Vor vierzig Jahren starb Ernst von Salomon

von Hans-Wilhelm Stein-Saaleck

Heute vor vierzig Jahren verstarb der Schriftsteller, Revolutionär, Terrorhelfer und Atomkraftgegner Ernst von Salomon.

Ich bedau­re es sehr, daß sein Werk (Pflicht­lek­tü­re rech­ter, des Lesens mäch­ti­ger Men­schen) fast ver­ges­sen ist. Immer­hin hat von Salo­mon eine eige­ne Inter­net-Sei­te, ein­ge­rich­tet von sei­nem Bio­gra­phen Mar­kus Josef Klein.

Von Salo­mon wur­de 1902 gebo­ren, war Zög­ling in einer preu­ßi­schen Kadet­ten-Anstalt, kämpf­te nach dem Krieg in Frei­korps gegen kom­mu­nis­ti­sche Umsturz­ver­su­che im Innern, pol­ni­sche, fran­zö­si­sche und rus­si­sche Land­räu­ber von Außen und über­ge­ord­net gegen die Bestim­mun­gen des Ver­sailler Dik­tats. Im III. Reich spiel­te er – wie so vie­le Figu­ren der Kon­ser­va­ti­ven Revo­lu­ti­on – kei­ne Rol­le mehr und ver­ding­te sich als Drehbuchautor.

Legen­där ist der ers­te rech­te Best­sel­ler der noch jun­gen BRD, von Salo­mons Fra­ge­bo­gen – eine fünf­hun­dert Sei­ten umfas­sen­de Beant­wor­tung des Ent­na­zi­fi­zie­rungs­ka­ta­logs, den die ame­ri­ka­ni­schen Besat­zer mil­lio­nen­fach aus­ga­ben, um mit teils absur­den Fra­gen zugleich dem natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Geist und dem deut­schen Wesen auf den Grund und des­sen Trä­gern auf die Schli­che zu kom­men. Der Fra­ge­bo­gen – ein Schlüs­sel­werk, außer­dem das ein­zi­ge Buch von Salo­mons, das bis heu­te nach­ge­druckt wird.

Zank­ap­fel war und ist von Salo­mons Betei­li­gung am berühm­tes­ten Atten­tat der Wei­ma­rer Repu­blik: Am 24. Juni 1922 ermor­de­ten Erwin Kern und Her­mann Fischer den Reichs­au­ßen­mi­nis­ter Walt­her Rathen­au, unter ande­rem, weil sie ihn für fähig hiel­ten, die ver­haß­te Wei­ma­rer Repu­blik zu sta­bi­li­sie­ren und so der Revo­lu­ti­on und Revi­si­on von rechts das Was­ser abzugraben.

Mich betrifft die­se Sache inso­fern, als ich die Atten­tä­ter damals in einem Turm mei­ner halb­rui­nö­sen Burg ver­steck­te. Sie wur­den aber ent­deckt und von einem Groß­auf­ge­bot der Poli­zei unter Feu­er genom­men. Kern wur­de erschos­sen, Fischer erschoß sich selbst. Ernst von Salo­mon, der an Pla­nung und Orga­ni­sa­ti­on des Atten­tats betei­ligt war, beschrieb Atmo­sphä­re, Atten­tat, Flucht und Ende in sei­nem Roman Die Geäch­te­ten, von dem es seit Kur­zem einen lieb­lo­sen Nach­druck gibt. Er selbst büß­te für fünf Jah­re im Zuchthaus.

Man muß sich von Salo­mons Werk anti­qua­risch zusam­men­stup­fen und das alles lesen, um einen Begriff davon zu bekom­men, wie auf­ge­la­den, rast­los, idea­lis­tisch, unbe­küm­mert, dyna­misch, sol­da­tisch, kom­pro­miss­los und viru­lent die Zeit damals war. Heu­te ist doch alles ganz brav, bloß um den Grab­stein für Kern und Fischer ran­gelt man unter­halb mei­ner Burg noch immer. Der jüngst gesetz­te Stein ist mitt­ler­wei­le schon wie­der abgeräumt.

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