pdf der Druckfassung aus Sezession 31 / August 2009
Vor Jahren hat eine Universität einem deutschen Arzt den von ihr in der NS-Zeit verliehenen Doktortitel aberkannt. Der Grund war, daß er in den dreißiger Jahren eine Dissertation über das SA-Sportabzeichen geschrieben hatte. Es ist nicht bekannt, was darin stand, aber es spricht einiges für die Annahme, daß es wenig mit Medizin und Wissenschaft und sehr viel mit Ideologie zu tun hatte. Nach den von seiner alma mater angelegten Kriterien müßte man eigentlich auch jede Menge anderer Doktortitel kassieren, etwa die, die in der DDR vergeben wurden und deren Träger ganz der Parteilinie entsprachen, dann die, die man in der Phase unseliger Hochschulreform Anfang der siebziger Jahre verliehen hat und zuletzt noch die, die im Rahmen von gender studies erworben wurden und weiterhin erworben werden.
Einer solchen Bereinigung würde auch der Titel von Claudia Bruns, der Verfasserin des vorliegenden Buches, zum Opfer fallen. Denn als Minimum wissenschaftlicher Anstrengung sollte verlangt werden, daß sich jemand mit dem befaßt, was er behandelt, in diesem Fall dem »Männerbund«, und vor allem anderen die Frage klärt, was es damit genau auf sich hat. Wer das aber nicht tut, schlechtes Deutsch schreibt und nur darauf aus ist, frauenfeindliche »Diskurse« auszumachen, der reiht eben Sachfehler und unzutreffende Urteile aneinander, schafft aber nichts, was einen akademischen Titel wert ist, die Unterstützung der Axel-Springer-Stiftung oder eine Juniorprofessur verdient. Wer sich für das Thema »Männerbund« interessiert, lasse also die Finger von diesem Buch.
(Claudia Bruns: Politik des Eros. Der Männerbund in Wissenschaft, Politik und Jugendkultur (1880–1934) Köln, Weimar und Wien: Böhlau 2009. 546 S., 44.90 €)