Auch hier wird hemmungslos gelogen und manipuliert, daß sich alle Balken biegen, und die deutschsprachige Presse schreibt wie immer von ihren amerikanischen Kollegen ab, ohne auch nur einen Hauch von Eigenrecherche oder kritischer Distanz. In der österreichischen Kronen-Zeitung hört sich das so an:
Zwei Punkte geben zur Sorge Anlaß. Erstens hat der Präsident mehr denn je Zweifel am korrekten Ablauf der Wahl und den Konsequenzen danach gesät. Er erging sich in der düsteren Andeutung: “Das wird kein gutes Ende nehmen.” Der Präsident wich sogar der Frage aus, ob er auf seine Anhänger einwirken würde, friedlich eine knappe Niederlage Trumps zu akzeptieren. In die gleiche Kategorie fällt zweitens Trumps Weigerung, sich von weißen Rassisten zu distanzieren. Ganz im Gegenteil. Er signalisierte gewalttätigen Gruppen aus seinem Fan-Lager, etwa den “Proud Boys”: “Haltet euch zurück – und haltet euch bereit!”
Das ist also im wesentlichen die Story: Trump habe sich nicht nur geweigert, sich von “weißen Suprematisten” zu distanzieren, er habe sie auch noch angestachelt. Was ist wirklich passiert? Es ging Trump erneut darum, ein falsches Framing abzuweisen, in diesem Falle eines, das die Behauptung als gegeben hinnimmt, daß Gewalt von weißen Rassisten tatsächlich ein virulentes Problem sei. Dies wurde ihm von dem offenkundig parteiischen Moderator Chris Wallace aufgenötigt, und wie immer, wenn man versucht, ihn zu gängeln, wich Trump aus und bemühte sich um ein Re-Framing.
Der Wortwechsel lief so ab:
Chris Wallace:
Sie haben den Vizepräsidenten [Biden, nach seinem früheren Amt unter Obama] wiederholt kritisiert, weil er nicht ausdrücklich die Antifa und andere linksextremistische Gruppen beim Namen genannt hat. Aber sind Sie heute Abend bereit, die weißen Suprematisten und Milizen zu verurteilen und zu sagen, daß sie sich zurückhalten und nicht zur Gewalt in etlichen dieser Städte beitragen sollen, wie wir es in Kenosha und in Portland gesehen haben?But are you willing tonight to condemn white supremacists and militia groups and to say that they need to stand down and not add to the violence in a number of these cities as we saw in Kenosha and as we’ve seen in Portland?
Die Lüge war schon in die Frage selbst eingewickelt. In Kenosha und Portland gab es Randale, die sich über mehrere Tage erstreckten und die ausschließlich auf das Konto von Antifa und BLM-Anhängern gingen. Vereinzelte Bürgerwehren, die aufgetaucht waren, hatten sich rein defensiv verhalten, und von einer Symmetrie von linker und rechter Gewalt oder gar einer Dominanz der letzteren kann hier keine Rede sein.
In Kenosha, wo die Bezirksverwaltung die Nationalgarde zu Hilfe rufen mußte, um die Geschäfte und Wohnhäuser der Stadt vor Brandstiftern und Plünderern zu schützen, hatte der 17jährige Kyle Rittenhouse in eindeutiger Notwehr zwei Antifas (beide vorbestrafte, weiße Kriminelle) erschossen, die ihn attackierten, und einen weiteren verletzt, der eine verdeckte Pistole auf ihn gerichtet hatte. In Portland wurde gar der 39jährige Trump-Anhänger Daniel Aronson von einem Antifaschisten ermordet, der danach im Schußwechsel mit der Polizei getötet wurde.
Der Journalist Michael Tracey, einer der wenigen verbliebenen Linken, die sich noch um nüchterne und objektive Lageeinschätzungen bemühen, schrieb auf Twitter:
Für jemanden wie mich, der zwei Monate lang über die Folgen dieser größten Unruhen seit mindestens 50 Jahren berichtet hat, könnte diese endlose, illusorische Fixierung auf angeblich organisierte “weiße Suprematisten”-Gruppen nicht absurder sein. Es ist zu 99% eine mediale Erfindung, die völlig losgelöst von der Realität ist.
Auch Tucker Carlson widerlegte mit klaren Worten die absurde Behauptung, an den Randalen wären “weiße Suprematisten” schuld oder auch nur signifikant beteiligt:
“White Supremacy” soll also die größte Gefahr für unser Land sein. Wie kann das sein? Sieht so aus, als hätten Horden von weißen Suprematisten gerade Minneapolis niedergebrannt, und dann Kenosha. Sie haben Portland und anschließend Seattle verwüstet. Sie haben in Louisville auf Polizisten geschossen. Sie haben Wendy’s abgefackelt und Wanky’s leergeräumt. Sie haben öffentliche Denkmäler in Atlanta und San Francisco zerstört. Sie haben Kriegsdenkmäler in Washington verunstaltet. Sie haben Macy’s in der Innenstadt von Chicago geplündert. Ebenfalls in Chicago haben weiße Suprematisten hunderte Afroamerikaner ermordet. Überall wo diese bigotten Rechten hinkamen, haben sie rassistische Graffiti auf Gebäude gemalt und schlafende Bürger in ihren Heimen bedroht.
Was die massenweise ermordeten Afroamerikaner in Chicago angeht, so ist auch dieser Bericht von Fox News so feige, nur anzudeuten, aber nicht explizit festzuhalten, daß die allermeisten Täter selbst Schwarze sind.
Ann Coulter schrieb mit gewohnter Schärfe:
Nach vier Monaten Plünderungen, Brandstiftungen, zerschlagenen Scheiben, Vandalismus, Drohungen, tätlichen Angriffen, Messerstechereien und Schießereien durch Black Lives Matter und die Antifa, ist das erste, was den Medien in den Sinn kommt … Trump dazu zu nötigen, “weiße Suprematisten” zu verurteilen!
Wie schon beim Phantom der “russian collusion”, unterstützt auch hier das FBI nach Kräften die Propagandalüge , daß die “größte Gefahr für tödliche Gewalt” in den USA von “weißen Suprematisten” ausgehe. Sie deckt sich in keiner Weise mit den Erfahrungen, die in den letzten Monaten zigtausende Amerikaner mit linksextremer Gewalt gemacht haben.
Trump ignorierte die in die Frage eingewickelten Falschbehauptungen, und antwortete zunächst nur auf den ersten Teil der Frage, ob er bereit wäre, weiße Suprematisten und Milizen zu verurteilen:
Donald Trump:
Natürlich, ich bin bereit, das zu tun.
Das genügte Wallace allerdings nicht, er wollte einen klaren Sprung durch den Reifen. An diesem Punkt verwies Trump auf die faktische Realität.
Wallace:
Sind Sie nun konkret bereit dazu?Trump:
Ich würde sagen, fast alles, was ich sehe, kommt von links und nicht von rechts.Wallace:
Aber was sagen Sie tatsächlich?Trump:
Ich bin gewillt, alles zu tun. Ich will, daß es Frieden gibt.Wallace:
Nun, dann tun Sie es, Sir.Joe Biden:
Sagen Sie es, tun Sie es, sagen Sie es.Trump:
Nennen Sie mir Namen, sagen Sie mir, wen ich Ihrer Meinung nach verurteilen soll.Wallace:
Weiß-suprematistische und rechte Milizen.Biden:
Proud Boys.Trump:
Proud Boys, haltet euch zurück und haltet euch bereit (“stand back and stand by”). Aber ich sage Ihnen, jemand muß etwas gegen die Antifa und die Linke tun, denn das ist kein rechtes Problem sondern ein linkes…
Das “stand back” schloß offensichtlich an das “stand down” von Wallace an, das “stand by” füttert nun die feuchtesten Träume der linken Medien und wird von ihnen als Scharfmacherei und Drohung hingestellt.
Nun sind die “Proud Boys”, wie jeder weiß, der sich auch nur ein bißchen mit ihnen und der “Altright” und deren softerer Variante “Alt-Lite” beschäftigt hat, alles andere als “weiße Suprematisten”. Im Gegenteil handelt es sich hierbei um eine betont gemischtrassige Gruppe, deren teils farbige Wortführer (wie ihr jetziger Chef Enrique Tarrio) sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit von “Rassismus” und “weißer Suprematie” distanzieren (z.B. hier und hier). Dennoch dienen sie, ähnlich wie hierzulande die Identitären, den Medien als Buhmann für alle Art von Panikmache vor einer “rechten” Gefahr.
Gegründet im Trump-Siegesjahr 2016 von dem schillernden Provokateur, ehemaligen Punk, VICE-Mitbegründer und Rebel-Media-Reporter Gavin McInnes als Antwort auf die Exzesse der “Social Justice Warriors” und die Übergriffe der Antifa auf MAGA-Anhänger, sind die Proud Boys kaum mehr als ein gemäßigt politisch unkorrekter, zum Libertären neigender Spaßverein, der ein halbironisches Macho- und Rocker-Image pflegt (hier kann man sich durch ihre chaotischen Aktivitäten durchwühlen).
Dummerweise ließen sich einige von ihnen auf Schlägereien mit der Antifa ein, was zu etlichen Verhaftungen, Anklagen und in bislang zwei Fällen zu Haftstrafen wegen “attempted gang assault, attempted assault and riot” führte (siehe dazu diese Kritik eines “weißen Nationalisten”). Seit diesen Urteilen ist es eher still um die Truppe geworden, und McInnes, der von Facebook, Twitter, Youtube und anderen Plattformen verbannt wurde, hat sich inzwischen von ihr getrennt. Ihr Anteil an den Randalen dieses Jahres ist mikrosopisch klein und auf ein paar vereinzelte Mitglieder beschränkt.
Das sollte genügen, um klarzumachen, daß die “Proud Boys” nur die Rolle des Buhmanns im Kasperltheater spielen sollen. Trump behauptet inzwischen (unglaubwürdigerweise), sie gar nicht zu kennen und hat seine explizite Verurteilung inzwischen nachgeholt:
Ich verurteile den KKK, ich verurteile alle weißen Suprematisten, ich verurteile die Proud Boys. Ich weiß nicht viel über die Proud Boys, fast nichts, aber ich verurteile das.
Das ist indes beileibe nicht das erste Mal, daß Trump eine solche Verurteilung ausspricht,was die Medien hartnäckig zu vergessen scheinen. Michael Tracey kommentierte:
Trump hat die Prämissen der “DISTANZIEREN SIE SICH???”-Fragen fünf Jahre lang abgelehnt, weil sie praktisch immer in böswilliger Absicht gestellt werden. Und der Begriff “weißer Supremacist” ist bis zur Unkenntlichkeit ausgedehnt worden, wen genau soll er nun also “verurteilen”?
Darüberhinaus hat Trump unlängst angekündigt, den Ku-Klux-Klan, von dem es noch ein paar jämmerliche, von FBI-Agenten infiltrierte Grüppchen gibt, mitsamt der Antifa zur “terroristischen Organisation” erklären (und damit verbieten) lassen zu wollen. Dies geschah im Rahmen eines vollmundigen Nikolaus-Wundertüten-Programms, das ihm schwarze Wählerstimmen bringen soll.
Es versteht sich von selbst, daß Wallace Biden nicht zu ähnlichen öffentlichen Distanzierungsbekundungen von linksextremen Gruppen nötigte. Biden behauptete sogar, nach einem Muster, das wir auch hierzulande kennen, “Antifa sei eine Idee, keine Organisation, keine Miliz.”
Trump:
Sie veralbern mich wohl.Biden:
Das hat sein eigener FBI-Chef gesagt.Trump:
Nun, wissen Sie was, dann liegt er eben falsch.Biden:
Jedermann in Ihrer Regierung sagt Ihnen die Wahrheit, es ist eine schlechte Idee. Sie haben keine Ahnung von nichts.Trump:
Wissen Sie was, Antifa ist eine gefährliche, radikale Gruppe.
Was natürlich stimmt. Biden hat hier pures Gaslichtern betrieben, was zur Strategie der rechten Geisterbeschwörung dazugehört, nicht anders als in Deutschland.
Gregory Hood von American Renaissance kommentierte:
“Antifa” ist ein Markenname, hinter dem sich linke Gruppen verbergen. Diese Gruppen existieren jedoch wirklich. Sie sind nicht nur eine “Idee”. Es gibt konkrete Antifa-Gruppen, mit konkreten Anführern und konkreten Finanzierungsquellen. Sie nennen sich selbst “Antifa”, weil das besser klingt als “Anarchisten” oder “Kommunisten”. Die Journalisten wissen, daß es Antifa-Gruppen gibt. Sie haben die Antifa häufig selbst als eine Gruppe bezeichnet. CNN zum Beispiel tat dies 2018 und 2020. CNN berichtete konkret über die Gruppe “Rose City Antifa” im Jahr 2019.VICE hat sich 2018 mit der Antifa zusammengetan. Andy Ngo hat unter großem persönlichen Risiko bestimmte Personen und Gruppen ausgeforscht. Und nun erwartet Mr. Biden, daß wir ihm abkaufen, daß solche Gruppen gar nicht existieren.
Wenn nun im Zuge der Randale und des Versagens der staatlichen Ordnungskräfte vermehrt Bürgerwehren in den Städten auftauchen wie etwa die “Armed Citizens to Protect Our Lives and Property” in Kenosha (“Bewaffnete Bürger zum Schutze unseres Lebens und Eigentums”) oder wenn sich Gruppen wie die Proud Boys aktiv gegen Antifaterror wehren, dann geraten sie sofort ins unerbittliche Visier des Staats- und Medienapparates, der gierig danach ist, der Öffentlichkeit endlich, endlich gewaltbereite Rednecks und “white supremacists” zu präsentieren. Und wenn diese nicht in der gewünschten Form auftauchen, muß eben wie üblich gelogen, verzerrt und diffamiert werden.
Die Position der Medien und der Demokraten sei letztendlich folgende, so Ann Coulter:
Der Antifa muß es erlaubt sein, ohne jegliche Einmischung Unruhe zu stiften. Wir haben die Antifa von Staatsanwälten und Bürgermeistern befreit, und jetzt werden wir sie von individuellen Amerikanern befreien. Deshalb wird jeder, der Unschuldige vor der psychotischen linken Gewalt verteidigt, als “weißer Suprematist” verdammt werden.
Hier zeichnen sich künftige Eskalationen ab, die sehr, sehr böse enden könnten.
Der_Juergen
Als jemand, der die Ereignisse in den USA mit angehaltenem Atem und sehr viel Bitterkeit (über den mangelnden Mut Trumps und den Verrat vieler seiner vorgeblichen Unterstützer) verfolgt, kann ich Lichtmesz zu diesem und dem vorhergehenden Artikel nur beglückwünschen. Eine prägnantere Darstellung auf so begrenztem Raum kann ich mir nicht vorstellen. Hoffentlich wird Lichtmesz auch künftig solche Analysen liefern, nicht zuletzt für jene, die des Englischen nicht ausreichend mächtig sind, um amerikanische Sendungen voll zu verstehen.