erfährt nun erleichtert: Die wohlgeformten Muskeln verdanken sich weder dem häufigen Besuch von Fitnesscentern noch sind sie das Ergebnis regelmäßig ausgeübter Handgreiflichkeiten im öffentlichen Raum. Nein, all die Muskeln kommen wohl vom vielen Ankurbeln.
Es ist jetzt, im Vorfeld einiger Landtagswahlen, wieder vermehrt zu lesen und zu hören: Flüchtlinge kurbeln die Wirtschaft an. Und das ist gut so, denn solches Kurbeln führt bekanntlich zu höheren Steueraufkommen, überquellenden Renten- und Sozialkassen und damit zum Wohlstand auch für den letzten unter Deutschlands Armutsrentnern. Kann ein vernünftiger Mensch dagegen sein? Es hat doch mit den Flüchtlingen von 1945 auch prima funktioniert, so wird man nicht müde zu erinnern.
Heute profitieren, anders als damals, vor allem die Hersteller von Containern und Unterkünften in Modulbauweise, es prosperieren die Wachdienste, Sprachschulen, Cateringunternehmen, der Einzelhandel, die sozialen Dienste und die öffentliche Verwaltung. Überall wird fleißig Personal aufgestockt, allerorten fließen die Warenströme und werden Dienstleistungen optimiert. Daß ganz nebenbei auch der Handel mit frei verkäuflichen Abwehrmitteln floriert und Waffenhändler von einer Verdreifachung ihrer Umsätze sprechen, wird in den offiziellen Darstellungen meist bescheiden verschwiegen. Aber so etwas gehört natürlich genauso wenig in das strahlend inszenierte Ankurbelungsszenario wie die erzwungene Neuanschaffung entwendeten oder beschädigten Eigentums. Die goldene Regel lautet: Je mehr Flüchtlinge, desto höher der Konsum, desto mehr Aufschwung für alle. Daß hier mit fremdem Geld konsumiert wird, ist egal. Wer wird denn – auch angesichts der humanitären Nöte – kleinlich sein wollen…
Bemerkenswert an diesem Ankurbelungswunder ist zweierlei: Erstens, daß es ausschließlich durch die Bedürfnisse von Flüchtlingen (nicht durch deren Arbeitsleistung) hervorgerufen wird – Flüchtlinge brauchen Unterkünfte, müssen zu ihrem Schutz bewacht werden, haben Bildungs- und sonstigen Hunger, wollen konsumieren und haben Anspruch darauf, anständig verwaltet zu werden. Bemerkenswert ist zweitens: Sämtliche Kurbelkünste (mit Ausnahme des vermehrten Erwerbs freiverkäuflicher Abwehrmittel) werden von der öffentlichen Hand finanziert.
Das Modell sieht bei nüchterner Betrachtung also so aus: Mit Steuermitteln wird eine zuvor mutwillig erzeugte Nachfrage befriedigt. Die beteiligten Branchen zahlen einen Teil der erhaltenen Steuermittel als Umsatz‑, Einkommens- und Gewerbesteuern sowie durch Sozialversicherungsabgaben wieder an den Staat zurück, wovon dann wieder die nächste Ankurbelungswelle finanziert wird. Reicht das nicht, wird geprüft, ob sich das Volksvermögen nicht noch an anderer Stelle anzapfen lässt – kann man nicht irgendwelche Steuern erhöhen? Ließe sich nicht noch etwas versilbern? Generös nimmt der Staat die Urheberschaft für dieses Konjunkturwunder nicht für sich selbst in Anspruch, sondern stellt die Flüchtlinge als dessen Motor dar. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt.
Doch natürlich plant man stets langfristig, hat andere Ziele im Auge: Eigentlich geht es ja darum, die Flüchtlinge recht bald aus ihrer Alimentierung zu befreien und zu willigen Steuer- und Beitragszahlern und vor allem zu fleißigen Konsumenten zu machen. Zwar hat man inzwischen von den tatsächlich unter Fachkräftemangel leidenden mittelständischen Unternehmen bedauerlicherweise erfahren müssen, daß der Fachkräfteanteil unter den massenhaft Eingereisten doch eher gering ist und der Qualifizierungsgrad angeblicher Hochschulabsolventen meist kaum deutsches Realschulniveau erreicht (Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel), doch kann man die Zuwanderer ja nachschulen, um sie für einen Einsatz in den Betrieben einsatzfähig zu machen. Man rechnet, allein um hinreichende Kenntnisse in deutscher Sprache zu vermitteln, mit rund 660 Stunden pro Asylbewerber.
Weil aber Sprachkenntnisse allein nicht ausreichen, sondern es auch fachspezifischer Kenntnisse bedarf, sieht etwa das Handwerk nur geringe Chancen für unqualifizierte Flüchtlinge. Am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) heißt es daher, Flüchtlinge kämen derzeit eher als Hilfskräfte zum Beispiel im Bereich der Pflege oder im Dienstleistungssektor unter (wobei es interessant ist, daß es im Bereich Pflege offenbar keiner besonderer Qualifikationen bedarf). Also bleibt es wohl bei einem langfristigen Alimentierungsprojekt, bei dem ausschließlich die eingangs genannten Branchen ein wahrscheinlich lang anhaltendes Konjunkturwunder erleben werden. Im Schweiße ihres Angesichts kurbeln dürften vor allem diejenigen, die ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und davon ständig steigende Abgaben leisten, ohne elementare Gegenleistungen wie Sicherheit im öffentlichen Raum oder eine auskömmliche Altersrente zu erhalten.
Während die einen kurbeln, dürfen die anderen schwurbeln und ihre phantasievoll ausgeschmückten Märchen vom Konjunkturwunder durch Flüchtlinge verbreiten. Selbst wenn dieses Märchen von der allumfassenden Bereicherung einen wahren Kern hätte, blieben wie immer, wenn eine bestimmte Sorte Ökonom rechnet, die langfristigen Folgeschäden in allen nichtökonomischen Bereichen außen vor: Gesunde Bäume werden gefällt, um Platz zu schaffen für Flüchtlingsunterkünfte. Museen werden geschlossen, weil die öffentliche Hand die Mittel in andere Bereiche umlenkt. Restbestände autochthoner Kultur fallen dem Anpassungs- und Gleichstellungswahn zum Opfer. Das Bildungs- und Ausbildungsniveau wird gesenkt, um eine Gleichwertigkeit auf dem Niveau des kleinsten gemeinsamen Nenners herbeizuführen.
Das ab und an noch gern bemühte Bild vom Vater Staat bekommt zusehends Risse. Hat noch irgend jemand die strenge, aber im Kern doch gütige, wohlmeinende und schützende Instanz vor Augen? Oder denkt man bei Vater Staat nicht vielmehr an einen verkommenen, dem Suff verfallenen, aber dennoch ziemlich verschlagenen Alten, dem nicht über den Weg zu trauen ist?
Fredy
Eigentlich ist zu dem Thema alles gesagt.
Manchmal würde man sich wünschen es gäbe das Internet nicht. Wohin würden wir uns dann entladen?