Auch im akademisch rückgebundenen Zentralorgan des bürgerlichen, tendenziell CDU/CSU-freundlichen Transatlantismus, der Zeitschrift Internationale Politik, dringt dieser Trend des Zeitgeistes vor.
Jan-Werner Müller trägt in der neuen Ausgabe des »Magazins für globales Denken« (Nr. 2, März/April 2021) Thesen zur Identitätspolitik zusammen – sie sind ein interessantes Beispiel für einen universitären Zugang, der dem meist infantilen wie hysterischen Gepolter der »woken« Claqueure eine Art wissenschaftliche Basis beigesellt.
Müller ist nicht irgendwer: Als Roger Williams Straus Professor of Social Sciences an der weltweit hochgeachteten Princeton University, Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin und am Excellenscluster »SCRIPTS« an der Humboldt- sowie Freien Universität, ebenfalls Berlin, ist er einer der einflußreichsten Denker des neuen hegemonialen Liberalismus mit globaler Reichweite. Wer ihn dennoch nicht kennt, sei daran erinnert, daß Müller auch der bekannteste (deutschsprachige) akademische Gegner des populistischen Phänomens ist – eine mehrfach aufgelegte IfS-Studie ging bereits auf sein Wirken ein.
Hat Müller insofern Recht, als daß jede populistische Erscheinung auch eine Reaktion auf die herrschende Praxis von (repräsentativer) Demokratie und (gesellschaftlichem, wirtschaftlichem oder politischem) Liberalismus ist, so scheint sein Diktum, wonach »Populismus an sich nicht demokratisch, ja der Tendenz nach zweifelsohne antidemokratisch ist« politisch interessengeleitet. Müllers Ansatz lief ja darauf hinaus, den Populismus (unabhängig seiner stark variierenden konkreten Erscheinungsform) außerhalb des Bereichs des Akzeptierbaren zu stellen.
Hervorhebenswert erscheint insbesondere sein Versuch, den angenommenen Antipluralismus der Populisten als besonders unredlich darzustellen. Müller wirft Populisten vor, einen »moralischen Alleinvertretungsanspruch« zu beanspruchen. Mit Verweis auf Jürgen Habermas betont Müller in einer Analyse, daß Demokratie ohne Pluralität nicht zu haben sei. Was Populisten eine, so Müller pauschalisierend, sei der Anspruch, exklusiv das Volk zu vertreten, während sich alle anderen Akteure aufgrund des Allmachtsanspruchs ausgeschlossen sehen würden. In der logischen Konsequenz sind Populisten demzufolge Antidemokraten.
Der zentrale Aspekt, den Müller verkennt, ist freilich, daß diese Vorwürfe vor allem auf ihre Urheber zurückfallen und somit wenig zu einer genuinen »kritischen Theorie des Populismus« beizutragen hätten. Denn es ist schwer bestreitbar, daß gerade das Kriterium des »moralischen Alleinvertretungsanspruchs« exakt gegenläufig zu diagnostizieren wäre.
Schließlich agiert, um das deutsche Beispiel aufzurufen, die politische und mediale Führungsschicht des Landes in bezug auf AfD, IfS, Ein Prozent und Co. – sprich: das rechtsalternative Feld inner- wie außerhalb der Parlamente – insbesondere mit moralischer Beweisführung: Die Auszugrenzenden werden wie »Unberührbare« vom sogenannten Diskurs ausgeschlossen (das ist offen antipluralistisch), bei Koalitionsüberlegungen von vornherein exkludiert (das ist latent antidemokratisch) und ferner mit pejorativen bis offen diffamierenden Attributen versehen (das ist moralpolitische Entgrenzung).
Der »moralische Alleinvertretungsanspruch« kennzeichnet demzufolge nicht, wie Müller offensiv ablenkend meint, »die Populisten«, sondern vielmehr »die Herrschenden«. Es ist in den letzten Jahren ihr eherner Grundkonsens geworden und stellt einen Umstand mit Tragweite dar, den populistische Protestparteien oder ‑bewegungen mangels konkreter Einflußmöglichkeiten auf ihre Art und Weise gar nicht durchsetzen könnten, selbst wenn sie in ihrer momentanen Bewegungsphase, die in der Post-Trump, Post-Salvini- oder auch Post-Migrationskrise-Phase deutlich abklingt, eigene Unterscheidungskriterien (etwa das »gute Volk« gegen eine »korrupte Elite«) vertreten mögen.
Müller bedient sich ironischerweise dabei genau jener Art und Weise, die die Entstehung von Populismen geradezu begünstigt, die en bloc speziell »gegen die belehrende Art der liberalen Politik« opponieren, »bei der der Einzelne als Schüler betrachtet wird, der von einer Elite erzogen werden muss« (Bernd Stegemann). Ein Vorwurf an Müller wäre es in diesem Sinne, sich als Wissenschaftler zum akademisch beglaubigten Sprachrohr ebenjener erzieherischen Elite zu stilisieren, womit wir wieder bei seinen aktuellen Thesen zur Identitätspolitik angelangt wären.
Müller springt für diese neue Identitätspolitik in die Bresche, indem er sieben (kritische) Thesen zu ihr »auf den Prüfstand« stellt, besser gesagt: indem er versucht, sie in wissenschaftlichen Jargon gekleidet zu widerlegen. Aufschlußreich ist einleitend sein Versuch, die Kritik an Identitätspolitik zu delegitimieren; das erinnert an seine Generalabsage an populistische Elemente.
»Lautstarke Kritik an Identitätspolitik« sei als Versuch zu verstehen,
die Artikulation wichtiger Ansprüche von Menschen, die bisher keine oder zumindest keine starke Stimme hatten, mit einer universalistisch aufgeputzten Sprache abzuwehren – anstatt sich auf diese Ansprüche zunächst einmal einzulassen.
Man fragt sich, in welchen Sphären sich der Autor bewegt, wenn ihm anscheinend entgeht, daß die »Ansprüche« der woken Identitätspolitik, also primär die »Ansprüche« von alimentierten »LGBTQ+«- oder »BiPoC«-Aktivisten, längst durch umfassende Förderungsstrategien seitens des Establishments beantwortet werden, daß man sich also mehr als nur auf sie »einläßt«.
Ob Öffentlich-Rechtliche oder Konzernmedien, Schulbücher oder moderner Fußball: Seit Jahren findet ein Vormarsch entsprechender Ideologen statt, und ihr Anspruch auf mehr »Sichtbarkeit« meint heruntergebrochen die Forderung nach noch besser bezahlten »Jobs« qua Zugehörigkeit zu einem Empörungszweckverband, der danach trachtet, noch seine zaghaftesten Kritiker wegzusäbeln.
Dieses erfolgreiches Prozedere könnte man »Cancel Culture« nennen. Aber Müller läßt diesen Gedanken nicht zu, im Gegenteil: Er warnt davor,
sich rechte amerikanische Kampfbegriffe wie Cancel Culture zu eigen (zu) machen.
Ja, Cancel Culture, diese Erfindung rechter Amis. Daß gestern (25. März) der Youtube-Kanal von »Wir klären das« gelöscht wurde, nachdem man dort über – horribile dictu – Cancel Culture berichtete, ist sicher auch nur »ein Zeichen mangelnder Fantasie«.
Unser #Youtube-Kanal wurde heute morgen ohne plausible Gründung gelöscht. Unser letztes Video setzte sich noch mit der Gefahr der #CancelCulture auseinander. #Meinungsfreiheit https://t.co/O7wv6U76b5
— Wir klären das! (@WirKlaerenDas) March 25, 2021
Aber Müller macht sich diese Argumentationsweise der formierten Identitätspolitikblasen eben bewußt zu eigen und kritisiert, wie sie, alle erdenklichen Skeptiker des identitätspolitischen Furors, darunter Gesellschaftswissenschaftler wie Wolfgang Streeck, Historiker wie Andreas Rödder, Dramaturgen wie Bernd Stegemann oder auch Soziologen wie Andreas Reckwitz.
Bei letzterem stößt Müller wohl auf, daß dieser in seiner Analyse des »apertistisch-differenziellen Liberalismus« der Jetztzeit (apertistisch: öffnend) nicht ausreichend Verständnis für Black Lives Matter (BLM) und andere Identitätspolitik-Akteure aufbringt. Müllers Verklärung der BLM-Szene gipfelt in einer unverhüllten Apotheose:
Man fordert am Ende ein eigentlich selbstverständliches Grundrecht ein: nicht von der Polizei erschossen zu werden.
Diese (selbst)gefällige, pseudohumanistische und moralpolitische Attitüde zielt meines Erachtens darauf ab, Kritiker von BLM und Co. außerhalb des Sag- und Tragbaren zu stellen – wie »die Populisten« (siehe oben). Denn wer nach einem solchen Aufschlag noch BLM kritisiert, könnte sich implizit so dargestellt sehen, als ob er das Grundrecht auf Nicht-Erschossen-Werden unterminieren möchte.
Dabei geht es natürlich bei BLM nicht um diese tatsächliche Selbstverständlichkeit, sondern um handfeste Interessen zur Durchsetzung eigener ideologischen Ziele; anders gesagt: Die Selbstverständlichkeit wird als Instrument eingesetzt, um ebenjene handfesten Interessen unangreifbar zu machen.
Müller hingegen versucht nicht, Gegenpositionen verstehbar zu machen, um sie dann zu kritisieren, sondern er erklärt ihre Beweggründe schlichtweg für nichtig. Das betrifft speziell rechtsorientierte Strömungen:
Rechte identitäre Politik verlangt auf den ersten Blick auch Schutz – etwa vor “Umvolkung”. Aber sie kann nicht plausibel machen, worin Diskriminierung oder Leiden hier eigentlich bestehen sollen; es werden gar keine Identitäten angegriffen.
Tatsache: Die ohnehin von innen erodierenden Identitäten werden durch die fortschreitende Vereinheitlichung der Welt und eine unverhohlene Multikulturalisierung mindestens Europas nicht angegriffen, sondern aufgelöst, was man freilich nur dann beanstanden kann, wenn man einen positiven Identitätsbegriff beansprucht und nicht, wie Identitätspolitiker, reale oder konstruierte Identität als bloßes Vehikel zur Interessendurchsetzung materiellen und machtpolitischen Charakters einsetzen würde.
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Kann Jan-Werner Müllers Aufschlag in der Internationalen Politik unter Umständen als ein Beispiel für einen relativ alten, weißen Forscher gedeutet werden, der sich an die akademische Spitze der jung-woken Bewegung setzen will, um nicht selbst dem Säuberungs- und Diversifizierungswahn seiner Jünger zu verfallen (weshalb verzichtet Müller eigentlich nicht auf einen seiner wissenschaftlichen Renomeeposten, um dort eine nichtbinär-pansexuelle, schwarz-asiatische Antifaschistin »sichtbarer« werden zu lassen?), kann Armin Pfahl-Traughber als ein Beispiel für ein vorsichtiges Schlingern um das Identitätspolitik-Problem herum gelten.
Kurz: Der eine will gefallen, um dabei bleiben zu dürfen, indem er sich selbst an die akademische Spitze des Trends setzt; der andere will den Furor kritisieren, wobei ihm primär die Nähe seines untersuchten Gegenstands zu »rechten« Denkmustern in den Sinn kommt, um seiner Kritik die notwendigen Anti-rechts-Weihen zu verleihen.
Daher diagnostiziert Pfahl-Traughber, ein Schnellroda daueroberservierender Stammautor der Plattform »Blick nach rechts« und Professor an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, in Die Zeit (v. 18.3.2021) eine »Gefährliche Nähe« zwischen linker Identitätspolitik und rechtem Denken.
Genretypisch für seine Textart ist das vermeintlich einfache Erklären komplexer Sachverhalte:
Es gibt eine Identitätslinke, und es gibt eine Identitätsrechte. Es gibt aber auch eine Soziallinke.
Ja nun, dafür bedarf es keines Artikels. Pfahl-Traughber will aber gar nicht zuvörderst durch derartige Banalitäten punkten, sondern Äquidistanz herstellen. Das gelingt ihm nicht, denn der Identitätslinken spricht er Legitimität zu, der Identitätsrechten spricht er sie ab:
Die Identitätslinke will sich für Minderheiten engagieren, die in der Gesellschaft diskriminiert werden. Dazu gehören Diverse, Homosexuelle, Muslime oder Schwarze.
Womit er schlechterdings das entscheidende Axiom der postmodernen Linken für bare Münze nimmt, anstatt dieses als Wissenschaftler ideologiekritisch aufzudröseln. Aber es geht ja um den guten Zweck, wohingegen die Rechten einen solchen nicht kennen:
Welche Positionen vertritt demgegenüber die Identitätsrechte? Sie behauptet, sich für die Interessen des ganzen Volkes einzusetzen, wobei es meist um die Verteidigung von Privilegien geht – die Beschwörung einer “nationalen Identität” verdeckt nur die besondere Interessenlage.
Wie wäre es damit: Die positive Bezugnahme auf nationale Identität als gemeinschaftsförderndem Faktor verdeckt nicht die »besondere Interessenlage«, sondern ist eine solche? Mit derlei nicht unerheblichen Kategorienfragen hält sich der Wissenschaftler von Welt nicht auf. Er kommt zu seiner Parallelisierung, die keine sein will:
Auch wenn ihre inhaltlichen Differenzen zu einer Identitätsrechten offen zutage liegen, so lassen sich doch formale Gemeinsamkeiten erkennen, die längerfristig eine nicht ungefährliche Wirkung entfalten könnten. Oder mit einem Wort der Philosophin Susan Neiman: »Linke Identitätspolitik öffnet nicht nur Türen, sie öffnet ganze Häuser der Rechten.«
Pfahl-Traughber erläutert den (identitätspolitisch wohl eigentlich up-to-daten?) Zeit-Lesern eine Binsenweisheit:
Die Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft gelten ihnen prinzipiell als diskriminierend, die Angehörigen der Minderheitskulturen entsprechend als diskriminiert. Beides erscheint dann als Essenz der Gesellschaft, was aber in dieser Allgemeinheit nicht der sozialen Wirklichkeit entspricht. Darüber hinaus tendiert die Identitätslinke dazu, die Eigenschaften und Besonderheiten einer bestimmten Kultur festzuschreiben.
Teil 1 ist korrekt, Teil 2 wäre der Identitätslinken, würde sie diesen Umstand nicht so verstiegen und ins Groteske gewendet artikulieren, nicht vorzuwerfen.
»Eigenschaften und Besonderheiten einer bestimmten Kultur« sind in der Tat nicht auf immer und ewig statisch festgeschrieben oder determiniert; aber sie prägen und konstituieren erst den relativen Nationalcharakter, machen die bewahrenswerte, einstweilen noch realexistierende Vielfalt der »Völkerpsychologie« (Andreas Vonderach) überhaupt spannend und garantieren die Vielgestaltigkeit der Welt gegenüber dem Konstrukt eines menschheitsunmittelbaren, aus tradierten Verhältnissen losgelösten oder »emanzipierten« Individuums.
Pfahl-Traughber setzt ungeachtet entsprechend naheliegender Einwände fort:
Der identitätsbezogene Antirassismus behauptet nicht, dass die Hautfarbe keine Bedeutung mehr haben solle, ganz im Gegenteil. Vielmehr neigen Identitätslinke dazu, die Gesellschaft anhand der Hautfarbe in eine diskriminierte und eine diskriminierende Gruppe einzuteilen.
Das mag so sein und macht die postmoderne Identitätspolitik so penetrant. Aber das Problem löst man ja nicht, indem man dieser kämpferischen Interessenpolitik Rationalismus und Individualismus entgegenhält, sondern indem man beispielsweise postuliert, daß man ihr nicht entgegenkommt, sie nicht frei gewähren läßt, ihr keine Resonanzräume verschafft – wofür gewiß eine umfassende Kehre in Politik, Medien und Gesellschaft nötig wäre, aber das ist sie ohnehin, Identitätspolitik hin oder her.
»Zudem kursiert unter Identitätslinken«, setzt Pfahl-Traughber seine Aufklärungsarbeit fort,
die Auffassung, jede Berufung auf Menschenrechte erfolge von einem “überlegenen Standpunkt” aus. So wäre auch hier die Homogenität einer Gruppe wichtiger als die Einhaltung von Menschenrechten.
Er verkennt dabei, daß die Menschenrechtsauffassung, wie wir sie aus der sogenannten »westlichen Welt« kennen und wie sie seit 1789/93 expansiv vertreten (und global verbreitet) wird, tatsächlich westlichen Ursprungs ist und der genuin europäischen Aufklärung als Epoche der genuin europäischen Geistesgeschichte entsprungen war.
Alain de Benoist weist daher seit Jahrzehnten darauf hin, daß man angesichts der globalen Vielfalt an zirkulierenden Menschenbildern besser von »kulturkreisspezifischer Menschenwürde« sprechen sollte anstatt von »universellen Menschenrechten«. Ruft man letztere nicht nur als (gewiß legitime) Wunschvorstellung aus, sondern als zu erreichende globale Pflicht, nimmt man das Beiwort »universell« ernst und stülpt sie als »Westler« geistig, volklich und/oder religiös anders konstituierten Kulturräumen auf, käme ein Werte-Imperialismus zu sich selbst – und das kam dieser in der Geschichte oft genug. Die Folge waren in der Regel Interventionskriege unter Anrufung und bei Nutzbarmachung menschenrechtsuniversalistischer Theoreme.
Dies festzustellen mag für einen Establishmentschreiber eine »gefährliche Nähe« naheliegend erscheinen lassen. Doch trifft dies nicht den Kern des Problems. Es ist vielmehr so, daß die pseudokollektive Identitätspolitik von links die Kehrseite einer hyperindividualistischen Gesellschaft ist, gewissermaßen eine grundfalsche, hysterische Überreaktion auf Auflösungs- und Vereinzelungsprozesse in Tateinheit mit berechnender Interessenpolitik – hybride Identitätskonstruktionen als Geschäftsmodell des woken Karrierismus.
Und auch die Beschwörung der »Spaltung der offenen Gesellschaft« führt nicht dorthin, ist – einerseits – die zeitgenössische liberale Gesellschaft doch bereits von sich aus und naturgemäß mannigfaltig gespalten (kulturell, religiös, klassenbezogen, ethnisch usf.) und bleibt – andererseits – das Idealbild einer »offenen Gesellschaft« selbst eine ideologisch motivierte Projektion, keine reale Bestandsbeschreibung.
In dieser Kritik des universalistischen Einerleis sieht Pfahl-Traughber »formale Gemeinsamkeiten von Identitätslinken und Identitätsrechten« aufscheinen, und:
Was Antiuniversalismus und Menschenrechtsrelativismus angeht, sind sie sich trotz unterschiedlicher ideologischer Vorzeichen leider einig.
Abgesehen davon, daß »leider« als Wertung eines Wissenschaftlers ein wenig deplaziert wirken könnte, kann auf eine solche gleichsetzende Art und Weise bei frappierender Ignoranz der unterschiedlichen zugrunde gelegten weltanschaulichen, anthropologischen und geistigen Paradigmen wirklich alles irgendwie parallelisiert werden.
Berührungspunkte findet man immer, wenn man sich einen kleinen Teil einer Theorie oder Ideologie vornimmt und diesen exklusiv mit einem passenden, ebenso kleinen Teil einer Theorie oder Ideologie, von dem man ausgehen kann, daß sie sich partiell überschneiden, vergleicht.
Das alleine rechtfertigt keine Nähe-Zuschreibung und zeigt lapidar, daß sich die Establishment-immanenten Kritiker der Identitätspolitik nicht (zu)trauen, ihr entsprechendes Werk zu verrichten, ohne sich gleichzeitig mit einer Hufeisentheorie für politiktheoretisch Arme »gegen rechts« abzusichern.
Der erfolgreiche Vormarsch aggressiver Identitätspolitik von links ist das Resultat der Unfähigkeit der bis dato hegemonialen »Mitte«. Deren akademische Vertreter wählen vorauseilende Subordination (Jan-Werner Müller) oder lavierende Äquidistanz (Armin Pfahl-Traughber). Beides vergegenständlicht eine Kapitulationserklärung des Geistes.
Laurenz
@BK
Diesmal ist der Artikel etwas schwieriger zu lesen & zu verstehen, ließ sich wohl nicht vermeiden.
Wenn ich Ihre Recherche & Analyse über diese linken Papierverschwender lese, ob die nun Müller oder Hanswurst heißen, so macht mich das wütend.
"den Populismus (unabhängig seiner stark variierenden konkreten Erscheinungsform) außerhalb des Bereichs des Akzeptierbaren zu stellen."
Wer definiert das Akzeptierbare?
Desweiteren geht mir der latente Rassismus des Herrn Müller auf den Sack. Diese linke Minderheiten-Repräsentanz wider die Mehrheiten, existiert nur dort, wo Weiße Menschen leben, die nur ein achtel der Erdbevölkerung -, also selbst eine eklatante globale Minderheit darstellen. Es leben mehr Schwarze, & noch mehr Asiaten, als Weiße auf dem Planeten. Müller ist ein "anti-paleface"-Rassist.
Die linke Denklogik basiert nachwievor auf der ewig gestrigen "Weltrevolution", man möchte über den gesamten Planeten herrschen. Da ist es dann egal, ob sich der Neger in Europa oder Afrika aufhält, Hauptsache ist, daß man selbst zu den Herrschenden gehört.