Netzfundstücke (6) – Mieten, Beckamp, Sezession

Es rumort im urbanen Deutschland. Seit Jahren steigen die Mieten. Wohnen wird im städtischen Raum zum Luxusgut.

Das The­ma treibt die (vor­nehm­lich lin­ken) Leu­te auf die Stra­ße. Der Ruf nach „Ent­eig­nung“ als Lösung der Pro­ble­ma­tik wird immer lauter.

In der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit hat man wie zum Bei­spiel in Ber­lin die staat­li­chen Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten nur zu ger­ne an pri­va­te Groß­kon­zer­ne ver­kauft. Es wink­te schnel­les Geld für die klam­men Staats­kas­sen und der neo­li­be­ra­le Zeit­geist ver­sprach, daß es der „freie“ Markt für alle zum Bes­se­ren rich­ten werde.

Wel­che Kon­se­quen­zen die Auf­ga­be kom­mu­na­ler Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten zuguns­ten pri­va­ter Miet­gi­gan­ten aller­dings zei­tig­te, ver­an­schau­licht die­se kon­zi­se Repor­ta­ge des NDR – die sich ins­be­son­de­re auch der anse­hen soll­te, der die Wohn­fra­ge nicht als sozia­le Fra­ge der Gegen­wart und Zukunft ver­steht, son­dern als auf­ge­bausch­tes Pro­blem verwirft.

Leid­tra­gen­de die­ser Glo­ba­li­sie­rung und Oli­go­po­li­sie­rung deut­schen Woh­nens sind mit­nich­ten nur Sze­ne-Kiez Bewoh­ner mit ein­tä­to­wier­tem Fair­trade-Sie­gel auf der Stirn, son­dern zu einem nicht uner­heb­li­chen Teil auch der Durschnitts­deut­sche im unte­ren Einkommenssegment.

Daß die Wohn­kri­se aus mul­ti­plen Fak­to­ren resul­tiert, hat Bene­dikt Kai­ser hier auf Sezes­si­on im Netz luzi­de dar­ge­legt. Und so hat auch der markt­li­be­ra­le Teil am Ran­de unse­res Spek­trums nicht Unrecht, wenn er auf die Ver­teue­rung des urba­nen Woh­nens durch in die Städ­te drän­gen­de (aner­kann­te) Asyl­be­wer­ber und die gene­rel­le bevöl­ke­rungs­struk­tu­rel­le Schief­la­ge zwi­schen Land und Metro­po­le hin­weist – Ange­bot und Nach­fra­ge als Indi­ka­tor für ein poli­ti­sches Versäumnis.

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Im Gegen­satz zur Lin­ken beschrän­ken wir uns auf der Rech­ten nicht durch mono­kau­sa­le Scheu­klap­pen die Sicht auf kom­ple­xe Zusam­men­hän­ge. Einer, der am eige­nen Leib erfah­ren muß­te, daß bei den Miet­de­mos haupt­säch­lich klas­sisch anti­fa­schis­ti­sche Feind­bil­der gepflegt wer­den, war der AfD-Abge­ord­ne­te des Land­ta­ges von Nord­rhein-West­fa­len Roger Beck­amp, der mit den Demons­tran­ten über die Grün­de des Mie­ten­an­stiegs spre­chen wollte:

Am Ende geht es der lin­ken Res­te­ram­pe eben nicht um sozia­le Fra­gen oder die Lebens­rea­li­tät der Deut­schen – son­dern um den Kampf gegen Rechts!

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Wäh­rend­des­sen gibt es auf dem kanal schnell­ro­da ein neu­es emp­feh­lens­wer­tes For­mat für das video­af­fi­ne Publikum.

Gemein­sam mit sei­nem Redak­teur Bene­dikt Kai­ser stellt Götz Kubit­schek ab sofort in regel­mä­ßi­gen Abstän­den die Print­aus­ga­ben der Sezes­si­on vor – Ver­mes­sung und Klä­rung des Inhalts aus ers­ter Hand in leicht zugäng­li­cher Form.

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Damit auch das gedruck­te Buch in die­ser Aus­ga­be der Netz­fund­stü­cke nicht zu kurz kommt, hier noch ein nach­drück­li­che Veranstaltungsempfehlung:

Am Mon­tag, den 20. Mai, liest der lang­jäh­ri­ge Feuil­le­ton-Redak­teur der FAZ und heu­ti­ge Essay­ist der Sezes­si­on Dr. Eber­hard Straub im Buch­haus Losch­witz in Dres­den aus sei­nem neus­ten Werk Zur Tyran­nei der Wer­te, das am 1. Mai die­sen Jah­res im Jun­g­eu­ro­pa Ver­lag erscheint – und bei der größ­ten kon­ser­va­ti­ven Ver­lags­buch­hand­lung, bei Antai­os, bestellt wer­den kann.

Die Vor­stel­lung die­ser »scharf­zün­gi­gen Pole­mik gegen die sub­ti­le Tota­l­öko­no­mi­sie­rung aller Lebens­be­rei­che« ver­spricht ein gelun­ge­ner Abend zu wer­den, bei dem man die Mög­lich­keit hat, direkt mit dem Autor über den Haupt­geg­ner einer »kon­ser­va­tiv-revo­lu­tio­nä­ren« Posi­ti­on ins Gespräch zu kommen.

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Kommentare (7)

Niekisch

13. April 2019 11:11

"der Durschnittsdeutsche im unteren Einkommenssegment."

(Konservativ).- revolutionär werden heißt auch angemessene, richtig geschriebene, Begriffe für die betroffenen eigenen Landsleute finden:

"Entrechtete und benachteiligte deutsche Landsleute"

Rheinpreusse

13. April 2019 16:35

Ist die Sperr-Meldung auf dem NDR-Link so zu verstehen, das der NDR den direkten Aufruf seiner Inhalte von der Sezessions-Webseite gesperrt hat?

Niekisch

14. April 2019 11:04

@ Rheinpreusse 13.4. 16:35:

Was sonst?

Imagine

14. April 2019 16:33

Das Video mit dem Gespräch zum Thema „Volk“ fand ich interessant.

Es wurde eine romantische Beziehung zum deutschen Volk deutlich.

Heute findet sich dieser gefühlmäßige und identitäre Bezug zum deutschen Volk m. E. nur noch bei einem kleinen Teil der Deutschen, bei der Landbevölkerung häufiger als in der Stadt sowie eher „unten“ und ganz wenig „oben“.

Es gibt nur noch wenig volksgemeinschaftlichen Gemeinsinn in Deutschland. Wenn es darum geht, Verantwortung und Pflichten oder gar Opfer fürs Volksganze zu übernehmen, finden sich nur wenige. Es gibt auch nur wenig Solidarität für die Armen und Schwachen.

Insgesamt ist Deutschland eine „Geiz-ist-geil-Gesellschaft“ geworden.

Die Zeiten von „Gold gab ich für Eisen“ sind definitiv vorbei. Zu häufig wurden die Deutschen von ihrer Führung und vom ihrem Staat betrogen und verraten.

Insbesondere den Rechten traut man aufgrund historischer Erfahrung nicht. Zumal man nicht weiß, wohin diese in Wahrheit wollen. So gibt es heute bei rechten Demonstrationen meist zehnmal so viele Gegendemonstranten.

Ratwolf

14. April 2019 17:32

Schon lächerlich: Die Regierungen der EU-Staaten lassen sich mit sozialistischen Wahlversprechungen verschulden und herunterwirtschaften, so dass der Euro fast in den Negativzins geht, und wenn dann Investoren das lockere Geld der Zentralbanken in Betongold investieren wird dagegen demonstriert.

Lotta Vorbeck

15. April 2019 08:11

@Imagine - 14. April 2019 - 04:33 PM

"... Die Zeiten von „Gold gab ich für Eisen“ sind definitiv vorbei. Zu häufig wurden die Deutschen von ihrer Führung und vom ihrem Staat betrogen und verraten. ..."

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... wobei es die übergroße Mehrheit dieser Deutschen nicht sonderlich zu jucken scheint, wenn sie betrogen und verraten wird.

Montesquieu

15. April 2019 11:52

"konzise Reportage des NDR"

Wie wird man eigentlich mittels einer typisch "konzisen" NDR-Reportage "komplexen Zusammenhängen" gerecht?

Nun gut.

In Bezug auf die Wohnungsproblematik sehe ich ein zuviel und nicht ein zuwenig staatlicher Intervention als Grundübel.

Von daher wäre eine "Verstaatlichung" (besser: "Rückverstaatlichung") von Wohnungen der Versuch, den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben.

Eine adäquate Analyse des Themas "Wohnungsbau" aus rechter Perspektive ist mir bislang noch nicht untergekommen. Diese müsste unter anderem auch die demographischen Folgen dessen berücksichtigen, was Nyborg unter "Double relaxed Darwinian Selection" verstand und dessen Folgen bei uns in Deutschland in zunehmender Dynamik zu bewundern sind: in den Bildungs- und Sozialsystemen, auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, in Bezug auf die Innere Sicherheit.

Der Pappkamerad der kapitalistischen Menschenfresser greift da viel zu kurz.

Zum Feindbild der "Deutsche Wohnen":

"Die durchschnittlichen Mieten der Deutsche Wohnen stiegen nach eigenen Angaben seit 2010 von 5,38 auf 6,55 Euro kalt je Quadratmeter im dritten Quartal 2018. ....
Bei den Bestandsmieten liegt die Deutsche Wohnen in Berlin nach eigenen Angaben nur wenige Cent über dem Berliner Durchschnitt. Bei den Neuvermietungen liegt das Unternehmen deutlich unter dem Gesamt-Berliner Durchschnitt. 2017 zahlten Neumieter in der Bundeshauptstadt durchschnittlich 9,79 Euro kalt je Quadratmeter...."

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