Und bereits im Titel teilt man mit: “Nach Protesten der Antifa eskaliert die Situation.” Es sind solche Berichte, nach deren Lektüre wir abwägen, ob es nicht doch notwendig sei, die Dinge geradezurücken. Unsaubere Überschriften und Begriffe, die Ursache und Wirkung verkehren: Marc Reichwein von der “Welt” weiß schon, wie man schreiben muß, daß Roß und Reiter nicht deutlich genug genannt werden und die Fließrichtung der Unschuldsvermutung wie (noch) immer nach links geht.
Wenn ich’s nun anders erzähle, wird’s wieder den ein oder anderen Kasek geben, der dies für “Opferstilisierung” hält. Diese von vornherein falsche Deutung unserer Arbeit ist mittlerweile zu so etwas wie der letzten Rettungsgasse der Verhinderer der Auseinandersetzung mit uns geworden.
Martin Lichtmesz hat vorgestern noch einmal auf die Entstehung und das mehr als peinliche Verhalten des Autorentrios verwiesen, das diesen Opfer-Begriff ins Spiel brachte. “Mit Rechten reden” war deren Aufhänger (mithin ein weiteres Sich-dran-Hängen an unseren flotten Kahn). Aber dieses “Reden” war nie ernsthaft als ein “mit” uns reden gemeint, sondern nur als ein etwas geschickteres (nicht klügeres) “über” uns reden. Der Vertrauensvorschuß, den wir Per Leo plus x entgegenbrachten, ist jetzt halt aufgebraucht, und das ist nicht weiter schlimm, sondern ein weiteres, eher kürzeres Kapitel einer Verlaufsgeschichte, die ich eines Tages wohl aufschreiben muß.
Aber zurück zu gestern, zum Verlauf:
Wir waren am frühen Nachmittag bei einer Diskussionsveranstaltung der #verlagegegenrechts – es diskutierten (diskutierten?) Liane Bednarz, Andreas Speit, Christoph Links, “über” uns, und als das dritte Mal die Behauptung aufgestellt wurde, man könne “mit” uns gar nicht reden, weil wir daran kein Interesse hätten (jenseits der Opferrolle), platzte zuerst Ellen Kositza, dann mir, dann Martin Lichtmesz der Kragen, und wir riefen ein paar Sätze dazwischen, Tenor: Hier sind wir doch, wir können gleich anfangen mit dem Reden. Aber das war nicht vorgesehen, das war und ist auf keinem der 20 Podien über und gegen uns nicht vorgesehen, und ich stellte mir, während wir uns trollten, die Frage, ob eine Initiative von #verlagegegenlinks auf dasselbe Wohlwollen der Messeleitung, der Zivilgesellschaft, der politischen Entourage stoßen würde. Wohl eher nicht.
Am späten Nachmittag hatten dann wir unsere beiden Veranstaltungen. Die Zugänge: über Schleusen, recht wenige Zuhörer nur waren zugelassen, und nach einigem Verhandeln konnte ich noch weitere 15 Leute hereinbitten, mit der Auflage, dies mögen bitte keine Störer sein. Also wählte ich mir bekannte Leser.
Drin dann doch ein massiver Störversuch, ein paar Antifas mit einem Banner, viel Geschubse, Rangeleien, dann konnten wir weiterlesen. Draußen: Sprechchöre gegen uns (und vor unserem Zeitfenster übrigens bereits eine unangemeldete linke Kundgebung), weder Rangeleien – aber es eskalierte eben gar nichts, ganz entgegen der Darstellung von Marc Reichwein.
Denn wir hatten unsere Leser und Unterstützer um Ruhe gebeten – kein einer Buchmesse unangemessenes Gegenbrüllen, sondern stille Präsenz und dazu die schönen Sprüche und Symbole auf großen Plakaten, von denen hier etliche zu sehen sind.
Einmal begannen ein paar “von uns” zu skandieren, aber sie wurden gleich zur Ruhe gerufen, und so war eine halbe Stunde lang neben den Parolen der Antifa nur das Gespräch zwischen Benedikt Kaiser und mir zu hören. Als Sommerfeld und Lichtmesz dann den “Nationalmaschismus” vorstellten, war es schon ganz ruhig.
Von wegen also “Eskalation” und “Auslöser Antaios”. Aber mancher Reichwein macht sich die “Welt” eben so, wie es ihm gefällt. Soll er.
Wir nennen das, was wir heute Abend dann vier Tage lang gemacht haben werden, “erweitertes Verlegertum”: Bücher verlegen und ihnen gegen den erklärten und praktizierten Widerstand der “Zivilgesellschaft” den Resonanzraum verschaffen, der ihnen gebührt. Alles undramatisch, wenn es nicht immer wieder #versagergegenrechts gäbe, die ein Drama daraus machten.
starhemberg
Ein klarer Punktsieg. Allerdings sind die supernervösen Diskursherrschaftsbewahrer auch ziemlich dämliche Gegner.
Man kann sie nur auslachen. So, jetzt mache ich es mir auf der Couch gemütlich und lese ein Kaplaken-Bändchen.