Diesmal sticht die Einladung, die Götz Kubitschek vom österreichischen Sender ServusTV für das Gesprächsformat “Talk im Hangar 7” erhalten hat. Es wird um die Frage gehen: “Neue Rechte. Wie groß ist die Gefahr?”. Als Gäste geladen sind unter anderem der Publizist Henryk M. Broder, der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier und – Götz Kubitschek.
Anlaß der Runde ist das Attentat von Christchurch und die Spende des Attentäters an Martin Sellner, den sicherlich europaweit bekanntesten Identitären. In der Programmvorschau heißt es:
Wie sollen wir mit neuen Rechten Bewegungen umgehen? Sind sie für unsere Demokratie wirklich gefährlich? Wie glaubhaft ist die Distanzierung der FPÖ, die in der Vergangenheit rege Verbindungen zu den Identitären pflegte? Wie einflussreich ist der Verein, dem Experten 300 Unterstützer attestieren? Wie wollen die neuen Rechten unsere Gesellschafft verändern? Sind die Warnungen berechtigt oder handelt es sich um reine Panikmache?
Kurzum: Es sollen Sachverhalte und Einschätzungen geklärt werden, und zwar mit einem der Mitteln, die einem Fernsehsender zur Verfügung stehen – mit einem Gespräch. Daß dabei mit Kubitschek (verantwortlicher Redakteur unserer Zeitschrift) ein tatsächlich einflußreicher Kopf der neuen Rechten Rede und Antwort stehen soll, ist ein Beweis für die Normalität, für deren Rückkehr unter anderem er selbst seit Jahren arbeitet.
Der “Talk im Hangar” findet bereits am 4. April, Donnerstag, statt, er wird in Österreich live ab 22.15 Uhr übertragen und in Deutschland um 23.35 freigestellt (aber Achtung: Wer sich mit deutscher IP-Adresse einwählt, landet immer auf der deutschen Servus-Seite.)
Und nun noch kurz zur Blase, die ausläuft und immer weiter ausläuft. Expertin Natascha twittert sich seit 24h einen Wolf. Sie will nie und nimmer mit Kubitschek diskutieren und warnt alle, wirklich alle:
Das gilt übrigens auch für Alle, die sich sehenden Auges hinsetzen und Faschisten legitimieren, weil sie sich selbst für so besonders schlau und überlegen halten. Nein, niemand von euch wird Kubitschek rhetorisch entzaubern, hört auf so narzisstisch zu sein.
Ein Herr Opratka, über den nie jemand schreibt, hat dem Sender keine Zusage zur Debatte mit “Götz Fucking Kubitschek” (O‑Ton Opratka) erteilt. Er schrieb an ServusTV von seiner Angst:
Herr Kubitschek ist auch nicht einfach ein “Rechter”, sondern ein lupenreiner Faschist. Wenn es noch (!) ihm ginge, würden Menschen wie ich in einem Lager landen. Würden meine muslimischen und jüdischen und schwarzen FreundInnen in einem Lager landen.
Und eine Jutta Ditfurth aus Frankfurt schreibt:
#servustv bekommt offensichtlich wegen #Kubitschek und Faschismus-Aufwertung nur Absagen. Ich wüsste, wer zusagen würde, sag‘s aber nicht.
Schade. Aber: eh wurscht.
Zuletzt Robert Wagner, bisher 349 Follower, der sich in der Interpretation eines Satzes von Kubitschek versucht. Jener schrieb tatsächlich 2008 in seinem Büchlein Provokation:
Unser Ziel ist nicht die Beteiligung am Diskurs, sondern sein Ende als Konsensform, nicht ein Mitreden, sondern eine andere Sprache, nicht der Stehplatz im Salon, sondern die Beendigung der Party.
Robert Wagner liest daraus ab, Kubitschek wolle nicht diskutieren, sondern den Diskurs abwürgen.
Lesehilfe: Kubitschek will das Ende des Diskurses als Konsensform (also: wieder Dissens im Diskurs, Streit, wirklich andere Meinungen), er will keine Salon-Atmosphäre, sondern das Ende der Sorte Party, auf der diejenigen, die eine falsche Politik verantworten, unter sich über diese falsche Politik reden und dies als Diskurs verkaufen.
Stellen Sie sich das bitte so vor, Herr Wagner: Man simuliert Diskurs, lacht sich tot, verballert Spesen, quatscht über Karrieren – die Tür geht auf und die Spaßbremse kommt herein.
Wenn sie wieder weg ist, können Sie ja weiterfeiern.
MartinHimstedt
Dieses ganze Twitter- YouTube- Social-Media-Gedöns nimmt surreale Züge an: Nachdem Angela Merkel 2015 meinem Leben eine gehörige Portion Abenteuer verlieh, muss ich heute mit ansehen, dass Bekannte von mir – indirekt – mit höchsten Regierungsbeamten wie Sebastian Kurz oder HC Strache kommunizieren, während diese – ebenfalls indirekt – mit jenen Bekannten schreiben. Ich erwische mich auch dabei, wie ich mehrmals täglich das Twitter-Profil von Martin Sellner checke, um zu prüfen, ob der gute Junge noch unter uns weilt: Das ist leider kein Scherz! Irgendeine Natascha, die sich selbst als herausragende Expertin zum Thema sieht, aber in jedem zweiten Tweet eine fundamentale Unwahrheit ins Internet … Der ganze Duktus dieser Personen entspricht jener der Pickerl, die überall in der Stadt verteilt sind. Dann will der Bade – Fucking! – Meister neuerdings irgendwelche Leute in Lager stecken: Die Lager mit dem "K" am Anfang, so wird unterschwellig kolportiert! Ständig grabt auch irgendjemand das bekannte Zitat aus "Provokation" aus (und bastelt damit Bildchen!): Ja genau, wenn Kubitschek diesen Satz nicht geschrieben hätte, wäre er Stammgast in jeder Talkshow! Gestern dann auch noch Bettina Gruber auf Twitter erspäht. Martin Lichtmesz scheint ebenfalls 24/7 aktiv zu sein. Weshalb tut man sich das an?
„Im Netz verliert jeder Gedanke seine Bedeutung“: Raus da!