No one likes us – we don’t care!
Fußball liegt mir thematisch – im Gegensatz zu den Kollegen Kaiser und Schick – eher nicht. Nur dort, wo er das Politische zumindest peripher streift, tritt der Rasenballsport gelegentlich mal in meinen Alltag und damit in diese Kolumne ein.
So auch diese Woche – da gab es in der englischen Premierleague gleich zwei Vorfälle – einen für’s Auge und einen für die Ohren. Allerdings muß ich bei der nun folgenden Heldenkür gleich eine Einschränkung vornehmen. Diese betrifft konkret den Kandidaten Jamie Vardy, der sich durch diese Aktion normalerweise einn Kränzlein verdient hätte.
Ein Torjubel, eine eingesprungene Blutgrätsche, ein splitternder Eckfahnenmast und eine Regenbogenflagge, die in den Dreck klatscht – hübsch eigentlich und für so einen launigen Sonntagsartikel vollkommen ausreichend. Ich bin ja voll dafür, sich als Rechter eine gewisse spontane Begeisterungsfähigkeit zu bewahren; deshalb sprang auch bei mir sofort dieser gewisse “einer von uns!”-Reflex an, als ich das Video sah. Pustekuchen, wie sich bei kurzer Recherche rasch herausstellte.
So wie der Dichter nicht immer Herr der eigenen Worte ist, so mag auch in den handelsüblichen Rundlederklopper gelegentlich ein wilder Geist einfahren. Anders kann ich es mir jedenfalls nicht erklären, wie jemand einerseits in einem Akt weißer Selbsterniedrung für die schwarze Identitätsbewegung “Black Lives Matter” in die Knie gehen und andererseits mit einer solchen herzhaften Wollust auf die Regenbogenfetzen eindreschen kann, mit der das Globohomo-Imperium seine Claims im Stadion abgesteckt hat.
Vardy kann also als bloßes Gefäß des angelsächsischen Furors, sein Eckfahnen-Tritt alskleine Randnotiz abgehakt werden, thematisch bleiben wir aber beim hündischen Herumgerutsche auf dem geplagten Fußballerknie – denn die eigentlichen Sonntagshelden dieser Woche kommen aus Millwall.
Nach mehreren Monaten Seuchenschluß auf der Tribüne hatte man sich dort nämlich auf eine allmähliche Rückkehr zum Stadionalltag gefreut: 2000 Fans verfolgten am vergangenen Wochenende das Spiel gegen Derby County. Allerdings: Auch dieses sollte mit der üblichen Unterwerfungsgeste beginnen, die in großen Teilen des Publikumssports längst Usus geworden ist.
Nun sind die Fans des FC Millwall durchaus nicht unbekannt für ihren Hang zu rechtsoffenem Rowdytum – nicht umsonst gastierte bereits ein prominentes Mitglied unter dem Schlachtruf “Fuck you, I’m Millwall!” in dieser Kolumne. Daß es also keine gute Idee ist, dieser Bande nach monatelangem Stadionentzug vor dem Anpfiff noch schnell ein paar Sekunden Political Correctness zuzumuten, darauf hätte man eigentlich kommen können.
Kam man aber nicht und so nahm das Unheil seinen Lauf: Die weißen Spieler fielen auf Pfiff des Schiris in die Pose der Knechte, die schwarzen Spieler blieben stehen und reckten die Faust zum Panthergruß in die Luft und die Tribüne fing lauthals an zu buhen und wollte sich nicht mehr so richtig einkriegen. Den ganzen Vorgang kann man hier nachvollziehen.
Natürlich ist das ein Sturm im Wasserglas. Keiner dieser Fans wird seinem Verein für diese Unverschämtheit ernsthaft den Rücken kehren. Die Tribünen werden auch weiterhin genau so gut gefüllt sein, wie die Verantwortlichen es erlauben, die Spieler werden auch weiterhin das Knie beugen, solange sie dafür bezahlt werden und die Flaggen des Imperiums werden auch in Zukunft für sich beanspruchen, das Spielfeld zu begrenzen.
Aber irgendwo in dieser ganzen gutgeölten Mechanik klemmt doch noch ein bißchen Restinstinkt für das Eigene, ein bißchen Rückgrat, das anderswo längst weichgeschmort und gelatiniert ist; und einen Sonntagnachmittag lang kann das auch mal genug sein.
Laurenz
Naja, wohl fühlten sich die Spieler nicht gerade, und sahen sich unsicher um zu sehen, wie denn die Mitspieler reagieren.
Ich persönlich habe nichts dagegen, wenn sich Fußballer hinknien, schwarze, weiße oder kotz-grüne. Es sind für mich eh nur Gladiatoren, die sich prostituieren. Da hat jeder Nutte mehr Anstand im Leib. Fußballer und Fußball-Anhänger rekrutieren sich aus dem charakterlichen Abschaum des gesamten Planeten. Es hat sich in über 2.000 Jahren nichts geändert. Es fehlt leider nur noch der Daumen-Entscheid.