Und je größer diese Unternehmen sind, desto interessierter sind sie an Globalisierungsprozessen.
Globalisierung bedeutet für diese Unternehmen erweiterte Märkte, sinkende Löhne, einheitliche Produktionsprozesse, erleichterten Zugriff auf Rohstoffe und Personalressourcen, weniger Umweltauflagen, Erleichterung von Kapitalverschiebungen und gleiche Rahmenbedingungen für Investitionen und Konsum in jedem Winkel auf diesem Planeten.
Globalisierung bedeutet Profit. Hindernisse kultureller, sprachlicher, ethnischer Art müssen beseitigt werden, wenn sie dem Profit im Wege stehen.
Doch um wessen Profit geht es eigentlich? Geht es um den Profit der wenigen Superreichen, die immer reicher werden? Ja, gewiß.
Aber es gibt eben auch sehr viele Kleininvestoren, die am Profit der Großen ein klein wenig teilhaben möchten. Diejenigen also, die, um ein wenig Rendite einzustreichen, sich zu willigen Erfüllungsgehilfen des großen Globalisierungsgeschäfts machen, obwohl ihnen doch klar sein sollte, daß am Ende sie die Party der Großen zahlen werden – sei es durch schlechtere Arbeits‑, Umwelt- und Lebensbedingungen, sei es mit kultureller Entwurzelung und Identitätsverlust.
Neben den Kleinanlegern mit ihren Aktien gibt es auch noch diejenigen, die Produkte oder Dienstleistungen bei den Großen kaufen, weil es vielleicht etwas billiger ist dort oder ein klein wenig bequemer oder weil sie schlicht und einfach zur Aufwertung ihres Egos am Nimbus einer großen Marke teilhaben möchten. Auch hier geht es um Formen von Profit. Und neben den Konsumenten und Aktionären gibt es jene, die ihre Intelligenz und Schaffenskraft aus Karrieregründen in den Dienst der Großen stellen. Wieder geht es um Profit.
So macht mehr oder weniger jeder auf seine Weise mit und betreibt, oft ohne es zu wollen, das Globalisierungsgeschäft der Großen. Was wäre denn Amazon ohne die Abermillionen, die dort einkaufen? Und was Coca Cola, Apple, Microsoft, McDonald’s, Hollywood, BMW und Audi? Wir hätten es in der Hand, den Globalisierern die Hölle heiß zu machen. Aber das wäre unbequem und ginge außerdem zunächst einmal zu Lasten unseres eigenen kleinen Profitdenkens.
Deshalb machen wir lieber alle mit – und beklagen gleichzeitig die Folgen unseres Handelns: die Niederlegung von Grenzen, die ökologischen Schäden, die Folgen der Massenmigration für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, den Niedergang der öffentlichen Hand, die Deregulierung und Destabilisierung ganzer Staaten, die Vernichtung von Sprachen und gewachsenen Kulturen.
Jeder einzelne ist, wenn er in Aktien von Globalisierungsunternehmen investiert, dort Kunde ist oder Mitarbeiter im Management, am großen Ausverkauf beteiligt (wollte man die moralische Seite betonen: mitschuldig). Dabei wäre es so einfach, aufzuhören. Vielleicht nicht auf einen Schlag und sicher nicht in allen Bereichen. Aber kleine Zeichen des Aufhörens setzen kann jeder.
Doch im Aufhören allein liegt die Lösung nicht. Man könnte zusätzlich auch darüber nachdenken, sich für eine andere Form des Wirtschaftens einzusetzen, vielleicht sogar selbst ein Unternehmen zu gründen. Diese andere Form des Wirtschaftens nennen wir: die identitäre. Damit ist nicht gemeint, daß man einen weiteren neurechten oder konservativen Verlag gründet oder mit Aktivistenbedarf und Devotionalien der Bewegung handelt. Damit käme man nicht über den Umkreis der ohnehin schon vorhandenen Fangemeinde hinaus.
Wichtig wäre es, als Leuchtfeuer nach außen abzustrahlen und die Strahlen zu Orientierungsmarken für all die anderen werden zu lassen, die noch nicht dabei sind. Identitär meint hier, ganz weit gefaßt: auf die Identität der eigenen Kultur und ihre lange Herkunft bezogen.
Auch ein Lebensmittelhandel, eine Eisdiele, ein Maschinenbauunternehmen, ein Restaurant, eine Gärtnerei, eine Softwareschmiede, ein Steuerberaterbüro, ein Weingut, eine Werbeagentur, eine Senioreneinrichtung, ein privater Kindergarten oder ein privat geführtes Schulprojekt und selbst eine Privatbank oder ein Pharmaunternehmen können identitär wirtschaftende Unternehmen sein oder zu solchen werden.
Identitäres Wirtschaften läßt sich durch einige wenige Eckpunkte klar umreißen. Diese Eckpunkte sind völlig unspektakulär und im Grunde etwas Selbstverständliches – im folgenden seien einige wichtige Aspekte kurz angerissen:
- Identitäres Wirtschaften ist zunächst einmal Wirtschaften vor Ort, verortetes Wirtschaften. Das kann ein Handel mit regionalen Produkten sein, die in einer bestimmten kulturellen oder handwerklichen Tradition stehen.
- Es kann auch die Produktion betreffen, die man eben nicht aus Gründen der Profitmaximierung ins Ausland verlagert – es werden überwiegend einheimische Arbeitskräfte eingestellt und gefördert.
- Wenn Gewinne anfallen, werden sie in das Wachstum des heimischen Unternehmens investiert – und in soziale, ökologische oder kulturelle Projekte vor Ort. Die Wertschöpfung findet also vor Ort statt, der Gewinn verbleibt in der Region und im Land.
- Unternehmensanteile werden nicht an internationalen Börsen gehandelt, sondern von Mensch zu Mensch.
- Werden Komponenten von außerhalb des Landes bezogen, ist darauf zu achten, daß bei den Lieferanten nach ähnlichen Maßstäben gewirtschaftet wird.
- Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Personalführung – auch ein im wesentlichen nicht oder noch nicht identitär aufgestelltes Unternehmen kann durch Mitarbeiterschulung ein Bewußtsein für identitäres Denken wecken – eine Art Bonussystem könnte die Teilnahme oder eigene Aktivitäten belohnen.
- Für identitäres Wirtschaften könnte im Interesse der Transparenz und des Marketings ein Zertifizierungssystem geschaffen werden. Das strukturelle Vorbild für so etwas gibt es längst – im Bereich der Biolebensmittel.
- Im Marketing schließlich wird – analog wiederum zum Biobereich, der durch ökologisches Arbeiten durchaus ein Teilaspekt identitärer Wirtschaft sein kann – der identitäre Aspekt immer stark kommuniziert. Ziel ist, daß das Prinzip möglichst vielen Konsumenten unmittelbar einleuchtet und sie fortan danach streben, Teil eines als sinnvoll erkannten Ganzen zu werden.
Natürlich wäre es naiv, anzunehmen, daß das heutige Leben in seiner hochkomplexen Breite und Tiefe etwa nur mit Produkten aus der Region bestritten werden könnte. Viele Produkte unseres täglichen Bedarfs – etwa Kommunikationselektronik und Autos – bestehen aus einer Vielzahl von Komponenten, die aus allen Ecken des Planeten kommen: kein Handy ohne seltene Erden aus Afrika, kein Auto ohne die Gummibaumplantagen Südostasiens oder Südamerikas.
Hier könnte eine Art Fördergedanke greifen: Ein Unternehmen, das im engeren Sinne nicht rein verortet und identitär wirtschaften kann, verpflichtet sich, identitäre Projekte in den Herkunftsländern zu fördern und dazu beizutragen, die kulturelle Identität dort zu schützen oder wieder zum Leben zu erwecken. Eine Art identitäre Aktienkultur wäre ebenfalls möglich. Und durch Fundraising über Onlineplattformen lassen Gründerideen sich heute wahrscheinlich leichter finanzieren als je zuvor. Der Rest ist Arbeit und gutes Marketing. Warum sollte es nicht funktionieren?
Die folgenden Fragen können das weitere Nachdenken anregen:
- Sind die oben skizzierten Merkmale identitären Wirtschaftens zu weit, zu eng oder falsch gefaßt?
- In welchem Maße (auch Teilaspekte zählen) erfüllen folgende bekannte Unternehmen Merkmale identitären Wirtschaftens: Manufactum (früher und heute), Trigema („Wir produzieren nur in Deutschland“), Red Bull (in der Person von Dietrich Mateschitz)?
- Taugen Aspekte regionaler und ökologischer Lebensmittelproduktion (einschließlich Vermarktung), des fairen Handels sowie genossenschaftlichen Wirtschaftens (insbesondere die ökologisch-sozial ausgerichtete GLS Gemeinschaftsbank e.G.) zum strukturellen (und teils auch inhaltlichen) Vorbild für identitäres Wirtschaften?
- Kann man sagen, daß weite Teile der deutschen Wirtschaft in den 50er und 60er Jahren im Sinne des oben Skizzierten identitär wirtschafteten?
- Sind Familienunternehmen eher identitär als andere?
Franz Bettinger
Eine Politik / Handlings-Anweisung des "Identitären Wirtschaftens", des "Buy local" also "Kaufe, was in deiner Umgebung hergestellt wird" klingt erst mal gut, ist bei näherer Betrachtung aber verkehrt. Wenn Sie ein Produkt herstellen, sagen wir: einen Wein anbauen, der besser ist als jener, der weit weit weg angebaut wird, dann wäre es gut und richtig, wenn sich ihr Wein auch weit weit weg gut verkaufen würde, ja besser als der dort angebaute schlechtere. Ihr persönliches Können und ihre Mühen würden somit belohnt werden. Das "Buy local"-Prinzip - übrigens ein Hippie-Prinzip, bei dem ein örtlicher Hersteller nicht wegen seiner hochwertigen Produkte, sondern nur wegen seinem "birth right" bzw. Standort in der Nachbarschaft bevorzugt wird - steht dem Leistungs- und Qualitäts-Prinzip entgegen. Dafür kann ich mich nicht erwärmen und tue es in der Praxis auch nicht. Übrigens wäre die brd nie Export-Weltmeister und 'Made in Germany' bedeutungslos, hätte sich weltweit ein "Identitäres Wirtschaften" etabliert. Sorry, ich halte das Ganze für einen weltfremden und unlauteren Protektionismus (=das Gegenteil von Globalisierung).
Die Massenmigration hat übrigens weniger mit der Globalisierung als mit der Ideologie des Globalismus zu tun. Globalismus ist nicht Globalisierung. Obwohl es fließende Übergänge gibt, sollte man versuchen , die zwei Begriffe auseinander zu halten.
Globalisierung (englisch: Globalisation) ist die Beschreibung einer geschichtlichen Periode, einer Tatsache. Sie begann Mitte der 90-er, hatte den freien Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Kapital-Strömen weltweit zum Gegenstand und kann heute mehr oder weniger als gelungen angesehen werden. Globalisierung bedeutet eine Effizienz-Steigerung der Marktwirtschaft; nichtsdestoweniger das Hassobjekt der Linken, da sie Lohn-Dumping, Umwelt-Dumping und steigende Gewinne global tätiger Unternehmen fürchten. Konservative haben kein Problem mit der Globalisierung - aber mit Globalismus!
Globalismus (engl. Globalism) ist etwas ganz anderes. Es ist eine Idee, besser gesagt: eine Ideologie. Im Gegensatz zur Globalisierung geht es dem Globalismus um weltweite ökonomische, kulturelle und vor allem ethnische Gleichmacherei. Globalismus ist eine unmenschliche Privat-Religion, die ein totalitäres System errichten will. Die Auslöschung der menschlichen Verschiedenheiten betreibt er militant und mit enormem finanziellen Aufwand unter dem Deckmantel der bunten Vielfalt, deren Vernichtung in Wahrheit sein Hauptanliegen ist. Massenmigration in die Länder Europas und der Islam, das sind die Brechstangen im globalistischen Werkzeugkasten. Einheitswährung, Plastikgeld, die Abschaffung von Bargeld, die UNO und unzählige private NGOs gehören ebenso dazu. Der radikale Umbau des Planeten - der der kleinsten ethnischen Minderheit (den Weißen) keinen Platz zum Leben mehr lässt - wird als Ergänzung der Globalisierung verkauft, was sachlich falsch ist. Für Konservative ist der Globalismus der natürliche Feind, vernichtet er doch alle Kulturen der Welt. Linke (in dieser Ecke fehlt es eklatant an Intelligenz) verstehen diese Zusammenhänge nicht.