Erinnern Sie sich noch an Kapitän Abujella Abdul-Bari? Ganze 86 Sonntagshelden ist es her, da berichtete ich unter Verweis auf eine SPIEGEL-Doku über den letzten Kapitän der libyschen Kriegsmarine, der sich auf dem Mittelmeer einen einsamen Kampf mit den Schleppern und ihren NGO-Komplizen liefert.
Auch die Crew der C‑Star begegnete auf ihrer Mission dem verwegenen Seefahrer und seinen Marinesoldaten und konnte über Funk miterleben, wie er die NGO-Schiffe unmissverständlich in die Schranken verwies.
Nun sind einige Jahre ins Land gezogen und durch die Initiative Salvinis ist einigermaßen Ruhe auf dem Mittelmeer eingekehrt. So scheint es zumindest. Eine neue Dokumentation des Senders arte hat sich abermals an Bord der Al Khifa begeben und begleitet den wohl meistbeschäftigsten Kapitän des Mittelmeers bei seiner Arbeit.
Es sind düstere Bilder und Geschichten mit denen die Produktionsfirma arbeitet: Ohne Kommentare zeigen sie die ermüdeten und niedergeschlagenen Gesichter der schwarzafrikanischen Migranten, die von der Küstenwache von ihren klapprigen Motorbooten heruntergeholt werden; bei einem Besuch in einer libyschen Transitstadt am Rand der Sahara erzählt eine verstümmelte Frau von brutalen Vergewaltigungen und viehischen Misshandlungen.
Dem gegenüber steht, quasi als „Bösewicht“, unser altbekannter Sonntagsheld Abdul-Bari, der gemeinsam mit seiner Mannschaft stoisch seinen Dienst versieht. Man merkt ihm die Routine durchaus an, die ihn streng gemacht hat – die libysche Küstenwache hat trotz Rückgang der Migrationszahlen nach wie vor fast täglich mit Verletzten, Verzweifelten und Toten zu tun. Mit den NGOs liegen sie derweil in einem zähen Stellungskrieg. Die Dokumentation zeigt deutlich, dass die Organisationen jederzeit bereit sind, Abmachungen, die sie mit der Küstenwache getroffen haben, zu brechen, um die Migranten an Bord zu nehmen und sie nach Europa zu verfrachten.
Man kann es nicht anders sagen – ich schloß meinen Artikel schon vor zwei Jahren mit dieser Feststellung: Abdul-Bari und seine Kameraden machen nach wie vor die Drecksarbeit für Europa auf dem Mittelmeer. Ihr Lohn dafür ist dürftig, inzwischen hat die libysche Küstenwache einige ihrer damals von der NATO zerbombten Schiffe in Italien reparieren lassen können; ihre Flotte umfasst jetzt immerhin 7 Boote.
Mit ihnen fahren sie täglich auf das Mittelmeer hinaus, fischen die Illegalen aus dem Wasser und bringen sie zurück in das Chaos eines Landes, das nach wie vor am Rande eines Bürgerkrieges schwebt. Auch ihre Heimat leidet dabei stark unter der Migration: Unter dem Einfluss nigerianischer Menschenhändler ist die Sklaverei nach Nordafrika zurückgekehrt, mit den Migrantenkarawanen kommen Kriminalität, Terrorismus und Elend ins Land.
Schuld daran, das wissen wir so gut wie Abdul-Bari und seine Kollegen, sind vor Allem die NGOs und Politiker Europas, die dem gigantischen schwarzen „Youth Bulge“ in Afrika den giftigen Traum von Europa eingeimpft haben. Es ist dieser Traum den sie jeden Tag aufs Neue zum Zerplatzen bringen müssen; eine brutale Aufgabe, aber der einzige Weg, um den Fluß von Süden nach Norden stetig auszudünnen.
Die Sprecherin in der Doku nennt diese europäische Politik “zynisch” und ich ertappe mich dabei, wie ich ihr zustimme. Notdürftig unterstützt mit europäischen Subventionen haben diese Männer tagtäglich Aufgaben zu bewältigen, die man einer westlichen Schiffsbesatzung vermutlich gar nicht zumuten könnte.
Wahrscheinlich braucht es wirklich den kriegsgeprüften Kapitän und seine Mannen, deren gischtgegerbte Gesichter längst hart geworden sind, um das Chaos, das sich tief im Süden zusammenballt, zurückzuhalten und täglich in den Abgrund des Elends zu starren.
Für solch eine Arbeit bekommt man in der zivilisierten Welt keinen Orden, sondern allenfalls nervige Presseanfragen. Mein Respekt hingegen ist ungebrochen.
Lotta Vorbeck
Möge unserem wackeren Beschützer im Mittelmeer das Schicksal ein wenig gewogener sein, als dem Sonntagshelden № 28 & 34, dem Brigadegeneral Issam Zahreddine aka "Der Löwe".