Insgesamt vier politische »Talkshows« bietet das öffentlich-rechtliche Fernsehen den deutschen Zuschauern aktuell an. Rechnet man das seichtere »Markus Lanz« und die etwas fundiertere »phoenix runde« noch mit hinzu, sind es sogar sechs. Abgesehen von der »phoenix runde«, die ab und an einen gewissen Informationsgehalt bereithält, geht der (politische) Mehrwert dieser Formate gegen Null. Phrasendrescherei, heiße Luft und banale Oberflächlichkeit konstituieren das Konzept, das die als Diskussionsrunden angetäuschten Polit-Stuhlkreise antreibt – immer die gleichen (grünen) Gäste, immer dieselbe Tristesse.
Der österreichische »Talk im Hangar‑7« mit Moderator Michael Fleischhacker beschreitet da etwas andere Wege, wie er am zurückliegenden Donnerstag qua der Einladung des jungen, patriotischen Nachwuchsjournalisten Roman Möseneder wieder einmal unter Beweis stellte. Hatten die Verantwortlichen von ServusTV in der Vergangenheit schon mit der Einladung der Sezession-Autoren Martin Lichtmesz und Martin Sellner sowie Götz Kubitscheks für handfeste Eklats gesorgt – etliche Absagen geladener Talkgäste inklusive – bleiben sie ihrer Linie, »kontroverse« Gäste einzuladen und damit ein breites Meinungsspektrum in ihren Sendungen zuzulassen, dennoch treu.
Derzeit ist in Österreich Wahlkampf und Möseneder hatte die Chance, dem Ex-Grünen und nun Spitzenkandidat seiner eigenen Liste Peter Pilz die Stirn zu bieten. Möseneders respektablen Auftritt erreichen Sie unter folgendem Link (Video nicht mehr verfügbar):
Trotz der sonstigen inhaltlichen Irrelevanz des Kaffeekränzchens bei Markus Lanz lohnt sich diesmal ein Blick in die Sendung vom 12. September. Anläßlich der Veröffentlichung ihrer Biographie Sahra Wagenknecht – Die Biografie und den katastrophalen Wahlergebnissen für ihre Partei DIE LINKE bei den jüngsten Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen war Sahra Wagenknecht zu Gast und äußert sich außerdem indirekt zum inhaltlichen Wandel ihrer Partei zur Vertreterin hedonistischer Lebensentwürfe und eines überstiegenen Minderheitenfetischismus sowie einer urban-kosmopolitischen Impertinenz wie es Sezession-Redakteur Benedikt Kaiser unlängst in seiner Artikelreihe »Wagenknecht, die „soziale Frage“ und wir» hier formulierte:
Kleiner Hinweis: Halten Sie Ausschau nach »Wagenknecht, die „soziale Frage“ und wir» Nummer 7. Kaiser sitzt schon an den letzten Zeilen.
Eine Musikrichtung, die nicht unbedingt für überstiegenen Minderheitenfetischismus und urban-kosmopolitische Impertinenz bekannt ist, stellt wiederum der Black Metal dar – einer der extremsten Spielarten des Heavy Metal, dessen Genese sich in einem elitären Zirkel norwegischer Jugendlicher vollzog, der sich in den frühen 1990er Jahren um den eigens gegründeten Plattenladen »Helvete« in Oslo sammelte. Die Entstehungsgeschichte des Black Metal war begleitet von Morden und brennenden Kirchen, die von ebenjener Gruppe Jugendlicher ausgingen, die im »Helvete« ein- und ausgingen. Varg Vikernes, der dem ein oder anderen Netztagebuchleser ein Begriff sein könnte, spielte dabei eine hervorgehobene Rolle.
Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen sollte der eigenwillige, für Außenstehende oft nur schwer zugängliche Musikstil zum nationalen Kulturgut aufsteigen und unter der Überschrift »True Norwegian Black Metal« seine eigene Ursprungsbezeichnung erhalten. Ab und an auch hier auf Sezession im Netz angeschnitten (zum Beispiel mit Nils Wegners Buchempfehlung hier), gehört der Black Metal neben dem Neofolk zu einer der wenigen Musikformen moderner Populärkultur die traditionell nach rechts ausfransen. Speziell dem Black Metal ist ein fundamentaler Kulturpessimismus und daraus resultierend eine entschiedene Ablehnung der Moderne zu eigen, die ihm eine dezidiert konservativ-revolutionäre Grundierung geben.
Der »Multiaktivist« und Autor des provokativen kaplaken Warum Konservative immer verlieren Alex Kurtagic beschreibt diese organische Verbindung aufschlußreich in seinem (englischen) Aufsatz »Black Metal: Conservative Revolution in Modern Popular Culture«. Ohne explizit ein politisches Anliegen zu verfolgen, durchfließt die Texte etlicher Black Metal-Bands ein anti-egalitärer Geist, der das künstlerische Schaffen schon im »default«-Modus auf rechts wendet. Auf diesem Fundament entsteht eine Musik, die nicht als bloßes Vehikel für eine politische Botschaft herhalten muß, sondern zuallererst einem künstlerischen Anspruch folgt.
Überzeugende Dokumentationen und Bücher, die sich mit dem Phänomen »Black Metal« adäquat auseinandersetzen sind derweil rar gesät – zu oft wird lediglich das Effekthascherische der Szene in den Mittelpunkt gerückt und man nähert sich der Thematik mit einer skandalheischenden Intention. Dennoch gibt es auf YouTube zum Beispiel die sehenswerte Dokumentation »Once Upon a Time in Norway«, die die für den Black Metal prägende Band »Mayhem« portraitiert und dies lediglich durch direkte Interviews mit zentralen Mitgliedern der norwegischen Black Metal-Bands der ersten Stunde vollzieht (Die Doku kann hier angeschaut werden). Außerdem ist »Until The Light Takes Us« von Aaron Aites und Audrey Ewell zu empfehlen. Hier der Trailer mit deutschem Untertitel:
Im Netz kann man die Doku hier bei Vimeo ausleihen, ansonsten ist sie auch auf DVD erhältlich. Was die Bücher betrifft, schließe ich mich zuallererst der von Wegner getroffenen Empfehlung an: Peter Bestes True Norwegian Black Metal gehört immer noch mit zum besten, was in Buchform die Thematik »Black Metal« berührt – die Ästhetik der eigenwilligen Subkultur kommt in Bestes Bildband zur vollen Geltung. Daneben sei noch auf Black Metal: Evolution of the Cult verwiesen – das Buch von Dayal Patterson zeichnet anhand ausgeprägter Gespräche mit Schlüsselfiguren der Szene, die Geschichte des Black Metals nach.
***Nachtrag: Jüngst veröffentlichte zudem der Jungeuropa-Blog einen eigenwilligen Norwegen-Reisebericht von Volker Zierke, in dem der Black Metal ständig präsenter Wegbegleiter ist – den Artikel »A Blaze in the Northern Sky – Reise ins Herz von Norwegen« gibt es hier zu lesen.***
Um zum Schluß zu kommen und noch einmal zu verdeutlichen, woran Kurtagic die konservativ-revolutionäre Grundhaltung des Black Metal festmacht, lasse ich diese Fundstücke mit einem Liedtext der irischen Pagan/Black-Metal Größen »Primordial« ausklingen:
For those who buried their sons
Under bone white crosses
For those who saw their daughters
Virtues were taken by invading forces
They promised the century to you
And all you did was count the dead
And pray for merciful release
In the longest and the darkest night
Where greater men have fallen
Here we stand guard
Where greater men have fallen
Until the end of time
They made you build your tomb
With your own very hands
And ground your kin to dust
In the dark satanic mills of progress
It seems the lands of the free
Are born of the cold and empty grave
And the myths of liberty
Bind our wrists like slaves
Where greater men have fallen
Here we stand guard
Where greater men have fallen
Until the end of time
Where greater men have fallen
Is where we stand guard
And you will always bury your sons
Under broken barren promises
And the heart of your motherland
Will be ripped from her chest
Where greater men have fallen
We are ready to die
Where greater men have fallen
We are ready to die
RMH
"For those who buried their sons
Under bone white crosses"
Tja, da sind wir Deutsche dann schon mal wieder draußen, denn bekanntermaßen mussten wir unsere deutschen Söhne, die in der europäischen Urkatastrophe des 1. Weltkriegs fielen, unter schwarzen Kreuzen beerdigen (dazu gibt es eine klare Regelung in den Versailler Verträgen). Damit wurden auch Weichen gestellt … und schwarz war fortan nicht mehr nur ein Bestandteil der deutschen Fahnen sondern wurde frühestens/spätestens auch deshalb meiner Meinung nach zur deutschen Farbe schlechthin.
Und damit zum Artikel von Kurtagic resp. Thema "Black Metal":
Wieder einmal so ein typisch us-amerikanisches pseudo-intellektuelles Werk, welches durch viel Name-Dropping, einen Wust an im Text bereits genannter Quellen, Belegen und Bezügen intellektuell blenden will und damit einfach mal wieder einen Topf mit vielen, z.T. wahllosen Zutaten anfüllt und daraus eine schmackhafte Suppe kochen will. Ich mag diesen tausend Referenzen-Stil einfach nicht, da damit dünne Aussagen (und der Artikel hat eine dünne Aussage), die man deutlich kürzer hätte darstellen können, aufgebläht werden (das ist wiederum nicht unbedingt us-typisch. Findet man auch anderen Ortes durch aufgeblähte Fußnotenapparate etc.). Gleichzeitig wir en passant ein Buch zum spezifischen Thema des norwegischen Black Metal rund um den "Helvete"-Store beiläufig als schlicht journalistisch eher in die Ecke des Sensationsjournalismus geschoben, welches aber durch hohe Quellendichte und klare Sachverhaltsdarstellung, ohne große Indoktrinierungsversuche besticht und welches wohl eines der ersten zum Thema überhaupt war und das ist das im Artikel auch genannte Buch von Michael Moynihan and Didrik Søderlind, "Lords of Chaos" (gibt es auch in deutscher Übersetzung). In dem Buch werden Fakten präsentiert (es kommen auch Zeitzeugen und Akteure wie "Varg" Vikerness zu Wort etc.) und es überlässt angenehmerweise dem Leser, sich seine eigene Meinung zu den Vorgängen in Norwegen zu bilden, während Kurtagic dann doch offenbar eher belehren und in eine gewisse Spur bringen will. Dem deutlich bekannteren Michael Moynihan ("Blood Axis", Asatru etc.) wollte man damit wohl in der Hackordnung auch ein wenig zurecht rücken.
Wie auch immer: Wie man die Brücke vom Völkischen, von der KR zu dem fast 70 Jahre späteren, kakophonischen Sound des norwegischen Black-Metal, der seinerseits doch eher eine reine Dekadenz-Erscheinung zu sein scheint, wie sie in einem wohlhabenden Land wie Norwegen eben ideale Voraussetzungen finden kann, bleibt trotz vieler Scheinbezüge unschlüssig. Die depressiven norwegischen Buben kamen ob der skandinavisch liberalen Grundstimmung eben auf ihre eigenen Geleise und konnten sie dort konsequenter entwickeln und ausleben als es anderen Ortes möglich gewesen wäre.
Wer sich bspw. einmal Mayhems grundlegende Veröffentlichung "De Mysteriis Dom Sathanas" anhört, fühlt sich doch eher an einen Sound erinnert, der gut als Soundtrack zu einem Film passen würde, in dem die sagenhaften "Alten" Lovecrafts erweckt und aus den Tiefen der Ozeane aufsteigen, als an irgendetwas, was die europäische Kultur wiederbeleben oder ihr neue, positive Kraft geben könnte.
Der Sound ist durchweg destruktiv und ich kann dem - nur, weil er damit zwangsläufig auch gegen die aktuelle Gesellschaft gerichtet ist - nichts Positives und damit Konstruktives im Sinne des Politischen, Metapolitischen oder gar als Element identitärer Selbstfindung abgewinnen. Im Gegenteil, ich weiß nicht, ob es für den einzelnen Connaisseur derartiger Musik so gesund sein kann, bspw. sich ständig mit solcher Musik bedröhnen zu lassen.
Zu viele Bands wollen offenbar nicht einfach nur counter culture sein, sondern auch tatsächlich böse und das nicht nur, um darüber dem Kommerz zu frönen (wie im Artikel von Kurtagic zutreffend genannt, geht es ja gerade nicht um die kommerziellen Bands sondern um subkulturelle Phänomene und in diesem Bereich gibt es eben auch die "Ernsthaften").
Mit den neueren Strömungen des Pagan/Viking/Metals habe ich mich hingegen noch nie so richtig beschäftigt. Dieses ganze Neuheidnisch- Wikinger-Folklore-Gedöns ist nicht mein Ding, da mir der Langhaar-Zottel-Fell-Leder-Eisen-Look, der bei Festivals dann oft mit 3 Tage Besäufnis (womöglich auch noch mit dem ekelhaften, neuzeitlichem Met), nicht Duschen und im Schlamm hausen einhergehen gehen kann (siehe bspw. auch - wenn auch etwas andere Musik, aber vergleichbar - "heidnisches Dorf" beim jährlichen WGT in Leipzig) nicht taugt.
Um es klar zu machen: Ich lehne diese Musik nicht ab, höre selber ab und an Rock/Metal/Folk etc. aber ich halte den Black Metal, um den es hier geht, nicht für geeignet, irgendwie im metapolitischen Bereich als Karte gespielt zu werden. Außerdem würde ich ich es dieser kleinen Szene ernsthaft gönnen, nicht durch irgendwelche politischen Saucen gezogen zu werden. Die wollen in Ruhe unter sich ihre Konzerte feiern, ihr Ding machen etc.
Lassen wir sie am besten einfach in Ruhe …