…und manchmal kommen sie aus Italien
Als ich bereits an diesem Artikel sitze, erreicht mich via Lichtmesz’ Twitter-Account ein verstörendes Video, welches die Sängerin Madonna vor wenigen Stunden veröffentlichte. Jener Kurzfilm, mit einer wackelnden Smartphone-Kamera gefilmt und unbeholfen zusammengeschnitten, zeigt die einstige Ikone weiblicher Sexualität, wie sie – offensichtlich nackt – in einer Art Fötusstellung in einer Badewanne hockt.
Während sie die Wärmeregler des Wasserhahnes wie einen Rosenkranz umgreift, blickt die Sängerin aus botoxgespannten Gesichtszügen ausdruckslos in die Kamera und referiert mit nachlässig gespielter Ergriffenheit ein paar austauschbare Vokabeln darüber, dass die Menschen im Angesicht der Corona-Krise alle gleich seien. Es ist ein Sprech, wie er einem tatsächlich überall begegnet: Wir sitzen all in einem Boot, usw. usf.
Es ist ein Bild, welches man ohne Umschweife als unheimlich bezeichnen kann. Ja, wie diese Frau, welche den Namen der Muttergottes trägt, ihren Körper bar jeder Sinnlichkeit in einer milchigen Flüßigkeit badet, während im Badewasser verstreut Rosenblätter treiben und im Hintergrund die abstrakt klingende Musik des Künstlers Brian Eno genauso verzerrt und gleichmütig dahintröpfelt, wie ihre Stimme, hat etwas regelrecht gruseliges.
Diese Endzeitvision einer verfallenden Pop-Ikone reiht sich ein in ganzes Panoptikum unwirklich erscheinender Aufnahmen, die das visuelle Mosaik der vergangenen Wochen bilden. Es sind Videos von Polizisten in Seuchenschutzkleidung, die wahlweise in eine Suhler Asylunterkunft einrücken, oder anderswo Jagd auf “Quarantänebrecher” machen. Es sind aber auch die Aufnahmen der auf die Flure verteilten Siechenden in den Krankenhäusern des mediterranen Europa, die jetzt immer häufiger an die Öffentlichkeit gelangen – hektisch umhereilende Krankenschwestern, dazwischen immer wieder herzzerreißendes Husten und der pfeifende Rhythmus der Beatmungsmaschinen.
Dem gegenüber soll die Image-Kampagne der Wiener Polizei, die in Formation durch die leergefegte Innenstadt tuckert und einen heimeligen Schlager aus den Lautsprechern dröhnen lässt, wohl Vertrauen erwecken; tatsächlich erscheint sie wie das verzerrte Spiegelbild der Militärkonvois aus Bergamo, welche die Toten bei Nacht ins nächste Krematorium transportieren.
Kurzum, ohne die Pittoresken weiter in die Länge zu ziehen: Worüber Theodor Adorno und Max Horkheimer in ihren Aufsätzen über die Kulturindustrie schrieben und was Walter Benjamin in seinem Aufsatz über “Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit” zu berichten wusste, mag wohl dahingehend seine Richtigkeit haben, dass die Wirkung zwischen der Realität und ihrer medialen Aufbereitung durchaus eine wechselseitige ist; das würde zumindest erklären, weshalb man sich dieser Tage bisweilen wie in einem Kinofilm vorkommt.
Wo aber das Leben schon wirkt wie ein schlechter Film und das Madonnen-Video wie eine gescheiterte Hommage an den mit dem Bizarren liebäugelnden Klassik-Pomp Paolo Sorretinos, kann ich im Zweifelsfall nur empfehlen, zum Original zu greifen. Namentlich zur Fortsetzung der vom Letztgenannten geschaffenen Serie “The Young Pope”, welche ich an dieser Stelle bereits vor gut zwei Jahren kürte.
Zugegeben, ich gehe ein gewisses Risiko ein, weil ich “The New Pope” noch nicht bis zum Ende geschaut habe, doch was ich in den ersten Folgen bisher sah, gibt keinerlei Anlass dazu, an Sorretinos Weltrang zu zweifeln. Der Bombast, der Witz, die Melancholie – alles das ist wie in allen seinen Werken auf eine schamlose, wundersame Weise miteinander verwoben – aufgespannt auf die ewig-junge, ewig-greise Kulisse Italiens.
Zum Inhalt der Serie möchte ich nicht allzu viele Worte verlieren, sie knöpft jedenfalls mehr oder weniger direkt an die Handlung der Vorgängerstaffel an. Nur soviel: Nachdem den von mir als Gegenpapst gefeierten Pius XIII. ein ungewisses Schicksal ereilte, hat auch ein gewisser Franziskus einen Auftritt von angemessener Intensität in den heiligen Hallen des Vatikans. Allein diese Schelmerei genügt eigentlich schon, um Sorrentino als 141. Sonntagshelden und damit zum zweiten Mal zu bekränzen.
Wer also ein Impfmittel gegen die sich pandemisch ausbreitende Dystopie benötigt, dem sei “The New Pope” wärmstens ans Herz gelegt.
Lotta Vorbeck
Die Virus-Diktatur: Verschwörung gegen die Freiheit
21.03.2020 - 14:42 (aktualisiert 21.03.2020 - 15:40)
Von Uli Gellermann
Draußen vor der großen Stadt Berlin, dort wo die Havel breit daher fließt und die Fähre nach Kladow trägt, an diesem Ufer wurde der Wanderer zum Aussätzigen: In Abständen von wenigen Minuten rissen drei Frauen, die ihm begegneten, panisch Tücher vor ihr Gesicht.
Der Wanderer war und ist gesund. Doch die Frauen vermuteten in ihm offenkundig einen Seuchenträger, einen, der ohne Schutzmaske frei herumlief und der sie bestimmt gleich krank machen würde. Auch wenn ein paar Meter sauberer Luft sie von ihm trennten und er ihnen weder die Hand geben noch sie umarmen wollte.
Virus ist kommunistisch!
Argwöhnisch wurde der Wanderer auch in der U-Bahn belauert, vorsichtig saßen die Passagiere der Bahn weit voneinander entfernt. Ein Zeitungsverkäufer war ganz sicher: Das Virus ist kommunistisch! Warum? Weil es aus China kommt! Eine dicke Überschrift in der BZ schreit: Eröffnung des neuen Flughafens durch Corona gefährdet! Als ob das Virus schon seit Jahren unterwegs sei. Der Wanderer lacht, das macht ihn verdächtig in einer Öffentlichkeit, die Furcht trägt.
Ab heute wird zurückgeschlossen!
Der Corona-Klassenkampf: Vor dem Virus ist nicht jeder gleich
Die laute Stadt ist leise geworden. Auf Zehenspitzen versucht sie, dem Virus zu entkommen. Angst greift um sich, als ob sie gesund wäre. Drinnen, in den Hinterzimmern der Politik, werden die lauten Töne gefertigt, Schreie für den Jahrmarkt der Verbote: Wer verbietet mehr? Noch liegt der Söder-Brüller an der Spitze: Ab heute wird zurückgeschlossen! Ausgangssperre in Bayern, das wird den Virus aber einschüchtern! Dem politischen Wettbewerb geht es nicht um mehr Geld für Krankenhäuser sondern darum, wer mehr Geld für „die Wirtschaft“ feilbietet.
Schutzmaßnahmen gegen Lobbyisten?
Die Sitzungen im Bundestag sollen nur noch mit „Abstand und Schutzmaßnahmen“ stattfinden. Abstand zu den Inhalten? Schutzmaßnahmen gegen Lobbyisten? Der Kanzleramtschef Helge Braun droht: "Samstag ist ein entscheidender Tag, den haben wir besonders im Blick". Denn wenn die Bevölkerung an diesem Samstag nicht freiwillig zu Hause bleibt, dann kommen die Ausgangssperren. Braun bekam ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung für ein Medizinstudium. Promoviert hat er über "Herzrasen während einer Operation". Warum ihm der Senat der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, die Bezeichnung Honorarprofessor verliehen hat, weiß niemand. Vielleicht doch als Krönung einer Karriere, die 1989 in der Jungen Union begonnen hat?
Ramelow betet für Regen
Reisefreiheit, Konsumfreiheit, Bewegungsfreiheit galten als praktische, individuelle Freiheiten in der System-Konkurrenz. Die Konkurrenz ist weg. Jetzt herrscht in Bayern der Ausnahmezustand. Söder sperrt den Bürgern den Ausgang und in Thüringen regiert Ministerpräsident Bodo Ramelow von den LINKEN. Der betet um Regen. Denn "Es ist einfach notwendig, jetzt das öffentliche Leben gegen Null zu fahren". Um das zu erreichen, betet Ramelow "zum lieben Gott, dass es regnet, dass es den ganzen Tag regnet". Denn bei Regen, so denkt Ramelows Gott, da bleiben die Leute zu Hause. Einst war die Linkspartei oppositionell. In Zeiten der Virus-Diktatur ist Opposition anscheinend nicht opportun.
Alle Deutschen genießen Freizügigkeit
Deutsche „Anomalie“: So viele Infizierte, relativ wenige Todesfälle - warum?
Da war doch was: Das Grundgesetz. Das garantierte einst im Artikel 11 „Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet“. Ja, aber, sagen die Beschränker, etwas weiter unten stünde auch, das Gesetz könne eingeschränkt werden. Zur Bekämpfung von Seuchengefahr und auch „zum Schutze der Jugend vor Verwahrlosung“. Bund und Länder werden am Sonntag in einer Telefonschalte über die Frage von weiteren Ausgangssperren abstimmen. Wenn der Virus nicht durchs Telefon kriecht. Die Verwahrlosung der Jugend durch Schulschwänzen und Freitags-Demonstrationen für die Umwelt ist schon gebannt. Die Luft wird von selbst besser, wenn weniger Menschen unterwegs sind.
Null die Strom- und Wasserwerke?
Im Namen der Gesundheit wird die Freiheit abgeschafft. Und die Verschwörung kommt nicht düster, sondern klinisch weiß daher: Je mehr Verbote desto gesünder ist das Land. Wer sich an die Spitze der Verbote setzt, kann die nächste Wahl gewinnen. In dieser Konkurrenz liegt die sächsische AfD ganz vorn, es sei „perfide, angesichts der Corona-Pandemie Tausende Bürger weiter in ihren Betrieben arbeiten zu lassen und gesundheitlichen Gefahren auszusetzen“. Nicht weit davon entfernt der grüne Ministerpräsident in Baden-Württemberg: "Wir müssen unser Land jetzt herunterfahren - bis fast auf Null“. Bis auf Null die Strom - und Wasserwerke? Auf Null die Busse und Bahnen? Auf Null das Grundgesetz, denn Freiheit geht nur durch Zwang, sagt die neue Dialektik.
Quelle: https://de.sputniknews.com/kommentare/20200321326652080-die-virus-diktatur-verschwoerung-gegen-die-freiheit/