der Ehe die­nen. Sie bewegt sich immer irgend­wie zwi­schen Lie­be, Ver­trag und Geschlechts­ver­bin­dung. Für Hegel ist die Ehe aber kei­ne ver­trag­li­che Ver­bin­dung „zum lebens­wie­ri­gen, wech­sel­sei­ti­gen Besitz [der] Geschlechts­ei­gen­schaf­ten“ wie beim knor­zi­gen Kant. Sie ist aus­schließ­lich eine Form der Sitt­lich­keit, also Kul­tur, über deren gleich­för­mi­gen Trott er durch­aus frei­mü­tig refe­riert. Nach­kom­men mögen ein Resul­tat sein, aber kein not­wen­di­ges. Und als Rechts­sub­jek­te tre­ten Part­ner sogar nur in Erschei­nung, wenn die Ehe zerfällt.

Eine ande­re, auch erhel­len­de Mög­lich­keit ist, das „Volk“ genau als die Dyna­mik aus Abstam­mung, Spra­che und Kul­tur zu ver­ste­hen. Chris­ten und alle, die ihren Unglau­ben kurz sus­pen­die­ren, kön­nen dabei auf das Volk Isra­el zurück­grei­fen. Es ist der instruk­ti­ve her­me­neu­ti­sche Schlüs­sel zur Poli­tik im theo­lo­gi­schen Den­ken. Dazu gehört, beson­ders im christ­li­chen Wei­ter­gang, das strahl­kräf­ti­ge Ver­spre­chen einer uni­ver­sa­len Polis.

Das bibli­sche Volk Isra­el und in einer Fort­set­zung das moder­ne Juden­tum, hat sich wahr­schein­lich wie kein ande­res Volk durch sei­ne Reli­gi­on mit­samt Kul­tur, Spra­che und Abstam­mungs­ko­hä­renz bewahrt. In der Gewiß­heit des gött­li­chen Erwählt­s­eins wur­den alle drei Seins­for­men sorg­fäl­tig gepflegt, auch dank nie ver­sie­gen­der Quel­len des Tros­tes unter Bedin­gun­gen radi­ka­ler Ver­nich­tung. Von Isra­el darf sich nun jedes Volk eine Schei­be abschnei­den und kann es vor dem Hin­ter­grund sei­ner Universalität.

Auch, wenn eine der drei Seins­for­men —  noch­mal: Abstam­mung, Spra­che, Religion/Kultur — abhan­den kommt, wächst erfah­rungs­ge­mäß das drit­te mit der Zeit nach. Wie ost­preu­ßisch ist heu­te noch ein Mil­le­ni­al in Han­no­ver? So sind auch sprach­lich meist wen­di­ge Chris­ten aus ehe­ma­li­gen afri­ka­ni­schen Kolo­nien in Groß­bri­tan­ni­en de fac­to inte­griert. Dazu trug die Idee des Com­mon­wealth, einer „impe­ria­len Fami­lie“ bei.

Weit hin­aus über roya­les Kichern bei blu­mig-ozea­ni­schen Tän­zen wohn­te die­ser Idee auch eine inte­grie­ren­de Kraft inne. Im post­ko­lo­nia­len Zer­bre­chen, für das es ja gute Grün­de gibt, lie­gen in die­sem Äther die Mög­lich­kei­ten zukünf­ti­ger Ver­söh­nung. Das heißt: Nagelt man Völ­ker nicht auf Spra­che, Kul­tur oder Abstam­mung fest, sieht man ihre bestän­di­ge Kraft zur Absorp­ti­on und Generation.

Wo hin­ge­gen nur noch eine Seins­form vor­han­den ist, zer­stiebt ein Volk. Abstam­mung ohne Kul­tur wird zur blo­ßen Gene­tik, extra­hiert aus Blut- und Spu­cke-Röhr­chen. Spra­che ver­fliegt im bild­lo­sen Phra­sen-Eng­lisch kos­mo­po­li­ti­scher Pro­vin­zei­er. Kul­tur­gü­ter wer­den glo­ba­les Über­all oder Objekt stän­di­ger Kämpfe.

Doch selbst in sol­chen Situa­tio­nen gibt es Über­ra­schun­gen, Exis­tenz­sprün­ge durch Ein­zel­ne. Die ein­sa­men, psy­cho­ti­schen Visio­nen des Pro­phe­ten Hese­kiel vom Unheil und Wie­der­erste­hen Isra­els sind dafür bei­spiel­haft. Zugleich deu­ten sie, sie­he oben, weit über jedes kon­kre­te „Volk“ hinaus.

Dekli­niert man anders­her­um die drei Seins­for­men durch, könn­te man ernst­haft dis­ku­tie­ren, ob z. B. Afro-Ame­ri­ka­ner oder die Ost­deut­schen ein eige­nes Volk sind. Es gibt offen­sicht­lich auch Zwi­schen-Sta­di­en, die über län­ge­re Zeit bestehen blei­ben und in die eine oder ande­re Rich­tung kip­pen kön­nen (man den­ke an die einst sepa­ra­tis­ti­sche, aber klei­ne Nati­on of Islam oder die Umris­se der ehe­ma­li­gen DDR auf Kar­ten nach der Wahl).

Es sticht her­vor, wie sehr jen­seits von Pro­gram­ma­ti­ken, über die sich die Rech­te momen­tan strei­tet, his­to­ri­sche Ereig­nis­se die Exis­tenz von Völ­kern prä­gen, sie über­haupt erst hervorbringen.

Was heißt die­se tria­di­sche Dyna­mik aber für die Per­sis­tenz eines, sogar die­ses Vol­kes? Es wäre ein Irr­sinn, woll­te man es zu einem Social Engi­nee­ring-Pro­jekt dekla­rie­ren. Selbst für glü­hen­de EU-Euro­pä­er taucht die Fra­ge nach einem „euro­päi­schen Volk“ nur in Kreuz­wort­rät­seln auf.

Alle­mal lie­gen unse­re schät­zens­wer­ten Kul­tur­gü­ter rechts und links für uns alle da. Sie wer­den ste­tig ver­wal­tet und müh­sam restau­riert, sie quil­len über vor Trost und Witz. Sprach­pfle­ge ist Sache eige­ner Dis­zi­plin; hier möge jeder sein Scherf­lein beitragen.

Ein kul­tur­krie­ge­ri­scher Nata­lis­mus, en vogue unter man­chen Kon­ser­va­ti­ven, rich­tet Kin­dern als Gabe und Geschenk (Ps. 127,3) ernst­haft Scha­den an. Gera­de an letz­te­ren sieht man: Mög­lich­keits­räu­me eröff­nen sich, sie wer­den gege­ben. Aber Dyna­mik – die Kraft – impli­ziert auch Arbeit. Man darf in die Hän­de spucken.

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Kommentare (40)

Ein gebuertiger Hesse

29. Juni 2025 21:40

"Die Geburt bestimmt einen Zugang, aber nur ein vages, vorreflektiertes Dasein. Kultur dagegen heißt geistig reges Machen, Bauen, Pflegen."
Großartig. Zum unters-Kopfkissen-Legen.

Monika

29. Juni 2025 21:49

"Ein Volk ist eine große Gruppe von Menschen gleicher Abstammung, Sprache und Kultur." Einverstanden. Der Rest ist ziemlich abstrakt und blutleer. Deshalb ein kleiner link auf die  verschiedenen Völkchen, die derzeit in Frankfurt leben und ihre Eigenart zu bewahren suchen. Das scheint zu funktionieren und ich kenne einige Viertel aus meiner Kindheit, wo das noch recht homogen war. Es ist völlig anders geworden, aber nicht überall schlechter. In dieser Fremdheit gilt es seine eigene Identität zu wahren und zu pflegen. Das geschieht zunehmend in Abgrenzung, was nicht schlecht sein muss. Aber auch neue Gemeinsamkeiten entstehen.
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/migranten-in-frankfurt-wo-sich-die-communities-treffen-110476707.html

brueckenbauer

29. Juni 2025 22:06

Ich würde vorschlagen, nicht so sehr das Sein in den Vordergrund zu stellen, sondern eher das Tun. Wenn z.B. Juden nach Amerika auswanderten, dann fanden sie in der örtlichen Synagogen nicht nur einen Kreis von neuen Bekannten, mit denen man sich durch Abstammung, Sprache, Kulturerbe verbunden wusste - sie fanden auch ganz konkret ein Kreditangebot zum Aufbau einer neuen Existenz. In ähnlicher Weise werden auch die Mennoniten u.a. durch ihre credit unions zusammengehalten (heute Kindred und Everence), dazu kommen z.B. bei den Amish Formen der Nachbarschaftshilfe. Das sind  nur zwei Beispiele, eine systematische "Reethnisierungs"-Forschung würde noch viele weitere finden.
 

Erstbeschreiber

30. Juni 2025 00:27

Die Reduktion der Abstammung auf "bloße Genetik" ist der Grundfehler dieses Beitrags. 
Aus nicht-monotheistischer (sprich: heidnischer) Sicht sind die hier auf der Erde weilenden Menschen nur die jeweiligen Repräsentanten ihrer Ahnen, welche ohne einen Körper, ohne DNA, existieren, auf einer der Wissenschaft nicht zugänglichen metaphysischen Ebene - und dennoch uns behüten und Rat geben, sei es durch Intuition oder im Traum. Das haben Heiden zu allen Zeiten so gespürt und mit mindestens so viel Berechtigung geglaubt wie Christen an ihren Jesus oder Juden an ihre Auserwähltheit glauben. 
Abstammung ist somit etwas wesenhaftes, welches sich weil es wesenhaft ist in der Physiognomie und der Genetik wiederspiegelt, ohne jemals auf jene reduzierbar zu sein.

Laurenz

30. Juni 2025 08:29

@OR ... Das Beispiel Israel widerlegt die meisten Ihrer Behauptungen. Der Teilnehmer @Brückenbauer nimmt zurecht die in die USA ausgewanderten Juden als Beispiel. Die sind mehrheitlich in Nomaden-Jobs gelandet (Film, Presse, Kapitalmarkt), wo man nicht wertschöpfen muß, aber trotzdem ernten kann, wo man nicht gesät hat. In den USA gibt es keine beruflichen Standes-Zwänge, wie den Alt-Europäern vorgeworfen wurde. Israel hingegen besitzt Identität, auch ohne Religion. Die Juden Israels haben die Seiten gewechselt, von den einstigen Anhängern Abels zu uns, den Abkömmlingen Kains, den Seßhaften. Es gibt keinen größeren fundamentalen Schritt, den ein Volk machen kann.

Rheinlaender

30. Juni 2025 08:51

Der Bezug auf die Abstammung bei der Definition des Volkes wird gerne als biologistisch fehlgedeutet. Es ist jedoch eine bestätigte Tatsache, dass Kultur in erster Linie durch Sozialisation innerhalb einer Familie weitergegeben bzw. aufgenommen wird. Die entsprechende Prägung ist dem Menschen oft nicht bewusst und nur in seltenen Ausnahmefällen ablegbar oder in einem anderen kulturellen Kontext wiederholbar. 
Wenn der Begriff der Menschenwürde staatlicherseits bei diesem Thema auf eine Weise definiert wird, die ihn in Konflikt mit der Wirklichkeit bringt, hat die staatliche Ordnung ein Problem, weil staatliches Handeln unter diesen Umständen losgelöst von der Wirklichkeit stattfinden und daher scheitern muss. Zudem diskreditiert man das Konzept der Menschenwürde, wenn man es mit unwahren Behauptungen über den Menschen verknüpft. Ein funktionierender Staat würde diese Begriffe richtigstellen anstatt gegen jene vorzugehen, die richtigerweise ihre Verzerrung und die daraus resultierenden Missstände kritisieren.

Jupp Koschinsky

30. Juni 2025 10:05

Erstbeschreiber30. Juni 2025 00:27
Fühlen Sie sich geknutscht, auch wenn der Seitenhieb auf die Christen und Juden unnötig war: Sie müssen sich nicht rechtfertigen, wie überhaupt wir Deutschen es nicht müssen!
Ihre eigentliche, tiefe Gewißheit erinnert mich an Ernst Jünger: "Wenn wir vom hohen Sitz auf die Stätten schauten, wie sie der Mensch zum Schutz, zur Lust, zur Nahrung und Verehrung sich errichtet, dann schmolzen die Zeiten vor unserem Auge innig ineinander ein. Und wie aus offenen Schreinen traten die Toten unsichtbar hervor. Sie sind uns immer nah, wo unser Blick voll Liebe auf altbebautem Lande ruht, und wie in Stein und Ackerfurchen ihr Erbe lebt, so waltet ihr treuer Ahnengeist in Feld und Flur" ("Auf den Marmorklippen").

Laurenz

30. Juni 2025 11:05

@Jupp Koschinsky @Erstbeschreiber ... Da mir der Teilnehmer @Erstbeschreiber aus dem Herzen & der Seele schrieb, auch die Wortwahl & im Stil perfekt intonierte, gab es nichts weiter zu kommentieren. Die Neu/Rechte ist nach wie vor eine von BK korrekt definierte Mosaikrechte.

Dr Stoermer

30. Juni 2025 11:25

Abstammung ist kein Rückschritt – sondern Fortschritt durch Ehrlichkeit:
Richters Position zum Volk ist auf den ersten Blick ein Vermittlungsversuch zwischen notwendiger Vernunft, herrschendem Nihilismus und verzweifelter Sehnsucht. Er macht aus „Volk“ einen Trinitätsbegriff, nach dem Abstammung, Sprache und Kultur drei gleichberechtigte Dimensionen desselben wären, wobei eine Gefahr darin bestünde, der Abstammung ein zu hohes Gewicht beizumessen – wie einem historisches Möbelstück, das man nicht mehr ins Wohnzimmer stellen will, aber auch nicht entsorgen möchte.
Richter übersieht, dass Sprache und selbst Kultur adaptierbar sind, im schlechtesten Fall als Mimikry. Abstammung hingegen ist das einzige nicht verfügbare Kriterium – ausgerechnet dies aber soll nur noch unter ferner liefen von Bedeutung sein?
Abstammung ist nicht Überbleibsel eines überkommenen Denkens, sondern Schlüssel zu einem neuen, realitätsgetriebenen Fortschritt – nicht aus Blutromantik, sondern aus anthropologischer Analyse heraus.
Denn in Krisen organisieren Menschen ihre Solidarität entlang verwandtschaftlicher Linien. Nicht aus Ideologie, sondern aus Urvertrauen. Wer anderes behauptet lügt oder hat keine Ahnung.
Das Problem der Gegenwart ist nicht zu wenig Offenheit, sondern ein Übermaß an Durchmischung in zu kurzer Zeit. Es destabilisiert, statt zu integrieren. Nicht, weil Menschen schlecht wären – sondern weil Identität nicht verhandelbar ist.

Deshalb ist ein neues Fortschrittsmodell nötig, das Zugehörigkeit nicht als binär – drin oder draußen – denkt, sondern in abgestuften Formen: rechtlich, kulturell – und genealogisch. Ein Modell, das Integration ermöglicht, ohne Identität zu verwischen. Das Abstammung nicht zum Dogma macht, aber zur ehrlichen Voraussetzung langfristiger Bindung.
Richters Hinweis auf das jüdische Volk – obwohl als Gegenargument von ihm gedacht - führt genau dorthin: Es basiert nicht nur, aber wesentlich auf: Abstammung.
Fortschritt heißt Zugehörigkeit so zu strukturieren, dass sie tragfähig bleibt – auch in Krisen: Humanität höherer Ordnung. Ehrlich, vorsorgend, stabilisierend.
In diesem Zusammenhang noch zu Krah:Wer meint, „Volk“ sei bloß die Startsequenz für „Staat“, der sich durch Verselbstständigung seines Rechtssystems zum höchsten Wesen aufschwingt – dem zu dienen das Volk sich im Zweifel selbst opfern soll –, verwechselt Ursprung und Ziel. Der Staat hat dem Volk zu dienen. Nicht das Volk dem Staat.

heinrichbrueck

30. Juni 2025 11:48

Werden ist Arbeit. Und das Finanzamt erledigt den Rest.

ofeliaa

30. Juni 2025 11:52

Nun, ich verstehe dass dieser Text auch aus der Debatte um Krah vs. Sellner (verkürzt gesagt) resultiert. Ich finde gut, auf den Kulturkampf zurück zu kommen, denn das Ganze bleibt ein spiritueller und praktischer Kampf. Trotzdem sehe ich in diesem Text wieder dieses verzweifelte Bemühen, zu erklären, was ein Volk ist. Ich weiß, es ist der Dreh- und Angelpunkt. Ich verstehe es. Auf der anderen Seite generiert es schon Wut in mir. Diese ewige Erklärungsnot in die man gezwungen wird. Erklären zu müssen, dass zwei Geschlechter gibt, dass die Wähler im Wahlkampf zu belügen nicht richtig ist oder dass es ein deutsches Volk gibt, sind Beispiele einer ewigen Last in eine völlig geisteskranken Staat bzw. mit völlig geisteskranken Individuen, die stetig fordern, man beweise ihnen jetzt dass der Himmel für das menschliche Auge tagsüber meistens blau erscheine. Der nächste, der einen Beweis fürs deutsche Volk will, weiß nicht, was soll man mit solchen Leuten noch tun - und wieso redet man sich da den Mund immer so fusselig? 

RMH

30. Juni 2025 12:56

@Ofelia, diese aktuelle Meldung
https://jungefreiheit.de/kultur/gesellschaft/2025/neuer-rekord-zahl-der-asylmigranten-steigt-auf-33-millionen/
verdeutlicht es im Verbund mit der spätestens seit 2015 in immer größerem Ausmaß stattfindenden Migration & der zwischenzeitlich eingetretenen laxen Einbürgerungspraxis, an der auch die Union aus Koalitionsräson offenbar nicht viel ändern will, warum das Selbstverständliche in ein paar Jahren auf einmal mit Sicherheit breiteren Erklärungsbedarf haben wird, als wir ihn hier in unserem Forum bereits jetzt debattieren. Ich vermute, dass die Abstammung damit zukünftig sogar noch größere Bedeutung erhält, als sie es bis heute hatte (wo man sie mit Fug & Recht tatsächlich auch meistens schlicht vernachlässigen konnte) & das meine ich nicht wertend, sondern rein faktisch. Da hilft auch kein egalistisches Zugekleistere, kein strafbewehrter Antidiskriminierungszwang etc, mit dem die heutigen Adminitrationen das Thema einhegen wollen. Das kann statt schöner Melange auch zum echten Knall führen.
Im Übrigen hat @brueckenbauer etwas wichtiges gesagt. Für uns Deutsche hat der Staat die Ober-Nanny zu sein. Das man sich privat auch außerhalb der Kernfamilie (& selbst da ist es eher gering) einmal unterstützt, Fehlanzeige.

Monika

30. Juni 2025 13:08

@ Ofeliaa Sie sprechen mir aus der Seele. Diese ewige Erklärungsnot ist ein Krampf. Und hat kaum Bezug zur Realität. Ich war letzt für eine Woche im Krankenhaus. 80 Prozent der Pflegekräfte waren Ausländer. ( Serbin,  Bosnier, Slowenin, Griechin, Tunesier, eine deutsche Muslima, zwei Pfälzer ). Es gab keinerlei Probleme. Alles fleißige, engagierte Pfleger und Schwestern . Wie soll es ohne diese Menschen in Zukunft gehen ? Wir müssen wirklich unterscheiden. Auch diese Pfleger und Schwestern haben hier Freunde und Familie und äußerten sich besorgt über die politischen Entwicklungen in Deutschland. Man schätzt unser Land für seine Qualitäten und sieht auch, dass diese gefährdet sind. 

Caroline Sommerfeld

30. Juni 2025 13:34

Ich habe 2019 eine ähnliche Unterscheidung von drei Ebenen getroffen, siehe hier: https://sezession.de/62539/wer-gehoert-zu-uns. Die Abstammung darf niemals geleugnet werde, ist aber nicht das einzig Wahre. Siehe Gal 3, 28f: "Da gilt nicht mehr Jude oder Heide, nicht mehr Knecht oder Freier, nicht mehr Mann oder Weib. Ihr seid alle einer in Christus Jesus. Gehört Ihr aber Christus an, so seid Ihr auch Abrahams Nachkommen und gemäß der Verheißung Erben." 

 

Valjean72

30. Juni 2025 13:52

@Erstbeschreiber: "Abstammung ist somit etwas wesenhaftes, welches sich weil es wesenhaft ist in der Physiognomie und der Genetik wiederspiegelt, ohne jemals auf jene reduzierbar zu sein."
---
 
Schön und auch treffllich auf den Punkt gebracht.
 
... und damit ist Abstammung auch wesentliches Element für die Existenz eines Volkes.

Valjean72

30. Juni 2025 14:02

@ofeliaa: "Diese ewige Erklärungsnot in die man gezwungen wird. Erklären zu müssen, dass zwei Geschlechter gibt [...] oder dass es ein deutsches Volk gibt, sind Beispiele einer ewigen Last [...] mit völlig geisteskranken Individuen"
---
 
 
Da kann ich nur vollumfänglich zustimmen. Auch ich sehe es als wenig sinnstiftend, über solche Themen ausschweifend zu diskutieren. Sollen sich die Juristen unter den Verfassungspartioten mit derlei Themen intelektuell bis zum Erbrechen beschäftigen, es lässt mich kalt.
 
Es gibt zwei Geschlechter und es gab bereits vor dem Grundgesetz ein deutsches Volk, ja sogar bereits vor der Reichsverfassung von 1871.

Majestyk

30. Juni 2025 14:35

"Vermischt euch nicht mit den Völkern, die noch in eurem Land wohnen! Nehmt die Namen ihrer Götter nicht in den Mund und schwört nicht bei ihnen! Dient ihnen nicht und betet sie nicht an!" - Josua 23,7
Ich muß mich sehr ob der zunehmenden Beschwichtigungsrhetorik wundern, dabei bin ich doch angeblich der vaterlandslose Gesell. Lieber "appeasen" hier so einige als sich mal die Frage zu stellen, wie man durch Apparatreduktion einen Arbeitsmarkt schaffen könnte, der auch ohne Überfremdung funktioniert.
@ RMH:
Genau deswegen liegt Krah falsch, gleich ob er juristisch Recht hat. Es geht längst nicht mehr nur um Kulturkampf, den die Linken schon vor 50 Jahren angestoßen haben und seitdem das Spiel kontrollieren. Schauen Sie mal nach GB, da wird die Machtfrage immer offener gestellt. Uns trennen keine 20 Jahre von den Briten. Man kann sich keiner juristischen Diktion unterwerfen, die nichts anderes kennt als bedingungslose Kapitulation. Wenn bei Fördermaßnahmen auf dem Arbeitsmarkt oder der Vergabe von Sozialwohnungen "Migranten" bereits bevorzugt werden, dann findet die Diskriminierung der Deutschen längst statt, übrigens auch vor Gericht. Dazu braucht man nur mal Nachrichten verfolgen.
Von einem wird man sich von rechts trennen müssen, entweder vom kulturellen Hoheitsanspruch des eigenen Volkes, der auf dessen politische Macht basiert oder vom Apparat der durch Sozialbürokratie Hörigkeit schafft und dank Finanzierung jener Zivilgesellschafft sozialdemokratische Deutungsmacht. Quo vadis Germania?

Laurenz

30. Juni 2025 14:44

@Monika @Ofeliaa ... Da schreiben Sie was. Es ist in keiner Weise gerechtfertigt, all diese fremden Pflegekräfte ins Land zu holen, weil Deutsche Politik diese Berufe unterbezahlt, quasi der modern imperialistische Sklavenstaat. Würde man in diesen Berufen anständig zahlen, anstatt das Geld für hunderte nutzloser NGOs & Studiengänge zu verbraten, könnten diese Leute alle ihrem eigenen Land, ihrer Heimat dienen. Meine Mutter (fast 87) hat jetzt innerhalb eines Jahres 3 schwere Krebsoperationen (IV. & letztes Stadium) überlebt. Bin also genau im Bilde, wie es in so einem Schuppen, genannt Krankenhaus, zugeht. @CS ... Es ist sehr unwahrscheinlich, daß Ihre Kinder & Enkel Ihnen für diese Haltung dankbar sein werden. Denn, nach Ihrer Definition findet der asymmetrische Eroberungskrieg in Europa zwischen Abrahams Erben statt. Was bin ich nur froh, daß ich dieses Erbe ausgeschlagen habe. @Redaktion ... Dank für die Korrektur.

Monika

30. Juni 2025 14:48

Ab und zu krieg ich erbauliche Heftchen zugeschickt. Diesmal von den Herz-Jesu -Priestern. Daraus ein kleiner "Schocker" für die Christenfresser. Da gibt es eine  "theologische Betrachtung des Phänomens der Migration" von einem Pater Ernst-Otto: " Für Christen, deren wahre Heimat nicht in dieser Welt liegt, sondern in der kommenden Welt, im Reich Gottes, sind Nationalstaaten nur historische und zufällige Begebenheiten und können für sie nicht die reale Quelle der Identität sein. Christen weltweit verstehen sich als Schwestern und Brüder. Für sie gibt es keine Fremden. Deshalb sind sie herausgefordert, das Phänomen der globalen Migration mit dem Herzen Jesu zu bewerten und im Sinne Jesu zu Lösungen beizutragen." Das lass ich mal so stehen.

Majestyk

30. Juni 2025 14:58

@ brueckenbauer: 
Ich habe schon öfters eine Wohnungs- oder Arbeitsbörse, vielleicht auch eine Art Rechtsschutz für Deutsche und Oppositionelle angeregt. Wurde meist überlesen, als ich den Gedankengang mal an die AfD herangetragen habe wurde ich leise, aber unüberhörbar ausgelacht. 
Ich bin felsenfest davon überzeugt, nur anders wählen reicht nicht, es braucht auch die Entscheidung anders zu leben. Will ich Leute von der Staatsgläubigkeit wegbekommen braucht es Gegenentwürfe. Der Weg hin zu einer eigenverantwortlich gestalteten Gesellschaft ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf, teilweise vielleicht sogar über Umwege. Jahrzehntelange Fehlprägung korrigiert man nicht über Nacht. Vor allem sollte man solche Strukturen jetzt aufbauen wo man kann und nicht warten bis man vielleich muß.

Gracchus

30. Juni 2025 15:46

Die Trias halte ich durchaus für nützlich. Wir laufen durch solche Draufsicht nur Gefahr, dass wir uns zu Ethnologen unserer selbst machen. Hierauf macht ja auch @ofeelia aufmerksam. Das hat etwas Unwirkliches. Wir stehen ja dem "Volk" nicht wie einer Sache gegenüber, sondern sind darin verwoben und erleben Volk als einen lebendigen von Generation zu Generation über Räume und Zeiten gestifteten Zusammenhang. In Wirklichkeit gehen Abstammung, Sprache, Kultur ineinander. Es würde sich lohnen, sich mit dem Sprachdenken Rosenstock-Huessys zu beschäftigen, was ich nur sehr verkürzt leisten kann. Nach seiner Auffassung ist Sprache analog der Genesis ein schöpferischer Prozess, der Ordnung aus dem Chaos und Generationen stiftet. Die Urform der Sprechens ist der Imperativ, der vom Sprecher an den Hörer ergeht, von den Vor- an ihre Nachfahren, und so wird ein transgenerationelles Band gestiftet. 

Gracchus

30. Juni 2025 16:18

Volk würde ich als Gruppe von Menschengruppen sehen (Familie, Stämme), die untereinander Frieden geschlossen haben. Frieden ist nichts Natürliches. Krieg ist der Vater aller Dinge. Frieden muss erst geschlossen werden. Abstammung hat dann ein weitaus wichtigere Bedeutung. Wenn wir uns auf dieselben Vorfahren beziehen und diese anrufen, dann nicht wegen irgendwelcher biologischer Tatsachen, sondern weil diese in der Lage waren, Frieden zu schließen und eine Friedensordnung zu errichten. Urteile, die im Namen des Volkes ergehen, sollen den Rechtsfriefden wiederherstellen. Unsere Hymne sagt: Einigkeit - Recht - Freiheit. Aus der Einigkeit folgt das Recht und aus dem Recht Freiheit. Nur wenn Frieden herrscht, ist ein Zusammenleben möglich, das auf Kooperation und Vertrauen basiert, so dass wir uns hier heimisch fühlen. 

Amos

30. Juni 2025 17:07

Fein werden hier die Argumente gedrechselt und die Begriffe ziseliert. Aber waren Sie zuletzt mal in einer deutschen Fußgängerzone, in einer Regionalbahn? Was Sache ist, was unterscheidet, liegt offen vor Augen, egal wie viele Engel Sie auf Ihre begrifflichen Nadelspitzen platziert bekommen. Remigration ist schlicht eine Frage unseren Überlebens.

heinrichbrueck

30. Juni 2025 17:58

"Das man sich privat auch außerhalb der Kernfamilie (& selbst da ist es eher gering) einmal unterstützt, Fehlanzeige." 
Ahrtal. Der Staat war die Ober-Nanny. 

Maiordomus

30. Juni 2025 18:29

Mische mich hier ungern in die Debatte ein, auch nur, weil es vereinzelt treffliche Aussagen gibt, siehe ganz zu Beginn, auch die Bezüge zu Israel geben als Modell zumindest zu bedenken, wobei es dort aber doch ziemlich "diverse" Stämme gegeben hat und gibt. An den Herz-Jesu-Volksbegriff glaube ich nicht, dann wären Katholiken primär mit Iren, Polen und einigen wenigen katholischen Schweizer Kantonen verbunden, was aber zum Begriff der Willensnation, wie in der Schweiz exemplarisch vorgebildet, nicht passen will. Die viersprachige Grundkultur zum Beispiel lässt sich nicht durch beliebig viele weitere Nationalismen der Sprache verbinden, zumal auch nicht balkan- und islamismusverbunden. Kommt noch dazu in der Schweiz die interessante Mischung eines Ausgleichs zwischen protestantischer Arbeits- und Gemeinschaftskultur und katholischer Ethik und Brauchtum vgl. auch zumal eine ähnliche Mischung zum Teil im süddeutschen Raum, zumal Oberschwaben, dessen Grundmischung dem gewachsenen Schweizer Staatsverständnis sehr verwandt ist. Hingegen gehört zu den grössten Irrtümern der mangelnden Selbstkenntnis der Schweiz und der Schweizer, wenn sie glauben, die Ukraine sei ähnlich gewachsen und strukturiert, das ist fürwahr keine Schwester-Nation. Würde eher noch für diverse Staaten der Vereinigten Staaten gelten, einschliesslich der Art des dort je zur Austrag gekommenen und immer noch anhaltenden Kulturkampfs. Noch was: den Nationalismus der Sprache darf man nicht überbetonen! 

Rabenkaiser

30. Juni 2025 18:38

@Amos:Fein werden hier die Argumente gedrechselt und die Begriffe ziseliert. Aber waren Sie zuletzt mal in einer deutschen Fußgängerzone, in einer Regionalbahn? Was Sache ist, was unterscheidet, liegt offen vor Augen, egal wie viele Engel Sie auf Ihre begrifflichen Nadelspitzen platziert bekommen.
100%. Jeder kann es sehen, viele begreifen es, Millionen wollen es bereits. ... Apropos: Wo bleibt eigentlich eine Mobilisierung der über 10 Millionen AfD-Wähler, einfach mal als Bsp: gegen die permanente Ausgrenzung beim ÖRR? Saß eigentlich,  seit der BTW 25, auch nur ein einziger hochrangiger Vertreter in irgend einer der Konsensrunden, um mal für demokratischen Streit sorgen zu können? Warum wird das so stillschweigend hingenommen? Vielleicht sollten Vorfeld und Partei vor einer ggf. künftig geographischen, erst eine digitale, strategisch-mediale Sammlung anstreben. - Und damit ist nicht X oder eine andere Social Media Plattform gemeint, sondern etwas Eigenes, wo wir gebündelt erscheinen und unsere Anliegen formulieren und, quasi im Sinne von Petitionen, ausformulierte Klagen, Beschwerden, Vorschläge mit 'Likes' oder Unterschriften unterstützen können. .. Oder war ich zu lange an der Sonne? Dann sei mir verziehen!

Rheinlaender

30. Juni 2025 18:38

@Monika
Was Pater Ernst-Otto da schreibt, ist ein Beispiel für die sentimentale, den Verstand abtötende Herzschmerz-Rhetorik, die in der katholischen Kirche die Lehre dieser Kirche häufig verdrängt hat. Diese Lehre geht in der Sphäre des Politischen vom Gemeinwohl aus und fordert explizit, Migration dem Gemeinwohl entsprechend zu gestalten. Dies zu tun, ist für den christlichen Politiker eine Forderung der Kardinaltugend der Gerechtigkeit und des Solidaritätsprinzips der Soziallehre, wobei gegenüber dem eigenen Volk größere Gerechtigkeitspflichten bestehen als gegenüber Fremden. Dabei ist über interessengeleitete Migration hinaus auch nach den Möglichkeiten des Staates geleistete Hilfe für Menschen in Not vorgesehrn. In diesem Zusammenhang wird  die Pflicht des Fremden betont, das Erbe und die Gesetze des Gastlandes zu achten und einen materiellen Beitrag zu diesem zu leisten. Die Nation wird als Erweiterung der Familie dabei grundsätzlich bejaht, aber vor ihrer Verabsolutierung oder Überhöhung gewarnt.

Majestyk

30. Juni 2025 18:43

Ich weiß nicht, was mich mehr aufregt, die Auffassung einer Unweigerlichkeit der eigenen Marginalisierung, weil fremdländische Pfleger so nett sind oder die Verweigerungshaltung vom alles durchdringenden Staat zu lassen, nur weil man unfähig ist sich Miteinander ohne staatlichen Babysitter vorzustellen. Bin klar bei Amos. Die meisten Teilnehmer argumentieren immer noch aus einer Luxusperspektive. Kulturelle Gegenrevolution und Besitzstandswahrung passen aber nicht zusammen. 
 
 
 

Majestyk

30. Juni 2025 19:01

@ Gracchus:
Ob Germanen oder deutsche Stämme, stets hat man sich gekloppt. Selbst der Reichsgründung gingen Kriege voraus. Frieden schließt man, wenn man seine Ziele verwirklicht hat oder derzeit nicht vollumfänglich gewinnen kann. Mit welcher Volksgruppe wollen Sie Frieden schließen? So manche angesiedelte Ethnie wird Ihnen was pusten. Die wollen auch nicht beständig in ihrem Township bleiben, wie Team Krah es sich erhofft, die wollen den ganzen Kuchen. 
Dieses ganze Friede, Freude, Eierkuchen und Toleranzgesäusel hat die Misere doch erst verursacht. Was den Deutschen fehlt sind Wirgefühl, Kampfgeist und die Fähigkeit zum Ungehorsam wo geboten, garantiert nicht noch mehr Friedfertigkeit.
@ Monika:
"Für Christen, (...) sind Nationalstaaten nur historische und zufällige Begebenheiten und können für sie nicht die reale Quelle der Identität sein. Christen weltweit verstehen sich als Schwestern und Brüder. Für sie gibt es keine Fremden."
Ggenau deswegen halte ich eine Rückbesinnung aufs Christentum für Unsinn, wenn es darum geht die Hoheit übers Land zu behalten. Das ging noch zu Zeiten eines El Cid oder Vlad Dracula. Mit den Kirchen von heute ist das nicht möglich. So eine katholische Kirche kann ja auch gar nicht anders. Deren Wachstumsmärkte liegen in Lateinamerika oder auf den Philippinen, nicht in Europa.
 

naxoss

30. Juni 2025 19:29

Einigen Foristen wird der Termin 30. Oktober 1961 etwas sagen. Es war das sog. Anwerbeabkommen zwischen der BRD und derTürkei. NATO-Interessen waren wichtiger als deutsche Interessen. Jahrhundertelange Freiheitskriege der Spanier, Griechen, Serben, Österreicher, Rumänen, Ungarn gegen die Araber im Westen und gegen die Osmanen im Osten waren über Nacht Makulatur. Der Rest ist bekannt; die Folgen sieht man in jeder deutschen Innenstadt. 
Warum diese ständige Fokussierung auf die abrahamitischen Religionen? Europas kulturelle Identität basiert auf die Vorsokratiker, auf Athen (Demokratie und Polis), auf Platon und Aristoteles sowie auf Rom und sein imperiales Kriegs- und Verwaltungswesen. Die Rennaisance, die Wiedergeburt Europas,  ist die Wiederentdeckung der Antike. Das moderne Europa hat sich zunächst gegen den Willen der Kirche entwickelt. Ägypter, Griechen, Italiener, Chinesen, Inder, Perser verstehen sich seit Jahrtausenden als Nation - ohne irgendeinen Abraham und Bibeln. 
Die Befassung mit der Remigationsdebatte und der Neuen Rechte sind Zeitverschwendung; denn das deutsche Volk hat sich weitaus deutlicher von seiner Kultur entfernt als die anderen Nationen Europas. Viele benehmen sich wie Möchte-Gern-Amerikaner, ihre Wurzeln völlig ignorierend. Das ist keine Folge der Migration sondern Folge der Umerziehung um ein braver NATO-Vasallenstaat zu sein. Deutschlands CDU/SPD/FDP/Grünen-Mittelstand hat kein nationalles Bewußtsein mehr. Die schauen nur auf ihren Kontostand.

Laurenz

30. Juni 2025 19:49

@Gracchus ... Das ist wie mit dem CS-Kommentar. Wenn Sie das Volk auf den kleinsten Nenner herunterbrechen, auf die Familie, Eltern & Kinder, Enkel, ist es mit Ihrer coolen, entspannten Sicht auf das Volk ganz schnell Schluß mit lustig. Dann wird die sehr persönliche Sicht auf eines jeden kleinstes Volk wesentlich enger, enger als wir pro-Volk-Debattanten es hier definieren. Dann ist auch Schluß mit jeder Philosophie & jedem wahren Glauben. Bei geistig Gesunden zählt nur das Überleben der Kinder. Ich hätte eine Ausbildung zu Aufsteller machen können. Wollte ich aber nicht. 1x hatte ich es gewagt, mit jungen Leuten bei passender Gelegenheit die Ahnen Generation für Generation aufzustellen. Das war berauschend. Kann jedem nur empfehlen, bei einem lokalen Aufsteller mal Das Volk aufzustellen, also spirituell wahrzunehmen. Das lenkt natürlich den Fokus von der eigenen kleinen Welt weg & wird riesig. Unsere Wahrnehmung ist begrenzt. Aber man kann es üben, die emotionale Perspektive schnell wechseln zu können, je nach Situation.

SMHJanssen

30. Juni 2025 19:53

Moin zusammen. Wahrscheinlich ist das alles nur ein großer Bluff von Krah um die sogenannte AfD aus ihrer rechtsextremen Schmuddelecke herauszuführen und die DemokratInnen in Sicherheit zu wiegen. Sollte das nicht der Fall sein, dann finde ich es beachtlich, dass ein eisenharter Rechter wie Krah die Menschenwürde zitiert und eine zwangsweise Assimilierung ablehnt. Damit werde ich kein Freund Krahs, aber er scheint Art. 1GG hier zumindest in Ansätzen richtig verstanden zu haben - was ihn von den allermeisten ForistInnen unterscheidet. Sie wissen ja: über einen reuigen Sünder wird im Himmel mehr Freude sein als über 1000 Gerechte...Ich bezweifele zwar das Krah ein reuiger Sünder ist - dann würde er die sogenannte AfD unmittelbar verlassen und sich einer demokratischen Partei zuwenden - aber vielleicht war das Jurastudium ja nicht komplett in den Sand gesetztes Geld in Bezug auf die Anteile des Steuerzahlers daran.
In diesem Sinne, munter bleiben,
Siebo M. H. Janssen
Liberalsocialist

Ein gebuertiger Hesse

30. Juni 2025 19:58

Mögen @ofeliaa + @Monika nicht mal nen Kaplaken-Band zusammen schreiben? Ihre Beiträge hier sind teuer!

Oberlausitz

30. Juni 2025 20:03

@ Monika. Die von Ihnen hervorgehobenen universalistischen Sätze kommen harmlos und versöhnungsoffen daher. Aber ich habe starke Bedenken, ob nicht diese Einstellung geradezu das Tor zum und der Anfang unseres Dilemmas ist ("Abrahams Schoß").

Gracchus

30. Juni 2025 21:05

@Majestyk: Mit solchen Börsen, die Ihnen vorschweben, würden sich Anbieter gleich mal Klagen wg. des AGG einhandeln, abgesehen von der Markierung durch Presse und NGOs. Vielleicht hat man deshalb gelacht, was natürlich trotzdem keine Art ist.  
@Erstbeschreiber: Anscheinend ist der Ahnenkult auf Rasse, Gene herabgesunken. Denn wer betreibt noch solchen Ahnenkult? Es ist auch - worüber ja Spuk- und Gespenstergeschichten erzählen - anscheinend keineswegs so, dass die Ahnen den Nachfahren immer wohlgesonnen sind. Es können sich anscheinend unerlöste Seelen darunter befinden. 

Gracchus

30. Juni 2025 21:27

Die Mitteilung, @Monika, des Paters zeigt in ihrer Unbedarftheit, warum das Christentum an Relevanz verliert. Man kann darüber hinwegsehen, weil er ja die Lösungen im Sinne Jesu offen lässt. Mit derselben Begründung des Paters könnte man ja einen Hungernden verhungern lassen, weil es ja nur seinen verweslicher Leib ist, den er verliert, wenn er stirbt. Es ist ja dann sogar besser für ihn, ihn verhungern zu lassen, umso schneller ist er in der Ewigkeit.  
Es ist natürlich so, dass die nationale Identität für einen Christen immer nur relativ ist. Die Völker selbst sind nur Teile des Ganzen, kein Absolutum. Das unterscheidet wohl Heiden von Christen.
Es scheint aber so, als hätten die Völker, die sich zu Christus bekennen, Teil an seiner Ewigkeit. Die europäischen Völker, die sich von Christus abgekehrt haben, sind dem Schwachsinn verfallen und im Absterben begriffen. 
 

RMH

30. Juni 2025 22:45

"Genau deswegen liegt Krah falsch, gleich ob er juristisch Recht hat."
@Majestyk,
ich hatte im letzten Debattenstrang nicht ohne Grund geschrieben, dass ich Krahs Schlussfolgerungen für unausgereift halte.
Ich sehe kein friedliches, ethnopluralistisches Nebeneinander. Ich sehe auch nicht, dass Deutsche irgendeine Dynamik entwickeln, die zumindest Teile assimilieren lässt. Da kann man die "Amtssprache" deutsch durchsetzen und dennoch wird, wie Sie es richtig darstellen, auf der Straße die Machtfrage gestellt werden. Gerade die Sprache hat von den drei genannten Aspekten am wenigsten Integrationskraft, wie man in den USA, UK und FR sehen kann, wo alle Migranten oder verschiedenen Ethnien oft besser die offizielle Landessprache sprechen können, als bei uns. Für die AfD gibt es aber keinen anderen Weg, als den legalistischen, in dem Punkt hat Krah "die Kurve bekommen". Das Deutsche müssen wir Deutsche ohne Partei und ohne Staat regeln. Deswegen ist eine Partei wie der AfD nicht überflüssig oder nutzlos geworden, im Gegenteil, in einer Wahldemokratie wählt man stets einen Kompromiss und nie ein "Ideal".

RMH

1. Juli 2025 07:59

So sehr ich selber gerne philosophiere & dabei auch die feineren Töne mag, die Realität fegt darüber hinweg. Warum eigentlich immer eine Dreigliederung und keine vier oder xy? Dieser Zahlenharmoniequark hilft sehr, wenn man am Bahnhof ein Messer sich einfängt. Wir holen keine einzelnen "Fachkräfte", wir lassen fast geschlossene, ethnische Gruppen ungebremst in ein Land, & die einzige "Fürsorge", die wir ihnen angedeihen lassen ist, dass wir sie mit Sozial- & Subventionsleistungen zustopfen mit all den vom arbeitenden Rest hart zu bezahlenden Folgen bis hin zum teurer werdenden Wohnraum. Der positive Effekt von all den lieben, arbeitenden Pfelgekräfte wird komplett aufgefressen durch deren nicht arbeitenden, stets nachströmenden Volksgenossen, die bspw meinen, wenn das Kind quengelt & Bauchiliweh hat, ist ein Anruf beim Notarzt gerechtfertigt, kostet sie ja nichts (lässt sich beliebig fortsetzen). Unser Land lebte in dem Luxus, dass es tatsächlich lange Jahre eigentlich egal war, woher man kam. In dem man große, ethnische Gruppen importiert, setzte man etwas auf die Agenda & das ist gerade auch die Abstammung. Diese hat Effekte im sozialen & wirtschaftlichen Bereich, es entstehen ethnisch geprägte Rivalitäten zwangsläufig, da können deutsche noch so tolerant sein, wie sie wollen, damit kann es sogar zur Steigerung der Rivalitäten kommen.

Laurenz

1. Juli 2025 08:05

@RMH, Gracchus & SMHJanssen ... Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten & zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. (2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen & unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens & der Gerechtigkeit in der Welt.  Der Artikel 1 GG bezieht sich auf alle menschlichen Gemeinschaften & die ganze Welt. Er besagt nicht, daß wir für die gesamte Welt zuständig sind oder daß sich die ganze Welt in Deutschland befindet. Alle, die hierher deportiert wurden, gehören anderen menschlichen Gemeinschaften irgendwo in der Welt an. Und wir müssen entsprechend dem Artikel 1 dafür Sorge tragen, daß sie wieder dort leben können, wo sie herkommen. Mein bester Kumpel ist Kollege von RMH & Gracchus. Hatte Ihn extra bezüglich dieser Debatte hier angesprochen. Seine Antwort war, Gesetze kann man ändern. Die sind nicht in Stein gemeißelt. @SMHJanssen ... welche demokratischen Parteien meinen Sie? Die Parteien, die den unsinnigen Pseudo-Pandemie-Maßnahmen zugestimmt haben, die sich alle als erstunken & erlogen erwiesen haben? Wollen Sie 10 oder 20 Beispiele haben, in denen die BunteRegierung ungerecht handelt?

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