Das war die 20. Sommerakademie des IfS

Drei Tage; einhundertfünfzig junge Teilnehmer; ein zwanzigstes Jubiläum. Unser Bericht zur Sommerakademie des Instituts für Staatspolitik (IfS). 

Die IfS-Aka­de­mien sind ohne Fra­ge eine Insti­tu­ti­on in unse­rem Milieu und die zurück­lie­gen­de stell­te das wie­der ein­mal aus­drück­lich unter Beweis. Gemes­sen am Medi­en­auf­lauf des ers­ten Aka­de­mie­ta­ges – Pro7, RTL und der MDR tra­ten sich gegen­sei­tig auf die Füße – muß­te hier im Saa­le­kreis fern­ab der bun­des­deut­schen Metro­po­len Rich­tungs­wei­sen­des geschehen.

Für den auf­merk­sa­men Zuhö­rer soll­te sich eben­je­nes ent­lang der Vor­trä­ge ent­fal­ten; die Wei­chen­stel­lung für das Kom­men­de, das Abste­cken des Mini­mal­kon­sens, das Neu­mi­schen und ‑aus­le­gen der eige­nen Kar­ten nach rund sie­ben Jah­ren, die die poli­ti­sche Land­schaft grund­le­gend durch­ein­an­der gewir­belt und ver­än­dert haben.

Ganz nach gutem Brauch gab IfS-Lei­ter Dr. Erik Leh­nert am Frei­tag­mit­tag den Auf­takt und führ­te in das die Aka­de­mie über­span­nen­de The­ma »Das poli­ti­sche Mini­mum« ein. Anhand von Meis­ter­den­kern wie Pla­ton, Tho­mas Hob­bes und Carl Schmitt erör­ter­te er his­to­risch-chro­no­lo­gisch die staats­theo­re­ti­sche Fun­die­rung eines poli­ti­schen Mini­mums und des damit ver­bun­de­nen Maximums. 

Ansons­ten stand der ers­te Aka­de­mie­tag ganz im Zei­chen der AfD: Nach­dem der EU-Abge­ord­ne­te und stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der Sach­sen AfD, Dr. Maxi­mi­li­an Krah, sei­ne »Zehn The­sen der Euro­pa­po­li­tik« dem inter­es­sier­ten Publi­kum dar­leg­te, hat­te die Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der AfD im Bun­des­tag Dr. Ali­ce Wei­del bei ihrem mit Span­nung erwar­te­ten Vor­trag die Gele­gen­heit, aus ers­ter Hand über die ers­ten zwei Jah­re kon­zen­trier­ter Oppo­si­ti­ons­ar­beit wider alle Gegen­wehr der Eta­blier­ten zu berichten.

Ohne Fra­ge ein gelun­ge­ner und unge­zwun­ge­ner Start in das Wochen­en­de; die (ers­ten!) Impres­sio­nen spre­chen für sich:

Den Sams­tag eröff­ne­te dann Bene­dikt Kai­ser. Der Sezes­si­on-Redak­teur und Wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­ter des IfS trat mit einem prä­zi­sen Refe­rat über den Zustand der »Post­po­li­tik« auf, in dem wir uns wie­der­fin­den. Wie mit einer sol­chen poli­ti­schen Lage umzu­ge­hen ist, in der jede Posi­ti­on außer­halb des libe­ra­len Uni­ver­sa­lis­mus als das schlicht­weg »Böse« ent­po­li­ti­siert wird, stellt die für Kai­ser in die Zukunft gerich­te­te, kon­struk­ti­ve Kern­fra­ge dar.

Das Rück­grat sei­ner Ana­ly­se zur ver­wun­der­li­chen und den­noch fol­ge­rich­ti­gen Hei­rat aus »lin­kem« Mora­lis­mus und kapi­ta­lis­ti­scher Ver­wer­tungs­lo­gik, die den poli­ti­schen Dis­kurs im Wür­ge­griff hal­ten, bil­de­ten – u. a. – die Denk­an­sät­ze Sla­voj Žižeks, Chan­tal Mouf­fes und Carl Schmitts.

Die Neue Rech­te mit­samt ihrer Ver­äs­te­lun­gen erscheint Kai­ser dabei unterm Strich als der Garant der Wie­der­kehr des authen­tisch Poli­ti­schen: Nur sie behar­re, mit Schmitt und Mouf­fe, auf der »Auto­no­mie des Poli­ti­schen« gegen­über Öko­no­mie und Moral, nur sie stel­le sich grund­sätz­lich und ent­schie­den gegen den  mul­ti­kul­tu­ra­lis­ti­schen Kon­sens der Post­po­li­tik, nur sie stel­le sich gegen den unver­han­del­ba­ren libe­ra­len Kon­sens, der den Tod des Poli­ti­schen verkündet.

Danach ging es vom Grund­sätz­li­chen zurück ins Klein­tei­li­ge: Ergän­zend zu den Aus­füh­run­gen Krahs und Wei­dels vom Frei­tag, gab Kon­rad M. Weiß, ehe­ma­li­ger lei­ten­der Mit­ar­bei­ter des Büros von Ex-Vize­kanz­ler Heinz-Chris­ti­an Stra­che (FPÖ) wäh­rend der tür­kis-blau­en Koali­ti­on in Öster­reich, einen Ein­blick in den »Maschi­nen­raum« einer rech­ten Par­tei, die von der Oppo­si­ti­on in die Regie­rungs­ver­ant­wor­tung wechselte.

Dabei gab er einen wich­ti­gen Hin­weis, den schon Kai­ser wäh­rend der Fra­ge­run­de zu sei­ner Ela­bo­ra­ti­on der »Post­po­li­tik« in Rich­tung CDU her­aus­stell­te: Daß unse­re poli­ti­sche Land­schaft momen­tan auf links gekippt ist, haben wir in gro­ßen Tei­len den »kon­ser­va­ti­ven« Par­tei­en CDU/CSU und ÖVP zu ver­dan­ken – sie domi­nie­ren seit dem II. Welt­krieg das Regie­rungs­ge­sche­hen; doch anstatt als Auf­hal­ter zu fun­gie­ren, frö­nen sie der oppor­tu­nis­ti­schen Kooperation.

Nach der – wie immer her­vor­ra­gen­den und schon zu eige­ner Berühmt­heit gekom­me­nen – Bewir­tung über­nahm die Phi­lo­so­phin und Antai­os-Autorin Dr. Caro­li­ne Som­mer­feld das Mikro­fon und refe­rier­te über die Mora­li­sie­rung der Poli­tik und die Über­co­die­rung poli­ti­scher Kate­go­rien durch hyper­mo­ra­li­sche Set­zun­gen. Die tie­fer­lie­gen­den Mecha­nis­men post­po­li­ti­scher Alter­na­tiv­lo­sig­keit erfuh­ren ihre phi­lo­so­phi­sche Zerlegung.

Da Hei­no Bos­sel­mann und Dr. Eber­hard Straub als Red­ner aus pri­va­ten respek­ti­ve gesund­heit­li­chen Grün­den aus­fie­len, sprang der patrio­ti­sche Nach­wuchs­jour­na­list Roman Möse­ne­der mit sei­nen gera­de ein­mal sech­zehn Len­zen kur­zer Hand in die Bre­sche und wuß­te mit einem fre­chen und klu­gen Vor­trag über jugend­li­chen »Netz­werk­ak­ti­vis­mus« unter Berück­sich­ti­gung der #Fri­days­For­Fu­ture-Pro­tes­te zu über­zeu­gen. Was im dar­auf­fol­gen­den Dis­kurs mit den Teil­neh­mern deut­lich wur­de: Es dürs­tet der rech­ten Jugend nach einer fun­dier­ten Öko-Poli­tik unse­res Lagers, die über ein plum­pe Die­sel­hul­di­gung hinausgeht.

Den posi­ti­ven Schluß­punkt des Aka­de­mie­sams­ta­ges setz­ten die drei Arbeits­grup­pen unter der Lei­tung Dr. Caro­li­ne Sommerfelds/Götz Kubit­scheks, Phil­ip Steins/Oliver Hil­bur­gers und Bene­dikt Kai­sers. Hier wur­de im klei­nen Kreis auf dem Rit­ter­gut ange­regt über »Das rich­ti­ge Leben im fal­schen« (Sommerfeld/Kubitschek), »Das Mini­mum rech­ter Basis­ar­beit« (Stein/Hilburger) und »Das poli­ti­sche Mini­mum der Mosa­ik-Rech­ten« (Kai­ser) dis­ku­tiert und die dazu in Bezug ste­hen­de, ange­brach­te Vor­ge­hens­wei­se einer auf­stre­ben­den deut­schen Rech­ten eru­iert. Von dort ging es wie­der zurück zum Schäf­chen auf den letz­ten Abend bei gesel­li­gem Beisammensein.

Indes soll­te der Sonn­tag noch ein­mal gehö­ri­gen Effet bereit­hal­ten und kei­nes­wegs ins Dahin­tüm­peln­de abglei­ten. Das ers­te Aus­ru­fe­zei­chen pla­zier­te die ehe­ma­li­ge FPÖ-Poli­ti­ke­rin Bar­ba­ra Rosen­kranz in den Saal, indem sie bei ihrem Streif­zug durch die Geschich­te des Begrif­fes der Poli­tik all jene mahn­te, die dem Oppor­tu­nis­mus ver­fal­len und ihren Idea­lis­mus über Bord werfen.

Rosen­kranz blieb damit nicht nur bei CDU/CSU und ÖVP ste­hen, son­dern nahm ins­be­son­de­re die FPÖ und AfD ins Visier, die qua des Ankom­mens an den Fut­ter­trö­gen der Macht Gefahr lau­fen (es reicht auch schon die Geruchs­wei­te), ihre Prin­zi­pi­en zu vergessen.

Es oblag dann Götz Kubit­schek, Mit­be­grün­der des Insti­tuts für Staats­po­li­tik und Chef­re­dak­teur der Sezes­si­on, die über das Wochen­en­de gespon­nen Fäden in sei­nem, die Aka­de­mie abschlie­ßen­den, Vor­trag über den »Nor­ma­li­sie­rungs­pa­trio­tis­mus« zusam­men­zu­füh­ren und die zukünf­ti­ge Marsch­rich­tung einer grund­sätz­li­chen, alter­na­ti­ven Rech­te zu umreißen.

Die Lage ist anno 2019 eine dezi­diert ande­re als noch in der läh­men­den Mehl­tau-Zeit zur Jahr­tau­send­wen­de. Nun gilt es die Situa­ti­on zu deu­ten, Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten ein­zu­for­dern und das Rich­ti­ge zu tun.

Es bleibt zu kon­sta­tie­ren: Wir erleb­ten ein über­aus gelun­ge­nes Jubi­lä­um, das für die jun­gen Teil­neh­mer intel­lek­tu­ell gewinn­brin­gend war – die Win­ter­aka­de­mie 2020 kann kommen.


Die wich­tigs­ten Vor­trä­ge der Aka­de­mie wer­den gekürzt in der Zeit­schrift Sezes­si­on 92 abge­druckt, die Anfang/Mitte Okto­ber aus­ge­lie­fert wird – zugrei­fen! Außer­dem sei dar­auf hin­ge­wie­sen, daß das Statt­fin­den der für unser wind­er­stän­di­ges Milieu emi­nent bedeut­sa­men Aka­de­mien von der Ver­brei­tung der Sezes­si­on als Herz­stück der Arbeit des Insti­tuts für Staats­po­li­tik abhängt.

Jedes Abon­ne­ment leis­tet also einen wich­ti­gen Bei­trag zur Schu­lung des patrio­ti­schen Nach­wuch­ses; selbst wenn einem selbst die Zeit zur Lek­tü­re feh­len mag, stellt das Abo einen kon­struk­ti­ven, soli­da­ri­schen Bei­trag zu einer flo­rie­ren­den, rech­ten Geis­tes­land­schaft und sei­nen Pro­jek­ten dar. Abon­ne­ments kön­nen hier abge­schlo­ßen wer­den – mit einem För­der-Abo errei­chen Sie die höchs­te Wir­kung und sichern die Zukunft eines ein­ma­li­gen Projekts.

Sezes­si­on lesen, das heißt im Jahr sechs Mal Grund­le­gen­des, Anstö­ßi­ges, Imp­fun­gen wider den Zeitgeist!


P.S.: Wer in Öster­reich oder Süd­deutsch­land lebt, muß nicht bis zur Schnell­ro­daer Win­ter­aka­de­mie im Januar/Februar 2020 war­ten! Vom 22. bis 24. Novem­ber ist es näm­lich wie­der soweit: Das Insti­tut für Staats­po­li­tik lädt in Koope­ra­ti­on mit dem Frei­heit­li­chen Aka­de­mi­ker­ver­band Stei­er­mark (FAV) unter dem Titel »Volk« zur 4. Herbst­aka­de­mie in Semriach.

Das Beson­de­re dabei: Eine Alters­be­schrän­kung, wie in Schnell­ro­da, gibt es in der Stei­er­mark nicht. Wer also eine Aka­de­mie besu­chen möch­te, es in Deutsch­land aber auf­grund sei­nes Alters (über 35) nicht kann, wird herz­lich in die bezau­bern­de stei­ri­sche Umge­bung ein­ge­la­den. Alle Infos zu Vor­tra­gen­den (u. a. Prof. Lothar Höbelt, Dr. Dr. Thor v. Wald­stein) und Anmel­de­ver­fah­ren: hier!

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Kommentare (10)

Fredy

24. September 2019 21:00

"Es dürstet der rechten Jugend nach einer fundierten Öko-Politik..."

Leute, hört auf mit dem Scheiß. Ein heimatbezogener Mensch geht grundsätzlich pfleglich mit den Ressourcen um, da braucht er kein politisches Programm, oder Regeln und Verbote dafür. Und wenn es nach uns geht, hätten wir auch ein nachhaltigeres (5€ in die Phrasenkasse) Wirtschaftssystem. Ich lebe seit 30 Jahren nachhaltiger (5€ again), als die, die nun neuerdings mich belehren wollen - und das ohne große Absicht; Vernunft allein reicht.

Wer die Welt kennt, und auch deren umweltzerstörerische Abgründe, die im Extremen fast ausschließlich außerhalb unseres Landes zu finden sind, tobt sich zu Unrecht bei uns aus. Packt's eure Sachen; die weite Welt wartet auf euch Umweltverbesserer. Man erwartet deutsche Missionare mit offenen Armen. Schließlich soll am deutschen Wesen ...

Wer also UmWELTpolitik machen will, muss zuvor die Welt erobern. Das wär zumindest Mal konsequent zu Ende gedacht.

Kaiza

24. September 2019 22:35

>>Man erwartet deutsche Missionare mit offenen Armen. Schließlich soll am deutschen Wesen ...<<

Jetzt beginnst du auch noch damit, Fredy. Die, die hier missionieren wollen, sind weder deutsch noch können sie etwas damit anfangen (Habeck).
Das Öko-Thema ist ein Muss für das rechte Lager.

quarz

25. September 2019 07:34

@Kalza

"Die, die hier missionieren wollen, sind weder deutsch noch können sie etwas damit anfangen (Habeck). ..."

Dass sie auf keinen Fall deutsch sein wollen, schließt nicht aus, dass ein typisch deutscher Charakterzug für diese Phobie verantwortlich ist.

"... Das Öko-Thema ist ein Muss für das rechte Lager."

Darin gebe ich Ihnen dennoch Recht.

Nordlicht

25. September 2019 09:46

Zu: Umwelt- und Klimapolitik

Ohne Frage braucht die politische Rechte eine gute, vernünftige Umweltpolitik, dazu qualifizierte Sprecher und ein tragfähiges Programm. Dass sich naturschützendes, umweltgerechtes Verhalten für Konservative von selbst versteht (- Beitrag Fredy), macht die systematische Beschäftigung mit regionalen bis zu globalen Umweltproblemen nicht überflüssig.

Deutschland hat im Umweltschutz (- und damit meine ich den Gesundheitsschutz der Bevölkerung und die Bewahrung von naturnahen Gebieten) sehr viel richtiges und wichtiges erreicht. Sehr viel ist aber auch falsch gelaufen, man denke an die Zerstörung von Wäldern durch Windkraftanlagen. Als unsinnig haben sich verschiedene Regelungen im Abfallgesetz die Recycling-Quoten erwiesen - stattdessen sollte man mit wenig Transportaufwand viel mehr in moderne Müllverbrennung stecken.

Zu den Hinweisen auf "die Welt missionieren":
Die gegenwärtige Hybris der linksgrün angetriebenen Greta-Jünger ist natürlich unsinnig und schädlich. Umwelttechnisch haben wir viel Know-How, dass in den verschmutzen Megastädten der Welt und auch in den ländlichen Bereichen gutes bewirken kann, aber oft ist es dort nicht die Frage von Nicht-Wissen, sondern von Nicht-Wollen. Wer wie ich in die Ministerien und Stadtverwaltungen in Asien und Südamerika Erfahrungen gesammelt hat, wird ernüchtert sein. (Stichworte: Unfähigkeit, mangelnde Diskussionsbereitschaft, Bestechlichkeit, eigene Wirtschaftsinteressen, wenige herrschende Familien etc.)

Etliche Länder sind "overaided", d. h. dort drängeln sich zu viele Industrieländer, Weltbank, USAID, GIZ, Schweizer, Schweden etc mit ihren Projekten. Zu viel Geld fliesst in die falschen Kanäle. (Diese Anmerkung geht in Richtung Entwicklungshilfe-Politik - auch dazu muss eine rechte Partei überzeugende Konzepte anbieten.)

Schließlich zum sog. Klimaschutz: Die Vorstellung vom anthropogenen Klimawandel nur für Quatsch zu erklären, ist zu wenig. Auch die Kritiker der IPCC-Modellvorstellungen haben die Wahrheit nicht gepachtet. Fakt ist, dass wir immer noch wenig wissen, wir können nur über mögliche und über wahrscheinliche Entwicklungen sprechen.

Aus den Unsicherheiten folgt, dass Deutschland sich im Geleit mit anderen Staaten auch an überstaatlichen Regelungen beteiligt. (So wie man sich früher an FCKW-Reduzierung und an der Reduzierung grenzüberschreitenden Schwefelemissionen beteiligt hat.)

Eine für den Wähler überzeugende Klimapolitik müsste das nationale Interesse klar benennen, ohne die Beteiligung an überstaatlichen Schritten von vornherein abzulehnen. Das kann nur in Schritten geschehen, die unsere Position in Bezug auf Wirtschaft und Sicherheit nicht verschlechtert. Eine "Vorreiterrolle" oder gar eine "historisch bedingte Schuld" durch frühere Industrialisierung und entsprechend akkumulierten Emissionen können wir mit guten Argumenten ablehnen: Zu Letzterem ist zu sagen, dass die - bisher weniger emittierenden Entwicklungs- und Schwellenländern - von den früheren wissenschaftlichen und technisch-industriellen Entwicklungen profitieren; was damals hier emittiert wurde, nützt auch den ärmeren Ländern. (Besonders China reitet ja auf dem Thema der früher akkumulierten Emissionen von Europa und USA herum, um die eigenen Zunahmen zu rechtfertigen.)

Dieser Beitrag ist zu lang geworden und reagiert nur auf einen Punkt des Berichtes über die Akademie. Was die AfD angeht: Vor zwei Jahren habe ich mehrfach versucht, mit dem Landesverband Kontakt in Sachen Umwelt/Klimadebatte aufzunehmen, dort hat war man nicht interessiert. Das ist insofern schade, weil Klima sowohl in Bezug auf Küstenschutz als auch wegen der vielen Nutzniesser von Windanlagen (- Landbesitzer, Anleger wie auch Produzenten) eine hohe Bedeutung hat; wenn die AfD über Protestwähler hinauskommen will, muss sie differenziert und mit Vernunft argumentieren.

Tiuri

25. September 2019 11:14

Die Akademie war für mich ein herausragendes, Mut machendes Erlebnis. Die Qualität der Vorträge aber auch der anschließenden Debatten war außerordentlich. Vielen Dank.

brueckenbauer

25. September 2019 20:57

Die Idee, dass man eine weltweite Missionsaufgabe habe, ist in keiner Weise spezifisch deutsch; dergleichen haben auch die Schweden, die Juden oder die Franzosen schon geglaubt, wahrscheinlich auch andere Völker.
Ich verstehe den billigen Reiz, da auf eine "deutsche" Fehlkontinuität hinzuweisen; aber es ist halt billig und bedient ohne Not antideutsche Ressentiments..

Heraklit

26. September 2019 10:19

"Es dürstet der rechten Jugend nach einer fundierten Öko-Politik unseres Lagers, die über ein plumpe Dieselhuldigung hinausgeht."

Die rechte Jugend, die sich vom politischen Gegner die Themen diktieren lässt, na wenn das keine großartigen Aussichten sind.

Mich würde da schon eher eine umfassende Analyse der aktuellen medialen Großoffensive erfreuen. Immerhin handelt es sich um die erste wirklich weltweit koordinierte Propagandaschlacht gegen die somewheres. Natürlich kann diese Kampagne nur verstanden werden als Gegenoffensive gegen den 2015/16 erlittenen Deutungshoheitsverlust, weshalb man besonders auf die Methode setzt, die man der AfD, den Brexiteers, Trump, Orban etc vorwirft, also "Angst zu machen". Und natürlich steht diese ganze mediale Kampagne trotz ihrer scheinbaren Allgegenwart auf tönernen Füßen, die Anzahl der Klimagläubigen liegt meines Wissens auch in den westeuropäischen Ländern nirgendwo deutlich über 50% (bei der Jugend natürlich schon, s.o).

Eine Selbstverständlichkeit ist, daß man auch eine vernünftige Umweltpolitik macht, was aber gerade nicht bedeutet, jeder inszenierten Massenhysterie hinterher zu laufen.

Laurenz

26. September 2019 18:41

@die Redaktion, Gast-Dozenten & Teilnehmer. Ist doch schön, wenn Ihr, neben der vielen Arbeit, eine tolle Zeit hattet.
Wir alten weißen Säcke waren bei einem Bettinger-Spezial und Lotta klärte die Unbedarften, soweit möglich, über Götz Kubitscheks Mosaik-Rechte auf.

@Fredy & die Kontroversen.

Fredy hat im Grunde Recht, auch wenn Sein Beitrag, meines Erachtens, zu kurzatmig emotional rüber kommt. Im Gegensatz zur doch recht waghalsigen Analyse von @Nordlicht kann man doch sogenannte deutsche Umwelt-Politik vor allem an Ihrem Versagen festmachen, hier stehen die Grünen als Heimat-Verschmutzer an vorderster Front.
In der Rot-Grünen Koalition von 1998 - 2005 stieg man in Kriege ein, liberalisierte Märkte, beschnitt Arbeitnehmer-Rechte, bestahl die Sozial-Versicherten, begünstigte man Groß-Konzerne, etcetc, aber man war nicht mal in der Lage ein gescheites Dosenpfand einzuführen, geschweige eines gesamt-deutschen Waren-Pfand-Systems.
Die CO2-Klima-Debatte legt leider ein tatsächliches, religiöses Feigenblatt über die wahren Umwelt-Probleme unseres Landes.
Man spielt Theater und läßt ein CSU-"Pet" in Brüssel los, um gegen den Willen einer Mehrheit, Glyphosat weiter zu legalisieren, importiert Mio. neuer Methan-Furzer in unser überbevölkertes Land und versiegelt jeden Tag mehr als einen Fußball-Platz.
Tag für Tag erschallen, wie zu Stalins besten Zeiten, bolschewistische Propaganda-Tiraden aus einer grün angemalten Lubjanka, die den individuellen Personenverkehr zerschlagen wollen. Man sozialisiert diesen schon seit 1990 mit dem falsch konzipierten ICE.
Auf der anderen Seite verstärkte man, auch mit Hilfe der Grünen, immer weiter die Individualisierung des Güterverkehrs, das ist schizophren.
Es muß genau umgekehrt laufen. Hier ist klar erkennbar, daß der einzige Sinn und Zweck der Propaganda-Übung die Beseitigung der Freiheit und Unabhängigkeit des Bürgers als politisches Ziel im gesellschaftlichen Raume steht.
Ewig gestrig agiert unsere bolschewistische Einheitsfront in Berlin.
Umwelt-Politik ist viel weniger komplex als behauptet wird. Vor allem ist sie darauf reduziert, was wir, als kleines Land leisten können und sollte, im Rückblick auf Bismarck, weniger imperialistisch als aktuell vonstatten gehen. Es ist daher nichts gegen die Ambitionen von Herrn Möseneder einzuwenden, aber vielleicht, in Anbetracht der diesbezüglichen mittel-europäischen Politik der letzten 70 Jahre, ausnahmsweise mal mit gebrauchtem Hirn(?).

Ich weiß nicht genau, wie es im Hause der FPÖ aussieht, aber im Falle der AfD fehlt, noch viel mehr als ein Renten-Programm, ein stichhaltiges ausgefeiltes Wirtschafts-Programm.
Wir schlittern in eine nachhaltige Rezession hinein, in die Österreich uns zwangsläufig folgen wird. Wenn in den kommenden Jahren, Monat für Monat zehntausende ihre Arbeit verlieren werden, stehen uns ganz andere Themen ins Haus, als die Lösung der Luxus-Probleme unserer Oberschicht und der hier beheimateten Anywheres.
In den Geld-knappen Zeiten einer Rezession spart man vor allem bei den Liebeleien und dem Luxus ein. Da kann Herr Möseneder froh sein, wenn Er noch den Strom für Seinen Rechner bezahlen kann.
Von daher werden sich die primären Themen, weg von der Umwelt-Religion auf tatsächliche Schwierigkeiten hin verändern. Und wir sollten da etwas Überlegenes aus dem rechten Hut zaubern können.

Lotta Vorbeck

26. September 2019 23:52

@Laurenz, 26. September 2019 - 06:41 PM

"... Und wir sollten da etwas Überlegenes aus dem rechten Hut zaubern können."

__________________________

Genau das ist des Pudels Kern, lieber @Laurenz!

Atz

27. September 2019 11:35

"Dass sie auf keinen Fall deutsch sein wollen, schließt nicht aus, dass ein typisch deutscher Charakterzug für diese Phobie verantwortlich ist."

Und was für Zeichen am Himmel stehn,
Licht oder Wetterwolke,
Sie gehen mit dem Pöbel zwar,
Doch nimmer mit dem Volke.

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