Der große Kehraus

Wie üblich meint man, schlechte Umfragewerte und Wahlergebnisse lägen nur an einer mangelhaften Kommunikation...

Lutz Meyer

Lutz Meyer kommt aus der linksanarchistischen Szene, seine Themen findet er auf der Straße.

an sich alter­na­tiv­lo­ser und guter Inhal­te. Wenn man denn schon an die Wun­der der Mar­ken­kom­mu­ni­ka­ti­on glaubt, soll­te man die Kern­über­zeu­gung Hans Domizlaffs, des Begrün­ders der Mar­ken­tech­nik, beher­zi­gen: Ohne Ver­trau­en kei­ne Mar­ke – und ohne eine gute Pro­dukt­sub­stanz kein Vertrauen.

Betrach­tet man die aktu­el­le poli­ti­sche Kom­mu­ni­ka­ti­on in ihren gro­ben Zügen, fällt auf, daß die Eta­blier­ten zwar viel von Ver­trau­en reden, sich die dahin­ter­lie­gen­de Sub­stanz aller­dings als prak­tisch nicht mehr vor­han­den erwie­sen hat. Sze­nen von unfrei­wil­li­ger Komik blei­ben da nicht aus – man ruft mit Blick auf die Kri­ti­ker des herr­schen­den polit­me­dia­len Kar­tells das Zeit­al­ter des Post­fak­ti­schen aus, wäh­rend man selbst doch gera­de nichts ande­res betreibt, als Hirn­ge­spins­te zu Fak­ten umzudeuten:

Mehr oder weni­ger unqua­li­fi­zier­te Zuwan­de­rer in das Sozi­al­sys­tem wer­den zu Fach­kräf­ten und drin­gend benö­tig­ten Talen­ten ver­bal ver­edelt, Asyl­tou­ris­ten zu Flücht­lin­gen pro­mo­viert. Die­se an Orwell erin­nern­den Umdeu­tun­gen fin­den zumin­dest beim Wäh­ler immer weni­ger Akzeptanz.

Je öfter die­se und ande­re Post­fak­ti­zi­tä­ten ange­sichts einer für jeder­mann erkenn­ba­ren anders­ar­ti­gen Rea­li­tät wie­der­holt wer­den, des­to unglaub­wür­di­ger und alber­ner wird die Bot­schaft. Man nennt es Real­sa­ti­re. Je unglaub­wür­di­ger aber die Bot­schaft wird, des­to mehr ver­schwin­det das Ver­trau­en in die staat­li­che Kern­mar­ke. Die gro­ße Drift setzt ein. Sie ist unumkehrbar.

Wohin führt die Drift, wel­chen Bewe­gungs­ge­setz­mä­ßig­kei­ten folgt sie? Die Drift kann grund­sätz­lich in zwei Rich­tun­gen füh­ren: in eine voll­kom­me­ne Ableh­nung des Sys­tems oder in das Lager der­je­ni­gen, die nach der­zei­ti­gem Stand die AfD wäh­len wür­den – teils aus inne­rer Über­zeu­gung, teils aus Protest.

Die Drift in das Lager der grund­sätz­lich vom Sys­tem Ange­wi­der­ten mag auf den ers­ten Blick der für das polit­me­dia­le Kar­tell unpro­ble­ma­ti­sche­re Aspekt sein, weil er sich nicht in Stim­men­ge­win­nen für die AfD nie­der­schlägt, son­dern nur das Nicht­wäh­ler­la­ger anwach­sen läßt. Tat­säch­lich aber ver­bin­det sich mit die­ser Grund­sätz­lich­keit – längst nicht in allen, aber doch in man­chen und dann äußerst wich­ti­gen Fäl­len – die fun­da­men­ta­le Absa­ge an das System.

Man sagt sich dort: Die­ses Sys­tem ist der­ma­ßen ver­rot­tet, daß eine Hei­lung von innen nicht mehr statt­fin­den kann; eine Pro­test­par­tei, die sich per Wahl in die­ses Sys­tem ein­bin­den läßt, wird über kurz oder lang selbst zum Teil des Pro­blems und kann nicht zu ihrer Lösung bei­tra­gen – ver­ges­sen wir sie also. Ähn­li­ches hat sich sei­ner­zeit übri­gens unter ande­rem Vor­zei­chen bei und mit den Grü­nen abge­spielt. Wie sehr die Grü­nen heu­te – längst sogar bestim­men­der – Teil des Sys­tems sind, ist bekannt.

Was nun geschieht im stil­len Win­kel der Total­ver­wei­ge­rer, jener ins Abseits füh­ren­den Drift, wo man jeg­li­che Dia­logrun­de ver­wei­gert, jeder Ver­lo­ckung sich wider­setzt – was mag sich dort im Revier des Wald­gän­gers ent­wi­ckeln? Resi­gna­ti­on wohl als allerletztes.

Der Wald­gän­ger unse­rer Tage wird sich vom dem Jün­ger­scher Prä­gung unter­schei­den, weil die zu Gebo­te ste­hen­den sub­ver­si­ven Mit­tel der Ver­brei­tung heu­te deut­lich viel­fäl­ti­ger, bei Bedarf auch sub­ti­ler, ver­bor­ge­ner und vor allem wirk­sa­mer sind. Wo der Wald­gän­ger Jün­gers noch das W (es steht unter ande­rem für Wider­stand) näch­tens an die Wän­de pin­seln und auf mög­lichst vie­le Pas­san­ten für den nächs­ten Tag hof­fen muß­te, kön­nen sol­che Zei­chen heu­te auf ganz ande­re Art Ver­brei­tung finden.

Je all­ge­mei­ner, harm­lo­ser und nichts­sa­gen­der so ein Zei­chen sich gibt, des­to schwe­rer wird es der all­ge­gen­wär­ti­gen Gesin­nungs­po­li­zei, die auf rohe Mus­ter wie unflä­ti­ge Beschimp­fun­gen und bestimm­te Reiz­wor­te geeicht ist, gelin­gen, die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le aus­zu­trock­nen und das Sym­bol zu bekämp­fen: Könn­te man den Buch­sta­ben “W” etwa ausmerzen?

Sobald aber ein­mal ver­stan­den ist, wofür ein „W“ steht, wird sei­ne vira­le Ver­brei­tung heu­te durch nichts und nie­man­den auf­zu­hal­ten sein. So ein Sym­bol könn­te auch etwas Gegen­ständ­li­ches wie ein alter­tüm­li­cher Rei­sig­be­sen sein – wie geschaf­fen, um den gro­ben Dreck zusam­men­zu­keh­ren. Ob der Rei­sig­be­sen dann ver­bo­ten wer­den würde?

Am Bei­spiel des Rei­sig­be­sens könn­te man die wei­te­re Ent­wick­lung, die ja – will sie nicht wir­kungs­los blei­ben – frü­her oder spä­ter den Über­sprung vom sub­ver­si­ven Gedan­ken in die Sphä­re der Poli­tik schaf­fen muß, wie folgt skiz­zie­ren: Der Rei­sig­be­sen, der Auf­ruf zum gro­ßen Kehr­aus, ver­brei­tet sich bin­nen weni­ger Tage als Sym­bol einer neu­en poli­ti­schen Bewe­gung. Man weiß nicht expli­zit, was als Pro­gramm dahin­ter­steht oder ob über­haupt etwas dahin­ter­steht. Man fühlt und spürt aber die Sym­bol­kraft: der Dreck muß weg.

Man kann, ohne den Boden des gewalt­lo­sen Wider­stan­des zu ver­las­sen, den Macht­ha­bern auch wort­los und gleich­sam scherz­haft mit dem Rei­sig­be­sen dro­hen – das ver­steht jeder. Der harm­lo­se Rei­sig­be­sen wür­de über­all prä­sent sein, bald auch in Talk­shows als Zei­chen eines unver­meid­li­chen Groß­rei­ne­ma­chens her­um­ge­reicht wer­den. Grö­be­re Geis­ter wür­den sich viel­leicht die hand­li­che­re und dras­ti­sche­re Klo­bürs­te wün­schen, doch war­um soll­ten wir der Kunst­stoff­in­dus­trie Auf­trieb ver­schaf­fen wollen?

Außer­dem schät­ze ich den Rei­sig­be­sen als Brü­cken­schlag: Nicht nur als Rei­ni­gungs­in­stru­ment dien­te und dient der Rei­sig­be­sen, son­dern auch als Stan­gen­see­zei­chen, Topp­zei­chen (sogar im Gefecht) oder Pri­cke im Wat­ten­meer und natür­lich als magi­sches Fort­be­we­gungs­mit­tel zau­ber­kun­di­ger Frau­en sowie – simi­lia simi­li­bus –  zu deren Abwehr.

Rei­sig­be­sen gibt es über­all. Sie kom­men ganz ohne Tech­nik und Inter­net aus. Wer auf sich hält, wählt sei­nen Rei­sig­be­sen viel­leicht bei Manu­fac­tum, doch auch das bil­li­ge Exem­plar aus dem Bau­markt erfüllt sei­nen Zweck. Soll­te der Han­del mit die­sen urtüm­li­chen Rei­ni­gungs­ge­rä­ten ver­bo­ten wer­den, hat man ihn sich im Hand­um­dre­hen selbst gemacht.

Ich den­ke, daß die Akzep­tanz für ein all­ge­mei­nes Groß­rei­ne­ma­chen der­zeit grö­ßer ist als für kon­kre­te poli­ti­sche Inhal­te, die fast zwangs­läu­fig zu unheil­vol­ler Ver­stri­ckung in das Real­po­li­ti­sche füh­ren. Zuerst wird gründ­lich durch­ge­fegt, dann sieht man, was unter dem Dreck der Jahr­zehn­te ver­bor­gen liegt. Sor­tie­ren und neu ein­rich­ten kann man hinterher.

Natür­lich darf die Sache mit dem Rei­sig­be­sen nicht trotz­kis­tisch aus­ufern – nie­mand wird sich ana­log zur per­ma­nen­ten Revo­lu­ti­on eine per­ma­nen­te schwä­bi­sche Kehr­wo­che wün­schen. Aber für den Anfang kann so ein Rei­sig­be­sen ein star­kes Sym­bol sein. Und wer par­tout nicht auf Inhal­te ver­zich­ten mag, den­ke ihn sich halt ein­fach als eine Art Rutenbündel.

Lutz Meyer

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Kommentare (23)

Arminius Arndt

12. Dezember 2016 15:38

Die Drift führte bislang zumindest zu steigender Wahlbeteiligung - sowohl bei uns (die letzten Landtagswahlen haben es gezeigt), als auch bei der Präsidentschaftswahl in den USA. Von daher belebt echte Konkurrenz tatsächlich das Geschäft und Wahlen sind offenbar wieder im "Kommen".

Immerhin konnte ich heute aus den Medien lernen, dass aus dem Ausland versucht wurde oder versucht wird, Wahlen zu manipulieren - oh welch Wunder! Als ob dies etwas ernsthaft Neues wäre!

Natürlich ist das nur dann schlimm, wenn es der böse Herr Putin mit seiner Armee von Hackern machen soll (ich vermute, er selber wird etwas besseres zu tun haben), nie, wenn Fake-News von ganz "offizieller" Seite verbreitet werden oder echte News unterdrückt, verharmlost, relativiert oder nur mit einer Propagandasauce serviert werden.

Wie auch immer, ich hoffe auf möglichst viele "leaks" - evtl. findet sich ja in Moskau sogar noch die eine oder andere Personalakte von bekanntem, hiesigen politischen Personal. Dann könnte selbst ich Russenfresser mal von ganzen Herzen спасибо sagen.

solitude

12. Dezember 2016 16:02

Die Sprachlosigkeit der herrschenden Klasse in Politik und Medien lässt in der Tat direkte Rückschlüsse auf die intelektuelle Armut der Sprechenden zu. Die geistige Leere lässt sich darüber hinaus an der im Grunde schon gar nicht mehr vorhandenen rhetorischen Überzeugungskraft, etwa bei der Frau Bundeskanzler, betrachten, ist doch "der Stil [...] die Physiognomie des Geistes" (Schopenhauer). Hier trifft äußere auf innere Armseligkeit. Es bleibt weiterhin ein Rätsel, wie eine solche Person Regierungschefin "Deutschlands" werden konnte; vielleicht hilft der Hinweis, dass in den Parteien seit sehr vielen Jahren nur die Mittelmäßigen reüssieren.

Der Widerstand gegen die herrschenden politischen und staatsrechtlichen Strukturen (das System) sollte einig auftreten. Momentan befinden wir uns in einer Übergangsphase, in der die "Unzufriedenen", "Abgehängten" und "Besorgten" AfD wählen, weil sie glauben, die Verhältnisse doch noch zum Guten wenden zu können. Dem ist indes nicht so. Es hat aber keinen Sinn, momentan hierüber einen Spalt zu erzeugen, da das Ziel - die Veränderung - für alle gleichermaßen gilt. Es ist dem Vernehmen nach Götz Kubitschek zu verdanken, die unterschiedlichen Strömungen des Widerstands (AfD, Pegida, compact-Magazin, Sezession, Identitäre) zu einer unvollkommenen Allianz vereinigt zu haben. Politisch ist das notwendig. Wünschenswert ist weiterhin, dass die systemkritischen Kräfte im Widerstand tonangebend sind. Sinnstiftende Symbole können hierbei ungemein hilfreich sein (vgl. hierzu exemplarisch den Film "V wie Vendetta"). Deshalb würde ich ein schlichtes "W", vielleicht stilvoll in einen Kreis gefasst, dem Reisigbesen vorziehen. Die Idee eines einheitlichen Symbols jedoch ist selbstverständlich sinnvoll.

Friedrich

12. Dezember 2016 16:44

Zum Bild des Reisigbesens : Mir fällt dazu ein Gespräch ein, in dem ich gefragt wurde was ich, meinesgleichen, die Rechte denn als Alternativsystem im Sinn hätten.
Ich antwortete, daß wir auf einem Schiff im Nebel befänden, dessen Kurs durch zusätzliche Nebelmaschinen verschleiert würde.
Die Nebelmaschinen würden teils eingesetzt zur Täuschung über den tatsächlichen Kurs, teils aus Unfähigkeit, den eigenen Kurs bestimmen zu können, Qualität der Führungsmannschaft - zur Zeitgewinnung, bis sich ein Kurs ergeben möge.
Ich glaube, daß es zunächst notwendig ist, den Nebel der Täuschungen und Lügen zu bekämpfen, der Kurs selbst wird sich ergeben, wenn alle auf dem Schiff wieder freie Sicht haben.
Der Kurs selbst ist sekundär und kann verhandelt werden, sobald wieder Klarheit über die Position des Schiffes besteht. (Das Grundgesetz als Richtung wäre schon ein erster Schritt in die richtige Richtung)
Welches Land da auch kommen mag - es können die Schiffsinsassen selbst bestimmen, sofern sie freie Sicht haben.
P.S. Bedienen die Narren die Nebelmaschinen, oder sind die Narren diejenigen, die durch den Nebel die Position des Schiffes nicht erkennen wollen und können ?

Th Wawerka

12. Dezember 2016 17:46

Manche Zeitgenossen stecken noch tief im Präfaktischen ...

Solution

12. Dezember 2016 19:29

Ein Zeichen für uns zu schaffen, ist gut. Ich würde aber etwas bevorzugen, das positiv ist, was in die Zukunft weist. Z.B. so etwas wie eine aufgehende Sonne. Es muß schlicht und leicht reproduzierbar sein.

Das Zeichen der Identitäten ist z.b. gut gewählt. Es ist schlicht und hat einen konkreten Sinn, den man im Netz schnell recherchieren kann.

Man denke auch an die "Wirmer"-Flagge, die eine Auferstehung gefeiert hat (egal wie man zum sog. "Widerstand" im 3. Reich steht).

Wir müssen uns aber fragen, ob die BRD-Flagge schwarz-rot-gold geeignet ist oder wir lieber darauf verzichten sollten, weil sie vom herrschenden System vollkommen vereinnahmt ist und zunehmend auch für Multikulti steht (z.b. beim Fernseh-Sport). Das Problem hatten bekanntlich auch schon die Freikorps, obwohl sie auch im Auftrag die Weimarer Republik kämpften.

Hier wurde schon öfter von klugen Leuten darauf hingewiesen, daß überhaupt im kulturellen Bereich die größten Defizite bei uns zu finden sind.

Wir brauchen Künstler, die uns Symbole, Bilder, Plakate, Literatur und Musik erschaffen, die in eine alternative, positive Zukunft weisen.

Ich glaube, daß hier noch einiges kommen wird.

Der_Jürgen

12. Dezember 2016 20:55

"Die Drift kann grundsätzlich in zwei Richtungen führen - in eine vollständige Ablehnung des Systems oder ins Lager derjenigen, die.... die AFD wählen würden." Ich gehöre, was ich nie verhehlt habe, zu denen, die das System grundsätzlich ablehnen (und dies nicht erst seit der drastischen Verstärkung der Flut im Jahre 2015), würde aber, wäre ich BRD-Staatsbürger, dennoch AFD wählen. Wie Lutz Meyer zu Recht unterstreicht, sind Nichtwähler für das System insofern ungefährlich, als sie dem Blockparteienkartell keine Stimmen wegnehmen. Jede Stimme für die AFD steigert den Druck auf die Blockflöten. Dies unabhängig davon, dass die Spitzenfiguren dieser Partei nur teilweise glaubwürdig sind und ihr Programm in der gegenwärtigen Form überhaupt nicht. Radikalere Oppositonsparteien wie die NPD oder den Dritten Weg zu wählen, bringt gar nichts, weil diese, zumal nach dem Aufstieg der AFD, ohnehin keine Chance haben, in die Parlamente zu kommen. Dass die Systemparteien von der CSU bis zu den Grünen trotz ihrer unfassbar katastrophalen Politik immer noch von einer grossen Mehrheit der Bürger mit dem Stimmzettel unterstützt werden, ist ein beklemmendes Zeichen für die schier grenzenlose Manipulierbarkeit des Menschen. Millionen werden im September 2017 zähneknirschend für die Union stimmen, deren Politik sie heftig ablehnen, "weil sonst die Rotgrünen kommen, die noch schlimmer sind", oder "weil die AFD ja keine Leute mit Regierungserfahrung hat". Immerhin, die Zahl jener, die kapiert haben, dass das System bei all seiner hohlen Phrasendrescherei nichts mehr zu bieten hat als ein Programm des Todes, des Todes des eigenen Volkes und des eigenen Landes, wächst. Ob schnell genug, wird die Zukunft weisen. Es bedarf wahrhaftig jener grossen Reinigung, von der Meyer schreibt.

masseltov

12. Dezember 2016 22:07

tja, herr meyer....
mit ihrem allerletzten satz schmeißen sie
mit dem hintern um, was sie vorher mit den
händen aufgebaut haben.
wollen sie wirklich den faschismus (fasces =
rutenbündel) rehabilitieren?

Dziadowa Kłoda

12. Dezember 2016 22:17

Erinnert mich an den fiktiven Ex-Ledernacken und Taxifahrer Travis Bickle: "Ich hoffe, eines Tages wird ein großer Regen diesen ganzen Abschaum von der Straße spülen." Doch Travis war an dieser Stelle im Film noch passiv. Sein späterer Besen sah anders aus.

Der Besen aus dünnen Zweigen ... dann noch ein Beil (Ein ganz lieber Gruß an das Haus in der Via Napoleone III.). Schade, ich kann nicht zeichnen.

Waldgänger aus Schwaben

12. Dezember 2016 22:37

Ein Reisigbesen, zumal wenn er auf dem Kopf steht, ist als Zigeunerbesen, ein rassistisches Symbol.
https://www.dewezet.de/region/hameln_artikel,-wirklich-nur-ein-besen-_arid,713440.html

Da hätten die Waldgänger ganz schnell ein SEK und Staatsschutz im Haus wegen Volksverhetzung und so weiter. Die entsprechenden Gummiparagrafen gibt es ja schon.

Aber nachdem die Gegenseite so auf Zahlencodes steht, warum nicht die 88, 18, 420, 28, 9 etc bei jeder Gelegeneit in's Spiel bringen, wo es geht.
Zum Beispiel wenn in der Firma, für einen gutmenschlichen Zweck gesammelt wird, 88 cent spenden.
Ich habs wirklich nicht mit den braunen Sozialisten, aber wenn es der Provokation dient.

Michael

13. Dezember 2016 07:11

Ein Rutenbündel als Symbol? Wäre nichts für mich! Die mit dem Rutenbündel im Namen waren in der Geschichte eher nicht als Verteidiger der Freiheit bekannt geworden. Und ich lasse mir meine Freiheit nur durch meine Traditionen und meinen Glauben beschränken. Wären nicht so viele Heiden unter uns und die Amtskirchen nicht Teil des Systems , könnte ja das Kreuz ein Symbol für den Widerstand sein. Hat in der DDR funktioniert. Aber heute dürfte schon das Zeigen von Schwarz-Rot-Gold ausreichen!

Dietrich Stahl

13. Dezember 2016 10:24

Werter Lutz Maier, Sie sprechen einmal von denen, die sagen:

Dieses System ist dermaßen verrottet, daß eine Heilung von innen nicht mehr stattfinden kann; eine Protestpartei, die sich per Wahl in dieses System einbinden läßt, wird über kurz oder lang selbst zum Teil des Problems und kann nicht zu ihrer Lösung beitragen – vergessen wir sie also.

Und dann vom:

Lager derjenigen, die nach derzeitigem Stand die AfD wählen würden – teils aus innerer Überzeugung, teils aus Protest.

Politisch würde man mich wohl als rechts-konservativ beschreiben. Die Mitte ist aber mein Weg. So auch hier.

„Dieses System ist unrettbar verrottet.“ – Damit stimme ich zu 100% überein.
Ich bin aber soweit Pragmatiker, dass ich bei den beiden letzten Berliner Wahlen AfD gewählt habe [davor bin mehr als 20 Jahre lang zu keiner Wahl in der BRD gegangen].

Ja, das System kann von innen heraus nicht hinreichend erneuert werden.
Trotzdem spielt die AfD momentan eine gute und wichtige Rolle. Das ist entscheidend. Was später kommt, wird man dann sehen. Die gleiche Haltung habe ich auch zu Trump.

Unterstützung für alles, was dem deutschen Volk zum Nutzen ist – das ist ein praktikabler Weg.

@ solitude

Deshalb würde ich ein schlichtes "W", vielleicht stilvoll in einen Kreis gefasst, dem Reisigbesen vorziehen. Die Idee eines einheitlichen Symbols jedoch ist selbstverständlich sinnvoll.

Ein einheitliches Symbol könnte eine große Kraft entwickeln. Erinnert sei an das unwiderstehliche Mantra der friedlichen Revolution von 1989 „Wir sind das Volk“.

Ein W ist schon mal eine Möglichkeit. Ich würde aber auf einen Kreis, der es einsperrt und das Anarcho A assoziiert, verzichten.
W steht ja auch für Wahrheit und Wort [Gottes] und "Halte dein Wort".

Aber da gibt es sicher wirksamere und originellere Möglichkeiten für ein Symbol, ein Mantra, ein ....

Ein Zeichen für uns zu schaffen, ist gut. Ich würde aber etwas bevorzugen, das positiv ist, was in die Zukunft weist.

Also, liebe Foristen, lassen Sie Ihre Kreativität frei improvisieren!

massel.tov

13. Dezember 2016 11:42

@ Lutz Meyer

nikolaus? sie schelm!
;-)
mir fällt da eher benito ein.
sie wissen doch, was das altrömische
"reisigbündel" der liktoren umschloß -
eine axt.
nicht zum holz hacken...

Th Wawerka

13. Dezember 2016 11:49

Der Bundschuh fällt mir ein. Die Jakobiner hatten als Symbol die phrygische Mütze - analog dazu finde ich auch die Zipfelmütze des "deutschen Michel" ansprechend, ein leicht selbstironisches Symbol.
https://www.dw.com/de/bildergeschichten-aufgewacht/a-17496865
Überhaupt Kleidung: In der Schweiz gabs ja ziemliche Aufregung um das Edelweißhemd, das ich sehr schick finde, vor allem mit Stehkragen.
Ein altes deutsches Symbol ist das Eichenblatt oder der Eichenkranz. Atomkraftwerks- und Autobahngegner pflanzen seit den 80ern hier und da gern mal eine "Widerstandseiche":
https://static.panoramio.com/photos/original/40478690.jpg
Eine sehr schöne Idee, die anknüpft an die mittelalterliche Tradition der Pesteichen und Pestlinden.
Ein wegen der Verbindung von Kreis/Rad und senkrechter Gerade/Stange interessantes und vielfältig deutbares Symbol, grundsätzlich positiv konnotiert, ist der Maibaum.
Aber aus rein persönlichen Gründen finde ich natürlich auch ein W sehr ansprechend ... :-)

Hartwig aus LG8

13. Dezember 2016 11:52

Symbole müssen zuerst aufgeladen und danach transportiert werden, sprich: eine allgemein bekannte Bedeutung erlangen und publik gemacht werden.
Symbolik wird hier nicht zum ersten Mal besprochen. Ich denke, man wird sich nicht auf ein gemeinsames Symbol einigen können; selbst hier in diesem engen Rahmen nicht.
Das Symbol einer Bewegung kann durch eine ganz aktuelle und aufsehenerregende Begebenheit "geboren" werden. Oder es ist steinalt, hinlänglich bekannt, nicht okkupiert, auch nicht "verbrannt", eindeutig und nicht umdeutbar. Für mich: das eiserne Kreuz.

Th Wawerka

13. Dezember 2016 11:57

Dietrich Stahl:

"Ich würde aber auf einen Kreis, der es einsperrt und das Anarcho A assoziiert, verzichten."

Ich würde auch auf eine Raute verzichten ...

Monika

13. Dezember 2016 13:16

Die Drift in das Lager der grundsätzlich vom System Angewiderten mag auf den ersten Blick der für das politmediale Kartell unproblematischere Aspekt sein, weil er sich nicht in Stimmengewinnen für die AfD niederschlägt, sondern nur das Nichtwählerlager anwachsen läßt. Tatsächlich aber verbindet sich mit dieser Grundsätzlichkeit – längst nicht in allen, aber doch in manchen und dann äußerst wichtigen Fällen – die fundamentale Absage an das System.

.........

Die ersten Anhänger Jesu standen - in einer fundamentalen Absage an das System -
( mein Reich ist nicht von dieser Welt) , dadurch standen sie zugleich mitten in der Welt. Waren wirkmächtig. Frei.

Und zum Zeichen:

......
"Und das soll euch als Zeichen dienen:
Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt."
Lk. 2,12

solitude

13. Dezember 2016 16:33

Zitat von Hartwig aus LG8:

Für mich: das eiserne Kreuz.

(Falls die Formatierung spinnt, ich lerne noch.)

Für einen kurzen Moment dachte ich, das EK sei zu militärisch. Damit wäre ich aber dem System der BRD auf den Leim gegangen, welches es (als Symbol) ausschließlich der Bundeswehr zudachte und sogar eine Neueinführung (als Tapferkeitsorden) ablehnte.

Mit Blick auf seine Geschichte und insbesondere seine Entstehung eignet es sich allerdings hervorragend als Symbol für die Befreiung Deutschlands von tyrannischen und anmaßenden Mächten. Sehr schön auch der Gedanke ans Eichenlaub, welches tatsächlich auch in Form von drei Eichenblättern auf der Rückseite des ursprünglichen EKes von 1813 verewigt war.

Ein wenig skeptisch bin auch ich, ob "der Widerstand" zu einheitlicher Symbolgebung gelangen kann. Dafür müsste es schon eine dominante Strömung geben, die sich letztlich als Hauptakteur durchsetzt. Unterdessen kann ein jeder aber dasjenige Symbol seiner Wahl benutzen; hauptsache, er zeigt irgendwie seine Bereitschaft zum Widerstand auf. In der bereits beschriebenen Übergangsphase ist wohl ein wenig mehr Pragmatismus gefragt, als sonst. Kein Grund aber, nicht dennoch über Symbole nachzudenken. Wie bereits zu sehen ist, befruchten die Assoziationen die Diskutanten und tragen somit zu einer lebendigen Widerstandskultur bei.

Henk Senster

13. Dezember 2016 17:13

(Bitte mich wegen mein mangelhaftes Deutsch zu entschuldigen dafür dass ich mich hier wieder mal vorwage. Vor allem auch weil das Deutsch was hier geschrieben wird, mir denken tut an das was ich während meiner Schulzeit durch das lesen von Klassiker kennenlernte. Obwohl auch, für ein politisches Forum, meiner Meinung nach hier manchmal die Neigung um Erudition an sich zu etalieren manchmal etwas die Oberhänd zu gewinnen scheint. ;-) )
Schön dass Sie hier Domizlaffs hervorragendes Lehrbuch über Markentechnik aus 1939 erwähnen. Nach dutzende amerikanische Bücher über „Brand building“, entdeckte ich es erst sehr spät. Leider konnten dann die meisten Studenten kein Deutsch mehr lesen und war deutsche Pflichtliteratur sowieso schon passé.
Und zu wie man die (trotz günstige Entwicklungen im politischen Umfeld) die Umfragenstockung der AfD durchbrechen könnte, hier eine hervorragende Rede von Björn Höcke.
Meiner (niederländischen) Meinung nach ist Björn Höcke nicht nur einen der geradlinigsten und charaktervollsten europäischen Politiker den ich kenne. Er ist auch noch viel eloquenter als die momentane patriotische Ausnahmepolitiker, Geert Wilders, Marine Le Pen und Donald Trump.
Mit bundesweite Auftritte von ihm hätte, nach meiner Einschätzung, die AfD eine reelle Chance um bei der nächsten BTW um die 20% zu erreichen. Denn Björn Höcke könnte bestimmt die 12% (Durchschnitt der 7 Umfrageinstituten der Sonntagsfrage) worauf die AfD Bundesweit jetzt schon seit mehr als ein halbes Jahr stagniert, wieder in Bewegung bringen.
Dabei müsste man ihm aber auch die Freiheit zugestehen die Leitmedien und sonstige Gegner zu provozieren. Sowie das auch Donald Trump und Geert Wilders so meisterlich können und tun.
Sonnst, ja sonnst bleibt wohl nur noch die Hoffnung auf das ausserordentliche Engagement der mutigen AfD Strassen-Wahlkämpfer das mich schon im Sommer 2013 so sehr beeindruckte.
https://www.youtube.com/watch?v=EzWi8Wh_MuM

Johann

13. Dezember 2016 19:09

Natürlich gibt es momentan drängendere Probleme, aber diese Flaggenfrage habe ich mir auch schon gestellt. Ich sehe es auch so, dass die BRD-Tricolore inzwischen zu kontaminiert, zu vorbelastet ist. An den Farben schwarz-rot-gold würde ich aber dennoch festhalten, aufgrund der Lützowschen Jäger, der Urburschenschaften, dem Hambacher Fest und der Revolution von 1848. Die Wirmer-Flagge ist zwar ganz nett, aber persönlich würde ich die Flagge von Ottfried Neubecker von 1926 bevorzugen. Durch das dominante schwarz besitzt sie einfach mehr Stil. Zumal das auch die vorherrschende Farbe der Uniformen des Lützowschen Freikorps war.

13. Dezember 2016 19:12

Thomas Wawerka: "Ich würde auch auf eine Raute verzichten ..."

Das versteht sich von selbst. Die hat sich ja schon die Große Führerin reserviert.
Die Raute ist übrigens zweierlei - jedenfalls laut Google.
Einmal ist sie das Zeichen der Muttergöttin:
https://new.euro-med.dk/20151004-freimaurerin-angela-merkel-bekennt-ihr-herrgott-sende-die-fluchtlingshorden-als-gutes-fur-deutschland-freimaurer-herrgott-heisst-luzifer.php
Zum zweiten das Zeichen des Hohepriesters "Kohanim":
https://de.wikipedia.org/wiki/Symbole_des_Judentums

Besser gefällt mir da schon das Eiserne Kreuz, das Hartwig aus LG8 und solitude ins Spiel bringen. Zumal EK im Sanskrit das Eine ist. In doppelter Bedeutung:
Die Zahl Eins und das göttliche Eine.
Ach ja, dann ist EK ja auch noch das Kürzel der hochverehrten Gattin von G.K.

Balduin B.

13. Dezember 2016 21:02

Als Vertreter selbiger, muß ich hier wieder einmal für die AfD in die Bresche springen: Wie sich die AfD im System entwickelt, entscheiden ihre Leistungsträger; diese speisen sich wiederum aus dem Lager kritischer Bürger. Je mehr von dieser Spezies in der Partei aktiv ist, desto größer ist die Chance parlamentarisch etwas zu bewirken. Scheitert man dort, hat man wenigstens ein Netzwerk geknüpft und weiß wo die Reisigbesen stehen und wo sie als erstes eingesetzt werden müssen.

Paul

13. Dezember 2016 21:36

Lieber Herr Meyer,
ich muss zugeben, dass ich im ersten Moment einen Gefallen an ihrer Idee mit dem Symbol gefunden habe. Auf den zweiten Blick stellen sich mir allerdings die Nackenhaare auf. Bei derartigen Symbolen stellen sich bei mir immer Assoziationen mit dem Totalitarismus ein und wenn ich den Begriff System höre muss ich immer an Kafkas Strafkolonie denken. Was meint die Rechte mit diesem Begriff ? Als rechter Demokrat stelle ich die Demokratie nicht in Frage. Mit der Sympathie für das Totalitäre, die mancher hier zu hegen scheint kann ich nichts anfangen. Auch das Narrativ vom guten Kaiser, Anführer oder Volkstribun ist nur eine schöne Geschichte. Mit den historischen Realitäten hat das wenig zu tun. Ein Symbol....vielleicht ja....vielleicht nein....aber was ist nach dem Widerstand....wenn der Nebel der Kanonen sich lichtet. Wofür steht das W dann ?

14. Dezember 2016 21:35

Die repräsentative Demokratur der etablierten Parteien ist vermutlich ohnehin mehr Oligarchie als Demokratie. Dennoch ist und bleibt die demokratische Teilhabe das einzig effektive Kontrollinstrument des Volkes. Es gibt ohnehin nie einen einzelnen Caesar, der die Geschicke eines Volkes in der Hand hält. Die Geschichte der grossen Kaiser- und Königshöfe ist eine Geschichte voller intriganter Höflinge, korrupter Senatoren, selbstsüchtiger Adeliger und hinterhältiger Berater. Wer glaubt, die eine Schlangengrube sei besser als die andere, der irrt gewaltig.

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