… um das sich der Rest der westlichen Welt sammelt. Kurz nachdem ich meinen ersten Beitrag über den “post-rassischen Sozialismus” Barack Obamas verfaßt hatte, verzierte ein eifriger Aktivist die Straße, in der ich wohne, mit Aufklebern, die den US-Präsidenten in der Maske des “Jokers” aus dem Batman-Film “The Dark Knight” zeigen.
Diese Anti-Ikone hat im Internet massive Verbreitung gefunden und ist sozusagen zur Erkennungsflagge der Obama-Gegner und ‑skeptiker geworden. Die Aufkleber enthielten auch den Aufruf “Wacht auf, ehe es zu spät ist”, sowie einen Verweis auf eine der vielen Netzseiten des populären Verschwörungstheoretikers Alex Jones.
Was Jones auf Seiten wie Infowars und in vielgesehenen Videos wie “The Obama Deception” anzubieten hat, ist starker Tobak: demzufolge ist Obama, darin in einer Reihe mit George W. Bush stehend, nichts weiter als eine Marionette der “Hochfinanz” und der damit verknüpften Machteliten, die darauf abzielen, eine globale “Neue Weltordnung” zur errichten und die USA in einen Überwachungs- und Polizeistaat zu verwandeln, komplett mit angeblich bereits eingerichteten Konzentrationslagern. (Das sind Warnungen, die übrigens zum Standardrepertoire der inzwischen verstummten linksliberalen Bush-Gegner der Post‑9/11-Periode gehörten.)
Obama ist hier alles andere als der Vollender eines Traumes von Demokratie, Freiheit und Rassengleichheit, sondern der postdemokratische Cäsar eines Imperiums in seiner Spätphase, der, frei nach Arnold Gehlen, wie der Antichrist “die Maske des Erlösers” trägt. Das zeugt von orwellianschen und apokalyptischen Ängsten, wie sie sich auch während der zum Teil semi-hysterischen Anti-Healthcare-Demonstrationen Luft machten, in denen Obamas Konterfei mit Hakenkreuzen und Hammer & Sichel-Symbolen versehen wurde.
Die Kehrseite und vermutlich auch Ursache dieser heftigen Reaktionen ist der bizarre, rhinozerosartig grassierende Personenkult um den Präsidenten, wie er sich etwa in einem debil-verzuckerten, von (vor allem weißen, weiblichen) Hollywood-Stars präsentierten Video äußert, das wirkt, als wäre es direkt dem Roman “Die Welle” oder der Anwerbe-Abteilung von Scientology entsprungen:
[youtube:https://www.youtube.com/watch?v=51kAw4OTlA0]
Andere bizarre, zum Teil erschreckende Blüten des Obama-Kults, kursieren zuhauf über Kanäle wie Youtube. Berüchtigt wurde etwa dieses Video, das eine Gruppe schwarzer, männlicher Jugendlicher, eine Art “Obama-Jugend” beim Drill im paramilitärischen Einheitsoutfit zeigt.
Wie auch immer man solche Auswüchse beurteilen mag: daß Publizisten wie Alex Jones inzwischen ungeheuren Erfolg haben, ist zweifellos ein Symptom für das wachsende Mißtrauen der (traditionell staatsskeptischen) Amerikaner gegenüber der eigenen Regierung und den Mainstreammedien. Das hängt nicht nur mit der zunehmenden Virtualisierung des täglichen Lebens und der interaktiven Einbindung des Einzelnen in den Informationsdschungel des Internets zusammen – sondern auch mit dem Trauma der von Krieg und Terrorangst geprägten Jahre unter Bush, die so viele Gewissheiten und Sicherheiten erschüttert haben.
In dieser Lage wäre es seltsam, wenn sich kein tiefes Mißtrauen entwickelt hätte, das wohl nur die Kehrseite einer beinah autohypnotischen, regressiven Glaubensbereitschaft an den “change” und den “Erlöser” ist. Für die Masse der Amerikaner, die kaum Einblick in die Praxis der Politik haben, wird der Mann an der Spitze zur trügerischen Projektionsfläche. Denn es steht außer Frage, daß auch der US-Präsident nur der Frontmann von Machtstrukturen, Institutionen und Sachzwängen ist, die seiner Amtszeit vorangehen und sie auch überleben werden. Ein großer Teil der Amerikaner, wie gebannt vom Bild des obersten Staatsrepräsentanten, scheint zu glauben, man müsse wie im Film einfach den Bad Guy gegen einen Good Guy ersetzen.
Massenmedienkritisch betrachtet liegt es nahe, Barack Obama als Kunstfigur, als Produkt eines der raffiniertesten Polit-Marketings zu begreifen, das es je gab. Systematisch wurde Obama zum maßgeschneiderten, allzu-perfekten Anti-Bush aufgebaut. Die Farce der Verleihung des Friedensnobelpreises paßt glänzend in dieses längst schon am Rande des Größenwahns entlangtanzende Konzept.
Die Deadline für die Nobel-Preis-Nominierungen des Jahres endete am 1. Februar 2009, Obama trat die Präsidentschaft keine zwei Wochen vorher, am 20. Januar, an. Was hat er in dieser kurzen Zeitspanne geleistet, das einen solchen Preis rechtfertigen würde? Ist diese absurde Preisverleihung als ein weiterer, geschickt eingefädelter politischer Schachzug im Obama-Marketing, quasi als “affirmative action” größeren Stils zu werten? Oder ist sie bloß ein weiteres Symptom der unter den westlichen liberalen Eliten grassierenden Obama-Psychose? Oder eine Kombination aus beidem?