der beim zwischentag nächste Woche unser Gast sein wird, den Verlag Éditions IDées. Seitdem sind acht broschierte Bücher in Nizza erschienen, von denen vier im folgenden dem deutschen Leser kurzgefaßt vorgestellt werden.
Grundlegend, wie der Titel schon verrät, sind die im Dezember 2012 erschienen Textes fondateurs, die Freund und Feind inhaltlich darlegen wollen, was die im vorigen Jahr mit erheblicher Medienaufmerksamkeit gestartete Génération Identitaire (GI) verkörpern will. Der 50seitige Band wird mit einer Kurzpräsentation des Verlags und der Köpfe der identitären Aktivisten eingeleitet, bevor er die vielbeachtete „Kriegserklärung“ ebenso im Wortlaut wiedergibt wie die Pressemitteilung anläßlich der Moschee-Besetzung in Poitiers. Interviews, ein Vortrag, der bei einer Convention Identitaire in Orange gehalten wurde, und ein offener Brief an den französischen Innenminister folgen, bevor Alban Ferrari, Sprecher der GI, seine Gruppe in einem pathetischen Text als „Lebensschule“ begreifbar machen möchte, wobei insgesamt das „Fieber der Jugend“ (Georges Bernanos) beschworen wird.
Bereits einen Monat später publizierte die Mannschaft um die Brüder Vardon ein Buch Gérald Pichons, der sich dem antifranzösischen bzw. antiweißen Rassismus in Frankreichs urbanen Räumen widmet. Die aufrüttelnde Chronik eines Hasses, der nicht existiert (12 €) ist grob zweigeteilt, wobei Teil 1 – verständlicherweise stark frankreichspezifisch – die Probleme multikultureller Realität aufdeckt und die Rolle der „antirassistischen“ Medien darlegt. Teil 2 erhellt die Fakten rund um den „weißen Selbsthaß“, wobei die Analyse einer aktivistischen Umschreibung Frank Lissons kulturphilosophischer Abhandlung gleicht. Wenn man zudem Teil 1 als kurzes Pendant zu Deutsche Opfer, Fremde Täter deutet, sind die 103 Seiten mit ausführlicher Bibliographie lediglich als Vergleichsparameter zur bundesdeutschen Lage heranzuziehen.
Die Identitären Frankreichs zeigen sich zudem bewußt, daß Entwurzelung und Entfremdung in Zeiten der Weltvereinheitlichung keine rein französische Angelegenheit sind. Im Juni diesen Jahres erschien daher ihr globalisierungskritisches Werk Anti-mondial/Pro-local (10 €), das verschiedene Texte ihrer jungen Theoretiker versammelt, die sich gegen das „mondialistische“ Denken richtet. Themenbereiche, die behandelt werden, sind Wirtschaft, Demokratie, Kultur sowie Identität und Verwurzelung im 21. Jahrhundert. Als gemeinsames Ziel der Autoren zeigt sich der Kampf gegen die Auffassung der Unvermeidlichkeit von Globalisierung und die langfristige Schaffung einer „lokalistischen“, die Menschen und Unternehmen von neuem vor Ort verwurzelnden Gegenbewegung.
Das 86seitige Buch ist im Vergleich zu den weiterhin genannten Publikationen von besonderem Interesse, weil hier keine „klassischen“ Themen der Identitären (Islam, Einwanderung) dargelegt, sondern häufig als „links“ mißinterpretierte Gegenstände aus „rechter“ Sicht neu behandelt werden. Dies ist sicherlich ein Zeichen dafür, daß die französischen Identitären keine monothematische Bewegung verkörpern wollen und auch ein für viele Konservative oder Rechte bis dato fremdes Terrain betreten zu wagen.
„Klassischer“ hingegen das zuletzt publizierte Für eine positive Kritik (5 €), das erstmals 1962 erschien, und von dem man mittlerweile weiß, daß es von Dominique Venner stammte. Der 73 Seiten starke Text atmet aufgrund seines Entstehungsjahres den Geist des Algerienkriegs, weshalb Philippe Vardon und Jean-David Cattin ein erklärendes und „kontextualisierendes“ Vorwort beigesteuert haben. Venners Abrechnung mit der „alten“ Rechten wird heute als ein Baustein für die sich wenige Jahre später formierende Neue Rechte verstanden. Daß der bisher schwer zugängliche Text neu verlegt wurde, ist auch ein Resultat der intensiven Beschäftigung mit Venners Lebenswerk, die nach dessen Freitod einsetzte, und sicherlich für alle Leser spannend, die sich für die Entwicklungsgeschichte eurorechter Ideenwelten interessieren.
Auffällig bei den Éditions IDées ist der Versuch, auf relativ engem Raum komplexe Themen moderner Politik zu diskutieren. Nachdem 2008 das ID Magazine eingestellt wurde, sehen sich die französischen Identitären spätestens nach den aufmerksamkeitserregenden Aktionen 2012 in der Pflicht, die Praxis mit Theorie zu untermauern. Daß dabei nicht nur alte Sujets in neuem Gewand erscheinen, sondern zudem auch zu ungewohnteren Themen Orientierungshilfen für Aktive und Interessenten publiziert werden, ist ein Vorteil der noch jungen französischen Bewegung.
Auch für Kunden im Ausland sind jederzeit Bestellungen bei den Éditions IDées möglich.
Besprochene Bücher:
Autorenkollektiv: Nous sommes la Génération Identitaire. Textes fondateurs, Nizza 2012, 50 S., 10 €
Gérald Pichon: Sale blanc! Chronique d’une haine qui n’existe pas…, Nizza 2013, 103 S., 12 €
Cattin, Ferrari, Langella, Naudin, Vardon: Anti-mondial, pro-local, Nizza 2013, 86 S., 12 €
o. A. [= Dominique Venner]: Pour une critique positive. Écrit par un militant pour des militants, Nizza 2013, 73 S., 5 €