Es ist die erste IfS-Akademie nach der Stigmatisierung des Instituts durch VS-Haldenwang als »Superspreader« von Haß und Hetze. Er markiert uns, wie Institutsgründer Götz Kubitschek formulierte, »als Kranke, unsere Arbeit als krankhaft, unsere Botschaft als etwas gefährlich Ansteckendes. Er warnt die Gesunden, er schlägt unsere Isolierung vor und hofft auf Immunisierung des Gesellschaftskörpers«.
Das alles wird von Haldenwang in einer Sprache und mit einem Duktus vorgetragen, der schaudern ließe – nähme man diese willfährigen Dienstleistungen, die er seinen Oberen leistet, ernst, arbeitete man sich an ihnen ab.
Das IfS hat sich für einen anderen Weg entschieden: Wir bleiben uns und unseren Veranstaltungen treu und bleiben »Superspreader« von konservativer Theorie- und Bildungsarbeit, die sich nicht an Apparatschiks der zweiten Reihe des Mainstreams austobt, sondern das zu analysierende, zu gestaltende große Ganze im Blicke behält.
In diesem Sinne ist das Akademiethema 2020 zu verstehen. Es lautet: »Staat und Ordnung«.
Altbewährte wie neue Referenten werden zu entscheidenden Fragen des Zusammenlebens vortragen. Wir haben ein Leitthema wie »Angriff auf die Substanz« auf die Tagesordnung gesetzt, bei dem gefragt wird, wie es Dinge zu verteidigen gelte, die sich zu erhalten lohnen – in Zeiten der Auflösung aller Dinge, der Unterminierung jedweder nachhaltiger Substanz.
Auch der Problematik der »Antiordnung« widmen wir uns: Wir leben in ihr und müssen zusehen, wie sie sich mehr und mehr festigt. Sodann zu einer Schlüsselfrage in Zeiten allgegenwärtiger liberaler Dekadenz und Entortung: »Ist die Gesellschaft noch formierbar?« Was anfangen mit einer Masse, die zwischen Konsum und Unterhaltungsindustrie ihr ganz persönliches Ende der Geschichte gefunden zu haben scheint, geschehe politisch, was wolle?
Diese Fragen drängen sich von selbst auf, zumal in Verhältnissen, in denen Max Webers »stahlhartes Gehäuse« der Hörigkeit schlagend ist. Auch diesen Komplex gehen wir an, wobei insbesondere die Wege dorthin nachgezeichnet werden müssen, die über Rationalisierung bzw. Entzauberung führen. Das Bedürfnis nach Sinngebung durch Intellektuelle wird ebenso kritisch untersucht, wobei sich im weiteren ein Ausblick auf die Infragestellung der Ordnung durch den anhaltenden und forcierten Legitimitätsverlust des weißen Mannes aufdrängt.
Staat und Ordnung werden aber auch durch weitere ideologische Kämpfe unterminiert. Identität findet nicht mehr kollektiv statt, als Rahmen des Eingebundenseins in eine Ordnung gemeinschaftlicher Werte, Bezüge und Vorstellungen; Solidarität wird nur abstrakt eingefordert (mit den Märkten, mit den Banken, mit Refugees, mit wemauchimmer), während die Grundlagen jedweder wirkmächtiger Solidarität – Vertrauensräume, ethnokulturelle Gemeinsamkeiten, regionale Strukturen des Zusammenhalts usw. – abgetragen und/oder in ihrer Relevanz geleugnet werden.
Daher sprechen wir nicht zuletzt über »Identität und Solidarität« als der wesensgemäßen »Dialektik des Staates«. Das Duo Identität und Solidarität wird in diesem Sinne als Basis jenes Denkens umrissen, das im Staat und der Staatspolitik einen zentralen Hebel und Rahmen zugleich für gemeinschaftliches und identitätsbezogenes Zusammenleben in einer stabilen Ordnung begreift.
Fest steht: Mit dem »gesunden Menschenverstand« alleine wird diese nicht erkämpft. Ein besonders mit Spannung erwarteter Vortrag konzentriert sich daher auf »Das Ende der Sachlichkeit«. Hierbei werden »Staat und Zivilgesellschaft im Sog der Moralisierungspropaganda« beschrieben und verbliebene mögliche Auswege skizziert.
Jenseits der Vorträge gibt es – wie immer – abendliche Gesprächsrunden, Sport und ausreichend Gelegenheit zum Austausch. Auf dem Rittergut Schnellroda kann man in den Veranstaltungspausen Bücher erwerben und mit dem Verlegerehepaar Ellen Kositza und Götz Kubitschek, Autoren der Zeitschrift Sezession und natürlich den Referenten des Instituts für Staatspolitik ins Gespräch kommen. Am Samstagabend gibt es zudem in kleineren Kreisen die Gelegenheit für Gespräche und Debatten in drei Arbeitsgruppen; wir vertiefen dort markante Einzelthemen und streiten über zugespitzte Thesen.
Die Hörerbeiträge werden von uns – bei einiger Kraftanstrengung – weiterhin niedrig gehalten. Wer Geld verdient, bezahlt für zwei Übernachtungen, Vollpension und alle Vorträge 100 €, alle anderen bezahlen 50 €.
Die Akademie ist Teilnehmern unter 35 Jahren vorbehalten. Aufgrund der Corona-Bestimmungen können wir lediglich insgesamt 90 Teilnehmer zulassen. Es kommt also einmal mehr darauf an, rasche Entscheidungen zu treffen.
Anmeldungen sind ausschließlich über anmeldung(at)staatspolitik.de möglich. Bei etwaigen Fragen, die telefonisch geklärt werden müssen, empfiehlt sich zu den bekannten Bürozeiten die Nummer 034632–904396.
brueckenbauer
Alle Moden kehren wieder. Die Mode der Sehnsucht nach "Staat und Ordnung" ist mir aus der Zeit um 1960 erinnerlich (der Terminus "Formierung" natürlich auch). Sollte das Zitat einer solchen früheren Mode nicht wenigstens mit einem leichten spielerisch-ironischen Touch vorgetragen werden?
Ehrlich gesagt, geht es mir da wie der Frau aus dem Märchen vom Jungbrunnen: Ich habe keine Lust, wieder jung zu werden, wenn das impliziert, dass ich alle Jugenddummheiten wiederholen muss. Meine Frage ist eher: Wie bauen wir (ein paar illusionslose und nicht-nostalgische Leute) uns ein halbwegs akzeptables Leben in der Wildnis - jenseits von Staat und Ordnung - auf?