Die von mehr als 50 bekannten Film- und Fernsehschauspieler aus Deutschland und Österreich – darunter Jan-Josef Liefers, Ulrich Tukur oder Heike Makatsch – getragene Protestaktion #allesdichtmachen , die sich auf satirische Weise gegen die staatliche Corona-Politik wendet und ihren kopflosen Aberwitz durch bizarr anmutende Zuspitzungen zur Kenntlichkeit entstellt, wird an den meisten Sezession im Netz-Lesern nicht vorübergegangen sein – zu groß war der Einschlag und zu schrill die verbalen Gegenattacken der verbissen Linientreuen auf die kurzen Videos.
Also strenggenommen kein wirkliches Fundstück; dennoch ist so manches Video der im Vergleich zu Liefers, Tukur und Makatsch etwas weniger bekannten Kollegen sowie der ganze Rummel um #allesdichtmachen mit seinen Folgen einen zweiten Blick wert.
Da wäre beispielsweise Bernd Gnanns in schönstem Schwäbisch vorgetragene Definition davon, was »Angscht« und was »Schiß isch«:
Oder Nina Gummichs Befreiung von der eigenen Meinung:
Oder Nadine Dubois süffisante Kritik an bourgeoiser Arroganz:
Ich habe jedenfalls mehr als nur einmal herzhaft gelacht – ohne Frage die bisher gewitzteste und hörbarste Kritik aus dem etablierten Kulturbetrieb an der Corona-Politik der Regierung.
Aber dieser Erfolg hat seinen Preis; denn solch ein Ausscheren, das eine derartige Aufmerksamkeit erzeugt, sorgt bei den zutiefst Verbissenen für Hyperventilation. Manch einer mag wohl auch zuviel von sich selbst in den Überspitzungen erkannt haben.
Das Springerblättchen Bild hat hier einige dieser Reaktionen zusammengetragen:
Deutschlands bekannteste Schauspieler kritisieren die Corona-Politik
Dahingehend ist die Aktion ein Gradmesser für eine aufgeheizte Gesellschaft und hat genau das zutage gefördert, was die Videos anprangern: Eine vollkommen vergiftete Diskussionskultur, in der das fest auf Linie stehende Lager nicht mehr dazu fähig geschweige denn Willens wäre, Nuancen in der politischen Positionierung zu erkennen – streberhaft, aufgezogen wie eine Spannfeder.
Es ist vollkommen offensichtlich, daß Jan Josef-Liefers und seine Kollegen nicht zu unserem Milieu gehören und auch nicht in Schnellroda ein- und ausgehen. Alle saßen sie, zumindest bis gestern noch, fest im Establishment-Sattel. Und daran wird sich im großen und ganzen nichts ändern. Das kurz nach der Veröffentlichung und beim ersten aufkommenden Gegenwind jämmerliche Zurückrudern einiger Schauspieler wie Heike Makatsch verdeutlicht das – schnell wieder zurück ins Trockene:
Ich distanziere mich klar und eindeutig von rechtem Gedankengut und rechten Ideologien. Schon immer. Ohne Frage. Ich erkenne die Gefahr, die von der CoronaPandemie [sic!] ausgeht und will niemals das Leid der Opfer und ihrer Angehörigen schmälern und sie womöglich dadurch verletzen. Sollte das geschehen sein, so bitte ich um Verzeihung. Ich habe durch Kunst und Satire den Weg gewählt. Die Veränderung unserer Gesellschaft aufzuzeigen und Raum zu schaffen, für einen kritischen Diskurs. Ich finde es wichtig, unsere nicht mehr wieder zu erkennende Welt auf irgendeine Art zu spiegeln oder zu kommentieren. Wenn ich damit rechten Demagogen in die Hände gespielt habe, so bereue ich das zutiefst,
gab Makatsch auf Instagram bekannt.
Auch das im Vergleich zu Makatsch etwas abgeschwächtere Distanzieren von Jan-Josef Liefers im Nachgang konterkariert die eigene Aktion, speziell das Video von Jens Wawrczeck:
Schweigen oder zumindest ein simples »Nein« ob der hanebüchenen Vorwürfe hätte #allesdichtmachen wahre Größe verliehen, wäre ein Akt gewesen, der von Haltung gezeugt hätte, von der der Kulturbetrieb so gerne schwadroniert. Geschehen ist jedoch der Gang nach Canossa. Nun bleibt ein schaler Beigeschmack.
Indes begann am Montag den 19. April am Ort der RAF-Prozesse in Stuttgart-Stammheim einer der wichtigsten Gerichtsprozesse gegen Linksextremisten der letzten Jahre.
Auf dem Weg zu einer Querdenken-Demo am 16. Mai vergangenen Jahres waren die drei alternativen Gewerkschaftler von Zentrum Automobil Andreas Ziegler, Ingo Thut und Jens Dippon von Linksextremen hinterhältig überfallen und schwer verletzt worden. Ziegler lag im Koma, aus dem er nach einem Monat glücklicherweise wieder erwachte. Seitdem ist er auf dem Weg der Besserung.
Hier hatte ich den feigen Angriff für Sezession im Netz beleuchtet
Der mutmaßlichen Täter, zwei junge Männer, stehen nun vor Gericht. Die »Prozeßbeobachtung Linksextremismus« begleitet das Verfahren und hat zum Auftakt des Prozesses ein Video veröffentlicht, in dem der Angriff noch einmal nachgezeichnet und weitverzweigten Strukturen von IG Metall bis Antifa dargelegt werden:
Auch das Bürgernetzwerk Ein Prozent e.V. berichtet live vom Prozeß:
Prozess gegen Antifa-Angreifer beginnt
Vor Ort ist alles wie zu erwarten: Linke Gruppen haben zu Protesten aufgerufen, dutzende augenscheinlich Linksextreme stehen vor dem Gerichtsgebäude, inklusive eindeutiger Botschaften wie ›Nazis angreifen‹ auf den Bannern. Aufgrund der Corona-Auflagen dürfen nur sieben Journalisten dem Prozess beiwohnen. Wir, genauso wie viele andere, werden hinausgebeten. Einige Fotografen der ›Roten Hilfe‹ hingegen werden hereingelassen,
berichtet Ein Prozent vom ersten Verfahrenstag.
Die Verstrickung ebenjener »Roten Hilfe« in die gewalttätige, linksextreme Szene und die Unterstützung ihrer Stuttgarter Ortsgruppe für die beiden Angeklagten hat der Welt-Journalist Marcel Leubecher in folgendem lesenswerten Artikel dargelegt:
Wie die linksradikale Szene ihre Gewalttäter fördert
Derweil ziehen Linksextreme eine Spur der Verwüstung durch Mitteldeutschland: Eine »rechte« Immobilie nach der anderen wird verwüstet oder in Brand gesteckt.
Haben Sie mitbekommen, dass es Angriffe in Apolda gab, dass in Ronneburg eine Konzerthalle abgebrannt ist, dass in Schmölln ein Fitnessstudio durch einen Brand vernichtet wurde, dass in Sonneberg ein Waldgasthof niedergebrannt wurde oder dass in einer Kneipe in Eisenach ein Sprengsatz explodiert ist und man das Anschlagsvideo danach stolz im Internet präsentierte? Wahrscheinlich nicht, denn die Opfer wurden als Rechtsextremisten eingestuft. Einzig der brutale Überfall auf den Chef der NPD-Jugendorganisation schaffte es in die Wahrnehmung der Medien,
listet Ein Prozent die Anschlagsorte im lesenswerten Artikel »Linke Anschlagsserie – Medien & Politik« hier auf. Mittendrin die »Rote Hilfe Leipzig«:
Wir stehen als Rote Hilfe für einen strömungsübergreifenden Ansatz. In diesem Sinne ist uns bewusst, dass Antifaschismus vielfältig sein muss. Wir wollen verschiedene Ansätze und Praxen nicht bewerten oder gegeneinander ausspielen. Entscheidend ist für uns damit eben nicht, ob sich Menschen friedlich oder militant für antifaschistische Ziele engagieren.
Es darf aber nicht unter den Tisch gekehrt werden, dass der Anlass der Kampagne die Festnahme von Lina ist, der vorgeworfen wird, zusammen mit anderen Angriffe auf Rechtsradikale verübt zu haben. Ob diese Vorwürfe zutreffen, ist für uns an dieser Stelle nicht relevant.
Der Staat geht hier gegen militanten Antifaschismus vor, und allen Unterzeichner*innen sollte dies bewusst sein. Die Unterstützung der Kampagne sollte ein sichtbares, hörbares Eingeständnis sein, dass wir militanten Widerstand für legitim und notwendig halten, und dass wir uns nicht entsolidarisieren, weil wir wissen, dass die staatliche Repression alle handelnden Antifaschist*innen treffen kann.
An dieses Eingeständnis sollten sich die unterzeichnenden Initiativen erinnern, wenn sie daran gemessen werden. Unsere Mittel und unsere Ziele stehen nicht im Einklang mit dem bürgerlichen Staat. Wenn ihr auch alle linx seid, dann lasst euch nicht von diesem spalten!
Solidarität mit Lina! Auf zu neuen Taten!
Dieser unmißverständliche Aufruf und eindeutige Solidarisierung mit der vermutlichen Strippenzieherin etlicher linksextremer Anschläge Lina Engel wurde vor zwei Tagen auf dem einschlägigen Portal indymedia.org veröffentlicht. Die Eskalationsspirale wird von linker Seite munter weiter gedreht. Reaktionen oder eine Thematisierung von Medien oder etablierter Politik, Fehlanzeige. Es regiert das Schweigen im Walde.
Zurück zum Prozeß: Bereits am ersten Prozeßtag kam es zu einer coronabedingten Verschiebung. Erst nächste Woche soll es weitergehen. Es bleibt abzuwarten, ob die Justiz hier eine harte Strafe gegen die Gewalttäter fällt oder wie so oft mit zweierlei Maß mißt.
Ersteres wäre den Opfern Andreas Ziegler, Ingo Thut und Jens Dippon zu wünschen.
Der_Juergen
Ich habe vor einiger Zeit mit Genugtuung zur Kenntnis genommen, dass sich Sezession mit dem von Antifa-Verbrechern zusammengeschlagenen jungen Fahrlehrer von der NPD solidarisiert hat, und zwar ohne rituelle Distanzierung von seinen Ansichten. Allen Opfern des linken Terrors gebührt unsere Solidarität. Viele der Opfer sind natürlich Mitglieder oder Anhänger der AFD. Wenn @imagine auf einem vorigen Strang die Unverschämtheit hatte, die AFD-Leute, die ja nicht nur physische Angriffe, sonden auch Berufsverbote oder ihre gesellschaftliche Ausgrenzung riskieren, pauschal als "Opportunisten" zu betiteln, wirft das grelles Licht auf den Charakter eines Mannes, von dem ich überzeugt bin, dass er noch nie in seinem Leben für seine Überzeugungen gelitten hat. Zuerst wetterte der Mann auf diesem Forum gegen die Corona-Skeptiker und beschimpfte Prof. Bhakti, doch als er merkte, wie isoliert er damit dastand, wandelte er sich über Nacht zum Kritiker des Corona-Terrors. Und sein Alter Ego @Skeptiker, angeblicher Leiter einer Lungenklinik, deren Namen er leider niemals nannte, ist zumindest zeitweilig verstummt. Hoffentlich folgt @Imagine seinem Beispiel bald.